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Dresdner Journal : 04.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189310046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-04
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1893
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werden naturgemäß diejenigen zuerst erscheinen, welch« gar keiner oder nur weniger Abänderungen bedurft haben, namentlich also wohl der Entwurf über den Schutz von Warenbezeichnungen und die Novelle zum Unter- stÜtzungSwohnsitzgesetz Die letztere ist in der Reich«» tagdkommission, welcher sie zur Vorberatung überwiesen war, nach Annahme einiger Abändeiunqen fast mit Stim- menen Helligkeit angenommen worden. Die neue Redaktion der Novelle dürste auf die in der Reichetagekommission gefaßten Beschlüsse Rücksicht nehmen und so steht denn zu hoffen, daß die beiden zuletzt genannten Gesetze, die bereu« beide am 1. Oktober d. I. in Kraft treten sollten, wenig sten« am 1. April 1KS4 Geltung erlangen werden. — Uber die Berhandlungen, welche unter dem Vorsitze des StaatSministerS v Boetticher in den Sitz ungen des sogenannten Zvllbeirats geführt wurden, ist das „B. T." in der Lage, einige Mitteilungen zu veröffentlichen. Bon teil n der Verirrter d - Handel und der Industrie wurde mit großer Enijchiencnheii die Noiwe digkeit eine« mög lichst rajürn Abschlusses eims Handelsvertrages oder Zoll abkommens betont und die Beseitigung der Betreib d>ff >tnttal- zölle als die Vorbedingung hlngestelll. um zu den gewünschten russiicheu Zuqesräwn-ffen für die deutsche Industrie zu gelangen. Zum min esten sei ein Zustand Rußland geg nüber »u ersterben, wie der dmch die P eisideganstigungsklausel Frankreich gegen, über geschaffene. Die Vertreter der Landwirtschas», insbesondree Hr v Puukamer Plauth, erklärten, daß an derartige Zuge bändniffe deutsch »seits nicht zu denken sei Gegenüber den weilen landn irtschastlichen Interessen fielen die industriellen ver- ftäftni-müßig nicht jo titwer in die Wagschale, da Deuts' land vo»zugSw?ie ein ackeibautreibender Staat sei und aum bleiben müsse Hr » Puitkamer wieS den Vorwurf, als verficht n er und feine Fr.unde einseitige egoistische Interessen, we t von sich, beionte v elmehr da sie allezeit zu » unften der Allgemeinheit auf eigene Vorteile zu verachten berei' seien, ober et! müßten eben Vorteile sein, die der Allgemeinheit wirklich zugute kämen. Die Vcrtieler der 8 eichsregierung wiesen aus die großen Sa wierigkeiten hin, welche ein Hande soertrag mit Rußla d aus ter von den Vertretern d>r Industrie und des Handels gejordenen Grundlage in dem jetzigen Reichstage finden wurde Die Ablehnung eines solchen Vertrages abcr würde Konsequenzen von der weuesttrag nden Bedeutung sür die Enimi«ke>ung der Rkicbsverhättmsse nach sich ziehen Man müßte roher daraus bedacht sein, das Mögliche unter den geg b nen Verhältnissen zu erre'chen Die Reichsregierung weide sur etwa btt Taris Positionen Änderungen zu Gunsten keutschlands verlangen, und sie rechne darauf, mit solch einer Vorlage im Reichstage durch zudringen — Die „Nordd. Allg. Ztg." ist in den Stand gesetzt, authentisch mitzuteilen, daß der von der Tabaksteuerkommission vorgeschlagene Entwurf auf folgenden Grundlagen beruht: Die geg nwärtig bestehende Steuer von inländischem Ta bak — 4k> M. sür lvv Ic^ — soll in Forlsall kommen und gleichzeitig der Zoll sür auS Mm AuSlande eingehenden Roh tabak um den entspiechenden Betrag gekürzt weiden Tie im Jnlrnde hergestellten Fabiika e werden, soweit sie eum inlän dischen Konsum bestimmt sind einer Steuer unterworsen, welch: na > Vrozent.n dee durch die Faktura nach uw'ijenden Fabrik- prci cs bemessen ist D-e Sätze sollen sür die verschiedenen Arien von Fabrikaten verschieden hoch normiert werden Es lag nahe, bei der Festsetzung der S euerlätze sür die einzelnen Arten von Fabrikaten aus das Verhältnis «h er bisherigen Stcuerbelastung zurückzugreifen. N ch ang stellten jo.gsättigen E-mittelungen stellt fich diej lb: zur Z it e wa derart, daß, wenn d e Betastung der C'garren mit 1 ang.