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Dresdner Journal : 03.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-03
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 03.11.1893
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1893 256 Freitag, den 3. November, abends DresdnerIomMl Äcitki I'«nmpr»ci»-^o»ol»la»»r Kr 1IVS» war Knust und Wissenschaft. es öS fard«?^ Melodie herabziehend umgeändert worden sich durch ein vernünftiges Motiv nicht originelle ist, läßt erklären. Erbsensuppennebel he:umzukutschieren, gehört nicht gerade zu den Lebensfreuden " 1en. „Es ist sogar lebensgefährlich, deshalb . . . Wäre deshalb nicht besser, wir blieben zu Hause, Richard?" „Sibylle!" „Geliebter!" „Wer hat seit Jahren keinen glühenderen Wunsch eine Partie der Inez, die WirtStochter al» r den ersten Akt ein- rriet, sang Frl. Brüning die kl« ie Romanze, mit welcher sieb ibliche Hilfsstimme lediglich fü » ä« ei»«r I«I« Um»« kl. v»t« äi« LM« bv kl. g« DndoUea- u»ä «ntipr. Lnt«ikl»F. ^»»»I»»» Le» L»dvi>cklL»oxe» »u»^lirto> />>. Lea»li«tetter, IvmuuimonLr Dre«t»«r ^ouravt»; Lady Sibylle. Erzählung von E Schroeder. (Fortsetzung.) Für di« B«samüeit»»- vmcantworttich: Hofrat Gtto Banck, profesior der Litteratu» und Kunstgeschichte. Dre-deu, 3. November. Der sozialdemokratische Parteitag. Die in der abgelaufenen Woche zu Köln tagende Versammlung von zweihundert Abgeordneten der veut- scheu Sozialdemokratie hat nicht in dem Maße die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie ihre Vorgänger. Schon die Thatsache der alljährlichen Wiederkehr eine- Parteitages an sich ist ja geeignet, das Interesse abzuschwächen, aber noch mehr ist eS der Inhalt dec langhingezogenen Verhandlungen, der dies- mal dazu beigrtragen hat, daß sich die Blicke weiter Kreise nicht auf die Kölner Berichte geheftet haben Der „Hamb. Corr." beleuchtet diesen Inhalt und die V»«»S«» B SV kL, vot Im—rt. ä»otm;k«L kait»»,t»lt«n oiörtot- - e mrmorkiUb 6— äoutvel—» Koiod« «itt ko«»- vaä 8to«polmmeiUo« tu—, Liuiotu« Uummvr», 10 vr»U «rootlturi ». ». «Locd«a: ä/o««,' I»rUu kr»ukturr ». U.-MattAmt: Da«-« ^60 , I«rU»! /»oatttts^iant, >r«»l»a: LmU Xa-alS, 6'. LMi. mV-- Larot <0 Oo lleronoxeverr Lü»i^l. Lipoäitiou äo« vr««cto«r ^ouruU« vro^en, 2Miox«rMr «0 dir. 12V». gekannt, als Irving den Hamlet spielen zu sehen ?" „Ich, Richard." „Nun, und —?" „Und wer gäbe heute Irving, Hamlet, Shakespeare und die ganze Welt darum, einen einzigen Abend mit Dir allein zu sein? — Ich, Richard." „Also nur zu", rief er, heiter auslachend. „Von solchem Glück laß ich mir ja nichts träumen Ich denke, Dein Geist strebt mit sehnsüchtigem Verlangen durch den Nebel nach dem Lyceumtheater hin!" „Ach nein, aber — Du bleibst doch auch gern, Richard?" „O was mich betrifft, so habe ich für den spindel- beinigen, manierierten Gesellen, den Irving, nie etwa» übrig gehabt und der arme Schelm Hamlet dürste mir mit seinem Pessimismus unter den gegenwärtigen Umständen auch wohl schwerlich aus der Seele sprechen." „DaS trifft sich ja herrlich!" frohlockte sie „Weißt Du was, Richard? Bestelle uns das Diner h«r herauf, während ich mir von Mary ein hübschere« Kleid anziehen lasse!" „Halt l" protestierte er, „da» Kleid ist wir recht!" „Ervstlich?" fragt« sie. „Diese dtlstere Traner- ,Lch verstehe Dich nicht", murmelte sie errötend. „Warte eS nur ab, bis wir nach Neuland kommen! Da wird Dir schon ein Licht darüber aufgehen, wie