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Leistungen auf fast allen Gebieten der Medizin bewundert, I. M. Charcot. Medizinische Fachblätter und die Tageszeitungen, so schreibt ein Fachmann in der .Franks. Ztg", haben den großen Meister und Arzt, der vor wenigen Wochen ohne Leiden und ohne Krankheit eines jähen Todes gestorben ist, während er in den Ferien Erholung von angestrengter Arbeit suchte, in großen Nachrufen gefeiert. Mit Frankreich hat die ganze civilisierte W<lt den Verlust eines der Großen der Wissenschaft schmerzlich empfunden und Träger der modernen Wissenschaft vom zentralen und peripheren Nervensystem und seinen organischen und funktionellen Erkrankungen als Persönlichkeit von denen, die ihm nahegestanden, geschildert wird. Da für Liebhaber und Kenner eines echt musikalischen tonfreudigen Gesanges zu allermeist der maßvoll graziöse Vortrag des Parla-WalzerS von Frl. Brüning. Wer wäre in unseren, die Aufbietung der stärksten Stimmeffekte im Übermaß pflegenden Tagen nicht wohlthuend von einer technischen und seelischen Aus führung überrascht, wie sie in ihrer Tonbildunq und geschmackvollen Schattierung einzig und allein für den Konzertsaal geeignet ist. Bei der vielen Musik, die auch noch von einem hoffnungsvollen sehr jugendlichen Geigenspieler, Hrn. König, quantitativ ncch besten Kräften vermehrt wurde, erfrischte als ganz willkom mene Abwechselung Frl. Bastes allerliebster Vortrag kleiner scherzhafter Gedichte. k. finden wir ihn als die gar reizvolle Erscheinung eines Mannes von geradezu künstlerischer Begabung, der in hervorragendem Maße zu sehen verstand; auf seine Kranken und auf seine Schüler in gleichem Maße wirkend, von liebenswürdigster Offenheit, an regend und fördernd, in seinen Vorlesungen Meister der Darstellung, nicht frei von Pathos, in den Er klärungen am Krankenbett von jugendlicher Lebhaftig keit, in der Unterhaltung, auch der wissenschaftlichen, heiter und von übersprudelndem Witz. Seine wissen schaftliche Methode war ihm von seiner Begabung, mit künstlerischem und kritischem Auge zu sehen und das Ge sehene als lebhaftes Bild mit sich zu tragen, vor geschrieben. Er selbst hat immer Witter darauf hin gewiesen, wie man in der Pathologie und am Kranken selbst gar zu leicht nur das sehe, was man zu sehen gewöhnt sei und zu sehen gelernt habe. So sind Krankh-Urzustände, die so alt sein müssen wie das Menschengeschlecht, erst heute erkrnnt worden, und manche gewiß roch nicht erkannt Von sich selbst pflegte er anzuführen, was alles er vor 30 Jahren nicht gesehen habe, obgleich eS vor ihm war, und waS er heute nicht mehr übersehen köane. Man begreift so leicht, wie rr die Fülle neuer abgeschlossener Krank- heit-bilder während seines Lebens gestaltet h rt. Ein günstiges Geschick hatte seinen frühzeitig gehegten Wunsch erfüllt und ihn in daS große SiechenhauS für Frauen, die 8a'petriere, gebracht, wo er in seiner Ab Konzert. Im Saale von ..Brauns Hotel" fand am 29. September zur Unterstützung armer Schau spielerinnen das bereils angekündigte Wohlthätigkeits- konzert statt und zwar unter sehr reger Teilnahme einer überaus zahlreichen Zuhörerschaft. Sie blieb den dargebotenen Gaben bis zum Schluffe getreu, trotz der kaum erträglichen ungewöhnlich heißen Luft, die sich unter den Einflüssen des warmen Herbst abends, der großen Menschenmenge und der Gas flammen in dem freundlich ausgeschmückten Lokal ge- betrauert. Ich habe Charcot wohl nicht persönlich bildet hatte Unter dem bunten Gemisch der Dar- gekannt, umsomehr aber jederzeit seine eminenten bietungen, welche die Fräulein Bossenberger, Leistungen auf fast allen Gebieten der Medizin bewundert, Brüning, Bast^, sowie die Herren Scheidemantel und so habe ich mit hohem Interesse