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Dresdner Journal : 02.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189312025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-02
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 02.12.1893
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— Die ihm für Neustadt O -S. angebotene Kandidatur hat Frhr. v Huene durch ein in der „Neust. Ztg." veröffentlichte« Schreiben abgelehitt, in dem tL heißt: „Die Verhältnisse, wUche mich nach meiner Überzeugung verpflichteten, bei Ken letzten Reichttagtwahlen bereit zu sein, ein Mantat anzu- nehm », tugen nicht mehr vor. Ich glaube berechtigt zu fein, die persönlichen und sachlichen Gründe, welche meinen schon früher gs.ßtcn, damals nur zurück- gestellten Einschluß, ein ReichStagsmandat bis auf weiteres nicht mehr a««zunehmen, herbeigeführt halten, nunmehr zur Geltung dringen zu dürfen. — Nach dem „Posener Tageblatt" ist der E-z- bischof v. Stoblewtki von der Absicht der preußi'chen EtaatSregieruug, den polnischen Sprachunterricht in den Lehrplan der Volksschulen der Provinz Pofen von der Mittelstufe ab von Ostern ab wieder aufzu nehmen, bereits verständigt worden. — Ein der hiesigen brasilianischen Gesandt schaft zugegangenes Telegramm des Gouverneurs des Staates Pernambuco, Barbosa Lima, benchttt, daß dort cu e Verschwöiung gegen die gesetzmäßige Regierung entdeckt morden sei. Jose Mariano und seine Mitvcrschworenen seien verhaftet und der Be lagerungszustand, sowie die Suspension der Habea?- Corpus Alle in Andettacht einer wirksamen Unter drückung chr Bewegung dekretiert worden. Die Streitkräfte der Födeiierten und diejenigen des SlaateS Pernambuco sind einig in der Verteidigung des gesetzmäßigen Zustandes. Die Aufständischen sind ohne Waffen, ohne Geld und ohne Rückhalt in der öfse- tlichen Meinung Die Kaufleute setzten ihre Ge schäfte in voller Ruhe in gewöhnlicher Weise fort. — Aus der dem Ruchstage rugegangenen Nachweisung über die Ergebnisse der Invalidität»- und Alters- verficherungsanstalten auf das Jahr 1892 läßt sich zunächst seststeUen, daß ebenso wie im ersten Jahre des Jnkrafibcstckens des Gesetzes rom 22. Juni 1889 auch inl zweiten die eingenommenen Beiträge den Kap«talwe«t der en'giltig zur Last gelegten Rentenanteile übersteigen Ter Gesamrerlös beläuft sich für 1892 auf 88,c> Millionen. Es sind das 0,3 Millionen weniger als im Jahre 1891, was auf das Ausscheiden des Allgemein n Knappschaf s- vereins zu Bochum als einer besonderen Kassencmnchtung zuräckzuführen ist Ter K pitalwert der Altersrenten berechnet sich auf 68,3, der für die Invalidenrenten auf 7, zusammen auf 75,3 Millwnen Die Differenz zwischen Beiträgen und Nenteukapitalwert würde demnach 13,2 Milli onen zu Gunsten der ersteren betragen Das am Ende des Jahres 1892 im Besitz der Versicherungsanstalten b findlich gewesene Ve.mögen hat sich aus 151,s Millionen belaufen. Es wurde im Jahre 1892 genau so wie im vorhergeoanoenen mit 3,67 Prozent verzinst Er- fr-ulich ist es, aus der Nachweisung zu entnehmen, daß von der Befugnis, welche der Z 112 des Jnvalivitäts- und Altersversich rungsgesetzeS giebt, die Beiträge durch Krankenkaffen und Gemeindebehörden einzuziehen, mehr als nn ersten Jahre Gebrauch gemacht worden ist Während im Jahie 1891 dafür 0,4 Millionen ausgegeben wurden, ist diese Summe für 1892 auf 0,8 Millionen ge iegen Erweitert hat sich die Anwendung des ß 112 vornehmlich m Schlesien und der Rheinprovinz, im Königreich Sachsen, in Württemberg, in Braunschweig und in den H msestävten. Bon der möglichst umfassenden Anwendung