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Dresdner Journal : 06.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189311067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-06
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 06.11.1893
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177« einer großen Tragödie (Ermordung de» Bürgermeister» von Chicago) stehe, doch der Beteiligung Deutschlands mit höchster Genugthuung gedenke und dem Deutschen Reich und seinem erhabenen Herrscher für immer dank bar bleiben werde. — Der dem Bundesrat zugegangene Gesetzentwurf, betreffend die anderweite Ordnung de» Finanz wesen» de» Reicher hat, der „Post" zufolge, nach stehenden Wortlaut: 8 1. Matrikularbeitrüg«, ausschließlich der von einzelnen Bundesstaaten zur Rrichskasfe zu zadlenden betonderen AuS- gleichungSbeträge, sind für ;edeS EtalSjahr nur in einer Höhe in den ReichShauShaltSetat ein zu stellen, welche mindesten« um 40 Millionen Mark hinter dem Gesamtbeträge der den Bundes staaten nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen zu- stehenden Überweisungen au» den Erträgen der Zölle, der Tabaksteuer, der ReichSstemprlabgaben und der Verbrauchs, abgabe für Branntwein, sowie deS Zuschlags zu derselben zurückbleibt Ergiebt sich nach der Rechnung sür ein EtatSjahr eine höhere als die nach der Bestimmung im erste» Absatz in dem Reich-hau-halt-etat festgesetzte Differenz zwischen den Matrikular- beitrügen und den Uederweisungen, so verbleibt der Mehr betrag dem Reiche und e» sind die den Bundesstaaten aus dem Ertrage der Zölle und der Tabaksteuer zu überweisenden Be trüge nach dem Verhältnis der Bevölkerung, welche der Ver teilung ihres veranschlagten Betrages unter die einzelnen Bundes staaten zu Grunde gelegt war, entsprechend zu kürzen Ergiebt sich nach der Rechnung sür ein EtatSjahr eine geringere als die im ersten Absatz bezeichnete Mindestdifferenz zwischen den Matrikularbeiträgen und den Überweisungen, so bleibt ein entsprechender Betrag der Matrikulaibeilräge un- erhoben und wird von den veranschlagten Matrikularbeiträgen der einzelnen Bundesstaaten nach dem Verhältnis der Matri- kularbeiträge, ausschließlich der im ersten Absatz bezeichneten besonderen BuSglcichsbeträge, abgesetzt 8 2. Nach der Rechnung sich ergebende Überschüsse deS ReichShaushalts sind zu einem besonderen Fond- anzusammeln, welcher zur Ausgleichung in solgenden Jahren nach der Rech nung sich ergebender Fehlbeträge zu verwenden ist. Zu dem letzteren Zwecke ist derselbe in den ReichShauShaltSeiot deS- jenigen Jahres, in welchem der Fehlbetrag eine« srüheren Jahre« zu decken ist, bis in Höhe dieses Fehlbetrages in Ein nahme zu stellen insoweit nicht der betreffende Stal anderweit die Mittel zur Deckung bietet. HL Hat der im tz 2 bezeichnete AuSgleichungssond« einen Bestand von 40 Mill Marl erreicht, so sind die weiteren demselben zuflietzenden Beträge zur Tilgung von ReichSanleihen zu verwenden. Die nähere Bestimmung hierüber ersolgt durch den ReichShauShaltSetat. 