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Erste Beilage zu 260 des Dresdner Asurnnls. Mittwoch, den 8. November 189», abends. XXXI. Gesamtsihuug des Lsudesklütnrrikr. Dresden, 7. November. Der Präsident Hr. v. Oehlschlägel-Ober langem»» eröffnete die Sitzung nach 9 Uyr und begrüßte Se. Excellenz den Hrn. EtaatSminister v. Metzsch, sowie die Herren Geh. Rat Lodet, Geh Rat vr. Diller, geh. Regierungsrat , v. Bernewitz, RegierungSrat Münzner, welche als Vertreter der StaatSregierung erschienen waren. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Be ratung einer Abänderung des Gesetzes, die Kosten der Zusammenlegung der Grundstücke betreffend, vom 9. April 1888. Berichterstatter Gutsbesitzer May-Polenz (Drucksache Nr. 8). Die König». Generalkommission für Ablösungen und Ge «einheilSteitungen hat dem König!. Ministerium de- Innern einen den 8 6 des betreffenden Gesetzes abändernden Gesetz» entwurs vorgelegt Der Vorschlag der König! Generalkommlssion geht bahn, die tlnwendung der Bestimmungen hinsichtlich der Bestreitung der Kosten bei GrundstückSzusamminlrgnugrn in der Siegel nur auf solche Fälle zu beschränken, in denen eS sich um eine zusammen hängendeFlurfläche von mindestens 40 st» handelt, bei kleineren Flächen dagegen die Boischnsten tu § 4t de- Ge setzes vom LS. Juli 186t in Anwendung zu bringen, wonach die Kosten der Zusammenlegung von den beleiligtrn Grund stücksbesitzern nach demjenigen Verhältnis zu tragen sind, in dem die Reinertragseinh^len der von ihnen abgetretenen Grund stücke zu der Gesamtheit der RrinertragSeinheilen aller >u- sammengelegten Grundstücke stehen. Zugleich würde jedoch die Generalkommission zu ermächtigen sein, nach ihrem Ermessen auch in Fällen letzterer Art von den Beteiligten Pauschaljätze bis zu iooM für 1 st» zu erheben, MS durch die Zusammen legung nicht nur dem Einzelinteresse, sondern auch dem Jnter- effe der Gesamtheit der Flurangehörigen gedient wird. Tie König!. Genei al ton-Mission zielt mit ihrem Vorschläge lediglich dahin, der mißbräuchlichen Benutzung >er Bestimmungen de- mehrerwähnten Gesetzes entgegenzutreten Der Berichterstatter konstatierte, daß der ll. Sonder ausschuß vollständig die Absicht des Gesetzentwurfes billige und beantragte: Der LandeSkuliurrat erklärt jein Einverständnis mit Lem Bestreben der Königl. Generaltonimission für Ablösung und Gemeinheiteteilurgei', einem Mißbrauch deS Gesetzes vom 9. April 1888 »orzuleugen, ersucht indessen das königl. Ministerium deS Innern auS dem vorliegenden Entwurf zu einer Ergänzung dieser Gesetzes dirjen gen Bestimmungen zu rntsernen, welche geeignet erscheinen, im allgemeinen Interesse liegende Zusammenlegungen zu erschweren. Der Antrag wurde ohne Debatte angenommen. Punkt 2 der Tagesordnung betrifft den Bericht des II. Sonderausschusses in Bezug auf Abänderung des Schlachtsteuergesetzes. Der Sonderausschuß beantragt, der LandeSlulturrat wolle folgenden Antrag an dar Königl. Ministerium richten: dasselbe wolle einen dahingehenden Gesetzentwurf al- Zu satz zu § b deS Schlachtsteuergesitzes vom Jahre 1842 der nächsten Ständeversammlung vorlegen: In den Fällen, in welchen Verkäuser von zum Schlachten bestimmten Biehstücken die letzteren nach der Tötung wegen Minderwertigkeit deS Fleisches nach tz S27 des bürgerlichen Gesetzbuch- vom Jahre 1865 zurücknehmen müssen, wird die Hälfte deS SchlachtstenerbetragS zurückgezahlt; Zurückgewähr ung der vollen Schlachtsteuer erfolgt, wenn dos gesamte Fleischwerk solcher Biehstücke wegen Ungenießbarkeit vernichtet worden ist Der B<richt«rstalter, Sreisvorsitzender Seiler-Noß»itz, er kennt den Wen der Schlachtsteuer voll an und bedauert, daß der letzte Landtag