Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-13
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 13.11.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1817 Dresdner Nachrichten vom 13. November. * Der Eröffnung des Landtages wird ein feierlicher Gottesdienst in der evangelischen Hof- lirche vorangehen, der vormittag- 9 Uhr fernen Anfang nimmt und auch für die Gemeinde be stimmt ist. * Die Verhaftung deS vr Gradnauer und dessen später erfolgte Wiederentlassung ohne Verurteilung beschäftigt einzelne Zeitungen sehr lebhaft. Diese Zeitungen knüpfen an die Erzählung des Falles Be trachtungen über die Militärgerichtsbarkeit, wünschen Aufklärung über die Berechtigung ver Militärbehörden zur Untersuchung u. s. w, so daß die Leser jener Zeitungen zu der Ansicht kommen müssen, es sei gegen die gesetzlichen Bestimmungen verfahren worden. Tie Sache liegt jedoch ziemlich einfach, vr. Gradnauer war als Unteroffizier det Beurlaubten- standeS zu einer Übung in Zittau eingezogen. Nach seiner Entlassung von derselben stellte er über sein Verhalten als Soldat die Behauptung auf, sozial- denn statische Agitation bei der Truppe während seiner Einziehung getrieben zu haben, ein Vergehen, welche- ihn auf Grund des bestehenden MrlitärstrasgesetzeS straffällig machte. Da- betreffende Militärgericht leitete infolgedessen in Ausübung der ihm obliegen den Pflichten und als ausschließlich zuständige Ge richtsbehörde die Untersuchung ein. Nachdem bei dieser Untersuchung sich herauSgestellt, daß die Selbst- deichuldigungen des V,. Gradnauer unrichtig waren, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Durch das Verfahren des vr. Gradnauer ist er zielt worden, daß viel von ihm gesprochen worden ist, und to»st woblaesinnte Zeitungen haben wesentlich Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Verwaltung der König! Sächsischen Staat-« bahnen sind ernannt worden: Heinrich Ai raß und Friedrich Suftust Krieger, zeither Burrouasfistenlen, al-Bttrieb-sekretäi« in Dresden; Friedrich Otto sehnig, zeither Station-assiftent II. kl., als StationSassislen» I. kl in Döbel»; Friedrich Iuliu« Pilze, seither EzpeduionShilfrarbeiter, al« Bureauassislent in Leipzig; Robert Richard »ünz und Wilhelm Heinrich Otto Lchuster, zeither Expedüion-Hilssarl etter, al« Vureauassiftrnten in Dresden; Maximilian Konstantin Böhme und Iuliu- Richard Kühlemann, zeither Exp<diiiooShilsSarbeiter, al- Siationsassiftenten H. Kl. in Dresden-A. und Dresden-Fr ; Lwil Bernhard Hagert, »ustav Adols Meyer, Johann Friedrich Roth, zeither Expedilionshilssarbeiter und Albin Hermann Schöne, zeither Dlätist, al-StationSasststenten II. kl. m Gera, WittgenSdors, Rautenkranz und Zittau; Johann Wilhelm Knops, zeither Bahnmeisterasststeat, als Bahnmeister; Johann Loui- Frenzel, Karl «uslav Schwerdtner und Karl Heinrich Voigt, zeither Schaffner, al- Oberschaffner. Bei der Poftverwaltung sind ernannt worden: Iuliu- Joseph Ruppel, seither Popdirektor beim Poftamte 6 in Dresden, al- Postdireltor beim Postamte S in Dresden, Victor Hugo Reichert, seither Postdireltor beim Popamte S in Dresden, «IS Postdireltor beim Postamte S in Dresden, Theodor Franz Sloi« krause, seither Postverwalter in Bernstadt, a>S Postverwaltcr in Deutjchenbora, Paul Bustad Brückner und »rast Hermann Rebsch, seither PoslanwLrter, als Postassi- stente» im Bezirke der Kaiser! Oberpopdirektion zu Dresden. Forst Verwaltung. Der seitherige Förstrrkandidat Friedrich LouiS Lader ist zum Förster und HilfSbcamten aus Rückerswalder Revier im Forstbrzirke Marienberg