8 4. Die Verwaltung des im 8 2 bezeichneten Aus- gleichungssondS führt der Reichskanzler. Tie Bestünde dcS Fonds dürfen nur m Schuldverschreibungen und Schatzanwets- ungen deS Reichs verzinslich angelegt werden Die Zinsen wachsen dem Fonds zu. Dem Bundetrat und dem Reichstag ist bei ihrem regelmäßigen jährlichen Zusammentritt über den Bestand des Fonds und die bei demselben vorgekommenen Ver änderungen Mitteilung zu machen 8 ö. Zur Deckung eines im R-ichShauShalisetat bei den fortdauernden Ausgaben und den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats sich ergebenden Fehlbetrages, soweit bezüg lich desselben nicht die Bestimmung im 8 2 dieses Gesetzes zur Anwendung kommt, können Zuschläge aus die lern Reich zu stehenden Verbrauchsabgaben gelegt werden. Die Bestimmung darüber, auf welche Verbrauchsabgaben, in welcher Höhe und auf welche Dauer Zuschläge gelegt werden sollen, erfolgt duich ein besonderes Gesetz. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Ver kehr hielten gestern eine Sitzung ab. — Gestern vormittag um 10 Uhr fand in dem Langen Stall zu Potsdam, welcher mit militärischen Trophäen geschmückt war, die Vereidigung der Re kruten der Garnison Potsdam statt. Se.Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin, die drei ältesten Kaiserlichen Prinzen und die Prinzessin Amalie von Schleswig-Holstein wohnten der Feierlichkeit bei. An die Vereidigung schloß sich ein Frühstück im Offizier- kasino deö I. Garderegiments z. F. an, an welchem auch Se. Majestät der Kaiser teilnahmen. — Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, sind von den Reichssteuervorlagen die beiden wichtigsten, betreffend den Tabak und dir Reichsstempelabgaben, so gut wie ferliggestellt, um an den BundeSrat ge langen zu können. Mit dem Gesetzentwürfe, betreffend die Besteuerung des Weines, wird ein Gleiches binnen wenigen Tagen der Fall sein. Wenn es gelingen sollte, dies gesetzgeberische Material in verhältnismäßig kurzer Zeit auf das Gewissenhafteste durchzuarbeiten und angemessen auSzugestaUen, so ist das eine Leistung des Reichsschatzamtes, die nicht hoch genug ange schlagen werden kann. Dieselbe konnte nur dadurch ermöglicht werden, daß alle Beamten, vom Staats sekretär bis zum letzten Kanzleibeamten, nicht allein seit Wochen, sondern seit Monaten einen Eifer ent falteten, wie er in der Geschichte unserer Reichsent wickelung nahezu ohne Beispiel dastehen dürfte. Stettin, 4. November. Am 2. d. MtS. ist eine Person an Cholera erkrankt. Nach der summarischen Ausstellung sind seit dem 23. September bis heute 83 Personen erkrankt und 42 gestorben. Sanders eine Überraschung zuteil wurde, wie er in seinem Leben wenige zu verzeichnen hatte. Sein Herr hatte ihm von Köln aus auf tele- graphischem Wege befohlen, den Wagen an die Bahn zu schicken. Das hatte er vor einer halben Stunde pünktlich besorgt und jetzt zeichnete sich sein kräftiger Schattenriß in dem Rahmen der offenen Hausthüre auf dem erleuchteten Hintergrund der Eingangshalle, denn jetzt war es ungefähr an der Zeit, daß Räder- geroll hörbar wurde. Es ward auch hörbar, kam immer näher. Ein Stallknecht warf das große EinfahrtSthor auf und „Guten Abend, Herr Waldstedt — Guten Abend, Fritz!" scholl es herüber. Nun war für Lührs der Moment gekommen, daß er nach alter Gewohnheit die Stufen Hinabstieg, um dem heimkehrenden Herrn den Schlag zu öffnen. Dieser aber bog sich plötzlich aus dem Wagen und kommandierte: „Heda, Lührs! Still gestanden! Abwarten!" Das klang ja merkwürdig lustig. „Na, Gott sei Dank, daß er eine anständigere Laune mitbringt als vorigesmal," dachte Lühr» und dann machte er auf einmal sein allerdümmstes Gesicht. Neben dem Johann auf dem Bock saß nämlich — unterscheiden konnte man's in der Dunkelheit nicht recht — aber e» sah sich wahrhaftig an wie wa» Weibliches! (Fortfktzung fotzt.) Aus dem Kunstgewerbemuseum. Im hiesigen König!. Kunstgewerbemuseum