verfolgt, wie der und Perron zum Besten gaben (Hr. AntheS war durch Heiserkeit an seiner Teilnahme verhindert), sprachen viele recht angenehme Leistungen die Musik freunde besonders erquicklich an. Er gehörte dazu Solidarität der „Proletarier aller Länder" willen ihrerseits Hunger zu leiden. Nach national- französischer Anschauung, die in der Arbeiter bevölkeruno ebenso lebendig ist wie in den anderen BolkSständeu, h« die übrige Welt sich den Wünschen und Bedürfnisse» der Franzosen anzubequemen, nicht umgekehrt. Die Wünsche und Bedürfnisse Frankreichs aber erheische» sür den Moment nicht die Pflege sozialistischer, so»der» chauvinistischer Tendenzen, da der russische Flotten- besuch immer näher rückt und alle anderen Jnterrfie» in den Hintergrund drängt. Die südfrunwsischkn Genossen sind denn auch in den Reihen der Russe», schwärmer vorne an und der Versuch der ,Lnter- Nationalisten", die russischen Seeleute als Vertreter des „geknechteten" russischen Volkes zu feiern uad demonstrativ gegen den „zarischen Despotismus" auS- zuspielen, ist von dem Gros der französischen Arbeit» entschieden abgelehnt worden. ES ist deshalb nicht der günstigste Wind, der gegenwärtig in Frankreich für die Wortführer der internationalen Sozial- demokratie weht. Letztere wird niemals in breitere» Schichten der französischen Nation Boden fassen, da der Franzose viel zu viel nationale- Ehrgefühl j besitzt, um sich zu einer Anschauung zu ver- stehen, welche ihren Anhänger die systematischen Verleugnung jeglichen VolkStumS und damit aller im Boden des VolkStumS wurzelnden Ideale zumutet, um ihm als Ersatz dafür nur einige sinnlose Redensarten und eine kosmopolitische Zwangsjacke zu bieten. London, 28. September. Se. Majestät der Kaiser von Österreich hat durch den Herzog von Connaught die Anfrage an die Königin von England richte» lassen, ob ihr der Besuch deS Erzherzogs Franz Ferdinand genehm sein werde, da dieser im nächsten Monat auf seiner Reise um die Welt auch England zu berühren und der Königin seinen Dank für die ihm in Indien zuteil gewordene Gastfreundschaft aus zudrücken gedenke. Der Erzherzog wird demnach die Königin in Balmoral und den Prinzen von Wales in London besuchen. Bei dieser Gelegenheit soll ihm, wie verlautet, die Königin daS Großkreuz deS Bath- ordenS verleihen. — In Plymouth tagt jetzt der Verein der englischen Handelskammern. Der Vorsitzende, Parlamentsmitglied Sir Albert Rollit, zog in seiner Antrittsrede über Frankreich her, das dem englischen Handel überall, wie in Ägypten und Siam, in den Weg trete, über die Lage und die Aussichten deS englischen Handels sprach er sich im ganzen hoffnungsvoll auS, doch sei es unzweifelhaft, daß in Zukunft daS Kapital weniger einträgliche Zinsen einbringen werde, als bisher der Fall gewesen; daneben werde sich aber daS Los des Arbeiters ver bessern. Tief beklagte er den BergarbeiterauSstand, der in Wales allein eine Million Pfund gekostet habe. Ein Antrag, wodurch die Regierung aufgesordert wird, englische Interessen in Siam in Schutz zu nehmen, und ein zweiter, wodurch eine Gesetzgebung zur Kräf tigung der Befugnisse deS LandelsamtS zur schieds gerichtlichen Beilegung von Ausständen vorgeschlagen wurde, fanden einstimmigen Beifall Konstantinopel, 28. September. E» ist keine leichte Aufgabe, die Wirkung ganz genau zu bestimmen, welche der bevorstehende Besuch einer russischen EScadre in Toulon und die angekündigte Bildung eines ständigen russischen MittelmeergeschwaderS auf die leitenden Kreise der Türkei gemacht haben. Thatsache ist, daß die erste Nachricht hi,rüber am Bosporus eine gewisse Beunruhigung hervorgerufen hat. Man konnte auch beobachten, daß jene türkischen Kreise, die mit Frankreich und Rußland sympathi sieren, wieder