ernannt und der seitherige HilfSbeamte auf diesem Reviere, Förster Franz Richard Rentzsch, in gleicher Eigenschaft auf da- kreier Revier im Forstbrzirke Moritzburg versetzt worden. ung, mit welcher sich hier noch eine nach den voran- gegangenen Sätzen überraschende Fadheit der Har monik und der Instrumentation verbindet. DaS Stück tritt in ausfälliger Weise au- der Stimmung und dem Rahmen des Ganzen hcrauS. Da- Finale von Michael Haydn, durch Otto Schmidt aufgefunden und revidiert, ist ein leicht fugierter Satz von raschem Fluß der Entwickelung und von frisch ansprechender Wirkung. Beide Kompositionen wurden von der Kapelle lobenswert gespielt Im Programm deS Konzerts, dessen Kern die O-moN - Symphonie Beethovens ausmachte, standen u. a. noch Smetana- glänzend instrumentierte und vor allem durch hohen Reiz der poetischen Stimmung fesselnde Ouvertüre zur Oper ,Fibuffa", sowie daS in großen Zügen temperamentvoll au-geführte Charakterbild „Antonius und Kleopatra" von Rubinstein. thun. Da nun die spanische Politik den größten Verl darauf legt, möglichst durch da» Eingreifen deS Sultan- die benötigte Gevugthuung zu erlangen, so haben die Truppen in Melilla strenge Weisung, sich jeder offensiven Bewegung, welche unausbleiblich zur Ueberschreitung der Grenze führen müßte, zu ent halten. Daraus erwächst den Truppen allerdings eine höchst unbequeme Lage, die auch nicht auf unbestimmte Zeit aufrecht erhalten werden kann. Nicht die Über legenheit der Kabylen, sondern die Rücksichtnahme auf allgemeine politische Erwägungen ist es, welche den spanischen Militär- einstweilen da- passive Au-Harren zur Pflicht macht. Umsoweniger wird die Politik des Sultans der Notwendigkeit einer raschen und energi schen Einwirkung auf da- unbotmäßige Treiben der Riskabylen sich verschließen dürfen, da auch die Lang mut des Madrider Kabinetts schließlich an der zwin genden Macht der Verhältnisse ihre Grenze findet und er auf den Weg der Selbsthilfe drängen muß, wenn hie Hoffnung auf da- korrekte Handeln de» Sultan», in Gemäßheit de- Vertrage- von Wad-RaS, sich al- irügrrisch herausstellen sollte. Oprrnmufik. Die vieroktige historische Oper „Die Medici", Text und Musik von Leoncavallo hat bei ihrer ersten Aufführung in Mailand einen ehrlichen großen Erfolg gehabt. Diese- Werk ist der erste Teil einet von dem Verfasser geplanten Trilogie und behandelt die Schicksale de« Lorenzo Medici und seine» ritterlichen Bruder« Giulrano. (Der zweite Teil wird dem kühne« Reformator Savonarola, der dritte Cesar Borgia auf die Bühne bringen) Daß den nationalen Italiener jene ge waltige geistige Bewegung am Ende de« Mittelalter« und »u Beginn der Neuzeit mächtig anzog, ist begreiflich; er- naunlich ist aber, mit welchem mühevollen Fleiß Leonca vallo allen für seine Zwecke notwendige« Stoff au« den Bibliotheken zusammengetragen hat, und anerkennenswert ist, mrt welcher Kraft und warmen Empfindung er schließlich sein Matenal lebendig gemacht hat Dir Ler- dazu beigetrageu. Zu einem Angriff gegen die Militär gerichtsbarkeit ist dle Angelegenheit aber gar nicht ge eignet, denn in einem ähnlichen Falle würde auch bei der außermilitärischen Gerichtsbarkeit die Untersuchung haben eingeleitet werden müssen, sobald beg, anderer Verdacht zu dem Vorhandensein einer strafrechtlich be drohten Handlung vorlag. - w Der letzte der aufeinanderfolgenden, vom „Prome theus" veranstalteten Vorträge in der Philharmonie, welcher von vr. M Wilhelm Meyer, Direktor der „Urania" in Berlin, gehalten wurde, war so außerordentlich zahlreich