Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-14
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mittelt. Diese Berechnung ist unrichtig. Ab« gesehen davon, daß der Werl der im Hollgeblete her» gestellten Tabaktfabrikate nacb ihrem jetzigen Fabrik» preise seitens der im Reichsschatzamte vernommenen Sachverständigen, soviel wir wissen, nicht auf M>000000, sondern nur auf rund 290000000 M. geschätzt worden ist, wird dabei außer acht gelassen, daß von dem jetzigen Fabrikpreise die künftig durch die Aufhebung der JnlandSsteuer und die Verminder» ang des RohtabakSzolleS eintretende Entlastung im Kesamtbetrage von mehr als 33000000 M. vor der Ermittelung der Steuer betrüge in Abzug gebracht werden muß. Der aus der unrichtigen Berechnung gezogene Schluß, daß dieReichLregierung eine wesent liche Konsumverminderung erwarte, entbehrt hiernach der Grundlage. — Das preußische StaatSministerium hat, der „Boss. Ztg." zufolge, in seiner letzten Sitzung das DisziplinarerkenntniS des Brandenburgischen Pro» vinzialschulkollegiumS, durch daS der Rektor Ahlwardt seines Amtes entsetzt wird, lediglich bestätigt. Ahl wardt war seit dem Jahre 1889 suspendiert und während dieser vier Jahre hat die Stadt Berlin ihm sein halbes Gehalt zahlen müssen. Wien, 13.November. Se. Majestät der Kaiser hat gestern abend die Reise nach München angetreten, um der am 15. d. MtS. dort stattfindenden Vermäh lung seiner Enkelin der Prinzessin Augusta von Bayern mit dem Erzherzog Joseph August beizuwohnen — Se Majestät der Kaiser hat außer dem Grafen Taaffe auch sämtlichen Mitgliedern des vorigen Kabi nett» Sein Porträt mit der eigenhändigen Widmung „In dankbarer Erinnerung" zum Geschenke gemacht. — Gestern nachmittag 3 Uhr wurden Graf Taaffe, Frhr. v. Gautsch, vr. Steinbach und Ritter v. Zaleski vom Kaiser in Privataudienz empfangen. — Die Mitglieder des frühere» Kabinetts verabschie deten sich gestern korporativ von ihrem Chef. Graf Falkenhayn hielt eine längere Ansprache, in welcher er den Gefühlen der Verehrung sämtlicher Mitglieder des früheren Ministeriums in warmer Weise Ausdruck gab. Graf Taaffe erwiderte mit den herzlichsten Worten und versicherte die bei ihm erschienenen Herren der Fortdauer seiner freundschaftlichen Gesinnungen. — Nachdem gestern die Mitglieder des neuen Ministeriums vor Sr. Majestät dem Kaiser beeidigt worden waren, versammelten sich dieselben zu dem ersten Ministerrate. Paris, 12. November. Über die Deklara tion des Ministeriums, die der Ministerpräsident, Dupuy, im Laufe des gestrigen Ministerrates dem Präsidenten Carnot unterbreitete, herrscht völliges Stillschweigen. Wie es scheint, hat Dupuy, so be hauptet der „Figaro", die Deklaration ganz allein ver faßt. Carnot soll dieselbe in jeder Hinsicht für gut befunden haben und hat dem Ministerpräsidenten ver sprochen, auch seinerseits da» strengste Stillschweigen zu bewahren, damit dieselbe vor dem Zusammentritt des Parlaments der Öffentlichkeit keinesfalls bekannt werde. ES muß daher der Zusammentritt der Kammern ab gewartet werden, dann erst wird also ausdrücklich dieses Ministerwerk bekannt werden. Bern, 12. November. Bei den gestrigen Nach wahlen zum Nationalrat verloren die Radikalen in Basel einen Sitz an die Konservativen, behaupteten dagegen den Sitz in Neuenburg. In Appcnzell- Jnnerrhoden siegte der liberale Kandidat über den ultramontanen. In Tessin werden wahrscheinlich die Radikalen einen Sitz erhalten und in den beiden Stich wahlen, welche nötig sind, werden voraussichtlich die Ultramontanen siegen. Im ganzen gestaltet sich daS Ergebnis der Wahlen zum Nationalrat für die Parteien so, daß die Radikaldemokraten 5 Sitze verlieren und 3 gewinnen, die Ultramontanen 4 verlieren und die Liberalkonfervativen 6 gewinnen. Die Radikalen be halten auch im neuen Nationalrat eine große Mehrheit. Madrid, 10. November. DaS furchtbare Dyna mitattentat in Barcelona hat den Hauptgegen- stand eines vorgestern abgehaltenen Ministerrates gebildet. Ministerpräsident Sagasta trat im Verlaufe desselben in nachdrücklichster Weise für die Verfügung der strengsten Maßregeln ein. Der Vorschlag, über die ganze Provinz Catalonien den Ausnahmezustand zu verhängen, fand nicht die Zustimmung aller Mi nister. Dagegen einigte man sich über zwei Punkte: über die Ergreifung einer Reihe von unmittelbaren Repreffwmatzregetn gegen die Anarchisten, sowie über die Abfassung eines besonderen Gesetzes behufs Unter drückung des Anarchismus. Unter den erstbezeichneten Maßregeln soll sich die Ausweisung aller als An- seld, und vr. G. Kleu.feller, Privatdozent an der Universität München", haben wir in Nr. 276 des „Treedn. Journ." vom 28. November 1892 und Nr. 155 vom 7. Juli 1893 Veranlassung genommen, auf den hohen Wert und die große wissenschaftliche Brauch barkeit dieser umfangreichen und fleißigen Arbeit hin- zuweistn. Wenn wir angesichts dieser Thatsache heute nochmals auf dieses Werk zurückkommen, so liegt der Grund darin, daß seitens der rührigen Verlagsbuch Handlung von Otto Liebmann in Berlin, Buch handlung für Rechts- und Staatswissenschasten, aus der das gedachte litterarische Unternehmen hervor- gegangen ist, vor kurzem mehrere Sonderausgaben einzelner geschlossener Abschnitte des Stengleinschen Werke? veranstaltet wurden. So hat unter dem Titel „Die ReichLgesetze zum Schutz des geisti gen Eigentums, erläutert von M. Stenglein, Reichsgerichtsrat, und vr H. Appelius, Staats anwalt "(172 Seilen, Lex. 5 M.), die erste, sieben Gesetze umfassende Abteilung der „strafrechtlichen Nebengesetze" einen, soviel wir übersehen können, unveränderten Ab druck erfahren. Die Rechtfertigung dieser Sonderausgabe angesichts der zahlreichen, teilweise erst aus der neuesten Zeit stammenden und auch wissenschaftlich brauchbaren Ausgaben von den in diefeS Rechtsgebiet einschlagenden Gesetzen liegt vor allen Dingen darin, daß diese Arbeiten dem wichtigen strafrechtlichen Gesichtspunkt nicht die gebührende Berücksichtigung haben zu teil werden raffen, den gerade die Stenglein-AppeliuSsche Ausgabe in den Vordergrund treten läßt. Hierdurch füllt sie eine Lücke au», welche die Litteratur über die Gesetze zum Schutz des geistigen Eigentum» bisher gelassen yatte. archisten bekannten Ausländer au» Spanien befinden. Dem Gouverneur der Provinzen soll die größte Auf» merksamkeit auf alle anarchistischen Vorgänge und die anarchistische Propaganda auf da» Nachdrücklichste zur Pflicht gemacht und ihm die schwere Verantwortlich keit für jede» etwaige Versäumnis in dieser Richtung vor Augen gehalten werden DaS zu entwerfende neue Gesetz gegen den Anarchismus wird anarchistische Vereine, wie sie bisher bestehen durften, al» gesetz widrig und die Propaganda