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Dresdner Journal : 16.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189310167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-16
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1893
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O241 1893 Montag dm 16. Oktober, abend« DresdnerMmMl Ämtlicher Teil. Ansage ein v. Metzsch. Edrlmann. fiont- L. w. Kunst und Wissenschaft. nicht gefehlt. O. B. vibel- —» nittagt abeuds k tde gottes- » Uhr: 2 Uhr nig. e. io uh, ISseiei: Lt 11 Lrso- Veä- l,uke. Uotirr« Ustios ssäa^. »esäax ck»p- Lsm osr ok lU»MI lotol». 1». m. 2 UlS Lidls kmed »t « ootds. lergx- rn den Paradesälen des Königlichen Schlesier stattfindet. Bei dieser Gelegenheit werden Se. Majestät der König die Glückwünsche aus Anlaß Allerhöchstseine« 50jährigen Militärdienst-Jubiläum« entgegenzunehmen geruhen. Anzug: Die Herren vom Civil: Uniform bezw. Militär-Uniform. Die Herren vom Militär: Hofballanzug, Generalität weiße« Beinkleid. Dresden, am 16. Oktober 1893. Königliches Oberhofmarschallamt. Montag, den LS. October 18S3, Abends 9 Uhr, für äs» k»uw «ioar Leit» dis»»« ßsdriN 20 kt. Unter „kin^ssnoät" äi« SO Lt. 8«: ?»boUso- uwi eatspr. /tnkseU»^. ?!r*eU«l»e»r sAgvcd mit Xu»o»kn»a äer 8c»n- u. ?oisrt»^« »denä». kvrn,pr»cU-Xo»odiu«»r Ke. IL9L. Auf Allerhöchsten Zefehl wird den am Königlichen Hofe vorgestellten einheimischen und fremden Damen und Herren hiermit bekannt ge geben, daß kW vreräso viertsI^Ldrlicd < Zl-Uklc 50 ke, äs» L»u«rl Usutsokso ?o»t»n»t»lt«» viertst- LLrlled e Horte; »u„srdnlb äs» äeutxrd«» Lsiet»« tritt kost- unä 8ts«pet»n»cd1»s Uins». Linssla« Kumwor»: 10 kf. , II. rienp; jtou». und die Bereinigte Linke so vor die sehr verfängliche Frage gestellt wird, ob sie die gegen die Dynastie ge richteten Kundgebungen als ausreichenden Grund zur zeitweiligen Einstellung der BerfassungSrrchte betrachtet oder nicht. Die Drutschliberalen werden aber wohl diese Probe ihrer dynastischen Gefühle gut bestehen, und durch ihre Stimmen für die Genehmigung des Prager Ausnahmezustandes den Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen ihrer Partei und der Regierung noch hintan halten. Ob sie es auch über sich gewinnen, den beiden anderen Vorlagen, welche vor der Behandlung des Wahlresormentwurfe« im Reichsrate erledigt werden sollen, nämlich dem Landwehrgesetz und dem Staats haushaltsplan für 1894, ihre Genehmigung nicht zu versagen, ist noch fraglich, aber auch in diesen Fällen kann die Stellungnahme für sie wohl schwer, aber doch nicht zweifelhaft sein, da die Ablehnung dieser Regierungsvorlagen der Vereinigten deutschen Linken nach obenhin mehr Schaden als nach unten Nutzen bringen würde. Die Deutschliberalen sind, da sie ihre Regierungsfähigkeit in wohlverstandenem Interesse des deutschen Volk-stammeS in Österreich nicht ein- büßen wollen und dürfen, außer stände, ihre Ent schlüsse nach der jeweiligen Stimmung gegen die Regierung zu fassen, wenn eS sich um allgemein er kannte Bedürfnisse deS Staates handelt. Sie werden ihrer Abwehr deS allgemeinen Wahlrecht- einen größeren Nachdruck verleihen, wenn sie in den Kampf gegen die Wahlreform als eine Partei eintreten, die stets das StaatSinteresse höher zu halten gewußt hat, als ihre eigenen Parteivorteile. Urteils werden läßt. Es ist ein heitere» Kampfspiel in den überschüssigen