ein Stück davon abgerissen habe; die eine Mark E,Mäßigung habe man, ohne Dank zu ernten, verschenkt. E» bestehe nur der Wunsch, die Besteuerung eines Unglück» und einer Notlage zu beseitigen Zwar sei in einzelnen Fällen, wenn das Fleisch eines gescklachteten Tiere» unbrauchbar war die Rückerstattung der gezahlten Steuer erfolgt, aber das Bee- sahrcn sei ein unbequemes. Die Schlachtsteuer selbst müsse erhalten bleiben. An der sich hieran knüpfenden Debatte betei ligten sich: Ökonomierat Hähnel- Kuppri-; er stimmte dem Anträge zu, war aber nicht mit der Begründung desselben einverstanden. Die Landwirtschaft habe kein Interesse an der Erhaltung der Schlachtsteurr, sondern au deren vollständiger Beseitigung. RegierungSkommiflar Seh. Rat t)r. Diller gab zu, daß das Verfahren bei der Feststellung der Voraussetzungen zur Gewährung von Steuernachläffen oder vollständigem Erlaß der Schlachtsteuer etwa- unbequem für die Beteiligte» sei. ES seien von der StaatSregierung Erörterungen angestellt worden in der Richtung, da- Verfahre» bei Feststellung solcher Fälle, in welchen die Steuerermäßigungen staltfinden können, möglichst zu vereinfachen. Bisher habe hierüber au da« Ministerium berichtet werden müssen, lünstig solle aber die EMsck ctdung den Hauptämtern überlassen werde» Ferner solle sortsallen dre Er örterung darüber, ob ein Schaden wirklich erlitten worden fei, war von vornherein angenommen werden könne, wenn eine» Besitzer ein geschlachtetes Tier wegen Unbrauchbarkeit des Flei sches zurückgegeben werde Die Erörterungen hätten sich aber zu erstrecken aus die Fragen, ob daS Fleisch versteuert worden war, ob da» Fleisch minderwertig war, ob die Steuer dem Fleischer zurückerstattet wurde, ob da» Fleisch vernichtet worden ist. von der Erörterung de» Schaden» solle abgesehen werden. Wenn eine Verordnung in dieser Weise erginge, so sei nicht mehr von einer Gnade die Rede, sondern der Geschädigte habe einen vollen Anspruch auf Ermäßigung, be, Erlaß der Schlachtsteuer. Dadurch «ledige sich der An- trog und der LandeSkuliurrat wolle von demselben absehru. Aus «ne Anfrage de» Berichterstatters erklärt Hr. Geh. Rat vr. Diller noch, daß Zeugnisse für die Beantwortung obiger Fragen genügen sollen. Überhaupt solle Lie Steurrvcrwaltung niemanden ohne Not belästigen ; immer sei die» freilich nicht durchführbar Hr v. Trützschler-Dorfftadt erNärte, e» werde über haupt kaum zu erwarten fei», daß die StaatSregierung einen Gesetzentwurf in der gewünschten Richtung vorlegen werde, wenn der gewünschte Zweck innerhalb der bestehenden Gesetz gebung mittelst Verordnung erreicht werden könne. Im übrigen bewegte sich die Debatte, an welcher sich die Herren v. Trützschler, Bevollmächtigter Kökert, Oekonomierat Uhlemann-Görlitz beteiligten, haupt sächlich um die Frage der Schlachtsteuer an und für sich Schließlich erklärten die Mitglieder de ll. SonderauSschuffeS auf Befragen durch den Präsi denten ihr Einverständnis damit, daß durch die Er klärung des Hrn. Geh. Rat vr. Diller der Antrag sich verüberflüssige und zogen denselben zurück, womit die Versammlung ebenfalls einverstanden war. Es folgte nunmehr die Beratung deS Berichtes de» ll. Sonderausschusses über Hagelversicherung. Berichterstatter Hr. Gutsbesitzer Eulitz-Pulsitz. Der Sonderausschuß stellt nachstehenden Anttag: Der LandeSlulturrat wolle 1) sich gegen eiuen Antrag aus die Einrichtung einer Lande»« hagelorrficherungSanstatt erkläre»; dagegen 2) bei der Königl. StaatSregierung die Vorlage eine» Ge setze» beantragen welche» derselben da» Recht der Auf- ficht«führ»»g über sämtlich« Bei sicher» ngSgesellschasle», auch über di« bereit« i» Sachs«» arbettrnd«» Gesellschaft«!,, riu» räumt. Nach