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Tages geschützte. L etdcn, 1. November. Da- am 28. vorigen Monat» zur Ausgabe gelangte 35 Stück de-ReichS- gesetzblatteS enthält: Bekanntmachung, betreffend die Anwendung vertrag-mäßig bestehender Zollbefreiungen und Zollermäßigungen auf die spanischen Boden- und Jndustrieerzcugnisse * Berlin, l. November. Se Majestät der Kaiser erledigten gestern zunächst RegierungSangelegenheiten und empfingen dann im Neuen Palm- einige Generäle und andere höhere Offiziere zur Abstattung persönlicher Me dünge». — Se. Majestät der Kaiser haben den bisherigen Königl. Preuß. OberregierungSrat Conrad Friedrich Wilhelm Valentin v. Massow au- Lüneburg zum Oberrechnui g-rot und Vortragenden Rat bei dem Rechnungrhofe des Deutscken Reiche-, den Marine» Kamal und Schiffbaubetrieb-direktor van Hüllen, kom mandier« zur Dienstleistung im Reichtmarineomt, zum Marineobeibaurat und Schiffbouresfondirektor, sowie den Marineschiffbauinspektor Rudloff zum Marine» bouiat und Schiffbaubetrieb-direktor mit dem Range der Räte vierter Klosse ernannt. — Se. Königl. Höhnt der Herzog von Sachsen- Coburg und Gotha hat am Montag abend gegen 8 Uhr Potsdam wieder verlassen. Se. Majestät der Kaiser geleiteten Seinen hohen Gast zum Bahnhof, wo sich auch der Erbprinz von Coburg und Gotha, der Stadtkommandant m d das Gefolge eingefunden hatten. Nachmittag- um 6 Uhr hatte ein Diner im Osfizieri- kasino statlgesunden, an stm Se. Majestät der Kaiser und der Herzog von Sachsin-Coburg und Gotha teil- nahmen. — Der . Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Aller höchste Verordnung, wonach der Reichstag zum 16 Nov.mber d. I. einberufen wird. — Der Stellvertreter des Reichskanzlers veröffent licht nachstehende Bekanntmachung vom 28. Oktober 1893: Aus Grund deSReichsgesetzes vom 23 März 1893 (Nr. 2077), betreffend die Anwendung der für die Einfuhr nach Deutschland vertragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßigungen gegen über Rumänien und Spanien (Reichsgesetzbl S.! 6), hat der Bundesrat beschlossen, daß die sür die Ein fuhr nach Deutschland vertragsmäßig bestehenden Zoll befreiungen und Zoller Mäßigungen mit Ausschluß der in den Handelsverträgen Deutschlands mit Osterreich- Ungarn und Italien enthaltenen Zollbegünstigungen sür Wein in Fässern der Tarifnummer 25 a 1 den spanischen Boden- und Zndustrieerzrugnissen bei der Einfuhr in das deutsche Zollgebiet über die in der Bekanntmachung vom 27. September 1893 (Reichs- gesetzbl. S. 255) festgesetzte Frist hinaus bis einschließ lich zum 31. Dezember d. I. zugestanden werden. — Ei, e durch die Presse laufende, unsererseits ihrer offenkundigen Unrichtigkeit wegen nicht berück' sichtigte Notiz, daß die silbernen Zwanzigpfennig stücke und die Zwanzigpfennigstücke in Nickel gegen wärtig zur Einziehung gelangen, um durch neue, aus anderer Legierung hergestellte, am Rande gerippte Zwanzigpfennigstücke ersetzt zu werden, mit deren Aus gabe bereits begonnen worden sei, wird im „Reichs- anzeiger" als jeder Begründung entbehrend erklärt. — Nachdem der Bundesrat sich damit einverstrnden erklärt hat, daß der Vorsitz in der Kommission für die zweiteLesung des Entwurfs eines Bürger lichen Gesetzbuchs fortan nicht von dem Staats sekretär des Reichsjustizamts geführt, letzterem aber die Befugnis Vorbehalten werde, in besond-ren Fällen die Leitung der Beratungen der Kommission zu über nehmen, ist von dem Reichskanzler