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Dresdner Journal : 23.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189310238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-23
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 23.10.1893
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O 247. IG vr«»4v» vi«t»1M«liok * -kvb -- tt^bvl Loi—rl. äoatvoüou ro,t»»««»ltv» v»«»»- , U«Il; »u—«rü»»> ä— -««««»»» Koivb» tritt ko«»- ooä 8»mpvt»u»oU»« üw» LiL»oIo» Kummsr»: 10 kt. L»»»»4l»»»r«r»VEür*»r p» ä« L»uw «io« L«1» U»E Sodntt »0 ?f. votor „Lio^o—mlt- ä» L«1v «0 kL ö«i 7^d«Uev- mui 2ikk««n»^tt: «ot»pr. ^lltvoüK». Lr»ev»1»«»t Ngtioli mit 6«r 8c oa- a. poisri»^« k'orv-prvcb - ^o»cblu»»: Ur. 1Ü-». Montag, den 23. Oktober, abends. 1893. ......— .,. > .. > L„aE»» 7«» L»u»-I»«»r«» «,»Lrt«, Lst^ : F>. Lrami-trtt-r, Nv»u»i«iooLr 6« Vrvockaor ^ounuü«; »Ed«r, I»rU« »t«, LstpM, »—I N>-.«^urr»-tttt»r< ». »: ^o-t-r, I«rU»-Vt«»-L»»d'uL- vr»G l^«p»tU 7r»Lt^u1 «. N. KL»ed«>! /t»ck. Sso«»«,' vvL-I»»«»» >«rN»-vr«»KMN0«»ü« F 60., I«rU»> /»v<»t,cke»4anL, »r—I»»: LmU L'ltdat^, «— «r (7. Lekt-l«', N»U- «.»-- Lan» -- 0». L»r»»i»«v«rr Für bi« Besamtlvttnn- vercmtwartlich. no«t«l. Lrpväitio» 4— vr«äo«r Hoftal Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. - ,,>,I„»W. . .,!> W.M.. . . ! « »l » . .. .._ü_j_LS-» ... DrrsdMrIannml. Amtlicher Teil. Lre-dea, 23. Oktober. Se. Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent deS Herzogthums Braunschweig und Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Hol stein trafen gestern, Sonntag, Nachm. 5 Uhr 35 Min. m Dresden ein und sind in vergangener Nacht wieder abgereist. Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulf von Bayern, Ihre Hoheiten der Herzog von Sachsen-Altenburg und der Herzog von Anchalt, Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz, Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg-SonderShausen und Se. Hoheit der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg sind im Laufe der heutigen Vormittage- wieder abgereist. Dresden, 23. Oktober. Im Laufe des 21. dsS. MtS. nachmittags trafen in Dresden ein: Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, Se. Kaiser!, und .König!. Hoheit der Erzherzog Albrecht von Österreich, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Leopold von Bayern und der Herzog Karl Theodor in Bayern, Ihre Hoheiten die Herzöge von Sachsen-Alten burg und von Anhalt, Se Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenbura-Strelitz, Ihre Durchlauchten die Fürsten von Schwarz burg-SonderShausen und Reuß jüng. Linie und Se. Hoheit der Prinz Albert von Sachsen- Altenburg. Ihre Majestät die Königin sind gestern Vor mittag 9 Uhr 7 Min. wieder in Dresden eingetroffen. Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulf von Bayern und Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern find gestern Vormittag in Dresden eiogetroffen. 