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Dresdner Journal : 14.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-14
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1893
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Tagesgeschichte jährigen Künstlerthätigkeit veranstaltet »nter kr i ewo Nin 3 gi Lide halb schen Provinzen, die von Maßregelungen der Deutschen und Juden zu berichten weiß wah in L dage Inn uttr< Rad wähl UW Erg' mit stan gebi dess der die zu nist übe Re; die drü Mc Ai Gl de S- ra in ei mittelt gesehen gestellt T ge Re an un eir dl! an hat gi um d< lung mit d Se. S Taaff nett» ,.3n - 6 Frhr. vom ! Mit; deten Falke er de des f gab. Wort der s — c Min Word erste tion Dup Präs Still haup faßt, befur sproe Sachv« 30200 geschah daß ve die Ar ang t Kesam Ermitt Werder gezoge liche 5 der G „Voss. DiSzi; vinzia seines warbt währe sein h Residenzthratcr. Am letzten Sonntag nachmittag gab man auf dieser Bühne die steier'sche Gesangsposse „Mönch und Soldat" von F. Kaiser, die schon vor Jahren mit gutem Erfolg aufgeführt wurde. Die Regie hat:e das Stück geschickt in Scene gesetzt und das Zusammenspiel sorgfältig im Auge behalten. Beides trug vorteilhaft dazu bci, die an sich etwas gewaltsam zusawmengebrachte Handlung minder auf fällig wirken zu lassen, wenn eS auch schwer möglich ist, sie zu emem glaubhaft natürlichen Eindruck zu erheben. Im einzelnen ist das Stück nicht arm an fesselnden genrebildlichen Gestalten und Scenen, in welchen sich Hr. Petersen, Frau Bondi und Frau Förster und besonders Hr. Friese durch ihre leben digen, fleißig ausgeführten Darstellungen.hervorhoben. Es herrscht im Gesamteindruck des Ganzen ein ge sunder Humor und eine behagliche Stimmung, welche die harmlose Gabe besonders zu einer Nachmittags vorstellung als anspruchslos und passend empfehlen. Un „T 15! der bai zur no> Gr Hai Hai der gel ein Konzert. Für das am 17. d. Mts im Gewerbe hau- stattfindende Konzert, welche- Hr. Prof. Fried rich Grützmacher bei Beendigung seiner fünfzig Juristische Littcratur. Bereits zu wiederholten Malen, beim Erscheinen der ersten und beim Erscheine» der Echlußlieferung der Ausgabe „der strafrecht- lichen Nebengesetze de« Deutschen Reiche«, er läutert von M. Stenglein, ReichSgerichtSrat, in Ver bindung mit vr H Appeliu«, Etaa«»anwalt in Elder- Mitwirkung der Herren Generalmusikdircktor Schuch und Hofkapellmeister Hagen, der Kammersängerin Frb Malten, der Kammervirtuosin Frau Krebs-Brennrng, des Kammersängers Hrn. Perron und der König!, musikal. Kapelle —, ist folgendes Programm bekannt gegeben worden: Ouvertüre op. 115 von Beethoven, Konzert für Violoncell von Molique, Gebet a. d. Oper „Genoveva" von Schumann, 6-uaoU Konzert für Piano- forte von Mendelssohn-Bartholdy, Stücke für Violon cell und Pianoforte (Larghetto von Mozart, Rondo von Bcccherini), Lieder für Bariton von Schubert und zwei Lieder für Sopran mit Begleitung de« Violoncell und des Pianosorte von F Grützmacher. Bei dieser Vereinigung ausgezeichneter künstlerischer Kräfte zur Ausführung eines so gehaltreichen Programms bedarf eS keiner besonderen Empfehlung des Konzerts an unser Publikum. Letzterem ist hier vor allem Gelegen heit geboten, einem nicht nur durch virtuose KunstauS- übung sondern mehr noch durch die läuternde Ein flußnahme auf das öffentliche Musikleben unserer Stadt bedeutenden und verdienten Manne, der nament lich für die Kammermusikpflege immer die idealen In