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iilMcht DorßeituG 59. Jahrgang Dienstag, den 15. Juni 1897 Politische Weltschau Die Deutschen Thema behandelt und unter in Brüssel" Baron de geistvollsten katholischen einem bemerkenswerthen werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. D-utscheS Reich, der Welthandel, dieses dem Titel „Die Deutschen Haulleville, einer der Journalisten Belgiens, in Artikel des halbamtlichen „Brüsseler Journals". Dieser Aussatz führt vor Augen, wie die Deutschen sich auf allen Gebieten in der belgischen Hauptstadt eine helvorragende Stellung errungen und sich einen natio nalen Organismus, auch eine vortreffliche deutsche Schule geschaffen haben. „Allen Deutschen geht es gut. Unterrichtet, an Zucht gewöhnt, arbeitsam, ord nungsliebend, rechtlich, scheuen sie vor keiner Anstrengung zurück, um vorwärts zu kommen." Die in den deutschen Realschulen und Fachschulen ausgebildeten jungen Leute gehen um Französisch zu lernen nach Brüssel, um Englisch zu lernen nach England; sie sind nicht schwer zu befriedigen, sie suchen in guten Häusern unter zukommen, wo sie zuerst unentgeltlich, selbst unter spott schlechten Bedingungen arbeiten; nach und nach steigen ihre Gehälter; sie arbeiten hart und machen sich un entbehrlich , bis sie selbstständig werden oder die Firmm übernehmen. So ist auch in England ein großer Theil des Welthandels in den Händen der Deutschen unter englischen Firmen, so ist der englische Handel am Kap, in Bombay, in den Straits Settle ments, in Hongkong, in Schanghai, in Japan, Australien, Südamerika, Tasmanien zum Theil von Deutschen ge- leitet. Der Handel in Amsterdam, Rotterdam und Ant werpen ist von deutschen Häusern nachdrücklich beein flußt; in Antwerpen nehmen die deutschen Kaufleute mit den ersten Rang ein. Hamburg wird einer der ersten Häfen der Welt: die deutsche Industrie schlägt überall die englische Industrie. Die neueste Industrie, deren Grundlage die Elektricität ist, ist fast ein Mono pol für Deutschland geworden. Das deutsche Reich ist jetzt viel furchtbarer durch die Kraft seines Handels und seiner Industrie, als durch seine so großen Armeen zu Lande und zu Wasser. In einem künftigen Kriege — vor dem uns Gott bewahren möge — wird die deutsche Kriegsflotte nach dem Eindrücke der Kieler Feste eine gewaltige Nolle spielen. Die Ursachen dieser mächtigen und unwiderstehlichen Ausdehnung des deut schen Einflusses und: der Unterricht, die Erziehung und die militärische Zucht. Die Volksschulen sind im Allgemeinen die empsehlenswerthesten Europas; in allen lernen die Kinter Gott fürchten und die Behörde achten. Im Militärdienste wird diese Erziehung ergänzt. Jeder Deutsche lernt streng gehorchen, folglich richtig befehlen." Exped. u. Redaktion Lre-den-Xeuftadt kt. Meißner «affe 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, r»»nerfta> und roimadend früh. UPannemeutS» Preis: Rerteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- wslallcn und durch unsere Boten. Sri freier Lieferung in» HauS erhebt die tzost noch eine Ge bühr von 25 Pf. gängig, durch h. r,u Pupm-chen. Frauen r w-, vorgebildet werden. Schneidern, ? b p enllaflenen Rinder «st ch Jur d-° Uuttrdrmgu » ,^en Dienst oder N n,^7rrm K Nuk-W-, S°KE d-z Mimfter- für Norkebrswesen und K. Zomatsen, befinden sich be- ettS s einher Zeit in Washington Als ich (schreibt der Berichterstatter des Newyorker Blattes) dieser Tage mit^errn Nukawa zusammentraf, redete dieser mich U-kd-uisch und sagt- i»ch-ln°: .Ich spreche lieber deutsch a's englisch; wenn es Ihnen recht tst, wollen wir uns in Jhrir Muttersprache unterhalten." Ich drückte meine Verwunderung über sein vortreffliches Deutsch aus und fragte ihn, wo er sich m Deutschland aufqehalten habe. „Ich bin me m Deutschland ge- wesm", entgegnete er, „und dies ist überhaupt meine erste überseeische Reise. Die deutsche Sprache habe ich auf der Universität in Japan gelernt. Tort giebt es viele Deutsche und wir sprechen stets deutsch mit einander " Man nennt die Japaner häufig die Germanen des Ostens und wohl nicht