der Begründung der Anträge durch den Be richterstatter kam Ökotunnierat Utfersteia-Ried-rsrdlitz aus den Antrag de- DreSdner Kreiäverein» zurück und betaute, »»handele sich vorerst nicht um die Absicht, eine LandeSversicherungSanstalt zu errichten, sondern um da» Gegenteil; mau wolle statistische Grundlagen für den Nachweis sammeln, daß eine solche Organisation un möglich sei. Er beantragte einen Zusatz zu dem Anträge, in welchem verlangt wird, der LandeSkuliurrat wolle erstreben, daß alle in Sachsen thätigen BersicherpugSanstalten genaue stanstlsche Berichte einzurnchen hätten, die dann vom statistischen Bureau zusammeuzustellen und zu veröffentlichen seien. Krei-vorsitzender Seiler gübt zu, daß eine genaue Statistik die einzig sichere Unterlage für Versicherungen biete; solche Statistiken würden auch von allen gut geleiteten soliden Gesell schaften aufs Sorgfältigste geführt, aber dennoch follte man sich hüten, denselben einen zu großen Wert berzumeffen. Hagelschläge könnten aller Statistik zum Trotz auftreteu und eS seien schon Gebiete verhagelt, die man nach der Staliftlk sür ungefährdet gehalten habe. Eine Landr-versicherungsanstalt sei nicht zu empfehlen. Die letzte der jetzt noch bestehenden Anstalten, die bayerische, sei keine Musteranstalt und biete keine günstigen Be dingungen. Gutsbesitzer Andrä-Limbach bemerkte, er schwärme nicht für erne Landesversicherung. ES sei Sache der landwirtschaft lichen Vereine, die Landwirte darüber zu belehren, wie und wo sie versichern sollten Er beantragte ledoch, um den Landes« kulturrat nicht feftzunageln, den Absatz 1 deS Antrags zu streichen, den Absatz L mit 1 zu bezeichnen und noch einen weiteren Satz anzusügen, nach welchem beim Deutschen Land- wirtschastSrat ein Antrag aus Errichtung einer Statistik über den Geschäftsbetrieb der HagelversicherungSgesellschasten zu stillen wäre. Tirektoc Edelmann beantragte, bei den Erhebungen über die Ernteergebnisse gleichzeitig Angaben über die Hagelschäden machen zu lassen Der Berichterstatter erklärte, sich nicht entschließen zu können, den Absatz 1 fallen zu lassen. ES liegt genug Anlaß vor, eine Erklärung abzugeben. Gegen den Antrag Käjerstein habe er nicht- einzuweneen, wenn er dem AuSschußantrage als Vervollständigung angefügt werde. Ökonomitrat vr. v LanqSdorsf hob hervor, daß man die Ausstellung einer Statistik schon versucht und Material hierzu gesammelt habe, aber auf Widerstand bei den großen Ge sellschaften gestoßen sei, dagegen sei der Antrag Edelmann nicht zu befürworten, derselbe werde nur eine Menge unzuverlässige Angaben veranlassen. Kammerherr vr. v. Frege hält die Veröffentlichung von Statistiken von Sachsen allein nicht sür zweckmäßig. Anstalt zu nützen, könne sie schaden, weil tann Hagelschläge m Sachsen osfiziell registriert, von anderen Gebieten unbekannt seien. Außerdem möchte er auch daraus ausn erksam machen, daß die Hagelschäden keine regelmäßige Kurve beschreiben und somit der Werl ihrer Siallstik ein zweifelhafter sei Sollte in Sachsen eine Statistik ausgestellt werden, so warne er vor einer vor zeiligen Veröffentlichung der gewonnenen Zahlen. Ökonomierat Hänel Kupp«y erklärte, er halte den An trag 1 sür zweckmäßig Aber sür seine Person hätte er auch wenig gegen eine allgemeine ZwangSversicherung einznwenden. Die Prämien würden dann sicher billipcr werden. WaS ihn abhalte, für eine Lande-Versicherungsanstalt zu stimmen, sei der Umstand, daß die Prämien alsdann den Charakter einer öffent lichen Last annehmen würden. Man könnte, wenn man den Absatz 1 annehme, tann auch rückhaltlos sür den Absatz 2 stimmen, und habe eher Aut sicht, daß die Versicherungsgesell schaften