gewissenlos ich mit meinen Pflichten umspringe, wie ratsam es wäre, wenn Du mich auch nach dieser Rich tung hin in die Kur nähmest." „Richard", stieß sie in bebenden Tönen mit einer leidenschaftlichen Flamme im Blick hervor, „thu mir die einzige Liebe und verleumde Dich nicht! Du bist für mich das Höchste und Herrlichste auf der Welt — ich kann nicht schlecht von Dir reden hören — nein, auch durch Deinen eigenen Mund nicht!" „Kind", bat er, jetzt plötzlich so ernstlich, wie sie selber, „setze mich nicht auf ein allzuhohes Pitdestal, es könnte einen krachenden Fall abgeben!', „Mir ist nicht bange." „Ich bin aber kein Ideal, Sibylle, ich bin nur ein Mensch, der —" „Em Mensch, von dem ich am besten wissen muß, warum ich ihn anbett. . Aber lassen wir daS und reden wir. — Wa» wollen wir reden, Geliebter?" „Gar nichts", antwyrtete er. „Wer verschwendet wohl die Zeit mit Reden an seinem Hochzeitstage? Küsten »ollen wir!* Und damit machte er d«n Anfang ihrt, wurde von der Sängerin mit hübscher Stimm- rkuog anmutig schattiert im Ausdruck vorgetragen, arum übrigens im Text dieses echt spanischen, lleicht zu maurischen Zeiten hinaufreichenden tionalgesanges — Worte und Melodie hat einst oftstor Haste-Dresden aus Spanien für Webers ettisten Fr. Kind mitgebracht — der Mohr nsor in den Kater Mansor »nd das Mohren- dchan in «in Satzemnädchen paradierend und We Cages geschuhte. DreSdtn, 3. November. Heute vormittag >0 Uhr 16 Min. trafen, über Leipzig kommend, Ihre Königl. Hoheiten der Graf und dieFrau Gräfin von Flandern mit Prinz Albert und den Prinzessinnen Henriette und Josephine nebst Gefolge in DreSden-Neustadl ein. Ihre Majestät die Königin begrüßten die Hohen Herrschaften auf dem Schlesischen Bahnhofe und reisten mit Höchstdenselben mit dem fahrplanmäßigen Schnell »eiober d. IS., »erlasse» vnd am darauffolgende» Sonnabend um Uhr morgen» in Windsor eia- treffen. Der Hof wird dort bi» zum Iv. De zember bleibe» und dann nach O»vorne zu den WeibnacdtSfeiertagea übersiedeln. — Über die nächste Reise der Königin nach dem Kontinent find noch keine Anordnungen getroffen worden; die Abreise wird am 1V. oder LV. März n. I». erfolgen. Corneliu» Herz, der noch immer schwer krank in Bournemouth daruiederliegt, hat Schritte ges thau, um der Ungewißheit in Bezug auf seine von der französischen Regierung beantragte Au»- liefrrung rin Ende zu machen. Ler einzige Ge- richtshof, an dem die Sache verhandelt und darüber entschieden werden kann, ist da» Polizei gericht iv Bow-Street, London. Herz' Tran»port nach der Hauptstadt ist nach dem einstimmigen Urteil der angesehensten englischen und französi schen Ärzte nicht möglich. Der scharf bewachte Patient wünscht daher in Bournemouth ver nommen zu werden und hat eia diesbezügliche» Ansuchen an die Behörden gestellt. London, 3. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie dem Rruterschen Bureau au» Okayamo (Japan) gemeldet wird, haben in Tokashima uvd anderen Bezirkcn große Überschwemmungen stattgefunden. Man befürchtet, daß dadurch Menschenleben ver loren gegavgeu seien. — In Kitakata wurden SV Personen durch Erdmassen verschüttet. Lens, 3. November. (Tel. d Dresdn. Jou n.) Der Kongreß deS Syndikat» der Bergarbeiter- delegierten faßte einen Entschluß zu Gunsten der Fortsetzung des Streike». Stockholm, 2. November. (D. B Hd.) Da» PackhauS von Stockholm» Magafin-Aktiebolag ist kxpedttto», der Selt tu h and daher «rt zu