anarchistischer Theorien, die bisher geduldet wurde, als sträflich erklären. DaS Verfahren betreffs aller a, archistischen Verbrechen soll ein summarisches und die zu verhängenden Strafen sollen von äußerster Strenge sein. Ob daS Gesetz gegen anarchistische Verbrechen in die in Vorbereitung befindliche Strafgesetzreform ausgenommen, oder ob e» wegen seines dringlichen Charakters den CorteS in einer besonderen Vorlage früher unterbreitet werden soll, ist noch unentschieden. Inzwischen ist, wie bereit kurz gemeldet wurde, ein Königl. Dekret erschienen, daS für Barcelona die verfassungsmäßigen Rechte und Freiheiten aufhebt und den Belagerungszustand ver hängt. DeS weiteren wird Spanien dem Pariser Blatte „L'Autorite" zufolge die Initiative ergreifen zur Zusommenberufung einer internationalen Kom mission, welche mit dcr Ausarbeitung von Maßregeln gegen die Anarchisten betraut werden soll. — 13. November. Aus Melilla wird folgendes gemeldet: Der Jnfant Don Antonio von Or leans wird sich in das Hauptquartier in Melilla be geben. — Der kommandierende General hat die Aus weisung eine- Korrespondenten des spanischen Jour nals „PaiS" befohlen; der Grund dieser Maßregel ist nicht bekannt. Die englischen ZeitungSkorrespondenten, welche versuchten, nach Melilla zu gelangen, mußten sich sofort wieder einschiffen. — über das Antwort schreiben des Sultans von Marokko auf die erste spanische Beschwerde meldet die„Nordd. Allg. Ztg ": ,,TaS au- Tafilelt datierte Schreiben d«S Sultan- von Marokko hat neunzehn Lane gebraucht, um nach Langer zu ge langen. Sein Inhalt entspricht g»nau den von der spanischen Regierung an den Sultan gerichteten Reklamationen. Der Sultan drückt lein größte- Bedauern über da- vorgesallcne au- und tadelt die Aufführung der Riffkadylen. Er kündigt an, daß er sofort Reitern absendcn werde, um den Feind- feligkeiten gegen Melilla Linhalt zu thun, und daß er eine Armee für den Fall vorbereite, daß ihm nicht gehorcht würde. Der Sultan versichert, daß er mit »ottrl Hilse alles thun würbe, wa- ihm möglich ist, damit jede Spur der betrübenden Zwischenfälle verwischt werde, welche Spanien so tief empfunden Hai, und damit die große und aufrichtige Krrundfchaft stet- er halten bleibe, welche Spanien und Marokko verbindet." London, 13. November. Das Erscheinen eines russischen Geschwaders im mittelländischen Meere wird im englischen Unterhaus« vielleicht dem nächst vom Gesichtspunkte des internationalen Rechtes zur Sprache gebracht werden. Viscount Sidmouth beabsichtigt nämlich, wie die „Nat.-Ztg." schreibt, an den Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten im Oberhause folgende zwei Fragen zu richten: Welche Verträge bestehen zwischen Rußland und England be züglich des Auftretens einer russischen Flotte im mittelländischen Meere, und welches ist die Stärke der russischen Seemacht im gegenwärtigen Augenblicke da selbst? Ob das Kabinett Gladstone auf eine solche An frage, wenigstens auf den ersten Teil derselben, eine deutliche Antwort geben wird, muß freilich erst ab gewartet werden. Übrigens dürfte die Flottenfrage überhaupt nicht fo leicht mehr von der Tagesordnung verschwinden. Die „Times" stellen in einen, Artikel Ver gleiche an bezüglich der europäischen Flotten und be stehen darauf, die englische Flotte auf einen unüber windlichen Stand zu bringen, selbst