ragt zur Zeit unter den neuerrvor- Müucheu, 4. November. In der Kammer der Abgeordneten erwiderte auf den Antrag de» Abg. Grillenberger, alle bayerischen Gesandschaften auf- zuheben und den Antrag de» Abg. Seyboth, die bayerischen Gesandtschaften in Pari» und St. Peters burg aufzuheben, Ministerpräsident Frhr. v. Crails heim, die Aufhebung der bayerischen Gesandtschaften im AuSlande würde nur eine fehr unbedeutende Er sparnis bewirken. Er würde auch bei der Krone die Aufhebung eines so wichtigen Kronrechts nicht be fürworten können. Nach lebhafter Debatte werden sämtliche Gesandtschaften gegen die Stimmen der Bauernbündler, Freisinnigen und Sozialdemokraten etatsgemäß bewilligt, ebenso wird der Rest des Etats des Äußern genehmigt, die nächste Sitzung wird auf den 7. d. Mts. anberaumt. Wien, 4. November. Die Wiener und Buda- Pester Blätter melden übereinstimmend, daß Fürst Windischgrätz die ihm gestern vom Kaiser an gebotene Mission der Bildung eines Koalitions ministeriums übernommen habe, unter der Voraus setzung des Gelingens der sofort mit den Führern der drei Koalitionsgruppen in Wien einzuleitenden Ver handlungen über die Zusammensetzung der Kabinetts- liste und des Arbeitsprogramms. Die Parteiorgane der Deutschen Linken sehen einen günstigen Erfolg dieser Verhandlungen voraus und ziehen vielfach da» Ministerium Windischgrätz bereit» als Thatsache in den Kreis ihrer Erörterungen. Die „Neue Freie Presse" bezeichnet den Fürsten Windischgrätz als einen Konservativen des 19. Jahrhunderts, der allem Radi kalen, aber keineswegs der organischen Fortbildung des Bestehenden abhold sei. Als Mann von gesamt österreichischer Gesinnung erscheine Fürst Windischgrätz befähigt, an die Spitze eines Koalitionsministeriums zu treten. Wennschon niemand dem betreffenden Ver suche mit Optimismus entgegensetzen könne, sei doch andererseils auch kein Grund, ihn als aussichtslos zu be trachten. Das „Neue Wiener Tageblatt" erklärt, die Stand haftigkeit und GesinnungStreue in der Angelegenheit des böhmischen Ausgleichs hätten dem Fürsten Win dischgrätz in den deutschen Kreisen nur Freunde er worben. Das Blatt versichert, in Übereinstimmung mit anderweitigen Meldungen, Taaffe selbst Hobe den Fürsten Windischgrätz dem Kaiser als den geeignetsten Leiter eines Koalitionsministeriums vorgeschlagen. Die Kooveration der Parteien festzuhalten, sei eine überaus schwere, aber äußerst dankbare Aufgabe. Die „Presse" führt aus, nachdem das außerparlamentarische Kabinett Taaffe mit der Idee der Koalitionsdildung gescheitert sei, solle nunmehr die Verwirklichung dieses Gedankens durch ein parlamentarisches Ministerium versucht werden. Das Gelingen setze das Zurück stellen aller speziellen Parteibestrebungen voraus, was gerade in dem gegenwärtigen Falle besonders schwierig sei, da so wichtige Fragen wie die Wahlresorm und der böhmische Ausnahmezustand auf der Tagesordnung stehen. — 5. November. Fürst Windischgrätz ist heute abend aus Buda-Pest wieder in Wien eingetroffen und hat sich bald nach seiner Ankunft in das Ministerium des Innern begeben, wo er eine längere Besprechung mit dem Ministerpräsidenten Grafen Taaffe hatte. In parlamentarischen Kreisen hält man dafür, daß es dem Fürsten Windischgrätz gelingen wird, die Lösung des Programms und der Personal- fragen in kurzer Zeit herbeizuführen, so daß er in der Lage sein wird, Sr. Majestät dem Kaiser sofort nach dessen Ankunft in Wien seine Anträge zu stellen. Auf diefe Weise könnte