besucht, daß Saal und Losen fast überfüllt waren und eine große Anzahl von Personen, die noch Einlaß begehrten, an der Kaffe zurückgewiefin werden mußte Der Vortrag behandelte „Eigene Erlebnisse auf einer Reise durch den Ncllowstonepark in Nordamerika bi» zum Großen Ozean". Der klare und anregende, gelegentlich humorvolle, dann wieder wissenschaftlich belehrend« Vor« trag vereinigte sich mit der Vorführung gut gewählter und vorzüglich ausgefuhrter ProjrktionSbilder zu einer ebenso genußreichen wie fruchtbringend-« Darbietung, für welche dem Redner wiederholt der Dank der Versammlung durch lebhaftesten Beifall bezeugt wurde. Der Vortrag behan delte eine Reise von der Abfahrt au« Bremerhaven nach New-Kork über die Niagarafälle und Chicago nach dem Wunderland« de« Nationalpark«« im G«biete de« U^Uow- stonefluffe» im Staate Wyoming in Nordamerika mit seinen heißen Quellen, Geisern, natürlichen Bädern, Schlammvulkanen und Seen. Daneben kam auch das Leben auf dem Schiffe, auf den Eisenbahnstationen Amerika«, in den Städten und manche« andere, wa« die Reise an Interessantem bot, in bunter Folge zur Darstellung und Erläuterung. * Am vergangenen Sonnabend hielt hierselbst Frau Helene Wagner ihren ersten Rezitationsabcnd ab, zu dem sich eine sehr zahlreiche Versammlung ein gefunden hatte. Den ersten Teil de« Programm« füllte der Vortrag der Dichtung von Carmen Sylva ,,Jehcva", in welcher der „ewige Jude" Ahasveru« al» Typus de» Zweifel» ge schildert wird. Der an Gott Zweifelnde, der nicht eher sterben kann, bi« er Jehova gefunden, sucht ihn ver geblich im Kampf, in der Liebe, im Reichtum, in der Kunst u. s w , bi» er ihn endlich in dem wunderbaren Walten und Leben der Natur findet und unter dem Rufe „Gott ist ewig Werden" au» der Welt scheidet Frau Wagner, die da» hohe, Anforderungen an die Rezitations kunst stellende Dichtwerk frei vortrug, rechtfertigte von neuem das Interesse, da» man auch in unserer Stadt den tüchtigen Leistungen der Künstlerin entgegenbringt. Die Versammlung folgte mit lebhafter Teilnahme dem Vor trage de« infolge seine« allzuweit ausgesponnenen Inhalt» für Rezitationsabende nicht gut geeigneten, epischen Werke», das in seiner trefflichen Wiedergabe durch die Künstlerin trotzdem die Aufmerksamkeit der Zuhörer dauernd zu fesseln, im stanve war Im zweiten, dem Humor gewidmeten Teile trug Frau Wagner verschiedene kleinere Werke vor, unter denen ganz besonder» „Ein seltsamer Wunsch" von Friedr Kramer und der „Obapaau daqus" von P v. Schöntban hervorgehoben zu werden verdienen. — Am nächsten Sonnabend findet der zweite Rezitationsabend statt, der — nach dem Erfolge des ersten zu schließen — gewiß abermals zahlreiche Freunde der Deklamations kunst zusammenführen wird. — X. Der gestern abend vom Neu- und Anton städter Turnverein im Neustädter Gesellschaft-Hause veranstaltete Familienabend war außerordentlich zahl reich besucht und von jenem fröhlichen Gerste getragen, der alle Veranstaltungen diese« VeremS kennzeichnet. Ein reichhaltige«, mannigfache Abwechslung bietendes Programm, juwmn cvgcseyt au» Instrumental« und Vokalkonzert, Solo gesängen, Zithervorträgen, komischen Scenen, turnerischen Vorführungen und Zigeunertänzen, unterhielt die Ver sammlung auf da« Angenehmste Nach einem Jnstru- mentalvortrag der Kapelle des I. FeldarfillerieregimentS begrüßte das TurnratSmitglied Hr. Lauk die Anwesenden mit einer in einem dreimaligen „Gut Heil" ausklingenden Ansprache Durchaus anerkennenswerte Leistungen bot die VereinSsängei schäft, welche unter Leitung des Hrn