wenn weitere 100 Millionen Pfund Sterling für die Vermehrung der Flotte ausgegeben werden müßten. — Die diplo matischen Geschäfte der anglo-indischen Regierung in Afghanistan, deren Besorgung der unter Führung des Obersten Durand rach Kabul entsandten Mission anvertraut war, haben anscheinend einen über Erwarten günstigen Fortgang genommen, da kürzlich eingetroffene Meldungen den Aufbruch der englischen Gesandtschaft von Kabul zur Rückkehr nach Kalkutta ungefähr für die Mitte des Monats in Aussicht stellen Lundi Kolat fall in etwa si-ben Marschtagen erreicht werden. Von Dfchellalabad aus dürfte ein englischer Offizier sich nach Bsmar begeben, um das dortige Lerrain zu besichtigen uns Vermessungen daselbst vorzuncbmen. Wenn auch über daS Pro gramm, welches dem Colonel Durand auf seiner BefuchSreise in der afghanischen Hauptstadt mit aus den Weg gegeben worden ist, ins einzelne gehende Mitteilungen begreiflicherweise dem gi oßrn Publikum nicht bekannt geworden sind, fo bedarf man doch keiner besonderen LivinationSgabe, um angesichts der all gemeinen politischen Verhältnisse in Mittelasien ungefähr feft- stelleu zu können, woran der anglo-indischen Politik in Afghanistan Der Inhalt einer weiteren Sonderausgabe ist der 3. Abteilung (Gesetze, das Verkehrswesen betreffend) des Hauptwerks entnommen Sie führt den Titel „Die Post-, Bahn und Telegrap hengesetz- gebung des Deutschen Reichs, erläutert von M. Stenglein, ReichSgei ichtsrat" <65 Seiten Lex 2 M. 50 Pf ). Dies-r Zweig der Gesetzgebung ist in neuerer Zeit litterarisch nur wenig bearbeitet worden. War dieser Umstand an sich schon Grund genug für eine neue Bearbeitung der einschlagenden Gesetze, so mußte eine Sonderausgabe dieses Teiles um so mehr an- gezeigt erscheinen, als es einen großen Kreis von Be amten giebt, welche durch ihre berufliche Stellung nur an den in dieser Sonderausgabe zusammengefaßten strafrechtlichen Nebengesetzen ein Interesse haben, für die also die Anschaffung de - ganzen Werkes zwecklos wäre. Eine dritte Sonderausgabe hat den Titel „Ge werbeordnung für daS Deutsche Reich in ihrer gegenwärtigen Gestaltung nebst dcu für das Reich und für Preußen erlassenen AuüführungSbestim- mungen und einem Anhänge, enthaltend die wichtigsten bezüglichen Gesetze und Verordnungen. Erläutert von vr. H. Appelius, Staatsanwalt." (237 Seiten. Lex. 7 M.) Die vorliegende Ausgabe ist nicht ein bloßer Abdruck aus dem Hauptwerke, sondern in ihr hat die Appeliussche Arbeit insofern eine Erweiterung ge fanden, al» die durch daS Reichsgesetz vom 19. Juni 1893 helvorgerufenen Abänderungen de» 8 35, wie auch die am 8. Juli 1893 in Kraft getretenen neuen Bekinntmachungen berücksichtigt worden sin". Auch bei dieser Ausgabe tritt der strafrechtliche Gesichtspunkt in den Vordergrund und dieser Ümstand rechtfertigt Hauptfach»«- gelegt» sei« muß, wenn sie Wege» ihrer Interesses au dcr künftigen Entwickelung der Dinge je-feit» der indische« Rordwesig'tvze sich beruhigt sudlen will Seit der Konscrenz von Rawal Pindi im Jahre hat der Emir es verstanden, sich zum unbestrittenen Herrn in ganz Uighanistan zu machen, zugleich aber nahm die Entfremdung zwischen ihm und der Regierung in Kalkutta in demfelbeu Maße zu, al» letztere den Vergrößerung-plänen de- ehrgeizigen Abdurrahman nach Süden hin entgege«trat. Der Emir gilt für einen herrfchfüchtigrn, mit