sich der Ministerwechsel schon im Laufe der nächsten Woche vollziehen. Bisher gilt es, wie das „Wiener Fremdenbl." schreibt, als fest stehend, daß von den bisherigen Ministern Ackerbau minister Graf Falkenhayn und Landesverteidigungs- Minister Graf Welsersheimb auch dem neuen Kabinett angehören werden. Die Konservativen legen große» Gewicht darauf, daß Graf Falkenhayn dem neuen Ministerium angehöre, während die Erhaltung des Grafen Welsersheimb den Wünschen aller Parteien entspricht. In den Besprechungen, welche Fürst Windsichgrätz in Buda Pest mit maßgebenden Politikern hatte, soll derselbe die Überzeugung gewonnen haben, daß sein Kabinett auf das freundschaftlichste Entgegenkommen rechnen kann. Der Fürst ist vor drei Jahren, als er in der Leitung der Wiener land- und forstwirt schaftlichen Ausstellung eine hervorragende Rolle spielte, den ungarischen Großgrundbesitzern näher- getreten und hat auch schon damals mit mehreren Mitgliedern des ungarischen Parlaments engere Be ziehungen angeknüpft. Die Buda-Pester Kreise schätzen den Fürsten al» einen außergewöhnlich unterrichteten und nach allen Richtungen vorurteilsfreien Mann. Da Fürst Alfred Windischgrätz die Mission, ein neues Kabinett zu bilden, angenommen hat, dürfte es angemessen erscheinen, einige biographische Angaben über den designierten Ministerpräsidenten wiederzugeben, welche wir dem „Wien. Fremdenbl." entnehmen: Fürst Alfred WindischftrSd Frhr v. Waldstein und im Thal ist der Ehes eine« der ältesten und angesehensten deuifchrn Adeltgelchlechier, da« au« Windilchgrätz io Steiermark stammt, dessen urkundlicher Ahnherr Ulrich v Windischgrätz 1242 al« ein Nachkomme Ulrich« l.. Grasen von Weimar - Orlamünde Markgrafen von Krain und Istrien betrachtet wird. Die Familie hat unter ihren Angehörigen ebenso hervorragende Feldheir^i und lapsere Krieger, wie dschdeizige Förderer von Kunst und Wissenschaft auszuweisen Der Großvater de« Fürsten war der Fildma,schall Fürst Alfred Wiodrschgrätz, der bekannte Heer führer der kaiserlichen Truppen im Jatzre 1848. Der Barer, Fürst Alsred, hatte sich in den Jahren 1848 und 184», sowie im Feldzuge von 18SS durch große Tapferkeit au«aezeichnet. Der designierte Kabinetttches Fürst Alfred Windischgrätz ist de» Letztgenannten einziger Sohn, wurde am »1. Oktober 18ü1 in Prag geboren und hat daher vor vier Tagen da» 42. Lebens jahr zurückgelegt. Nach Absolvierung der Gymnastalstudien widmete sich Fürst Windischgrätz den Recht-studien, bezog im Jahre 18SS die Universität Bonn, setzte von 1871 an seine Studien an der Prager Universität fort und wurde am » April 1877 zum Doktor sämtlicher Rechte promoviert. Bereit» im Jahre vorher, im Jahre 187S, war er seinem Vater als erb liche» Mitglied de« Herrenhaus»« fuccediert. In den böhmischen Landtag wurde er im Jahre 1883 vom fideikommissarischrn Groß grundbesitz gewählt und gehört seither demselben ununterbrochen an Durch die Ruhe und Klarheit seiner Auseinandersetzungen wußte sich Fürst Windischgrätz sowohl hier wir im Herrrnhause eine hervorragende Stellung zu erwerben und auch im Lager feiner politischen Gegner allgemeine Wertschätzung zu verschaffen. Nach dem Abschluß der Wiener Vereinbarungen vom 1». Januar 1880 stellte sich Fürst Windischgrätz ganz auf den Boden dieser Vereinbarungen. Als dieselben im Mai 18S0 vor den Landtag kamen, wurde er zum Obmann brr AuS- gleichSkommission gewählt. Im Plenum selbst ergriff er rn der Generaldebatte über da« Gesetz, betreffend