-jetzc wird die der Cigaretten U des Rauch- und SLnupsladaks 8 und des Kau tabaks 2'/, beträgt Indessen hat sich nicht veile! nen l.ssen, dab namentlich der Rauchtabak durch die rin Inh e I87S em- gesührte Eewichtsstcuer verhättnismäßig hoch gelroffen worden ist. Die Kommmion hat de-halb an dem bi herigen Verhältnis nicht sepgchaben, sondern vorgtichlagen, den Steuersatz sür Rauchtabak, Kau- und Schnupstadak angemessen herabz. setzen, Cigarren und Cigaretten dagegen gleichmäßig zu belasten Die Höhe der cmvsohlenen Vro^imäxe blc,b« hinter den in der Presse g'nachien Angaben nich: unerheblich zurück. Die Steuerpflicht soll eintreten, jo a!d die Fabrikate in fertigem Zustande die Fabrik rerlassen; sür die ausländischen Fabrikat Wira die Steuer glttchzeilig m t dem Zoll erhoben. Zur Entrichtung der Steuer sür inländische Fabrikaie iit der Fabrikant, sür ausländische derjenige verpflichtet, welchem die Zahlung des Zoll's obliegt. Für eie Entrichtung bei Steuer ist eine dem gcschäst icheu Verkehr zwijreu Fabrikanten und Händlern mit Fabrikaten ent prechenbe geiäumige Kreditfiist vorgesehen. Der Tabak unterliegt von derErrcugungbez von der Einfuhr an bis zum Ausgange der daraus hergesteüten Frorrkaic aus der Fa'zik ter Kontrolle durch die Sieuerbchörde. Doch ist da aus Bedacht genommen wo den, diese Kontrolle thunlichst wenig be lästigend zu gestoben. Der inländische Tabakspslanzer soll der Verpflichtung zur Anmeldung und zur Gestellung dc- gecrnteten Tabaks bchusS amtlicher Verwiegung auch künftig unt rwvrscn bleiben; dagegen wird er von der Kontrolle aus dem Felde, der Bläiterzählung und Gewichisabschätzung und von dcn im Interesse dieser Kontrolle vorgcschricbenen Beschränk ungen teS A, daues, welche sich im allgemeinen als entbehrlich erwiesen haben, rn Zuluust frei. In seiner Verfügung über den Tabak ist der Pflanzer nur insoweit beschränkt, als er cen- selben nicht an ante-c Personen, als an an re,neidete Pflanzer, Rohtabalehändler oder Fabrikanten veräußern d»f Der R obtabakShändler unterliegt, gleichviel ob cr mit auS ländischem odcr inländischem Tabak Handel treibt, der Ver pflichtung. jein Lager unter Mitverjch uß der Steuerbehörde zu halten, welche kabur ch in d e MöZichkeZ verfitzt wird die Bezüge der Fabrikanten an Rohtabak genau zu kontrollieren. Die Beaufsich'igung der Läqer jo l gebührenfrei erfolgen. Die KonnoVe des Fabri tauten wild im wefinll-cd n in e ner Luchkontrolle bestehen Er hat AabrikationSbücher zu führen, welche den Zu- »nd Abgang an Rohmaterial uno an fertigem Fabrikat fortlaufend Nachweisen und der Kon trolle der Steuerbehörde untcrliegen. über jdea Absatz an Fabrikaten Hai ein Fakturenduch auffchluk zu -cbea, welche« mit den dazu gehörigen Belägen zur Grundlage der Versteuer ung dunt. Auf die Bücher, welche den Ve mögenöftand de« Fabrikanten betreffen, Bilanzen u dergl., fall fich die Befugui« der Steuerb amten zur Einsichtnahme nicht erstrecken. All jährlich, thunlichst im Anschlusse an die Inventur, stabet eine amtliche Bestandsaufnahme in den Fabriken statt Von der früher in Aussicht genommenen