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Dresdner Journal : 27.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-27
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 27.11.1893
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bleibt vorläufig unbesetzt. Der Obmann-Stellvertreter Abg Benoö wurde beauftragt, provisorisch die Leitung des Klub- zu führen. Weiter setzte der Klub die Be ratung über das RegierungSprogramm fort. Nach mehrstündiger Debatte wurde folgende Resolution mit 24 gegen 9 Stimmen angenommen: .In EiwäuUng. dah La« Re-ierung-programm de» B«- drelunq«» de- Pvleuklubs in Bezug aut die pailamrvtarilcte Thaogtett im Lause der grgenwärligen Legtet-turperiode eut- iprichi; in Liwägu g, der ^olenllub da,aus rechnet daß dir Regierung e- für ihre Pfl chi erachict, uajere auionsmikii- schin (SrundsLve volllommcu zu aLt.u, Beweise dec Äewogen- trit sür die Interessen unjereS Landes zu geben und daß sie sich gegenüber den anderen RationalitSlen vom tArundtaxe der G:rech!iekeit wird leiten lagen; in Liwägung endlich, daß i ach der Ansicht des PolrntlubS die gegenseitige Annüherung der ge mäßig»!« Paiteien bei stremer Beobachtung ker Idoordination der drei großen parlaa ent^ritchen Grupp n vorie lhast aus Vie inneren und äußeren Verhältnisse ter Monarch e rückwuten werde, erklärt der Pv'.enllub, daß er die Thätigkeit d<r Re gierung m Sinne Les verkündeten P ogramm» untkrßützen werde " Der Jungtschecheuklub setzte vorgestern die Be ratung über die Modalitäten fort, unter welchen eine i en einsi nie slawische Opposition formiert werden könnte. Die parlamentarische Kommission des Klubs hat über den Stand der diesbezüglichen Verhandlungen Bericht eisiattet. Ter Klub beschloß sodann einstim mig dem Abg. Klaic die Kandidatur für die erledigte Stelle der zweiten Vizepräsidenten des Abgeordneten hauses anzueitten. — Aus Anregung deS Abg Hosrat Lienbaä er versammelten sich die keinem der bestehenden Klubs angehörigen Abgeordneten, um über die Bil dung eines neuen Klubs, unter dem Namen „Verband zur Verfechtung parlamentarischer Rechte" zu beraten. — Der WchrauSschnß hielt am Freilag eine Sitz ung, welcher der LandeSverteidigungsmimster Feldzeug- meister Gias WelserLheimd beiwohnte. In derselben nahm der Jungtschiche Trlschec Anlaß, zu ei klären, daß die Jungtschecheu, welche früher sich reserviert verhalten hotten, jetzt gegen die Vorlage stimmen werden, weil ihnen das RegierungSprogramm nicht gefalle. Grar, 25. November. Ter Kaiser von Rußland richtete anläßlich d'S Todes des Grafen Hartenau ein in sehr warmen Worten abgefaßtes Telegramm an die Fürstin-Mutter, Prinzessin Battenberg. Ebenso kondolierten alle Großfürsten Paris, 24. November. Die Debatte über die auf die allgemeine Politik bezügliche Interpellation wurde in der gestrigen Kammersitzung fortgesetzt nnd w'rd auch während der morgenden noch andauern. Nachdem am Dienstag Jaures fozialistijcherseils die Deklaration des Ministeriums behandelt, wurde sie g.stern von Lockroy vom radikalen Standpunkte auL angegriffen. Was aus diesen beiden Reden sich er gab, ist, wie sich das „Journal des Debats" ausdrückt, d e Thalsache, daß es in der Kammer eine sozialisti sche und eine radikale Partei giebt. Die Grenze, welche diese beiden Parteien trennt, ist nicht scharf gezeichnet. Lockroy verwirft nur den Kollektivismus und den Internationalismus. Es giebt aber auch noch eine andere Partei, und diese sah man während der Diskussion mehr und mehr hervortreten. Sie hat starke Vorkämpfer gefunden und an der Aufnahme der Reden Barthons und