die Teilung de« Landcrschulrat«, am SO Mai 1890 da» Wort Auch in der De batte über die LandeSkulturratSvorlage ergriff Fürst Windischgrätz am 22. November I8S0 da» Wort, um nicht nur der jung tschechischen Obstruktiv» entgegenzutreten, sondern auch der Ent rüstung über den AuSruf, welchen vr. VasSzaty seinerzeit Rieger gegenüber gebraucht hat, Ausdruck zu geben. In frischer Erinnerung ist e» noch, welche Haltung Fürst Windischgrätz einnahm, als die Abgeordneten deS Großgrundbesitzes sich sür die Vertagung der Fortsetzung de» AusgleiLswerkes erklärten. Er war der Führer der nach ihm benannten Gruppe, die für die Fortsetzung des Ausgleiche- eintrat. Die Angehörigen dieser Gruppe legten bekanntlich ihre LandtagSmandatc nieder, Fürst Windischgrätz verblieb wohl auch weiterhin im Landtage, er trat aber seither nicht in den Vordergrund. Seit einer Reihe von Jahren gehört Fürst Windischgrätz al» Vertreter de» Herrenhauses der österreichischen Delegation an, in welcher er Heuer und schon früher ein » al die Würde deS Präsidenten be kleidete Man erinnert sich noch de» Zwischensalle« in »er heueripen Delegationssession. Als eine ZusallSmajorität darüber entschied, daß DelrgierterKlaic entgegen der Ansicht des Präsidenten, seine Pole mik gegen eine in einem ungarischen Ausschüsse gefallene Äußerung sortsctzen möge, legte Fürst Windischgrätz fein Mandat al» Präsident nieder. Da ergriff Delegierter vr. v. Plener das Wort und stellte den Antrag, daß die Delegation Er Durchlaucht dem Präsidenten Fürsten Windischgrätz ihr volle» Vertrauen auS- sprechc und ihn ersuche, trotz de» Zwischenfalle«, der leicht zu überbrücken fei, da» Präsidium weiter zu behalten, vr. v. Plener sagte in der Begründung seine« Anträge-, die be treffende Meinungsverschiedenheit habe doch nicht die Bedeut ung und den inneren Wert und Kurse auch nicht die politische Bedeutung erhalten, daß auS diesem Anlässe ein Mann, wie Fürst Windischgrätz, das Präsidium der Delegation niederlege. Die Delegation sprach mit allen gegen die jungtschechischen Stimmen den» Fürsten das volle Vertrauen aus, worauf der selbe den PiSsidentensitz wieder einnahm. Nach Schluß der heurigen Delegationssession wurde von Er. Majestät dem Kaiser dem Fürsten Windischgrätz die Würde eine» Geheimen Rates verliehen Nach dem Tode d«S Fürsten Konstantin Czartoryski wurde Fürst Windischgrätz zum Vizepräsidenten des Herren hauses ernannt Am 16. Mai 1883 wurde er zum ständigen Mitgliede des Reichsgerichics ernannt. Seit dem Jahre 1884 ist er Ritter des Orden» vom goldenen Vließ Vermählt ist Fürst Alsred Windischgiätz seit 1» Juni 1877 mit Prinzessin Gabriele Auereperg, Tochter des am 7. Juli 1867 verstorbenen Herrenhausmitgliedes Fürsten Vinzenz Auersperg und der Prinzessin Wilhelmine, geborenen Gräfin v. Colloredo- Manu-seib. Pari», 4. November. Wie die Kammer, so wird auch demnächst der Senat wieder feine Sitzungen eröffnen und -war voraussichtlich eben falls am 4. November. Die Sitzungsperiode ver spricht hinsichtlich der Arbeit keine besonders frucht bringende zu werden, nämlich aus dem Grunde, weil die Kammer augenblicklich dem Senat keine neuen Projekte unt>rbreiten wird, da eine Anzahl wichtiger Gesetzvorschläge von der alten noch unerledigt gelassen worden sind. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß sich nach dem definitiven Zusammentritt der Depu tier tenkammer der Senat bis zu einer Zeit vertagen wird, die mit dem Beginn der Neujahrsferien des Parlaments zusammenfallen dürste.