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Dresdner Journal : 16.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-16
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 16.11.1893
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I8N liebt, wie ich höre, die einsamen Waldspaziergänge. Man st sich begegnet und wieder begegnet, man hat „Dann wundert mich nur, warum man sich nicht staune nun, daß sie doch noch erscheine, doch noch geheiratet hat," bemerkte Frau Forstmeister (Forifttzunz ftlg,.) v Stahlborn. „Das ist in der That zu verwundern," stimmte Frau v. Feldheim bei. „Vielleicht war sie ihm zu arm," vermutete Frau Hauptmann Lutz. „Liebste, bei seinem Reichtum?" „Oder nicht hochgeboren genug.' „Eine der besten Familien im Lande!" „Doch nur kleiner Adel." „Ader Lutzchen, ist er denn nicht ein Bürgerlicher?" „Ter Vater war auch ein Bürgerlicher und mußte ein Freifiäulein haben, der Sohn hat's nicht unter einer englischen Grafentochter gethan" „Wahrhaftig, Sie können recht haben! Eine Heirat aus Ehrgeiz. -Na, dann sollen Sie aber sehen, meine Damen, dann dauert es nicht mehr lange, bis wir den Skandal erleben, daß er sich der Irene wieder nähert. Denn daß er sie geliebt hat, wahn sinnig geliebt hat, darüber war vor dem Duell nur eine Mein —" Das Wort erstarb der liebenswürdigen Wirtin auf der Lippe. Entsetzt starrte sie nacb der Thüre hin, auf deren Schwelle in ihrer schlanken, hoheitS- Konzrrt. Am Mittwoch gab Frau Lilli Leh mann rn Brauns Saal einen Liederabend, den sie allein mit dem Vortrag Bungertschrr Kompositionen ausfüllte. Die Künstlerin hat sich schon im vorigen Winter als Apostel dieses ganz modernen TonsetzerS eingeführt; wie damals besiegte auch gestern ihre große Kunst die bei solchem vor wiegend ernste und tief elegische Gesänge enthaltenden Programm schier unvermeidliche Monotonie des Ein drucks. In all' ihren Darbietungen trat ein ungewöhn licher Geist- und Vollendungstrieb im Erfassen und Gestalten der Aufgaben hervor. Ihre Ausführungen erhoben sich durch den individuell produktiven, eine- ergreifenden HerzenStons und ebenso einer heiteren Pointe unbedingt mächtigen Vortrag, der in keiner Wendung die Manieren des Bühnengesangs übernimmt und jedem Forcieren des materiellen Effekts aus weichend immer das Wesen maßvoller künstlerischer Schönheit bewahrt, zu höchst bewundernswerten Leist ungen, wie man sie im Konzertsaal nur von wenigen Auserwählten und nur in langen Zwischenräumen ge hört hat. So dominierend war die Wirkung ihres von Geist und Seele ganz erfüllten Vortrags, daß man sich um das Materielle, um Stimmfond, Gesang-- weise rc. garnicht kümmerte: alles Technische ging hier voll im Geistigen auf. Bungerts GesangSlyrik kehrt in der Mehrzahl ihrer Stücke da» Prinzip der modernen Oper heraus: de klamatorischer Gang der Singstimme über dem das musikalische Bild ftststellenden, mit möglichster Fülle des Ausdruck» an der Charakteristik der Stimmunpe» und Empfindungen den Hauptantril nehmenden Klamer- satz Wir haben an der Übertragung diese» Grundsätze» auf Manuskripten sowie ein Schriftstück entdeckt, worin um die Überlieferung de» Koffert an den nächsten schwedischen Konsul ersucht wird. Der dänische Generalkonsul in Abo meldete, daß die Schiffahrt nach Ulraborg det Eiset »egen aufgehört habe. St Petersburg, 15. November. (D. B Hd.) Zwischen Rußland und Österreich