Suche löschen...
Dresdner Journal : 03.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189310036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18931003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18931003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-03
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 03.10.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I230 Dienstag, de» ». Oktoier. abends 1893 i »»»/» Dres-mrIotMal Gebhardt. Linst und Wissenschaft. den Berg — 4« KX» „Aber sie den Fuß n )iakonu» l; Hrn. Vreldvi; H«kr 1ö1,u 1S»^ Osten. Noten: isten mge M' 707 wird ja selber fehlen. Hat sie sich nicht verstaucht?" „Der Schaden schien geheilt, al» sie hinuuterstieg." Sie lachte leise hinter der vorgehaltenen Hand „Dann muß ich mir wohl an ollen Walzern ge nügen lassen", seufzte er resigniert. Sie lachte wieder. „DaS ist am Ende wohl gar auch noch zu viel verlangt?" staunte er. „Mein Herr, die dumme Mode will bei uns von Polka, Galopp u. s. w. nicht- mehr wissen, unser Programm besteht also einzig aus Walzern und Quadrillen." „Und wird Ihre Gnade > mir — fünf Walzer schenken?" „Unmöglich!" „Vier?' Sie schüttelte den Kopf. „Lady Sibylla, wenn ich nicht wenigstens vier be komme, so streike ich — lasse ich mich auf dem Balle nicht blicken." ,.O weh! was würde dann wohl MrS. Seymour sagen?!" DaS entfuhr ihr so ganz unversehens und sie be kam ein unbändiges Herzklopfen hinterher, weil er sie nämlich fo ansah. nur »Ich :,ten elen an» zem )en. Loirrt^ Oktober- e-e«ba. o ltttl und UNI, «I- »u IN» k», y>t- ,8; ta» ch- >el, ur< !ill- »«» «er, red Lady Sibylle. Erzählung von E. Schroeder. (Fortsetzung.) Dresden, am 29. September 1893. Ministerium des Innern, II. Abtheilung ». Charpentier. ec, ä,tz0nälx,»xea »auvitrt«» To»,oi««t0>»Lr cis» vrenäuer IsuemU«: Homdm» I.rUo Vb.» r»tp»tg L»»»I vr»»l»u ». N.: , LorUo V>«» LtwdurU krog l.«p»tg »r»»kki»» ». ». korl» Lo^ao a»rU» -rr»»k1Urt ». <»60., dorlu» (?. Lc/n««iec, N»U» ». Lacct Oo ll«r»,«gei»err LSoigl. Lupsäitiou äe, vr«äo«r ^ourr»»Io. vr««leo, L,iogor»tr. io. korutprscU -^»»cdlus»: Ur. Für die Gesamtletvmg verantwortlich: Hofrat Otto Banck, jTrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. — erfSrster Fra», Löhme pler in Zchönau r Ger. ra Ler» fereudar :au mit unichen; Hennig Moritz- schmidt, nenftein tau. DreveS, aniiovir mödors; Dresden «schwitz, l. Anna r Lrnft Juliane (8l I) tsekreiär en; H i. ahl in r geb. l Her- s Hä- >reSden; friedlich itz: Hr. spachter August :sa; Hr. reSden; reSden; mdix in kreSden öchuster, ten" in Sehnlich Mar- rochwitz (»« 3 - ßG vreoä», oiortoljiUrrliost * Uaelc SO kt., Ixt gM L»»»orl. äoutoodsa Mtzciicd e Uuril; ^».srluUb cie» äsutmil»»» tritt?»»t- unä 8tempel»u»odt»x bin»«. Lin»«Ios dlumurerN! 10 1^. tzgr äe» L»um «ia« ^«pUlttoev dlsuE ßobritt >0 ?s. vatse „blin^s^aät" äi« 2»il« dv kkl Loi r»d«11«o- umi LiEsenmrts «at»pr. XutiotrlKU. "r»cNeIn«ar Uglicd mit Xuinodm« Uer 8cnn- u ^«icrta<f0 tUromto, kariuprvclr-^nevblu»»« die. 129». rich «- »r« „Wahrhaftig?" stieß er ungläubig hervor „Ganz gewiß. Sie lief mehr, als sie ging Habe» Sie e- denn nicht bemerkt?" Kapelle beiwohnten. — Se. Majestät der Kaiser haben im Namen der Reiches den Dr. RhynviS Feith zum Konsul in Groningen und den Rechtsanwalt Heinrich v. Haast -um Konsul in Christchurch (Neu-Seeland) ernannt. — (B. P. N.) Der Beirat von Sachverständigen, welchen der Reichskanzler den deutschen Unterhändlern behufs Abschlusses