F stftellung bestimmter Rendr- menitsätze für die Vergleichung der Menge deS verarbeiteten Rohmaterial- mit der Menge der daraus her estellten Fabrikate ist abgesehen wviden. Für Kleinb,triebe, d. h j-tbstäidge Ar- beitcr, welche mit ihren Familienangehörigen C garrev, oder ohne andere Hilse auch Schnupftabak Herstellen, darf eine Er leichterung in der Buchführung zugelaffen oder die Entrichtung der Steuer im Wege der Abfindung angeoidnet werden Der Steueikredit wiid ihnen ebenfalls zu iril Zur Gegenkoatrolle gegen die Buchführung der Fabrikanten foll auch den Händlern mit Ta'akssabrikaten, deren G schäst-letricb gleich dem der Rohtabakshändler und Fabrikanten der An und Abmeldepflicht unterliegt, die Beipflichtung auferl gt werden, Anjchc-idungen zu führen, welche ihre Einkäufe an Fabrikaten Nachweisen. Die selben sind mit den bezüglichen Fakturen von ter Steuerbehöid« zu kontrollieren Auf den Absatz ihrer Ware wird die Kontrolle dieser Händler indcs nich' ausgedehnt. Eine Kontrolle der Sleuerenlr'chlung durch Anbringung von Banderolen oder Stcuern arken ist nicht in Aussicht genommen. Nach den vo gesehenen ffbrrganzStestiMmung n soll von den am Tage dcS Inkrafttretens deS Gesetzt- vo handcnc« Fabrikaten eine mäßige Nachsteuer e-hoben werden, wobei jedoch der zum ei.enen Verbrauch bestimmte Vorrat bis »u einer gewissen Höchstmenge fieuerttei gelaffen wird. Für die bei den Pflanze-n, RohiabaksHändlern und Fabrikanten vor handenen Vorrä'e an Rohtabak, Halb und Karnsadrikaten soll die bisherige Steuer u d die Differenz zwiscken dem jetzigen und dcm künftigen Rohtabalszoll zurückerstaitel werden, und zwar sür Rohtabak im vollen Betrage, für Halb- und Ganz fabrikate nach reichlich bemessenen Durcrfchnittsfätzen — D:e „Nat -Ztg." schreibt zu der von verschiedenen Blättern letzthin gebrachten Nachricht, daß der früher unerledigt gebliebene Entwurf eines Gesetzes be treffend die Bekämpfung der Trunksucht dem Reichstage in seiner nächsten Session vorgelegt werden würde und zwar infolge der Anregungen des Deut schen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke und anderer Vereinigungen: „Wenn es auch richtig ist, daß der genannte Verein neuerdings dringend um Erledigung des Entwurfes, dessen Einbringung auf seine Veranlassung erfolgt war, gebeten hat, so er fahren wir doch von zuverlässiger Seite, daß eine Entscheidung darüber, ob und wann der Entwurf dem Reichstage wieder zugehen wird, bisher nicht ge troffen ist." — Über die Abreise des Fürsten Bismarck auS Kissingeu bringt die dortige „Saalezeitung" in ihrer letzten Sonnabendnummer folgende Mitteilung, die, wie die „Hamb Nachr" bemerken, mit deren eigenen Informationen übereinstimmt: „Wie wir bereits gestern mitgeteilt haben, wird die Abreise des Fürsten Bis marck, der heute 9 Wochen hier weilt, in den ersten Tagen der nächsten Woche erfolgen — falls eS fein Krästezustond erlaubt. Seit zwei Tagen haben wir plötzlich wieder sehr warme T-mperatur, welche dem greisen Altreichskanzler gestattete, gestern und vorgestern Spazierfahrten zu unternehmen. Prof. Schweninger ist gestern nachmittag wieder hier einqetroffeu Die Reise nach Friedrichsruh geht über Eisenach-Bebra- Göttingen-Hannover. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Fürst sich rach der schweren Erkrankung vor jedem unnötigen Verbrauch seiner Kräfte schonen muß; das Publikum wird deshalb gebeten, bei der Abreise hierauf Rücksicht zu nehmen und stürmische Kundgebungen zu unterlasse»." — Die „Köln Ztg" meldet: Nach einem bei der Antisklavereigssellschaft eingeaange: en Telegramm ist Major v. Wißmann am 7. Juli am Tanganyika eingetroffen. Major v. Wißmann hatte daselbst schwere Kämpfe zu bestehen, die jedoch siegreich endeten und wobei mehrere hundert Sklaven befreit wurden. — Die Lösung der Frage, ob die Entscheidung über die Berufung den Oberlandergerichte» oder den Landgei ichten zu übertragen sei hängt, wie die ,Post" berichtet, gutem Vernehmen nach zunächst davon ab, wie sich der Hr Finanzminister zu der An gelegenheit stellt. Bis jetzt sei darüber Positives noch nicht bekannt. — Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerasälle bekannt: In Hamburg wurden vom 2. bis 3. Oktober morgens Neuerkrankungen nicht gemeldet; unter den früher Erkrankten sind drei gestorben. München, 3. Oktober Se. König!. Hoheit der Prinz-Regent hat sich gestern zu mehrwöchigem Aufenthalt nach Berchtesgaden begeben. — In der Kammer der Abgeordneten sprach heute der Finanz- minister v. Riedel zum Budget. D«r Minister legt« dar, da« bayerische Budqei balanciere i i Einnahmen «nd Ausgaben mit 32» -7« »22 M. Der An- letl Boyern« an den Rc-ch-einnahmea delrrg« 3»»t2 7btt M, dirjenigr an den An«gaben sür Reichszwecke 4« 7N «80 M Die zweijährige Amanzperwde is»-/»l ergab einen ü»«rjH>«b von »b»21SsbM, wovon 12 44V Hütt M aus G:«»d von Brjchlüffcn de« letzten Landtag« verausgabt worden filtn Von dcm Reste winden 21 >«4 7vo M zur Annulterung von Eisen- bahnonteihen und 14 lvt I6ö M. zu Staatsbauien angewiejrn Der Finanzmiuiper hob firner hervor, die Fran harter Finanz- M'nifteikonfirenz habe einst mm q beschlossen, unter strengster Wahrung de« söderativen Gedankens der ReilSveisaffung und der Rcfirvatrechte iowie de- Budzetrecht« de« Retch-tag- eine s ste Regelung der finanziellen Beziehungen de- Re-che- und der Einzeltzaaten aulubahnen, um die letzteren gegen üderschießende unregelmäßige Matrikulaiforderungen zu schützen. Wünschens wert sei es, dcn Einzeluaaien einen ziffermäßig begrenzten An teil au- d>n Rcrchszöllrn und den indirekten ReichSjieuern zu sichern, und die R'ich-jchuld zu vermindern Der gegen den letzten Landtag erhobene vorwurs, die Übrrjchüsfi du»ch über triebene Sienern erzielt zu dadra, sei durchaus unbegründet. Von dem Überschuß pio I8VV1 rührten 22'^ Millionen au» Mehreinnatmen deS Reiche-, 22*/, Millionen au- dcn SiaalSbeiiieben und nur 14^, Millionen au- dem Malz auschlag, den Stempelqebüdren und den StaatSfteaern her. La» neue Budget sei um 17 Mlllioien höher, at- da jenige pro I8S2/V3, dessen NeitorrttägniS noch nicht zu übersehen sei Millionen von diejen Mehiau-gaien nisallen aus ReichSzwccke, worin tre Kosten sür die H-err-verstäiku- g noch nicht en'halie» seien. Für Gehalwausbcsfirung der unteren Staa sbeamren und Bediensteten werden 1 7vtt v -tt M beansprucht Der Anspruch hiersür werde sich nach und noch aus 4 Millionen M. jährlich erhöhen. Eine Erhöhung der Sievern sei ausgcjch offen. Wien, 3. Oktober. Nachdem der bisherige Statt- Halter von Mähren, Ritter v. Lödl, auf fein Ansuchen von seinem Posten enthoben wviden war, ist nunmehr der bisherige SektionSches im Justizministerium, Alois Fihr. Spens v. Bovden, zum Statthalter von Mähren ernannt woideu. Ter neue Statthalter ist am 7. Juli 1835 geboren und hat, der „Presse" zu folge, im Lause einer vieljähri.en Beamtenlausbahn ein« reiche Fülle von Erfahrungen gesammelt, die ihm auf dem Brünner Posten zweifelsohne erheblich zu statten kommen werden und von ihm eine gereifte Auffassung und umsichtige Ersüllung seiner Aufgaben erwarten lasfen Er ist auch beider Landesfprachen in Wort und Schrift vollkommen mächtig. Poliiifch