Kräften dieses Charakters, darinnen der ironische Verstand die Empfindsamkeit verspottet und endlich doch dar tiefere weibliche Gefühl mitten im Wogenschlage den LebenSnachen wendet und ihn einlaufcn läßt in den üblichen Ruhehafen deS irdischen Daseins. Diese holde Gaukelei d^S Scherzes girbt Frl. Ulrich so ideal und stilvoll wieder, wie sie vom Schöpfer des Werkes gedacht ist Sie hat darin stets ihre hervorragendste Leistung geboten und sich als die zwanglos graziöseste Sprechkünstlerin ihres Faches bewährt. Wo so Seltenes sesselt, da wird man bereit, in anderen Rollen manche Schwachheit unserer der zeitigen Darstellung zu übersehen. Die meisten, welche dabei hinter einem wünschenswerten Erfolg zurückbleiben, versöhnen außerdem durch deu guten Willen heißen Bemühen«. Dahin gehören in erster Reihe die Darsteller de« Benedict und Ambrosius. Cie genügten, den Ausdruck des Ganzen aufrecht zu erhalten und an heiterem Lachen hat es dem Abend »«let- veichu imaua « lä« »«der- Stich« Koafir. » llhr: riete». Weise »dienst: Abend« utia. Vorm, l« vr. irochtr he 1» Richter Vier. — rchbau. mittag« 0 Uhr: :« für 15, I, «dienst: teegosse Zolles- ebrücker Sinder- »de > 8Uhr mittag« mittag« konfir- ischeu. Planitz, lgiriul. «dienst; : gottes Uhr Hilsr- S Uhr: S llhr Sonfir- : Opitz, rs >9 llhr Borm. Abend 1 Uhr tkonfir Bonn 9 Uhr: ,S Uhr ungon: ollziehl Zungen sewitz. vorher »rialrat r 100. »Sndel) Nvielte Auqm Richter ..Wie von i und WekannLrnachung. Das Ministerium deS Innern hat gemäß 8 38 deS Gesetze- über die Berichtigung von Wasserläufen und die Ausführung von Entwässerung«- und Be wässerungsanlagen vom 15. August 1855 die Amtshauptmannschaft OelSnitz für Angelegenheiten der Berichtigung deS ElsterflusseS bei Adorf mit Auftrag versehen, war hierdurch zur öffentlichen Kenntnih gebracht wird. Dresden, am N. Oktober 1893. Ministerium des Innern. WekannLrnachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtag betreffend. Se. Majestät der König Haden beschlossen, die getreuen Stände der Königreichs Sachsen zu einem in Gemäßheit von § 115 der Verfassungsurkunde ab zuhaltenden ordentlichen Landtage auf dra 13. November dieses Jahres in die Residenzstadt Dresden einberusen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder beider ständischer Kammern noch besondere Missiven au« dem Ministerium deS Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 12. Oktober 1893. Gesammtministerium. von Thümmel. von Metzsch. Meister K. Hoflheater. — Altstadt. — Am 14. d MtS: „Die Entführung aus dem Serail. Oper in drei Akten Musik von W A Mozart (Neu ein- studiert.) Mozart» geniale« jugendsrische« Werk, da» die eigene Herzenegejchichte de« Meister« widerspiegelt und, mit allen Reizen einer heiteren, schwärmerischen, dem LiebeSfrühling der Jugeud entsprossenen Melodik Dresden, 9. Oktober. Se. Majestät der König haben den bisherigen außerordentlichen Professor an der hiesigen Technischen Hochschule, vr. pbil. Richard Möhlau, zum ordentlichen Professor für Farbenchemie an der gedachten Hochschule zu ernennen Allergnädigst geruht. Dresden, 16. Oktober. GrafTaaffe und die Vereinigte deutsche Linke. ID Als der österreichische Ministerpräsident Graf Taaffe in der ersten Sitzung des wiedereröffneten Reichsrates bei der Ankündigung der Wahlreform vorlage erklärte, daß die Regierung mit allem Nach druck die darin