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IM miral», de- Staatssekretär- de» ReichSmarineamt» und de- Ches- de» MarinekabinettS entgegen. — Die Kommission für die zweite Lesung des Entwurf» eine» Bürgerlichen Gesetzbuch- für da» Deutsche Reich setzte in den Sitzungen vom 27 bi» 29 November zunächst die Beratung der Vorschriften über die Ehehindernisse (tztz 1231 bi» 1244) fori, beriet dann die Borschristen über die Ehe- schlietzung (88 '-2-15 bi» 1249) und ging zur Berat ung der Vorschriften über die Ungiltigkeit der Ehe über. — Der im preußischen Justizministerium au»- gearbeitete Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des 2trasprozeßverfahrens, liegt, wie die„Nmdd. Allgem. Ztg." hort, augenblicklich dem preußischen Staatsmimsterium zur Beschlußfassung vor. — Den preußischen Polizeibehörden ist ein Erlaß de» Minister» d-S Innern zur Kenntnis gebracht norden, welcher, nm der mißbräuchlichen Führung nichtpreußischer Adelsprädikate entgegenzuwirken, bestimm«: Vor der Naturalisation nichtdeutscher Adeliger ist, falls Zweifel bezüglich der Berechtigung zur Führung de» Adels obwalten oder Bedenken gegen die Übertragung des betreffenden au-ländischen Adclstitels nach Preußen vorliegen, die Entscheidung des Minister» einzuholen In den preußischen StaatS- verband onfgenommenen Personen ist die Führung im An-lande erworbener Adelsprädikate in and-rer als der ihnen verliehenen Form, namentlich in deutscher Übersetzung, ohne besondere landesherrliche Genehmig ung innerhalb Preußens zu untersagen. Aus dem Unlerthanenverbande austretende, aber im Lande ver bleibende Personen, welche e nen ausländischen Adel erwerben, sind gemäß §18 des Jndigenatgesetz.s vom I. Jani 1870 zur Erbringung des Beweises dafür anznhalten, daß sie binnen sechs Monaten nach Aus händigung der Entlassungsurkunde in eimm anderen Smale die Angehörigkeit erworben haben. Falls sie diesen Beweis nicht erbrinren und sonach nicht auf- gehört haben, preußische Unter thanen zu sein, sind sie wegen Anmaßung des Adels rach 8 360 Nr. 8 des Strafgesetzbuches zu verfolgen. — In hiesigen parlamentarischen Kreisen ver lautet, wie der „Pol. Corr.' gemeldet wird, daß die Polen, entgegen ihren b sherigen Erklärungen, jetzt entschlossen seien, für Vie Handelsverträge ein- zntreten. Im Zentrum erreichen die Gegner der Handelsverträge nicht die Hälfte der Mitglrederzahl, so daß anch die A> nähme ves rumänischen Handels vertrages gesichert erschemt — Ter Arbeitsplan des Reichstages ist bis zum Begnn der Weihnachtsferien festgestellt. Auf die ersten Beratungen jedes einzelnen Steuergesetzes weiden mindestens dieiTage gerechnet Das Stempel- abgabrngesetz eröffnet heute den Reigen und wirb nach obiger Voraussetzung vielleicht bis zum Donnerstag eüncblußlich durchberateu sein, falls man, wie es beabsichtig! ist, d<u dieswöchemücheu Schwerinstag aussallen läßt. Am Freitag (8. d. Mts.) wird die Plenarsitzung wegen des katholischen Feiertages aus fallen. Am Som.abend würde alsdann die erste Be ratung des Tabaksteuergesetze» beginnen, um etwa bis Mitte nächster Woche zu währen. Den Schluß wird die erste Beratung deS Weinsteucrgesetzes machen und den Rest der nächsten Woche aussüllen. Sollten die ersten Beratungen der Steuergesetze weniger Zeit, als man glaub«, in Anspruch nehmen, so würde noch die zweite Beratung der Handelsverträge sich anschließen. Der Reichstag gedenkt am 16. Dezember in die Weih nachtsfeilen zu gehen — („B. P. N') In der dem Reichstage zugegangencn Novelle zum Unterstützunaswohnsitzgesetz findet sich die von der Reichstagskommission in der vorletzten Session beschlossene Bestimmung, wonach der Erwerb eines neuen