ist Frhr. v. Spens in keiner Weise hervorgetreten, er gehört keiner Partei an, eS kann ihn keine Partei für sich in Anspruch nehmen und es besteht somit keinerlei Hindernis, daß ihm die Landesangehörigen beider Nationalitäten und jeder Parteirichtung je- er Vertrauen in seine Objektivität und Unparteilichkeit entgegen bringen, welches den neuen LanbeSchef in feiner Ämts- wiiksamkeit zu fördern geeignet fein wird. Da- .Fremdenblat!' würdigt die hervorragenden Ler- dierjle deS abirctrnden Statthaller-, welche eS bewickten, daß beide Nationalitäten im Lande jchlicßlich von gleicher Einsicht in seine Wi.kjamkcit erjüllt waren Die Regierung verfolge offenbar den Zweck, in düsen Vcrhältnisjen eine Änderung nicht eintreien zu taffen. Sie habe auch deshalb jede SediSvalanz durch die jojoriige Bestellung eines Nack folger- ausgeschlossen und damit jedem Eincrängen volmjche- Einflüsse und Wünsche dcn Weg abgesperrt Denn der zum Statthalter von Mähren nunmehr ernannte Seklionech-s de« Just'-mnnslernm S, Ba on Spens Boodcn, sei ebenso der Bureaukraiie entnommen, wie lern unmittelbarer Vorgänger, und er habe dem polu,scheu Tieiben ebenso firne gestanden, wie diejer Und da er als einstiger richterlicher Fnnkiionär in Pr-g auch die tschechische Sprache sich vollkommen ang-eignet hat, so werde ihm auch von Seite der Tschechen die Qualifikat-on sür sein Amt im vollsten Maße zuerlannt weiden müssen. Ls werde ihm das Bettrauen nicht ausblciben, in einem Lande, dar keinerlei Schn ucht nach Ändcrung seiner Zuflä de und nach Verbitterung seiner Ver hältnisse empfindet, di» nicht in die Botmäßigkeit deS Rad-ka- liSmus geialen ist und auch Nicht m eine solche gelangen will. Unmnvlbur vor dem Zusammentritte des Rcichsra cs wiid diese Entschließung der Regierung als ein Zeichen ihres Verhallen» und ihrer Stellung zu den großen Parteien aufgesaßt werben. Man wird daraus ihr Bestreben ablei rn, auch ihrers itS den Status <zuo zu wahren, dec es den großen Parteien ermöglicht, in ihren bisherigen Stellungen auszuvarren. Die Deutschen fpez ell werden auch keinen Anlaß haben, über einen Z vijchen all zu klagen, in dcm sie eine En läuschung oder Benachteiligung erblicken kö nten — Das längst angekündigle Manifest der jung- tfchechischen Abgeordneten „an das Volk von Böh men" ist gestern erschien n und in zahlt eichen Exem plaren in Böhme» verbreitet worden. Das in Leipzig und Buda Pest gedruckte Schriftstück beginnt mit der Erinnerung an die wiederholte Verhängung des Aus nahmezustandes in Böhmen in den Jahren 18-19, 1868, 1871 und schließlich 1893 und weist darauf hin, daß d r Ausnahmezustand niemals eine Schwächung deS tschechischen Volkes zur Folge hatte, sondern wiederholt zu Verhandlungen über die Lösung der „böhmischen Frage" geführt habe Die tschechischen Abgeordneten werden, dessen eingedenk, sich deshalb auch jetzt nicht von ihrem klar vorgesteckten Ziele ab- lenken lassen Da« Maaifist ve,»ciß aus b-a «ißersta,« t« tschrchtschn, Volke -rgr« dc« Wiener >u glr h beschwert sich darüber, daß man durch verschiedeuc Verbote und Demonstrationen grze» di« „royoliftischea Gesühfi" de« tschrchi'cheu Volke« avstiitt drtlnP sich uamcnilich «der da« Vo gehen gegen dfi Zni gischcw-u, dew gegruüber das tschechische Volk eine eewunderung-würdige «»> dmd Hobe D e V.s-Lu'diguapen welche gegen dir Partei und da« Volk erhoben wurder, al« seien dirjctben von dem Weae der G.srtzlichtei» a>>gt»ichea, werden al« unbegründet tacqkstcR und der Verlacht ausgesproSrn. at« sefi» die letzten Vorsälfi in Prag hauptsächlich voa jeuen h rvorgerusen