Anger mann einige Lieder von F. M. Böhme, H Jüngst und Handwerg zum Vortrag brachte. Mit einer Mozartschen Caoatine und dem Vortrage von Liedern von Grieg und Heimann erfreute die Konzert- und Oratorien« sängerin Frl. Lippisch die Versammlung Frl. Lippisch gab von neuem einen erfreulichen Beweis ihrer künstlerischen Befähigung; sie wurde durch reichen Beifall ausgezeichnet, der sie zu mehreren Zugaben veranlaßte. DeS weiteren kug Hr Konzertsänger Seiler einige Tenorsoli sehr lobenswert vor Die Klavierbegleit ung der Solostücke führte Hr. Angermann befriedigend au«. Die Zithervorträge hatte da« Mitglied Hr Musik- lehrer Schiffel übernommen, der seiner Aufgabe in dankevG- werter Weise gerecht wurde Hervorragende Leistungen boten die Vorturner am Reck Die humoristischen Vor führungen der Sattlerschen Damenkapelle und die Zigeuner- tänze fanden gleichfalls ungeteilte Anerkennung. Ein belebter Ball bildete den Abschluß der Festlichkeit. * Die „Landsmannschaft Erzgebirger und Vogt länder" in Dresden, Zweigverein deS unter dem Schutze Sr. König! Hoheit d«S Prinzen Georg stehenden SrzaebirgS- verein», hält am nächsten Sonntag im Musen Hause einen Familienabend ab, bestehend m Konzert, Thealcr und Ball De, Reinertrag dieser festlichen Veranstaltung, deren Anfang auf 7 Uhr abend« festgesetzt ist, soll zu WohlthätigkeitSzwecken Verwendung finden. * Vergangenen Sonnabend hielt der Verein „Volks- wohl" im Tivolisaale seinen 45. VolkSunterhaltungS« abend ab, zu welchem sich eine sehr zahlreiche Zuhörer« schäft eingefunden hatte Den Hauptteil des Abend« nahm der unseren Zeitverhältnissen Rechnung tragende Vortrag de« Hrn Geh Regierungsrat Prof. Vr Böhmert in An spruch, der über das Thema sprach: „Wie kann jeder mann Volksbildung und Freude am Leben fördern". Der Vortragende erörterte, Laß Bildung nicht gleichbedeutend mit Wissenschaft fei, daß vielmehr zum Begriffe. Bildung nicht allein eine Ausspeicherung von Kennt nissen wissenschaftlicher Art gehöre, sondern daß sich dem Wissen auch das Können, die Schulung de» Geiste», Körper» und Gemütes zugesellen müsse. Hieraus ergiebt sich, daß die wahre Bildung hinsichtlich der Wissenschaft und de» Können» wohl verschiedener Art, immer aber mit guten Charakter- und Gemütse,genschaffen ge paart sein muß. Der Bildungsbegriff legt großen Wert auf Takt, Zartgefühl, Menschenliebe, Gemütstiefe, Ge wissenhaftigkeit, Sittlichkeit, Freude an der Arbeit und am Frohsinn und Wohlergehen der Mitmenschen Diesen Anforderungen vermag jeder Mensch zu genügen, gleichviel, ob er Kopf oder Handarbeiter ist. Dadurch nun, daß sich jedermann selbst bildet und diese Bildung auf seine Um« aebung überträgt, kann er zur Verallgemeinerung der Volksbildung beitragen. In j dem Menschen ist da« Streben nach Wissen und Können, das Verlangen nach Wahrheit, die Sehnsucht nach Seelenfrieden vorhanden ES sei daher jeder Mensch bestrebt, durch Gesinnungs reinheit, ernstes Streben, selbstlose Liebe, Gewissenhaftigkeit, Arbeitsfreudigkeit sein Urteil, überhaupt seine Geiste»- und Körperkräfte zu stählen, Selbständigkeit im Denken, Beob achten und Schaffen zu erringen, seine Thätigkeit im Kampfe um» Dafein fruchtbringend zu machen. Dies ver langt das Volkswohl, das herbeizusühren jeder Mensch beizutragen berufen ist. Hauptsache ist allerdings die Her beiführung größerer Duldsamkeit gegen Andersdenkende, daS Ertragen von Widerspruch und die Erörterung durch gegenseitigen, verständigen, ruhigen Meinungsaustausch Eng mit der Volksbildung hängt die Mithilfe zur Ver breitung der