2) an Zweimarkstücken, 31 an Einmarkstücken, 4) an Fünfzigpfennigstücken, 5) an Zwanzigpfennigstücken, IV. an Ntckelmüuzen, V. an Kupfermünzen, VI. an ReichSkaffenscheinen und VH. an Noten 1) der Reichsbank, 2) der Privatnotenbanken in den unter ihrer Verwaltung stehenden Kassen vor handen sind und das Ergebniß nach den bezeichneten Sorten getrennt bi- zum 5. November diese- Jahre- anher anzuzeigen. Dresden, am 20. Oktober 1893. Ministerium de- Innern. v. Metzsch. Krauß. Wekanntrnachung. DaS Ministerium deS Innern hat dem Bau verein Schandau (Sendig u. Comp) auf Ansuchen eine, mit ihrem Reinerträge für wohlthätige Zwecke bestimmte Verloosung von Kunst- und kunstgewerb lichen Gegenständen, welche in der daselbst während der Zeit vom 1. Juni bis 30. September 1894 beab sichtigten andeiweiten Ausstellung solcher Gegenstände mit ausgestellt worden sind und den Vertrieb der Loose im Königreiche Sachsen unter der Bedingung gestattet, daß die Nummern der gezogenen Gewinne pätestenS acht Tage nach der Ziehung in der „Säch- ischen Elbzeitung", im „Dresdener Journal" und in >er.^Leipziger Zeitung" veröffentlicht werden. Dresden, am 4. October 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Nichtamtlicher Teil. Vie Festlichkeiten anläßlich des 50 jährigen MilUSrdienstMläums Lr. Majestät des Lönigs. Ferorönung, die m Umlauf befindlichen Reichsgoldmünzen, Einthalerstücken, Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfermünzen, sowie Reichskassenscheine, Reichs banknoten und Noten der Privatnotenbanken betreffend. Um rin Urtheil über den Geldumlauf zu ge- winnrn, ergeht hierdurch auf Antrag de- Reichsschatz amtes an 1) alle dem Ministerium deS Innern unterstehenden Königlichen Behörden und Verwaltungsstellen, welche Kassen haben, 2) alle Stadträthe und die Polizeiämter zu Leipzig und Chemnitz, sowie 3) alle Sparkassenverwaltungen die Anweisung, am 30. laufenden Monat- bei dem Kassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung l. an ReichSgoldmünzen, II. an Einthalerstücken und zwar: 1) Deutschen Gepräges, 2) Oesterreichischen Gepräges, III. an Reichssilbermünzen und zwar im Ein zelnen : 1) an Fünfmarkstücken, Der gestrige Tag, an welchem sich die Augen aller Deutsch«» nach Dresden richteten und der rn ganz Sachsen festlich begangen wurde, hatte unserer Stadt eine lange Reihe festlicher Veranstaltungen gebracht, von deren Glanz die nachfolgenden Berichte nur ein unvollkommenes Bild geben können. Zahlreiche Fürst lichkeiten sind nach Dresden geeilt, um Sr. Majestät dem Könige persönlich ihre Glückwünsche zu überbringen. Als erste Gäste unseres Königshauses langten am Sonnabend nachmittag 3 Uhr 57 Min. Ihre König!. Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar auf dem Schlesischen Bahnhöfe an und wurden daselbst von Sr. Majestät dem Könige empfangen. Weiter trafen am Sonnabend ein: Nach mittags 4 Uhr 31 Min. Se. König!. Hoheit der Erb- großherzog von Mecklenburg-Strelitz, empfangen durch Se. König!. Hoheit den Prinzen Johann Georg auf dem Leipziger Bahnhofe, abends 6 Uhr 55 Min. Se Kaiser!, und König!. Hoheit der Erzherzog Albrecht von Österreich, empfangen durch Se. Majestät den König, Allerhöchst- welcher österreichische Uniform trugen, auf dem Böh mischen Bahnhofe; abends 8 Uhr 4 Min. Ihre König!. Hoheiten der Prinz Leopold von Bayern und der Herzog Karl Theodor in Bayern; empfangen durch Se. König!. Hoheit den Prinzen Georg auf dem Böh mischen Bahnhofe; abends 8 Uhr 29 Min. Ihre Hoheiten der Herzog von Sachsen-Altenburg und der Herzog von Anhalt, sowie Se. Durchlaucht der Fürst Kunst und Wissenschaft. L. Hoftheater. — Altstadt. — Am 22. Oktober: Festvorstellung zur Feier des 50jährigen Militärdienstjubiläums Sr. Majestät deS Königs. Olympia-Ouverture von Spontini. „Die Feuertaufe." Militärisches Genrebild in einem Akt mit Gesang von Franz Koppel-Ellfeld. Das festlich erleuchtete Haus zeigte an diesem hohen Ehrentage, der in der Geschichte