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ERLÄUTERUNGEN Die D-Dur-Sulte von Johann Sebastian Bach Johann Sebastian Bach (1685—1750) galt seinen Zeitgenossen nur 7 groß als Orgelvirtuos und Kirchenkomponist. Wir wissen ihn heute natür- 7 lieh auch in vielen anderen Beziehungen zu schätzen. Bach, den weltlichen 7 Tonsetzer, den Kammer- und Orchesterkomponisten, können wir heute an 7 dem Beispiel der Suite (Folge von Tänzen) beobachten. Bach war, ehe v er Thomaskantor in Leipzig wurde, jahrelang Violinist und Leiter der Ö Musik am Hofe zu Cöthen, und er hatte manches weltliche Tonstück für 7 diesen Kreis zu schaffen. Auch später in Leipzig, als er den Telemann’schen 7 Musikverein (ein Vorläufer der jetzigen Gewandhauskonzerte) dirigierte, 7 erging es ihm so. Die heute gespielte Suite entstand in jener Leipziger 7 Zeit. Sie ist Musik aus frischestem Quell. Berühmt ist der in die Tanz- < 1 folge eingeschobene, von beseligender, ruhiger Melodik getragene zweite < Satz (Air-Melodie). Mit einer Aufführung gerade dieser Suite gewann 0 Mendelssohn im Jahre 1838 den seit 75 Jahren vergessenen Bach wieder 6 für das Konzertleben der Neuzeit. I 1 Klavierkonzert ln D-Dur von Haydn j Joseph Haydn (1732—1809) ist derjenige der drei großen Wiener 0 Klassiker (Haydn-Mozart-Beethoven), der der Gegenwart am unbekanntesten < 1 ist. Seine Oratorien: „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“, einige 0 Streichquartette und noch wenige Sinfonien sind das einzige, was man 0 aufführt. Seine Bedeutung für die Entwicklung ist noch nicht restlos er- 7 forscht. Seit Riemanns grundlegenden Untersuchungen über die Entstehung 7 der Gattung Sinfonie ist Haydn der Titel: „Vater der Sinfonie“ allerdings 7 abzusprechen, denn die sogenannten Mannheimer Vorläufer Haydns haben 7 um die formale Seite der Sinfonie schon ihre Verdienste. Haydn ist dafür 7 der erste, der durch den wertvollen gedanklichen Inhalt der Sinfonie den 7 Rang einer klassischen Form, d. h. einer vorbildlichen, mustergültigen ge- 7 geben hat. Das heute gespielte Solokonzert ist eins der wenigen des Meisters, 7 die nicht der Vergessenheit anheimgefallen sind. Es ist ein echt Haydn’sches 7 Werk mit allem dem freundlich behaglichen Humor, den man an Haydn so 7 schätzt. Im Aufbau herrscht die größte Klarheit, sodaß das Werk dem 7 Verständnis keine Schwierigkeiten bieten dürfte. Die einzelnen Sätze sind: 7 Vivace = sehr lebhaft, Larghetto = etwas langsam und Rondo all’ Ongharese 7 = Rondo ungarischen Charakters. 7 Die Bach-Variationen von Reger Max Reger (1873—1916) steht mit seinem umfangreichen Schaffen, welches mit Ausnahme der Oper jede musikalische Gattung bedachte, noch immer im Kampf der Meinungen. Die einen sehen in seiner kom plizierten, schwerblütigen Schreibart den unserer Zeit einzig entsprechenden musikalischen Ausdruck; die anderen meinen, seine Zeit wäre vorbei oder käme nie. Einig sind sich alle in der Bewunderung von Regers, die land läufigen Begriffe überschreitendem technischen Können, insbesondere seiner Kontrapunktik, d. h. der Kunst, jeder der zahlreichen, zugleich erklingenden Stimmen selbständigen Charakter, Persönlichkeit, Individualität zu verleihen. Das Allerbedeutendste in seinem Gesamtschaffen hat Reger