— Der Minister rat, der heute morgen im Elysöe unter dem Vorsitze Carnots stattfand, beschäftigte sich mit Fragen, welche denen Gegenständen eine kleine Sammlung moverner Bronzen hervor, ein Erwerb, durch den einerseits in vortrefflicher Weise das Studienmaterial der Anstalt vermehrt, anderer seits aber auch gleichzeitig ein Akt der Pietät gegen einen ehemaligen verdienten Lehrer derselben geübt wird. Es sind die» Tiergestalten, welche in der Erzgießerei von Pirner u. Franz hier nach den Modellen de« Bildhauer« Iuliu» Hähnel angefertigt worden sind. Die Tüchtigkeit der Firma, deren Leistungsfähigkeit rühmlichst bekannt ist, zeigt sich nicht nur an dem sauberen Guß und der sorgfältigen Ciselierung, sondern auch in den verschiedenen, trefflich wirkenden Farben- tönen, die man der Bronze zu geben verstanden hat. Ver treten findet maii einen asiatischen und einen afrikanischen Löwen, einen ruhig dastehenden und einen röhrenden Wapitihirsch, eine Giraffe und ein Pantherpaar, das gierig über einen Hirsch hergefallen ist Ob nun die Tiere ruhig dasitzen oder über dem Boden dahinzuschleichen scheinen, ob sie uns vorgeführt werden, so wie wir sie aus dem zoolo gischen Garten kennen oder Schrecken erregend in ihrer vollen Wildheit, immer sind sie in einer Naturtreue wirder- gegeben, zeugen von einer solch genauen Beobachtung des Tierkörpers, der Lebensweise und Gewohnheiten derselben, zeugen von solchem Verständnisse, wie es sich nur ein Spezialist, wie Hähnel eS eben ist, anzueignen vermag. Julius Hähnel ist am 21. Dezember 1823 zu Schmiede berg i E geboren Er besuchte von 1839 an die poly technische Schule zu Dresden, wo er in der Abteilung für Modell eren und Freihandzeichnen unter Leitung des Professor« Wentzel bis 1844 seinen Studien oblag. Gleichzeitig hörte er an der Tierarzneischule Vorlesungen über Anatomie der HauSsäugetiere und beschäftigte sich mit der Anfertigung anatomischer Präparate. Nachdem Hähnel dann eine Zeit lang in dem Atelier de« Prof. Rietschel gearbeitet hatte, begann er mit dem Speualsiudmm, dem er sich in der Folgezeit vorzugsweise widmete, mit dem Studium der Tiere Der Graf v. Einsiedel, der den Hähnelfchen Tiermodellen großes Interests entgegenbrachte, ermöglichte es, daß ihr Verfertiger seine Studien in den zoologischen Gärten von Berlin (2 Jahre) und von London (6 Jahre) fortsetzen konnte. Hier hat eS nun Hähnel durch langjährige ernste Arbeit verstanden, sich eine Kenntnis anzueignen, die ihn dazu befähigte, diesen bei uns fehr vernachlässigten Kunstzweig wieder emporzuheden und mehr allgemeine« Interesse sür denselben zu erwecken So hat er denn auf Grund dieses Mistens eine große Anzahl von Tiermodellen geschaffen, die, meist in Bronze gegossen, zum großen Teil nach England und Amerika verkauft worden sind. In Deutschland ist die Bedeutung Hähnels in dieser Beziehung noch nicht recht erkannt worden. Bei dielen Werken war es vor allem das Bestreben des Künstler«, die Tiere nicht auf Grund der nicht gerade immer rich tigen plastischen Vorbilder, sondern lediglich durch Beobach tung der Natur richtig in ihren anatomischen Formen, richtig in Bezug aus ihre Körperverhältnisse, richtig aber auch in Bezug auf ihre verschiedenen Charaktere zur An schauung zu bringen In welch vorzüglicher Weise dies dem Künstler gelungen ist, davon geben di« vom Kunst gewerbemuseum erworbenen Arbeiten vortreffliche« Zeugnis. Außer der künstlerischen Thätigkeit