der bisherige Stell- verireter des Vorsitzenden, Geh. Oberjustizrat Küntzel, zum Vorsitzenden der Kommission ernannt worden — Am 1. Oktober 1893 betrug die Zahl der seit dem Inkrafttreten des Jnvaliditäts- und Altersver- sicherungSgesHes erhobenen Ansprüche aus Alters rente 253 7(M. Von diesen wurden 200532 anerkannt. Tie Zahl der während desselben Zeitraumes erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Invalidenrente belief sich auf 71385. Davon wurden 44 642 aner kannt. Unter den Personen, die in den Genuß der Invalidenrente traten, befinden sich I220, welche bereits vorher eine Altersrente bezogen. — Dein Vernehmen der „B. P. N." nach hat sich das preußische Staatsministerium am Montag mit den Steuerreformvorlagen für den Reichstag be schäftigt und entsprechend den vorhergegangenen vor bereitenden Verhandlungen denselben seine Zustimmung erteilt Er ist demnach anzunehmen, daß die Vorlagen nailtat des verstorbenen Tondichters zu dessen Nach teil ausgesp!elt werden könnten, über die ästhetischen Sympathien, wie sie alle unbefangenen Musik freunde den Schöpfungen des Komponisten entgegen bringen, die Oberhand gewännen. Wir Deutschen haben unS bisher von solchen chauvin'stischen Regungen frei gehalten und mit schöner Vorurteils losigkeit jedem tüchtigen Kunstwerk, wo immer es entstanden war, volles Heimatrecht gewährt. Ganz abgesehen von den innigen Wechselbeziehungen zwi schen deutscher und italienischer Musik, haben beispiels weise französische Opern und Operetten bis heute auf deutschen Theatern jederzeit gastlichste, ja oft eine durch ihren künstlerischen Wert unzureichend gerechtfertigte freundliche Aufnahme gefunden und noch weniger ist bei der Beachtung von Tonwerken anderer Galtung jemals ein nationaler Standpunkt eingenom men worden. Smetana selbst ist mit verschiedenen Kompositionen schon in deutschen Konzersälen zu Ge hör gelangt: warum also sollten ihm ordere als sach liche Erwägungen den Eingang zu unseren Bühnen verschließen, namentlich in einer Periode schwächlichsten Epigonentums und höchster Unfruchtbarkeit im Gebiete unserer eigenen dramatischen Musikproduktion? Prak tische« Bedürfnis fließt hier mit künstlerischem Pflicht gebot zusammen und man wird hoffentlich nirgend beschränkte Bedenken hegen, den Hervorbringungen des tschechischen Meisters dasjenige Recht zu gewähren, welches der Macht ihres Inhalt- entspricht. Das Gelingen des ersten Versuch,- mit einem Werke Smetanas bat die Leipziger Bühne zu weiterer Umschau in der böhmischen Opernlitteratur veranlaßt und sie auf die in ihrem Ursprungslande seit Jahren in nächster Zeit bereit- den BundeSrat beschäftigen werden. Außer einer Denkschrift, welche die Ent wickelung de- Reich-steuerwrsen- und die Rückwirkung desselben auf die Finanzverhältnisse der Einzelstaaten seit Begründung des Norddeutschen Bundes behandelt und einem damit in Verbindung stehenden Gesetzent wurf, welcher eine Neuregelung de- Verhältnisse- des Reich- zu den Einzelstaaten und umgekehrt in Aussicht nimmt, handelt eS sich bekanntlich um eine Reihe von Vorlagen, welche die Einführung der Tabakfabrikat steuer, die Einführung einer Weinsteuer, eines Fracht- briefstempels und die Reform des Reichsstempelgesetzes betreffen. Was die letztere angeht, so soll in Aussicht genommen sein, die bisherige sogenannte Börsensteuer zu verdoppeln und die Steuer auf das Geschäft in ausländischen Schuldverschreibungen und Aktien gegen