tentionen eines an klassischer Musik gebildeten Ge schmacks in die Wagschale geworfen hat, seine dankbare Anerkennung auszudrücken. Unter dem wilden Wein, der die Feldheimsche Veranda überdachte, waren die „Damen im (mehr oder weniger) schönen Kranz" schon ziemlich vollzählig versammelt, als Sibylle anlangte. (Fortsetzung folgt.) „Da sieh hin, Richard," drängte sie, „die Dame, von der ich Dir neulich sprach! Ist eS dieselbe, die Du nur nanntest?" „Sie kehrt uns den Rücken," murmelte er, „aber ja, sie ist es — Fräulein v. Hatzleben!" Fast in demselben Atemzuge befahl er dem Kutscher, zu halten. Sibylle schwebte es auf der Zunge, zu sagen, daß ja das Feldheimsche HauS noch gar nicht sichtbar sei, aber seine Züge zeigten plötzlich einen so abgespannten Ausdruck, daß sie im Gegenteil reuig ausrief: „Richard, Du bist reisemüde, und ich hab: Dir den langen Rückweg zu Fuß zugemutet." „Müde?" wehrte er ab. „Ich denke nicht daran Verdrießlich bin ich, daß ich Dich nicht gleich wieder mit mir nehmen kann!" Dabei sandte er, vielleicht unb.'wußt, einen finsteren Blick die Straße hinunter, auf der sich die graugekleidete Gestalt sanftwiegenden Garges vorwärts bewegte. „Ach! und wie gerne ginge ich wieder mit, Schatz, lieber Schatz", seufzte sie, ihm die Hand reichend, die er so heftig an die Lippen preßte, daß sie seinen Kuß durch den Handschuh brennen fühlte. Als er gegangen war, hatte sie nichts Eiligeres und auch nichts Vernünftigeres zu thun, als ein halbes dutzendmal das tote Leder zu küssen, wo er es geküßt hatte. Indem sie es that, war ihr Auge in süßem Sinnen geradeaus gerichtet und da bemerkte sie, ohne sich etwas dabei zu denken, daß die einsame Spazier gängerin sich umgedreht hatte und zurückblickte. Al der Wagen an ih- vorüberflog, stand sie noch regungslos. ' ' " " ' ° 1822 40 Minuten von der Wildparkstation au« mittel» Sonderzuge- nach Kreuzenort iu Oberfchleiien und von dort mit Wagen nach Kuchelna zur Fasanenjagd bei dem Fürsten Lichnowsky. Während der Fahrt ließen Se. Majestät Sich von dem Chef de-Militär- kabinettS Vortrag halten Die Rückreise erfolgt heute abend 11 Uhr, die Ankunft in Berlin Mittwoch früh 7 Uhr. — Ihre Majestät die Kaiserin sind in Begleit ung Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Amalie zu Schleswig-Holstein gestern vormittag um 9 Uhr 35 Minuten von der Wildparkstation mittels Sonder- zugeS zum Besuch Allerhöchstihrer Mutter, der Her zogin Adelheid zu Schleswig Holstein, Hoheit, nach Dresden abgereist Nacht- 12 Uhr 40 Minuten trafen Ihre Majestät auf der Wildparkstation wieder ein. — Se. Majestät der Kaiser haben im Namen de- Reiche- den bisherigen Konsul in Tiflis, Lega- tionSrat v. Salbern zum Konsul in Basel ernannt. — Wie der „Reichsanzeiger" meldet, erhielten General der Kavallerie Graf v. Haeseler, kom mandierender General des XVI. ArmeecorpS daS Großkreuz de- Königl. Sächsischen AlbrechtSordenS mit dem goldenen Orden! stern: General der Infan terie v. Fifcher, Gouverneur der Festung Metz, das Großkreuz desselben OrdenS; Oberst Menge-, Kom mandeur des Infanterieregiments v. Gäben (2. Rheinisches) Nr. 28, das Komturkreuz 2. Klasse; der Studiendirektor und Professor am KadettencorpS, Lehrer an der Kriegsakademie und Mitglied der ObermilitärexaminationS-Kommission vr. Püttmann, und der Professor am KadettencorpS und Mitglied der Obermilitärexaminations-Kommission vr. Hülsen das Offizierkreuz und der Oberlehrer am Sophien- realgymnasium, Lehrer