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Dresdner Journal : 20.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-20
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 20.12.1893
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1893. M295. Mittwoch, den 20. Dezember, abends. Bestellungen Aus das „Dresdner Journal" für dar nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. DO Pf. angenommen für Dre-de«: bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für U»-»ärtS: bei den betreffenden Postanst alten »um Preise von 3 M. «ömzl. Expedition des Dresdner Journals. lZwingerstraße Nr. 20, in der Nähe de« neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 20. Dezember. Ihre Kaiser!, und -Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von 'Toscana ist heute Vormittag hier eingetroffen und hat im Königl. PalaiS am Taschenberge Wohnung , genommen. ! Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem unbesoldeten Stadtrath und Friedensrichter Voetzsch in Frohburg das Ritterkreuz 2. Classe vom - AlbrechtSorden zu verleihen. Dresden, 18. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Privatdozent an der Universität zu Halle a. S. 0r. xd. Friedrich David Heinrich Zimmern zum außerordentlichen Professor für Assy- nologie in der philosophischen Fakultät an der Uni versität zu Leipzig ernannt worden. Wekanntrncrchung, Nachträge zur Arzneitaxe und zur thierärzt lichen Arzneitaxe auf das Jahr 1894 betr. Zu der durch die Verordnungen vom 15.December 'MI — Seite l28 und 129 des Gesetz- und Ver ordnungsblattes vom Jahre 1891 — eingeführten zwölften Auflage der Arzneitaxe und siebenten Auflage der chierSrztttchm Arzmttoxe für da« Königreich Sach sen sind Nachträge auf das Jahr 1894 aufgestellt und an die Apotheker, sowie an die Bezirksärzte und Be- zirkSthierärzte des Landes verlheilt worden. Unter Hinweis auf die Vorschrift in 8 l der ungezogenen Verordnungen wird dies mit dem Be merken andurch bekannt gewacht, daß diese Nach träge in der Hofbuchdruckerei von C. C. Mein hold u. Söhne hier und zwar der Nachtrag zur Arzneitaxe für 25 Pf. und der Nachtrag zur thier ärztlichen Arzneitaxe für 15 Pf. käuflich zu haben sind. Dresden, am 15 December 1893. Ministerium des Innern, II. Abtheilung. v. Charpentier. Körner nichtamtlicher Teil. -ele-rapyifche und telephonische Nachrichten. Sprot tau, SV. Dezember. (D. B. Hd.) Die Influenza nimmt hier einen rasch n, besorgt»«- err,groben Bei lauf. Innerhalb der letzten 24 Stund-n sind zahlreiche ToseSfälle vorgekommen. Brüssel, 19 Dezember. (D B Hd) Trotz gegenteiliger Behauptungen der französischen Blätter melden heute auch die hiesigen Zeitungen, daß Frankreich ein Gegenstück zu den Befestigungen von Malmeky zu schaffen die Absicht habe, indem eS bei Givet ein gleich großes Lager eröffnet. Wie die Zeitungen melden, find die Berhand- lungen der Postverwaltung von Belgien mit der von Deutschland wegen einer telephonischen Verbindung zwischen Brüssel und Köln nunmehr in der That wieder ausgenommen worden. Bern, 19 Dezember. (W.T.B.) Der BundeS- rat wird den französischen Anarchisten Bitterlin, welcher in Chaur de AondS anarchistische Flug- blätter verbreitete, auSweisev. Kopenhagen, 19. Dezember. (D. B. Hd.) Nach einer Meldung auS Lübeck ist der Schoner , Ingolf", der am 11. November von hier nach Schwartau abgegangen war, noch nicht an seinem Zielpunkt angekommenz man befürchtet, daß daS Schiff untergegangen ist. Christianis, 19. Dezember. (D B Hd) Ein Rundschreiben deS