den bisherigen Satz zu verdreifachen. Der Stempel für Lotterielose soll um etwa 60 Proz eine Erhöhung erfahren. — Bei der vom Bundesrate jüngst angenommenen und dem Reichstage in der ersten Zeit nach seinem Wieder zusammentritt zuzustellenden Novelle zum Liehseuchen- gesetz handelt es sich um einen Entwurf, der bereit« in der vorletzten Tagung dem Reichstage, allerdings so kurz vor seiner Auflösung vorffklegt wurde, daß er auch nicht einmal zur ersten Lesung im Plenum gelangt ist. Die in der Ngpelle vorgeschlagcnen Änderungen des genannten Gesetzes sollen den Bundeerat ermächtig-n, die Anwendung wirksamer Schutzmaßregeln gegen die Maul- und Klauen- sowie Lungenseucke allgen ein vorzuschreiben und den Polizei behörden der einzelnen Bundesstaaten Rmm gewähren, unter den zugelassenen Mitteln zur Bekämpfung der Seuchen die für den besonderen Fall geeignetsten auszuwählen. WaS die Maul- und Klauenseuche betrifft, so wurde früher den gegen sie ergriffenen vcterinärpolizeilichen Maßnahmen wenig Bedeutung beigemessen, weil sie verhältnismäßig schnell verlief und nach einmalig,m Durchziehen eine« räumlichen Gebietes in der Regel von selbst erlosch. In neuerer Zeit ist jedoch der Schaden, der gerade durch diese Seuche angerichtet wird, ein weit größerer als früher. Die Ursache davon liegt, wie die „B. P. N" schreiben, in den veränderten Viehverkehrsverhältnisien. Es hat sich genau feststellen lasten, daß die Verbreitung der Maul» und Klauenseuche, nachdem diese im zweiten Viertel des Jahres 1887 rn Deutschland vollständig erloschen und wieder aufgetreten war, sich den hauptsächlich vom Vieh verkehr benutzten Ersenbahnstrecken entlang zog Durch diese Viehtransporte wird die Seuche nach allen Teilen Deutschlands verschleppt und häufig verseuchen Gebietsteile, welche schon seuchenfrei waren, von neuem. Die Land wirtschaft hat denn auch schon seit längerer Zeit Abhilfe gegen diese Mißstände verlangt Die Novelle zum Seuchen gesetz soll dieselbe nun bringen — Wie die „B P. N." vernehmen, sind die Aus gaben des Reichs für Jnvalidenpensionen rc. für 1894/95 auf nahezu 27 Millionen Mark veranschlagt, von welchem Betrage nach dem gegenwärtigen Be stände und unter Berücksichtigung der im Jahre 1893 durch Kapitalszuschuß eintretevden Verminderung des Fonds etwa 18 Millionen Mark durch Zinsen, und der Rest durch Kapitalszuschuß zu decken sein würde. Die Ausgaben für diese Zwecke würden etwas über 2i« Millionen Mark mehr betragen, als für das laufende Jahr veranschlagt war. — In Preußen haben gestern die Wahlmänner wahlen zum Landtag stattgefunden. In Berlin haben dieselben einen Sieg der freisinnigen Volktk- partei ergeben; dieselbe wird die neun Mandate der Hauptstadt wieder erhalten, welche 1888 und früher die deutsch-freisinnige resp. die Fortschrittspartei er langte. Eine sichere Beurteilung des Gesamtergeb nisses im Lande, so schreibt die „Nat.-Ztg.", wird schwerlich vor dem 7. November, dem Tage der Ab- gemdmtenwahlen. möglich sein. Aus großen Städten, welche Wahlkreise für sich bilden und auS einigen onderin liegen bereits Meldungen vor; in den nächsten Tagen wird man auch aus einer Anzahl ausgedehn terer Wahlkreise das Resultat erfahren, aber aus den mcisten ländlichen Wahlkreisen kaum vor der Wahl der Abgeordneten; stehen einander doch in manchen auch Kandidaten der nämlichen politischen Partei gegenüber, tue sich nur durch ihr Verhalten zu der Agitation des Bundes der Landwirte unterscheiden; für und gegen derartige Kandidaturen wird in der Woche bi« zum 7. November auch noch unter den Wahlmännern geworben werden. Bis gestern abend lagen von auswärts folgende telegraphische Meld ungen vor: Die Nationalliberalen haben ihren Besitzstand be- haup:et in Magdeburg -von 700 Wahlmännern etwa «üv natronaltiberai), Elberfeld Barmen (wo >>tben vr. Siras der freikonservative Weyerbusch wiedecgewäh!