Deschanels konnte man ei kennen, daß es eine Majorität giebt, die bereit ist, sich un) die Regierung zu gruppieren, und entschlossen, dem Radikalismus wie dem Sozialismus eine feste und loyale Ordnung«- und Fortschrittspolttik ent- gegenzustellen In ferner Antwort auf den sozialisti schen Redner entwickelte Barthon große Kraft und viel Talent, besonders in der Dialektik; seine Be weisführung wirkte so machtvoll, daß sie von der Kammer mit ungeheuchelier Aufmerksamkeit angehört und von einer Majorität applaudiert wurde, welcher es augenscheinlich angenehm war, ihre eigenen Gedanken zum Ausdrucke gebracht zu sehen. Auch Paul Deschanel, der schon lange als einer der besten Redner der Kammer bekannt ist, war selten so gut disponiert, wie gestern. Der Erfolg, den er erzielte, war ein vollkommener und wohlverdienter. In einem engbenussenen Rahmen berührte er alles, was er zu sagen hatte, und jeder war überzeugt, daß es nicht besser und zweckentsprechender hätte gesagt werden können Er griff ebenfalls die sozialistischen Lehren und das radikale Programm an und stellte diesen die Politik der Gemäßigt:», der Regikrunasrepublikaner entgegen. Es machte auf sein Auditorium einen be sonders tiefen Eindruck, als er am Schluffe seiner Rede die Regierungsrepublikaner dringend ersuchte, sich von der sozialistischen Tyrannei frei zu machen und den Mut zu besitzen, ihre Meinung und ihre blickliazen Laune liegen, aber wenn sie sich vor stellte, die ergötzlichen kleinen Scenen, dje damals gespielt halten, könnten heute oder morgen wieder si'ielen, so wollte ihr das nicht recht gefallen — so wollte ihr das ganz entschieden mißfallen, jo — machte es sie mit einem Worte rasend! Ja wahrhaftig, sie brauchte sich nur die blonde Ella zu vergegen wärtigen, wie sie mit schmachtendem Blick und holdem Lächeln Waldstedt «.ine Rose bot, und sie fühlte einen Zorn in sich ausflammen, daß sie das kleine Mädchen hätte ohrfeigen und seine Rose hätte unter die Füße treten mögen! Gerade in dem Moment, als sie zu dieser Erkennt nis kam, begegnete Sibylle ihrer Schwester forschen dem Blick. Heiße Röte schlug ihr ins Gesicht, hastig wendete sie sich Robert wieder zu. „Du wolltest mir sagen, was eS mit den Briefen für eine Bewandtnis hat?" stammelte sie. „O weh!" stöhnte er, „ich hoffte schon, wir wären so ganz sachte über den Punkt hinweggekommen." „Ich bitte Dich, Robert!" „Sibylle, es ist immer so viel vernünftiger, man läßt die Toten ruhen! „Komm, thu mir doch den Gefallen!" „Ich kenne daSl Jetzt thue ich Dir -inen Ge fallen, und zum Danke hältst Du mir hinterher eine Strafpredigt. Ich mag aber keine Strafpredigten »ehr, ich habe bis auf weiteres genug von der Sorte. Mir brummen die Ohrrn noch von vorgestern." „Ich werde nicht schelten, Robert." „Gut, wenn Du das versprichst. ES scheint also, ich habe eS Richard in irgendeinem Briefe nach Spa- Gründe frei zu äußern. Diese« beiden oratorischen Leistungen gegenüber war die Rede, welche Chau- temp- vor fast leeren Bänken hielt, ohne jede Wir kung. — Der Finanzmiinster Peytral hat gestern, wie der „GauloiS" mitteilt, im KabiuettSrate seine Demission gegeben ES ist st doch nach einer Unter redung DupuyS mit Earnot bestimmt worden, daß man erst nach dem Votum über die Interpellation, mit der sich die Kammer gegenwärtig beschäftigt, beschließe. — Der Minister des Innern Dupuy, läßt in seinem Kabinett und in der Direktion des öffentlichen Sicher- heitSdiei ste« mit großem Eifer an einem Reorgani sationsplan der Polizei arbeiten, von dem m seiner Deklaration dre Rede war und den er den Kammern sobald