eines deutsch-russischen Han delsvertrages zur Seite gestellt hat, hat bekanntlich einen Ausschuß gewählt, welcher in dauernder Ver bindung mit den deutschen Kommissaren bleiben soll. Die Mitglieder dieses Ausschusses, soweit sie Handel und Industrie vertreten, Haden nunmehr an die Han delskammern und an die industriellen und wirtschaft lichen Verbände und Vereine die Bitte gerichtet, ihren Mitgliedern von der Bildung dieses ständigen Aus schusses Kenntnis zu geben und sie aufzufordern, ihre Wünsche in Bezug auf den Handelsvertrag mit Ruß land an den Ausschuß gelangen zu lassen. Diese Wünsche sollen zu den betreffenden Positionen des Amtlicher Teil. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Vortragende Kath im Ministerium der Innern Geheime Re- gierung-rath Franke zum ständigen Mitgliede des Lander-BersicherungSamtS ernannt worden. „Trauen Sie der Dame zu, daß sie meine Wenig- keit vermissen würde?' verwunderte er sich. Ungarn wird noch bedeutend erhöht durch die An- .... lehnung derselben an die vngarnfeindliche Gärung ^russischen Zolltarifs und zwar unter Beigabe der gegangenen Verpflichtungen nicht mehr gerecht werden konnte, und daß die Zahl der Zusammenbrüche der in dustriellen Betriebe und der dadurch erwerbslos ge wordenen Arbeiter, sowie die Schwierigkeiten bei ihrer Wiederanstellung immer größer wurden, während die Landwirtschaft, die ehemals dem Staate und allen vorhandenen Erwrrbszweigm dre erforderliche mate rielle Unterlage und Stütze gewährte, nun selbst auf die staatliche Hilfe und Unterstützung angewiesen wurde In Rußland sichen wir heute die Regierung die verzweifeltsten Anstrengungen machen, um der land wirtschaftlichen Not und Hilflosigkeit wenigstens einiger maßen zu steuern, währei d die leitenden Kreise in Ungarn gegenwärtig außer den schwer lösbaren Natio- nalitätS- und kirchlichen Fragen auch noch die schwere Aufgabe haben, der im Lande bereits erstarkten sozia listischen Bewegung ihre Gefährlichkeit für die be stehenden Staat-einrichtungen zu benehmen. Es ist höchst beachtenswert, daß die Arbeiterbewegung mit sozialdemokratischer Unterlage in Ungarn bereits auch die landwirtschaftliche Bevölkerung ergriffen hatte. In den weiten fruchtbaren Niederungen von Bekes CSanad im Arader Kowitate ist bereits die überwiegende Zahl der landwirtschaftlichen Volks- elemente sozialistisch gesinnt. Hier rekrutiert sich zum großen Teile der Leserkreis des sozialistischen Arbeiter- orgonS „NepSsava", und von hier gehen diesem Blatte die meisten journalistischen und sonstigen Unterstützungs beiträge zu. Während der letzten 10 Jahre haben sich daselbst die LebenSbedingungen in dem Maße ver schlechtert, daß die kleineren Bauernwirtschaften nicht mehr das zum Lebensunterhalte ihrer Inhaber nötige Erträgnis beschaffen können. In Ungarn „blüht" heute nur der mit Maschinen oller Art versehene land wirtschaftliche Großbetrieb. Der ungarische Bauer bestellt seine Äcker und heimst ihren Ertrag noch immer in der althergebrachten Weise ein, muß aber heute sein Getreide um 50—80 Proz billiger ver kaufen, wie früher, als der landwirtschaftliche Groß betrieb mit seiner gegenwärtigen Leistungsfähigkeit noch nicht die Verkaufspreise diktierte. Der Wohlstand der kleineren Bauernwirtschaften siechte langsam dahin, die bäuerlichen Ackergründe gingen nach und nach zu entwerteten Preisen an die sich überall im Lande auS- breitenden großen Grundbesitze über, und deren seit herige