ihre stille Thätigkeit, und zwar noch eifriger als vor und nach den Tagen von Kronstadt, auszuüben begannen. Kurz nach der offenkundigen Verbrüderung zwischen Rußland und Frankreich bei Kronstadt fand, wie die „Pol. Corr." schreibt, ein Wechsel im Großwesirate statt, den man der neuen politischen Konstellation schuldig zu sein glaubte. Irgend ein wesentlicher Umschwung in der Politik ker Psorte war aber damit nicht verbunden. Daß ein solcher von den früheren bezeichneten Kreisen weiterhin gewünscht und angestrebt wurde, war vorauszusehen. Vor Kronstadt bemühten sich dieselben, nachzuweisen, daß die militärische ^Leistungsfähigkeit von Rußland und Frankreich zu Lande derjenigen des Dreibundes überlegen sei. Zu diesem Zwecke stellten sie statistische Vergleiche der beiderseitigen Streitkräfte an, die aber wegen ihrer unkritischen Methode gänzlich wcnlct waren. Ein iolcher Vergleich wurde auch in einer öffentlichen Publikation, in einem we>»nesl,r,n,,en — Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, König!. Sächsischer Major im Kriegsministerium, Gras Vitz thum v Eckstädt ist in Berlin angekommen. — Der Staatssekretär de» Auswärtigen Amtes, Wirkliche Geheime Rat Freiherr v. Marschall ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte deS Auswärtigen Amtes wieder übernommen. — Da- Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt: In Hamburg wurden vom 28. bi» 29. September morgens 5 Neuerkrank ungen, darunter eine mit tödlichem AuSgange, fest- gestellt, in Altona zwei Erkrankungen, darunter eine (Krankenwärterin) tödlich verlaufen. In Kiel ist eine aus Hamburg, in Geestemünde eine aus Itze hoe zugereiste Person erkrankt. — Bei der bevorstehenden Einführung der Tabak fabrikatsteuer und Beseitigung der Jnlandsteuer ist eS von Interesse, den Anteil kennen zu lernen, welchen die einzelnen Bundesstaaten einerseits an dem Tabak bau, andererseits an der bisherigen Tabaksteuer haben. Dem BundeSrat liegt gegenwärtig der Bericht der zuständigen Ausschüsse betreffend die gemeinschaft lichen Einnahmen an Zöllen und Steuern für das Etatsjahr 1890/91 vor. In demselben sind, waS die Tabaksteuer betrifft, zunächst die Größen deS amtlich ermittelten Flächeninhalts der mit Tabak bepflanzten Grundstücke in den Einzelstaaten angegeben. Danach nimmt Baden mit 7876 b» die erste Stelle ein. Ihm folgen Preußen mit 5143, Bayern mit 3973, Elsaß- Lothringen mit 1794, Hessen mit 664, Württemberg mit 362, die beiden Mecklenburg mit 130, Anhalt mit 118, Sachsen-Meiningen mit 96, Braunschweig mit 28 und Schwarzburg-Rudolstadt mit 20 d» In den übrigen Staaten sind ganz kleine Flächen mit Tabak bepflanzt, im Königreich Sachsen beispielsweise nur 107 a. Im Gebiet der deutschen Zollgemeinschaft überhaupt waren im Jahre 1890: 2023199 u 34 qm mit Tabak bepflanzt. Außerdem wurde auf 29845 n 45 qm eine Nachernte erzielt, wovon allein 226 bu auf Baden und 67 Im auf Preußen entfielen. So dann sind in dem Bericht die Beträge an Tabak steuer aufgeführt, welche von den Einzelstaaten an die Reichskasse im Jahre 1890/91 abgeführt sind. Die selben beliefen sich bei Baden auf 4,8 Mill., Preußen auf 4 Mill., Bayern 800 000 M., Elsaß-Lothringen 400000 M., Hessen 370000 M , Württemberg nahe zu 200000 M., Sachsen 126 000 M. Von den übrigen Staaten wurden je weniger als 100000 M. an die Reichskasse abgeführt. Die Gesamtsumme der im Jahre 1890/91 aufgenommenen Tabaksteuer belief sich auf 11 023 334,82 M. — In der dem „Reichsanzeiger" entnommenen Besprechung einer von einem Schulaufsichtsbeamten auf Veranlassung des Unterrichtsministers vorgenom menen Begutachtung der zur Zeit in den jüdischen Schulen in Gebrauch befindlichen Lehrbücher wird als Ergebnis ausgesprochen, daß keine der in der