enthaltene Verallgemeinerung des Wahl rechtes anstreben werde, hatte man die Empfindung, als würden die Zeiten der seitherigen nationalen Kämpfe für abgeschlossen erklärt und eine neue Epoche der sozialen und volkswirtschaftlichen Minen an- gekündigt So ungefähr wurde die dem Abgeordneten- hause unterbreitete Regierungsvorlage, die das all gemeine Wahlrecht zur Unterlage der geplanten Wahl- reform macht, von den sämtlichen die Mittelklassen vertretenden Parteien aufgefaßt. Ungeachtet der sie trennenden nationalen Bestrebungen lehnen sowohl die deutschen Liberalen wie die konservativ gesinnten Alt tschechen und Klerikalen den Grundgedanken der Wahl reform ab, indem sie das allgemeine Wahlrecht von einem und demselben Standpunkte der pflichtgemäßen Verteidigung der politischen Rechte des Bürgertums Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Betriebsdirektor auf der fiskalischen Mittel ai ube Konrad Alfred Sickel in FreibergSdorf den Titel und Rang eines BergratheS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Director der Landwirth- schaftlichen Versuchsstation zu Möckern, Professor vr. Kellner da« ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Japan verliehene Kom«andeurkreuz de« Orden« de» Heiligen Schatze« annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staat-angehörige Rittergutsbesitzer Freiherr v. Palm auf Linz bei Ortrand, nachdem er von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen zum Ehrenritter der Bailey Brandenburg dcs Johanntter- ordenL ernannt worden, die Insignien dieses Ordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann und Königlich Belgische Conful Derham zu Leipzig das ihm von Er. Majestät dem Könige der Belgier verliehene Ritterkreuz des LeopoldordenS annrhme und trage. Dresden, 9. Oktober. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des König- ist dem Bäcker gehilfen Robert Emil Mix au- Neundorf bei Pirna für die von ihm unter eigener Lebensgefahr am 17 August vorigen Jahres bewirkte Rettung eines Manne- vom Tode de« Ertrinkens in der Elbe die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Tagesgeschichte. Dresden, 16. Oktober. Se. Majestät der König wohnten gestern, Sonntag, vormittag dem Gottes dienste in der katholischen Hofkirche bei und kamen nach dem Kirchenbesuche ins König!. Residenzschloß, um Audienzen zu erteilen. Darauf kehrten der Monarch nach Billa Strehlen zurück. Nachmit tags um 5 Uhr fand bei Sr. Majestät dem König Familientafel statt, an der Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz Johann Georg, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde, sowie Ihre Hoheiten die Herzöge Adolf Friedrich und Heinrich von Mecklenburg-Schwerin teilnahmen. Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Villa Strehlen in« Residenzschloß und nahmen die Vorträge der Herren Staats Minister und Depar- tementschefs der Königl. Hofstaaten, sowie militärische Meldungen entgegen. Nach Erledigung der Reaier- ungsgeschäste begaben Se. Majestät Allerhöchstsich nach Villa Strehlen zurück. Bei der morgen, Dienstag, vormittags 9 Uhr 55 Min stattfindenden Ankunft Sr. Königl. Hoheit des Herzogs Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha findet auf dem Böhmisch: n Bahnhofe großer militäri scher Empfang statt. * Berlin, 15. Oktober. Se Majestät der Kaiser unternahmen auch gestern wieder einen Birschgang in die Schorsheide, hörten nach der Rückkehr in daS Zündschloß Lubertusffock verschiedene Vorträge und erledigten demnächst Regierungtangelegenheiten. — Der Bundesrat nahm in der am Freitag, 13. d. Mts, unter dem Vorsitze deS Vizepräsidenten des StaatSministeriums, Staatssekretärs des Innern Vr. v. Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung zunächst die erforderlichen Neuwahlen für die Stellen eine- nichtständigen Mitgliedes des ReichSversicherungSamt» und eines Mitgliedes der Reichsschuldenkommission vor. Mehrere Eingaben, betreffend die Ausdehnung der Unfallversicherung :c., wurden dem Reichskanzler überwiesen. «icdo- srwoo emag m os a»ä»r o »Ü korä. ther. »ßraß« Pastor techts- t»d«, Für die GeiamU«it»ng rxrantwsrUtch: hofrat (Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. - — " ' — " VM.M^»» s » .».».» S rc» «okllnätxuorekn »a^Lrtir Low>o>»iouLe Dr. oäuer kraz l^tpiiK-krovtikaet o. «. KLocd«»! Axct. . I-oiuioL ». Huuix «9 t7o.; I«rU» : Amit L'aüatk,' t?. Lc1>U«ier/ L»Uo ». S- Aurct <S U»r»o»x«derr ItSoi^I. Lrpoäitioo äe, vreaäosr ^ourruü» vrooäeo, Lviozsrotr. 20. k«r»»pr«oti-^»»cttlaoo: Ur. 1LSS» Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 16. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern fand die feierliche Üeergabe det Rektorat» der Universität an den neuen Rektor, geh. Re- gierungörat Weinhold, statt. Glatz, 16. Oktober. (Tel. d. Dretdn. Journ.) In einer Pulverfabrik zu Reichenstein faud gestern eine Grplofioa statt, »»bei mehrere Abteilungr« der Fabrik zerstört wurden. Menschenverluste sind nicht zu beklagen. bekämpfen, während sich um die von der Regierung erhobene Fahne des allgemeinen Wahlrechtes Frak tionen scharen, die, um die Gunst der künftigen Wähler massen buhlend, bei dem bevorstehenden,,Kampfe um die politischen VolkSrechte" ihre nationalpolitischen Sonderwünsche bi« aus weitere- zurückstellen. Die parlamentarische Lage gestaltet sich demnach in Österreich so, als wäre der Wahlreformentwurf schon Gesetz, und als wären die Spitzen der Arbeiter bataillone im Verhandlungssaale des ReichSrateS ein- gerücki, um den Kampf gegen die bestehende StaatS- und Gesellschaftsordnung aufzunehmen. Aber ein fieserer Blick auf den Hintergrund der parlamenta rischen Verhältnisse zeigt, daß die so beschaffene Gruppierung und Stellungnahme der Parteien das Werk de- ersten Eindruckes der von der Regierung auf die Tage«ordnung deS ReichSrateS gesetzten Wahl- «form ist, und daß im weiteren Verlaufe der parla mentarischen Kämpfe um diese Regierungsvorlage mehr oder weniger belangreiche Änderungen in den Beziehungen der einzelnen Parteiloger zu der Re gierung und der Wahlreform zu gewärtigen sind. Nur eines steht nach Lage der Dinge fest, daß die deutsch-liberale Partei bis zur Entscheidung der Wahl- reformfroge in ihrer ablehnenden Stellungnahme ver harren wird. T)aS allgemeine Wahlrecht ist von den Leitern dieser Partei als unvereinbar erkannt mit dem ferneren Bestände dieser zur Vertretung und Förder ung de- Deutschtums in Österreich befähigtesten und berufensten Partei, und daher wird die letztere nie mals in ihrer Abwehr gegen die Verallgemeinerung deS Wahlrechts wanken, solange die Regierung nicht anderwertige Bürgschaften für ausreichenden Schutz der durch diese Partei vertretenen nationalen und gesellschaftlichen Interessen zuwege gebracht hat. Die Erklärung deS Abg HeilSberg in der Freitagssitzung de- ReichSrateS hat den festen Entschluß der ver einigten Linken zu erkennen gegeben, der Wahlreform unbeugsamen Widerstand entgegenzustellen. Die Bereinigte Linke hat nach langen Beratungen ihr Verhalten gegen diese Regierungsvorlage festgelegt, und kann in ihrem klar erkannten Parteiinteresse auf keinerlei Kompromisse mit dem all gemeinen Wahlrechte eingehen. Nur in Bezug auf die ferneren Beziehungen dieser Partei zu der Re gierung sind Zweifel zulässig, sofern auS der erwähnten Erklärung ihre- Wortführers sich nicht ersehen läßt, ob die Partei deu von der deutschlibcralen Presse dem Grafen Taaffe bereit- angekündigten Krieg auf Tod und Leben beschlossen hat und diesen Krieg auch so fort zu eröffnen gedenkt. Indessen darf man hoffen, daß die Vereinigte Linke, welche in ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse stet- ihren Charakter und Beruf al» StaatSpartei hochgehalten hat, auch ferner hin alles vermeiden werde, was ihrem Ansehen als staatSerhaltende, patriotische Partei unzuträglich sein könnte. Im Augenblick handelt es sich darum, ob sie an dem Grafen Taaffe für dessen in der Wahlreform angeblich bethätigte Feindseligkeit durch Ablehnung der auf der Tagesordnung stehenden Regierungs vorlagen das Recht der Wiedervergeltung üben will. Diese Frage wird schon bei der zunächst zu gewärtigen den Lnischciduvg über den ferneren Erstand der Prager Ausnohmeverfügungen beantwortet werden. Die Vereinigte Linke will, wie Vr. Heilsberg er klärte, in dieser Angelegenheit sich aus den Stand punkt der die Sachlage objektiv prüfenden Partei stellen und je nachdem die Regierung die Notwendig keit der Auenahmeverfügungkn im Ausschüsse dar- geihan haben wird oder nicht, über ihre endgiltige Stellungnahme beschließen. Es ist anzunehmen, daß die Regierung diese Notwendigkeit zunächst aus den sich in letzter Zeit öfters wiederholenden antidynastischen Ausschreitungen der Prager Straßrnmenge hcrleiten mühen aller Mitwirkenden getragen und in der Ge samtwirkung sehr lobenswert, wobei allerdings in An rechnung gebracht ist, daß den jetzigen Sängern und ihrer Gesangstechnik mit wenigen Ausnahmen Mo- zartsche Partien fernliegen. Am besten trifft den Mozartstil Hr. Erl, sowohl in der Pednllo Rolle, die er nun an Hrn. Hofmüller abgegeben hat, wie in Belmontes feinste Gefangskunst und innigste Empfin dung fordernder Tenorpartie. Neben Hrn. Hofmüller, welcher als Belmontes Diener bei einigem Zuviel in den Spielbewegungen fibendig und wirksam war, be- thätigte sich Frau Camil zum ersten Mal in dieser Oper Von den beiden großen Arien Konstanzes, die Mozart dem Ehrgeiz einer kühlen Primadonna asso- luta geopfert hat, sang sie die erste in L-äur mit Ausdruck und Geschmack in den Verzierungen, die zweite „Martern aller Art" — eine« der schwierigsten Bravourstücke in der ganzen Opernlitteratur — mit Ausdauer, gleichmäßiger Tonansprache innerhalb de- beanspruchten gewaltigen Stimmumfangs bis zum tiefen 1! herab und mit korrekter und nahezu fertiger Be handlung de» reichen Paffagenwerks. Blieb auch in dieser, schauspielerisch übrigen- schon mit mehr Selbst ständigkeit angelcgten Leistung noch der Eindruck de- vollkommen Sicheren, Freien, leicht und mit Elan in den Bravourstrllen Beherrschten fehlen, io machte die Darbietung doch wiederum auf Frau CamilS außer ordentliche Stimmbegabung und Talent für den kolo rierten Gesang aufmerksam und regte neuerdings die Erwartung an, daß die Sängerin, wenn ihr weitere- Studium Fleiß und Regsamkeit bewahrt und seilen der maßgebenden Personen de« KunsfinstitutS sorgsame Förderung erhält, in absehbarer Zeit geschmückt, in seinem allgemeinen Zuge zuerst deutsche Empfindung, deutsches Gemüt bei meisterhafter Be- heirfchung der künstlerischen Mittel entfaltet, empfängt seine kunstgeschichtliche Bedeutung durch den in ihm angeschlagenen romantischen Ton, durch individuelle Charakteristik (OSmin) und durch die Ausführung einer naiven Mädchenrolle (des Blvndchen): Eigen schaften, welche sich vordem in der Vokalmusik noch nirgends in so entschiedenem Ausdrucke voi fanden und sich hinfort al- Grundzüge der deutschen Oper be haupteten und entwickelten. Das Schöne und Lebens volle in der „Entsührung" hat niemund feiner em pfunden und wärmer ausgesprochen als Karl Maria v Weber in folgenden, im Jahre 1818 niedtrgeschriebenen Worten: „Meinem persönlichen Künstlergefühle ist diese heitere, in vollster üppiger Jngend lodernde, jungfräulich zart empfindende Schöpfung besonders lieb. Ich glaube in ihr das zu ervlicken, was jedem Menschen seine frohen Frühlingtjahre sind, deren Blütezeit er nie wieder so erreichen kann und wo beim Vertilgen ter Mängel auch unwiederbringliche Reize fliehn. Ja, ich getraue mir, den Glauben auSzusprrchen, daß in der „Entführung" Mozart- Kunsterfahrung ihre Reife erlangt hatte und dann nur die Welterfahrung weiter schuf. Opern wie „Figaro" und „Don Juan" war die Welt berechtigt, mehrere von ihm zu erwarten. Eine „Entführung, konnte er mit dem besten Willen nicht wieder schreiben" Wie die l tzte Darstellung im Mozart Cyklu» vor zwei Jahren, war auch die gestrige Aufführung, von Hrn. Hos Kapellmeister Hagen musikalisch sorgsam ein studiert und geleitet, von dem Fleiß und eifrigen Be» R. Hoftheuter. — Neustadt. — Am 14. Oktober: Viel Lärm um Nicht-". Lustspiel von Shake speare, von Holtey nach BaudissinS Übersetzung bcmbeilet. D-e Aufführung dieses wunderbaren Lustspiels mit seinem unvergänglichen Zauber wird für alle gebildeten Theaterfreunde und namentlich für alle Kenner zu den schönsten Genüssen gehören, so lange Frl Ulrich die Beatrice spielt. Ich habe mich schon wiederholt über die Durchgestaltung dieser Rolle ausgesprochen, die zu den anmutigsten Beispielen echter Schauspiel kunst gehört. Sie bringt den Inbegriff alles Besten dar, wodurch da- Talent der genannten Künstlerin im Lustspielfach, dem Hauptgebiete ihrer Kraft, vor andern ausgezeichnet wird. ES wiegt daS doppeltschwer, da Beatrice in feiner und lebenswahrer Darstellung zu den schwierigsten Aufgaben de- klassischen Lustspiels gehört. Sie ist ein Frauenbild, das sich auf dem phantastischen Boden der übermütigen, so sinnlich heißen, wie sinnig scharfen und geistesstarken Renaissancezeit bereit; ihre Darstellung bietet der Schauspielerin keine äußere Hilse durch eine Anlehnung an da» Leben und Treiben der modernen Welt; und dennoch wurde diese Gestalt von der großen Intuition der fast allmäch tigen Dichter- dadurch ewig jung und ewig verständ lich gemacht, daß er ihr Herz und ihre frische Laune immer nur dem Reinmenschlichen zuweni^t und da durch den gesunden Mutterwitz zur Richtschnur ihre«
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