an der Kriegsakademie und Mitglied der ObermilitärexaminationS-Kommision, Prof, vr. Brecher das Ritterkreuz 1. Klasse de- genannten Ordens. — In der am Sonnabend, 11. d. MtS., unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten des StaatSministeriums, Staatssekretär- des Innern vr. v. Bo etlicher ab gehaltenen Plenarsitzung de- Bundesrats wurde der Entwurf eines Gesetzes wegen Gewährung von Unter stützungen an Invaliden aus den Kriegen vor 1870 rc. den Ausschüssen für Rechnungswesen, für das Land heer und die Festungen und für daS Seewesen über wiesen. Dem Handels- und Schiffahrtsvertrage zwi schen dcm Reich und Spanien wurde die Zustimmung erteilt. Genehmigt wurden zum Reichshaushaltsetat für 1894/95 die Etats der Marineverwaltung, der Verwaltung der Eisenbahnen, des Auswärtigen Amts, des Reichsamts des Innern, des Reichseisenbahnamts und des Rechnungshof-. Endlich wurden der Besol- dungs- und Pensionsetat der Reichsbankbeamten für 1894 und der Etat der Schutzgebiete für 1894/95 genehmigt. — Gestern hielten die vereinigten Ausschüsse für daS Landheer u»d die Festungen, für da- Seewesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen Sitzungen ab. — Ter „Reichsanzeiger' veröffentlicht eine Be kanntmachung des Stellvertreters des Reichskanzlers, wonach auf Grund des Artikels 6 der Verfassung von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen, der Staats- und KricgSminister, General der Infanterie Bronsart v. Schellendorff, und von Sr. Durch laucht dem Fürsten Reuß älterer Linie der Ober- regierungSrat v. Meding zu Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden sind. — Die Lörsenenquete-Kommission hat am 11. d. Mts. in ihrer 93. Sitzung nach Feststellung des dem Reichskanzler zu erstattenden gutachtlichen Berichts ihre Verhandlungen beendet. Diese hatten am 6 April 1892 begonnen, haben also länger als ein und ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Der Vorsitzende, Reichsbankpräsident Wirk!. Geh. Rat ve. Koch, schloß die Verhandlungen, indem er den Mitgliedern der Kommission den Dank der Reichs regierung für ihre mühevolle Thätigkeit und die Hoff nung aussprach, daß ihre Arbeiten ausklärend wirken und dem Vaterlande dauernd zum Nutzen gereichen würden. DaS älteste Mitglied dankte dem Vor sitzenden und dessen Stellvertreter, geh. OberregierungS- rat Gamp, für die anstrengende und erfolgreiche Leitung der Verhandlungen. Über die Veröffentlichung des Berichts und der sonstigen umfangreichen Mate- Dreöden, 14. November Se. Majestät der König besichtigten heute vormittag die neuen Dre-dner Bahnhofsbauten. Über diese Besichtigung wird un- gemeldet: Ihre Excellenzen die Herren Staatsminister v. Thümmel und v. Metzsch, Geh Rat Meusel, Direktor der III. Abteilung im Königl. Finanzministerium, der Generaldirektor der StaatSbahnen, Geh. Rat Hoff mann, Geh Finanzrat Köpcke, Finanzrat Peters, tech nischer Referent für die Bahnhofsbauten in der Königl. Generaldirektion der StaatSbahnen, Baurat Klette, Vor stand des technischen HauptbüreauS für die BahnhofS- bauten, Betriebsdirektor Larraß, Bauinspektor Wolf vom SektionSbüreau II und Bauinspektor Rüden vom HochbausektionSbüreau, welchen sich später während der Besichtigung der Anlagen noch die Herren Bauinspek toren der StaatSbahnen Toller und Menzner von den SektionSbüreaus I und III anschlosfen, begaben sich nach 8 Uhr vormittag- mittelst SonderzugeS bis zum Königl. Wartesalon in Strehlen, woselbst