Presse gegen die jüdischen Religionsbücher erhobenen Anklagen durch den Inhalt der vorgelegten Bücher begründet ist. Es muß dementsprechend in der gestrigen Nummer dieses Blattes auf Seite 1, Spalte 4, letzte Zeile „keine" anstatt „eine" heißen. München, 29. Sepember. Heute fand um 2 Uhr nachmittags im Thronsaale der Königl. Resi denz die feierliche Eröffnung des Landtags statt, wozu alle hier anwesenden Königlichen Prinzen und die Mitglieder des diplomatischen Corps er schienen waren. Se. Königl. Hoheit der Prinz-Regent verlas dabei die Thronrede. Wien, 29. September. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm hat auf der Rückreise nach Berlin an Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph folgendes Tele gramm von Oderberg abgesendet: „An Se. Majestät den Kaiser von Österreich in Wien. Mit dem Gefühle des wärmsten Tankes für die große Güte und Liebenswürdigkeit, die Du wieder für wich gehabt hast, und unter dem srrfchen Eindrücke der Bewunderung für die vor- züglichrn Leistungen Deiner Armee verlasse ich Dein Land. Es drängt mich beim Passieren der Grenze, Dir dies zu wieder holen und Dir nochmals meine aufrichtigen und herzlichen Wünsche sür Dich und Deine Familie, sür Dein Land und Deine Armee zu senden. Wilhelm " Diese Kundgebung bildet, so schreibt hierzu die „Pol. Corr", einen sympathischen Schlußakt sowohl zu den Auszeichnungen, womit der Deutsche Kaiser die hervorragendsten Führer der österreichischen Armee bedacht, als auch zu den wiederholten Äußerungen hoher, ja bewundernder AnerkennWg, welche Se. Ma jestät der Haltung und Tüchtigkeit der österreichischen Truppen gewidmet hat. — Die Innsbrucker Festtaste und die Ansprache', welche Se Majestät der Kaiser Franz Joseph gestern bei der Enthüllung der Hoferdenkmal- ge halten hat, bilden den Gegenstand der Besprechung in den Wiener Blättern. Die »Wiener Adeudpost' schreibt: .Ein schöne«, jeder patriotische Gemüt wahiyair erheb:nde« Ke-, ei« Fest der Kaisertreue und der BaterlandSliebe wird heute in der berg» um kränzten Haupiftadt Tirol« begangen. Der erhabene Monarch, der ritterliche Schirmherr uud väterliche Woh lhäter Seiner Böller, ist inmitten Seiner treuen Tiroler erschienen, um den Namen Andrea« Höser«, des heldenmütigen Blutzeugen alt tirolischer Treue uud Anhänglichkeit an Kaiser und Reich, die höchsten Ehren zu erweisen. Der gleichzeitige Bes, ch der Landes ausstellung soll Sr Majestät, dem hochherzigen Förderer aller gemeinnützigen Bestrebungen, Gelegenheit dielen, Sich durch eigenen Augenschein von den Fortschritten zu überzeugen, welche Sein geliebte- Tirol in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Landeskultur fowie der gewerblichen uud industriellen Thätigkeit gemacht hat. MU stürmischem Insel, mit einer Begeister ung, dir kaum ihresgleichen hat, wurde der edle Herrscher empfangen. Es war, al- ob die au» allen Teilen de» Lande- herbeigeftrömte Bevölkerung den Schwur erneuern wollte, den ihre Borfahren vor mehr al- fünfhundert Jahren und späterhin bei jeder Ge legenheit in Wort und That geleistet: den Schwur, allezeit mit Gut und Blut einzustehen für den angestammten Monarchen und di« erlauchte Dynastie, allezeit seftzuhalten am Reiche, ihm Schirm und Schutzwehr zu sein gegen jedermann. Felsenfest wie die Berge feines Heimatlandes ist und bleibt die Treue deS Tiroler Volkes, und wie eS mit blitzendem Auge und sicherer Hand jederzeit den Feind abgewehrt, fo schart eS sich heute voll kind licher Liebe und warmer Begeisterung um seinen angebeteten Monarchen, Ihm huldigend als dem leuchtenden Muster aller Rego»!entugenben, den wahren Bater Seiner Völker I' Tie ,Presst" wtift daraus hin, daß die Innsbrucker Fest tage auch weit über die Grenzen Tirol- hinaus ihre