als möglich unterbreiten will. Dieses neue Gesetz soll sich hauptsächlich auf die Vermehrung der vom Minister d»S Innern abhängigen Spezial polizei erstrecken. Dieselbe soll so verstärkt werden, daß sich ihre Agenten »och allen Punkten Frankreichs begeben können, um, wenn eS notwendig wird, im allgemeinen Interesse der Spur der Verbrecher zu folgen. Außerdem soll dieses Gesetz, wie eS heißt, auch eine wichtige Änderung im politischen Dienst der Polizeipläfektur bringen. Im allgemeinen bezweckt eS, die Fäden des allgemeinen, öffentlichen Sicher heitsdienstes noch mehr in den Händen des Ministers zu vereinigen und ersteren zu zentralisieren. Es sollen endlich, wie der „Figaro" noch erfährt, neue Beamtenstellen geschaffen werden, denn Träger täglich beim Minister oder dessen besonderem Stellvertreter Vortrag halten dürften. — 25. November Ter heutige Ministerrat be schäftigte sich mit der Prüfung der allgemeinen poli tischen Lage und beschloß, in pleno an der heutigen Kammcrsitzung teil»unehmen. Dupuy solle nach der Rede Goblets daS Wort ergreifen und über die Ein- ko menstiuer sprechen. Develle brachte zur Kenntnis, laß die englische Regierung es abgelehnt habe, Cor nelius Herz vor dem Gerichtshöfe in Bow-Street er scheinen zu lassen. Der Fmonzminister erhielt die Genehmigung, in ker Kammer eine Vorlage über die Supplementarirrdite einzubringen. — Der Minister des Auswärtigen, Develle, Halle gestern mit dem Mi nister des Innern eine Unterredung, welche ausschließ lich die jüngsten anarchistischen Ereignisse in Spanien und Marseille zum Gegenstände halte. Man versichert, schreibt der „Figaro", daß zwischen den beiden Ministern serr wichtige Mitteilungen ausgetauscht wurkcn und daß noch am Abend an verschiedenen Staatsanwalt schaften der Provinz weit genauere Jnstruklionen als bisher ergänze« sind.— In der heutigen Kammer- sitzung ergriff Goblet das Wort und führte aus: N emalS jrien die Umsiände günstiger gewesen, u n der Politik der Republik die Richtung zu geben, dre ihr bisher ge fehlt habe. , W.r haben heute nur noch mit uns selbst, mit ocr Republik und mit den Republikanern zu rechnen. TaS Land hat seine Schuldigkeit gelhan. An unS 'st eS, die unjrige zu thun. Wir müssen der Politik «ine bestimmte Richtung gebend Indem der Redner von der »ujsijchtn Allianz spricht, ragt er, daß man diesbezüglich die Hand der Regierung nicht bemerkt habe Er »adelt am Ministerium dessen Unihäligkeit bei den Kohlenstreiken und spricht sich, nachdem er cie,Erklärung"» s Ministeriums emer Prüfung unterzogen, sür Reiorm.n au», die zunächst in der R>Vision und der Resorm des Senats, sodann m der Trennung der Kirche vom Staat und in diesbezüglichen Prätiminargesetzen und in einem solchen über die Relig-orS- sreiheil bestehen müß en. Seii 187» habe man ik> diesbezüg liche Vorlagen ringediacht, aber nicht eine einzige biS zu Lude be.atrn. „Ich wümche die Steuerreform, die der Bonk von FrankreiL und die d<r Gesetzgebung über die Bergarbeiter- Verhältnisse " Ministerpräsident Dupuy erklärte, dal Land wolle gegen wärtig weder eine Revision Ler Verfassung, mch eine Trennung dec Kirche vom Staat, noch «ine Einkommensteuer. DaS Kabinett bleibe dem Geiste der Revolution treu lehn« aber die soeialist sch'N Theorien ab, welche an Steve des Individuums den Staat setzen und das persönliche Eigentom dorch Beraub ung mUerLlücken wollen. DaS Kabinett vertttdice die indi viduellc oreiveit der Ari eit und des Eigentums und j i be müht, durch wei'e Maßregeln die Lage d«r Arbeiter zu ver bessern. Drr Minister beruft sich aus die in der ministeriellen Eiklärung angekündigten Vorlagen und ersucht die Kammer, klar auszusprechen, ob das Xabinett ihr Vertrauen besitze. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte Jourdan (radikal) das Programm des Kabinetts für unzuläng lich. Peletan fragte, ob er das ganze Kabinett oder nur einen Teil desselben vor sich habe. Der Minister präsident Dupuy erwiderte: „DaS ganze Kabinett steht vor Ihnen Sie dürfen reden!" (Lebhaf er Beifall. Lärm auf der äußersten Linken Mehrere Deputierte rufen auS, der Finanzminister Peytral habe seine Demission eingereicht.) Pelletan erklärt, da er kein elnheitlicheS Kabinett vor sich habe, verlasse er die Tribüne. (Lebhafter Beifall links ) Brisson äußeit, die Haltung drS Kabinetts sei verfassungswidrig, es nien oder Algier schwarz auf weiß gegeben, Du seiest mit Karsbrooke verlobt." Eine Ahnung hatte sie auf diese Mitteilung vor bereitet, aber sie nahm ihr doch den Aiem weg. Erst nach einigen Sekunden konnte sie hörbar hervorvringen. „ES ist nicht möglich — Du konntest ja nicht lügen, Robert!" „Nein, aber ich konnte meine innerste Überzeugung gegen den Freund ouSsprechcn, von dem ich nicht ahnte, daß er mehr als en, oberflächliches Interesse an der Sache nahm " „Deine innerste Überzeugung? Was that ich denn nur, um —" „Du und Karsbrooke ihr wäret unzertrennlich—" „Das brachten die Verhältnisse — der Großmutter Krankheit und Tod — so mit sich —" „Du schienst freundlicher gegen ihn, wie je —" „Freundlicher? Meinst Du — meinst Du viel leicht, daß es idm selber auffiel — daß — daß er die — Enttäuschung hernach um so — bitterer empfand? I" Ihr Auge wanderte in ängstlicher Spannung von Robert zu Mildred. Als sie auf beiden Gesichtern eine Bejahung ihrer Frage laS, verbarg sie das ihre in den Händen. .,O ich Unglückliche", stöhnte sie, „ich weiß ja nichts davon und ich dachte mir auch sicher nicht- dabei! Gott ist mein Zeuge, ich hatte immer nur Richard im Sinn!" „Daran zweifelt kein Mensch", tröstete Lady Mildred, ,Her Schein hat unt einfach getäuscht da- mol» Übrigen» find diese alten verjährten Geschichten jetzt keiner Aufregung mehr wert — lassen wir sie sei unmäglich, die Debatte weiter fortzusetzen. (Beifall.) Darauf ziehen die Urheber der Interpellation dieselbe zurück, bi» da» Kabinett sich rekonstituiert habe. Unter lebhafter Bewegung wird die Sitzung di» Montag vertagt. — Die Minister mit Ausnahme von Peytral, Vielte und Lerner, welche bereits früh ihre Demission eingereicht hatten, traten noch kem Schluß der Sitzung zusammen und beschlossen, ihre gemeinsame Demifsion einzureichen In den Couloirs herrscht allgemein die Ansicht, daß Dupuy wieder mit der Bildung de» muen Kabinetts betraut werden wird. - 26 November. Der Präsident Carnot kon ferierte gestern Abend mit Casimir Parier und Chal- lemel-Lacour. Casimir Perier lehnte den Auftrag, die Neubildung de- Kabinetts zu übernehmen, rund weg ab, indem er seine Weigerung auf Gründe der allgemeinen Politik stützte. Auf den Wunsch deS Präsidenten Carnot wird er heute noch einmal nach dem Elysie kommen, allein man glaubt, daß er seine Weigerung nicht zurücknehmen werde. Vielfach wird M^Une als derjenige bezeichnet, welcher mit der Bildung keS neuen Kabinetts beauftragt werden würde, falls mit Casimir Parier oder Dupuy kein« Ver ständigung erzielt werden sollte. Der bisherige Minister präsident Dupuy soll gute Aussicht haben, die Präsi dentschaft zu behalten. — Die Mehrzahl der Morgen- blätter weist auf die außergewöhnlichen Umstände hin, unter denen der Rücktritt des Kabinett- erfolgte, da derselbe nicht auf Grund