« wird, Halle (neben I>r. Friedberg wrrd der srr,konservative v Boß wievergeiväh't), Bochum. Kastel, Altona Aus Franksurt a M (zuletzt ein beliebte einaktige Oper „Im Brunnen" von Wilh. Blodek geführt. Von dem an Fülle deS Talents und Könnens Smetana unterlegenen Komponisten weiß man, daß er, 1834 in Prag geboren, daselbst als Flöten- virtuos und Lehrer am Kvnseivatorium gewirkt, sich in der Komposition von Liedern, Chören, Opern und schöpferisch beihäligt hat und 1874 in der Landes- irrenanstalt verstorben ist, von dem nämlichen Schick sal ereiO, welches dem Dasein Smetanas einen so grausigen Aus klang gab. Unter den Bühnenar beiten BlodekS erwies sich die kleine komische Oper „Im Brunnen", bis heute nur am tschechischen Theater aufgeführt, als die lebenskräftigste und in der That hat sie, wie man bei der Leipziger Dar stellung (am Sonntag) wahrnahm, manche Eigenschaften, welche diesen Erfolg ei klären und auch gegenüber unserem Publikum ziemlich sicherstellen dürsten In ihrem Textbuch verlangt sic allerdings ebensoviel Ge nügsamkeit vom Zuschauer als die Mehrzahl der Smetaiaschen Werke fordert. An die Sage vom Zauber der JohanniSnacht anknüpfend, umgiebt das Libretto seinen dürftigen komischen Kern mit allerlei stimmungsvollen Episoden und überläßt eS der Kunst des TonsetzerS, mit einer mannigfaltig reizenden und charakteristischen Ausmalung derselben den vollkommenen Mangel einer dramatischen Aktion und produktiven Komik ins Dunkel zu rücken. Dieser Ausgabe hat der Komponist in der Hauptsache auch glücklich ent sprochen, indem er feine Tonsprache mit frischer, ge sanglicher Melodik und leichtem Fluß der AuSdruckS- bewegungen dem einfachen Genrebild auS dem naiven Volkrtreiben harmonisch anpaßte. Seine Musik regelt Form und Ausdruck treu nach dem Charakter der Rationalliberaler, eia Freisinniger) wird gcmedet, daß nach vorläufiger Ermütelung »»4 natiooalliberale, 3»ü ftrifianig- demckralische Wahlmönner gewählt find. Ein Mandat scheint für die Ratio, alliberalrn in Gubm-Sorau gewonnen zu sei». Die freisinnige Bereinigung hat sich in Stettin be hauptet, dort sind sür Hr» Vrvmel 3«t W^himäuver, für Hr». Munckel nur lc gewählt; der Versuch der je« ist »tuen Volt« Partei den erstere» zu beseitigen, ist also ganz besonder« kläglich gescheitert. Die freisinnige Bolk-partei muß anscheiue, d da» Douda« von Po»» (wie übrigen» auch 188») noch in der Stichwahl gegen den sreikonservaliven Stegner verteidigen; die Entscheidung liegt in den Händen der Polen, d e sie vor fünf Jahren lür den Deutsch F-iisinn gaben, sonst sich gewöhnlich de» Botuw« enthielte». Beta Piet hat die freisinnige Bo-k^partei Wirtbade a. Breslau, wo »888 je ein Na.ionallibrraler, Freikonservativer und konservativer gewühlt war, scheint von den vereinigten Freisinnige» gewönne» zu se n. Für »ie Frrikvnservativen scheint in Erfurt de Wiede, wähl de« auch von den NationalNberalen unterstützten bi-heiigen Abg LucmS, den der Bund der Landwirte ver drängen wollte, gesichert; in der Stadt Erfurt sind für