Freude am Leben zusammen. Wohl regen äußere Eindrücke — z B die Schönheit der Natur, liebenswürdige Geselligkeit, HauS- und Familienglück — zur Freude am Leben an, doch vertieft sich dieselbe erst durch die inneren Lebensfreuden, durch Frohsinn, Zufriedenheit, Gottvertrauen, Seelenfrieden und gegenseitigen Austausch der inneren Charakter- und Gemütsschätze. Auch in der dürftigsten Hütte kann durch Genügsamkeit, Freundlichkeit, Teilnahme und liebevolle Fürsorge Sonnenschein der Lebensfreude, segensreicher Frieden herrschen Nicht Geld und Gut ist es, auf die sich die Freude am Leben gründet, obschon nicht verkannt werden darf, daß geordnete volks wirtschaftliche Verhältnisse dazu gehören; Lust an der Arbeit, die ein Gottessegen ist, hilft dazu. Es darf nicht unerörtert bleiben, daß unsere allgemeine Lebenshaltung eine bessere geworden ist. Die Arbeitslosigkeit ist für den Arbeitsfreudigen stets nur eine vorübergehende; die Statistik beweist dies durch Zahlen am sichersten. Die Zahl der Steuer zahler in Sachsen hat sich von 1879 bi» 1892 von 1088 000 auf 1 443 712 gehoben. Bi« zu 800 M Einkommen besaßen 1879: 830456, 1892: 953 360, bi« zu 3300 M. 1879: 227839, 1892: 439 948. di« zu 9600 M 24 414 (1879 ) oeqen 36 841 (1892), endlich über 9600 M. nahmen ein: 1879: 5293, 1892: 11138. Der Zinsfuß ist erheblich zurückgegangen, die Löhne sind gestiegen, e« trat die Fürsorge in Unfall, Krankheit, Aller und Invalidität ein, die Lebensbedingungen sind bessere geworden Die stetigen Verbesserungen sind geeignet und berufen, Versöhnung in der waltenden Zeit de« Sturmes und Drange« herbeizusühren. Fürsorge für Ausbildung von Kindern, Lehrlingen, Erwachsenen, für Volkserholung sind Mitarbeiter zur Ausbreitung der Freude am Dasein Jeder einzelne vermag aber durch Mitteilung seiner natür lichen Gaben an seine Umgebung dre allgemeine Freude am Leben zu erhöhen, da, wo sie fehlt, zu stützen, zu er wecken. Auch der Verein NolkSwohl ist ein ernster Helfer, ihm gilt es, Lust am Leben durch Freude an Bildung von Geist und Gemüt zu erwecken und zu pflegen bei allen, die sich ihm anschließen, ohne Unterschied der politischen orer konfessionellen Richtung, Herzens- und GemütSbildung zu pflegen, Klassenstolz und Klassenhaß zu überwinden Alle Menschen haben die Aufgabe, sich dem anerkannten Lebensgesetz unterzuordncu, sich gegenseitig in brüderlicher und schwesterlicher Gesinnung zu dienen, im Mitteilen selbst zu gewinnen, die Lust am Leben mitherbeiführen zu helfen —Mit gespanntester Aufmerksamkeit war der große Zuhörer kreis dem Vorträge gefolgt und bestätigte das volle Ver ständnis de« Inhalt« durch lebhaften Beifall. Verschiedene musikalische Vorträge füllten im übrigen das Programm de- Abends Der Männergesangverein „Germania" (Dir. Kapellmeister Saupe) und die Familie Rau erfreuten durch zahlreiche Chor-, Quartett- und Solovorträze, welche den in sozialpolitischer und volkswirtschaftlicher Beziehung wich tigen Vortrag umrahmten. schwörung der Pazzi bietet dem bühnenkundigen Autor Gelegenheit »u einer Folge dramatisch wirksamer Situationen Auf der Jagd begriffen, trifft Giuliano mit Simonetta zusammen und faßt rasche Liebe zu der Ärmft«, di« den Keim unheilbarer Krankheit in sich trägt Vrrzweiftlnd stürzt Simonetta in den Trubel de« Maien- feste» (zweiter Akt) und bricht dort ohnmächtig zusammen, aber sie war doch in de» Geliebten Nähe Lorenzo pflegte, wie die Chroniken berichten, in Begleitung seine« BruoerS sich bei festlichen Gelegenheiten unter dar Volk zu mischen, um seine Volkstümlichkeit