Eigentümer mußten sich in die Lage der besitz losen landwirtschaftlichen Arbeiter fügen. So wie im Arader Komitate nehmen die Dinge auch im übrigen Ungarn den nämlichen, wenn auch zur Zeit noch nicht gleichbedenklichen Verlauf. Der Sozialismus auf dem Lande gliedert sich an die Arbeiterbewegung in den Städten, wo die Organisation der sozialistischen Arbeitervereine sichtbare Fortschritte macht. Die Arbeiterversammlungen in Buda-Pest und in den größeren Städten gehören heute nicht mehr zu den seltenen Erscheinungen und verlaufen nicht immer vorschriftsmäßig ohne „störende" Eingriffe der Sicher heitsorgane Außer den bisher bestehenden sehr ge lesenen beiden Arbeiterorganen in Preßburg und TemeSvar wird nächstens ein neues großes Arbeiterblatt in der Landeshauptstadt selbst gegründet werden. Hier entfalten die Führer der zahlreichen Arbeiter der Metall- und Eisenindustrie, deren es in Buda- Pest über 30 000 geben soll, eine besonders rührige agitatorische Thätigkeit, die nach allen übrigen Städten Ungarn- auszweigt. Die ungarischen Sozialisten be sitz?» heute außer den beiden politischen TageSdlättern noch 4 Wochenblätter und 5 Fachorgane, die aus nahmslos die Ideen des internationalen Sozialismus vertreten. Die Gefährlichkeit der sozialistischen Bewegung in Nichtamtlicher Lell. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 3. Oktober. (Tel. d DreSdn. Journ.) Rach einem Privattelegramm de- „B T." hat die Hamburger Schrift-ellervereivigvag beschlossen, den nächsten allgemeinen deutscheu Journalisten, und Schriftstellert«- in Hamburg abznhalte«. Buda - Pest, 3. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ ) Zn derEnquetekommiffiondetAckerbauministeriumS sprach sich die Mehrheit für die Beibehaltung des Futterausfuhrverbote» aus. Rom, 3. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Heftige Regengüsse, die seit der vorletzten Nacht uiedergegangen find, verursachten in Neapel große Überschwemmungen. SO Häuser mußten geräumt «trden, zwei Brücken wurden zerstört; der Tram- wayverkehr mußte teilweise eingestellt werden. Der Schaden wird auf 200000 Lire geschätzt. In Kloreuz gingen gleichfalls Regengüsse nieder, viele Brücken wurden weggeriffen. In Lucca find zwei Personin unt r den Trümmern eingrstürzter Häuser begraben worden. In der Provinz Bologna kamen drei Personen um. Lie Bahnlinien Aaenza- Florenz und Ferrara - Modena wurden über schwemmt. Nom, 3. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Zolleinnahmen betrugen im Monat September 23400000 Lire gegen 24486105 Lire im Septrmber 1892; die Einnahmen in der Zeit vom 1. Juli bi» 30. September d. I«. betrugen 60754084 Lire, 1589971 Lire mehr al- während de- gleichen Leit raume- im Vorjahre. unter der slawischen und rumänischen Bevölkerung. So wie in Böhmen die sozialistischen Ausschreitungen dem Jungtschechentum die Bedeutung einer staatS- gefährlichen Bewegung verschafften und zu der Not wendigkeit außergewöhnlichen Einschreitens der Staat-- g'walten führten, so dürfte wohl umgekehrt in Ungarn die nationale Bewegung gegen die staatserhaltende ungarische Nation den gegen den Staat gerichteten sozialistischen Umtrieben den Charakter einer sehr bedenklichen volkstümlichen Unlerströmung verleihen. Daß der Sozialismus in Ungarn auch ohne Zuthun der nationalen ungarnfeindlichen Bewegung in letzter Zeit in bedenklicher Weise erstarkt ist, ergiebt sich aus den täglich aus der ungarischen Hauptstadt über die Arbeiterbewegung