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Dresdner Journal : 18.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-18
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 18.12.1893
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ro.o diesen Erfindungen Glauben im französischen Botte zu verschossen. In Wahrheit ist die Politik Italien-, mag sein leitender Staatsmann Rudini, Giolitti oder EriSpi heißen, eine durchaus friedliche, wie die» gerade der Zugehörigkeit zum Dreibünde, der ein FriedenS- bund ist, entspricht Auch der Diplomat, der iu dem neuen Kabinett Crispi daS Portefeuille des Aus wärtigen übernimmt, ist ein überzeugter Anhänger deS Dreibundes und des Friedens Baron Blank hat vor nicht langer Zeit im Senate eine Rede gehalten, in der er diesen seinen Standpunkt ausführlich dar- legte. Er sprach für treues Festhalten am Bunde mit den mitteleuropäischen Mäch'en, und er fügte hinzu, daß gleichzeitig ein freundliches Verhältnis zu Frankreich ungemein wünschenswert wäre. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß die eine Forderung die andere nicht aru schließt, wie beispielsweise die österreichische Monarchie und daS Deutsche Reich sich stets die Pflege der freundlichen Beziehungen zu Rußland angelegen sein lassen, da der Dreibund, wie schon unzählige Male hervorgehoben worden ist und wie er durch fein jahrelanges Wilken bewiesen hat, nicht für den An griff sondern für die Verteidigung geschaffen ist, nicht den Kiieg, sondern die Befestigung deS Friedens anstrebt, so erleichtert jede Besserung der Be ¬ ziehungen seiner Mitglieder zu den außenstehenden Staaten die Erfüllung feines Programms. Je freundlicher die Dreibundmächte mit den anderen Mächten stehen, desto mehr vermindert sich ja die Möglichkeit von Reibungen, desto größer ist ja daS Sicherhcitsgefühl in Europa, desto gesicherter der Friede und desto stärker das Vertrauen der öffentlichen Meinung in seine Fortdauer Wir hoffen bestimmt, schließt daS W ener Blatt, daß eS dem Ministerium Crispi gelingen werde, die großen Erwartungen zu erfüllen, mit denen es ver dientermaßen begrüßt wird So schwer dir Krise auch sein mag, von der Italien heimgesucht wird, so sind doch gleicte und noch schwerere glücklich überwunden worden. Tas Land und die Mehrheit seiner Vertreter haben sich mit dem Gedanken, daß Opfer gebracht werden müssen, vertraut gemacht, und der Führer in dem großen Unternehmen der wirtschaftlichen Wiederauf richlung ist der entschlossenste und der erfahrenste Manu der Nation, ist eine von jenen Persönlichkeiten, die dazu geschaffen sind, die Menfchen nm sich zu scharen, und mit Zuversicht zu erfüllen Von den vielen Aufgaben, die Crispi in seinem arbeit-vollen Leben schon gethan hat, ist die gegenwärtige v elleicht die mühevollste. Aber wir zweifeln nicht daran, daß er sie erfolgreich lösen und daß Italien ihn mit Dankbarkeit den Überwinder der großen Übel zu nennen haben wird, die ein Zusammentreffen un glücklicher Umstände aufgehäuft hat, die aber die starke innere Lebenskraft des Landes nicht erschüttern konnten " Lagesge-chützte. Dresden, 1*. Dezember Se.Majestät derKönig wohnten gestern, Sonntag, vormittag dem Gottes dienste in der kaiholischen Hofknche bei, erteilte hieraus im Residenzschlosse Audienzen und kehrten mit'agS um 12 Uhr nach Villa Strehlen zurück. Sc. Majestät dec König nahmen im Laufe deS heutigen Vormittags im Residenzschlosse die Vor träge der Herren Stacusminister und DepartementS- chess der König!. Hofstaaten, sowie militärische Mel dungen, entgegen. Nachmittags nm 6 Uhr findet zu Ehren des gegenwärtig tagenden Landtages große Galatafel statt Nächsten Mittwoch, den 20. d Mis., Vormittags 9 Uhr k>5 Min. wird Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana hier eintreffen nnd im Palais am Taschenberge Woh nung nehmen. Dresden, l^. Dezember. Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August hat Höchstsich am ver gangenen Sonnabend, den 16. d Mts., zur Teil nahme an der Beisetzung Sr. Durchlaucht des ver ewigte«« Fürsten von Schönburg-Waldenburg in Begleitung Seines persönlichen Adjutanten nach Waldenburg begeben. Die Rückkehr ist am Abend desselben Tages erfolgt Berlin, 17. Dezember. Se. Majestät der Kaiser empfingen im Neuen Palais gestern morgen den Chef des Generalstabs, General der Kavallerie Grafen v. Schliessen nnd den Chef des Miütärkabinctts, General der Infante«ie v. Hahnke zu Vorträgen. Geg,n I Uhr begaben Se. Majestät Sich nach Berlin „Man kann nicht immer lachen und scherzen, ' er klärte sie kurz, „es kommen auch ernste Augenbl cke, und zum Schaden gereichen die niemandem." Der Oberlehrer lächelte: „Eine so erliste Philosophie?" SuSchen trat mit blitzenden Augen vor ihn hin. „Auch Frauen Haven ihie Philosophie." Aßmann war ganz bes'.ürzt. Das sanfte Mädchen war ja wie umgewandelt. Was war denn passiert? Fast schien es, als richtete ihr Zorn sich gegen ihn. Hatte er den«« etwas verbrochen? Unvermutete An griffe sind von doppelter Wirkung Der überrnmpelte Oberlehrer spürte das an sich selbst. (Fcnsepung solgu^ Jugcndschriftcn. „Köhlers illustrierte Ju- gendbibliothek'. Dresden Leipzig, Verlag von Alexander Kohler. Von dieser zu Festgeschenken recht wohlgeeigneten Sammlung ist wieder «ine Anzahl neuer Bändchen erschienen, jedes einzelne elegant und dauer Haft gebunden und mit schwarzen Bildern illustriert. Die gute erzieherliche Richtung dieser kleinen Erzähl ungen wurde schon früher hervorgehoben. Es sind dabei zahlreiche beliebte Jugendschriftsteller thctig. Auch seien hier noch zwei Bändchen von der „Horn'schen Volks- und Jugendbiblivihek" aus den« Verlag von Stephan Geibel in Altenburg erwähnt Sie enthalten: „Herzogin Annemarie und der Dachdecker von Dornburg" von W. Frenkel und „Schwarz und Weiß" von W Noeldechen. Als nützliche Weihnachtsgeschenke können die beiden von Hrn Bruno Krause, Lehrer an der 5. Be- uud kehrten abend» nach dem Neuen Palais zurück. Heute vormittag wohnten Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin dem Gottesdienste in der FriedenSkirche bei. — Se Majestät der Kaiser haben im Namen deS Reichs den Kaufmann Carl Nickele an Stelle deS auf seinen Antrag au-geschiedenen bisherigen Kon suls Fraeb zum Konsul in Rio Grande do Sul ^Brasilien) ernannt nnd dem Geheimen expedierenden Eckrerär nnd Ra kulator im Reibsjustizamt. Rech- nungrrat Grvch, den Charakter als Geheimer Rech nungsrat verliehen — Premierlieutenant Frhr. Speck v Sternburg im Gardeschützenbataillon, Adjutant der Jnfanterie- schießschule, erhielt das Ritterkreuz 2 Klasse des König!. Sächsischen Albrechtsordens. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll und Steuerwesen und für Handel und Ver kehr hielten gestern eine Sitzung ab. — Dem bisherigen kaiserlichen Botschafter in Rom, Grafen Eberhard v SolmS Sonnewalde, widmet bei seinem Scheiden auS dem aktiven diplomatischen Dienst t ie „Köln. Zig" eine Betrachtung, in welcher sie u. a. sagt: „Graf Solms ist 68 Jahre alt, da» tückische Klima der «talienischen Hauptstadt, m der er seit sechs Jahren daS Deutsche Reich vertritt, hat ihn alljährlich veranlaßt, zur Stärkung feuer Gesundheit mehrere Monete in der Heimat zu verbringen. Der jetzige italienische Minister wechsel, der ihm die Notwendigkeit aufeelegt, neue persön liche Beziehungen anzuknüpfen, mag vielleicht schließlich der äußere Anlaß für ihn gewesen fein, einer jüngeren diplo matischen Kraft feine Stellung zu übertragen Graf Solms war lange Jahre Deutscher Gesandter in Madrid; als Hr v Keudell im April 1887 zurücktrat, wurde er von Madrid als Botschafter nach Rom versetzt, und seitdem hat er es dort in trefflicher Weise verstanden, die ausgezeich neten Beriehungen, die zwischen der deutschen und der italienischen Regierung bestehen, mit großem Eifolze zu pflegen und zu fördern Persönlich hatte er sich in der römischen Gesellschaft und vor allem am Königshofe der größten Beliebtheit zu erfreuen; wiederholt brachte ihm, wenn er in seiner stattlichen GardeS du CorpSunisorm an der Seite des Königs Humbert bei feierlichen Anlässen sich zeigte, die römische Bevölkerung Beweise lebhafter Sym pathie dar. In den Palazzo Caffarelli, wo neben der Politik unter Hrn v Keudell die Muse der Musik eine besondere Pflegestätte gefunden, zog mit ihm die Muse der Malerei ein; zahlreiche Porträts von feiner kunst geübten Hand schmücken jetzt dort die Wände Ein Grand seigneur im besten Sinne des Wortes, bat er dort das Deutsche Reich würdig vertreten und allseitig werden ihn die besten Wünsche in seinen wohlverdienten Ruhestand begleiten." — (B P N.) Nachdem der Reichstag die drei Handelsveiträge mit Spanien, Rumänien und Serbien angenommen hat, dürsten diese!bei« wohl demnächst in Kraft treten. Die Zustimmung aller dabei beteiligten Faktoren bleibt allerdings abzuwarten. Setzt man jedoch die Erteilung derselben voraus, so würde Deutsch land nru mehr acht Handelsverträge abgeschlossen haben, durch welche der deutsche Zolltarif gegen ent sprechende Tarifzugestündnisse des anderen vertrag schließenden Teiles in einer Anzahl von Positionen gebunden oder ermäßigt wird Vor 1892 hatten wir solcher Verträge vier und zwar mit Italien, Spanien, Griechenland und d.r Schweiz. Außerdem waren Deutschland in den Verträgen mit Rumänien nnd Serbien einseitige zolltarisarische Konzessionen des anderen vertragschließenden Teiles gesichert. Indessen bezogen sich diese Konventionaltarife nur auf eine ge ringe Anzahl von Positionen. Die 8 Staaten, mit denen Tentsö land nunmehr Konventionalrarifvenräge hat, sind Österreich Ungarn, Italien, Belgien, Schweiz, Spanien, Rumänien, Serbien und Griechenland. Was den deutsch griechischen Vertrag betrifft, so sind die Ratifikationsurkunden für denselben am 20. Februar 188r> ausgetauscht worden. Zehn Tage danach ist er in Kraft geircte >, und da er auf '0 Jahre abgeschlossen ist, so läuft er zunächst bis zum Anfang März 1895). Auch dann aber wird er nicht gelöst, wenn keine Kündigung von einer oder der anderen Seile erfolgt. Außerdem aber hat Deutschland noch mit einer ganzen Reihe von Staaten Mcistbegünstigungsverträge Es sind dies die Argentinische Konföderativ", Chile. Ko lnmbien, Costarika, Dänemark, Dominikanische Repu blik, Ecuador, Ägypten, Frankreich, Großbritannien, Guatemala, Hawamche