Justiz- und Polizeidepar- tementS macht bekannt, daß zur Zeit nur noch Rußland, mit Ausnahme der Häfen am Nord- polarmeere und am Weißen Meere, Rnmänien, Ungarn, Galizien und Bukowina, die asiatische Türkei und die Häfen am Roten Meere als ckoleraverseucht zu betrachten find. (Fortsetzung der Telegramme in der zweiten Beiloge.) Dresden, 20. Dezemb-r. Der Plan einer anderweiten Ordnung der Finanzwesens des Reiches. I. ,. wabr ist «. '« ist Schaden Und Schade dab ei wahr ist. Shakespeare; Hamlet. H. » Im nachstehenden wenden wir uns an da« große Publikum und gegen die Bewegung, welche von unmittel bar Beteiligten, sowie von einzelnen po irischen Parteien zu dem Zweck« hervorgerufen worden ist und im Gange erhalten wird, um oie bekannten neuen, eigentlichen Steuervorlagen und infolge davon auch den Plan eiuer auderwert«» Ordnung de« Fiaautwesen» d^» Reiches zum Falle zu bringen Wie kaum besonders betont zu werden braucht, treten wir dieser Bewegung nur insoweit entgegen, als man dabei — was leider hinsicht lich der Mehrzahl der betreffenden agitatorischen Bemüh ungen der Fall — über die reine Verneinung nicht hinauskommt, bez soweit man sich höchsten» auf verein zelte, der Oberfläche entnommene, nicht incinanderareifende Gegenvorschläge beschränkt. — Von diesem Gesichts punkte au« bitten wir rie sülzenden Erörterungen zu be urteilen. Verfassungsmäßig ist bekanntlich das Reich wegen der von ihm zu bestreitenden Aue gaben aus die von ihm zu erhebenden indirekten Bezüge, insbesondere auf die ihm überlassene indirekte Besteuerung verwiesen Den Fehl betrag, welcher sich nach Maßgabe des alljährlich aufzu stellenden Haushaltspläne« gegenüber dieser Einnahme quelle ergäbt, haben die Einzelstaaten zu decken durch Beschaffung der nötigen Barmittel, die sie nach Verhält nis der Zahl ihrer Bevölkerungen aus den ihnen zu- stehenden eigenen Einnahmen, namentlich durch Erhebung der ihnen überlassenen direkten Steuern aufzubringen haben, d. h. durch die von ihnen, den Einrelstaaten, zu leistenden Matrikulardeiträge. Diese Ordnung ist durch die berühmte Frankensteinsche Klausel und ein zelne der nachfolgenden Reichsgesetze in der Weise abgeändert worden, daß den Einzelstaaten al» Beihilfe zur Bestreitung ihrer wirtschaftlichen Bedürfnisse überhaupt, der Reinertrag bestimmter, vom Reiche zu erhebender indirekter Abgaben (der Zölle, der TabakSbesteuerung, der Branntweinverbrauchs abgabe samt deren Zuschlägen und von Reichsstempelab- gaben), die man mit der allgemeinen Bezeichnung „Über weisungsabgaben" oder „Überweisungen" zusammenfaßt, zu gewiesen worden ist, jedoch wiederum mit der Einschränk ung, daß von den Erträgnissen der Zölle und der Ta- bakSbesteuerung dem Reiche jährlich 130 Millionen M. zu verbleiben Haden. — Schon von Anfang an hat sich hieraus eine nach und nach immer schärfer hervorgetretene Unruträglichkeit entwickelt: Da der festzuhaltcnde orvnungs- mäßige Geschäftsgang «S mit sich bringt, daß Lie Abrech nung zwischen den Einzelstaaten und dem Reiche über den wirklichen Eingang von den betreffenden indirekten Abgaben (den effektiven oder Ist Eingang von denselben) erst in dem auf jede» Etatsjahr folgenden zweitnächsten Jahre stattfinden kann, so ist hierdurch ein unsicherer, hier und da vurch eine gewisse Unklarheit sich kennzeichnender Zu stand in der Finanzwirtschast der Einzelstaaten geschaffen worden, indem die Einzelstaaten zur Zeit der Auf stellung des ReichShauShaltsetats niemals sicher zu über blicken in der Lage gewesen sind, wie sich