Hrn. Luc-ut LK3. sür den konservativ - agrarischen Gegner 23 Wahl männer gewählt Konservativer Besitzstand ist nach den vorliegenden Nachrichten behauptet (reipebive ein bisher freikonservative« Mandat gewonnen) in Ober- und in Riebe,brrnim, sowie in Sagan. Das Zentrum hat lne Bihauptung seiner Position in Köln u: d Liefild zu verzeichnen — Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt: Unter dem 30. Oktober: In Stettin wurde bei einem am 26. v. MtS. erkrankten Kinde Cholera nachgewiesen. In Warsow, Kreis Randow, und in Swinrmünde je ein tödlich verlaufener Krankheitsfall. In Stepenitz, Kreis Kamm'n, zwei Erkrankungen (davon eine tödlich). In Kratzwieck, Kreis Randow, und in Wollin je eine Erkrankung. In Neusalz a. O. verstarb auf einem Flußfahrzeuge eine aus Stettin gekommene Sch'ffersfrau. Aus Havelberg sind seit der Mitteilung vom 27. v MtS. weitere 4 Fälle gemeldet worden. In Neuenzcll bei Hohensaathen, Kreis Königsberg i. d. Ncumark, ein tödlicher Krankheitsfall, in Potsdam eine Neuer krar kung — Unter dem 31. Oktober: In Tilsit eine Neu- erkrankung. In Stettin wurde bei 3 am 26. und 27. Oktober erkrankten Kindern Cholera nachgewiesen; von den früher Erkrankten ist l gestorben. Eine in Niederfinow, Kreis Angermünde, erkrankte und in das Krankenhaus zu Eberswa d: übergeführte Person ist an Cholera gestorben. In Mögelin, Kreis West- Havelland, eine Erkrankung mit tödlichem Au-gang. Potsdam, 30. Oktober. Am Sonntag nachmittag erkrankte der Schuhmacher Kunze und wurde nach dem städtischen Krankenhause gebracht Die in Berlin vorgenommene bakteriologische Untersuchung ergab Obolerw usintieu. In derselben Straße, m welcher sich die Wohnung des Erkrankten befindet, hat sich auch der erste von hier gemeldete Lholerafall er eignet. Stettin, 30. Oktober. Vom 26. bis 27. d. Mts. sind 3 Personen an Cholera erkrankt, heute ist eine Person gestorben. München, 31. Oktober. In der Kammer der Abgeordneten erklärte gestern bei der Fortsetzung der Beratung über das Budget de- Auswärtigen Ministerpräsident v. Crailsheim gegenüber einer Äußerung Orterers: Tie Staalsregierung sei zwar In von unterrichte' gewesen, daß in Volksversammlungen gegen die Militärvorlage Stellung genommen worden sei, sie habe aber nicht voraussehen können, wie das Votum des Reichstages auSfallen werde: Der Mili tarismus der Regierungen besteht einfach darin, daß sie die jenige Stärke der Armee und diejenigen militärischen Einrich tungen zu besitzen wünschen, welche sie für notwendig halten, um den Frieden zu sichern und eventuell einen feindlichen An griff mit Erfolg abzuwehren. Das Deutsche Reich könne un möglich mit der Abrüstung vorangrhen. Die bayerische Regie rung könne hinsichtlich des noch ungewissen und unbekannten russischen Handelsvertrags keinerlei Engagements eingehen. Die Stellung Bayerns und der anderen Einzelstaaten innerhalb deS Reiches sei keineswegs bedroht. Man wisse in Berlin zu gut, daß die sicherste Stütze der Reiches die Sympathien der Souve räne des Riiches sind, welche gewährleistet nur dann sind, wenn unter dem Schutze des Reiches die Einzelstaatcn ihre Selbst ständigkeit bewahren und ihre Eigenart pflegen können. Kriegsminister v. Asch erklärte, die politische Agitation innerhalb der Militärwerkstätten sei verboten. Er enthalte sich jeder Einwirkung aus die Militärgerichte. Das jetzige bayerische Militärgerichtsveisahren räume dem Vorsitzenden eineunwürdige Fignrantenrolle