hat Hähnel vom Jahre 1862 an auch eine Lehrthätigkeit bekleidet, da er zu Ler genannten Zeit an Stelle des Prof Wentzel zum Lehrer für Ornament- und Tiermodellieren an der poly technischen Schule berufen wurde Als sich dann im Jahr« 1875 aus der genannten Abteilung die unter die Direktion de« Hofrat Graff gestellte König!. Kunstgewerbe schule entwickelte, ist Hähnel auch hier weiter thätig ge wesen und zwar bis zu seiner am 8. Oktober 1882 erfolgten Pensionierung, bei der ihm unter feierlicher Verabschiedung ein silberner Pokal vom gesamten Lehrerkollegium über- reicht wurde. 27 Jahr« lang hat er also al« Lehrer ge- wirkt, und er hat die« gethan mit großem Ernst und Pflichteifer, mit treuer Hingabe an seine Arbeit, so daß der Wiederzusammeutritt der Kammern bedingt, und fetzte die Wahlen zur Erneuerung de» Senat» auf 3 Jahre ans den 7. Jannar 1894 fest. Die Wahl der Abgeordneten der Gemeinderäte wird nächsten 3. Dezember stattfinden. Zu derfelben Zeit, zu welcher die Wahl der 88 Senatoren wieder vorgenommen wird, werden auch die Sonderwahlen zum Ersatz der mit Tode abgegangenen Senatoren stattfinden. — Gestern hielt der Gemeinderat von Pari» eine Sitzung ab, in welcher der Präsident, Alphonse Humbert, ein Schreiben de» Admiral» Avellan vorlas, worin derselbe mitteilt, daß er die Geschenke der Stadt Paris richtig erhalten habe und worin er seinen Dank für die Aufnahme, welche die Stadt ihm und seinen Offizieren bereitete, der städtischen Behörde ausspricht. Bei dieser Gelegenhnt erklärte der Präsident, daß er auf alle Briefe und Tele gramme, die von allen Orten Rußlands eingerroffen seien, geantwortet habe. In der Sitzung kam noch ein Antrag zur Sprache, der die Versorgung aller Brunnen des Bois de Boulogne mit trinkbarem Wasser betrifft. Hinsichtlich desselben erwiderte der Vorsitzende der einschlägigen Kommission, daß die Er ledigung dieser Frage bereits auf dem Programm der allgemeinen Verbesserung der GesundhettSbedingungeu von Paris mit inbegriffen sei, wofür der Gemeinderat eine Anleihe von 1l7 Millionen Franken beschlossen habe. Er erwarte diesbezüglich nur noch die Zu stimmung der Kammern. * Pari-, 5. November. Präsident Carnot ist in Begleitung des Kriegsministers, Generals Loizillon und in Begleitung seines Bruders Adolphe Carnot um 1 Uhr nachmittags in Maubeuge eingetroffeu, um der Enthüllung des zur Erinnerung an die Schlacht von Wattignies (Sieg der Franzosen über die Oester reicher im Jahre 1793) errichteten Denkmals bei zuwohnen. Der Bürgermeister, sowie die Civil- und Militärbehörden waren auf dem Bahnhofe anwesend. Auf die Ansprache des Bürgermeisters erwiderte Prä sident Carnot, Vie Enkel Lazare CarnotS wohnten be wegten Herzens der Ehrung ihrer Vorfahren bei, welche das Vater'and retteten. In der Rede, welche der KriegSminister bei der Enthüllungsfeier des Denkmals zur Erinnerung der Schlacht von WattignieS hielt, gedachte derselbe Lazare CarnotS als des eigentlichen Organisators des Sieges und führte aus, der Erbe seines NamenS habe bei Ausübung seines Amtes al- erster Beamter der Republik die Achtung aller Par teien zu gewinnen vermocht und dazu beigetragen, überall hin den friedlichen Einfluß und den guten Ruf Frankreich- zu verbreiten. — Der Senator Tirard, ehemaliger Minister präsident und Finanzminister, ist gestern gestorben. Dessen Lebensgang war, wie die „Nat.