Se. Majestät in Begleitung Sr. Excellenz deS wirkl. Geh. Rate-, Königl. Kämmerers und OberhofmeisterS Ihrer Ma jestät der Königin v. Watzdorf und des Königl. Flügeladjutanten Oberst v. Wilsdorf einen Salon wagen bestiegen. Der erste Aufenthalt galt den Bauten an der Franklin-, Uhland- und Werderstraße. Hieran schloß sich unmittelbar eine Besichtigung deS Hauptverwaltung-gebäudeS, Strehlener Straße Nr. 66, in welchem Se. Majestät der Herstellung der Eisen bahnfahrkarten besonderes Interesse entgegen brachten, sodann begaben Sich Allerhöchstderselbe zu Fuß längs der Strehlener Straße zu dem hier im Bau begriffe nen Interimistikum (Personenbahnhofsanlage), woselbst eine Ausstellung von Plänen errichtet war, weiter nach der Bergstraßen- und Chemnitzer Straßenbrücke und der überschneidungLbrücke. An der neuen Berg straßenüberbrückung wurde die letzte Vernietung mit den Initialen Sr. Majestät eingeschlagen. — An der Falkenbrücke wurde der Sonderzug von neuem zur Fahrt nach der Ehrlichstraße, mit kurzem Aufenthalte an der Rosen- und Freiberger Straße, bestiegen Die Besichtigung der Bautengruppen an der Ehrlich-, Wettiner- und Bauhofstraße n. s. w. nahm längere Zeit in Anspruch; HU Uhr vormittags erreichte der Sonderzug über die Roßthaler Straße hinweg den interimistischen Personenbahnhof DreSden-Friedrichstadt. Hier war der Besichtigung ein weites Feld gestellt. Bei entsprechender Erläuterung der Hochbautengruppe führte die Wanderung zu Fuß an den an der Walther- straße errichteten Verwaltungs-, Übernachtung-- und Haltestellengebäuden vorüber über die Waltherstraßen- brücke hinweg; eS schloß sich alsdann von der Süd seite aus eine Begehung der Werkstättenbauten, deS Maschinenbahnhofes, des Rangierkopfe» und des Elek trizitätswerkes an, wobei ein Gesamtbild dargelegt wurde. Nachdem auch die Hafenbauten unter Be gleitung der Herren Oberbaurat und Wasserbau direktor Weber, deS Straßen- und Wasserbauinspektors Grosch, sowie des Regierungsbaumeisters Pietsch in ihrer gesamten Ausdehnung befahren worden waren, kehrten Se. Majestät unter dem Ausdrucke Allerhöchst seiner Befriedigung gegen 12 Uhr mittags nach der Königl. Billa in Strehlen zurück. Ihre Majestät die Königin begaben Aller- höchstsich heute nachmittag 3 Uhr 26 Min. mit Sonderzug ab Strehlen nach Leipzig, um der aus Anlaß des 25jährigeu Bestehens deS dortigen Albert- zweigvereins im Carolatheater deS Kristallpalastes stattfindenden Thealeraufführung beizuwohnen. Im Allerhöchsten Gefolge befinden sich: Ihre Excellenz Frau Oberhofmeisterm v Pflugk, Hoffräulein v. Oppell, Se. Excellenz Oberhofmeister Wirkl. Geh. Rat v. Watz dorf. Die Ankunft in Leipzig erfolgt H6 Uhr. Ihre Majestät wird abends A10 Uhr von dort mit Sondrrzug wieder abreisen und 11 Uhr 47 Min. in Villa Strehlen eintreffen Zu Ehren des einberufenen Landtages findet morgen nachmittag um 6 Uhr im Königl. Residenz schlosse eine große Galatafel statt. Berlin, 14. November. Se Majestät der Kaiser hörten gestern früh um H8 Uhr den Vortrag des Chefs deS CivilkabinettS und begaben Sich um 8 Uhr wäre es nun, wenn ich hinschickte und sagen ließe, ich hätte sie schon vergessen, denn Du seist wieder da?" „Ich weiß nicht", lachte er, „ob sie sich über diese glückliche Idee freuen oder ärgern würde — wahr scheinlich aber ärgern wegen des viel-n vergeblich ge backenen Kuchens. Allenfalls dürfte sie sich auch lustig machen über das alte Ehepaar, das sich noch immer aus den