zu stärken. Er sang dann mit umherziehenden Slraßensängern um die Wette. Um eine derartige Scene sind die Ereignisse de» zweiten Akte« gruppiert. Giuliano, welcher der armen Kranken nur noch Mitleid zollt, wendet sich mit seiner Neigung zu Fioretta. Der Versuch, ihn im Zimmer der letzteren zu morden, scheitert an Simonettas Eingreifen; sie hat den Plan der Verschworenen erlauscht, dringt in das Zimmer Frorettas und stürzt hier tot zu Boden, ohne die Warnung ganz aus gesprochen zu haben. Montesecco, der Mörder aber giebt im Augenblick seinen Plan auf. Der Schlußakt bringt inrafcherEnt- wickelung der Katastrophe, die sich am 26. April 1478 im Dome von Florenz zutrug: Giuliano erliegt dem Dolch der Verschworenen, aber das Volk ruft Lorenzo zum Herrscher au» . . . über die Musik wird dem „B. T." geschrieben: Fröhliche Jagdfansaren leiten den ersten Akt «in, daran schließt sich ein kurzer Satz, von Geigen und Holzbläsern ausgesührt, der die Stunmung der Wald- ibylle malt Die im üblichen ariosen Recitativ vorgebrachten politschen EorgenGiuliano« suchtPolizeano ui zerstreuen; ersterer antwortet »hm in einem Andante von geschloffener melodischer Form, einem Stück, da» den wärmsten Beifall der Hörer fand. S«hr fein malt da» Orchester den Auftritt der Simonetta mit ihrer Freundin Fioretta. Da« Andante der ersteren ist interessant erfunden und melodisch reizvoll Da« Liebesduett ist voll leidenschaftlichen Au»druck« sehr wirksam gestaltet. Der zweite Akt stellt nicht nur dem Talent, sondern auch dem mühevollen Fleiß de» Tondichters ein glänzendes Zeugnis aus. Nicht in den effektvoll kompo nierten Liedern de« Lorenzo liegt der alleinige Wert der Musik an dieser Stelle, sondern die auf Grund emsiger Forschungen den Tanzliedern der Renaisiancezeit mit großem Geschick in ihrer Melodik und eigentümlich harten, nach unserem heutigen Empfinden etwas mageren Har monik angepaßten Rythmen fesseln unser Interesse im höchsten Grade Neben einen Tanzliede, welches, irre ich nicht, im Original der Florentiner Bibliothek die Jahres zahl 1500 trägt, fesselte eine sehr gelungene Imitation jener Blumen lieber de« 15. Jahrhunderts, Ritornelle ge nannt, unsere Aufmerksamkeit schon im ersten Akte. Der Kom ponist zeichnet so den Lokalton jener Zeit mit Originalfarben. In flüchtigem Allegretto stürzt sich Simonetta in da« Fest gewühl, um ihr Leid gewaltsam zu betäuben. Die Sing stimme führt in graziöser Melodik die Tanzweise au», während ängstlich pochende Triolen ter Begleitung an da» Schlagen des gequälten Herzens gemahnen. Der alle Augenblicke eintretende rythmische Wechsel charakterisiert die Fiebernde, kaum ihrer Sinne Mächtige, in ergreifender Weise Da« nachfolgende Liebesduett der Fioretta und de« Giuliano ist ebenfall« sehr effektvoll, doch erscheint die Scene nicht ganz glücklich plaziert nach all dem Vorher gegangenen Ein Kabinettsstück fener Instrumen tierung ist die Einleitung de« dritten Akte« Mit einfachen Mitteln und in klarer Tonsprache wird hier der Hintergrund gemalt, von dem sich die erschütternden Er eignisse, die in dem Tode der Simoneits ihren Ausgang finden, reliesartig abhebrn. Der den Akt einleitende musi kalisch außerordentlich treffsichere Monolog der Fioretta stellt enorm« Anforderungen an den Stimmumfang der Sängerin. Dann kommt der eigentliche Schuß in« Schwarze Die Bühne ist geteilt. Inmitten derselben auf der Gasse schmieden Montesecco und die Pazzi ihre Mordplän« Im Au» dem Polizeiberichte. Gefunden wurde'am 8 d. Pit«, vom Steinsetzer Gustav Präsel am Pferdebahn hofe