worden, di« heut« insolge j«n«s Ereignisse« di« po'atischrn Freiheiten noch mehr einschiänkra woll n. D»«halb weiden sich d-e tschechischen Abgeordneten durch d«e letzten Maßregeln von ihrem politische, Programme nicht abbringen taffen und erwarten von de« tschechischen Volke, daß e« seine filbftdewußie Entschlossenheit, aber auch seine ruhige Besonnenheit bewahre« und auch weiter hin neu zu seinen Sdgeorbneien stehen werde. In den Wiener Blättern erfährt daS jung- tschechische Manifest durchwegs eine scharfe Verur teilung Zwischen den Zeilen dcSfilben — sagt die „Neue Frei« Presse" — lieft man deutlich die grenzenlose Verlegenheit einer Opposition, die von der Aufregung lebt und aas die Eck- schüchtern«^ rechnet, und nun nach beiden Richtungcn hin mit ih em Latein zu Enke ist Lie Au-jchrcitungen vom 17. August werden nicht erwähnt, g schweige gcrcchisertigt, ebensowenig die in BesuLelung des Rcichswappens gipselnden Demonstration«!. Selbst die Anklagen gegen die Regierung bewegen sich in den plattesten Allgemeinheiten Noch viel weniger enthält das Schriftstück ein« Andcutung Über den We;, den die jung tschechischen Abgeordneten nunmehr zu betreten gedenken Wa das tschechische Bolt betrifft, rerlangt das Manifest einiach offene Vollmacht sür die Abgeordneten und blinden Gehorsam, und das führt aus die begründete Vermutung daß die Verloster selbst noch keine Borst! vnng davon haben, wohin eigentlich rhr Weg sühren soll Tie »Presst' sagt, daS Schriftstück führe eine jo unerhört herausfordernde Sprache, daß sie nicht in der Lage sei, cs zu wiedeiholen, und sich daher aus die Wndergabe de- Gedanken- gange- desselben beschiä ken müsse. * Paii-, 3. Oktober. Im heutige» Minister- rate teilte der Justizminister mit, die gerichtliche Ver folgung des ehemaligen Deputierten Cassagnac wegen eines von demselben um 22. September in der „Autori'.s" veröffentlichten Artikels, welcher eine Beleidigung des Gen.ral Saufsier enthielt, fei elngeleitet worden. — Nach einer Meldung der Abendblätter foll dec KriegS- minister den General de CoolL um Aufklärung über dessen Äußerungen bezüglich der Unzulänglichkeit der Reserveoffiziere ersucht haben. — DaS Kolonialamt hat bisher keine Nachricht von einem Zusammenstoß der Expedition MizonS mit Agenten der Nigercompany erhalten. Der „TempS" dagegen veröffentlicht ein Telegramm seines Korrespondenten m Liverpool, wonach daselbst ernste Nachrichten vom Niger ein- geti offen seien, und die Expedition MizonS gefährdet erscheine. — Der Frieden zwischen Frankreich und Siam ist geschlossen, Siam hat sich vollkommen unter worfen, eS ist nicht viel mehr als ein Vasallenstaat der Republik. Ter heute aus Paris vorliegende Wort laut der Abmachungen bringt einige Punkte, die genau erkennen lassen, wie weit sich Siam demütigen mußte, und wie weit die neuen sranzösiscben Fordrrung n über das ursprüngliche Ultimatum hinausgehen. So lauten die ersten vier Artikel: Atti cl I. Swm verzichtet aus alle vntprüche aus die Ge samtheit k»S libkrn Mekougufir-, sowie sämiliche Flußinseln. Artikel 2. Siam verzichret aus da- Recht, aus dem »roßen See, sowie aus dem Mekong und den Zc flössen le- Mckong, soweit sie im nachbczeichueten Gebiet liegen bewaffnete Fahr zei ge zu halten. Artikel 3 S am dais k incn befiftigien Posten oder e ne miliiärijche Niederlassung in dcn Provinzen * aiiam- bang und S-en Reav ^Anglor), sowie in einer sünsuudzwanzig Kilometer breiten Zone vom rechten Mekongus r errichten. Artikel 4. In den in Attikel 3 bezeichneten Distrikten wi d die Pol zri, wie üblicb, durch lokale Behörden nur m t den