Flitterwochen nicht hinausfinden kann." „Also muß ich wohl fahren?" seufzte sie. „Thu' es nur", riet er, „ich erledige in Deiner Abwesenheit dann gleich einige Briefe nach Amerika und kann mich ganz Dir widmen, wenn Du zurück kommst." „Würdest Tu mich nicht eine Strecke begleiten?" schlug sie bittend vor. „Mit tausend Freuden", rief er, „bis das gastliche Dach, dem Du zusteucrst. sichtbar wird!" Neben ihr im Wagen sitzend, war er dann in launiger Weise bemüht, ihr den Dankte, mit dem er in Hamburg zu thun gehabt, greifbar deutlich vor die Seele zu stellen. Er ließ ihn sein Amerikanisch- Englisch hervornäseln und mit Scharfsinn, Humor und Unverfrorenheit über die Dinge dieser Welt sein Urteil fällen. „Richard, Du tötest mich mit Lachen!" rief Sibylle einmal über das andere, allein dadurch spornte fie den Schauspieler in ihm nur zu noch drolligeren Leistungen an. Auf einmal aber schwieg er still. Es war genau in demselben Moment, al- sie eine graugekleidete Frauengestalt gewahrte, die einige Hundert Schritte vor ihnen in derselben Richtung ging, in der sie fuhren. rialie«, welche sich zum Teil noch im Druck beffude» wird der Reich»kanzler seinerzeit Entscheidung treffen — Amtlicher Nachweisung zufolge hat die qia« nähme an Wechselstempelsteuer im Deutsche«, Reiche für die Zeit vom 1. April bi» Ende Okwber d. I. 4 804 544,70 M. oder 196188,90 M. mehr sl im gleichen Zeiträume de» Vorjahre» betrage«. — Zu den neuen Steuervorlageu schreibt die „Nordd. Allg. Ztg", daß dieselben mehr al- alle anderen früheren Propste Gegenstand öffent licher Meinungsäußerungen und Protester!,ebungen gewesen seien. Auch jetzt noch dauerten die Parteiverhandlungen zur Wein- und Tabakfabrikai steuer fort. In dieser Woche noch werde nun der Reichstag zusammentreten, und vor besten Forum werde auch dieser Jnteressenstreit, wie schon so mamher andere, zu schlichten sein. Für die Fruchtbarkeit der dort zu erwartenden Debatten dürfe jedoch auf eine« Gesichtspunkt aufmerksam gemacht werden, der sich au- dem Studium all' jener Kundgebungen al» deren gemeinsamer Mangel ergebe: Wer die jetzt zur Finauz- und Steuerpolitik gemachten Vorschläge ablehnen und zu Falle bringen wolle, sei verpflichtet, sie durch bessere zu ersetzen; denn darüber könne ein Zweifel nicht bestehen, daß der Beschluß deS Reichstags nicht in ein Vakuum in der Steuersrage au-läuft. Es sehr sich aber die Interessenten bemüht hätten, die gemachten Vorschläge als nachteilige und verwerfliche erscheinen zu lasten, ebensowenig hätten sie selbige durch bessere zu ersetzen gewußt. Bei den Interessenten die sich selbst gegen steuerfi-kalische Absichten ver teidigen wollen, sei diese Unterlassung begreiflich, die Erörterung in der parlamentarischen Instanz aber müßte auf eincm höheren Niveau als demjenigen det Einzelinteresses stehen; wer also dort — unbeschadet der Kritik im einzelnen — zu den Vorschlägen der verbündeten Regierungen nein sage, könne sich der Pflicht nicht entziehen, besser begründete selbst z« machen. — In einigen Blättern wird der Vermutung Aus druck gegeben, daß durch die Einführung der neuen Tabak steuer der Konsum an Tabak stark zurückgehen werde. Eine solche Wirkung wird, wie die P N " autführex, die neue Steuer nicht haben. Schon der Umstand, daß die große Maste des Verbrauch« nicht oder nicht wesentlich mehr belastet wird, als sie e« vordem gewesen, spricht da gegen. Dazu kommt, daß dem Fabrikanten wie dem Raucher die Möglichkeit