in Blasewitz eine goldene Halskette nebst einem goldenen Anhängsel mit grüner und weißer Emaill«, Monogramm L. 6. und 6 Buchstaben versehen, am 9. d. Mt». m einem Briefkasten eine» Hauses auf der Lüttichau straße ein Brief mit zwei Banknoten, welcher irrtüm lich daselbst eingelegt worden, da tue Finderin nicht E« pfängerin, bez mit der gleichnamigen Adressatin nicht identisch ist, an demselben Tage von einem Oberst aus der Seestraße eine goldene Brosche in Form eines Epheu- blatteS mit einer weißen Perle, am 10. d MtS. von einer Kaufmannsehefrau aus der Amalienstraße eine goldene Damenremontoiruhr mit goldener Kette und Herz chen, an demselben Tage von einem Beamten auf der Freiberger Straße ein zweiräderiger Handwagen, an demselben Tage von dem Schulknaben Max Riechter auf der Hechtstraße ein Geldtäschchen mit über 12 M., am 12. d. Mt». von dem Steindrucker Gustav Schubert aus der Schloßstraße «in Geldtäschchen mit etwa 8 M. und an demselben Tage von einem Beamten aus der Ammonstraße ein Handwagen — Am Sonnabend hat sich ein auf der Ros« marmstraßewohnhafter43JahrealterHändlerauS unbekannter Veranlassung durch Erhängen den Tod gegeben. — Aus einer der neuen im Bau begriffenen Straßen in Neustadt stürzte am Sonnabend nachmittag ein Arbeiter mit seiner Karre in die 5 w tiefe Schleuse. Er erlitt äußere Kopfverletzungen, wahrscheinlich auch eine Gehirn erschütterung und wurde in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Seit gestern vormittag wird ein 78 Jahre alter, ein wenig geistesschwach gewordener, hier wohnhafter Herr vermißt. Derselbe ist von hagerer Gestalt und hat grauen Vollbart — Gegen Ende vorigen Monats hat ein unbekannter, legitimationsloser, vielleicht 23 dis 25 Jahre alter Mann, dessen Äußeres Vertrauen er weckte, in einem Neustädter Gasthause gegessen, ge trunken und gewohnt und ist frühzeitig, als er geweckt werden sollte, ohne Zahlung verschwunden gewesen. Der Zechpreller batte den ihm vorgelegten Fremdenmelde zettel mit „Paul Bernhardt, Techniker aus Chemnitz" au»- pefüllt Möglich ist, daß der Betrüger noch in anderen Gasthäusern auftritt. * Die Feuerwehr wurde heute nachmittag zwischen und H2 Uhr zweimal alarmiert und zwar zuerst nach der Zwickauer Straße, woselbst ein Pferd in eine Grube gestürzt war, und dann nach der Tharander Straße, wo in der Fabrik von Richard Hofmann Feuer entstanden war, welches aber, noch ehe es weiter Umsich greifen konnte, vom Personal gelöscht wurde * Lon Meyers Volksbüchern, einer Sammlung hervor ragende-Weffteswerk« aller Kulturnallonen seitens deS bibliographi schen Institut- Leipzig Wien, ist nunmehr das Ivov. Bändchen zur Ausgabe gelangt Lon Ler neuen Folge schließen sich UhlandS Dramatische Dichiungen (Nr. 973/974) an die früher gebotenen,,ü) dichte' Uhlandc ^Nr S.t 944,an. Nr97b97« bieten M. Peterlens dustigeS Märch.n: Die Irrlichter. — Lon dem gemütvollen Jugendschriftsteller Chr. v Schmid enthalten die Rummein 977,978 Genoveva, während die Nummern 97« 98» A. G. Eberhards liebliche Idylle: Hannchen und die Küchlern bringen. — B G v. StaSl Holstein, Deutschland. Aus dem Französischen (Nr. »8l »8ü I, 986/99" II) w rd noch heute hoch- geschäht wegen seiner kulturhisio ijch wcitvollen, geistreiche» Schilderung deutscher Sitten, Literatur, Philosophie und Künste. Ter amerikanische Humorist Mark Twain ist m Nr. 991 995 vertreten durch eine Reihe seiner wirkungsvollsten Skizzen, au- dem Englischen von H. Löwe Grnz besondere Hervorhebung verdient der Inhalt der Nummern 99K 993: Th Gyllembourg, Kon ad und Hanna, aus