statistisches Material lieferten, wenn diesen klar würde, eS solle n,cht zum Zweck der Errichtung einer LandeSanstalt ge sammelt werden. Gutsbesitzer Andrä warnte wiederholt davor, daß der LandeSkuliurrat sich sür die Zukunst in Absatz 1 festlege. Wenn die Prämien billiger würden, so habe er nichts dagegen, auch wenn dieselben den Lha-aktec einer Steuer annähmen. Kreisvorsitzender Seiler will die Statistik über den gesamien Geschäft« kreis der HagelversicherungSgeftüjchasun nicht nur über das sächsisch« ueschäst dttselbeu ausgcbehot wissen Ökonomicrat vr. v. Langsdorfs bemerkte, diese Statistik solle sich auch nicht nur aus die Hagelversicherung beschränken, sondern alle BersicherungSgebicte umfassen. Hierauf wurde der Antrag Andrä zurückgezogen; Ökonomierat Käferstein verzichtete auf Vorschlag des Präsidenten darauf, über seinen Antrag abstimmen zu lassen, wenn der Inhalt desselben als Er läuterung dem Bericht angefügt werde; der Antrag Edelmann wurde abgelehnt. Nachdem der Bericht erstatter mit Bezug auf letzteren davor gewarnt hatte, den Gemeindevorständen noch mehr Arbeit aufzubürden, wurde der AuSschußanttag angenommen. Punkt 11 der Tagesordnung: Bericht deS II. Sonderausschusses über Viehversicherung nach Vor« schlügen des Deutschen LandwirtschaftsratS. Bericht erstatter Rittergutsbesitzer Wecke-Wiesa. Derselbe begründete den Anttag: Dem deutsche» LaudwirlschastSrat folgendes zu aniwerten: daß der sächsische LandeSlulturrat wie bl-her die Organisa tion der Biehversicherung thätig im Auge behalten wird, daß er aber glaubt, vor der Hand nicht wettere Schritte zu deren Ausbreitung mit Erfolg thun zu können, ehe nicht die Stellungnahme der Regierungen zu der Frage einer obligatorischen Versicherung gegen Tuberkulose mit Staatrunterstützung als eine derselben günstige bekannt ist. Nachdem sich Hr. Geh. Rat Vodel zur Sache geäußert hatte, wurde der Antrag angenommen. Einen weiteren Bericht zur Frage der Vieh Ver sicherung erstattete namens des II. Sonderausschusses Oekonomierat vr. v. Langsdorfs. (Drucksache Nr. 9»). Drr Bericht stellt fest, daß die Biehversicherung-gestll- schäften, um nicht durch unredliche versicherte geschädigt zu werden, hinsichtlich der Entschädigung-anfprüche sehr scharfe Bedingungen stellen, wodurch freilich auch der redliche Versicherungsnehmer geschädigt werd«. So stellt die Sächsische viehversicherungSbank 37 Gründe auf, au- welchen die Ent schädigung nach ihrem Statut verweigert werden kann, und in einem Streitfälle hat da» ObrrlandeSgericht nach dem Buch staben de» Gesetzes, die Versicherung al» Vertrag behandelnd, zu Gunsten der Gesellschaft entschieden, obgleich eS sich in den angezogenen Falle nur um eiuen Formfehler gehandelt habe. Werde aber stet- nur der strenge Buchstabe de» Versicherung Vertrags sür die Entscheidung in Schadeusällen maßgebend sein, so gewähre di« Versicherung de» Viehs keinerlei Sicherheit gegen Verluste und werde dadurch vrllständig gegenstandslos. Unter den 37 AblehnungSgründen sind IS, welche lediglich die versäumni» mehr oder minder willkürlich bemessener Fristen bez. Unterlassung von Anzeige» oder verfrühter Handlung betreffen, un richtige einseitige Amsanung hinsichtlich der Behandlung de« Tiere« u.s.w Ls könne sich leicht zntragrn, Laß de« Besitzer eine« er krankten Stückes ein Borwurf zur Last gelegt werde, auf Grund dessen die Entschädigung verweigert werde, ohne daß er die Pflichten eine« gmen HauShalterS und redlichen Versicherer» verlrtzt habe, und er werde al-dann der Versicherungsgesellschaft gegenüber vollständig recht!