gegeben ist, den Preisaufschlag durch eine unerhebliche Verringerung der Qualität der Ware oder des Volumens zu umgehen, also die Wirkung des Aufschlages von der Menge de» Konsums abzulenken Man braucht sich deshalb auch nicht der Befürchtung hin- zugeben, daß nun infolge der neuen Steuer ein beträcht licher Teil der zahlreichen, bisher in der Tabakindustrie beschäftigten Arbeiter entlasten werden würde. Die nach dem Jahre 1879 gemachten Erfahrungen sprechen direkt dagegen Die damalige Reform führte eine Steigerung der Belastung des Tabaks bei der Steuer auf daS Sieben fache, bei dem Zoll auf mehr als das drei und einhalbfacht herbei und traf, vermöge des Prinzips der GewichtSbefteuerung, die den Konsum der Masten bildenden minderwertigen Fabri kate vorzugsweise empfindlich. Gleichwohl ist die auch damals vorausgesagte bedeutende Verminderung de» Konsums nicht eingetreten Nach der Statistik hat derselbe, auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet, in den Jahren 1873 bis 1877 durchschmttlich 1,6 kg und in den Jahren 1886 bis 1891 durchschnittlich 1,5 Lg betragen, ist mithin nur um Vi« zurückgegangen. Daß die Wirkung de- neuen, auf dem System der prozentualen Wertbesteuerung be ruhenden Gesetzes nachteiliger sich gestalten sollte, ist im höchsten Grade unwahrscheinlich. — Die „Nordd. Allg Ztg." schreibt an hervor ragender Stelle: Die „Freisinnige Zeitung" verbreitet in ihrer Nr. 265 vom 10. d. M. die Nachricht, die Reichsregierung rechne infolge der Tabakssteuer erhöhung auf eine Verminderung de- Tabakskon- sumS um 29 Proz., und knüpft daran die Bemerkung, eine solche Verminderung würde mit der Entlassung von 30—40000 Arbeitern nach der Einführung der neuen Steuer gleichbedeutend sein. Sie stützt sich da bei auf eine Berechnung der „Deutschen TabakS-Zeit- ung", wonach die neue Steuer ohne Verminderung des Konsums im ganzen 143600000 M. einbringen würde, während die Reichsregierung nur eine Ein nahme von 104000000 M„ also nur von 71 Proz. des ersteren Betrages, erwarte. Auf jene 143600000 Mark kommt die „Deutsche Tabaks-Zeitung", indem sie die künftige Einnahme an Zoll auf 230Ö0000M. schätzt und vre tünftige Einnahme an Steuer auf Grund eines steuerpflichtigen Wertes der Tabaks fabrikate von insgesamt 302000000 M. nach den be kannten Prozentsteuersätzen auf 120600000 M. er- so paradox daS klingen mag, nicht zum wenigsten durch die Freundschaft mit Rußland. Der Zusammenhang der wirtschaftlichen Erstarkung mit dem Wiedererwachen des politischen Chauvinis mus und der Einfluß, den beides auf die Stellung der Fremde» in Frankreich auSüben mußte, bedarf wohl keiner besonderen Erklärung. Auch daß das Zusammenfällen de- dcm wirtschaftlichen Aufschwung (1879) sehr bald nachfolgenden wirtschaftlichen Rüa- gangeS, insofern als namentlich für die französischen Arbeiter und Handel-beflissenen die ErwerbSverhält- nisse schwieriger, die Lebenshaltung teurer, die Steuern drückender wurden, mit dem Anwachsen der fremden Konkurrenz zur Verschärfung der fremden feindlichen Bewegung führen mußte, ist selbstverständlich. Selbstverständlich ist ferner, daß die Bildung des Dreibundes den neuerwachenden französischen Chau vinismus dahin geführt hat, sich zunächst unter den in Frankreich lebenden Deutschen auch den dort am sässigen Italienern und Österreichern zuzuwenden. Nicht zu unterschätzende Bundesgenossen erhielten deS weiteren der politische Chauvinismus und der aus den