die Höhe der von ihnen au« ihren Mitteln dem ihnen kunvgegebenen Haus- haltSetat gemäß bereitzustellendcn Matrikulardeiträge zu den nach der späteren Berechnung ihnen in Wirklichkeit (effektiv) zufiießcnden Überweisungen stellen werde. So lange nun, wie in einer Reihe der jüngst verflossenen Etat- Perioden der Fall gewesen, die sich herausstellenden Beträge der Überweisungen die Matrikulardeiträge — mitunter erheb lich — überstiegen haben, ist es minder schwer geworden, Aber die gedachten Unzuträglichkeiten sich hmwegmhelsen. Neuerdings aber haben sich, wie auf allgemeiner Kenntnis beruht, infolge großer teils allgemeiner, teils Handels und sozialpolitischer Ereignisse, schließlich noch infolge der uns von außen her aufgenötigten Heeresverstärkung die Ver hältnisse hauptsächlich zu Ungunsten der Einzelstaaten durchaus geändert. Wir stehen jetzt so, daß die Einzel staaten sich gefaßt machen müssen, aus den ihnen ge bührenden Überwe sungen nicht nur eine Einnahme, durch welche die zu leistenden Matrikulardeiträge überstiegen oder auch nur ausgewogen würden, nicht zu erlangen, sondern daß man in den Einzelstaaten für Matrikulardeiträge in einer selchen Höhe zu sorgen haben wird, durch welche die Überweisungseinnahmen um eine geradezu besorgnis erregende Weise Überboten werden. In emer der neusten ReichstaMtzungen ist vom Tische des Bundesrate» au» der Betrag dieses Unterschieds für das Etalsjahr 1894/1895 auf rund 53 Millionen M beziffert worden Daß man für absehbare Zeit eine Besserung dieses Zustande« er hoffen köm e, erscheint, wie ebenmäßig niemandem verborgen ist, ausgeschlossen; die allgemeine politische Lage läßt, wie wir wohl nickt zu beweisen brauchen, eine derartige Hoffnung nicht auskommen, das höchst kostbare Gut de» Friedens hat einen hohen Preis; auch dieses Gut will durch Opfer erkauft sein. Hierzu kommt, daß die noch im vollen Flusse befindliche und nickt aufzuhaltende sozial-politische Gesetz gebung fortdauernde und steigende Unterstützungen seilen de« Reiche» erfordern wird So dürfen wir uns keiner Täuschung hingeben: Ler hohe Aufwand res Reiches wird eher noch steigen als fallen. Den Einzelstaaten bleibt dann nach der bisher bestehenden Finanzverfassung nicht« übrig, als den ihnen dem Reiche gegenüber erwach senden Mehraufwand durch Schöpfung aus ihren eigenen direkten Einnahmrbezügen, in der Hauptsache durch keines wegs mäßige, sondern sehr bedeutende Erhöhung der ihnen zugewiesenen direkten Steuern zu schaffen. Niemand bezweifelt aber, daß diese Gattung der Steuern am schwersten drückt und hoch gegriffen am schnellst?» zur Erschöpfung der Steuerzahler führt, schon um deswillen, weil dabei niemandem auf Grund seiner Bedürfnitlosigkeit, seiner Spar samkeit oder Genügsamkeit eine Erleichterung zu teil wird und weil diese Steuern in den weitaus die Regel bildenden Fällen von der steuerpflichtigen Bevölkerung de« betreffenden Staate« allein getragen werden müssen, ohne daß — wie bei der indirekten Besteuerung — die im Lande ein- und ausströmenden Fremden zu ihrem Teile mit betroffen würden ES wird aber auch das bereit« gedachte Schwanken und die Unsicherheit in der Finanzverwaltung der Emzel- staaten — wenn keine Änderung der zur Zeit bestehenden Ordnung eintritt — nicht nur fortdauern, sondern sich ebenmäßig noch steigern, was, je länger diese wirtschaftliche Not- und Zwangslage dauert, um so sicherer zur Verwir ¬ rung führen muß Die hier zuletzt gedachte Steigerung wird darin ihren Grund haben, daß die Thatsachcn, welche