Lei- Urmetsto», irdeuspesn ig« Blätter zuerteila, « Stelle,. r-Jnvalideu, llAureau, erkauf für ad da« tzi«. Kopeuhagen, 2. November. (D. B. Hd.) Nach der letzten Post au» JSland Haden die nor wegischen Waler in diesem Sommer 42V Wale au der isländischen Küste -rfongea. — Nach de« isländischen Blatte „Austrt" hat ein schwedischer Mineraloge am KaSkrudSfjord an der Ostküste echten Marmor entdeckt. Chicago, 2. November. (D. B Hd.) ES werden bereits Kandidaten für da» durch den Tod Harrisons erledigte Amt namhaft gemacht. Die meiste Aussicht zur Ernennung Haden: der Demokrat Gann, Mitglied deS Repräsentanten hauses, und General Davis, Republikaner und hervorragende» Mitglied de» Weltausstellung»- komitee». (Fortsetzung der Telegramme in der Beilage.) K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2. d. MtS.: „Die drei Pintos". Komische Oper in drei Auf zügen von C. M. v. Weber. Nach längerer Pause wieder einmal dargestellt, fand die sehr geschickt und talentvoll mit Benutzung Weberscher unbekannter Kompositionen und Kompo- tionsskizzen von Mahler ausgearbeitete Oper gestern ie lebhafteste Teilnahme deS gut besuchten Hauses. )b man sie ernsthaft als eine Schöpfung Webers rächten mag oder nicht, jedenfalls bietet sie genug deutende, interessante und unterhaltende Musik deren an sich herzlich erfreut, wenn man sie in einer so lebten Ausführung wie der von unserer Bühne unter n. Schuchs Leitung dargebotenen hört. In der trigen, welche durch kleine Unsicherheiten in den nsemblesätzen allerdings den Mangel einer nach so eraumer Unterbrechung notwendigen größeren Probe sozialdemokratischen Fraktion entwickelte THStigkcit wurde gleichfalls als ein Abirren von dem geraden Wege zu den Zielen deS wahren Heiles gebrand- markt. Und dies doch nur wieder aus dem Grunde, weil v. Vollmar, treu seiner öffentlich bekundeten, damals von der Berliner Parteidiktatur scharf ver urteilten Überzeugung, fortfährt, nicht in Wechseln auf eine vage Zukunft die Getreuen zu bezahlen, son dern unmittelbar auf die Besserung ihres Loses hin arbeiten will. Er folgt damit nur dem Zuge der Massen, denen eS verständlicher ist, wenn Änderungen, die ihnen nützlich erscheinen, angestrebt, und Miß stände, die sie für schädlich halten, schon jetzt beseitigt werden sollen. Und selbst der starrste unter den Doktrinären der Parteileitung kann sich dem Zwange, der einer kräf tigen Realpolitik innewohnt, nicht verschließen. Die Spitzfindigkeit in der Technik der Agitation, in der die Sozialdemokraten stets Meister ge wesen sind, mit der sie klug die Unzufrieden heit über die politische, wirtschaftliche und soziale Entwickelung in ihr Fahrwasser zu leiten verstehen, führt andererseits gerade wieder zu einer Aufgabe unhaltbarer Positionen, wie die- die kurze, aber lehr reiche Geschichte des „Weltfeiertages" vom 1. Mai darthut. Alle tönenden Tiraden helfen doch nicht über die Thatsache hinweg, daß die Parteiführung hier den Flug zu weit genommen und daß sie jetzt mit einer gewissen Bescheidenheit wieder den Boden der Thatsachen aufsucht, sodaß die „zielbewußten Genossen" die Empfehlung der Maifeier durch Lieb knecht sogar schon für eine wertlose Spielerei erklären. Auch der Kölner Parteitag hat, so wenig dies auf den ersten Blick erscheint, den „Mauserungsprozeß" der deutschen Sozialdemokratie abermals um einen Ruck gefördert. Darin liegt ein Nutzen, aber auch eine Gefahr. Ein Nutzen, weil eine große