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Dresdner Journal : 18.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-18
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1893
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freundlichkeit steht. Gerade darum ging er um keine» Haares Breite über den augenblicklichen Stand der thatsächlichen Beziehungen zwischen England und Italien hinaus und knüpfte nur seinen harmlosen Scherz an die Äußerung de- Lordmayor- an. Dafür wurde ihm der rauschendste und heiterste Beifall zu teil; denn oie Masse der geladenen Gäste war aller dings, wie da- heute überhaupt bei der Masse der Engländer der Fall ist — dem Dreibünde entschieden zugethan. Anders sind natürlich die Iren von der Sonver- bundspartei gesinnt. Gerade dieser Tage fand sich wieder in dem Parnellitendlatte „United Ireland" eine Zuschrift, worin es heißt: „Die wunderbaren Festlich- keilen für die Russen haben ganz Europa die Augen geöffnet. Hätten britische Matrosen denselben Kursus von Gastlichkeit durchmachen müssen, so würde jeder von ihnen eines französischen Soldaten bedurft haben, um ihn vor dem Publikum aufrecht zu halten. Hr. Gladstone sollte jetzt einsehen, daß eS im Interesse Englands liegt, sich mit Frankreich und Rußland zu verbünden, wenn der Krieg einmal nicht mehr zu ver meiden ist. Frankreich muß seinen alten Rang wieder gewinnen; Rußland freilich kann warten." Die weiteren Ausführungen der Zuschrift sind in einem noch bunteren Stile gehalten — so sehr, daß man zweifelhaft werden könnte, ob es im Oberstübchen deS Verfasser- ganz richtig auSsieht. Immerhin ist die Veröffentlichung in dem Sonder bundblatte bedeutsam. Die rebellischen Iren aller Schattierungen sind Gegner des Dreibundes. Man wird daher leicht begreifen, wohin ein mit eigener Volksvertretung und eigener Regierung begabtes Ir land im Kriegsfälle neigen würde. Es gehört ein eigentümlicher „Freisinn" dazu, deutscherseits den Sieg der Politik Gladstones, die ein solcher Ziel im Auge hat, zu wünschen. In der Monatsschrift „Free Russia" (Frei Ruß land) leiht der bekannte Schriftsteller Stepniak den Gefühlen seiner Verbannungsgenossen über das Ge baren der französischen Republikaner einen zum Teil schwer wiederzugebenden Ausdruck. Er spottet da rüber, daß sich „die große Nation" in einem Anfälle knechtischer Begeisterung vor dem Zaren auf die Knie wirst, „weil er, nach ziemlich langer Zögerung, geruht hat, ihnen einige Offiziere und Seeleute als Gäste zuzuschicken". Die Kundgebungen seien „so ausschwei fend und komisch gewesen, daß nur ein wohlthuendes Gelächter geeignet sei, den unwiderstehlichen Drang des Ekels zurückzuhallen." Lediglich durch „ün 6« mecle"-Verderbnis einer- und durch Verrücktheit andererseits lasse sich das Vorgefallene erklären. Mo ralisch habe sich Frankreich vor den Augen der ge samten gesitteten Welt erniedrigt. Wenn in ,Free Russia" weiter gesagt ist: „Das französisch-russische Bündnis gleicht einem jener wohl feilen zinnernen Degen, die von Offizieren bei Hof bällen getragen werden; es ist gut genug für den Friede» und ist in der That zu FriedenSzwecken be stimmt", so wird man dem Verfasser darin doch viel leicht nicht unbedingt beipflichten können. Indessen schließt er mit den Worten: „Die Franzosen haben eine Leidenschaft für demokratische Gleichheit; aber für persönliche Freiheit durchaus nicht. Einige ihrer ab scheulichsten und despotischsten Polizeiverordnungen stammen auS der französischen Revolution und im Laufe eines Jahrhunderts hat keine einzige Stimme Einspruch dagegen erhoben. Heute sind die Fran zosen in Russenanbetung betrunken. Politische Be rechnung liegt dem zu Grunde. Narrheit krönt das Gebäude." Allerdings liegt