Lem Dänischen von M v Andechs — Nr 999 enthält Körners harmlos-lustige Posse: Die Gouverraate - Die JubrUumSnummer wog eröffnet mit einer sachkundigen Ausgabe des PatentgesezeS und oer Musteischutzgefitze de« Deutschen Riiches eine Reihe sür da» g>oße Publikum wertvoller Gesetzausgaben. Der b llige Preil und die gute Lu:Haltung der Mcyerlchen Volksbücher (jede Nummer kostet in handlichem Formal der gulem Druck aus gutem Papier, gehesie! und beschnitt n nur 1i- Pf ) werben der Sammlung täglich neue «önner Nachrichten ans öcn Laudesteilen. / X Leipzig, 12 November Im kleinen Saale vr« neuen Gewandhauses fand heute vormittag vor erner hoch- ansehnlichen Versammlung die Feier des fünfzigjährigen Künstlerjubiläums des Dirigenten der Gewandhau» konzerte, Hrn Professors vr. Reinecke, statt. Die Feier, die von den Damen de» Gewandhauschores arrangiert worden war, wurde eröffnet durch den Vortrag des CanonS: „Wie auf dem Felde nur die Frucht gedeiht" sür Frauen stimmen. In einer m edler dichterischer Form gehaltenen Ansprache begrüßte hierauf eine Dame aus dem Chor den Gefeierten; dann folgten Lieoervorträge und Darbietun en aus dem Violoncell, ausgeführt von Mitgliedern de« GewandhauiorchesterS — Die vom hiesigen Schillerverem veranstaltete Schillerfeier ist auch in diesem Jahre m würdiger Weise verlausen Am Schillerhäuschen in Gohli» sang ein Männer- und Schülerchor im Verein mit den Festteilnehmern den Hymnus „An die Freude" und abends vereinigten sich mehr als 2000 Personen in der Albert- Halle de» Kristallpalastes, um dort an einem feierlichen AktuS teilzunehmen, in dessen Verlaus Rudolf v Gottschall die Festrede hielt L I Postwitz b Bautzen, 12 November. Kürzlich wurde unser Gotteshaus, das mit einem Aufwande von 78000 Zimmer der Fioretta tauscht Giuliano mit der Geliebten süße Liebesworte Schreckensbleich lauscht Simonetta aus der Veranda de» gegenüberliegenden Hauses dem dösen Rate, ter dem ungetreuen geliebten Manne den Tod dringen soll. Mit kunstvoller Stimmführung und in glücklichster Vereinigung der Kontraste baut hier der Tondichter ein großes Ensemble von hohem Reiz der Melodie und Schwung des Ausdrucks auf Lebhaft und ohne lange Zwischen fälle geht das Drama im letzten Akte der Schlußkatastrophe entgegen. Tas ziclbewußte Arbeiten Lconcavallos zeigt sich bei dieser Gelegenheit wiederum, indem er die zwei hervorragenden Momente, die Sterbescenc Guliano» und die bedeutsamen Schlußworte Lorenzos zu ein dringlicher Wirkung zu bringen und das Interesse de« Zuhörers bis ans Ende «u fesseln verstand Ter Bericht erstatter de» „B T" schließt: Daß Leoncavallo Mut una Erfindungskraft genug besaß, um sich aus den Fesseln de-i einseitig Dramatischen zu befreien und den Beweis zr liefern, daß die Melodie an rechter Stelle auch m d.r Oper das Rechte erwirkt, darin glaube ich den besonderen Wert des Werkes zu erkennen, und schon um deshalb wünsche ich den „Medici" glückliche Fahrt auf dem ruhmvoll begonnenen Wege. * Georg Eber» wird auch dieses Jahr seine zahl- reichen Freunde und Verehrer mit einer neuen Gabe erfreuen. Wie wir erfahren, erscheint demnächst in der Deutschen BerlagsanstaU in Stuttgart ein Roman au» feiner Feder, betitelt „Kleopatra". Wie der Titel sagt, ist die berühmte Ägypterin diese» Namen» die Hauptheldin diese- Werke-, und um ihr merk würdige» Lebentschickjal gruppiert sich ein großer kulturgeschichtlicher Stoff, zu dessen leben-voller Ge staltung allerdings Georg Eber- besonder» berufen erscheint.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)