wirtschaftlichen Mißständen sich ergebende Brot neid der Arbeiter und kleinen Beamten in der Sozialdemokratie, die in Frankreich nie ernstlich international, sondern im Gegenteil kraß national egoistisch gewesen ist, und in dem überall Haß, Neid und Eifersucht säenden demagogischen Antisemitismus, an dessen Spitze heute die Leiter dreier der meist gelesenen französischen Zeitungen, der „Libre Parole" (Drumont), deS „Jntransigeant" (Rochefort) und der „Autoritö" (Lassagnac) stehen. Die Sozialdemokraten haben sich die Lehre von dem Schutz der nationalen Arbeit L outrauce, welche die Grundlage der französischen wirtschaftlichen Gesetz gebung der letzten Jahre bildet, zu nutze gemacht und fordern nun in der gleichen starren Form, wie Industrie und Landwirtschaft Schutz für die nationale Produk tion an der Grenze fordern, Schutz für die nationalen Produzenten innerhalb der Grenzen. Ihnen genügt nicht, daß ihnen der Zoll auf nichtfranzösische Waren einen höheren Lohnsatz sichert, sie wollen — und wer möchte ihnen das verdenken — auch die Arbeits gelegenheit für sich dadurch vermehren, daß sie Aus schließung aller Nichtfranzosen vom französischen Arbeitsmarkt fordern. Und die Antisemiten benutzen höchst geschickt den Umstand, daß die Mehrzahl der in Frankreich lebenden Juden ihrer eigenen Geburt oder der Geburt ihrer Eltern nach Nichtfranzosen sind, zu eincm sehr erheblichen Prozentsatz vielmehr auS Deutsch land oder über Länder deutscher Zunge eingewandert find und deutsche Namen führen, um auch auf diesem Umwege, gemeinsam mit den politischen Chauvinistc» und den Sozialdemokraten, gegen alle Fremden über haupt, gegen die Deutschen im besonderen zu Hetzen. Allen denen, die sich an der Antifremdenbewegung beteiligen, hilft endlich der Umstand bei ihren Agi tationen, daß die Steuerlast in Frankreich nachgerade unerträglich wird. Es giebt ganze Departements, ganze Schichten der Bevölkerung, die unter dieser Steuerlast buchstäblich verarmen, und was das Schlimmste ist, der früher so große Mittelstand geht in Frankreich von Jahr zu Jahr mehr zurück, weil die Rente, das Jahreseinkommen, der Jahresverdienst im besten Fall dieselben bleiben und geblieben sind, der Kauswert des Geldes aber von Jahr zu Jahr geringer wird. Was endlich die Nussenbegeisterung, da? jüngste Kind des Chauvinismus und des Antisemitismus (die thätigsten und fanatischesten Apostel der Russen- sreundschaft sind neben T«roulede und Genossen, also der Blüte der Chauvinisten, die Herren Drumout, Rochefort und Cassagnac, also die Führer des mili- tierenden Antisemitismus), anlangt, so habe ich von diesem Russenkultus schon gesagt, daß er seine große Volkstümlichkeit, vielleicht noch mehr als der Hoffnung auf Befriedigung der Rachsucht an Deutschland, dcm Umstande verdankt, daß den Massen vorgeredet worden ist und daß die Massen sich selbst einreden, die fran zösische Regierung könne nun, gestützt auf die Freund schaft de- Zaren, mit der nötigen Rücksichtslosigkeit gegen die in Frankreich lebenden Angehörigen der anderen Nationen Vorgehen. Wer selbst bei sich ein Feind der Deut schen und Juden ist wie der russische Staat, kann doch nicht gut etwas dagegen haben, wenn die Fran- wsen auch Angehörige fremder Völker verfolgen. Alle französischen Zeitungen registrieren denn auch «eist beifällig seit Jahr und Tag jede Meldung aus St. Petersburg oder Moskau, aus Polen oder den balti-
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