hier politische Berechnung zu Grunde, und zwar bekanntlich eine solche, die der Er haltung deS Friedens nicht fördersam ist. Man wartet in Paris nur auf Rußland. Eintretendenfalls würde man den zinnernen Degen alsbald mit einem stählernen vertauschen. Lagesgeschichtr. Dresden, 18. November. Das Befinden Sr. Ma jestät des Königs hat sich soweit gebessert, daß Aller- höchstderselbe seit gestern an den Königl. Mittagstafeln wieder teilnehmen können. Zu der heute nachmittag um 6 Uhr in Villa Strehlen stattfindenden Königl. Tafel ist Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg und Höchst- dessen persönlicher Adjutant Oberstlieutenant v. d. Lühe eingeladen. sie wenigstens noch erst ihr Taschentuch vom Boden aufhebts Unterthänigeu Dank für die Gnade I Jetzt gehe ich, aber — warte nur, Bösewicht, die Strafe folgt Nach!" Forts, solgt. Konzert. Aus Anlaß der Beendigung seiner fünfzigjährigen Künstlerthätigkeit hat Friedrich Grütz macher, unser einheimischer Meister deS Eellospiels, am Freitag im Gewerbehause ein Konzert gegeben. Demselben wohnten Se. Königl. Hoheit Prinz Georg, Ihre Kaiferl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Ihre Königl. Hoheiten Prinzessin Mathilde und Prinz Albert an. Die herzlichen Kundgebungen, welche man dem Konzertgeber hier in jeder üblichen Form darbrachte, werden im großen Kreis der Musikfreunde überall Widerhall finden und als Zeichen wahrhaft verdienter Anerkennung für diesen ausgezeichneten und zugleich bescheidenen Musiker in warm zustimmendem Sinne ausgenommen werden. Wir empfangen aus der gestrigen Veranstaltung nicht den Antrieb zu einer Rückschau auf die an würdigsten Erfolgen reiche Laufbahn deS Künstlers: denn wer ein so seltenes Fest noch mitten im vielseitigen Wirken voller Lebenskraft begeht, lenkt den Blick der freudig Teilnehmenden stärker auf dre Zukunft und erregt mit den dankbaren Erinnerungen an alle künst lerischen Thaten der Vergangenheit zugleich Hoffnungen auf neue Genüsse, die solch' unverkümmert blühende Meisterschaft uns nicht wird vorenthalten können . . . Hr. Grützmacher spielte ein Konzert von Molique und Solostücke von Mozart und Boccherini, die er an» Kammermusiken für sein Instrument eingerichtet hat, mit vollendeter Durchbildung de» Vortrag- in und habe Md« in em besont stehen nachlr und e der il meist wesen Kreis Der steher ung! Gesto dem i hält» enisch wrgu kmpi Neue mit t den § zur l haste der brach tione Kosti versck grasen § v. Harte mnvt zu König d 1892 wr Mandant Dodds meer. entfloh« solgunx erwarte Mich. Südei sende s Mizon sich m Mißer^ Afrika, Tschad Aussick mittels nach t in dkr denn von von d« Rollar gierun Sache der T durch Venne entwe, jetzt ! ergriff bethät erfaßt ratsan franzö Vorst, werde! Auaer war Heu! schloß, d, die Umst in dieser haben. - -betreffs an allen heutigen betreffs gesetzt. - mit sein. Paris ei der „Fi, redung und den an welch teilnahm richten, getroffen Art. 2 wieder i im Hin heitSlou welche sowie melden, Gründe: — Der gouvern Ariegsw s Leiter sprktion! „Petite zier des selben i seiner dauurg Alpengi in der welches strategis Per ihm ment P Meldur Verback lona h< durch die Litteratur ging. Realisten, die der charak teristischen vor der glücklich und mächtig entwickelten Erscheinung, der bunten Mannigfaltigkeit vor der typischen und symbolischen Bedeutung dargestellten Lebens den Vorzug gegeben haben, gehen durch die Litteraturgeschichte hindurch. Aber hier handelte es sich um eine Strömung, die, während sie einerseits un fruchtbare Gebiete befruchtete, andererseits von längst gewonnenem und bebautem Lande der Poesie ganze Strecken abriß und verwüstete Gerade weil zwischen den hervorragenden Schriftstellern des Auslandes, die als Meist