Inseln, Honduras, Korea, Liberia, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Niederlande, Paraguay, Persien, Salvador, Schweden-Noiwegen, Südafrikanische Republik (Transvaal), Türkei (auch Bulgarien nnd Ostruinelien), Vereinigte Staaten von Nordamerika, Sansibar. Dazu kommen die deutschen ztll.schule h.cr, hcrauügeg^bcneu Werte „Dresdener HeimatS-Atlas" (60 Pf) und „Die geschicht liche Entwickelung der König!. Haupt- und Residenzstadt Dresden vom sorbischen (wen dischen) Dorfe an bis zur jetzigen Großstadt" (4 M.) empfohlen werden Der Dresdner Heimats- ÄtlaS, von dem Se. Majestät der König ein Exem plar Allergnädigst entgegenzunehmen geruhten, enthält zwei Pläne von Dresden (Stadtkern und Stadtgebiet) mit verschiedenfarbiger Darstellung der einzelnen Stadtteile und rubrizierter Angabe der öffentlichen Gebäude und Denkmäler, einschließlich de: geplanten wichtigen Neubauten, ferner eine physikalische nnd eine geologische Karte des Dresdner Elbthales und seiner Umgebung mit verschiedenfarbiger Darstellung von 7 Höhewchichten bez. der wichtigsten geologischen Formation«n, mit genauer Angabe der durchschnitt lichen Meereshöhe aller wichtigen Punkte mit Wieder gabe oes TerrainS durch Schraffur nnd mit gesondert bezeichneter Angabe der Kulturen (Wald, Park, Wein berg ru d Wiese) end! ch zwei geologische Profile des Dierdener Elbthales (Längendurchschnitt von Kvtzschen- broda bis Niedersedlitz und Querdurchschnitt von Rabenau bis Klotzsche) und zwei geologische Profile der wichtigsten Tiefvohrungen in Dresden und Um gebung (der arlesische Brunnen am Albertplatze und der »erlassene Windbergschacht). Die Karten zeichnen sich durch Genauigkeit und Sauberkeit der Zeichnung, durch Klarheit und Deutlichkeit de- Druckes, durch plastisch wirkende Wiedergabe de- Terrain- und durch Übersichtlichkeit der Darstellung aus. Das zweite, Sr. Majestät dem König gewidmete Werk enthält u ßer dem Text 10 Planskizzen über die allmähliche ZollauSfchlüsfe, deutschen Kolonien und deutschen Schutz gebiete. — Die erste Beratung der Tabaksteuer- und der Weinsteuervorlage soll im Reichstage nach den Weihnachtsferien möglichst bald auf die Tages ordnung gefetzt werden. Der Präsident hat bereit- über den vorliegenden Aibeit-fioff für hie ersten Arbeitswochen im neuen Jahre Dispositionen getroffen und gedenkt beide Stkuerrelormvorlagen voronzastellen. München, 16. Dezember. Bei der Fortsetzung der Generaldebatte in der Kammer der Abgeordneten über den Erat des Ministeriums deS Innern erklärte der Minister, Frhr. v Feilitzsch, gegen die Sozialisten könne nur Energie und scharfe Zurückweisung etwas erreichen. Die Regierung werde den Sozialisten ent gegentreten, soweit «S das Gesetz erlaube; jedoch hätten die Sozialisten nicht- zu befürchten, wofern sie da- Gesetz beobachteten Koburg, 17. Dezember. Der Prinz von Ru mänien ist mit Gemahlin und Sohn hier eingetroffen. Der Großherzog von Hessen ist abgereist. Der Erbprinz von Sachsen - Koburg - Gotha trifft nach mittag hirr ein. Wira, 17. Dezember. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern nachmittag unter dem üblichen Cere- moniell den französischen Botschafter Loze in Audienz behufs Entgegennahme d<s Beglaubigungs schreibens desselben. — Das Abgeordnetenhaus nahm die Gesetzentwürfe betreffend die Erwerbung mehrerer Bahnlinien durch den Staat und betreffend die Ermächligung drr Regierung zur Provisor ischen Regelung der Handelsbeziehungen mit Spanien an. Das Haus vertagte sich sodann. Der Vizepräsident Kathrein hob am Schluß der Sitzung unter lebhaftem Beifall die ausopfirnde Thätigkeit der Abgeordneten zur Erhaltung der Machtstellung drs Reiche- und damit der Sicherung des Friedens sowie der Förderung der wirtichaftlichen Interessen hervor. — Eine Meldung der „Pol Corr." aus Madrid stellt fest, daß die Initiative betreffend den Plan dec internationalen Bekämpfung des Anarchismus von dem Madrider Kabinett auSgegangen ist, welches seine diplomatischen Vertreter beauftragte, bei den betreffenden Regierungen anzufragen, ob dieselben zu Verhandlungen über inter nationale Maßnahmen gegenüber dem Anarchismus geneigt wären. Mehrere Regierungen erklärten daraufhin, keine prinzipiellen Einwendungen zu er heben, andere behielten sich vor, Stellung zu nehmen, wenn Spanien mit bestimmten Vorschlägen hervor getreten sei« werde. Letzteres ist bisher nicht ge- säehen Einige Regierungen nahmen das Piojekt kühl auf; insbesondere verhielt sich das englische Kabinett ablehnend und einen dem englischen ana logen Standpunkt soll auch Frankreich eingenommen Haden (Vergl. hingegen das unter Paris über diese«, Gegenstand Berichtete ) Pari-, 16. Dezember. Der heutige Minister- rat beriet über die Frage der Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Spanie«, und beschloß sodann, die den belgischen Arbeitern auf der 'Nordbahn bewil ligten Vergünstigungen zurückzuziehen. Schließlich wurden noch die Fragen über die Handelsbeziehungen niit Österreich, sowie über die Ernennungen in der Ehrenlegion erörtert, welch' letztere bis nach den Sena- lorenwahlen hinausgeschoben werden. — Nachdem man in der gestrigen Sitzung der Kammer die 9 anderen Verteidrgungsgesktze gegen die Anarchisten angenommen hatte, beschäftigte inan sich heute mit der Beratung über eine Anzahl Vorlagen von lokale«« Interesse. Hierauf richtete Viviani eine Frage an den Minister dc- Innern wegen dec Verhaftung des Redakteurs der sozialistischen Zeitung „Pe I'e-tit dalumien" — Im Ministerium des Auswärtigen haben, wie der „Figaro" mitleilt, zur besseren Überwachung resp. zur Unterdrückung der internationalen Anarchisten zwischen der französischen Regierung und den Vertretern der Großmächte Europas wichtige Ver handlungen stattgesunden, die vorläufig noch geheim gehalten werden. Man will vor allem eine Ver änderung der AuSlieferungSverträge vornehmen und sucht nach Mitteln, ein Einvernehmen herzustellen, welches jedesmal, wenn ein Anarchist in einem Staate von Europa eintrifft, dies sofort seinem Hei- mallande mitzuteilen und die möglichst schnelle Aur- Ueferung an dasselbe zu bewerkstelligen geslalic«. Diese Maßnahme würde sihc wirksam fern. Auch die lang wierigen Unterhandlungen zwfi^en den einzelnen Län dern über die Auslieferung d.rarüger Verbrecher würde auf diese Werse vermieden werden Im Ministerium des Innern hofft man, daß diese Enrwrckelung Dresdens und 140 Bildnisse von Fürsten, Bauten und Beg-benheiten. Das Buch soll den Lesern ein möglichst wahrheitsgetreues GeschrchtS- bild Dresdens entwerfen, ihnen also die allmähliche Ent wickelung der Stadt von dem Anfang als sorbisches (wen disches) Torf an bis zur jetzigen Großstadt vor- führen Beide Werke sind außer in der Ausgabestelle (Karl Adlers Buchhandlung von Alwin Huhle, Ma rienstraße 15) auch in allen anderen Buchhandlungen zu haben. K M. Neue Musikalieu und musikalische Schriften. Vs. „Im Frühling". LuchteS Trio für Piano, Violine und Cello von Carl Hoffmann. Leipzig, Verlag von Otto