«». Dem gegenüber girbt e» im Hinblick auf da- Erkenntni- de» Königl. OberlaudrSgerichts, Dresden nur den Aulweg al« Abhilfe, das die viehversicherungSgefellfchaften in allen solchen Fällen auf den AuStrag im Rechtswege vrr- zichtcn und sich auf Antrag de» Beriücheiten dem Ausspruche eine» Schiedsgericht« unterwerfen, welche» seineEntfcheidung nicht lediglich auf de« Buchstaben der BeisicherungSbedmgungen stützt, sondern auch Erwägungen der Billigkeit Raum giebt. E» wird daher beantragt: Der Lande»knlturrat erklärt e» al» im Jutereffe der Gut- Wickelung de» Biehversicherung«wesen» gelegen, daß bei alle» Slicingkeiten über da» Versicherungiwcrl.ällni« zwilchen de» Versichern i,g«grftllschaften »uv de» Versicherten der Recht»weg autqeichlossea werde und di« Entscheidung durch Schiedsgerichte enolge Ritterguttbesitzer Pfau neu stiel-Bautzen bemerkte: e» er scheine ihm zweifelhaft, ob man eine Versicherungsanstalt zur Anerkennung eiae» Schiedsgericht- zwingen könne Berichterstatter vr v Langsdorfs empfahl, nur bei folchen Anstalten zu versichern, die sich einem Schiedsgericht unterwersrn. KreiSvorsitzender Seiler bezweifelt ebenfalls die Möglichkeit. Ökonomierat v Langsdorfs bemerkte schließlich, daß e« sich noch um weitere Schritte von selten deS deutschen Land- wirtschast«rate« handele, für welche ein bezüglicher Beschluß de» Lande-kulturrate- Grundlage und Stützt bieten werde. Der Ausschußantrag wurde hierauf angenommen. Punkt 12 der Tagesordnung, Bericht des I V. Sonder ausschusses (Berichterstatter Gutsbesitzer A^ndrä« Lim bach), betreffend Gewährung einer jährlichen Beihilfe an die Vereinigung für deutsche Schweinehochzucht, wurde durch debattelost ein stimmige Annahme deS nachstehenden Antrages er ledigt : „dir StaatSregierung wolle der Bereinigung sür deutsche Schweinehochzucht vom Jahre 18S4 an, analog dem Vorgehen der preußischen StaatSregierung, bis aus weiteres eine jähr liche Beihilfe von 300 M. gewähren." Es folgte die Beratung des Berichtes deS I. Sonder ausschusses (Punkt 13 der Tagesordnung) über Kon trolle deS Futtermittelhandels. Der Bericht erstatter Ökonomierat vr. v. LangSdorff begründete, den gedruckt vorliegenden Bericht ergänzend, nachstehen den Antrag: 1) bei dem Deutschen LandwirtschastSrat die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Vertretern der Deutschen Mühlenindustriellen zu beantragen, 2) die Kosten der mikroskopischen Untersuchung von Kleie auch dann aus die Kasse des Landeskulturrats zu über- nehmen, wenn die Untersuchung durch eine im Kontroll- Vertrag mit dem Landeskulturrat stehende Futtermitlel- firma veranlaßt ist. Der Antrag bezweckt, einerseits einigen Wünschen deS Sächsischen Mühlenverbandes gerecht zu werden, andererseits auch die kleineren Händler der Kontrolle geneigter zu machen und damit auch dem kleineren Landwirte einen Vorteil zu gewähren, da er meist nur mit dem kleinen Händler verkehre. Nachdem Kammerherr vr. v. Frege den Antrag warm befür wortet und darauf hingewiesen hatte, daß bereits jetzt in Großhandelskreisen infolge der Untersuchung land wirtschaftlicher Bedarfsartikel darauf gehalten werde, nur gute Ware nach Sachsen zu liefern, wie er selbst in Genua gehört habe, wurde der AuSschußanttag an genommen. Eine längere Aussprache knüpfte sich an den Be richt des 1. Sonderausschusses (Punkt 14 der Tages ordnung), belreffend die Übernahme der Dünger kontrolle durch den Landeskulturrat. Bericht- erstatter Ökonomicrat Käferstein-Niedersedlitz. Nach dem derselbe folgende Anträge begründet hatte: Der LandeSkuliurrat wolle beschließen: 1) In Erörterungen über die Einrichtung einer Dünger» konttolle für das Gesamtgebiet deS Königreichs Sachse» rinzutretcn, L) Gegen das Grschästsgebahren deS BerkausSsyndikatS der Kaliwerke zu Leopold-Hall Staßfurt