eines Kammervotums statt fand. Die opportunistischen Blätter sehen darin den Beweis, daß nur ein homogenes Kabinett leben« fähig sei. Die radikalen Blätter erklären, Dupuy sei das Opfer seiner eig nen Unaufrichtigkeit. Einzelne Jour nale meinen, v.m neuen Kabinett Dupuy, welches bereit- morgen vor der Kammer erscheinen werde, würden Develle, Rieunier und Poivcare angehören. Außerdem werden genannt Burdeau Krieg, Raynal Finanzen, Jonart Arbeiten, Felix Faure Justiz Barthou Handel. Der „Figaro" verzeichnet das Gerücht, der Präsident Carnot werde nach der Neubildung des Kabinett- eine Botschaft an die Kammer richten, um der Erklärung Dupuys Nachdruck zu verleihen. Weitere telegraphische Meldungen aus Paris besagen, daß Carnot heute vormittag Turuy berusen habe, welcher jedoch erklärte, daß er die ihm angebotene Mission, ein Kabinett zu bilden, mit Erfolg nicht er füllen zu können glaube, und den Auftrag ablehnte Nachmittags konferierte Carnot mit Moline. — Eine Mitteilung der „Agence HavaS" besagt: Mit Rücksicht auf die Unruhen, welche in gewissen Teilen Mada gaskars herrschen, hat die französische Regierung be schlossen, die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um unbedingt die Einfuhr von Waffen und von Munition auf der Insel zu verhindern. Der Kom mandant der französischen Flottensta'ion hat die not wendigen Instruktionen erhalten. Rom. 26. November. Die Lösung der Minister krisis hat noch keinen Schritt vorwärts gemacht. Nachmittags empfing der König in dieser Angelegen heit den Marquis de Rudini. Ein römischer Troht- berickt der „Time-" besagt, C'irpi würde die Bildung des neuen Ministeriums nur übernehmen, falls ihm völlig freie Hand gegeben werde Sein Programm würde umfassen: durchgreifende SparsamkettSmaßregeln, nö tigenfalls neue Steuern, rein abwebrende, aber wirk same Bewaffnung der Nation, feste Kirchenpolitik ohne Feindseligkeit gegen die Kirche, gutes Einvernehmen mit Großbritannien, weil diese- notwendig für Italien und von wesentlicher Wichtigkeit für den Frieden Europas sei. — Der Senat beschloß, einen Ausschuß zur Feststellung und Verantwortung seiner Mitglieder wegen der Bankunregelmäßigkeiten zu wählen. In den Beilagen zum Ausschußbericht der Kammer werden, der „Voss. Ztg " zufolge, 16 jetzige und frittiere Abgeordnete »euanm, welche notleidende Wectsel, und neun andere, welche verlä ngerte Wechsel bei den Zettel banken haben: unter den »rsteren befindet sich Beroni mit einer seit 1860 lausenden Wechselschuld von 375000 Lire, Elia mit 102000, Menottl Garibaldi mit 336000, Narducci mit 2k Millionen, Plebano, der Eigentümer de-, Fanfulla", mit300t-0, Quartiert mit 92000, Raffaele mit 106000, Fürst Matteo Sciarra mit über 3 Millionen, Valle mit 1.52000, unter denen mit verlängerten Wechseln Crispi mit 244000, Unterstaatssekretär di Sangiuliano mit 93000, Arbib mit 31000, der UntelrichtSminister Martini mit 70000 Lire. — Die Verhaftung des entflohenen Ministerialdirektors Monzilli in London erfolgte kurz vor seiner beabsichtigten Einschiffung nach Amerika, dank dem Spürsinn englischer Detektives. ruhen und — was fällt Dir ein, Sibylle? Du willst doch nicht —" „Nar einen Augenblick in den Garten, Mildred! ES — es ist mir zum Ersticken hier!" Hastigen Schrittes hatte sie sich der großen Glas thür genähert, die auf die Terrasse führte. „Aber Du hast ja noch keinen Biffen genossen!" rief Rodert. „Ich komme wieder!" Nun war sie im Freien, eilte die breiten Stein stufen hinab, durch den Garten — der trotz der vor gerückten Jahreszeit noch von roten Geranienbeeten wie von