Junnc. In melodisch liebenswürdiger Erfindung und flüs siger, leichtbeschwingter Aussührung seinen Titel treff lich Lcckrnd, wird dieser Kamnurmusilwerk namentlich im häuslichen Kreise viel Beisoll finden. Es ist bei aller Einsachheit musikalisch tüchtig gearbeitet, im Satz eben mäßig dankbar für die verwendeten drei Instru mente, und in feinem Vortrag von einer Anmut und Frische der Empfindung, die jeden Teil des Trio- in gleichem Grade gewinnend macht. Leuckarts Franz Album. Ausgabe für tiefere Stimme. Leipzig, Verlag von F. E. C Leuckart (Konst. Sander). Erst kürzlich hat eine Meisterin de-Liedergesanae», Frau Lilli Lehmann, unserem Publikum den Wert der Franzschen Lyrik wieder in lebhafteste Erinnerung gebracht, sooaß nur ernes Hrnwefies auf die außer ordentlich n Gaben d eses Tondichters, der dem Ju> wclcnschrein des deutschen Kunstliedes zahlreiche kost bare Stücke beisteuerte, bei vorliegendem Anlaß ent hoben sind. DaS Leuckartsche Franz-Album erscheint hier nun auch in der längst begehrten Au-gabe sür tiefere Stimme, gerade zur rechten Zeit, um auf dem Weihnachtstisch insonderheit für stimmbegabte und gesanglich geschulte Damen als ein würdige- Geschenk Platz finden zu können Es enthält zweiundzwanzig Lieder, darunter „Auf den« Meere", „Die Perle", „Di: schlanke Wasserlilie", „Frühlingsklage", „Herziges Schätzle Du", „Scheiden und Meiden", „Bitte", „Wosserfahrt", und «st vom Verleger sehr gut in Stich und Papier ausgestattet worden. Drei Lieder für eine Snkgstimme mit Begleitung des Pianoforte komponiert von Eugen Hildach op. 17. Magdeburg, Heinrich-Hofens Verlag. In den drei Liedern wiederholen sich die Vorzüge, welche wir an Hildach- kürzlich hier augezeigten Ge sängen deS or>. 16 betont haben: NatürliÄUt und sympathische Kraft des Ausdruck-, der so treffsicher im herzlich gefühlvollen wie im graziös anmutigen neckischen Ton ist und keine Pointe innerhalb diese- SpielraumS verfehlt, einfache charakteristische Klavier begleitung und größte Gangbarkeit, dazu die an sprechende Mitwirkung geschmackvoll gewählter poetischer Texte. Von den drei Liedern ist keine- dem anderen merklich überlegen; sie werden alle gefallen, am un mittelbarsten vielleicht da» dritte „Ach nur ein Liertel- stündchen" Zwei Lieder für eine weibliche Singstimme mit Begleitung der Violine nnd de» Pianoforle kvmps- Verhandlungen nicht unfruchtbar fein werde». - Eine der Hauptfragen iu der Untersuchung -ege» ' den Attentäter Vaillant ist die, woher er m da Zeit kurz vor dem Attentate in der Kammer zu feinen verschiedenen Au-gaden die Geldmittel genommen hat. Vaillant hat hierüber au-gesagt, daß er sich deswegen an einen bemittelten Pariser Anarchisten gewandt und diesem mitgeteilt habe, daß er „einen Hauptschlag aus- zuführrn beabsichtige, wovon ganz Pari- reden solle." Ter in Rede stehende „Genosse" habe ihm daraufhin einen 100 Francsschein eingehändigt. Infolgedessen habe er (Vaillant) sofort die Arbeit eingestellt, sich in der Rue Daguexre eint Wohnung gemietet und das : zur Fabrikation seiner Bombe nötige Material an- geschafft. Eine der Agenturen teilt heute mit, daß Vaillant jenes Geld von Paul RecluS erhalten habe Letzterer hat sich den Nachforschungen der PAizei Vür'.