einlaufenden Meldungen Am letzten Sonntag gab eS in Buda-Pest cin halbes Dutzend Arbeiterversammlungen, welche zumeist stür misch Verliesen und den anwesenden Vertretern der Staatsgewalt vielfachen Anlaß zur Intervention gaben. Besonders erregt gestalteten sich die Verhandlungen der im Wassermannschen Saale versammelten Buda- Pester Eisen- und Metallarbeiter, des „Kongresses" der Bürstenbinder und Pinselmacher und der Stein- metzgehilfen. Eine feste Organisation der ungarischen Arbeiter auf internationaler Grundlage wurde in diesen Versammlungen stürmisch verlangt und auch die Notwendigkeit ausgedehnter Arbeitseinstellungen zum Ausdruck gebracht. Der Eindruck aller dieser Ar teiterkundgebungen auf die leitenden Kreise kann nicht unterschätzt werden, wie denn auch an dem darauf- folgenden Tage in der ungarischen Metropole Ge rüchte über anarchistische Anschläge der Arbeiter gegen die Börse und über angeblich von der Regierung bereit- in Erwägung gezogene Ausnahmeverfügungen gegen die Arbeiterbewegung — vielfachen Glauben gefunden haben. WekannLrncrchung. Für die im Jahre 1894 zur Verwendung kom menden Postkarten ist der hellgrüne Unterdrück ge wählt worden, wovon die Kreishauptmannschaften, jlmtthauptmannschaften und Polizeibehörden hierdurch in Kenntniß gesetzt werden. Die zur Ausstellung von Paßkarten befugten Be hörden werden aber gleichzeitig darauf aufmerksam zemach», daß sie nach der Verordnung vom 18. Juli 1870, den Vertrieb von Druckformularen für die Polizei- rc. Behörden bett. (Gesetz- und Verordnungs blatt von 1870, Seite 269), verbnnden mit der Be kanntmachung vom 8. December 1870, die Einsendung der bei ihnen am Schluffe deS laufenden Jahres noch vorhandenen ungebrauchten und unverdorbenen Paßkartenformulare vom Jahre 1893 zum Zwecke des Umtausch- mit der spätesten- am 1. Oktober 1894 zu bewirkenden Bestellung neuer Formulare bei dem GendarmeriewirthschaftSdepot auszuführen und den Bezugspreis an dem nach 8 3 der voranaezogenen Lerordnung bei der Bestellung mit einzusendenden Geldbettage zu kürzen haben. Dafern ungebrauchte und unverdorbene diesjährige Paßkartenformulare später als am 1. Oktober 1894 an das GendarmeriewirthschaftSdepot zurückgrgeben werden, dann findet weder der Umtausch noch die Er stattung deS Bezugspreises dersilben statt. Madrid, 3. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zahlreiche Maureu -rissen aestrrn vormittag ein Aort bei Melilla an. 8 Soldaten wurden ge tötet, 33 verwundet. Madrid, 3 Oktober. (Tel.d DreSdn.Journ.) Rach weiteren Meldungen betreffs de- Angriffe- auf das Kort bei Melilla verlautet, daß Spanien von Marokko sofortige Geuugthuuvg veilangen wird. Man glaubt, der Sultan werde eine Armee abseuten, um die Aabylen in der Um gebung von Melilla zu züchtigen, welche das spanische Lager trotz de- Widerstande- der marok kanischen Bchörden angriffca. London, 3. Oktober. (Tel. d. Dcesdn. Journ.) Nack einer Meldung der „Time-" au- Phila delphia wurde in den Silberminen von Denver, welche gegen 3500 Arbeiter beschäftigen, die Arbeit wieder ausgenommen. London, 3. Oktober. (Tel. d Dresdn. Journ.) DaS „Reutrrlche Bureau" meldet aus Bueno-- AyreS, daß der radikale Parteiführer Alem ver- haftet wurde. Tagesgejchichte. LreSde«, 3 Oktober. Se. Majestät der König sind gestern, Montag, abend zu den Kaiser!. Hofjagden in Mürzsteg in Steiermark eingetroffen. Der Aufenthalt daselbst ist bis zum Nachmittag des 7. dieses Monat- geplant und