ist eine Verein barung getroffen worden über den Bau einer Verbindungslinie zwischen der russischen Odessa- Rovoselizebahn und der österreichischen Lemberg- Czernowitzer Bahn. Warschau, 15. November. (D. B. Hd.) In Jekaterinodar im Nordkaukasut beabsichtigen die deutschen Protestanten, ein BethauS mit Pastorat und Kirchenschule zu errichten. Lie Deutschen in Eugrnfeld (Taurien) haben die Erlaubnis zum Lau einer Kirche schon erhalten. Die lutherische Kirche der deutschen Kolonie in Odessa wirb im nächsten Jahre neu umgebaut. Odessa, 15. November. (D. B. Hd.) Zur Ausrottung det Räuberuuwesent im NordkaukasuS find dem Civilgouverneur im Kaukasus besondere Vollmachten verliehen worden. DerZugmohammedanischer Pilger nach Mesched und allen anderen persischen Wallfahrtsorten von hier aus ist der Cholera wegen verboten worden. Kabul, 16. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach einer Meldung des Rruterschen BureauS find die Verhandlungen zwischen dem Emir und dem Spezialkommissar Durand abgeschlossen. Nach der am 12 dS. MtS. abgehaltenen Truppen schau erklärte der Emir alle Grenz- und anderen Schwierigkeiten mit der indischen Regierung für geregelt. Die freundschaftlichen Beziehungen mit England find wieder hergestellt. „O, das ist nicht freundschaftlich", tadelte in ge kränktem Tone die Dame des Hauses, „meine gute, liebe, gnädige Frau, das ist wirklich nicht freund schaftlich an uns gehandelt!" „Mein Gott!' stöhnte die Gefolterte „Wenn ihm oder ihr ein Wort davon zu Ohren käme, es wäre doch fürchterlich!" „Wie? Sie setzen kein Vertrauen in uns? Sie halten uns des schwärzesten Verrates fähig?" „Ach nein, gewiß nicht, aber —" „Ah so, ich verstehe," nickte Frau v. Feldheim mit einem Blick auf die auswartende Jungfer. „Marianne, seien Sie so gut und gehen Sie, den Sahne topf füllen zu lassen!' Nach einer Pause, als des Mädchens Schritte verhallt waren: „Liebste Regier ungsrätin, wir sind allein!" „Ja, ich sehe es, aber — aber —" „Aber," vollendete die Wirtin, nach sekundenlangem Warten, in ihrem zärtlichsten Ton, „Sie halten eS den noch für weiser uns nicht einzuweihen? Nun, wir nehmen cS Ihnen nicht übel, nicht wahr, mein liebes Bodendächelchen? — wir können uns die Dinge schon selbst genügend zusammenreimen." „Versteht sich, das können wir," nickte das StiftS- fräulein. „Er hat sich ihr wieder genähert, der Don Juan, jetzt, nun er verheiratet ist —" „Um GotteSwillen!" schrie die RegierungSrätin „Ja, ja, das hat er gethan und es sieht ihm ähnlich! Neuland langweilt ihn, seine Frau hat er sott, er braucht Unterhaltung —" „Aber das ist ja die schrecklichste Verleumdung!" „Meine beste RegierungSrätin, wozu sich so er eifern! Sie brennen Mohren doch nicht weiß. Ich kenne ihn — wir kennen ihn alle! Ein berückendes Äußeres, die liebenswürdigsten Manieren, aber da» Innere — das Innere —" „Mich, für meine Person", unterbrach Fräulein Martha, „erinnern Männer seiner Art immer an die getünchten Gräber, von denen in der Schrift die Rede ist!" „Ich weiß nichts von seinem Innern", stöhnte die Regierungsrätin, „aber daß er sich ihr nach seiner Verheiratung nicht wieder genähert hat, will ich gern beschwören!" „Nun, vor seiner Verheiratung kann er es doch unmöglich gethan haben, er war ja immerfort auf Reisen!" „War er im vorigen Herbst nicht hier?" stieß die Verzweifelte hervor. „Freilich, aber die paar