üllfiß durch d:e Flucht entzogen Den Brron^^' nach ist er nach Marse-lle gegangen, um sich einem der beiden demnächst von dort nach Konstan tinopel und Salonichi abgehenden Paketboote ein- , zuschiffen. Die Polizei von Marseille ist von dn hiesigen Polizeipiäfektur beauftragt worden, die klb- fähr» jener beiden Schiffe genau zu kontrollieren Et werden jedoch auch die anderen französischen Hafer, j Plätze scharf überwacht, da man glaubt, daß Reclut' i Abfahrt von Marseille nur ein Vorwand sei. ! * Pari-, 16 Dezember. Dec Senat genehmigt ' ohne Debatte den Kredit von 800000 FrcS. zur Ver stärkung der Polizei und versammelte sich unmittelbar darauf in den Bureaus, um dir Kommissionen zu wählen, welche die Gesetzentwürfe über die Explosw- stoffe und über die Vereinigungen zu verbrecherischen I Zwecken prüfen sollen. — Der Ministerpräsident Casimir Perier empfing heute die Delegierten der > französischen Bergleute, welche ihre Ansichten über den Gesetzentwurf betreffend Pensionskassen für Bergleute darlegen wollten. Die Delegierten erklärten den Ge setzentwurf für nicht ausreichend. Casimir Pvriec er- w derle, er werde die Wünsche der Delegierten in ! Erwägung ziehen. Er sei erfreut, Arbeiter zu em pfangen, die sich auf gesetzlichem Wege an die Re gierung wendeten. — In der vergangenen Nacht wurde aus dein Fenstersims de- Hotels der Marquise de Ganay in der Nähe der Champs Elyiöes eine Bombe gefunden, welche mittel- eines eigens kon struierten Wagen- nach dem Gemeindelaboratorium gebracht wurde Eine ähnliche Bombe wurde heute früh vor dem Polizeikommissar'ate in der Rue Gribeauv.il oufgefunden. — Wie dn „Lemps" meldet, brachte die spanische Polizei 10 Anarchisten, und zwar 4 Franzosen und 6 andere Ausländer, welche nach dem Attentat in Bar celoua ausgewiesen wurden, nach Cerbere. Der fran zösische Grenzkornmissar wies seiner Instruktion ge mäß die 6 ausländischen Anarchisten zurück, welche in der Citadelle in Figueras interniert wurden. - Es wird in Paris zur Zeit auf Meldungen aus Rom hingewiesen, nach denen die französische Regierung der italienischen 420000 FrcS. zur Eutschädigunq der Opfer von Argues Mortes zur Verfügung gestellt hat, und dazu bemerkt, daß auch die italienische Regierung für die Schäden, welche in Rom, Genua und Neapel anläßlich der dortigen Demonstrationen französischen Unterthanen zugefügt wurden, der französischen Re gie« ung Entschädigung angedoten habe. Die hierzu erforderlichen Kredite werden voraussichtlich sowohl dem französischen als dem italienischen Parlamente zur Bewilligung vorgelegt werden. Madrid, 16. Dezember. Über die gegenwärtige Lage in Marokko stellen die „B. P. N." folgende Betrachtungen an: DaS überaus gemächliche Tempo, in welchem die schwebenden Verhandlungen geführt werden, läßt eS so gut wie ausgeschlossen erscheinen, daß sich unerwartet ernstere Verwickelungen heraur- bilden könnten. Mit der Entsendung Muley Araos- versolgte die marokkanische Politik offenbar ciaen doppelten Zweck: einmal mußte ihr daran gelegen sein, einen mit hinreichender persönlicher Anioruät ausgerüsteten Unterhändler an Ort und Stelle zu haben, welcher als Zwischeninstanz zwischen dem spanischer« Höchsltommandrtreirdeu und dem Sultan die Vermrtrclunz eines in i egelrechten Formen sich «bspie^enken Meinungsaustausches besorgt; zweiten- aber erfüllt Muley Araaf gegenüber den Rifkabylen gewissermaßen die Obliegenheiten eines Souffleurs, auf dessen Stichworte sie zu hören haben und auch wirklich hören. Daß wenigstens von Feindseligkeiten der Kabylen seit einiger Zeit n chts mehr verlautet, ist sicher auf die abmahnenden Winke des waroiton-
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