da« Anwachsen des Aufwandes des Reiches verursachen, bei den ununterbrochen sich mehrenden kulturellen Bezieh ungen der Staaten und der Einzelnen auch immer weitere Jnteressenkreise in stetem Wechsel erfassen werden, so daß es immer schwerer werken muß, bei Ausstellung der Haus haltspläne für das Reich und für die Einzelstaaten mit der für die Geschäftsführung nötigen Sicherheit die Höhe d?S Anwachsens der Ausgaben zu schätzen Diesem drohenden unheilvollen Zustande soll durch die jetzt im Entwürfe vorliegenden Finanz- und Steuergesetze begegnet werden Man hat sich zu überzeugen gehabt, daß die Frankensteinsche Klausel, so beachtenswert auch der Grundgedanke derselben an und für sich erscheint, — der Gedanke: „die Einzelstaaten bei den Erträgnissen der vom Reiche ausgehenden indirekten Besteuerung durch Zuwend ungen zu beteiligen, welche diesen Staaten bei Erfüllung ihrer finanziellen Verpflichtungen gegen das Reich aus gleichende, womöglich überwiegende Vorteile bringen sollen, um so das Band zwischen dem Reiche und den verbündeten Staaten auch von diesem Gesichtspunkte aus immer mehr z» festigen," daß diese Klausel sofort versagt, wenn die Überweisungen beim Rechnungsabschlusse unter dem Be trage der Matrikulardeiträge bleib-n. Man ist, nachdem die vergleichenden Veranschlagungen der Einnahmen und Ausgaben des Reiches den Eintritt des letztbezeich- neten Verhältnisses offenkundig gemacht haben und nachdem sich gezeigt hat, daß die Dinge sich nach dieser Richtung hin immer weiter zu entwickeln drohen, feiten des R-icheS zu der Anschauung gelangt, daß die Finarzverwaltung einer eingehenden Abänderung unter worfen werden müsse; man hält dafür: es sei der Grund gedanke der Frankensteinschen Klausel fernerhin — nur unter Beschränkung derselben — in der Weise nutzbar zu machen, daß hinsichtlich der Überweisungen die Be weglichkeit der Ziffer derselben wegzuschaffen sei und an deren Steve ein — für alle Fälle sestgelegter — Mindest- betrag zu treten habe. Aus diesem Gedankengange be ruht der zur Beschlußfassung dem Reichstage vorliegende erste Gesetzentwurf, betreffend die anderweite Ordnung de« Finanzwesens des Reiches, durch welchen die allgemeine Ordnung für diesen Verwaltungszweig ms ^eben gerufen werden soll. Man will wie übereinstimmend durch die jüngste Kaiserliche Thronrede, auch durch die Königl. Säch sische Thronrede bei Eröffnung des jetzt tagenden Sächsischen Landtags, nicht minder durch die Darlegungen des leitenden Mii isterS im Bayerischen Landtage bestätigt worden ist, „da» Finanzwesen des Reiches dergestalt ausbauen, daß, unter Beseitigung der bisherigen Schwankungen, die An forderungen desselben an die Einzejstaatcn in ein festes Verhältnis zu den Überweisungen gestellt werden und ein gesetzlich festgelegter Anteil an den eigenen Einnahmen des Reiches für einen näher bestimmten längeren Zeitraum den Einzelstaaten zugesichert wird." Der hier gedachte Gesetzentwurf ist — wie die Ent würfe, welche die unten besonder« zu betrachtenden eigent lichen Steuergesetze betreffen, — seil seiner Veröffentlichung dem vollständigen Inhalte nach durch die Zeitungspress« und sonst so vielfach verbreitet worden, daß wir den In halt dieser sämtlichen Entwürfe auch bei unserem Leser kreise als hinreichend bekannt voraussetzen dürfen Ter Schwerpunkt bei der m Aussicht genommenen all- gemeinen Neuordnung des Reichsfinan,wesens ruht dann, daß die Regierungen der Einzelstaaten mst voller Sicher heit sich raraus werden verlassen können: es werde