Partei durch diese Entwickelung dahin geführt werden kann, im festen Rahmen der bestehenden Verhältnisse an deren Um- und Ausgestaltung, sei es in Gemeinschaft oder in Widerstreit mit den übrigen Parteien und der Regierungsgewalt, zu arbeiten Eine Gefahr aber, weil die Partei durch solche positive Thätigkeit auf die Dauer weit mehr eine werbende Kraft entfaltet, als durch prinzipielle Negation und ewige Vertröstung. Wir halten die Umwandelung der deutschen Sozialdemo kratie in eine radikale Arbeiterpartei für mög lich, wenn sie auch nicht nahe bevorsteht. DaS wäre immerhin ein Fortschritt, aber wir teilen trotzdem nicht die Zuversicht der Optimisten, die mit dieser Wendung nun die Gefahren der Zukunft gebannt sehen. Denn uns erscheint die Macht der Massen schon allzu ge waltig angeschwollen, als daß durch sie nicht die ruhige Stetigkeit in der Entwickelung unseres Staats- und VolkSweiens im Zuge der historischen Kontinuität be droht wäre, auf der allein die Sicherung aller poli tischen und wirtschaftlichen Errungenschaften aller Kulturgüter beruht. Nicht bloß der Umsturz, sondern auch die Überstürzung kann zum Verderben führen. Und darum bleibt den Verfechtern unserer gegenwär tigen Siaais- und Gesellschaftsordnung ungeschmälert die Aufgabe, mit allen Kräften für ihre Erhaltung, aber auch für ihren zeitgemäßen Ausbau zu sorgen Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Schnridemühl, 3. November. (Tel d.Dresdn. Journ.) Rach neueren Nachrichten über den AuS- bruch de» Brunnen» entströmen demselben seit zestern mittag 1 Ubr ununterbrochen bedeutende Kassrrmaffen, mit 5 Proz. Erdbestandteilen ver- «lischt. Ler Brunnenmeister Bayer au» Berlin stellte fest, daß der neue Außbruch durch da» erste Bohrloch erfolgte. Er vermutet, daß «in Erd rutsch in der Tiefe stattgefunden habe, und hofft, tis zum Sonnabend die Gefahr zu beseitige«. Pari», 3. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Matin" meldet: Der französische Vertreter in Marokko reiste vor einigen Tagen zum Sultan, um ihm ähnliche Beschwerden, wie Spanien, be züglich der algerischen Grenze vorzutragev. Die Antwort dcS SultauS erwartet man hiersrlbst in etwa IV Tagen. Rom, 3. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ler Ingenieur Mastrozzi wurde auf seinem Land- gute bei Civita Lecchia von Hirten überfallen; er erhielt tödliche Verletzungen im Unterleib. Ajaccio, 3. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Unter zahlreicher Beteiligung fand die Bestattung der bei der Ciplofio» verunglückten russische« Matrosen statt. Der Maire von Toulon hielt am Trabe eine Rede. Madrid, 3. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Infolge der Nachricht, daß in Marseille eine Ver sammlung den Spaniern glückliche Erfolge in Marokko wünschte und gegen die Haltung der französischen Presse Einspruch erhob, sollte hier ein Meeting veranstaltet werden. Da die Ge- uchmigung der Regierung nicht eingeholt war, wurde daS Meeting aufgelöst. Infolgedessen fanden am Abend in den Straßen von der Prä fektur diS zur französischen Botschaft Kund- gedungen statt. Die Gendarmerie gab mehrere Schüsse ab; drei Gendarmen erlitten Verletzungen. Lor der französischen Botschaft war eine größere Anzahl von Polizisten und Gendarmen ausgestellt, nm eine Annäherung der Kundgebenden zu ver hindern; 23 Personen wurden verhaftet, darunter der Direktor eine- republikanischen Blatte». Madrid, 3. November. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Gerüchtweise verlautet, daß bei Melilla ein neue» sür die Spanier günstige» Gefecht stattgefunden habe. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht liegt noch nicht vor. London, 2. November. (D. B. Hd) Die Königin wird Balmoral am Freitag, den 17. No- rum dritten Teil durch eine heftige Acuer»- brunst zerstört worden. Die ganze Feuerwehr hätigkeit. Der Direktor der Packhau»- gesellschaft ist schwer verletzt. Die verbräunten Waren find zum größten Teil bei drntschrn und englischen Gesellschaften versichert. Bedeutung de» Parteitage» in den folgenden trefflichen Darlegungen: Galt der erste Parteitag in Halle, un- mittelbar nach Ablauf deS Sozialistengesetze», der Re konstruktion der Partei, der zweite in Erfurt der Revision de» Programms, der dritte in Berlin der Auseinandersetzung mit dem StaatSsozialismu» und den Anarchisten, so verliefen die Debatten vom 23. bis 28. Oktober in Köln vielfach im Sande öder und weitläufiger Kleinigkeiten, Beschwerden und Wünsche, und die prinzipiellen Punkte der Tagesordnung, die Stellung zu den Gewerkschaften, zum Antisemitismus, ui den Landtagswahlen ertranken fast in einer Flut von Altbekanntem Über den großen Pauken schlag, den Bebel zum Schlüsse mit der Verlesung des Miquelschen Briefes ausführte, ist kein Wort zu ver lieren: was ein 2 l jähriger Student im Überschwall des Jugendamtes geschrieben hat, kommt für die Politik der Gegenwart ebenso wenig in Betracht, als daß Hr. Bebel selbst vor einem Vierteljahrhundert sich der schärfsten Gegnerschaft gegen Marx und Lassalle gerühmt hat. Aber es wäre unseres Erachtens doch verkehrt, aus der Jnhaltlosigkeit jenes Parteitages, au» den zahllosen Klagen über die Presse, die Agitation, die Parteiführung, aus all den persönlichen Reibereien allein nun bündige Schlüsse für die Zukunft der Sozialdemokratie in Deutschland zu ziehen. Eine Partei, die bei den letzten Reichstagiwahlen 1^ Mil lionen Stimmen hinter sich gehabt hat, ist eine Macht in unserem öffentlichen Leben, deren Kundgebungen «nd Entwickelung man aufmerksamen Auges ver folgen muß, auch wenn man überzeugt ist, daß diese Wählerscharen nur zum Teil grundsätzlich überzeugte Anhänger der programmatischen Doktrinen sind und daß ein dumpfes Mißbehagen Hunderttausende unter die sozialdemokratischen Fahnen führt. Mag es richtig sein, was die Parteiführer selbst unter lauten Klagen vor- brachten, daß die Sozialdemokratie nur in die Breite, aber nicht an Tiefe gewachsen sei — schon die bloße Vermehrung der Massen, die ihrer Führung und ihrer Verführung folgen, ist eines der bedeutsamsten Symp tome in unserem politischen Leben. Charakteristisch ist indessen, daß dieses äußere Wachstum der sozialdemokratischen Partei Hand in Hand geht mit einem unwiderstehlichen Zuge, jetzt, in der Gegenwart, sofort auf dem Boden der bestehenden StaatS, WirtjchaftS- und Gesellschaftsordnung Erfolge sür sich zu erzielen und ihr Schicksal nicht dem Traumgebilde einev> fernen Zukunft zu überliefern. Wenn auch die starren Dogmatiker der Partei, die Fanatiker und Ideologen eS nicht Wort haben wollen und über die Beschwer des TageS hinweg immer auf den Märchenglanz de» alle Wirren und alle Mühsal lösenden Zukunftstaates deuten — immer kräftiger drängen sich die Forderungen der heutigen Stunde in den Vordergrund. WaS ist eS denn anders, wenn sozialdemokratische Führer an positiven