unbedingt notwendigen Sicherheitsorganen au-geübt. Es darf weder eine reguläre noch irreguläre Miiiiärmacht unterhatten werden. Dadurch sind außer dem lii ken Mckongufer auch die beiden heißumstrittenen Provinzen Battambang und Anglor gäi z ich dem französischen Einflüsse überliefert und sie werden, dank den Bestimmungen des Ver trages, daß französische Unterthanen oder Schutz befohlene sich frei in der in Art. 3 bezeichneten Zone bewegen und do.t Handel treiben können, ganz von Kambodscha abhängig. Die Errichtung von Konsu laten in Korai, Muang Nam und anderen beliebigen Orten, zu denen Siam noch daS erforderliche Grund eigentum abtreten muß, werben die weitere Anglieder ung besorgen. Daß sich Frankreich auch für die An lage von Kahnstationen, Holz- und Kohlenlagern auf dem rechten Ufer des Mekong alle Rechte sichert, ist nur konsequent von der Republik, die ihr Ziel mit Beharrlichkeit verfolgt und erreicht hat. Jnneihalb dreier Monate muß die in Art 3 bereichnete Zone ge räumt fett-; die Befestig n,en w-rk»» dcm Ec v-o.» pleich gemacht. In London 'N man zwar euuustet „Tas Hal jo viel n-ehc, als genug, doß man sich die Augen daran verbrennt. Welches von den dreien nehme ich nun?" „Mylady waren in jedem reizend," erklärte die Gefragte, „aber in dcm Rosa — schade, daß Mylady gnade gestern auch Rosa trage» mußten!" „War liegt daran? rief Sibylle, sich hastig emporrichtcnd. „Wenn es mir steht, so trage ich heute Rosa, morgen Rosa und — aber cs steht mir doch euch wirklich?" , Wunderschön! Alle Welt hat es gesunden neulich abends und — Seine Herrlichkeit waren so zufrieden, daß sie mir einen Sovereign geschenkt haben." Durch den Nachsatz schien sie ihrer Lady keine be sondere Freude zu machen; denn diese zog, wie peinlich berührt, die Brau-n zusammen und licß die Hand, die sie bereits nach dem Rosa-Kleide auSgestreckt gehabt, in den Schoß zurücksinken, allein — nur eire Sekunde — dann hob sie sie wieder und sagte in ruhigem Tone: „Geben Sie her, Mary! Die Zeit drängt." Die kleine Zofe waltete mit allem Eifer ihres Amtes, und es dauerte nicht lange, da wirf der Spiegel ein bezaubernd fchöres Bild zurück AuS der blumen- durchwirkten, prächtigen Seide, die ihre Gestalt um rauschte, hoben sich blendend, wie der Kelch einer Lilie, Nacken, Arme und Antlitz Sibylles In dem weißen Amlitzjglühten die Lippen, strahlten die Augen, und auf dem Haupte schlang sich da- weiche, braune Haar in einem anmutsvollen Kno en zusammen. „Ich werde keinen Schmuck tragen," hatte sie eben gesagt, „aber ich hätte große Lust zu den Blumen, die ich vorhin im Gewächshause sah Sie haben Ähn- lichkeit mit Anemonen und öffnen sich wie mattrosa Sterne — der Gärtner wird sie kennen. Laufen Sie fchuell, Mary es ist mir fast, als hätte ich unten fchon zu wiederholte» Malen einen Wagen vorfahren hören." Mary lief und kam zurück. Wenige Minuten später schritt Sibylle den Korridor entlang und dem Ballsaale zu. Die mattrosa Sterne schimmerten ihr im Haare und an der Brust, und ein schöneres Bild ließ sich wirklich nur schwer denken. Im ersten Stockwerke, neben dem vierzig Fuß hohen und demgemäß weiten, säuleugetrazenen, mar- morgepflasterten Prunksaal, zu dem von außen her die beiden EmpfangStreppe» hinaufführten und der in unserem Jahrhundert, das den Komfort vor die öde Pracht setzt, eigentlich nur da war, um von Fiemden angestaunt zu werden, lag der Ballsaal, ein glänzen der Raum, dessen Wand- und Deckengemälde auf die heilere Kunst hinteuteten, der hier gehuldigt wurde Sibylle fand den größten Teil der Gäste bereits anwesend und ihre Großmutter