des 8 112 erwartet man bekanntlich ein Zurückgehen der Klagen über die Belästigung der Arbeitgeber durch dis Einkleben der Versicherungsmarken Was die >m Jahre 1892 verein nahmten Beiträge betrifft, so sind dieselben gegen 1891 in den Lohnklaffen > und lV zurückgegangen, in d.n Lohn klaffen U und IU gestiegen Tie durchschnittliche Höhe des einzelnen Beitrages stellte sich 1891 auf 20,81 Pf, während dieselbe nach den für 1892 vorliegenden Zahlen 20,86 Pf beträgt — Der Seniorenkonvent des Reichstages be sprach gestern vormittag den Arbeitsplan des Reichs tages für die nächsten Tage. Danach soll Dienstag die Beratung der Steuergesetze beginnen, und zwar zuerst das Börfensteurrgesetz an die Reihe kommen. Die Mehrheit neigt der Meinung zu, die drei Steuer- aesetze einer Kommission zu überweisen. Ob das Reichs- finanzreformgesetz an eine besondere Kommission oder an die Budgetkommission gehen soll, ist noch nicht entschieden Zu Kem Abdruck des Erlasses des preußischen Ministers des Innern über die Bekämpfung der Sozialdemokratie vom 20. Juli d. I. schreibt die „Norbd. Allg. Ztg.": Der EUah war nicht zur Veröffentlichung bestimmt und ia m nur durch einen Bertrauknsbruu in den »besitz des loziat drmokranschen Zenlralo ganS gelangt jein. Ter A druck ist im grr zen richnp buo-rü warten, nur h.in es, von einigen UN wesentlichen Fehle,n c-bgesehen, in dem Original nicht, wie im „^orwärte" gesagt ist, eS sei — un er bestimmten Lorams- setz mgeu — voraus zu halten, baß insbesondere auch . straffes gerichtliches", sondern dost ein strasgerichiliches Ein Ichre-len herk-iaelük-t w"-de So sehr auch bedauert werden wuß, wenn die sozialdewo- k^atische Piessr immer mehr da,aus auSzugehen scheint, Akten stücke vertraulichen EharaktrrS an sich zu bringen und einen G« brauch davon zu machen, der al» ein rechimSßiger nicht bezeich net werden lann, so liegt doch, nachd, m solche» auch iu diesem Falle wilder einmal geschehen ist, nach dem g> samten Inhalt de» in Frace stehe« den Erlasse- kein Grund vcr, die Beiössent- lichung an sich zu beklag n Der Erlaß läßt im Gegenteil in ersieulicher Weise erlnnen, wie richtig die Verhältnisse der Sozialdemoliatie beurteilt weiden Wa- die zur Bekämpfung der unablässigen Agitation der oedachten Partei angegebenen Mittel beinffi, so erscheinen dieselben al- durchaus zweckeut- spreü end Tast die Voischläge de- Ministers sich in jeder Weist aus gesetzlichem Boden bewegen, ist selbstverständlich und braucht nicht erst auegesuhrt zu werden München, 1. Dezember. Bei der Forsietzung der Generaldebatte über den Militäretat tor in der heutigen Kommeisitzung der KuegSministtr gegenüber mehreren Rednern hervor, daß die eigenartige Stell ung d»s LffizterkorpS außerhalb der politischen Öffentlichkeit, gemä» der Verfassung und der Berufs- Pflicht, den eigenartigen Ehicnlodex rechtfertige Die Einstellung von Vo k-fchullehiern beim Krankendicnste werde eiwogcn werden Tie civilärztiichen Zeugnisse seien für das Militär nicht immer verläßlich. Er mißbillige die Bewerbung eines Mili'äiarztes um S ellen als Krankenkassenarzt. Auf die Landwirtschaft werde bei den Manöver« und der Einquar ieiung thunlichste Rücksicht genommen Morgen wird in die Spezialdebatte eingetteten werden. Wün, l Dezember. Ihre Majestät die Kaiserin von Österreich hat gestern Abend die Reife nach Miramar zur Einschiffung für die bevorstehende See reise angetreten Ihre Majestät, die mehrere Monate in der Ferne weilen wird, schifft sich heute mittag auf der Uacht „Greif" ein. — Die am 28.v.M.unter dem Vorsitze Sr. Majestät des Kaisers begonnenen