ihnen eine spätere Herauszahlung an Matrikularbeiträgen über die bereits im Rcichk Haushaltsetat sestgestellte Summe hinaus, überhaupt eine Zahlung von Matrikular beiträgen, durch welche die ihnen gebührenden Über weisungen ganz oder bis aus einen weniger al« 40 Millionen Mark (jährlich) auSmachenden Betrag aus- ge zehrt würden, niemals angesonnen werden, daß sie vielmehr die Gewißheit erlangen: es werde ihnen (all jährlich) jedenfalls ein die Matrikulardeiträge mm destens um 40 Millionen Maik übersteigender Be trag an übe'.Weisungen zu ihrer slewn Verfügung zusallen. Sonach werden die Einzelstaaten in der z!age sein, sofort bei Aufstellung ihres Budgets die Summe mit Gewißheit zu übersehen, mit welcher sie ihren »»»»»«hret«: »r D««de» vierteljährlich pkark»0Pf., bei den Kaiser vinikpähNich S Mark; außer- ihalb de« deutschen «eiche« Poß- und Stempel-uschla« Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Tlglich mit Ausnahme der konn- und Feiertage abend« Fernspr.-Anschluß: Nr 1AL Dresdner Journal Für die Gesamtleitung verantwortlich. hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. A»kß»»igunss,t»i>hrrn; Für den Raum einer aespal tenen Zeile kleiner Schrift so Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SV Pf. Bei Tabellen - und Ziffernsah entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. Sv. Frrnspr -Anschluß: Nr lL-i. Laust und Wissenschaft. A. Hoftheater. — Altstadt. — Am 19. Dezember: ,Die Zauberflöte." Große Oper in zwei Akten von Schikaneder. Musik von W A. Mozart. (Hr. Mosel, vom Stadttheater in Köln, a. G.) Hr. Mosel hatte bereit« vor zwei Jahren ein Gastspiel an unserem Hoftheater al« König in .Lohengrin" und Kardinal in der „Jüdin" absolviert War sich innerhalb desselben ergab, daß der Sänger bei markiger und wohlklingender Höhe und Mittel- lagc gar keine Tiefe des schon im 6 kraftlosen Organs besitzt und auch in Tonbildung und musikalischer Phrasierung noch mancherlei Mängel zu überwinden hat, daß er aber durch gefällige Mhnenerscheiuung und schauspielerische Anlagen als ein begabter Anfänger für sich einnimmt — dieser Eindruck kehrte ohne merkliche Steigerung oder Ab- schwächung nach irgend einer Seite hin bei dem gestrigen Versuch wieder und veranlaßt uns noch mals auSzusprechen, daß Hr. Mosel für den Rollen keiS eines Lasso prokunäo schlechtweg un geeignet ist. Auf seine Sarastroleistung, die in der ersten Arie bezüglich der Intonation voll- kommmen verunglückte, mit näheren Bemerkungen eiu- wgeben, sei deshalb vermieden; die besonderen Schwächen der Darbietung waren zweifellos durch eine starke Indisposition des Sänger» verbunden mit der bei einem ersten Auftreten begreiflichen Unsicher heit veranlaßt. — Die ganze Vorführung des M-zart scheu Meisterwerke« gehörte za den minder erfreulichen. K. Hoftheater. Infolge eines Jnfluenzaanfalle«, durch welchen der Säuger schon in der Rolle de« „Sarastro" an der Entfaltung seiner Mittel verhin dert war, hat Hr. Mosel sein Gastspiel abbrechen müssen und wird deshalb in der heutigen Vorstellung „Die Hugenotten" Hr. Keller die Rolle des Marcel singen. — Am Freitag gelangt anstatt ,Die Entführung aus dem Serail' MaScagniS „Bauern ehre" und „Meißner Porzellan" zur Aufführ ung. Um den Kindern den Besuch des Balletts zu ermöglichen, hat auf vielfach eingelanfene Wünsche die Königl. Generaldirektion angeordnet, daß an diesem Abende die Vorstellung mit „Meißner Porzellan" und zwar um 7 Uhr eröffnet wird. Der Dichter Ernst Müller. Erzählung von E Reinhold 7 (Fortsetzung» Ter Oberlehrer gab ihnen das Thema zur Be arbeitung: „Jeder ist seines Glückes Schmied." „Ich gebe Ihnen", sagte er dabei, „keine Disposition oder irgend welche Anhaltspunkte, ich lasse Sie ganz selbst ständig arbeiten. Ich will einmal sehen, was dabei herauskommt. Fragen Sie mich nicht, denn ich sage nichts". Die beiden Stunden wurden dem Oberlehrer fürchterlich lang. Er hatte in der Nacht sehr schlecht geschlafen, denn er hatte fortwährend über Fräulein SuSchen« ungerechten Zorn gegrübelt, und war auch jetzt noch zu keinem Resultat gekommen. In den Pause« hielt er sich mit einer gewissen Menschen feindlichkeit von den Gesprächen der Kollegen fern und achtete gar nicht auf sie, sonst hätte er bemerkt, daß er selbst der Gegenstand dieser Gespräche war Froh war er, als er die letzte Stunde deS heutigen Tages hinter sich hatte. Ec packte die Klassenaufsätze seiner Untersekundaner zusammen und begab sich nach Hause. Zum Abendtrunk, um mit SuSchenS Vater zu plaudern, ging er auch beute nicht, dazu fehlte ihm die Stimmung. Er setzte sich zu Hause hin, und nahm seine Aussätze vor, um sie durchzusehen. Obenauf lag der von Fritz Schröter. Mit einem gewissen Mißtrauen begann der Oberlehrer zu lesen. Doch was war das? Das war ja ganz vernünftig, gut gegliedert, der Stil einfach, nicht phrasenhaft. Er schrieb ohne Zaudern , gut" darunter. Aßmann sah noch einmal nach dem Namen, ob er sich nicht geirrt. Nein, es war Fritz Schröters Heft. Verwundert schüttelte der Oberlehrer das Haupt und sann nach. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu," sagte er dann entschieden, „wenn der Junge diesen Aussatz ge schrieben har, so hat er den vorigen nicht selbst ge macht. Nun, wir werden ja morgen sehen." Am folgenden Morgen, in der großen Pause, rief der Oberlehrer Aßmann den Untersekundaner Fritz Schröter aus dem Klassenzimmer heraus und begab sich mit ihm in eine einsame Ecke zu einem Gespräch ohne Zeugen. „Schröter, von wem haben Sie Ihren vorigen Aufsatz abgeschrieben?" Der arme Junge war durch diese unerwartete Frage so au« der Fassung gebracht, daß sei« Jnqui- rettt da« ganze Schuldbekenntnis sofort ihm vom Gesicht abla« „Sie sehen," sagte der Oberlehrer weiter, „ich weiß, daß Sie ihn abgeschrieben haben, ich will nur wissen, von wem." Fritz Schwier hielt ein offenes Bekenntnis für das Bette. „Von meiner Schwester" sagte er leise, das Haupt senkend. „Bon —" „Sie hatte denselben Aufsatz gemacht, als sie noch in die erste Klasse ging, und da sie eine Eins —" „Eine Eins! Hat Ihre Schwester Ihnen den Aufsatz gegeben?" „Nein, Herr Oberlehrer, ich habe eS ihr erst nach her gesagt." „Und dann sind Sie hingegangen und haben Ihrer Schwester erzählt, was ich über diesen nichtsnutzigen Aufsatz gesagt habe?" Fritz Schröter senkte sein Haupt schuldbewußt noch tiefer. Da brach der Oberlehrer mit einer Heftigkeit los, daß der UnglückSjnnge erschreckt zu sammenfuhr. „Sie sind ein ganz alberner Mensch, Schröter, gehen Sie jetzt in die Klasse, und heute nach mittag marschieren Sie für zwei Stunden in den Karzer." — * * * In der Zeit vom Donnerstag abend bis Sonn abend nachmittag waren in der Familie des Sanilät«- ratS allerhand kleine Verdrießlichkeiten vorgekommen. Der Hausherr war am Donnerstag abend eine halbe Stunde später zum Abendbrot heimgekehrt, in ziem lich übler Laune, Hoetl er den Oberlehrer beim Abend- schoppev nicht vorgefunden nnd fein Bier Hütte ein- sam trinken müssen. (Fort), folg».)
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