r deS Realismus erscheinen, so tiefgehende individuelle Verschiedenheiten sichtlich sind, weil nicht einmal der Pessimismus allen gemein sam ist (Dickens ist ein lebensfreudiger Optimist), weil dennoch ein gemeinsames Element in und über ihnen waltet, gilt e-, die Punkte klar zu erkennen, wo diese Begabungen sich treffen und kreuzen, selbst wenn sie dann wieder verschiedenen Zielen zustreben. Die Behauptung, daß alle diese Dicht, r der Natur und der Wirklichkeit überhaupt näherstünden, al- ihre Vor gänger, ist in dieser Allgemeinheit nicht richtig, auf Natur und Wirklichkeit beruht alle echte Poesie, ihrer denkt höchsten- eine gewisse rhetorisch-akademische Dichtung, die, weil naturlos auch leblo» ist, zu ent- raten Aber wahr ist, daß die sämtlichen große» Realisten ein besondere- Verhältnis zu den Seiten und Erscheinungen des Leben» Haden, die entweder seither überhaupt noch nicht oder nicht zulänglich und erschöpfend oder Fo ist wenigsten» die Mein ung der Realisten) nicht im richtigen Lichte gesehen und dargestellt worden sind T»» ch'», wa» so sichtlich verschiedene Judwidaalitätrn allem Technischen und Musikalischen, mit wunderbarer Behandlung der Kantilene mit höchster Feinheit und edlem Maß iu allen Bewegungen des Ausdrucks; virtuoses Können, das dem Meister noch für jede technische Spezialität mühelos gehorcht, verband sich hier mit der Kraft und Wärme des freien künstleri schen Gestaltens. In dem Konzert wirkten Frl. Malten, Frau KrebS- Brenning und Hr. Perron mit. Auch die Königl. Kapelle, die von den Herren Schuch und Hagen ab wechselnd geleitet wurde, beteiligte sich an dem Ehren- abend ihres hervorragenden Mitgliedes. Sie alle trugen mit Anspannung ihrer Künstlerschaft zu dem glänzenden Eindruck der musikalischen Gesamtdarbietung bei, Frl. Malten mit der begeistigten Wiedergabe des Gebets auS „Genoveva", Frau Krebs mit der klaren spirituellen Ausführung deS ersten Konzerts von Mendelssohn, Hr. Perron mit rem schön gestal teten Vortrag Schudert'scher Lieder. Das sehr zahl reich« Publikum folgte allen diesen Produktionen in teilnehmendster Stimmung und spendete allen Mit wirkenden reichsten Beifall, der jene zu verschiedenen Zugaben und Wiederholungen bewog. Für die letzte Nummer des Programms, in warmer Stimmung er dacht« und geschmackvoll auSgeführte Lieder für Sopran mit Begleitung deS Violoncello und des Pianoforle von Grützmacher, vereinigten sich Frl. Malten, Hr. Schuch, der musterhaft akkompagnierend mehrfach am Klavier thätig war, und der Komponist selbst. Es war da- wie ein Bild auS der guten alten Zeit, als da» Musikmachen auch in der Öffentlichkeit behag- kichere und doch feinste liebenswürdige Formen zeigte. auf l,2 Millionen veranschlagt. Da» Reich ist dem nach durch die infolge Reichsgesetze eingeführte Kranken-, Unfall- und Invalidität-- wie Alter-Ver sicherung für da- Jahr 1894/95 vorau-stchtlich mit mindestens 15 Millionen Mark belastet. — Der Reichskanzler hat, der „Berl. Börs.-Ztg." zufolge, dem Reichstage bezüglich deS Deutsch. Russischen Zollkriege» nachstehende Mitteilung zu gehen lassen: Rußland hat am I. August d I. durch Einführung deS im Kaist»! Uka» vom 1. Juni d. I. vorgesehenen Maximal- tariss die Mehrzahl der an sich schon sehr hohen Sätze deS all- gemeinen Zolltarifs Deutschland gegenüber um LV bez 30 Proz. erhöht und am 1. August d. I auch den finnischen Tai s be züglich der deutschen Einsuhr einem Zollzuschlag von SV Proz. unterworsen Nach 8 » de» Deulschen Zolltarifgesetze» vom lü. Juli 187» können Waren, welche aus Staaten kämmen, weiche deutsche Schiffe odrr Waren deutscher Herkunst ungünstiger behandeln al» diejenigen anderer Staaten, soweit nicht Vertrag», bestimmungen entgegeostehen, mit