Einspruch zu erheben und den Deutschen Landwirtschaftsrat und die Deutsche LondwirtschaftSgesellschaft zu ersuchen, im gleichen Sinne vorzugehen, nahm das Wort: Ökonomitrat Hänel-Kuppritz und erklärte, er gehöre dem Ausschüsse an, aus welchem der Antrag hervorgegange» sei, und wolle demselben nicht opponieren, wünsche aber, daß der LandeS- kulturrat sich durch etwaige Annahme des Antrages an nicht» binden, sondern sich seine freie Entscheidung Vorbehalten möge. In der Lausitz habe man gute Resultate mit der Düngerkon- lrolle erzielt. Die meisten Firmen hätten sich der Kontrolle unterworfen; wenn die vier erbländischen KreiSverrinc, trotzdem sie ebenso gut geleitet seien, wie der Lausitzer, in mehrjähriger Arbeit noch nicht aus die gleichen Ergebnisse Hinweisen könnten, so erfülle ihn dieser Umstand doch mit einiger Besorgnis, daß auch der Landr-kulturrat da- gewünschte Ziel nicht erreichen werde. Die Kreisvereine seien in den Kuratorien vertreten, der Lande-kultunat nicht, das «schwere die Stellung de» letzteren. Man möge also mit großer Vorsicht an die Sache Herrn treten, sie eingehend prüsen und sich doch volle Freiheit der Handeln» vorbehaltt». Rittergutsbesitzer Pfannenstiel-Bautzen bemerkte, daß die Düngemittelkvntrolle fett 1870 in der Lausitz bestehe. Den An trag halte er sür unverfänglich; eS handele sich nur um Erörter ungen. Sollten hierbei Bedenken aufsteigen, so habe man Gelegenheit, sie geltend zu machen. Einen Sprung ius Finstere wolle man freilich nicht machen, die Lausitz wolle nicht schlechter gestellt werden al- jetzt. Jetzt stünden die Beamten der Ko», trollsialioo in einem Verhältnis zu den KreiSvereinen und so fei angenedmer mit ihnen zu verkehre», als wenn sie die Re gierung hinter sich hätten. Gegen d u Anttag habe er nicht» einzuwenden. KreiSsekretär Franke-Leipzig, welcher als Sach verständiger zu der Sitzung zugezogen war, widerlegte einige Äußerungen des Vorredners hinsichtlich deS Verhalten- der Kontrollstationen und der Tarife der selben und empfahl schließlich die Annahme des An ttages, der bezwecke, allen Landwirten kostenfreie Ana lysen zu verschaffen. Nachdem noch Rittergutsbesitzer Pfannenstiel über da- Verhältnis der Oberlausitzer Versuchsstation zum Kreisverein uud mr landftändischen Bank einige Mitteilungen gemacht, Ökonomierat ühlemann sich für den Antrag verwendet und Ökonomierat Hänel noch mals ersucht hatte, nicht mit vorgefaßten Meinungen an die Sache heranzutreten, hierbei bemerkend, daß die Lausitzer Landwirte sich nicht auSschließen, sondern nur vorsichtig handeln wollten, wurde der Antrag de- Ausschusses angenommen. Nach einer halbstündigen Pause wurde aus Vor schlag de- Präsidenten zur Vorberatung der An gelegenheit eine besondere Kommission durch Zuruf gewählt, welche sich mit den in Bettacht kommenden Organen und Faktoren in- Vernehmen setzen soll. Dieselbe besteht auS den Herren Käferstein-Nieder sedlitz, Wecke Wiesa, Seiler-Noßwitz, Hänel-Kuppritz, vr. v. LangSdorff-Dre-den, Geh. Hofrat vr. Nobbe- Tharand, v. Oehlschlägel-Oberlangenau, und als Sach verständigem KreiSsekretär Ökonomierat Franke-Leipzig. Die Königl. StaatSregierung soll ersucht werden, sich an den Arbeiten der Kommission durch einen Vertreter zu beteiligen. Punkt 1b der Tagesordnung betraf die Ver tretung im deutschen LandwirtschastSrat. Hinüber berichte!