Militärberatungen in der Hofburg wurden gestern nachmittags im Palais Erzherzog Albrecht fortgesetzt An Ker gestrigen Beratung unter dem Vorsitze des Feldmarfchalls Erzherzog Albrecht haben der Reichskrugsministcr G. d. C. v. Krieghammer und der Ches des Gei.eralstabes F.Z. M Freiherr v Beck teil- genommen Heute wurden die Militärberatungen ge schlossen. — In einer Zuschrift an das „Fremdenblatt" erklärt Graf Hohenwart, daß die in einem Interview mit Hofrat von Maasfen in der Berliner „Kreuz- zeitung" ausgestellte Behauptung, er (Graf Hohenwart) hätte dem Grasen Taaffe zur Demission gerathen, nach dem er das Bündnis mit der Linken abgeschlossen hatte, und dem Polenklub sei daher nichts anderes übrig geblieben, als die so geschaffene Lage anzunehmen, als ganz unrichtig. Graf Hohenwart sei vielmehr mit der Linken erst dann, und zwar gemeinschaftlich mit dem Obmann des Polenklubs, in Verhandlung getreten, als der Rücktritt des Grafen Taaffe eine Thatiache ge worden war. — Gestern hat eine Konferenz der Vertreter der oppositionellen slavischcn Parteien stattgesunden, an welcher teilnahmen: Für den Czechenklub die Abgg. Or. Engel, Or Herold und Or. Kaizl; für den Klub der Mährer die Abg. Or. Fanderlik und Or. Zacek; für den Klub der Südslaven Or. Klaic und Or. Ferjancic; für die unabhängigen serbo-kioatiichcn Abgeordneten Professor Spincic und Or. Laginja. Vom Abg Professor Or. Romanczuk lag die Erklärung vor, daß der Ruthenenklub seine Entscheidung in der demnächst statt findenden Sitzung fällen weide Nach eingehender Be ratung wurde folgender Beschluß gefaßt: „DiH am 30. November versammelten Vertreter der slavrfchen Parteien des österreichischen Abgeordnetenhauses sind einig in der Anerkennung der Ersprießlichkeit der slavischen Koalition auf Grundlage der Gleichberechtigung und der Vertretung der gemeinsamen Interessen des Slaven tums, sowie der Notwendigkeit der unverzüglichen Einsetzung einer gemeinschaftlichen Kommission." Dieser Beschluß wird nunmehr den in Frage kommenden Klubs unterbreitet Das Herrenhaus dürfte schon in der nächsten Woche eine Sitzung abhalten, um die inzwischen im Abgeordnetenhaus? angenommene Landwchrvorlage und sonstigen Gesetzentwürfe durchzuberaten. Wie verlautet, ist die neugeschaffene politische Lage nicht ohne Rückwirkung auf die Haltung der Parteien des Herrenhauses geblieben Man versichert, daß die Mit glieder der Rechten und der Linken des Hauses sich in den letzten Tagen genähert haben und daß ein gegenseitiges Entgegenkommen der beiden Parteien festzustellen fei. — Das Abgeordnetenhaus trat in die Spezialbe ratung der Landwehrvorlage ein. Franz Coronini be tonte, daß man allgemein an die Erhaltung des Frie dens glaube; dies ei thebe jedoch nicht von der Pflicht, die Wehrmacht des Reiches zu stärken. Die Vorlage fei nicht, wie behauptet, eine Folge des Dreibundes. Österreich würde auch bei anderen Kombinationen nicht abrüfle« können. Hofmann sprach im gleichen Sinne und hob hervor, da- al'mälige A«,.;ehen der Landwehr in da- stelnnde Heer sei gelungen Minister von WtlserShe'mb bezeichnete die zweijährige Tienstzeit als da» unerläßliche Minimum, unter da- auch da- Deutsche Reich nicht herobgegangen fei, eS handle sich darum, da» im ersten Jahre Gelernte im zw.iten Jahre zu vervollständigen. Es sprachen als dann DubSly für, Fü nkionz und Basaty gegen die Vorlage. Schlicßl ch wuid.