einem Zuschläge bi» zu SV Proz. de» Betrage» der tarifmäßigen Eingangsabgabe belegt werden. In Gemäßheit dieser Bestimmung ist nach erfolgter Zustimmung de» BundeSratS durch Kaiser!. Verordnung vom LS. Juli d. I. sür die au» Rußland und durch Kaiser!. Ver ordnung vom 17. August d. I sür die auS Finnland nach Deutschland kommenden Waren die Erhebung eine» boprozen- tigen Zollzuschlags vom 81. Juli bez. IS. August d. I. an ver fügt worden. — DaS Zentrum hat seinen Antrag aus Auf hebung deS Jesuitengesetzes im Reichstage so zeitig eingebracht, daß cr die Priorität vor den anderen Initiativanträgen beansprucht. Außerdem sind vom Zentrum dieselben Anträge, wie in voriger Session, bezüglich der Revision der Gewerbeordnung u. s. w., wieder eingrbracht worden. — Wie der „Cons. Corr." mitgeteilt wird, hat die behufs Vorberatung deS Entwurfs zu einem bür gerlichen Gesetzbuche niedergesetzte Kommission mit einer Mehrheit von elf gegen sieben Stimmen be schlossen, neben der gegenwärtig bestehenden Hypothekar- und Grundbuchbelastung des Grundbesitzes sür die Zukunft Renten, die feiten- der Gläubiger unt- tündbar sein sollen, einzuführen. — In den letzten Tagen hatten einige Blätter die Nachricht gebracht, daß die gesetzliche Neu regelung des Apothekenwesens im Reiche nahe bevoistehe und daß dem Reichstage wahrscheinlich schon in dieser Session eine daraus bezügliche Vorlage zugehen werde. Infolge dieser Mitteilung hat die „Apotheker-Zeitung" an maßgebender Stelle Erkun digungen über den Sachverhalt eingezogen und dabei erfahren, daß seit dem Sommer dieses JahreS die Situation in der pharmazeutischen Gewerbefrage sich nicht im geringsten geändert hat. „Es erscheint merk würdig", bemerkt deS weiteren das genannte Blatt, „daß seit längerer Zeit in gewissen Abständen in der Tagespreise Notizen austauchen, die, so regelmäßig sie erscheinen, so regelmäßig auch über die Pläne der preußischen Regierung Wahres mit Falschem unter einanderbringen. Ta durch diese Notizen erfahrungs gemäß in pharmazeutischen Kreisen und darüber hinaus überflüssige Beunruhigungen hervorgerufen werden, so würde es interessant sein, einmal zu erfahren, aus welchen Quellen diese Nachrichten fließen. Zur Sache selbst wollen wir nur bemerken, daß voraussichtlich der Reichstag sich in seiner nächsten Session noch keineswegs mit der pharmazeutischen Gewerbefrage zu befassen haben wird, da der fragliche preußische Gesetzentwurf, falls sich das Staaisministerium für ihn schlüssig gemacht haben wird, doch erst noch der Beratung durch den Bundesrat, bez durch die Regier ungen der übrigen Bundesstaaten unterliegen muß". Lp Weimar, 17. November. Se. Königl Hoheit der Großherzog ist heute mit Sr. Königl. Hoheit dem Erbgroßherzoge von den Jagden in Allstedt hierher zurückgekehrt, woselbst gestern nachmittag Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Wien ein- getroffen ist. — Der Rechnungsausschuß des Landtags tritt am 25. d. Mts. zu der alljährlichen Prüfung der StaatSrechnungen zusammen; er wird zu diesem Zweck etwa 14 Tage versammelt bleiben. Lübeck, 16. November. Das Schwurgericht ver urteilte infolge der Ruhestörungen am Tage der letzten Reichstagsstichwahl 12 Personen wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung zu Strafen von sechs Wochen Gefängnis bis 1A Jahren Zuchthaus. Wien, 17. Nommber. Ministerpräsident Fürst Windischgrätz wurde gestern vormittag von Sr. Majestät dem Kaiser in Audienz empfangen. — Die drei großen Klubs des Abgeordnetenhauses sind sür den 22. d. MtS. einberufen worden. Im Klub der Vereinigten deutschen Linken erwartet man das Oeffentliche Vorträge. Im dritten seiner Vor träge über „Die Litteratur der Gegenwart" am Sonntag, den 12. November (in der