« d«r Präsident, welch,» dir Grüud« darlegte, welch« tadi» geführt hab irr, daß di« Zahl der Vertreter drr «»zrlae» Ländrr de« Reiche» u»d drr preuxi iicn Pr»vi»ze» «rhöht wordr» ist. Nach dieser Erhöh»»« der Gesamtzahl hat a»ch der Laadetkrrlttlrrat, statt »irr, fünf Brrtteler z» rr»rn»e». Im ganze» erhöht sich die Mitgliederzahl des deutfchen Land- wirtfchaftsrate« von 62 aus 74. Üeber die Erhebung von Beiträgen zu den Kosten des Landeskulturrates (Punkt 16 der Tagesordnung) berichtete namens deS Ausschusse- Ökonomierat Uhlemann-Görlitz. Die Höhe der Beiträge wird bestimmt durch den von der Königl. StaatSregierung verwilligten festen Zuschuß und durch die Ausgaben, welche die Erfüllung der Aufgaben des Laude»- kulturratrs erfordern. Die letzteren haben, wie aus einer vor liegenden Aufstellung hervorgehl, seit 1876 durchschnittlich 23 330 M jährlich betragen. Hiervon deckle die Slaalskaffe durchschnittlich 13 480 M ES blieben durch Beiträge 8310 M zu decken. DaS Lrträgni» der bisherigen Ernhedungen stellte sich 1877 aus 4S 730,27 M-, 1883 aus 49 338,87 M., 1880 aus 48 130 63 M. Nachdem nun die Bestände von 1880 voll ständig ausgebraucht sind und daS Jahr 1883 mit einem Fehl bettag vbschließt, wird e« abermals nötig, zu einer Beitrags erhebung sür 1884 in Höhe von Psg. aus die Grundsteuer- emhett zu schreiten, der kleinste Beitrag beträgt daher 24 Psg Die BeitragSsumme dürste wieder sür mindestens 4 Jahre auS- > eichen. Der Ausschuß beantragt daher: Der Lande-kulturrat wolle 1. an da» Königl. Ministerium des Innern daS Ansuchen stellen, die Erhebung von Beiirägen an die Kosten de» LandrSkulturrates nach Maßgabe de» Gesetzes vom lb Jul, 1876 in Höhe von Pfennigen aus die bei trag-pflichtige Grundsteuereinheit verwilligen zu wollen, 2. nach Eingang dieser Genehmigung das Königl. Finanz ministerium ersuchen, Lie BeilragSerhebung in gleicher Weise wie in den srüheren Jahren vermitteln zu wollen. Der Anttag wurde ohne Debatte angenommen. ES folgte die Wahl eine- fünften Vertreters deS Landeskulturrrates im Deutschen Land wirtschafts rat. Auf Antrag des Hrn. Geh. Rat Judeich wurde in Zettelabstimmung Hr. Ritterguts besitzer v. Trützschler-Dorfftadt mit 19 von 23 ab gegebenen Stimmen gewählt. Da derselbe Stellver treter de- seitherigen Delegierten, KreiSvorsitzenden Seiler-Noßwitz war, so waren noch zwei Stellvertreter zu wählen. Durch Zuruf wurden die Herren Ritter gutsbesitzer Wecke-Wiesa für Hrn. Seiler und Hänel- Kuppritz für Hrn.v.Trützschler al-Stellvertreter gewählt. Mit der einstimmigen Wiederwahl zweier ousschei- denden Au-schußmitalieder, der Herren vr. v. Frege- Abtnaundorf und Pfannenstiel-Bautzen war die Tagesordnung erschöpft und unter dem Ausdruck des Dankes für die Mitarbeit schloß der Präsident die Sitzung. Hierauf gab namens der Versammlung Hr. Rittergutsbesitzer Pfannenstiel-Bautzen dem Danke der selben gegen daS Präsidium Ausdruck StatiM und Volkswirtschaft. * In der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Sozietäts- brauerei Waldfchlößchen legte Hr Direktor Bier den Ab schluß der Geschäftsjahres 1892/83 vor ES wurde beschlossen, nach wiederum sehr reichlichen, gegen da-Borjahr noch erhöhten Abschreibungen «ne Dividende von 18 Proz., wie in den letzten Jahren, zur Berteilung zu bringen. Tic Generalversammlung findet am 27. Dezember d I statt. — Dem Geschäftsbericht der Dresdner Malzfabrik (König) ist zu entnehmen, daß das verflossene Geschäft-iahr ein weit günstigeres Erg-bniS gehabt hat, als das Borjahr. Der Absatz deS Malzes wies eine erhebliche Zunahme aus und eS konnten größere Austräge nicht auSgesührr werden. Die znm Zwecke der Stärkung der Betriebsmittel aufgenommene zweite 4 Prioritätsanlerhe ist zum Pariturfe begeben worden; die laut GeneralversammlungSveschluß eingerusene Nachzahlung von 30 fih ist sür 1200 Stück Aktten bewirkt Worten. Die Einnahme hieraus betrug 3ü2 347,08 M.. so daß sich die Betriebsmittel aus 602347,08 M. erhöhten. Von obigen 3K2347 M. wurden öOOOO M. dem ReservesondS, 125000 