werden Se. Majestät voraussichtlich am 9. September früh nach Dresden zurückkehren. * Berlin, 3. Oktober. Se Majestät der Kaiser sind, von KarlSkrona kommend, über Neufahrwasser und Trakehnen in Rominten eingettoffen, woselbst em mehrtägiger Jagdaufenthalt geplant ist. Auch Ihre Majestät d.e Kaiserin haben Sich nach Rominten begeben, woselbst Beide Majestäten am Sonntag der feierlichen Einweihung der neuerbauten St. HubertuS- Seine Beute in der einen Hand hoch emporhaltend, sodaß ihr kein Danachhaschen etwas nützte, rückte er mit der anderen nacheinander zwei Sessel vor den Kamin. „Nein, nein, das geht nicht au", wiederholte er, sich behaglich niederlaffend, nachdem sie selber sich ge setzt. „Wenn die armen Dingerchen trocknen sollen, so muß man sich einige Mühe damit geben " „Dann überlassen Sie wenigstens mir die Mühe!" „Die Mähe ist zugleich ein Vergnügen, und Sie werden doch nicht so grausam sein und mich eines Vergnügens berauben?" „Ich weiß nicht —" „Wenn ich eine Schmähe habe, Lady Sibylle, so ist eS für fo etwas!" Er betrachtete bewundernd die schmalen Sohlen, bevor er sie der Glut cntgegenhielt. Ihr wallte da- Blut schon wieder unruhig zu Kopf. Sie mußte den Ellbogen auf die Stuhllehne stützen und sich das Gesicht mit der Hand beschatten. Ein Weilchen war es so still — sie meinte, er müsse ihr Herz klopfen hören. Dann sagte er: „Ich höre, wir haben einen Ball heute nacht?" „Ja", antwortete sie leise. „Darf ich hoffen, daß Sie mir einige Tänze reser vieren werden, Lady Sibylle?" „Mit Vergnügen.' „Wie viele?" „Ich adne ja nicht, wie viele Sie wünschen!" „Und ich fürchte, Sie werden mich für einen un bescheidenen Menschen halten, wenn ich eS Ihnen sage!" „Sagen Sie eS immerhin!" ,Nuu denn, ich wünsche ausnahmslos alle, aber — darauf werde« Sie sich wohl nicht eivlaffen?" Dresden, 3. Oktober. Der Sozialismus in Ungarn. ** Es liegt wohl in der Natur der Sache selbst, daß in überwiegend Ackerbau treibenden Staaten die Industrie nicht auf künstlichem Wege ohne gefährliche Rückschläge und Erschütterungen der gesamten übrigen Volkswirtschaft großgezogen werden kann. Um in folchcn Ländern eine leistungsNästige, allen Ausorder ungen deS Wettbewerbes mit auswärtigen Erzeugnissen gewachsene Industrie zu schaffen, dazu genügt nicht das Vorhandensein eines guten und auch werktätigen Willens auf Elite der Regierung, der einheimischen Industrie jede nur erdenkbare Unterstützung und För derung angedeihen und ihren Erzeugnissen durch Aus schließung der auswärtigen Konkurrenz im Innern deS Landes reichlichen Absatz zu sichern. In Rußland und in den letzten Jahren auch in Ungarn war man eifrigst bestrebt, der neu erstehenden inländischen Industrie auf diese Weise unter die Arme zu greifen und ihr aufzuhelsen. Man hatte in der That dadurch bewirkt, daß sich das zur Gründung und zum Betriebe der verschiedenen Industriezweige notwendige Kapital und Fachpersonal in reichlichem Maße eingefunden hatte, eS war auch nicht schwer, dem landwirtschaftlichen Betriebe das erforderliche Arbeitermattrial zu entnehmen. ES zeigte sich in dessen, daß die Gründer und Betriebsleiter der neu erstandenen „nationalen" Jndustrieunternehmungen zum großen Teile — Ausländer waren, die überall dort zu finden find, wo es gilt, großen Gewinn ohne besondere Kraftleistungen einzuheimsen. Sie haben viel „gegründet", aber ihre Gründungen auf mühelosen Erwerb und auf Er zeugung billiger, der regierungsseitigen Protektion be- dürftiger