Sachsen- wie in der des Deutschen Reiches auf immerdar unver geßlich bleiben und zu den seltensten AuSnahme- erscheinungen gehören wird, in der Fülle der An wesenden jene stolze Pracht und ehrfurchtgebieiende Haltung, welche in ihrem würdenvollsten Ausdruck, in ihrer neutralen auf Ein- gerichteten Gesinnung stet» nur eine Erscheinung deS monarchischen StaateS ist. Solch' erhobene Stimmung spricht ohne Worte mit stummer, doch siegreicher Beredtsamkeit von der stärksten Großmacht der Welt: von der Kraft treuer opferwilliger Zusammengehörigkeit aller einzelnen Glieder unter dem Schutze und der Führung eines auSerwählten Einzigen. Dieser Zauberbann hat im Kulturfortschritt der Menschheit die Kreise aller Besten und Tüchtigsten gefeit: er erfüllt auch als LebenSgedauke der Monarchie die Besten und Tüchtigsten unserer Tage, und wo wir Feste feiern, die dem AuStrag diese- Gedanken» gelten, da werden sie für uud für von einer Begeisterung und männlichen Würde getragen sein, welche geeignet find, der Minderheit aller Lauen und Andersdenkenden den Ernst jede- Schritte» vom rechten Wege mahnend vor die Seele zu führe». Ein solches Fest der altgermanischen Hingebung, Verehrung und Liebe zum Königtum und zur Person deS uns allen teuren Herrschers war auch dieses Jubiläum; in allen seinen Teilen strahlte eS die eben angedeutete sich ihrer Lauterkeit und Macht selbstbewußte Em pfindung belebend und weihevoll aus. Am eindring lichsten war dies wohl im übersichtlichen eng ge schloffenen Raume de» Hoftheaters wahrzunehmen bei der au-gewählten Versammlung der Zuschauer, über deren Allerhöchste, Hohe und hochgestellte Mitglieder an einer anderen Stelle unserer Festschilderung be richtet wird. Nach der feierlichen Bewillkommnung Sr. Majestät des König« (durch die tausendstimmige Beteiligung an dem von Se. Execllenz den Hnu Kriegsminister Edler v. d. Planitz ausgebrachten Hoch) und nach dem AuSklang der wunderbar instrumentierten Ouvertüre Spontini» wurde das mit vieler Wärme und Geschick lichkeit gedichtete militärische Genrebild „Die Feuertaufe" zur Aufführung gebracht. AuSgeschmückt von Einzelzügen aus den Erinnerungen an die ersten Waffengänge de» später so berühmt gewordenen fürstlichen Heerführer» und auf dem Hintergründe der schleßwig holstem'schen Kriegsgeschichte leicht skizziert, machten die bunten Episoden und Plaudereien deS kleinen Stückes einen sachentsprechenden Eindruck und wirkten, durch eine reiche Dekoration und frische Darstellung uutftstützt al» ein echt soldatische», unser teure» Lönigshau» und seinen erlauchten Heldrnsproß nahe berührende» Bild der Vergangenheit. An der schauspielerischen A>-führ»ng beteiligten sich besonder» die Heeren Drach, Porth, Franz, Schubert »nd Wiene uud die Fräulein Ulrich uud von SchwarzbMg - Sondershausen, empfangen durch Se. Königl. Hstzmt den Prinzen Friedrich August auf dem Leipziger Bahnhofe; abend» 8 Uhr 43 Min. Se. Hohett der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg, empfangen im Allerhöchsten Auftrage durch Kammer- Hern, Frhrn. v. Rochow auf dem Leipziger Bahnhofe. Nachmittags z-6 Uhr fand bei Sr. Majestät dem König Tafel statt, an der Ihre König!. Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar, der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz, die Herren deS König!. Dienstes, die fremden Suiten uud die zum Ehrendienste befohlenen Offiziere teil nahmen. Abend» 1410 Uhr war bei Sr. Majestät Souper mit den bereits in Dresden eingetroffenen fremden Fürstlichkeiten, während die fremden Suiten rc im Hotel Bellevue soupierten. Der gestrige Festtag wurde früh 8 Uhr durch Morgenmusiken der Kapellen des 1. (Leib-) Grenadier regiments Nr. 100, de» Gardereiterregiments und des I. Feldartillerieregiment» Nr. 12 eingeleitet. Die erst genannten beiden Kapellen spielten im König!, großen Stallhofe auf der AugustuSstraße, die letztere vor dem PalaiS am Taschrnberge. In sämtlichen Kirchen der Stadt wurde Gelegenheit genommen, des König!. Jubiläums zu gedenken. In den Predigten gedachten die Geistlichen der großen Gnade Gotte-, die unserem Fürsten da- seltene Fest erleben ließ. Im Anschluß an die Predigt wurde entweder der Ambrosianische Lobgesang oder da- Lob- und Danklied der evan gelischen Christenheit „Nun danket alle Gott" an gestimmt. Auf Anordnung de» Lande-konsistoriumS umrde statt de» allgemeinen KirchengebetS das nach folgende verlesen: Herr Gott, himmlischer Vater, der Du reich bist über alle, die Dich anrufen, und Deine Gnade in leiblichen und geistlichen Segnungen groß werden läffest über uns und über unserm Volke, wir preisen Deine Barmherzigkeit und rühmen Deinen heiligen Namen. Insonderheit bringen wir Dir heute an dem hohen Ehrmtage unser« geliebten König« mit unserm ganzen Volk« Freuden- und Dankopfer dar für alle Huld und Gnade, mit der Du ihn durch ein halbe« Jahrhundert im Dienst der Waffen gesegnet und ihn zu einem mächtigen Kriegsherrn, zu einem festen Hort und Hüter de« Frieden«, zu einem ritterlichen Helden gemacht hast, mit Ruhm gekrönt vor allem Volk in deut schen Landen Herr Zebaoth, Du Herr der Heerscharen im Himmel auf Erde«, der Du di« Helden rüstest «tt Kraft und ihre Lenden gürtest mit scharfem Schwert, vor Dir beugen wir un« in Demut mit unserm König und geben Dir die Ehre. Du hast ihm fürstliche Gedanken, ein weise« Herz, einen starken Arm und hohen Mut gegeben. Du bist unser« König« und seine« tapfern Heere« Schirm und Schild gewesen und hast sie durch blutige Kämpfe zu großen Siegen, von einem Feld der Ehre zum andern geführt, Du hast unsern geliebten König durch alle Stürme de« Krieg« aetragen auf Adlersflügeln und Deine schützende Hand über seinem Haupte gehalten Darum preisen wir Deine Gnade, daß Du ihn di« hieher gebracht und sein königliche« Haupt mit dem goldenen Jubelkranz edlen und ritterlichen Waffendienste« schmückst. Wir bitten Dich: laß ihn noch lange einhergehen, sich freuen und fröhlich sein in Deiner Kraft, sei auch ferner de« König!. Heerführer« und aller Streiter, die unter seiner Fahne dienen, aute Wehr und Waffe zu Deiner Ehre, zum Besten unseres Volke«, zum Segen unsere« teueren sächsischen und de« ganzen deutschen Heere«, kröne ihn, seine Gemahlin, die Königin, und da« ganze Königl. Hau« mit Deiner Barmherzigkeit. Du hast aller Menschen und auch der Könige Herzen in Deiner Hand, so lenke auch unser« König« Herz nach Deinem Rat, sei Du ihm Kraft und Weisheit, Licht und Trost, damit an unserm Volke sich fort und fort da« Wort erfülle: „wohl dem Volk, dess' König edel ist!" Erleuchte mit Deinem Geiste die Räte und Diener unser« König« und stärke sie mit Deiner himmlischen Kraft in ihrem hohen Beruf. Segne all: Obrigkeiten und Salbach in den Rollen des Feldpredigers, Feldwebels, Hornisten und deS ehemaligen Kammerdieners Hempel so wie der Frau und Tochter deS letzteren. Die Gesänge, au-- geführt von einem Schützen, Pionier, Artilleristen und Trainsoldaten wurden von den Herren AntheS, Nebuschka, Scheidemantel und Erl zum Vortrag gebracht. — Gehoben von der weihevollen Stimmung deS TageS verließ die glänzende Versammlung nach Verlauf einer Stunde das Haus. O. B. Lady Gibylle. Erzählung von E. Schroeder. b0 (Fortsetzung.) Brombeerranken, die ihr den Weg versperrten, hatten sie ein bißchen von der Straße abgeführt, so war sie in ein Labyrinth von Busch und Baum ge raten, und nun auf einmal, wie sie sich umsah, kam ihr der Ort bekannt vor. Ja, ganz gewiß, hier war eS gewesen. Auf den knorrigen Wurzeln der Lich« dort hatte sie gesessen. Da war von einer raschen Hand dar Gebüsch vor ihr ausein ander geschlagen worden und der Besitzer von Neuland hatte vor ihr gestanden — nein, vor ihr gekniet hatte er und um die Liede gebettelt, die längst sein eigen gewesen. Sie war aufgesprungen, hatte entfliehen wollen in der Verwirrung, war aber nicht weiter gekommen al» bi» in feine Arme. — Seit jenem Abend war kaum mehr wie ein Jahr vergangen and jetzt? Irene v. Hatzleben war durch«»» keine sentimen tale Natur. Wenn die Gegenwart ihr den heiteren Lebensgenuß verdarb, so ärgerte sie sich uod die hilf, daß sie ihre« Amte« warten in Deiner Furcht. Walte mit D«ner Gnade übe, unserer Landeskirche, über die, so sie regieren, und all«, die ihr dienen, damit da« Evan gelium Deine« Sohne« je mehr »nd mehr eine Kraft »erde in unserm Land« und sem Heller Schein leucht« in Kirche, Schule u«d Hau«. Erbarme Dich unser- ganzen Lande« u»d last' auf« neue Fürst und Volk, groß und klein, hoch und niedrig, alle Armen und Not leidenden, alle Witwen und Waisen Deiner Gnade befohlen sein. Wir bitten Dich auch um Deinen Segen für unser gesamte« deutsche« Volk. Segne Kaffer und Reich. Laß Glauben und Treue, Kraft und Einigkeit unser« Volke« Schmuck und Ehre sein, erhalte unserm deutschen Vater lande den Frieden von außen, wehre und steuere allem Unfrieden von innen Herr unser Gott, Du erhörest Gebet, erhöre auch unser Gebet um Deine« lieben Sohne«, Jesu Christi unser« Herrn willen, welchem samt Dir und dem heiligen Geiste sei Lod und Ehre jetzt und immerdar. Amen Im Laufe deS Vormittags trafen noch einige Fürst lichkeiten in Dresden ein. Vor allen Dingen Ihre Majestät die Königin, Allerhöchstwelche Borm. 9 Uhr 7 Min. mit Sonderzug, von Sigmaringen kommend, in Dresden ankam und von Sr. Majestät dem König auf dem Böhmischen Bahnhofe empfangm wurden. Mit Ihrer Majestät der Königin kam Se. Durch laucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern an, Höchst- welcher im Prinzlichen Palais auf der Zinzendors- straße abgetreten ist. Se. Königl. Hoheit der Prinz Arnulf von Bayern war bereits früh 6 Uhr 56 Min. in Dresden eingetroffen und im Allerhöchsten Auftrage vom Kammerherrn Geh. LegationSrath Frhr. v. Friesen empfangen worden. Die festlichen Veranstaltungen deS gestrigen Tage- er öffnete einFeldgotteSdienst Auf dem Alaunplatz hatte man einen Altar errichtet, zu dessen Seiten Geschütze, Gewehrpyramiden und Fahnentrupps aufgestellt waren. Von ^9 Uhr ab rückten die Truppen in Paradeauzug — dos Leibgrenadierreginent zum ersten Male in der neuen Uniform mit weißen Beschlägen und Knöpfen — heran und nahmen in einem auf der einen Seite offenen Viereck um den Altar Aufstellung. Die Offi ziere traten vor die Front ihrer Truppenteile, während sich die Generalität, zahlreiche Offiziere z. D. und a. D., teilweise noch in alten sächsischen Uniformen, die Offiziere deS Beurlaubtenstande» und die Militär- beamten dem Altar gegenüber aufstellten. Hinter dem Altar standen die MusikcorpS des Schützen (Füsilier)- Regiment» Nr 108, des Pionier-, Train- und Jäger- bataillon», sowie der Tambourzug der Leibgrenadier- regimentS Nr. 100 unter Musikdirigent Schubert. Punkt 9 Uhr trafen Ihre Königl. Hoheiten der Groß herzog und der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ein; alsbald ertönte ein Trommelwirbel, womit die Feier ihren Anfang nahm. Nach einem Vorspiel der Musikchöre und Absingung eines GesangbuchverseS bestieg der Garnisonprediger Heinemann die hinter dem Altar errichtete Kanzel zu folgender Predigt. Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Ramen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er Dir Gutes gethan hat. Amen. Psalm ISS, B s. Der Herr hat Großes an uns gethan, des sind wir fröhlich. Lor wenigen Jahren sammelte sich das Sachsenvolk um sein Königshaus. Ein Festjübel ohne Gleichen durchwoat« Stadt und Land. Unser Fürstengrschlecht, das Hau» Wetten, derselbe uralte deutsch« Stamm, hatte 8 Jahrhunderte dieselbe Krone getragen. Heute ist wieder ein Fest- und Ehrentag ge kommen, welcher mit Höber Freude un» ausblicken läßt zu unserm König und Krieg-Herrn, wie er mit dem Jubelkrauz« eines sünfzigiährigen ritterlichen Waffendienste- geschmückt ist. Wenn weithin im Lande die treuen Sachsenherzen diesen festlichen Tag seiern, wie vielmehr wird unser ganze- Heer vom jüngsten Rekruten bi- zum dienst - und kampsergrauten Krieger, vom jüngsten Kadetten bis zum höchsten Offizier froh bewegt sein im BedächiniS diese- einzigen, seltenen Feste«? Ein Jahr nach dem anderen, ein Jahrzehnt zum anderen bi- zu einem halben Jahrhundert sind an dem erhabenen Krieger vorüber- Ihrigen ein Weilchen, tröstete sich dann und versah sich einer besseren Behandlung von der Zukunft. Sich wollüstig in den Gram der Vergangenheit zu ver senken, fiel ihr im allgemeinen nicht kin. Hier aber an diesem denkwürdigen Orte überkam es sie plötzlich sehr weich und wehmütig Bevor sie sich'S versah, saß sie auf der historischen Eichenwurzel, hatte die Hände vor daS Gesicht geschlagen und — vergoß Thränen. Ein Geräusch machte sie nach einer Weile auf blicken. Durch eine Lücke im Zweigwerk gewahrte sie jenseits deS Gebüsche-, das sie verbarg, einen Mann. Das unerwartete Auftauchen eine- solchen in dieser todesstillen Einsamkeit hatte an und für sich schon etwas Aufregendes für sie, die keine Heldin war; geradezu unheimlich aber wirkte die Erscheinung durch da- düstere Flackern der Augen in dem gelbledernen Gesicht, daS ein schwarzer Bart umrahmte. Im ersten Moment glaubte Irene, er sei nicht allein, dann über zeugte sie sich, daß die abgerissenen Worte, die er durch die Zähne stieß, an ihn selbst gerichtet waren. Diese» Selbstgespräch, in da» sich Flüche mischten und zu dem hin und wieder eine drohende Faust ge ballt wurde, machte, daß e» ihr mit tödlichem Er schrecken durch den Sinn fuhr: „Der Mensch ist wahn sinnig!" Uno plötzlich, sie wußte selbst nicht wie, war ihr eine Zeitungsnotiz gegenwärtig, die sie gestern nur mit halber Aufmncksamkeit im Lokalblatt« gelesen hatte: „An» der hiesigen Irrenanstalt ist in der vergan genen Nacht ein Tobsüchtiger eittfvrungen, über dessen Verbleib »an bi» jetzt noch gar keinen Aufschluß hat u. s. w."
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