Uuterstütungswohnfitzes mit dem vollendeten 60. Lebensjahre ausgeschlossen sein sollte, nicht vor. Bei der Einfügung dieser Vorschrift ging die Kommission von den-. GeZanken aus, daß, wie man den Erwerb des Untcrstützungswohnsitzes von der Erreichung des erwerbsfähigen Alter« abhängig machen wolle, dieser Elivcrb auch von dem Augenblicke ausgeschlossen sem m ßte, wo der Arbeiter in der Regel seine Arbeiiskraft verloren hätte. Außerdem wollte man da durch eimm Abschieden der Arbeiter entgegentleten. Beide Erwägungen erweisen sich bei näherer Betrachtung als nicht stichhaltig Zunächst ist es unmöglich, allgemein ein Lebensalter fcstzusetzen, von welchem ab der Arbeiter seine Arbeitskraft verliert. Schon zwischen den Fabrik- und ländlichen Arbeitern macht sich dabei ein großer Unterschied bemerkbar Ter letztere wird in der Regel weit länger arbeitsfähig sein als der erstere Aber auch innerhalb der beiden Kategorien wird Vie individuelle Konstitution die Es schien ihm selber fast jo, wie sie nun ihren Weg sorlsetzte. Sie hielt sich straffer und ging schneller. Weich' unsägliche Mühe ,s sie kostete, davon ahnte er nichts Sie mußte ihle ganze Willenskraft zusammen- nehmeu, bei jedem Schritt, den sie Ihat, einer seltsam zwingenden Neigung, aus ker geraden Linie zu weichen und im Zickzack zu wandern, Widerstand leisten Als sein Auge sie nicht mehr erreichen konnte, stand sic still und lehnte die Stirn ge.en einen Baum stamm. „Gott sei Dank', murmelte sie, „die Angst war vergebens!' Nach einer Pause: „Mit dem ersten Zuge > ach Mitternacht also? Er halte eben noch Zeit, an die Bahn zu gelangen!" Plötzlich mit bitterem Auflachen: , Es war doch alles nur Komödie!" „Alles — alles nur Komödie', wiederholte sie in Weitergehen „Wie hätte eS auch wohl anders seil, sollen? Wenn man Eifersucht suhlt bis zu einen: Grade, daß man die Gesetze verachtet, um seiner: Du st in dr» Nebenbuhler» Blut zu löschen, dann liebt man auch noch. Und wie war das möglich? Jener Brief lag ja geschrieben!" Sie lachte wieder in einer Weise, daß es ihr selbst unheimlich klang und sie sich erschrocken mit der Hand nach der Stirn fuhr. „Nur de» nicht", stöhnte sie, „sterben — sterben, guter Gott — aber das nicht!" Gewaltsam riß sie ihren Geist von der Fährle des Wahnsinns und zwang ihn, ihren Körper zu leiten — immer in der geraden Linie vorwärts, nicht recht», noch links vom Wege. Aber nur wenige Schritte, dann strauchelte ihr Fuß wieder über Baumwurzeln und ihr Mund lachte: „Alles nur Komödie!" größten Verschiedenheiten mit sich bringen Sodann würde der Zweck, den man mit der Vorschrift verfolgt, that- sächlich gar nicht erreicht werden. Die Arbeiter würden dadurch durchaus nicht in der Erreichung einer Heimat für ihren Lebensabend gefördert werden. Denn die Armenver bände, welche die Abschiebung vornehmen wollen, würden sie, wenn die Vorschrift getroffen würde, ebenso frühzeitig vornehmen, daß der Arbeiter in ihrem Bezirk vor Erreichung des 60 Lebenkjahrr» die zum Erwerb de« UnterstüdungSwohnsitzes nötige Zeitdauer nicht beschäst gt wird Schließlich aber winde eine solche Maßregel, wenn auch nicht eine Beschränkung der Freizügigkeit, immerhin «me Einengung der Freiheit in dem Erwerb des Uater- stützungtwohnsitze« sein. Arbeiter, welche um das 60 Lebensjahr herum andere Beschäsligungsorte wühlen, um eventuell einen anderen UnlerstützungSnwhnsitz zu erhalten, würden dann zwar nicht an der Ausführung ihrer Ar- sicht, aber an Ler Erreichung des mft reis Iben verbundenen Zieles gehindert werden. Nach alledem dürfte wohl kein Zweifel mehr bestehen, daß die Festsetzung eines Z italterS für den Ausschluß des Erwerbs eines Unterstützungswohn