-Ztg." schreibt, folgender: Tirard ist om 27. September 1827 zu Genf geboren. Er eilernle die GoldarbeUerlunft, erhielt aber, al« er sich 184» nach Pari» begeben Halle, eine Anstellung in der Verwaltung der Straßen und Brücicn Schon Ikbl kehrte er indessen zu seinem Geschäfte zurück, da» er von nun an lelbpündig betrieb. Politisch der radikalen Partei zugehörig, ward er nach Lem Sturze des Kaiserreichs am 4. September 1870 zum Maire de« sechsten Arrondissement» von Pari» und am 18 Mürz 1871 zum Mitglied der Kommune ernannl. Er ging aber bald zu den Versaillern über und versuchte, sreilich vergeblich, einen sriedlichen Au«gleich anzubahnrn. Seil 8. Februar 1871 Mit glied der Nationalversammlung und seil 1876 Deputier»«!, ge hörte er den radikalen Republikanern an. Vom Mürz l87» bi» November 1881 war er Minister sür Handel und Ackerbau, vom August 1882 bi» Mürz 1886 Finanzminister und vom De-rmber 1887 dis April >888, sowie vom 21. Februar 1889 bi« 13. Mürz 1890 Ministerpräsident. Sein Nachsolger war damals Freycmet. Christianis, 4. November. Anläßlich des zur Feier des Bestehens der Union im König lichen Schlosse stattgefundenen Diners hielt der König eine Rede, in welcher er betonte, daß die Union beider Königreiche notwendig sei, um deren Unab hängigkeit und Neutralität zu sichern. Ebenso hob der König die Notwendigkeit eines gemeinsamen Ministers der Auswärtigen Angelegenhelten hervor und gab der Hoffnung Ausdruck, daß alle treuen Männer zusammenstehen würden, um die Union zu beschützen. Der König schloß mit einem Hoch auf die Union. Die Rede wurde mit ehrfurchtsvoller Begeisterung ausgenommen. Sofia, 4. November. Die Sobranje hat den Entwurf einer Adresse an den Prinzen Ferdinand angenommen, in welcher der Regierung und dem Prinzen sür das in siebenjähriger Regierung Voll brachte gedankt und mit deionderer Gennatbuung die sich eine stattliche Anzahl in alle Weltgegenden hin ver streuter Modelleure stets mit Freud« erinnern des Künstlers, der sie einst gelehrt hat, mit peinlicher Sauberkeit und mit größter Akkuratesse die anmutsvollen Ornamente der Re naissance zu verstehen und nochzubilden, mit feinem Ent- finden der Stilunterschiede selbst zu «ntwerfen, dann aber auch die Formen der Tiere selbst zu beobachten und das Beobachtete richtig in der Form miederzuzeben Konzert. Am 4. d. Mt«. gab Frl. v. Niessen in Brauns Saal einen Liederabend. In den Dar bietungen der unserem Publikum schon bekannten jungen Sängerin zeigte es sich, daß sie bei der wei teren Ausbildung ihres Materials zwar zu einer größeren Klangfülle in der Mittellage und überhaupt zu einer kunstgemäßeren Verwendung des nach oben und unten stark begrenzten Organs gelangt ist, in der vorzugsweisen Pflege Les BrustrcgisterS und in der noch immer nicht gleichmäßig festen und treffsicheren Tongebung aber nach dieser Richtung hin teilweise neue Bedenken erweckt. Ihre VortragLwcise bezeugt starke Intelligenz und warmes Empfinden, verfehlt aber durch lauter zugespitzte Nuancen den lyrischen Duft verscheuchend namentlich in Schubrrtschen Liedern eine rein künstlerische Wirkung. Nach Seiten der stimmlichen und der musikalischen Bildung und Fertig keit somit auf neue Studien angewiesen, wird Frl. v. Niessen denselben mit ihrem Talent und ihrer offen baren Strebsamkeit sicherlich beste Ergebnisse ab- grwinnen. Bottrefflich in srer beherrschter Ausführung gelangen der von den Hörern ungewöhnlich au»- gezeichneten Sängerin Wagner» „Träume" und zwei weniger bekannte wertvolle Lieder von Dräseke
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