- d eselbe angenommen. Pari-, 30. November. Heute ging bei der Kammer die Gesetzvorlage über die Regulierung verschiedener Kredite ein. Dieselben belaufen sich auf 26051300 FrcS. Unter densetbru befinden sich jene für die Ministerin! betriff» des Empfanges de» rufsischen Ge chwaderS, sowie die für die Leich« n- begärgmsje Mac Mahons (20000 Frcs.) und Gou- nods (lOtOO Frcs.), UnterstützungSgelder für die ar- beiislo en Bergleute im Departement Nord und PaS de Calais (2o0(>00FrcS.)unbein Knditvon 157000s>0 Frcs für das KriegSministerium, w'lchen dasselbe infolge der Teuerung de- Futter» verlangt hat. — Tie französische Seemacht wird im nächsten Jahre bedeutend vergrößert. IO große Schlachtichifse treten in die Flotte ein. Ter Panzer „BreunuS", in Lo- rieut gebaut, und t ie Kreuzer „Chanzy" und „Ebarner" kommen i« S Mittelmeer Die übrigen neuen Kriegs schiffe sind: „Bouvines", „Jemmapes", „Valmy"; die Krruzer , Lalouche-Tr^ville" und „Suchet"; ter Tor- pedokreuzer „FiemuS" und der Amsotoipedo neuesten Systems , D'Jberville". Hierzu kommen 6 Hoch- seeiorpedvs und 16 Torpedvbcoie l Klasse. — — Wenn sich auch der gcstern vom „Figaro" ein- gefangeue Anarchist erster Klasse nur als ein ge wöhnlicher Vagabund mit anarchistisch-theatralischem Wesen entpuppie, so sckeint dafür die Polizei in Marseille desto glücklicher gewesen zu sein. Als man bei eincm verdächtigen Mechaniker Haussuchung hielt, entdeckte man im letzten Augenblick eine geheime Thür, die in einen Tunnel führte. Am Ende des selben fand man ein großes, in Leinwand gepacktes Paket Dessen Inhalt ergab Zündschnuren, Rohre und Blechbüchsen, sowie verschiedene Arten Pulver und Kristalle. Jener Arbeiter erklärte diesbezüglich, er habe das Paket von den Eheleuten Bossy zur Auf bewahrung erhalten. Nachforschungen bei diesen führten zu einer neuen Entdeckung verdächtiger Gegenstände. Die drei Personen wurden verhaftet. Frau Bossy — dieses Ehepaar war anarchistischer Umtriebe verdächtig — hatte eine Haussuchung geahnt und einen Teil des Materials bei dem Mechaniker versteckt. Ter GerichtS- chemiler hat dasselbe für äußerst gefährlich und zur Herstellung von Dynamit und des Favierschen Pulvers dienend erklärt. — I. Dezember. Der Hergang der Dinge am gestrigen Tage wird der „Voss Ztg." folgendermaßen dargestellt. Spuller, der wegen der ihm zugc- schriebenen Haltung zum russischen Bündnis zu über großer Ängstlichkeit das Portefeuille des Auswäitigen nicht übei nehmen wollte, schlug seinen ersten Mit arbeitern Raynal und Burdeau für jenes Ministerium Constans vor. Raynal erklärte dies für unthunlich, da Constans das Kabinett nicht stärken, sondern schwächen würde. Spullcr gelangte zur Annahme, daß Raynal der Träger der Ansichten Carnots sei, und erkannte, daß er keine Aussicht habe, die übernommene Ausgabe zu Ende zu führen Er versuchte, Casimir- Pörier sürs Auswärtige zu gewinnen, und da dieser ablehnte, ging er zu Carnot und erklärte, er sei bereit, Casimir Pärier den Vorsitz des Kabinetts zu überlassen und sich selbst mit dem Unterricht zu begnügen. Carnot war damit sehr einverstanden und Casimir- Perier wurde zum fünften Mal zu ihm beschicken. In der Unterredung soll Casimir - Pöricr nochmals abgelehnt haben, worauf Carnol erwidert Hütte, er fei enischlvssen, von der Präsidcntickost zurückzutreten, wenn Casimir Pvrier sich feiner Wicht entziehe. An gesichts dieser Drohung hätte Casimir-Pörier ange nommen, ober die Bedingung gestellt, daß man ihm für die Wahl Ker Mitarbeiter und sein politisches Programm freie Hand lassen müsse, was bereitwillig zugestand.n wurde. Mit Raynal, Spuller und Bur deau verständigte er sich noch gestern, die anderen Minister wird cr heute wählen. Tie radikale Presse stellt sich naiürlich seindfelig zu ihm; sür sie bedeutet ein Kabinett Casimir-Pöi