mit Unrecht; denn es wird ihnen die Gründlichkeit und Ausdauer der deutschen Volksart nachgerühmt. Wenn man diese Leute sieht und hört, begreift man, wcsbalb die Chinesen in dem letzten Kriege unterliegen mußten; der Schlendrian des morschen alten Zopsreiches vermochte dem Andrange eines so thatkräftigen, fortschrittlichen Volkes nicht zu widerstehen. Die ständige Deputation des JnnungSausschuffeS der vereinigten Innungen Berlins beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung mit Gesetze zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes. Ter Vorsitzende Beutel sprach seine Enttäuschung über die bisherigen Wirkungen des Gesetzes aus; er babe nach den Er klärungen, welche seinerzeit gelegentlich der im Reicks, amte des Innern gepflogenen Beratungen der Einund zwanziger - Kommission über die Vorlage abgegeben worden seien, mehr von dem Gesetze erwartet und glaube annehmen zu dürfen, daß auch in anderen Kreisen dieselbe Auffassung herrsche. Insbesondere hätten die Erkenntnisse der Gerichte insofern zu argen Enttäuschungen Anlaß gegeben, als die Mehrzabl der Urtheile ganz anders ausgefallen sei, als cs im Sinne des Gesetzgebers gelegen habe. Er erteilte darauf „Verbinden Sie" — so heißt es am Schluffe des Auf satzes — „mit diesem Unter.ichte und mit dieser Er- s ziehung in den Elementarschulen, mit dieser zuchtgemäßen Bildung den bewundernswert eingerichteten Fachunter richt und sie werden das Geheimniß der gegenwärtigen ! Macht Deutschlands und seiner künftigen unvermeid lichen Erfolge haben." Das Urtheil im Processe von Tausch- von Lützow ist, wie aus Berlin gemeldet wird, gegen ! den Verurtheilten v. Lützow nicht rechs kräftig ge- > worden. Die Rechtsanwälte Or. Holz und vr LubscinSky haben bei der Schwurgerichtsschreiberei das Rechts- mittel der Revision eingelegt. Zur Verbüßung seiner 1'/, jährigen Gefänbnißstrafe, welche v. Lützow bereits j früher wegen Beleidigung des Prinzen Alexander zu Hohenlohe erhalten hatte, ist derselbe nach Plötzensee überführt worden. Dort findet er seinen aus dem gleichen Grunde verurtheilten Genoffen Leckert bereits vor. Derselbe wird damit beschäftigt, Albumdeckrl für Briefumschläge zu machen. Im Interesse der sittlich gefährdeten und verbrecherischen Jugend hat die Generalversamm lung des allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins zu Leipzig folgende Resolution angenommen: „Die in wahrhaft erschreckender Weise alljährlich steigende Zahl der jugendlichen Verbrecher schließt eine schwere Gefahr für den Staat und die Gesellschaft in sich. Wer eS mit unserer Jugend und unserem Volke gut meint, hat daher die Pflicht, Alles aufzubieten, um diese Ge fahr zu verringern. In erster Linie find dazu die Erzieher des Volke-, dre Lehrer und Lehrerinnen be rufen. Sie können dazu helfen 1. indem sie in der Schule durch sorgfältige Ueberwachung besonders der sittlich gefährdeten Kinder vorbeugend zu wirken suchen; 2. indem sie für geeignete Maaßregeln zur Rettung bereits dem Strafgesetze verfallener Kinder energisch mit eintreten. Folgende Maaßregeln scheinen nach den Erfahrungen einsichtsvoller Pädagogen und Krimi nalisten dringend nothwendig: a) Tie Gefängnißhaft . der schulpflichtigen Kinder von 12 bis 14 Jahren ist in einen Aufenthalt in einer Besserungs- und Er ziehungsanstalt zu verwandeln, wo ernstlich erzieherisch auf die Kinder eingewirkt wird, b) So lange die s Gefängnißstrafe für Schulpflichtige besteht, ist Sorge zu tragen, daß das gefangene Kind den vollen Unter- § richt der Volksschule empfängt und zwar die Mädchen durch Lehrerinnen. Die schulpflichtigen Kinder sind dabei von den übrigen „Jugendlichen" zu trennen. s e) Die weiblichen jugendlichen Gefangenen sollen wäh rend einer längeren (die Dauer von vier Wochen über- j schreitenden) Strafzeit nicht mit mechanischen Arbeiten, wie Häkeln, Dütenkleben u. s. w., sondern mit haus- Jnseratcn- Annahmcstellcn: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvajidendank, Haasenstein L Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. s. w. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neusta , für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. — AeuMeton. Die Wege der Vorsehung. Roman von Axel Albrecht. (Nachdruck verboten.) (16. Fortsetzung.) Walter Mcy sprach diese Worte mit glühender Leidenschaft und Wärme. Noch bis vor kurzer Zeit würde ihm nie der Gedanke gekommen sein, dieses arme, älternlose, unbekannte Fabrikmädchen zu heirathen, sondern er hatte vielmehr gehofft, ihre Gunst mit leichter Mühe zu erringen. Doch jetzt hatte ihn seine Leidenschaft übermannt und cs erschien ihm kein Preis zu theucr, um sie zu besitzen. „Ihr Antrag ist ja gewiß sehr ehrenvoll für mich, Herr Moy", antwortete sie ruhig, „aber Sie haben etwas vergessen. Erwarten Sie denn von Ihrer Frau keine Lebe? Ich sagte Ihnen aber schon, daß ich Sie nicht lieben kann." „Sie weisen mich also zurück? Sie weisen meinen — HeirathSantrag zurück?!" rief er in höchster Erregung. „Ja, wie sollte ich ihn auch annehmen können, da ich einen anderen lube. — Doch ich glaube, wir haben uns jetzt nichts mehr zu sagen und ich kann gehen. Ja und wenn Sie noch einen Funken von Ehr gefühl haben, so bitte ich Sie, zu Ebel zu gehen und ihm zu sagen, in welche Falle S»e unck gelockt haben." „Warum nicht gar!" rief er Hönisch. „Haben Sie nicht sonst roch Aufträge an Ihren Herrn Bräutigam oder kann ich nicht sonst noch irgend etwas thun, > um ihn glücklich und mich elend und verächtlich zu i machen?" „Wenn Sie es ihm nicht sagen, so werde ich cs thun. — Oh, hätte ich es doch vorhin schon gethan." „Ich fürchte, drß er Ihrer Erzählung wenig Ver- trauen geschenkt haben würde. Ein Mann, der fein Liebchen des Abends im Walde am Arme eines Anderen trifft, wird wohl kaum geneigt sein, siH auf lange Erklärungen und mystische Geschichten einzu lassen." „Ich habe Ihren Brief, der mich rechtfertigt und Sie vernichtet." „Ich schwöre zehn Eide, daß ich ihn nicht geschrieben habe." „Abcr Grettzk?ann eS bezeugen und sie kann auch bezeugen, daß Sie sie bestochen haben, um mich irre zu führen." Er antwortete nicht. „Sie sehen also, sagte sie zuversichtlich, denn sein Schweigen machte ihr neuen Math, „daß Sie selbst in die Grube fallen werden, die «sie mir graben wollten!" „Mag kommen, was will, eS ist mir einerlei; ich denke gar nicht daran, mich vor diesem Menschen, dem Ebel, zu rechtfertigen; das könnte mir gerade noch fehlen. Und Sie thäten auch besser, kein große- Ge- schrei von der Sache zu machen, denn eS wird Leute genug geben, die gern glauben, daß Sie sich hier mit mir ein Rendezvous gegeben haben." Sie wandte sich um, um zu gchen, doch er hielt sie mit Gewalt zurück, indem er sie mit einem rohen Griff f.ft am Arm packte. „Ja, warum sollte ich nicht", schrie er mit einer vor Wuth zitternden Stimme, „wer will mich daran hindern, memen Willen mit Gewalt zu erzwingen! Dann würden Sie Ihrem Liebhaber nicht mehr unter die Augen treten können und Sie würden nur zu froh sein, wenn Sie dann noch meine Frau werden düiftcn!" Diese brutale Drohung erschreckte sie derartig, daß sie einen Augenblick stumm und regungslos wie ver. steimrt dastaud; er benutzte ihre Ui schlüssigkeit, um sie mit beiden Händen zu umfassen und krampfhaft an sich zu drücken. Dann beugte er sich zu ihr herab, drückte ihren Kopf zurück und versuchte, sie zu küssen. Mit einem lauten Angstschrei beugte Alma sich soweit sie vermochte, zurück, um dem Kuß seiner ver haßten Lippen zu entgehen und ihr Schreien veranlaßte iHv, ihre Arme einen Augenblick frei zu geben. Kaum hatte er sie jedoch loSgelassen, al- sie sich umwandte und w,e em gescheuchtes Reh leicht und flüchtig von dannen eilte. Er ruf ihr nach, er suchte sie zu beschwichtigen und zurückzuholen; doch ebensogut hätte er versuchen können, den Wind, der durch die dürren Blätter nÄ? n^' A "^uhalttn, als das zu Tode geängstigte, Ohue sich umzusehcn und ohne N?nur rn"Oh", eilte sie, so schnrll ihre Füße Nck, weiten Vermochten, vorwärts. Erst al- sie mnkte daü s,^ '^vem Feinde entsernt wähnte und Lauf un^^.^ verfolgt würde, mäßigte sie ihren i» -nru.ir^ d°« Duuöl «ch-Mir,