starker Wrllen-kcast begabten Charakter, und ein solcher findet sich fchwrr in die doch immerhin sekundäre Rolle deS Beherrscher» eine- .Pufferstaates" — und rin solcher soll Afghanistan nach der in Indien und England ,leitenden Lheorie doch nun einmal hin oder werden. Snterrr- feitS ist der Emir den Rusten vielleicht »och abgeneigter al- den Engländern, da letziere, wenn sie auch von Vergiößer- ungSgelüsten Abdurrahmau» nicht- wissen wollen, ihn doch wenigstens in feinem eigenen Lande nach Sut ünkrn schalten und walten lassen, während die Russen nicht undeutlich zu ver stehen geben, daß sie dem asghanischen Reiche am liebsten das selbe Schickial bereiteten, wie so manchem anderen mittelasiatischen Khanate, nämlich da- Schicksal der Mediatisierung. Vor dcr wachsenden russischen Gefahr bedarf Ab durrahman des englischen Rückhaltes, daher er nicht wohl umhin können wird, der englischen Politik, gegen freigebigste Entschädigung pekuniärer Art natürlich, gewisse Zugeständnisse zu machen, welche geeignet sind, daS durch die Festsetzung der Russen auf dem Pamir gestörte Gleichgewicht in Mittelasien wieder herzustellen. Dahin wird man die Verlegung einer englischen Gar nison nach Kandahar, den Bau einer oder mehrerer strategisch wichtiger Verbindungen, sowie Zugeständ nisse handelspolitischer Art rechnen dürfen. Der Bau von Eisenbahnen nach bez in Afghanistan scheint vor erst noch gar nicht zur Sprache gebracht zu sein. Bei alledem ist nicht zu vergessen, daß die Erfolge der nach Kabul abgegangenen englischen Gesandtschaft so lange problematisch sind und bleiben werden, als sie bloß den guten Willen des Emirs zum Unter- pfande haben. Bei dem Versuche, sie praklisch auS- zunutzen, dürsten die Hauptschwierigkeiten erst be ginnen. Vom Landtage. Dresden, 13 November. Heute abend 6 Uhc trat die Zweite Kammer in Gegenwart Ihrer Exzellenzen der StaatSminister v. Thümmel, v. Metzsch, v. Seydewitz zu ihrer ersten Präliminarsitzung unter dem Vorsitz deS Abg. Ackermann als dem Vorsitzenden der Einweisungs kommission zusammen. 80 Mitglieder der Kammer waren anwesend. Der Vorsitzende begrüßte die Ver sammlung mit folgenden Worten: (Nach den steno graphischen Niederschriften.) Im Namen der EiaweifuvgSkommifsion heiße ich Si', m H, die Sie sich hier zum 2b. ordemlichen Landtage vc: fammell haben, aufrichtig willkommen. Zum üb. Landtage! Damit schließt sich «in Zeitabschnitt, mit dessen Lrsüllung di» Menschen gewöhnlich ein Jubiläum feiern. Lott gebe, daß wir am Schlüsse der Session mit Be friedigung aus daS zurückblicken können, was hier beschlossen worden ist. Wir sind nach den Bestimmungen der Bersafsung und nach dem Eide, den wir beim Eintritt in die Kammern geleistet haben oder demnächst leisten weiden, veipflich'et, die StaatS- ve>fassung «eeu zu beachten und in der Ständeversammlung daS unzertrennliche Wohl deS König- und deS Vaterlandes nach unserem besten Wissen und Sewiffen bei unseren Anträgen und unseren Abstimmungen zu fördern Wir sind also eidlich ver- psiichlel, bec allem, was wir hier reden und thue i, uns zu prüfen, ob uniere Warte und un ere Handlungen im Einklänge flehen mit dem unirrnnbar zusammenhängend n Wohle des Königs und de- Vaterlandes Diese Verpflichtung ersüllt sich, meine ich, in Sachlen um so leichter, als wir da- Glück ge nießen, einen König zu besitzen, der