irr Ken entschlosstnen Rück schritt und das Bündnis mit den Bekehrten „Lan- teure" drückt die» sogar so auS: „Wir werden nun vom Papste regiert werden." Dupuys Freunde wollen ihn rum Kammervorsitzenden wählen, in Meline er wächst ihm aber ei» ernster Mitbewerber. Vester wird dem „Verl. Tgbl." gemeldet: Da- Zustande- kommen de- Kabinett» Casimir-lpvrier scheint mm- mehr gesichert zu sein, wenngleich die volfftärd'ge Liste nickt vor morgen erwartet werden dari Bi« jetzt übernahm Wrirr den Vorsitz und Auswärtige«, Raynal Innere«, Burdeau Finanzen, Spuller Unter richt, Dudost Justiz Jonnart Bauten General Mercier, der in Borveaux steht. Krieg. Di» Kabinett dürste sich aber krudesten« Momag der Kammer vo-stellen — Wie der „Voss Ztg." berichtet wird, läßt die Regierung mitteilen, daß, en'gegen den bisherigen Behauptungen, ein Brief an den Grafen Caprivi tatsächlich aut Orleans abgeqangen sei. Auf der Landstraße in der Nähe von Orleans wurden zwei deutsche Wandern verhaftet, die man mit diefer Angelegenheit in Zu- fammenhang bringt. — In der Kolonialgruppe der Te- putiertenkammer erstattete Deloncle heute einen Bericht über das deutsch englische Abkommen betreffend Abamaua. Deloncle formulierte sodann den Protest der Gruppt gegen das Abkommen. Madrid, l. Dezember Aus Melilla wird ge meldet: Martinez CampoS ließ heute einen spanisch» Solvaten erschießen, weil derselbe gestern einem Ka bylen die Ohren abgeschnitten hatte. Martinez Cimpor will durch derartige Maßregeln die blutigen Repressalien verhindern, die in der letzten Zeit vorgekommen sind. Rom, l. Dezember. Ueber die Neubildung des italienischen Ministeriums erhält die „Not.- Ztg" folgende Meldung: Betreffs des finanziellen Programms konferierte heute Zanardelli zweimal mit Saracco, Sonnino und Vacchelli. Noch ist eS nicht zur vollen Einigung gekommen. Der König empfing heute Zanaidelli und Saracco. Die Verhandlungen mit General Primcrano wegen des KriegSportefemller sind mißlungen, da Primerano eine Vermehrung der Militärbudgets verlangte Zanardelli ließ den General Saumarzano zu sich rufen; hoffentlich wird dieser dar Kriegsportefeuille annehmen. Zanardelli läßt jetzt Fortis rufen, um ihm das Portefeuille der öffent lichen Arbeiten anzubieten. Bisher sind folgende Minister festgestellt: für Vorsitz und Innerer Zanardelli, für Schatz Saracco, für Unterricht Gallo, für Finanzen wird Vacchelli genannt. Heute Nachmittag hat Zanarkelli dem Führer des linken Cen trurns, Sonnino, das Portefeuille des Auswärtigen an geboten; Sonnino ist ein warmer Freund deS DreibuM. — Über die Meldung d S „Pester Lloyds" von dem angeblichen Inhalt militärischer und finanzieller Mitteilungen Kalnokys in Monza erklärt,Rif." entweder sei der Berichterstatter durch Galimderti oder dieser durch Revertera getäuscht worden. Brin könne unmöglich zugegeben haben, daß Italien wie ei» Mündel oder Vasall behandelt werde. „Risorma" « hofft eine t oldige Erklärung Zanard.llis, daß an eine Verminderung de« Heeres oder an eine Herab etzung des Militäretats nicht gedacht werde, da solcke eine Degradierung deS Landes »nd ein Versieht a f seine Unabhängigkeit gegenüber den Verbündeten und aus die Sicherheit gegenüber den Feinden b<deuten würde. Auch Zanardelli soll SaraccoS Wunsch nach einer Herabsetzung des MiliiäretatS Mr unersüllbar erklärt Haden, da alle militärischen Autoritäten schon da! Pellonxschr eingeschränkte Budget sür kaum zureichend halten. Rio de Janeiro, 26. November. Nach Draht nachrichp n der „Times", die ihr auS Montevideo za gegangen sind, sitzen die Ausständischen d«e Beschießung der