ein. Weitere Mängel der bayerischen Militär justiz seien die Notwendigkeit einer formalen Voruntersuchung bei den meisten Fällen, sowie daß das große Personal bei der weiten Entfernung kleinerer Garnisonen Extrakosten verursache. Die Gcschworenenfunktionen störten mannigfach den Militär dienst; im Kriege sei die Zusammensetzung eine« Militärgerichts schwierig. Die Öffentlichkeit im Prozesse Hofmeister sei dis- ziplinariter auszuschließen gewesen. Finanzminister v. Riedel betonte, er wolle keine Etats überschußwirtschaft angesichts der alsdann «„stürmenden An sprüche an die Staatskasse. Im weiteren legt der Minister Situation und der Personen und tritt ohne falsche pathetische Anwandlungen mit dem Aufwand der Ton- mittel an keiner Stelle in den Stil der großen Oper ein Immer melodiös, ungezwungen dahingleitend, klar und wohlklingend im vokalen und instiumen talen Satz, erfreut sie den Hörer vor allem als eine einheitliche, bescheidene und doch musikalisch geschickte und tüchtige Arbeit. Keine Nummer wirkt be deutend, aber fast jede trotz mancher unterlaufender Flachheiten munter und gefällig. Das nationale Ton- elcmert zeigt sich nirgend- vordringlich und zum Selbstzweck erhoben; einige schärfer rythmisierte Volksmelodien sind insonderheit der komischen Figur des alten erfolglosen Freiers und mehreren Chören zu gute gekommen. Der Gesang ist überall der be stimmende Faktor und hierin wie in den einfach und übersichtlich mit Bevorzugung des Liedes disponlcrten Formen bekundet sich die alte gute Tradition, obwohl die einzelnen Scenen meist ohne scharfen Abschluß ernandec folgen. Den besten Teil der Oper bilden die Johannisnachtscenen, aus denen sich ein zart kolo rierter selbständiger Jnstrumentalsatz (Andante b'is-llur) mit poetischem Eindruck herauslöst; nur eine Chor- stelle, massig wie ein revolutionäres Freiheitslied, entfällt der Stimmung. Zwei Duosätze machen sich durch ihren liebenswürdigen warmen EmpfindungSgehalt geltend. Die Aufnahme dcS trefflich und in den Chörau« - führungen besonder« lobenswert dargestellten Werkes der seiner ersten deutschen Hörerschaft war sehr günstig und anerkennend für daS rasche Vorgehen der Theater- leitung Dieses Ergebnis wird vielleicht andere Bühnen zu einer baldigen Nachfolge bestimmen und feinen im Finanzausschüsse gegebenen Aufschluß über da» Reich«, steuerresormprojekt dar. In der heutigen Sitzung, in welcher die Fort» sehung der Beratung über den Etat erfolgte, sprach wrederum der Ministerpräsident v Crailsheim. Er b-zeichaete die vebauptuny de« Abg v Vollmar, daß man von einem Anfänge der Sozialreform noch nicht sprechen könne als falsch. Die Schaffung der Kranken, Alters, und JnvaliditätSversicherungSgesetze fände eine zunthmende «un- tenvuug der Beteiligten, und der Abg. v Vollmar hab- e« unterlassen, anzugeben, worin die g wünscht, n Reformen im Verkehrswesen b.steh n sollten, über den Militarismus sei eine Eint, ung mit den Sozialisten unmöglich. Ein impera ive« Mandat sür die Verirrter Boyern« im BundeSrate sei unthun- lich sowohl au« Zweckmäßig keil-gründen, al» auch wegen del beständigen Tagens de« BundeSrateS und wegen der llawög- liä-kei«, all- BeralungSgegenstäade vorhersehen zu könne». Die beste Garantie sür den boyerischen Einfluß im Bundetrate bleibe ein gutes Einvernehmen mit den anderen Bundecstaaren. Der Minister de« Innern Frhr. v. Feilitzsch gab die Erklärung ab, daß er dere r sei, zu e uer Vereinfachung der