Flammenstreifen durchzogen war — in den Park. Was hatte sie gethan — in dummer Arglosigkeit, weil ihre Brust so voll — so übervoll gewesen war von Glückseligkeit, daß sie notgedrungen davon hatte mitteilen müssen — war sie allzufreundlich gewesen gegen den Vetter, hatte sie falsche Hoffnungen in ihm ge weckt, wie eine herzlose Kokette an ihm gehandelt! Die Hälfte von Karsbrooke- Leide» hatte sie auf dem Gewissen — und alle Richards. Denn er hatte um sie gelitten. „Ich ward dir Verzweiflung nicht loS" — da- waren seine Worte gewesen in jener Unterredung mit der anderen. Monatelang nach Robert- Brief war er noch die Verzweiflung nicht los gewesen I Aber — durste er verzweifeln? Wußte er nicht, daß sie ihn liebte? Mußte er nicht an sie glauben allen anderen zum Trotz? Allen anderen? Auch ihren Nächsten und Teuersten, die in harmloser Offen Herzigkeit, ohn Nebengedanken, ihre innerste Überzeugung aussprachen? Monzilli wird gegen die «uSliesirung Einspruch erhebe« Der König hatte gestern vormittag eine Besprechung über die Loge mit dem Präsidenten der parlamentari- schen Banken - Untersuchung-kommission Mordini. — Nach einer der „Pol. Corr." von ihrem vatikanischen Korrespondenten aus Rom zugehenden Meldung soll da- nächste päpstliche Konsistorium im Laufe de» Januar 1894 stattfinden. In demselben wird der Papst die im Jahre 1892 io petto behaltenen Kar- dinälc proklamieren, und zwar den bayerischen Jesuiten pater Steinhuber und den Bischof von Autun, Msgr. Perraud, dessen Erhebung zur Kardinal-Würde damal» infolge der Einsprache der französischen Regierung unterblieben ist. Ferner sollen der Erzbisctof von Karthago, Msgr. Combe», und der ^l-äitor« -»uti, mmo" Msgr. Fausti den Kardinal-purper erhalten. Es verlautet, daß auch der Bischof von Linz, Doppel bauer, in diesem Konsistorium zum Kardinal erhoben werden wird Bestätigen sich diese Ankündigungen, dann wird die Zahl der ausländischen Kardinäle sich aus 34, die der italienischen auf 36 beziffern. Madrid, 26. November. Infolge der gestrigen Beratung zwischen den Ministern herrscht in hiesigen politischen Kreisen das Gerücht, daß in dem Ministerium durch das Schminken des Kriegsministers, die Opera tionen in Melilla zu beginnen, ein Zwiespalt hervor gerufen sei. Ter Finanzminister Gamazo soll die Lage für unhaltbar erklärt und den Vorschlag gemacht haben, daß das gesamte Ministerium seine Demission elnreiche, um dem Ministerpräsidenten Sagasta die Gelegenheit zu geben, das Kabinett nach den Wünschen der öffent lichen Meinung zu rekonstituiert». Gerüchtweise ver lautet weiter, daß eS dem Ministerpräsidenten Sagasta gelungen ist, den Gedanken einer gemeinsamen Demission deS Kabinetts zu beseitigen. Der Kriegsminister hätte darauf verzichtet, den Oberbefehl in Melilla zu über nehmen. Marschall Martinez Campos ist infolgedessen zum Oberbefehlshaber der Truppen in Melilla ernannt worden. Derselbe wurde heute mittag von der Königin empfangen und wird heute Abend nach Afrika abreisen. Die Abendblätter sprechen sich einstimmig sehr beifällig über die Ernennung von Martinez Campos auS. Der Spezialkorrespondcnt der „Agence Fabra", Oberst lieutenant Leopoldo Alas, wird den Marfchall begleiten Sofia, 26. November. D-r Zug mtt der Leiche des Grafen Hartenau trifft heute vormittag 10 Uhr an der bulgarischen Grenze »in n >d wird daselbst von den Deputationen deS Hofes, ve- Ministerrates und der Sodranje empfangen. Bei der Vorbeifahrt von Slivnitza werden Ariitleriesalven abgegeben. Dik An kunft in Sofia erfolgt um 2 Uhr. An dem Trauer zuge, welcher sich vom Bahnhose nach