Aula des Königl. Polytechnikums), sprach Prof. vr. Adolf Stern über die Entwickelung des Realismus, als eines besonderen litterarischen Prinzips, einer besonderen Schule und Lehre. So oft die Litteratur- und Kunstgeschichte auf eine Reihe von Erscheinungen trifft, die unter einer Sonne gereift, in einer Richtung und während einer Periode sich nach einem scheinbar gemeinsamen Ziel bewegen, ist sie regelmäßig auch zu einem Rückblick gezwungen. Jede solche Bewegung hat Vorläufer schon in voraufgehenden Perioden; just während der unbedingten Vorherrschaft des gärenden RomantismuS und der Tendenzlitteratur unter dem französischen Julikönigtum, zwischen 1830 und 1848 schuf Honore de Balzac die Reihe jener zur „Menschlichen Komödie" vereinigten Romane, wegen deren er da mals und später als der Wiederentdecker der „Wirk lichkcit" in der Litteratur gefeiert wurde. In den Charakteristiken der grundverschiedenen Meister deS Realismus, in den verschiedenen europäi ¬ schen Litteraturen: der Franzosen H. de Balzac und Prosper Merime, der Engländer Charle- Dicken- und W. M. Thackeray, de» Dänen Frederik Paludan- Müller, de» Dichter» der merkwürdigen epischen Dich tung „Adam Homo", de» russischen Novellisten Iwan Turgenjew, Charakteristiken, die nur in Umrissen, ober scharfen deutlichen Umriffen gegeben werben konnten, trat eS entschieden zu Tage, daß bereit» in den letzten vierziger Jahren eine von Westen nach Osten lausende, grsße »nb in dieser Stärke neue geistige Strömung. Im Allerhöchsten Auftrage Ihrer Majestäten de» Königs und der Königin wohnte Se. Excellenz Hr. Oberhofmeister wirkl. Geh. Rat v. Watzdorf der heute nachmittag um 2 Uhr auf dem TrinitatiSfried- hofe stattgefundenen Beisetzung des am l5. d MtS. veistorbenen Königl. Kammerherrn v. Leipziger bei. Berlin, 18. November. Se. Majestät der Kaiser haben Sich Donnerstag nachmittag zur Hofjagd nach Letzlingen begeben. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Ver kehr und für Rechnungswesen hielten gestern eine Sitzung ab. — Der preußische Kriegsminister erläßt im „Reichsanzeiger" folgende Erklärung: Durch eine Anzahl Zeitungen gehen über die Ausgabe neuer Gewehre 88 an einzelne Jnfanterietruppenteile Nach richten, welche geeignet sind, in der Öffentlichkeit durchaus irrige Vorstellungen zu erwecken Es wird geschrieben: die „neuen" Gewehre hätten einen anderen Verschluß und anders konstruierte Läufe; die „alten" Gewehre, an denen sehr viele Reparaturen vorgekommen seien, sollten in die ArtilleriedepotS zurückgezogen und zur Ausrüstung der Reserve- und Landwehrregimenter verwandt werden. Hierbei wird der Vermutung Spielraum gelassen, al» schienen der Militärverwaltung für diese Formationen minderwertige Gewehre gut genug Zur Berichtigung ist vorweg zu bemerken, daß eine Neuanfertigung von Gewehren m den Gewehrfabriken dauernd stattfindet, da die durch regelmäßigen Gebrauch der Abnutzung unterliegenden Gewehre in regelmäßigem Umtrieb ersetzt werden müßen In letzter Zeit ist nun an den Verschlüssen eine Ein richtung neu getroffen worden, welche nach den stattgehab ten Versuchen mit Sicherheit verhindert, daß, falls einmal die Metallhülse einer Patrone beim Abschießen des Ge wehres platzen sollte, die zurückströmenden Pulvergase das Auge des Schützen verletzen. Diese Einrichtung ist mit Leichtigkeit an den Verschlüssen anzubringen und ändert an denselben nichts. Gewehre, welche diese Vorrichtung bereit» haben, sind bez. werden jetzt an die Truppen auS- gegeben; die bisher in den Händen derselben befindlich gewesenen gehen in die Depots, um dort ebenfalls damit versehen zu werden. Was die Läufe angeht, so sind an den 1890 auSge- gebenen Läufen des Gewehres 88 nach statistischen Er hebungen