große Be deutung haben. Jene Tage, die der Monarch als die „schwersten aber auch ruhmreichsten" für Tirol bezeichnete, sie waren nicht minder schwere Tage sür Österreich, für Deutschland, sie sind für Österreich und Deutschland die Vorläufer ruhmreicher Tage geworden. Schwer und blutig waren jene Tage für die Völker, welche stritten gegen die EiobeiungSsucht des großen Korsen, schwerer noch sür jene deuischen Stämme, die gezwungen dem Fremdherrschcr Wafsengesolgsckast leisten mußten. In jenen schweren und ruhmreichen Tagen fing die Erkenntnis der politischen Interessengemeinschaft zwischen Deutschland und dem Reiche der Habsburger zu keimen an, und wenn heute nach langem Suchen und manchen Krisen jene Erkenntnis ein Ge meingut der Völker beider Reiche geworden ist, wenn für die praktische Bewährung jener Erkenntnis bleibende Formen de» Bündnisses gesunden wurden, dann ist die Erinnerung an Andreas Hofer- Heldentum eine weihevolle nicht bloß für den Tiroler, sie hat in dem vollen Wertgehalt an Treue, an tapferer Verteidigung des Battrlandes, au gemeinsam erduldetes Leid ihre volle moralische Geltung für jeden kärger Österreich- Ungarns und des Deuischen Reiches DaS, waS Andrea» Hofer fo glorreich sür sein Land Tirol, sür fein Volk und feinen Kaiser gethan und gelitten, das ist cS ja, wozu heute die Bürger tes Deutschen Reiches und Österreich-Ungarn» geeint sind: zur Abwehr flemden Angriffes, zur Verteidigung der Heimat, zur Treue sür ihren Herrscher. Innsbruck, 29. September. Die Festlichkeiten anläßlich der Enthüllung des Hofer-Denkmals fanden ihren Abschluß mit einer Serenade deS Tiroler und Vorarlberger Sängerbundes, welche Se. Majestät der Kaiser vom Balkon der Hofburg entgegennahm. Alsdann wohnte der Kaiser mit den Erzherzögen und dem Ministerpräsidenten Grafen Taaffe dem Festball in den Stadtsälen bei. Se. Majestät der Kaiser wurde überall mit begeisterten Zurufen empfangen. — Heute früh H8 Uhr begab sich Se. Majestät mit den Erzherzögen nach dem Jselberg, um der daselbst statt findenden Eröffnung des Schießens beizuwohnen. Später besichtigte der Kaiser nochmals das Andreas Hofer-Denkmal, wobei demselben lebhafte Kundgebungen von den zahlreichen Anwesenden dargebracht wurden. Im Laufe des Vormittags empfing Se. Majestät der Kaiser zahlreiche Deputationen von Städten und Land gemeinden Tirols und Vorarlbergs; unter anderem nahm der Kaiser von der Deputation der Städte Trient, Rovereto, Arco, Ala und Riva eine Denk schrift entgegen, in welcher deren Wünsche betreffend die italienischen LandeSteile ausgesprochen werden. Nach mittags begab sich der Kaiser nach Silz. Abends fand ein Hofdiner statt, zu welchem auch die anläßlich der silbernen Hochzeit des Herzogs und der Herzogin von Alen^on hier versammelten Mitglieder des Hauses von Orleans sowie Prinz Alphons von Bayern Ein ladungen erhalten hatten. Pari-, 28. September. Im Ministerrate von Fontainebleau wurde das Programm der franko-russischen Festlichkeiten in der Hauptsache für gut befunden. D«r Präsident der Republik cmpsängt Lie rufsiichen Osfizirre am Tage ihrer Ankunft mit einer Festtafel und wird dieselben auch am Tage ihrer Abreise auS der Hauptstadt zur Tafel bei sich fehen. In der Zwischenzeit veranstaltet die Stadt ihre Festlichkeiten, die zwei Tage dauern. Am erstell Tage wird eine Galavorstellung in der Großen Oper durch die Preffe aus Staatskosten arrangiert. Am zweiten Tage findet daS Hauptfest in der „Oalsris 6« 30 dketros" statt. Tosel geben ferner der Ministerpräsident, der Minister de» Äußern und der Krieg-Minister. General Loiz-llon arrangiert außerdem ein militärische» Ritterspiel. Schließlich folgt ein Festmahl mit Ball i« Marinemtuisterill« Dir russiichen Seeleute hallen sich bei ihrer