Verwaltung der ReichSversicherungSgesetze die Hand zu bieten, eine Zentralisierung der Verwaltung set jedoch undurchsührbar. D-m Anträge Keller gegenüber, welcher die Aushebung oder Ablösung der Befreiung der StandeSherren von der Kommuaal- steuer, von Quartier- und anderen Lasten bezweckt, verhalte er sich abwartend Der Minister erwähnt ferner, daß die Zahl der Fibrrkinspektrren bereits verwehrt sei, und daß Wünsche auf eine weitere Veimehrurg der Fabrikmspekioren bither nicht an die bayerische Regierung gelangt wären. Die Fabrkivspek- toren mit Exekuiivdefuqn ssen auszrstalten, sei nicht angännltch Da- Recht der Frauen aus Beteiligung an öffentlichen Ber sammlungen würde auch vom Siaat-rechi-lehrer Poe-el, sowie durch die oberstrichtetttchrn Erkenntnisse von 187S/77 bestritten. Wenn die Sozialisten die Gesetzmäßigkeit des ^orgeher« der Regierung kritisierten, so sollten sie doch eist im eigenen Hause die Gesetzmäßigkeit Herstellen. Wien, 31. Oktober. Se. Majestät der Kaiser empfipg gestern rach 12 Uhr den Präsidenten deS Abgeordnetenhauses, v. Chlumecky, sowie die Ob männer der drei großen Klub-, Graf Hohenwart, v JaworSky und vr. Plener, jeden in besonderer Audienz; am Nachmittag empfing sodann der Kaiser auch die Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses, Kalhrein, Madeyski, jeden in besonderer Audienz. — Heute vormittag hat Se. Majestät der Kaiser den Ministerpräsidenten, Grafen Taaffe, in einstündiger Audienz empfangen. — In den fortgesetzten Be sprechungen der Parteiführer der drei großen Klubs wird, wie daS „Fremdenblatt" meldet, der Ge danke festgehalten, daß, falls der Kaiser eine Per ön- lichkeit ermächtigen sollte, ein Koalition-kabinett zu bilden, alle drei großen Parteien durch ausgesprochen politische und gleichwertige Persönlichkeiten im Mini- sterium vertreten sein sollen. Auch die Grundzüge deS Arbeitsprogramms für eine eventuelle Koalitions majorität seien bereits festgestellt Als Grundlage er scheine die letzte Thronrede, welche die Parteien zur Zurückstellung der nationalen und sonstigen Sonder ansprüche auffordert und zur gemeinsamen wirtschaft lichen Thätigkett einladet Bezüglich der wichtigsten, in der Schwebe befindlichen Gesetzvorlagen sei eine Einigung dahin erzielt, daß die drei Parteien den Ausnahmezustand in Prag genehmigen und über das Landwehrgesetz sogleich abstimmen. Ferner wild die Fortführung der Steuerreform in das ArbeitSpro- gramm ausgenommen. Schließlich soll dem Hause baldmöglichst eine Vorlage unterbreitet werden, welche eine Erweiterung des Wahlrechtes unter Beibehaltung deS Prinzips der Interessenvertretung zum Inhalte haben wird. Pari-, 30. Oktober. Der Kriegsminister General Loizillon traf gestern früh in Lune- ville ein, um der Einweihung des Denkmals sür General Lasalle beizuwohnen. Er wurde am Bahnhof von den Spitzen der Behörden empfangen und begab sich nach der Unterpräfektur, wo offizielle Empfänge stattfanden und ihm ein Ehrenwein gereicht wurde. Um 11 Uhr vormittags erfolgte dann die Enthüllung. ES nahmen an dieser Feierlichkeit außer dem Minister die städtischen Behörden, der Präfekt deS Departements Meurthe et Moselle, der Präsident des Generalrats, verschiedene Generäle und Vereine, sowie die Familie des Generals Lasalle teil. Als die Hülle fiel, wurde die Marseillaise gespielt und der Kriegsminister hielt eine Ansprache, worin er die Verdienste Lasalles um die Armee pries und ihn als glänzendes