Wochen hatte er doch vollauf mit den Unruhen in Esdorf zu thun —" „Liebste, Beste!" fiel Frau v. Feldheim lackend dem Stiftsfräulein ins Wort, das sein Möglichstes that, sich dumm zu stellen. „Die Unruhen in Esdorf liefern ja die beste Lösung zu dem Rätsel. Herr Waldstedt war tagtäglich drüben; die schöne Irene Tages geschützte. Dresden, 16. November. Heute wurde eine König!. Jagd auf Grüllenburger Revier abgehalten, an der Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und der Graf von Flandern mit Höchstseinem Sohne, dem Prinzen Albert, ferner Se Durchlaucht der Herzog von Urach, der persönliche Adjutant Ritt meister Krug v. Nidda und der Kapitän Terlinden teilnahmen. Zu dieser Jagd waren nachgenannte Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Hof marschall v Carlowitz-Hartitzsch, Generalmajor Frhr. v. Hammerstein, Geh. Oberforstrat Or Judeich, Professor vr. Neumeister, sowie die Rittergutsbesitzer v. Oehlschlägel und Wolde. Nach Beendigung der Jagd findet im Albertsalon zu Tharaud Jagdtafel und darauf abends H8 Uhr die Rückkehr der hohen Herrschaften mit Sonderzug nach Dresden statt. Zur heutigen Königl. Tafel in Villa Strehlen sind mit Einladungen beehrt worden: die Hofdame weiland Ihrer Majestät der Königin-Mutter von Sachsen, Constanze Freiin v. Könneritz und die Groß- herzogl Sächsische StaatSdameMariaFreiin v. Könneritz. Berlin, 16. November. Se. Majestät »er Kaiser trafen mittels SonderzugeS, aus Schlesien kommend, gestern früh bald nach 8 Uhr aus der Wildparkstation ein, begrüßten daselbst den vorgestern nachmittag mit Höchstseiner Gemahlin eingetroffenen Großfürsten Wladimir von Rußland, Kaiser!. Hoheit, und begaben Allerhöckstsich mit demse!ben nach dem Neuen Palais. — Se. Majestät der Kaiser haben dem ersten Sekretär bei der Botschaft in Konstantinopel v. Tschirschky und Bögendorff den Charakter als LegationSrat, sowie dem Geh Sekretär und Chiffreur im Auswärtigen Amt Franzelius und dem Geh. Kanzleiinspektor bei derselben Behörde Ruth dm Charatier als Hofrat verliehen. — Heute mittag H1 Uhr findet im Lustgarten die Vereidigung der Rekruten der Garnisonen Berlin, Spandau, Charlottenburg und Groß-Lichter felde in Gegenwart Sr Majestät des Kaisers statt. — Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt an hervor ragender Stelle: „Die durch verschiedene Zeitungen laufende Nachricht, daß der General-Steuerdireklor Schomer als angeblicher Gegner einer Tabak- fabrikatsteuer seine Entlassung emgereicht habe, ist nach unseren Erkundigungen unbegründet. Hr. General direktor Schomer hat sich in den Jahren 1878 und 1879 allerdings dahin ausgesprochen, daß er die Ein führung einer Tabakfabrikatsteuer nach den damaligen in den Vereinigten Staaten von Amerika bestehenden Bestimmungen für Deutschland nicht empfehlen könne. Diese später mit den Akten der Tabakenquetekom mission veröffentlichte Äußerung erfolgte auf amtliche Veranlassung seiner damaligen Vorgesetzten Es folgt aus diesem, seinen Vorgesetzten erstatteten Gutachten nicht, daß keine Art der Tabakfabrikatsteuer auch unter veränderten Verhältnissen für Deutschland zweck mäßig sein könne, insbesondere aber nicht, daß die da mals unbekannte, jetzt vorgeschlagene Fabrikatsteuer — mit außerordentlich leichten Kontrollen und Äbstufung nach dem Werte — in gleicher W.ise beurteilt sein würde. Es fehlt deshalb an jeder