nicht mehr, sondern weniger Reparaturen vor- gekommen als bei früheren Modellen unmittelbar nach deren Neueinführung Die vorgekommenen Fälle von Aus bauchungen und geplatzten Läufen find meist darauf zurück zuführen, daß beim Schießen — insbesondere mit Platz patronen — Fremdkörper (Sand, Wischpolster rc) sich in den Läufen b<sanden, wa» bei einer guten und vorsichti gen Behandlung des Gewehres nicht der Fall sein darf. Bei der im regelmäßigen Betriebe stetig sich steigernden technischen Vollendung in der Herstellung der Läufe ist für die Fabrikation neuerdings ein etwas geändertes Verfahren zur Anwendung gekommen: hieraus aber ist in keiner Weise zu folgern, daß die früher hergestellten Läufe minder wertig oder gar kriegtzunbrauchbar seien. — Gegenüber vereinzelten in der Presse gemachten Versuchen, die Tendenz der dem Reichstag demnächst zugehenden Steuergesetzentwürfe im Gegensatz zu den Ausführungen deS Reichskanzlers über die be züglichen Pläne der verbündeten Regierungen zu bringen, weist die „Nordd. Allg. Ztg." auf das hin, wa- der Reichskanzler in der Reichstagssitzung vom 7. Juli d. Js. in dieser Beziehung gesagt hat: „Wir haben drei Grundsätze hingestellt. Einmal wollen wir versuchen, die Börsensteucr, an der auch allerlei Be mängelungen gemacht waren, anders und ergiebiger zu ge stalten. Dann wollen wir versuchen, die Steuern, deren wir bedürfen, auf die leistungsfähigsten Schultern zu legen, die schwächeren Kräfte zu schonen. Und endlich wollen wir angesichts der schwierigen Lage, in der die Landwirt schaft sich befindet, danach trachten, das landwirtschaftliche Gewerbe von neuen Steuern freizulassen " — Die Ausgaben des Reichs für die Arbeiterversicherung auf das Jahr 1894/95 kommen nicht bloß in der auf 13,9 Millionen nor mierten Etat-Position über den Zuschuß zu der Jn- validitäts- und Altersversicherung zum Ausdruck, son dern auch in den Posten, welche die verschiedenen Verwaltungen infolge der drei Versicherungsarten für die in ihnen beschäftigten versichcrungSpflichtigen Per sonen unmittelbar zu zahlen haben. Unter den letz teren kommen hauptsächlich die Verwaltungen deS Reichsheeres und der Marine in Betracht. Bei der ersteren sind etwa 0,6 Millionen für Kranken-, Unfall- und JnvaliditätS- und Altersversicherung ausgeworfen, bei der letzteren 272500 M. Bei der Post- und Telegrophenverwaltung beträgt der gleiche Posten 180000 M., bei der Reichsdruckerei 41000 M. Man geht in d-r Schätzung aller dieser Ausgaben, den „B P. N." zufolge, nicht zu weit, wenn man sie Erscheinen de» Finanzminister» vr. v. Plener «d V de» Handelsministers Grasen Wurmbrand bei der - ersten Sitzung. Man nimmt an, daß diese beiden 1 Mitglieder de» Klubs Mitteilung über die Vorgänge während der Vertagung de« Hause», über die Bildung des Kabinett», sowie über da» Programm der neue» Regierung machen und ihre künftige Stellung zu» I Parteiverbande, mit dem sie fernerhin iu enger I Fühlung verbleiben wollen, klarstellen werden. Der Klub wird sodann zur Organisation seine» neuen ! Vorstandes schreiten. Bei den Vorbesprechungen, die I inzwischen unter den hervorragendsten Mitgliedern des Klub» stattgefunden haben, stellte e- sich al- l wünschenswert dar, die Zahl der Vorstandsmitglieder, die in letzter Zeit mit drei bemessen war, bedeutend zu erhöhen. ES wird dem Klub der Vorschlag unter breitet werden, dieLeitung der Partei einem neungliedrigen I Vorstande zu überweisen. — Im Klub der Konservative» dürfte Graf Falkenhayn die gewünschten Auskünfte i und Aufklärungen über die politische Lage erteilen. In ähnlicher Weise dürften die Minister Jaworski und Madeyski im Polenklub die neue Lage lv leuchten. Mit Bezug auf die Neubildung de» Ler- ! stand«s de- Polenklubs