Beispiel eines tapferen Soldaten hinstellte. Der Bürgermeister von Luneville wies darauf hin, daß das Denkmal ,.in dieser Grenzstadt an dem rich tigen Platze stehe." Nach der Enthüllungsfeierlichkeit fand ein Festessen statt, wobei General Loizillon daS Hoch auf den Präsidenten auSbrachte. Der Minister reiste am Nachmittag wieder ab. — Gestern morgen fand in Lyon in Gegenwart sämtlicher Civil- und Militärbehörden deS Departements d'e Einweihung man kann erwarten, daß vre Oper erne gute Wirkung namentlich da nicht versagen wird, wo im Publikum da- Bedürfnis rege ist, sich auS dem Wogcn- gang der realistischen Tragödien Jungitaliens ein mal auf da- stille Eiland eines freundlichen Sing spiels zu retten -p- Konzert. Miß Abbie Warendorph, die sich am Montag in einem eigenen Konzert erstmals der Öffentlichkeit vorstellte, hat mit ihren Leistungen keinen künstlerischen Erfolg gewonnen. Obwohl größte Be fangenheit die junge Sängerin an der leichten und vollen Entfaltung ihrer Mittel und Fähigkeiten hin derte, ward doch rasch deutlich, daß ihre Sopran stimme zwar in der Höhe einige kräftige Töne und einen angenehmen Pianoklang der besonders geübten Kopftöne hat, in mittlerer und tiefer Lage aber ohne alle Fülle ist und oft nur unsicher ansprichr. In der KoloraturanSführung gelingen der Sängerin Triller und Staccati am besten, ihrem Vortrag fehlt noch Sicherheit und alles Temperament. Miß Waren dorph sang die große Arie Konstanzes aus der „Ent führung", hier durch die Ängstlichkeit zu bedenklichsten Jn- tonationSschwaukungen geführt, die Bravourvariationen von Mozat-Adam, in Einzelheiten sehr hübsch, und zum Schluß den Straußschen Walzer „FrühlingS- stimmen", dessen ansprechende Wiikung von einer graziös pointierten Ausführung voll Verve und feinstem Geschmack abhängig ist. Die kleine Flötrn- paitie in dem Variationenstück blieS Hr. Kammer virtuos Bauer höchst trefflich. Tie Konzertgeberia unterstützte Hr. Frhr. v. Liliencron vorteilhaft für die künstlerische Physiognomie de- Mufikabends eine« Den! MN Edum Oberst Denf von Belfort Kockel, der schmückt ist, fort tragen, lugt ein K binch den ei vor dem Den stier abgel hikseS Ortel Ueibesehl Freischärler ßscht Anspr Ihatsache w die Republ Dijon wu fallenen im dortigen Kr ter Stadt e * Pari zeichnete de ches die Ko meiden. — Kredit von und beschloß Streiks be Vergehen z: teilung o Blättern al big begrüßt gegnen ein< daß der Z< schäft an d< weis liest re . als ein soll Gesühlen ! betrachte. Bündnisses, die dieses r da- Anden seinem Zus sind bloß zahlreich l gegen Frai ! reise des folgte vorg gedungen Ter,.Davi t Russen bis I derAvellan ! Seemeilen inch Toul Abschluß d — Gegen; über die 8 „Agerce H werde, neu welche Jta dem Tage Menge bei Scheidemü Lieferung bezahlt se gegangene; ehemaligen Bormarsch Zwei and vorrücken. Tie Übers Rom, gehende 21 liche Schä und dem Marchese Giolitti schon früh in der d Bezug ar samten P gestalten von oppc zwischen ' ungsversch Kabinett s I Regierung I sichert vn I Kabinetts Ai»»»«»»»»»» I rn i'e > I ihm bca.t I stimnuu'g I als ein § I seinem m I lich in de I Gewerbch I gleitungs, I und ausd I scher Stü I Pittrich st Oeffer I Verein f I I)r. Laui I kanat E I Jahrlauser I diele der i! I der Stecke I Delvenau I wurde § I ungcn, iw I schon lang I Jahre abg I Lübeck sen I Seeschiffah I Linien vor I von 1777 I der jedoch I gestaltete, W Seeverkehr I unerfüllt I nur die V I lenkte ma I düng eine I auch aus