Berechtigung, über die vermuteten, aber nicht geäußerten Ansichten des General-Steuerdireklor» Schomer in der Presse Er örterungen anzustellen." — Die Absicht der ReichSregierung, dem Reichs tage bei seinem Zusammentritt mit den Handelsver trägen und dem ReichShauShaltSetat für 1894/95 zugleich auch die auf die Steuerreform im Reich bezüglichen Vorlagen zu überreichen, wird sich nicht durchführen lassen. Tie Ausschüsse des Bundesrat», welche mit der Vorberatung der Steuergesetzentwürfe beschäftigt sind, vermochten trotz angestrengtester Arbeit ihre Beratung nicht so rasch zu fördern, daß diese ursprünglich aehegte Absicht zu verwirklichen gewesen wäre Dem Vernehmen der „B. P. N." nach wurde wehrfähige Einwohnerschaft de» Norden» mobilisiert und e» verlautet bereit», daß der heilige Krieg ge predigt werde. Mag nun Muley Hassan an seinem gegenwärtigen entlegenen Aufenthaltsorte auch noch nicht über alle Einzelvorfälle der letzten Wochen unter richtet gewesen sein, al» er sein Schreiben absandte, so war eS ihm doch sicherlich schon damal» klar, daß der Kampf einen immer größeren Umfang annehmen könne, und er war sich unzweifelhaft der Gefahr be wußt, die au» einer solchen Entwickelung der Ereig nisse entstehen mußte. Der spanische Gesandte in Tanger wird wohl auch nicht verfehlt haben, den Ver treter des Sultans auf diese Gefahren aufmerksam zu machen, die, wenn sie nicht au» dem Wege geräumt werden, daS marokkanische Reich bis in» Innerste zer rütten könnten. So wenig sich die Anforderungen europäischen StaatSlebenS auf ein Land wie Marokko übertragen lassen, wird doch auch nach dortigen An schauungen und Gewohnheiten ein Herrscher nicht anders al» mit äußerster Besorgnis auf einen großen Kampf blicken, der auf seinem Gebiete entbrannt ist. Muley Hassan hat ohnehin bald an dieser, bald an jener Stelle mit der Unbotmäßigkeit seiner Unter- thanen zu kämpfen; ein Krieg, den sie auf eigene Faust gegen eine fremde Macht führen, muß diesen Geist der Widerspenstigkeit noch vermehren und eine bedenkliche Gärung Hervorrufen. Die Ge fahr wird noch durch die Folgen gesteigert, die eine gegen die Fremden gerichtete Erregung auf die Dauer auch an anderen Punkten des Lande» nach sich ziehen würde. Vorläufig ist den in Tanger wohnenden Europäern die Versicherung er teilt worden, daß sie um ihre Sicherheit nicht be sorgt zu sein brauchten. Wenn indes die Flamme der Empörung gegen die Spanier immer weiter um sich greift, wenn der heilige Krieg wirklich verkündet wird, dann gerät die marokkanische Regierung, welcher der Schutz der in in ihrem Lande lebenden Christen obliegt, in eine sehr peinliche Lage, einerseit» ihrem Volke, andererseits den Mächten gegenüber. Es ist daher begreiflich, daß ihr eine möglichst rasche Bei legung des Konfliktes von Melilla höchst erwünscht sein muß. Wenn sich sonach die Frage aufdrängt, warum sie nicht durch genügende Vorkehrungen das Entstehen des Konfliktes überhaupt verhindert hat, so läßt sich darauf freilich nur erwidern, daß in jenen Ländern energische, insbesondere aber einigermaßen kostspielige Entschlüsse erst dann gefaßt zu werden pflegen, wenn die Not sie unbedingt erfordert. Jetzt, da die Umstände drängen, verspricht ter Sulran die Absendung von 2000 Mann Kavallerie, denen, wenn ihr Erscheinen die Kabylen nicht zur Ruhe veranlaßt, eine größere HeereSmacht folgen soll, um mit den Waffen