verlautet, daß sich auch Rittn i v. Zaleski um die Obmannschaft bewerbe. Man er- I warte von nun ab eine stete intensive Fühlungnahme » zwischen der Regierung und den parlamentarischen Parteien, aus denen das KoalitionSministerium her- i vorgegangen ist. An die Schaffung eines gemeinsamen Exekutivkomitees der drei großen Klubs denke man jedoch nicht. In jedem Falle werden die Klubs zu- i stimmen, daß die Wünsche der neuen Regierung be- j züglich deS Arbeitsprogramms des Hauses, welche die Erledigung der Landwehrvorlage und des Budget- provisoriumS, die Genehmigung der AuSnahmeverord- nungen und die Bewilligung deS Rekrutenkontingentt betreffen, möglichst rasch und jedenfalls vor den WeihnachtSferien erfüllt werden. Zu diesem Zwecke werde namentlich der Ausschuß zur Beratung der Ausnahmeverordnungen sofort bei Zusammentritt des Hauses wieder seine Arbeiten aufnehmen und der WehrauSschub den Bericht über die Landwehrvorlage, dessen Feststellung bekanntlich vor Vertagung des Hauses absichtlich verzögert wurde, genehmigen. — Die Wiener Blätter heben einstimmig den friedliche« Charakter des Passus der deutschen Thronrede, welcher sich auf die auswärtige Lage bezieht, hervor. Der Deutsche Kaiser habe damit kurz und bündig da Intentionen de» Dreibünde», sowie der allgemeinen friedlich« Lage Ausdruck gegeben. Dadurch werten manche Besorgnisse zerstreut, welche sich in der letzten Zeit geltend gemacht hab«. Namentlich Lie jüngsten russisch französischen Verbrüderungtse-r seien geeignet gewesen, den unheimlichen Riß iu den inter nationalen Beziehungen mit grellem Scheine zu beleuchtet!. Aber die deutsche Thronrede gleite schweigsam über sie hinweg, indem sie erkäie, r» sei seit dem Monat Juli in den Be ziehungen Deutschland» zum Antlande keine Änderung m- getreten, und man müsse dem Deulschen Kaiser dafür erkenntlich icin, daß cr die ängstliche Auffassung widerlege, al» ob durch die russisch-französische Verbrüderung die Gefahr der Friedens störung nühcrgerückt wäre. „Wenn in Teutschland, so schreibt die „Neue Freie Press ", nicht» von drohender Rückwirkung da russisL französischen Oktoberseste verspürt wird, so kann außer halb Deutschland« die Hoffnung aus die Eihallung de» Frieden» desto kerechtigler scheinen, denn von allen Mächten, welche zum Friedensdunde geeinigt sind, ist Deutschland diejenige, welche sich durch das Zusommcnwirkcn Rrßland« und Frankreichs am meisten beängstigt fühlen müßte." — Ter ehemalige Fürst Alexander von Bulgarien, Graf Alexander Hartenau, ist heute in Graz an einer Blinddarmentzündung gestorben. Graf Har tenau ist am 5. April 1857 als zweiter Sohn des Prinzen Alexander von Hesfen-Darmstadt au- deffen morganatischer Ehe mit einer Tochter deS ehemaligen polnischen Kriegsministers Grafen Moritz Haake, welch« später zur Prinzessin von Battenberg erhoben wurde geboren. Er diente in der russischen Armee während des Krieges gegen die Türkei. Am 29. April 1878 wurde er von der bulgarischen Nationalversammlung in Tirnowa zum Fürsten einstimmig gewählt. Die Vereinigung von Bulgarien mit Ostrumelien führte im September des Jahres 1885 zum Kriege mit Serbien, in welchem Alexander bei Slivnitza und Pirot Kriegsruhm erwarb. Am 20. August 1886 erfolgte eine Militärverschwörung und die Entführung des Fürsten auS Sofia. Obwohl cr im Triumphe zurückkehrte und mit Enthusiasmus von der Bevölker ung in Rustschut, Philippopel und Sofia begrüßt wurde, fühlte er sich doch burch politische Erwägungen bestimmt, am 7. September 1886 abzudanken und Bulgarien zu verlassen. Nachdem Prinz Alexander von Battenberg Anfang 1889 auS der preußischen Armee ausgeschieden war, nahm er den Nomen eine-
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