Aufgaben der Gegenwart mitarbeiten, wie Verminderung der Ar- beitslosiqkeit, Errichtung von Arbeitsämtern, Ausbau der Versicherungsgesetze, Beseitigung der Wohnungs not, Erreichung besserer Arbeitsbedingungen durch Ge- werkschaftsverbände? Das sei Wadenstrümpflerei, rief Bebel aus, und es fehlte nicht viel, so wären die Vertreter dieser Bestrebungen in Acht und Bann gethan worden. Persönlich mögen sie auf dem Kölner Tage unterlegen sein, ihre Sache hat viel zu festen Boden in den Massen, als daß sie der Fluch der Parieipäpste vernichten könnte. Ein Anathema traf auch das Verhalten sozial demokratischer Abgeordneter in manchen Einzelland- tagen. Namentlich ist d.r alte Groll der Bebel und Liebknecht gegen v. Vollmar, dessen geistige Über legenheit die bayerischen Sozialisten willig anerkennen, nicht geschwunden und die unter seiner Führung im bayerischen Landtag zur Zeit von der fünfköpfigen Amtlicher Teil. Lretdea, 3. November. Ihre Majestät die lkönigin sind heute Vormittag 10 Uhr 30 Min. und Ihre Königl Hoheiten der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde heute Nachmittag 12 Uhr Z0 Min. nach Sibyllenort in Schlesien gereist DaS Hoflager Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Herzog» zu Sachsen, ist am heutigen Tage von Hosterwitz nach Dresden (PalaiS Zinzendorf- straße) verlegt worden. Dresden, 27. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem derzeitigen Rektor der Universität, ordentlichen Professor der Theologie vr. tb. et pbü. Theodor Brieger in Leipzig das Ritterkreuz I. Klaffe vom Verdienstorden zu verleihen. 7. Kapitel. Sie waren seit vorgestern in London, hatten, von früh bis spät herumsahreud, sehr viele Wunder der Riesenstadt in Augenschein genommen und kein einzige» davon mehr klar im Gedächtnis — Sibylle wenigstens nicht. „Weshalb wohl?' fragte sie sinnend, während sie, den Kopf an ihres Galten Schulter, aus dem Fenster d«S sehr eleoanten Privatsalons, den sie im West minster Palasthotel bewohnten, in den sinkenden Nebel draußen blickte. „Weißt Du was, Richard? Du selbst bist mir noch ein allzu großes Wunder. Mein Geist kann die anderen nicht aufnehmen, weil er Dich noch nicht zum hundertsten Teil erforscht hat" „An einem Wunder herumsorschen", meinte er lächelnd, „ist eine mißliche Sache. Man riskiert, daß eS sich unter der kritischen Lupe in nichts auflöst." „Du Dich in nichts auflösen?" rief sie, seinen reckenhaften äußeren Menschen in ihr lachendes Auge fassend. „Schatz, das hat keine Gefahr." „Wer weiß!" „Ach, Thorheitl" Sie hob sich auf die Zehenspitzen, einen Kuß aus seine Wange zu hauchen, und wandte dann den leuch tenden Blick wieder straßenwärtS. „Der Nebel nimmt zu," bemerkte sie, „in einer halben Stunde sollst Du sehen, ist der echte Londoner Trbsensuppennrbel darau» geworden." „Da» sollte mir leid thun," entgegnete er. „Witcklich?' rief sie i« Tone der Enttäuschung. „Rim, ich meine doch, bei Rächt im sogenanM» -ichten. Hrn. vr. pii HlN. Paß kin Mädchen ickner in Dr annschmidt i Ludwig Po mrr,,u Leipp in Leipzig; Hi. orats - «W rna mit KL Hr. I)r. wach zt am St« t Frl. «li Hr. Ha »es Petrich iomminger tbrfi-cr l. Jenny estaffefsor mit Frl. Strehlen. nuS Jo Zauth i: Kritz Schum«, i in D it Frl. Ci« chard Meutzua Sresden. lax Zschoamla (Fntz, 10 A); se in Leipzig eb. Domsch a ehe in vermt» , s I. 7 M) .i in kartio, b Li. -in tn Drelta.
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