einzuschreiten. Da er den Charakter der spanischen Regierung hinreichend kennen muß, um zu wissen, daß die Angriffe der Kabylen sie nicht be stimmen werden, Melilla zu räumen, so wird er es unzweifelhaft vorziehen, auf die Kabylen einzuwirken, und fraglich bleibt nur, ob er die Streitkraft, deren Entsendung er den Spaniern verspricht und den Ruhe störern androht, auch chatsächlich, so rasch als erfor derlich wäre, zur Verfügung hat. Immerhin aber eröffnet seine Kundgebung die erfreuliche Aussicht auf einen günstigen Ausgang und bildet somit, wie be merkt, einen wesentlichen Erfolg der spanischen Diplo matie. Da inzwischen auch die Soldaten und die Kriegsschiffe Spaniens ihre Schuldigkeit gethan haben, so wird der Sultan sich wohl umsomehr beeilen, den an ihn gestellten Forderungen nachzukommen. Die spanische Regierung hat nämlich in einer zweiten Note an den Sultan die ihr gebührende Ent schädigung für die Verluste verlangt, welche die An griffe auf Melilla verursacht haben und welche, seit dieser Verlangen gestellt worden ist, noch bedeutend angewachsen sind. Der Vertrag von Wad Ras, der eine Bürgschaft gegen Überfälle hätte bieten sollen, ist jedenfalls nicht beobachtet worden, und dies ist gewiß ein schwerer Vorwurf, den Spanien erheben kann. Die Madrider Staatsmänner sind allerdings sichtlich bestrebt, die Angelegenheit nicht zu einem Um fange gedeihen zu lassen, der das marokkanische Reich selbst gefährden könnte, insbesondere da gleichzeitig von Algerien aus Ansprüche erhoben werden, die, mag cs sich dabei immerhin um Gebiete handeln, deren Zugehörigkeit zu Marokko von den Franzosen bestritten wird, doch den Sultan in die Enge treiben Spanien will offenbar nicht auch seinerseits über das nötige Maß hinaus dazu beitragen, die Autorität Muley Hassans zu erschüttern, da auf ihr allein daS beruht, was in Nordwestafrika an Sicherheit und Ordnung geyenwärtig Überhaupt geboten werden kann und, wenn sie verschwinden würde, da» spanische Volk zu Opfern genötigt wäre, die ihm seine Regierung ersparen möchte. Diese» Bestreben mit der Wahrung seiner Würde und seinen Interessen zu vereinigen, ist die schwierige Aufgabe, die sich Spanien jetzt gestellt hat und seine auf da» Heer gestützte Diplomatie nunmehr zu erfüllen sucht. Der erste Schritt ist von Erfolg begleitet gewesen; hoffentlich wird die begonnene Aktion auch mit Glück beendet werden und Spanien die Genugthuung bringen, welche eS nach den Er eignissen vor Melilla zu beanspruchen hat. >er Gesetzentwurf, betreffend die anderweite Organ,, ation des Reichssinauzwesen», in den AuLschüfsen eia- timmig angenommen, während die grundlegenden Le. timmungen de» Tabaksteuergefetze» in der gestrige« Dresden, 16. November. Zum Stande deS spanisch-marokkanischen Konfliktes. Die spanische Regierung hat nun einen ersten diplcmatischen Erfolg in Afrika erzielt. Ter Sultan von Marokko hat die Beschwerde Spanien» beant wortet und das Versprechen erteilt, die Kabylen zur Einstellung der Feindseligkeiten zu bewegen und nötigenfalls mit Waffengewalt dazu zu zwingen. Aller dings geht die Aufforderung in dem Schreiben der Sultans nur dahin, sich der Feindseligkeiten so lange zu enthalten, bis die Unterhandlungen über die Durch führung des Vertrages von Wad-RaS beendet sind, doch ist diese Form vermutlich nur gewählt, damit der Zweck desto sicherer erreicht werde. Der