mit drin Talente de- Krieger- die mannigfachen so velen anderen Talente eines Monarchen verbindet, der den Forderungen des schwersten aller Ämter gerecht zu werden versteht, der von feinen Sachsen ge liebt und verehrt wird und der wie ein guter Regent die Kraft des Besetzet ist — schon um seiner persönlichen Eigen schaften willen zwingt, alles das zu erfüllen, wa- die Rücksicht aus daS Vaterland fordert. Se. Majestät der König haben jüngst das bojährige mili tärische Jubiläum gestiert Da hat die Armee, da Hal das Schgsche Volk, da haben die Fürsten Deutschlands von neuem anerkannt, daß König Albert von Sachsen ein großer und ge wattiger Feldherr ist, der in den Tagen der Schlacht, der raschen Umwandlung der Bugen' licke die Schnelligkeit der Entschließung solgen läßt und stets den recht.» Moment erfaßt, in welchem die ganze Kraft cinzufeyen ist um den Sieg zu erringen. Und wenn nun dieser König die Werke des Frieders gleichmäßig zu sördera versteh«, wenn seine Stimme im deutschen Reiche ge hört, fein Rat gesucht und befolgt wird, wenn wir seiner Weis heit, Milde und Gerechtigkeit verdanken, daß wir uns in Sachsen wohl sühlen, ja, ist eS da nicht leicht, für das unzer trennliche Wohl des Königs und deS Vaterlandes hier zu ar beiten und zu wirken! Das Wohl des Vaterlandes sollen wir fördern Jeder mann ist verpflichtet, dem Vaterlande zu dienen in Zucht und Ordnung, mit trauer Erfüllung im Besetz. Wir aber, die wir an dcr staatlichen Gesetzgebung beteiligt sind, wir Haden doppelt die Verpflichtung, unsere Aufgaben ernst zu nehmen. Die Ber sassung räumt dem Volke Rechte ein und legt sein-r Vertretung sie neben den zahlreichen anderen guten Ausgaben der Gewerbeordnung. Überdies ist, insoweit die Gesetzes- Vorschrift namentlich für die strafrechtliche Praxis von Interesse scin kann, mit gutem Ergebnis der Versuch gemacht worden, auch diejenigen Paragraphen zu erläutern, über welche Entscheidungen der Gerichte bisher noch nicht ergangen sind. Wenn die Sonderausgabe durch Berücksichtigung der preußischen AuLführungSbestimm- ungen zur Gewerbeordnung und dcr preußischen G'- setze und Verordnungen, welche mit dem Geweiberccht in Verbindung stehen oder sich au die Vorschriften der Gewerbeordnung anlehncn, zunächst für dcu preu ßischen Praktiker bestimmt ist, so wird hierdurch ihr Wert für diesen zwar erhöht, für den uichtprcußischen aber keineswegs gemindert. (? Sächsische Landeskunde. In einer vor kurzem vom Verein für Erdkunde in Leipzig veröffentlichten Differ« tation behandelt vr Richard Buschick die verschie denen Bevölkerungsdichtigkeiten deü Königreichs Sachsen. Bekanntlich ist unser Land mit 234 Ein wohnern auf 1 gkm das am dichtesten bevölkerte unter allen Ländern Europa»; nur Belgien und England kommen ihm in dieser Beziehung sehr nahe Wenn es auch zweifellos ist, daß zu diesem Ergebnisse die geschicht liche Entwickelung und Vie Höhe der Kultur unseres Lande- viel beigetragen haben, so ist es doch nicht minder sicher, daß die Hauptursache in der Lage und der ganzen Natur desselben zu suchen ist. Die Abhängigkeit der verschiedenen Bevölkerungsdichtigkeiten Sachsen« von diesen geographischen Bedingungen zu untersuchen, stellt sich Buschick zur Auf gabe. Nachdem er nochgewiesen hat, daß die allgemeine kage, da« Klima, die Erhebung«verhältniffe, di« Bewässerung und die politische