in ziemlich ungnädi ger Laune. „Sibylle, wo steckst Du?" schalt sie ihr entgegen. „Sei' einer halben Stunde schleppe ich mich nun schon von Salon zu Salon, um die HonneurS zu machrn. Wenn ich bei solchen Gelegenheiten nicht einmal auf Deinen Beistand rechnen darf —" „Großmutter, ich bin untröstlich! Ich hatte wirk lich keine Ahnung, daß es fchon fo spät sei." „Wozu sind Uhren im Hause? Du weißt, wie sehr ich die Unpünktlichkeit Haffe!" „Natürlich weiß ich da«. Es soll auch nicht wreder geschehen. Komm, sei nicht böse — ich nehme Dir ja jetzt die Arbeit ab!" < , „Nachdem sie besorgt rst!" „Großmutter, wenn wir uns zanken, das giebt den Unbeieilicten e>n lustigcS Schauspiel. Loß Dich auf den Sitz neben der Herzogin geleiten und sag — soll mit d?m Tanzen angefangen werden?' „So bald wie möglich und — eiues rate ich Dir, Sibylle! Doß Du mir Lionel heute obend nicht in der Weise übersiehst, wie Du es bisher gethan hast!" „Übersehe ich ihn, oder übersieht er mich — das ist i och sehr die Frage." „Ach war! Tu behandelst ihn kühl und von oben herob, so daß er seine Unterhaltung anderwärts suchen muß " „So? Muß er daS? Nun, wenn er sic ander wärts findet, so ist ja das Unglück nicht groß." (Frrtsetzmig jol»«.) Die Peary-Srprdition. Am 5. September ist der Dampfer „Falcon" von der Bowdin Bay, West- Grönland, rach dem Hasen von St. JohuS in Neu sundlond zurückgekehrt, nachdem er die Peary-Expedi tion drrt glücklich gelandet halte. Am 15. Juli fuhr er von Sr. John- noch Labrador ab, um die nöligen Hunde einzukaufen, die aber nur in der Zahl vnn zwanzig beschafft werden konnten, gelangte am 22. nach Grönland und besuchte die Küstenplütze Holstein berg, Disco, Upernavik, Kap York, Holsteinhöhe und Dalrymple, wo wiederum Hunde eingekauft wurden, da der Verlust von vier PoweS eine größere Anzahl notwendig machte; die Expedition verfügt jetzt über 87 im ganzen. Nach einer günstigen Fahrt, auf der man nur wenig Eisfelder und Eisberge begegnens traf der „Falcon" am 3. August am Ort feiner Be stimmung ein und ging in einem Hafen vor Anker, den Peary „Falcon-Harbor" nannte und der dreißig englische Meilen nördlich vom vorjährigen Hauptquartier liegt Sofort schiffte man die Vorräte aus unv be gann das Hous zu bauen. Am 12. Auaust begib sich daS Scdiff n.ch Norden auf eine Walroßjagd, an der sich Peary, Entrekin und Vincent beteiligten und die den Zweck hatte, Wiutersutter sür die Hunde zu beim gen. Nach vier Tagen war nan noch l5 cnglische Meilen vom Cap Sabine entfernt, doch zwang undurchdringliches Packeis zur Rückkehr. Man erlegte 31 Walrosse, deren eßbares Fleisch 25 Tonnen wog. Als der „Falcon" am 20. August die Rückreise antrat, war do« HauS beinahe fertig und wurde bereit« bewohnt. Ewige der Männer waren täglich damit beschäftigt, Proviant vom Hauptquartier nach einem EiSlager wener im Innern zu fchaffen, wo er in für die große Binnenlandrxpedition deS nächsten Frühjahr« angelegt ward. Die übrigen waren an der Vollendung de» Hause« und der Unterbiingung de« Wintervorrat« thätig DaS im vo.igen Jahre errichtete Hau« hatten die Eingeborenen niedergerissen und seine Bestandteile zu verschiedenen Zwecken verwendet. Eine ganze Kolonie von Eskimos siedelte vom Jnglefieldgolf in die Nähe Peary» über, um bei ihm wählend seine« Aufenthalte« zu bleiben. Der Führer der Expedition beabsichtigt die Zeit bi- zum Beginn de« Winter» mit der Erforschung de« umliegenden Lande« zu ver bringen und sogleich mit Eintritt de« Frühling« zu der große« überlandfahrl durch Grünland aufzu-
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