sitze« unzweckmäßig wäre und erfolglos bleiben müßte * Das erste Petltiansverzeichnis des Reichs tags ist diesmal umfangreicher als jemals Die „Cons. Corr." berichtet darüber: das Verzclchms umfaßt rund 8250 Eingaben, unter denen sich wie gewöhnlich zahl reiche Gesuche persönlicher Natur und auch solche befinden, die unverdrossen Jahr um Jahr von langgewohnten Stammilttstellern an den Reichstag gerichtet werden. Unter vie persönlichen Gesuche sind insbesondere diejenigen zu rechnen, welche wegen angeblicher „RechtSverwelgerung" Klage führen, oder die vermeintliche Pensionsansprüche geltend machen; es ist selbstverständlich, daß die PeNtwns- kommission alle jene Forderungen ei gehens prüfen wird. Aber aus dem vorliegenven Verzeichnisse ersehen wir auch, daß eme Reihe von Gewerbetreibenten die Durchlöcherung der Bestimmungen bezüglich der Sonntagsruhe sorvert Jeder der verschiedenen Belufsuveige, deren Veitreter sich in dieser Sache mit emer Eingabe an den Reichstag wenden, wünscht für sich eine Ausnahme; die Summe dieser Ausnahmen würde indessen das ganze wohlthätige Gesetz einfach wirkungslos machen Da,um werden die Petenten auf Erfüllung ihrer Gesuche keinesfalls zu rechnen Haden. Mehr als die Hälfte sämtlicher Petitionen, nämlich runv 4500, richten sich gegen die Aushebung des Iesmten- gesetzes. Weniger zahlreich sind die Gesuche, keine Handels verträge abzuschUeßen, durch die eine Ermäßigung der land wirtschaftlichen Zölle herbergesühit wird; doch sind diese Petitionen meistens von landwirtschaftlichen Vereinen und Korporationen, die eine bis zu Tausenden zählende Mit gliedschaft in sich vereinigen, untcrze-chnet. Unermüdlich sind die Schwärmer für Naturheilkunde; auch in dem vor liegenden Verzeichnisse finden wir sie wieder als Ansturmer gegen den Impfzwang; diesmal vielleicht hoffnungsvoller, da die Sozialdemokraten diese Bewegung durch einen An trag -auf Aufhebung des Impfzwanges zu unterstützen be schlossen haben. Von derselben „nMurhcükundigen" Seite wird neuerdings aber noch um Ablehnung des in Vor bereitung befindlichen Gesetzentwurf« bett. Bekämpfung ge- meingcfähilicher Krankheiten petitioniert; wie von vorn herein angenommen neiden kann, ohne jede Spur von Aussicht auf Erfolg. Die Mißstände dcS Hausierhandels, der Konsumvereine, der Großmagazine, der Jnvatiditäts- rersicherung u. a. m. bilden bann begreiflicherweise auch in ker soeben begonnenen Relchstagssession den Gegenstand mannigfacher Eingaben; diese Interessenten können auf die bezüglichen konservativen Anträge verwiesen werden. Schließlich sei noch erwähnt, daß gegen den Tabaksteuer- gesetzcntwurf, ebenso wie gegen den Entwurf eines Wein steuergesetzes schon sehr zahlreiche Petitionen vorlieg-n. München, 4. Dezember. In der heutigen Sitz ung der Kammer der Abgeordneten erklärte der Kriegs- Minister die von sozialdemokratischer Seite vorgedrachte Behauptung, daß das gesamte bayerische Gewehr- material umgeändetl würde, für vollständig un begründet Weimar, 4. Dezember. Se. Hoheit der Erb prinz von Sachsen Meiningen ist hier einge- 1'. offen, um in seiner Eigenschast als Chef der 22. Division die hiesige Garnison zu besichtigen. — Der Landtag des Großherzogtums, dessen ordenlliche Session am 9. April v. I. vertagt ward, wird zum 22. Januar nächsten Jahres zur Fortsetzung seiner Thätigkeit eioberufen werden. Die Hauptaufgabe für ihn wird die Beratung der Reform der Gemeinde ordnung sein, über die bereits im Frühjahre eine Vorlage ihm zugegangen ist. Der zur Prüfung der selben gewählte Ausschuß hat auch bereits seinen Be richt fertiggestellt Die Sitzung deS Landiag» wird voraussichtlich einige Wochen dauern. Coburg, 4. Dezember Se. König!. Hoheit Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha hat, wie die „Coburger Zeitung" meidet, die Mitgliedschaft zum englischen Geheimen Rat nieder- gelegt. Als sie sich ein paar Mal auf dem Lachen ertappt halte, verdroß es sic nicht mehr, sie dachle sich nichts mehr dabei. Sie dachte sich überhaupt nichts mehr, als daß ihr der Kopf glühe und schmerze zum Zer springen, während eisige Schauer ihr über den Rücken rieselten. Eine ui klare Scheu machte, daß sie, aus dem Park gelangt, das Dorf in weitem Bogen umging, daß sie, so oft ihr eine Begegnung mit Menschen drohte, in den Schatten einer Hecke wich. Im übrigen wan dte sie wie durch einen Traum. Einzig der Instinkt leitete ihre Füße heim. Mr». Masons aufgeregte», entsetztes Gebaren rüttelte auf einen Moment Energie und Besinnung in ihr wach. „Krank?" murmelte sie, die Hand an die glühende Schläfe pressend. „Ich glaube nicht — ich glaube wenigstens, es ist nichts von Bedeutung. Deshalb soll auch kein Arzt geholt werden — hören Sie, Ma son? Es soll niemand geholt werden, eS soll nie mand darum wissen, oder — ich kündige Ihnen den Dienst!" „So! Nun den Tod! ' Das war ihr letzter be wußter Gedanke 18. Kapitel. DoS Ehepaar Mason hatte eine schlimme Zeit. Der Gedanke, vor Golt und der Welt die alleinige Verantwortung für da» kostbare Leben einer KarS- brooke zu tragen, war fürchterlich, aber der Gedanke, einen Teil dieser Verantwortung auf den KrriSphysi- kuS abzuwälzen, war noch fürchterlicher, denn da rirkierie man ja, da» liebe Brot zu verlieren. Man Wien, 4. Dezember. Heute vormittag ist im Ministerium de- Äußern die österreichisch - ungarische Zoll- und Handelskonferenz zur Feststellung der letzten Instruktionen der Delegierten für den Abschluß deS Handelsvertrages mit Spanien zusammengetreten. — Laut vorliegenden Meldungen soll sich Se Majestät der Kaiser am 10. d. MtS zu etwa vierzehntägigem Aufenthalte nach Br da Pest begeben. Pari», 4. Dezember. In der heutigen Kammer sitzung herrschte großer Zudrang; die Diplomaten loge mar dicht besetzt Der Ministerpräsident Casimir Parier verlas die ministerielle Erklärung, welche besagt: Nie ha e das Land eine g öße e BuhSnslichteit an die Nczubük, eine größere Abneigu'g vor dem Stemme der Rat tton und eine mSeere Achlurg vor der Freiheit des Sekanten- und (Aew-sje S belundigt, als ntzi; eS habe riema!- lo klar die Politik adpraller Formeln ver'Heilt und ft euerm ch die Aus rech erhaltung derOnn^ng angesichi-ker Theottengewünscht. Len Wünjren de« Lande- muffe Rechnung gettagen werden, daß in de- Leitung der Politik Einheit und Festigkeit der An schauungen herbeigejührt und den L-Hren dir Sozialisten nicht Mißachtung, sondern eine fruchtbringende Thätigkeit brr öffent lichen Gewalten enigegcngeietzt werde. Da- Kabinett ü er nehme d.e VerantnouNchkeU der Macht, um, von den die Nation erfüllenden Hoffnungen getrag-n, mit den G-fexen zu regieren, welche da- Erbteil der Republik seien. Al- seine Aus gabe b trachte er e-, die Steuern ql ichmäß ger zu verleiten. um besonder- den erworbenen Nei'tvm zu treffen Die Erklärunq kündigt attdann niedrere Finanzrefoimen an insbesondere eine «rundbuchrevrsion, Aränderung der G näatesnuer, Regelung der Beziehungen de» Siaatrs zur Bank roa Frankriich, sowie Erwägung der Begründung einer Al'ereversorgnng für Arte-tcr. LaS Kabinett werde da» von der letzten Gesetzgebung überkommene Wirtschaft! che Werk verteidigen und der Landwirtschaft und Industrie zu Hilfe kommen; es werde sich mit dem lanlwir schastlichen Kredit u d den land rirt- schasllichen Versicherungen beschäftigen Tai Kabinett werde eine Vorlage über die Gesellschaften cinbringen, lehne aber die Trennung der Kirche vom Staat und dw Revision der Ver fassung ab Die Deklaration sügt hinzu, - aus dem Gebiete der auswärtigen Politik Frankreichs bewiesen unvergeßliche Ereignisse, daß alle Mißhelligkeitcn verschwu den feien; dieselbe werde stets von dem Geine ersüllt sein, der einer Nation wür dig sei, die mächtig g-nug sei, um zu verkünden, daß sie ous- richlig den Frieden wolle und um ihre Rechte und Interessen, ihre Handels- und ihre Industrie aus asten Punkten der Erde zu verteidigen. Zum Schluß giebt die Deklaration der Hoff nung Ausdruck, daß die Vorurteile beseitigt und die Gegner besiegt würden dwch die Loyalität der Sprache und Festigkeit der Be chlüsse Alle Vertreter der Nation hätten dasselbe Recht, wenn sie die friedlichen Waffen der Freiheit gebrauchen Das Kabinett hoffe, eine beständige Hilse und eine Majorität zu er hallen, welche rntschlossen sei, dcrsclbcn Sache zu dienen, wie das Kabinett. Tie Erklärung wurde mit Beifall auf allen Plätzen des Hauses, mit Ausnahme jener der Sozialisten, auf- genommen. Der Sozialist Pascal Grousset beantragte eine allgemeine Amnestie. Der Minister des Innern Raynal verlangte die sofortige Diskussion, welche be schlossen wurde. Pascal Grousset sprach für die Berg- werksarbeitcr und Arbeiter überhaupt, und forderte auch eine Amnestie für die verbannten Boulangisten. Der Minister Raynal bekämpfte die Amnestierung, be sonders derjenigen, welche wegen des Verbrechens des Vaterlandsvcrrats verurteilt worden seien. (Heftiger Widerspruch bei den Sozialisten.) Mery griff den Minister Raynal hestig an, nahm aber schließlich die gegeil denselben gerichteten Vorwürfe zurück. Raynal erklärte, daß er eine milde Anwendung der Gesetze gegenüber den verurteilten Bergarbeitern für aus reichend halte. (Neue Unterbrechungen auf der äußersten Linken) Der Minister beharrt darauf, ohne Schwäche zu handeln und mit Strenge gegen die Revolutionäre einzuschreiten. (Beifall im Zentrum.) Nach einer Rede des Boulangisten Rochö wurde die allgemeine Diskussion geschlossen. Die Kämmer lehnte darauf mit 25,7 gegen 2'26 den Eintritt in die Diskussion der einzelnen Artikel ab — In Senat wurde die Erklärung im ganzen mit einer gewissen Kälte aus genommen. Einige Punk:e sanden lebhaften Beifall. Bern, 4. Dezember. Tic 16. Legislaturperiode der Bundesversammlung ist heute eröffnet worden, Der Nationalrat begann die Konstituierung. Der Ständerat wählte zum Präsidenten Munzinger-Solo thurn (radikal) und zum Vizepräsidenten Tvrrente- Wallis (ultramontan). Rom, 3. Dezember. Tie Senatoren Puccioni und Canonico haben das Portefeuille der Justiz ab gelehnt, Canoucio noch nicht definitiv. Boselli will sich morgen bis über die Annahme des Portefeuilles der Finanzen entscheiden. San Marzano, welcher heute Abend eine Konferenz mit dein König hatte, über nimmt den Posten des KriegSministers. Man nimmt an, daß das Kabinett morgen konstituiert werden wird und daß die Kammern am 7 Dezember wieder zu- sammentretcn. Die „Jtalie' dementiert entschieden die Meldung, daß Zanardelli die Kabinettsbildung unter that also, was d.r Moment vorzuschreiben schien, oder die eigene mangelhafte Erfahrung lehrte, setz'e sich dann mit bangem Herzklopfen in sein»« Winkel, faltete die Hände und ließ die Natur machen. Sie hatte ein hartes Stück Arbeit — die Natur und kam anscheinend nicht von der Stelle damit. Den langen Tag lag die Kranke bleich, starr und regungs los in einem Zustand mehr der Betäubung als des Scdla'es. Gegen Abend entzündete sich die Fieber- glut in ihren Wangen und sie ward unruhig. Den Kopf wie im Schmerz hin- und herwendend, begann sie irre zu reden, erst rn leise wimmernden Klage- tönen; aber je näher die Stunde rückte, in der Wald stedt in Myrtle Cottage e> schienen war, d sto lauter hob sich ihre Stimme, desto wilder und leidenichaft- licher wurden ihre Gebärden Sie jammerte, flehte, fuhr händeringend aus den Kissen aus, stand auch wohl, wie vom Dämon der Krankheit emporgeschuellt, hatte ihre Decken von sich geschleudert und wollte sich aus dem Bett Wersen. Ein Kampf rin kurze» Ringen dann mit ihren Pfleg»rn und sie sank, zu Tode er schöpft, zurück und regte kein Glied mehr So ging eS eine Nacht wie alle Nächte, bis zur vierzehnten, da ward aus der Erschöpfung, die dem Fiebei toben folgte, ein ticfer, langer Schlaf, der Schlaf d r Genesung. Als sie sich zu der Krankheit niedergelegt hatte, war ihr letzter müder Wunsch gewesen: „Nun der Tod!" In ihren Fieberphantasien hatte sich der Wunsch allnächtlich erfüllt. Da» gelrebteste Antlitz hatte sich haßverzerrt über sie gebeugt, von der teuersten Hand hotte ein schmettrrrdcr Schlag sie ge- der Bedingung übernommen habe, die DeputierteM kammer eventuell auflösen zu können — Ein »M 30 Deputierten der äußersten Linken — darmchM Gavallotti, Colajanni und Jmbriani — gezeichetM Manifest an da» Land verurteilt da- Wirken kW Kabinett» Giolitti auf das Lebhafteste und führt ^W Abhilfe-Mittel unter anderen auf: Verminderung kW Ministerien, Herstellung des Gleichgewichte» im BudaM durch Ersparnisse am Kriegsbudget und HerabfttzunW der Civilliste. Ferner spricht sich da» Manifest gegeW jede neue Steuer und gegen die Erhöhung bereit» kW stehender Sieuern ans, verlangt eine im Einvern hmeW mit den Gefühlen des Landes geleite:? äußere PotuW und schließt, die nationalen und ökonomischen JnteresseW des Landes verlangen, daß die bisher geforderten ilbnl mäßig großen Opfer aufhören. — Im Vatikan vn-I folgt man den Verlauf der italienischen MinisterkrisiD mit großem Interesse, obgleich man davon überzeugt iß l daß jeder Nachfolger Giolittis das jetzt bestehende Vnl hätini» zwischen dem Vatikan und dem Omrinal mul verändert belassen wird. Speziell bezüglich des reunD MinisteiPräsidenten, Hrn. Zanardelli, glaubt man jM vatikanischen Kreisen, daß sich unter ihm die Be-I ziehungeu zwischen der italienischen Regierung miM dem Vatikan keineswegs verschlechtern werden Alt! er Kultusminister im Kabinett Depieti» war, hat er» sich stet» versöhnlich und duldsam gezeigt. Es ist kml Grund vorhanden, daran zu zw.ifeln, daß Hr. Zanar-I delli auch künftig al- Ministerpräsident die gleich! Haltung dem Vatikan gegenüber beobachten werde — 4 Dezember. Als wahrer Grund der schließlichen! Ablehnung SaraccoswirdseinZweifel anderLebevi-I fähigkeit eines Kabinett- angegeben, das sich nur aufl die geipaltene Linke und das schwache Zentrum stühe I Saracco soll Zanardelli geraten haben, sich lieber! gerade mit Crispi zu verständigen — Der „Riforma i wird durch einen in Nizza wohnenden Italiener aas! Ehre und Gewissen versichert, daß alle französischen! Grenzorte mit Truppen überhäuft seien, zwischen! Nizza und Barcelonette ständen mindestens 40060,! in Modane allein 5>000 Mann. Auch gewaltige» Artillerie- und Pionicrmaterial werde angehäufl, um jeden Augenblick zur Verwendung bereit zu sein. Madrid, 3. Dezember. Nach Meldungen au» Melilla besetzen die spanischen Truppen die gesamte Grenzlinie und errichten drei Forts an derselben Die Kabylen beschränken sich auf eine aufmerkiam Beobachtung der Spanier und überschreiten die Grenzt nicht. — Eine der „Pol. Corr ' zngehende Meldung bezeichnet es als unrichtig, daß einige an der marok- kanischen Frage nächstinteressierte Regierungen an dar I spanische Kabinett Noten gerichtet hätten, in welchen sie im Hinblick auf die Entsendung des Marschall- Martinez Campos der Besorgnis Ausdruck gaben, daß die Aktion Spaniens in Marokko einen die Interessen jener Regierungen beeinträchtige, den Umfang aa- nehmen könnte. Es sei n, wie man in den Madrid« amtlichen Kreisen betont, von keiner Seite derartige Vorstellungen erhoben worden Die diplomatischen Vertreter der auswärtigen Staaten in Madrid haben sich darauf beschränkt, bei der spanischen Regierung über die dem Marschall Martinez Campos ei teilte Mission Erkundigungen einzuholen, ein Vorgang, d« um so weniger als ausfällig erscheinen könne, als die spanische Regierung von Anbeginn des gegenwärtige» Konflikts in Marokko die europäischen Regierungen über jede» einzelne Stadium der Angelegenheit fort gesetzt und genau unterrichten läßt. Loudon, 4. Dezember. Da» Übereinkommen zwischen Frankreich und England wegen Bildung einer Pufferstaates zwischen den Besitzungen beiderLänder in Judo China wurde noch vor Ausbruch der fran zösiichen Ministerkrisis abgeschlossen. Nach einer Pariser Drahtmeldung der „Times" wurde nach einer allgemeinen Verständigung über die Grenzen veS künf tigen Pufferstaates beschlossen, eine englisch-französische Kommission an Ort und Stelle zu entsenden wegen gerauer Absteckung der beiderseitigen Grenzen u»d Eiforschung der geographischen Natur der bisher nur wenig bekannten Gegenden Gleichzeitig wurde ver einbart, den Pufferstaat unter die Herrschaft China» zu stellen. — Ein Shanghaier Drahtdrricht de» „Standard" meldet, China sei vorbereitet, Englands Politik in Siam thälige Unterstützung zu gewähren. Vier britische und meh-ere chinesische Kriegsschiffe seien unterweg» nach Bangkok. St. Peter-durg, 3. Dezember. Sehr peinlich berühren vier die Vorgänge bei der französischen Ministerkrisis ES fehlt in den russischen Blättern nicht an Seitenhieden auf Carnot. Interessant ist 22_> - 0i__221. ' . troffen und auS einer klaffenden Strrnwunve war mil ihrem Blut ihr Leben g« flossen. Nun schlug sie zur Genesung die Augen auf, zu dem bitteren Bewußt sein, daß wieder alles nur Krmödie gewesen war. Sie hätte es mit jedem Bissen Nahrung von sich wehren mögen, da» unwillkommene Leben, aber sie war so schwach, sie konnte nicht einmal die Hand ab wehrend heben, wenn Mr». Mason mit ihren Süppchen und Brühen kam. (Fortfetzung soft«) Konzert. Zu den wenigen genußreichen Musik darbietungen, welche un- bisher in diesem Winter zu teil geworden sind, hat sich nun der erste Orchester abend gesellt, den Hr. Jean LouiS Nicodo gestern mit der Chemnitzer Städtischen Kapelle im Gcwerbe- hauSsaal veranstaltete. Ein für die höchsten Aufgaben leistungsfähiger Jnstrumentalkörper und ein mit un gewöhnlicher musikalischer und geistiger Intelligenz begabter Dirigent wirkten hier zusammen und er freuten durch nahezu vollendete Produktionen schwieriger und virtuoser Werke Die starken Erwartungen, welche wir diesem von reinem künstlerischen Ehrgeiz geleiteten Unternehmen eutgegenbrachtrn, sind in einer die Hörer enthusiasmierenden Art weit überflügelt worden: die Wiedergabe der BrahmS'jchen 6woll Symphonie war eine Leistung von bewundernswerter Sicherheit und Kraft de» Ausdruck», der Vortrag de- „Siegfried Idyll" zeigte die Herrschaft der Spieler über eine Fülle feiner Klangadstufungen und die Ausführung der Brrlioz'schen Ouvertüre , Römischer Karneval" gelangte in ihrem bravurvollem Schwung, in der glänzenden pe Bemerl »ea in dei „paßt un! baß das y tinberusur „eisten zur rhatsache kiinst der s Belzr, zugthendtv be-Kadi Spitze, un in seiner fftimmt un eines Kab Zusammen lSrnic, gr volle Akt !bürste ne'. 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