Vertrag von Wad RaS ist der Stützpunkt für alle Forderungen Spaniens; er bestimmt, daß an der Grenze der neu tralen Gebiete, welche die beiden spanischen Festungen an der afrikanischen Küste, Ceute und Melilla um geben, der Sultan Truppen zu halten habe, um die Angriffe der Stämme zu verhindern und zurückzu weisen und legt dem Sultan ausdrücklich die Ver- pflicktung auf, dafür zu sorgen, daß die spanischen Besitzungen von der marokkanischen Bevölkerung nicht beunruhigt werden. Spanien behält sich in diesem Vertrage überdies das Recht vor, dort Befestigungen und Verteidigungswerke herzustellen, ohne daß feiten» der marokkanischen Behörden diesen Arbeiten irgend welche Hindernisse entgegengestellt werden dürfen. ES ist nun Thatsache, daß der Sultan für die Sicherheit Melillas keineswegs gesorgt hat, und schon vor drei Jahren ergab sich daraus ein Konflikt, der damit endete, daß eine ganz kleine Truppe an die Grenze deS Gebietes von Melilla entsendet wurde, die, wie es scheint, seither wieder abgezogen ist. Jedenfalls hat Spanien es vorgezogen, durch Erbauung neuer, vorgeschobener Festungswerke selbst die Sicherheit seines Besitzes zu erhöhen und bekanntlich war eben der Beginn dieser Arbeiten der Anlaß zu den An griffen der Kabylen am Beginne des vorigen Monats. Man kann unbedingt annehmen, sagt das „Fremden blatt" in einer von uns hier berücksichtigten Betrach tung der gegenwärtigen Lage, daß e» dem Sultan Mulky Hassan Ernst damit ist, bei den Kabylen eine Befolgung seiner Befehles zu erwirken. Schoa die wenigen tausend Mann, die sich vor dem Eintreffen der Verstärkungen in Melilla befanden, haben den Angreifern einen hartnäckigen Widerstand geleistet; jetzt sind 11000 Mann auf jenem engen Platze ver sammelt und neue Nachschübe sind zu erwarten. Dieser Macht gegenüber hat sich so ziemlich die ganze — Bereits im ReichSetatSentwurf für 1893/94 war eine Erhöhung des DiensteinkommrnS de» Botschafters in Rom um 20000 M. al- erforder lich bezeichnet worden. Bei den bezüglichen Beratungen im Reichstage wurde die Besoldungserhöhung für do» Jahr 1893/94 zwar abgelehnt, ein eventuelle« Ent- gegenkommen für den Hall der Wiederanregung im nächsten Etat aber in Aussicht gestellt. Infolge der anhaltenden Steigerung sämtlicher Preise und Löhne in Rom, der höheren Dotierung der Chef» andern Missionen, sowie der sehr erheblichen Repräsentationr- pflichten des Botschafters rechtfertigt es sich, wie die „Nordd. Allg. Ztg ' schreibt, die seit 1877 feststehende ' Besoldung um 20000 M. zu erhöhen München, 15. November. Die Vermählung»- feier Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Auguste von Bayern mit Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit dem Erzherzog Joseph August fand heute hierselbst statt. Die Civiltrauung wurde von dem Minister Frhrn. v. Crailsheim unter kurzer Ansprache im Thronsaale vollzogen. Hierauf erfolgte in der Allerheiligen-Hof kirche die kirchliche Trauung durch den Erzbischof Thoma. Nach beendigter Feier wurde eine kurze GratulationScour abgrhalten, später fand im Palai- des Prinzen Leopold rin Familienfrühstück statt. Stuttgart, 15. November. Die Herzogi» Albrecht von Württemberg ist gestern von einem Prinze« glücklich entbunden worden. (Durch ein ungenaue» Telegramm auS Potsdam war in Nr. 265 de- „Dresdn. Journ." vom 14. November 1893 irrtüm licherweise gemeldet worden: Herzogin Albrecht von Mecklenburg-Schwerin. Anm. d. R) Wien, 15. November. ES war seinerzeit aus gefallen, daß Se. Majestät der Kaiser am Tage der Ernennung deS neuen Ministeriums nur Hrn. v. Plen er in Audienz empfangen hatte. Nachträglich verlautet nun, die Audienz habe der WährungSfrage gegolten. Der Kaiser ließ sich mündlich von Plener bestätigen, daß er die Durchführung der Valuta regelung für möglich halte, daß die vorhandenen Schwierigkeiten zu überwinden seien und der Erfolg der ganzen Aktion nicht zweifelhaft sei. Pari», 15. November. Das „Journal officiel" veröffentlicht die Ernennung Lozes zum Botschafter in Wien. — Die gemäßigte« Blätter geben der Ansicht Ausdruck, daß die bei der Präsidentenwahl für Casimir Perier ab gegebenen 295 Stimmen eine verläßliche Regierungs mehrheit bildeten. Die radikalen Organe erklären, daß sich unter den 295 Stimmen zahlreiche Stimme» der Rechten befänden, die Radikalen könnten deshalb bei der ersten besten Gelegenheit dir Majorität haben. In Teputiertenkreisen wird e>n eventuelles gemäßigte» Kabinett für undenkbar gehalten. — Der gestern von uns erwähnte, gegen den früheren serbischen Gesandten in Paris verübte Mordanfall charakterisiert sich nach den neuerdings vorliegenden Mitteilungen al» ein anarchistisches Verbrechen. Ter „Figaro" ver öffentlicht nämlich einen Brief deS Thäters Leauthier vom 12. November, in welchem sich derselbe alt Anarchist bezeichnet. Dieser Brief deS Attentäters ist an den sozialistischen Journalisten Faure gerichtet Leauthier kündigt darin seine Absicht an, da» Verbrechen in der thatsachlich vollbrachten Weise auszuführen und bittet Faure, seine gerichtliche Ver- 1eidigu»g zu übernehmen. — Wie wir bezüglich der letzten Vorgänge im Feldzuge gegen Dahomey bereit- kurz mitteilten, hat Behanzin dem General Todd- 400 Gewehre und 4 Kanonen ausgeliefert. Der „Temp»' veröffentlicht jetzt Nachrichten, nach denen die vollständige Unterwerfung Behonzins unmittelbar erwartet wird. Über den Verlauf der jüngsten mili tärischen Operationen liegen Mit'eilnngen vor, än derten erhellt, daß die Kolonne des General Dodd» nach dem 27. Oktober auf Atschoribeh loSmarschierte, ein etwa 50 lcm von der Hauptstadt DahomiyS, Abomeh, entferntes Dorf wo Behanzin seine Residenz vollen Schönheit Sibylle Waldstedt stand. Sie war bei Beginn der letzten Rede eingetreten, hatte nicht unterbrechen wollen und daS Gesprochene mechanisch , in ihr Ohr ausgenommen Jetzt beim Anblick der be- sich versöhn» — gar sehr versöhnt nicht wahr, troffenen Gesichter, die sich ihr zuwandten, suchte sie meine liebe RegierungSrätin?" daS Gehörte irgendwie mit sich selbst in Verbindung Die Gefragte nickte in dumpfer Resignation vor zu bringen. Wie ihr die» nicht gelingen wollte, nahm sich hin. sie an, man habe sie bereits aufgegeben gehabt und Tabaksteuergefetze» in der gestrige» Beratui g, die bis in den späten Abend hinein dauerte, nahezu einstimmig angenommen sein sollen. Gesten» dürste Vie Beratung de» Tabaksteuergesetze» zu Ende geführt sein. Heute soll die Beratung de» Reich». weivsteuergesetzeS stattfinden. Da die in Bettacht kommenden Gesetzentwürfe im Reicksschatzamt au»ge- arbeitet sind, so finden die Autschußberatungen auch unter dem Vorsitze deS Staatssekretär» de» Reich»schatz- amtes, Grafen v. Posadowsky-Wehner, statt.
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