M einem neu zu schaf senden Spezialreservesouds zugewiefen, 34998 M. aus Effekten- conto und 142348,08 M. aus Debitoren abgeschrieben. Der BrtriebSgewinn beträgt 140486,93 M. und soll solgende Ber- weudung finden: Abschreibungen 46421,24 M, ReservesondS 4703,28 M., AussichtSrat 7034,82 M., Borstand 7525,25 M., 6 sth Dividend« auf 1200 Vorzugsaktien 72000 M, 3 Di- vidend« aus bO Stammaktien 150« M, Bortrag auf neue Rech nung 1282,28 M. * Bon dem Berliner Kammergerichte ist ein Prozeß, in dem e» sich um die Summe von 1 Million handeln soll, zu Ungunsten derPreußischenHqpothekenaktienbank entschieden worden. Der Prozeß wurde von dem jetzigen Majoratsherrn Ernst v Bouia gegen die Bank angestrengt, indem derselbe infolge eine- Grundbuchfehler» eine Forderung der Bank überhaupt be streitet Die Bank wird noch die Entscheidung des Reich-, gerichtS herbeisühren, läßt aber milteilen, daß auch eine un günstige Entscheidung des Reichsgerichts die Bank nicht unvor bereitet treffen würde, da rin wesentljcher Teil der Forderung der Bank durch das sür dieselbe bei Gericht hinterlegte «auf- geld sür ein subhastierteS SVodialgut gedeckt sei, und anderer seits habe die Bank sür alle Fälle seit Jahren Abschreibungen vorgrnommen, so daß die Forderung nur noch mit 100 M. zu Buche stehe. Ein die lausendell Geschäftsergebniffe beeinträch tigender Verlust könne also der Bank auch ,m ungünstigsten Falle nicht entstehen In letzter Reihe würde al-dann noch die Frage zu entscheiden still, ob und wieweit der genannte Ma- jorat-herr persönlich haftbar ,st und ob und inwieweit der FiskuS wegen des von dem Grundbuchrichter gemachten Fehler- ver antwortlich gemacht werden kann. * AuS Athen wird der „Pol. Corr." geschrieben: Wie er innerlich, wurden die Arbeiten sür den Van der Ei send ah» Piräus-Larissa vor einem halben Jahre von der betreffende» englischen Unternehmung eingestellt, weil zwischen letzterer und der grrcchischen Regierung Meinung-Verschiedenheiten über die der Unternehmung au-zusolgenden Fond-, sowie über die Ab schätzung der bereit- au-geführten Arbeiten entstanden, zu welchen sich später auch noch Zahlunq-schwierigkriten gesellten, sür welche die Unternehmung die Verantwortlichkeit der Re gierung zuschob. Aus Ansuchen der letzteren entsendete die deutsche Regierung einen Schiedsrichter, welcher auch von der Unternehmung acceptiert wuide. Der Schiedsrichter hat nu» da- Studium der ihm vorgelegten Frage längst beendet, kann aber feinen Schiedsspruch noch immer nicht abgeben, weil eine Schwierigkeit dazwischeagetteten ist. Mau behauptet nämlich, die von der früheren Regierung verfügte Einsetzung eine« Schiedsgerichte- ohne Einwilligung der Kammer sei untonstit». tionell, und e» müsse mi Loo ern Gesetz eingebracht werden. Bi- die Angelegenheit nun vor dir Kammer kommt, wird der Winter vollend» hereingebrochen sein und die in dieser Jahr«»- zrit besonder» in Thessalien häufigen Regengüsse dürfte» an de» halb vollendeten Arbeite» so großen Schaden anrichten, daß man bei Wiederaufnahme derselben eigentlich an eine par tielle Rekonstrukrion wird gehen müssen. Auf diese Weift dürften wohl noch Jahr« vergehen, bevor die griechische Hauptstadt mit dem europäisch«» Eisenbahnnetze verbunden sein wird. (Wiederholt.) Lmgesau-tes. ptvlv Um elegant gekleidet zu fein, ist da» Korsett I mIhsÖ. L^oty unentbkdrlich Alle uw dir Erhaltung ihrer Elrganz brsorgten schöne» Frane» habe» diese» Korsett adop tiert. Besa»der» se, noch erwähnt, daß da« Kcriett L^oltz, 8, Place de la Madeleine, nicht anprobierl wird; e« genügt, die — a»f drm Kleid« — gena» genommenen Maße emzuseuden, am rin »»»derbar fitze»des Korsett z,gefa»dl zu erhallen. 7»»