UscrfortS mit Erfolg fort. Admiral Saldanaha de Gama übernimmt den Ob rbefehl über die Zi surgentenschiffe im Hasen während der Abwesenheit de- Admirals Mello, der mit den Schiffen „Aquida ban", „Europa", „Bahia" und .Tiradentes die Jagd auf die aus den Vereinigten Staaten kommende Zie gierungLflotte unternommen hat. Admiral de Gam erklärte auf das Bestimmteste, er würbe Rio nicht k schießen, falls nicht von der Stadt aus auf seim Schiffe gefeuert werde General Felles, der Ober befehlshaber der Regierungstruppen in Rio Grande, traf in Rio ein und leg e leinen Posten nieder. Am nämlichen Tage ging sein Bruder zu Admiral Mello über Auf Befehl der Regierung werden täglich Ver Haftungen vorgenommen; in Ken Gefängnissen befinde, sich nun l500 politische Gefangene. Marschall Pei xolo entfremdet sich die Teilnahme oller achtbare, Leute. Er steht allein mit seinen Truppen auf der Insel CobraS, die stark befestigt ist und eine Besatzung von 300 Matrosen hat. Es schließen sich täglich viele Personen Admiral Mello an; Bahia und Paia er- klä ten sich für die Aufständi'chen Wie verkant«, „Bleiv", flehte sie, „dlnv, ich - " „Mir au- dem Wege, sage ich!" „Richard, Du bist in einem verhängnisvollen Wahn besang-n! Richard, er ist unschuldig, er —" „Tu biriest ganz vergebens um sein Lebens „O mein Gotl — wenn ich Dir jchwöre —" „Dann fügst Tu den Meineid zu Deinen übrigen Verbrechen!" Ec suchte sie gewaltsam beiseite zu schieben, aber sie lag plötzlich aus den Knieen und hielt seine Füße umklammert „Richard — Richard!" flehte sie in angstvoll bebe« den Tönen, „wenn Tu mich je geliebt hast, so zieh unseren Namen nicht durch den Schmutz, durch das Verbrechen! Glaube — glaube mir um der himmlischen Barmherzigkeit willen, Karrbrooke denkt nicht mehr an nsich, cr ist im Begriff —" „Natürlich' Er nicht mehr an Dich und Du nicht mehr an ibn! Deshalb bade ich auch nur geträumt, daß Du ihm beim Abschied sagtest, Dein Herz — haha! — sei in seiner Sache! Schlange! meinst Du, ich will hier noch länger stehen und Dein falsche» Zischen anhören? Fort — mir aus dem Wege, sage ich — oder —" „Noch einen Moment — laß mich erklären — ich bin nicht falsck — e« ist ein schreckliche- Miß verstand Richard, Du weißt, ich habe Dir nie gelogen und wenn ich Dir nun schwöre — daß ich ihn »sicht liebe, daß — Richard — Richard! O mein Satt!' Er hatte sich mit eisernem Griff von ihren um klammernden Armen befreit und sie zur Seite ge ¬ schleudert. Ihre Stirn schlug auf die scharfe Kante eines Stuhles, bewußtlos blieb sie liegen Er fah eS nicht mehr. Krachend war die Thüre hinter ihm rnS Schloß geflogen. 17. Kapitel. Tas alte Ehepaar, dos den Tienst um sie versah, war vor Stunden schon schlafen gegangen. Beistand bekam Sibylle atso nicht Schon lag sie regungslos Als endlich wieder Leben in ihre Gestalt zurückkehrte, als sie sich mühsam zu einer sitzenden Stillung emporrichtete, war ihr doch die Erinnerung noch fern. Müde fragten ihre Augen die Wände, die Gegenstände ringsumher. „Wo bin ich? Was ist mir geschehen?" Auf einmal begegneten sie ihrem eigenen geistert«eichen Antlitz im Spiegel. Sie hatte sich im Fallen verletzt, von ihrer Stirn ringelte es sich wie eine kleine rote Schlange. Wie ein jäher Blitzstrahl war nun die Erkenntnis da „Blut!" schrie sie auf, und während sie entsetzt in die Höhe taumelte, war es nicht ihr eigen Blut, das sie fließen sah. Wankend, strauchelnd, rechts und links an den Möbeln eine Stütze suchend, erreichte sie ihr Scklaf- gemach. Wie durch graue Nebel tastend, fand sie ihren Hut, ihren Mantel. Jetzt stand sie in der kleinen Halle — jetzt draußen in der Nacht. „Blut!" scholl es au- dem dumpfen Geräusch, mit dem die HauSthür hinter ihe in- Schloß fiel. „Blut!" Hallie es wider von einem jeden ihrer Tritte Und wenn sie sich schaudernd die Hände vor die Ohren pr:ßte, sie vernahm eS doch. E- jagte, peitschte sie vorwärts, den Heckenweg entlang, über den Bach, durch die Wiesen, von der toten Land straße in die schlummernde Dorfgasse und bis an das Parkthor. (Forilttzung tolzl.) Öffentliche Vorträge. Der fünfte Vortrag über „Die Lltteratur der Gegenwart", den Professor Or. Adolf Stern am Sonntage, den 26. November, vormittags hielt und der gleich den vorangegangenen Vorträgen eine aufmerksame und zahlreiche Zuhörer schaft verfammelt halte, behandelte die sranzösische Litteratur des zweiten Kaiserreichs. Dem Gesamt- urtett über die L istungen, die besondere Richtung und Färbung des französischen Realismus während des zweiten napoleonischen Kaiserreichs hat sich neben einer nur allzusehr herausgesorderten unbarmherzigen Kritik und neben berechtigtem Ekel vor den widrigsten Produkten der entarteten Erzählungslitteratur auch em Uebermaß gespielter Entrüstung, armseliger Heuchelei, pharisäischen Dünkels kinzngesellt. Gerade vou solchen, die die schlimme Hinterlassenschaft an künstlerifcher und sittlicher Frivolität dieser Litteratur unbefangen angetreten haben, ist zu Zeiten die fchärfste Ver urteilung auSyegangen. Vor» vornherein zeigt eS sich als unzuläfsig, die gesamte französische Litteratur zwischen 1850 und 1870 ohne alle Unterschiede zu verdammen oder ausschließlich der Herrschaft de» dritten Napoleon die Schuld am Grundcharakter der Poesie diese» Zeitraum» aufzubürden. Die Ernüchterung de» Rausche- und de« Sckwunge-, die der französi schen Dichtung unter der Julimouarchie -» eigen ge» wesen waren, war schon infolge der Februarrevolution eingetreten, die letzten Reste ullfranzösischer Hctt-rkei^ und leichtherziger Lebenslust hatien einer rohen Gel nußsucht und fieberhaften Gier Platz gemockt, die den Augenblick ouSkaufen nöl! weil sie der Zukunft nicht vertraut. Die besonderen Umstände, unter denen Kaiser Napoleon III. den französischen Thron bestieg, die Werkzeuge, deren er sich für den Anfang bediente, brachten jene Gesellschaft deS zweiten Kaiserreichs zur Geltung, in der der Abenteurer, der an der Börie Millionen gewinnt oder verliert, der rohe Landrknecht, die verschwenderische Dirne und der käufliche Journalist die hervorstechend sten, wenn auch nicht die einziaen Typen waren Unter dem Einfluß und in der Beobacktung diefer Lebenskreife, von der sich auch bessere Talente ab hängig mochten gedieh jene HalbweltSlitteratur, der Alexander Duma-, der Sohn, mit seinen Romanen und Dramen als Bahnbrecher und erster eriolgreicher Vertreter diente. In der Darstellung und anfäng lichen Verherrlichung der Halbwelt, der Zustände eine- gewissen TeuS der Pariser Gesellschaft, der aber leider der tonangebende war, fand Duma- zahl reiche Nachahmer; die Sittenbilder von Erneste Feydeau, Edmond About, Marie Uchard oder gar von Adolphe Belot und ähnlichen Schriftstellern Über boten einander in Enthüllungen unerquicklichster Art. In einer oppositionellen Stellung zu der Leben»- wirdergabe dieser Autoren standen die au» der Schule de» „don hervorgegangenen Dichter. Francois Ponfard selbst mit den Dramen „Die Börse", „Geld und Ehre"; Emil Augier mit den Komödien „Der Schwiegersohn de- M. Poirier"', „Olympia- Heirat", „Die armen Löwinnen", „Giboyer- Sohn-, „Die Fourchambault", endlich der lieben-würdigste »nd
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