Stellung die Verdichtung der Bevölkerung de« Landes im allgemeinen begünstigen, zeigt er, wie sich deren Einfluß in den natürlichen Gebieten, in welche Sa- Land zerfällt, im besonderen gellend macht. Leipzig mußte mit seiner nächsten Umgebung infolge seiner günstigen Lage in der sächsisch thüringisch n Tieslands- bucht, als Knotenvunke zahlrei er, Deutschland in den verschiedensten Richtungen durchziehend.c VerkehrS- linien früherer Zeiten und ver Gegenwart und durch die bequeme Verbindung mit dem Zwickauer Steinkohlenbecken ein Hauptsa-nmelplatz der Bevölkerung werde» Bei Dres den, wo ähnliche Ursachen, wenn auch nicht alle in dem gleichen Grade wirksam sind, kommt dazu noch die liebliche Natur des Eibtbalkessels, welche die Menschen von allen Seiten herberlockt Das erzgebirgische und das Pot- schappeler Steinkohlei becken sind durch ihre mineralischen Brennstoffe -u Stätten einer lebhaften und rnannigfalti ren Industrie und bannt zu größter Bevölkerungsdichtigkeit geradezu prädestinier!. In den fruchtbaren Auen der Elster, Pleiße und Parlbe, dem gesegneten Lößzebiete zwischen der Elbe von Dresden bi? Riesa ein.rseits und der Freiberger und vereinigten Mulde von Nossen dis Nerchau andererseits, sowie in dem Flachlande um Bautzen rücken die wohl habenden Ackcrbaudörser dicht aneinander In ähnlicher Weise untersucht Buschick die BevölkerungS- dichtigkeit der übriger. Teile des Landes und läßt erkennen, wie diese überall von den geographischen Bedingungen be einflußt wird. Die der Schrift beigegebene Karte der Be- völkerungsdichtigkeit Sachsen? zeigt m 10 Abstufungen anschaulich die Verteilung der kleineren, mittleren und großen Ortschaften im Lande. Der Verfasser giebt dieser Art dcr kartographischen Darstellung al« einer auf vier geographischen Grundsätzen beruhenden den Vorzug vor jeder anderen; doch würde eine solche Karte noch klarere Vorstellungen von den DichtigkcitSverhältniffen ver schaffen, wenn sie durch eine in Fardentönen auSgesührte Karte der Bevölkerung«vichtigkeit der kleinsten Bezirke, der AmtS- gettchtSbrzirke, ergänzt würde H G Pflichte« aus. Schütze» wir jene und erfülle« wir diese! Di« Vesürchtung, daß lene Rechte in Sachsen verletzt wtlkden, liegt wohl fern. Wäre e« anker-, so würde hier die Ställe der frei» müngen Verteidigung derselben sein. ES ist ja wahr, daß mit der Brünoung de- Deutschen Reiche- besten treue- Glied z« sein sich Sachsen rühmen darf, den Einzetstaaten in der iScsep- aebung manche Kompetenzen genommen sind; aber die auch jetzt noch oft zu hörende B^huuplung, drß der Landtag alle Bedeutung verloren habe, daß doch, wie man frivol und ohne Sachkenntnis behauptet, alle- in Berlin bestimmt und geordnet werde, geht, wenn nicht aus Mangel an Vaterlandsliebe, so gewiß au- einem verächtlichen Kkinmut o'er aus einem gemein gefährlichen Jndifferenlismu« hervor ü-eweifen wir mit der Lhat, daß wir hier für da- Vaterland, für die geiicbte Heimat Bute- zu schaffen vermögen und BuiiS zu schaffen willens sind. Darnach gedachte der Vorsitzende mit warme» Worten der verstorbenen Mitglieder der Kammer, de» Rittmeisters und Rittergutsbesitzers Ernst Ludwig Gelbke und de» Generaldirektors der Sächsischen Guß stahlfabrik Grahl. Die Versammlung ehne deren Andenken durch Erheben von den Plätzen. Sodann wurde die Kammer üblicherweise durch das Los in fünf