Rückkehr nach Toulon in Lyon und Mmffeille auf. Bor der Abfahrt de» russischen Sefchwader» wird da« Kriegs schiff „Jauröqutberry" vo n Stapel gelassen. * Paris, 29. September. Der Präsident Earnot wird nunmehr, wie endgiltig festgestellt -u sein scheint, nicht nach Toulon zum Empfange de» russischen Ge schwader- gehen. Offenbar ist die- eine Wirkung der russischen Bemühungen, unpassenden Überschweng lichkeiten der Franzosen und unrichtigen Deutungen deS Geschwaderbesuches in Frankreich wie im Au-- lande vorzubeugen. Der gestrige Ministerrat be schäftigte sich nämlich nicht m»t der Reise Carnot- nach Toulon, die somit al- aufgegeben erscheint. Man schützt Etikettegründe vor, die einem Staatsoberhaupt nur gestatten, einem anderen Staatsoberhaupt entgegen zugehen. Auch der Zar habe die französische Flotte nicht in Kronstadt erwartet. Zur Entschädigung ge stattet man den Toulonern einige Feste und bewilligt ihnen die nötigen Gelder. Auch Vie Kosten der von der Pariser Presse geplanten Prunkvorstellung in der großen Oper deckt der Staat. Die „Libre Parole" weiß übrigens eiren sehr merkwürdigen Grund für CarnotS Zurückhaltung anzugeben. In Italien sei nämlich von Italienern eine Verschwörung gegen CarnotS Leben angezettelt worden. Der Mord sollte in Toulon ausgeführt werden; da dort also für die Sicherheit deS Präsidenten nicht gebürgt werden könne, müsse er daheim bleiben. — Zum Chef des französischen General- stabeS ist nunmehr General Le Mouton de Bois- deffre ernannt worden Derselbe ist einer der jüngsten Divisionsgeneräle Frankreichs. Seine Berufung zum Nachfolger deS Generals de Miribel galt zwar schon lange als ziemlich sicher, war aber nichtsdestoweniger durch die zu überwindenden AnciennetätSschwierigkeiten bisher verzögert worden. Erst gestern ist der fran zösische Ministerrat über die wichtige Frage schlüssig geworden. Den Ausschlag zu Gunsten BoiSdeffres hat merkwürdigerweise gerade der Umstand gegeben, der seine Ernennung formell so sehr erschwerte, eben sein jugendliches Alter. General BoiSdeffre ist am 6. Februar 1839 in Alen^on geboren, steht also gegen wärtig erst im 55. Lebensjahre. Er hat demnach menschlichem Ermessen zufolge alle Aussicht, recht lange an der Spitze deS französischen Generalstaber zu stehen. Denn erst am 6. Februar 1904 tritt für ihn der verhängnisvolle Geburtstag ein, der für den französischen General den Endpunkt der militärischen Laufbahn bedeutet. Über den LebenSgang des neu- ernannten Generalstabschefs bringt das „B. T." fol gende Angaben: Raoul Franz Karl Le Mouton de BoiSdeffre entstammt einem alten normännischen Adel-geschlechte. Im Jahre 18S0 auS der Schule von Saint Cyr hervorgegangen, erhielt er im Jahre 1863 die Lieutenanl»rpaulelten Er machte fodann einen Kurfu- der Gencralstabsfchule durch und wurde bereit» im Jahre 1866 Kapitän. Nach einem längeren Aufenthalt in Algier, wo er sich daS Ritterkreuz der Ehrenlegion erwarb, kehrte er beim AuSbruch de- deutsch-französischen Kriege- nach Frankreich zurück, wurde Blneralstab-offizier beim IS. CoipS (Bindy), nahm an der Schlacht bei Sedan teil und war einer der wenigen, welche sich »ach MezitzreS durchfchlugen. Er ging nach Pari», wo er während der Belagerung von Trochu den Befehl erhielt, per Luftballon dem General Lhaudry Kunde von der verzweifelten Lage der Hauptstadt zu bringen. Sm 22 Dezember 1870 landete BoiSdeffre mit dem Ballon „l-v I^avoiaior" bei Beaufort und übe> brachte die Bot- ichast Trochu« dem Oberbefehlshaber ter Loirrarmee, der ihn sofort seinem Hauptquartier als Major zuteilte Bon nun an blieb BoiSdeffre lange Zeit der Person EhaudryS attachiert, der ihn nach Beendigung de- Kriege- 1873 al- Generalgouverueur mit nach Algier und 1880 al» Botfchaster mit nach St Peters burg nahm Rach dem Tode Ehaudry» war BoiSd ffre kurze Zeit Kommandeur deS 166. LiaienregimentS und wurde dann Generaipob-ches deS General- Fsvrier beim 6. Corps in Nancy. Auf Fsvrier folgte 1888 Miribel, in dessen Nähr BoiSdeffre nun dieselbe Rolle spielte wir früher bei Chaudry Al- Miribel 18S0 zum Ches d.s EencralstabS der Armee ernannt wurde, nahm er Eoiedeffre al- seinen SouSchcs mit In dieser Stellung wurde er MiribelS rechte Hand In alle Pläne Miribel- eingeweiht, ist BoiSdeffre der rechte Mann, das Werk MiribelS sortzusühren, soll doch einem verbürgten Ge rüchte zufolge Miribel feltst ihn als feinen Nachfolger be zeichnet haben. — Die Aktion der französischen Sozial demokratie setzt sich aus lauter Fiaskos zusammen. Das bei den letzten Kammeiwahlen mit Mandaten bedachte Häuflein von Offizieren hat keine Mann schaften, die seinen Weisungen gehorchen wollen, son dern jeder handelt, wie sein Interesse oder seine Neigung es will. Der Kohlenausstand im Nord departement und im PaS de Calais liegt in den letzten Zügen, weil die Arbeiter es vorteilhafter finden, von der durch den englischen Kohlenstreik geschaffenen günstigen Konjunktion zu profitieren, als um der Emporkömmlinge sprach und eine strenge Kastcnein- teilung im Volke befürwortete, war ihm ganz aus dem Gedächtnis gekommen. So jung, so kindlich schüchtern, so ganz und gar verändert schien sie ihm — ordentlich kleiner glaubte er sie geworden I Etwas Selbstbewußtsein kehrte ihr zurück, als sie ihren eigenen Grund und Boden betrat und das epheuüberrankte Landhäuschen vor ihr log. Es war einstöckig, im Cottagestil erbaut, hatte Butzenscheiben in den Fenstern, einen kleinen hölzernen Portikus, den wucherndes Blumenwerk zur Laube umgestaltet hatte, und hob sich freundlich ab von einem Hintergründe immergrüner Eichen. (Fortsetzung folgt.) wohl Frauen als Männer, die man früher von ihr teilung die Unzahl bis dahin unverstandener Lähm- frei glaubte. Seine Beschäftigung mit der Hysterie unyen, Zuckungen und Krämpfe versammelt sah. führte den scharfen Beobachter am Lebenden alsbald Seine Thätigkeit hier hat er dann in derselben Weise zur Entdeckung deS Einflusses de- HypnotiSmuS und eingerichtet, wie feine erste Untersuchung, die ihn zur der Suggestion. E- war ihm gelungen, die häufig Entdeckung der pathologischen Grundlage de- von beobachteten Lähmungen der Hysterischen künstlich durch Duchenne als „Uaial^si« eborsikorwv" beschriebenen Zustandes, der multiplen cerebrospinalen Sklerose, ge führt Hai: Der Zufall hatte ihm während seiner Studienzeit eine Dienerin zugeführt, die an einem eigentümlichen Zittern litt und wegen ihrer Un geschicklichkeit keine Stelle bekommen konnte Charcot erkannte ihren Zustand als cborei- t'orme, von dem damals noch nicht bekannt war, worauf er b-ruhe. Er behielt die interessante Person zu seiner Br dienung, obwohl sie ihn im Lause der Jahre ein kleines Vermögen an Schüsseln und Tellern kostete. Nach ihrem Tode konnte er dann den anatomischen Zusammenhang zwischen ren Erscheinungen im Leben und den Veränderungen in Rückenmark und Gehirn bei ihr nachweisen. Durch diese Art zu arbeiten, wurde er auch noch einer der namhafiesttn Begründer unserer modernen Anatomie und Pathologie deS Gehirns, und ihm entstammen wertvolle Beiträge zur Kenntnis der Lokalisation im Großhirn. Viele halten sür daS allererste Verdienst CharcotS seine Studien und Forschungen über die Hysterie, j.ne viel gestaltigste aller funktionellen Nervenkrankheiten deS Menschen. Durch seine Untersuchungen über die Hysterie war dem Arzt das Recht de» ironischen Zweifels gegenüber dem Kranken genommen worden. In ihren verschiedenen Graden und von ihrem Er forscher ausgestellten Typen befällt diese Neurose so-