der Kathedrale Swetilral bewegt, nehmen außer dem Militär urd der Geistlichkeit teil Prinz Ferdinand, die Verwandten des Grafen Hartenau, die Minister, die Abgeordneten, das diplomatische Corps, die außerordentlichen Ab gesandten, die höheren Beamten, Offiziere und Depu- taiianen. Tie Prinzessin Marie Luise erwartet den Zvg in der Kathedrale, wo die Einsegnung der Leiche und die Beisetzung in der Georgskapelle erfolgt. Alken, 22. November. In manchen hiesigen Kreisen, und wohl auch im Au, lande glaubte man, wie der „Pol. Corr." geschrieben wird, vorauSschen zu können, daß das Erscheinen des russischen Ge schwaders im Piräus zu Kundgebungen politischer Färbung Anlaß geben werde Diese Annahme stützte sich nicht so sehr ans die in Griechenland gehegten Sympathien sür Rußland, die ja eigentlich im all gemeinen ziemlich lau sind, sondern vielmehr auf die seit jeher bestehenden und bei allen Gelegenheiten be kundeten Freundschaflsgesinnungen der Griechen für Frankreich. Es hätte auch thatsächlich nicht befremden können, wenn der Freudentaumel der Franzosen über den russischen Flottenbesuch in Athen angesichts desselben Geschwaders, das die Franzosen so enthusiastisch aus nahmen, einen mehr oder minder starken Nachhall in Griechenland geweckt hätte. Um so beachtenswerter erscheint es daher, daß das Einlaufen der russischen Schiffe im Piräus weder dort noch in der griechischen Hauptstadt irgendwelche Demonstrationen oder Sym pathiekundgebungen hervorgerufen hat. Das Er scheinen der russischen Schiffe bildete sür die Bevöl kerung nicht nur kein Ereignis, sondern es ist fast unbemerkt geblieben. Die Gleichgiltigkeit, welche bei der Ankunft des Geschwaders an den Tag gelegt wurde, ist auch seither nicht geschwunden, obschon durch die verschiedenen mit der Anwesenheit eines sremdcn Ge schwaders verknüpften Vorgänge, speziell der Empfang des Admirals Avellan und der anderen Schiffs kommandanten durch den König, daS demselben zu — Das hieß doch wohl zu viel vvn chm «euangen, einer solchen Prüfung wäre doch auch wohl sie selbst nicht gewachsen gewesen? Vielleicht nicht. Hätte eS ihr Robert schwarz auf weiß gegeben, daß der Geliebte ihres Herzens sie ver riet, so hätte sie ihm möglicherweise auch glauben müssen zu ihrer Qual. Aber eines hätte sie nicht gethan — nein, das stand felsenfest — sie wäre nicht trostsuchend zu ernem anderen geflüchtet, sie hätte nun und nimmer mehr in ihrer Verzweiflung — Der Faden ihrer aufgeregten Gedanken riß mitte« entzwei, im hastigen Vorwärtsschretten hielt sie inne, ganz erstaunt blickte sie um sich. War sie denn nicht im Park von Thoope, daß sie den Mann da plötzlich vor sich halte? Der Mann war nämlich Lührs Sanders Sibylle hatte einen Groll auf ihn geworfen an dem Tage, als er vor der Thüre, die ihre Neben buhlerin barg, Schildwache gestanden. Sie hatte ge glaubt, ihm nie mehr ohne Widerwillen in- Gesicht sehen zu können, aber — merkwürdig! — wie sie e» nun vor sich sah, diese» gute, hölzerne Gesicht, mutete e» sie ordentlich traut und heimatlich an. Um ein Haar hätte sie e» mit einem freudigen Lächeln begrüßt Er wartete einen Moment, ob sie ihn anreden werde, al» sie e» nicht that, begann er ehrfurchtsvoll den Hut in der Hand „Mylady werden verzeihen, aber Mr. Mainwaring — wollte sagen Se. Herrlichkeit, die mich von Amerika her kennen, boten mir an, mit «ach Thoope zu kommen, und weil ich meinte, Mylady würden nichts dagegen haben —" „Sie trafen »einen Schwager in — Rorthamp- ton?" nnterbrach sie ihn hastig, unter Herzklopfen,
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