Abteilungen geteilt, die sich sofort durch Wahl folgender Abgeordneter als Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender, Schriftführer, stellvertretender Schrift führer konstituierten: I. Ackermann, Uhlmann-Stollberg, vr. Kühlmorgen, Kellner; II. Streit, Niethammer, Müller, Ahnert; III. May, Eulitz, v Trebra-Lindenau, vr. Minckwitz; IV. Uhlemann Görlitz, Georgi, Härtwig, Crüwell; V. Opitz, Bassenge, Rüder, Fcidsching. Die Sitzung wurde nach 7 Uhr geschlossen Dresden, 14. November. Heute hielten beide Ständekammern Präliminarsitzungen ab. In der ersten nicht öffentlichen Präliminarsitzung der Ersten Kammer stand auf dec Tagesordnung lediglich die Bekanntgabe des Königl Dekrets, betreffend die Er nennung des wirkl. Geh. Rats Grafen v. Könner itz, Exzellenz, zum Präsidenten der Ersten Kammer für die Dauer dieses Landtages und sonstige Mitteilungen. Die zweite Präliminarsitzung der Zweiten Kammer begann heute vormittag 10 Uhr. Am Regierungstisch hatten Platz genommen: Ihre Ex- cellenzen d'e Herren StaatSminister vr. Schuria, v. d. Planitz, v. Seydewitz. Nachdem der Vorsitzende festgestellt hatte, daß eine beschlußfähige Anzahl von Mitgliedern anwesend sei, wurde zur Wahl deS ersten Präsidenten verschritteu. Von den abgegebenen 79 Stimmen fielen 63 auf le« Abg Ackermann, 1 auf Abg St.eit. 15 Zettel waren unbeschrieben. Somit war Abg Ackermann gewählt und ergriff das Wort zu einer Ansprache, in der er etwa folgendes ausführte: Er danke aufrichtig für da durch die Wahl ihm aufs neue bewiesene Vertraue». Er verspreche, mit Unparteilichkeit das Amt des Präsi denten zu verwalten und versichere, daß er redlich bs- strebt sein werde, den Erwartungen zu entsprechen, die die Kammer in ihn setze. Er bitte, ihn bei seiner Funktion zu unterstützen, denn ohne diese Unterstützung könne er nichts ausrichten. Da er aber von der Kammer gewählt sei, so glaube er sicher, auf Unter stützung rechnen zu können, die er nicht für seine Persön lichkeit sondern im Interesse seines AmtiS erbitte. Er sei zurAnnahmebereitundnehmemitbestemDankan (Bravo!) Bei der darnach erfolgenden Wahl des eisten Vize präsidenten wurde mit 65 von 80 Stimmen oer bis herige Vizepräsident, Abg. Streit, wiedergewählt, 14 Zettel waren bei dieser Wahl unbeschrieben, 1 Stimn.e fiel auf Abg Georgi. Abg. Streit nahm die Wahl mit Dank an. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde mit 64 Stimmen Abg Georgi wiedergewählt, 1 Stimme fiel auf Ahnert. 14 Zettel waren un beschrieben Abg. Georgi nahm die Wahl ebenfalls da kend an. Auf Antrag des Abg v. Ohlschlägel wurden zu Sekretären die biSheiigen Sekretäre, die Abgg. Speck und Ahnert, durch Zuruf wiedergewühlt, zu stellvertretenden Sekretäre» die Abgg. Müller und Fritzsching. die sämtlich dankend annahmen. De» Schluß der Tagesordnung bildeten Mitteilungen über die am 15. November 1893 mittags 1 Uhr stattfindende feier liche Eröffnung deS Landtags und über den vorauS- gehenden Gottesdienst. Die neugewählten und wieder- gewählten Abgeordneren werden in der auf morgen ^12 Uhr vormittags anberaumten dritten öffentlichen Präliminarsitzung verpflichtet. Vorher, 11 Uhr vor mittags, legen die Präsidenten beider Kammern nach der Verfassung den Eid in die Hände Sr. Majestät des Königs ab. (Fortsepung in der Beilage.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)