Erzeugnisse eingerichtet. Als ichließlich die Quelle der ihnen auf Kosten der übrigen Erwerbs zweige und insbesondere der Landwirtschaft gebotenen Vergünstigungen zu versiegen drohte und Anzeichen des allgemeinen Niederganges der Volkswirtschaft sich einstellten, da hatten diese Industriellen ihre unter derartigen Verhältnissen nicht leistungskräftigen Anlagen noch rechtzeitig unter möglichst vorteilhaften Bedingun gen inländischen Liebhabern leichten Gewinnes auf gehalst und getreu ihrem Grundsätze: ubi deae, ibi pat.ia — den fremdländischen Staub von ihren Füßen abgeschüttelt und anderweitige Eldorados für ihre GründungSttiebe aufgesucht. Das Endergebnis derartiger Förderung inländischen Jndusttirerwerbes war, daß die Landesregierung den der „einheimischen", nicht leistungsfähigen Industrie gegenüber einmal ein- „Jn der That?' machte Waldstedt ein bißchen ge dehnt. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den Bildern zu. „Ich sehe, eS sind nicht lauter W:cke Ihre- Pinsels', bemerkte er nach einer Pause. „Ach nein", versetzte sie, „die besten sind immer von KarSbrooke. Er hat sehr viel Talent." „Der Graf kommt also auch hierher, um zu malen?" „Eigentlich nur, um aufzuhängen, was er gemalt hat." „DaS heißt, er macht Ihnen rückhaltlos alles -um Geschenk?" „Ja', nickte sie vor sich hin, „er ist sehr gut gegen mich." Dabei mochte ihr auf die Seele fallen, wie schlecht sie ihm seine „Güte" in den letzten Tagen ge lohnt hatte, denn sie seufzte leise, und wie sie nun den Blick hob und Waldstedts Auge begegnete, stieg eS ihr wieder heiß in die Wangen. „Ich denke, Mason wird da» Kaminfeuer ange- zündet haben", stammelte sie und ebenso hastig, wie sie es vorhin betreten hatte, verließ sie jetzt da- Zimmer. Waldstedt folgte ihr, ein spöttische- Lächeln auf der Lippe und ein felisam bitteres Gefühl im Herzen. Unten im Salon flammte in der That ein lustige» Feuer, als sie eintraten, und zwei kleine Schuhe wärm ten sich daran. „Nein, eine solche Dummheit von Mason!' rief Sibylle und wollte sich erschrocken nach den Eindring lingen bücken. Aber Waldstedt hielt sie schon in der Hand. „Ich glaube gar", rief er, „Sie wollen sie wieder hinau-ttaaen." < „Selbstverständlich, denn —" „DaS geht aber mcht an! Dageg n protestiere ich." Endlich wandte er sich von ihm mit einer Gebärde Ler Abscheus und der Verachtung. Sibylle, die ernste Sibylle, lachte sich mittlerweile Thränen. „Mein Schuh!' rief sie. „Mein armer Schuh! Lä, bitte, geben Sie ihn wieder her!" „Weiß der Himmel! es nimmt mich nicht wunder!" murmelte er, ihn vor ihr niedersetzend. „WaS denn?" „Daß Ihr Feenfuß von solch einer Behausung nichts wissen will." ES war nur ein fadeS, kleine- Kompliment, aber er machte ihr Lachen jäh verstummen und übergoß sie mit Glut. Wie der Blitz war ihr Feenfuß in den Schuh geschlüpft, hastig hatte sie sich umgedreht. Dicht neben der Treppe eine Thür ausstoßend, trat sie nun in ein Gemach, daS den umherstehenden Staffeleien, den Bildern und Skizzen an der Wand nach zum Atelier bestimmt schien. „Ah! hier ist'- weit und luftig!" rief er auf- end. „Und welch' eine herrliche Au-sicht!' „Nicht wahr?" sagte sie, ihrer Verwirrung jetzt rasch Herr werdend. „Wohin ich blicke, habe ich eine hübsche Landschaft vor Augen. Kar»brooke hat e-aut- mcht. Ihm verdanke ich nämlich die ganze Ein- ichtung hier, er hat mich zum letzten Geburtstage damit berrascht."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite