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Dresdner Journal : 26.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-26
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 26.09.1893
- Autor
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Lrpeäition <j«, vresliosr ^ouro«ü« Drsiäea, ^viazsrstr. SO. k«r»»pr«cl»-Xa»ollii»ir l,r. L8-L. Westessungen aus das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für ans» »irtS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. WM* Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung der Bestellungen, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abnehmer nicht gewähr leisten können. Lönizl. Lrpr-itton -es Dresdner Journals. sZwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Wekanntmachung. DaS Ministerium des Innern hat unter dem heutigen Tage den von dem Stadtrathe zu Freiberg für die Berichtigung deS Wasserlaufs des MünzbachS innerhalb deS Stadtgebietes Freiberg aufgestellten Plan auf Grund der 88 2, 5, 30 de» Gesetzes über die Berichtigung von Wasserläufen u s. w. vom 15. August 1855 genehmigt. In Gemäßheit deS 8 1? der Ausführungsverord nung zum angezogenen Gesetze vom 15. August 1855 »ird die» zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 22. September 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Reiner Nichtamtlicher Teil. Telegraphische «nd telephonische Nachrichten. Mohär», 26. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Te. Majestät der Kaiser Wilhelm U. find gestern abend gegen nenn Uhr nach herzlichster Bernd- schiedung von de« Erzherzog Friedrich von hier abgereist. Auf dem Bahnhöfe waren die Spitzen der Behörden und die Staat-würdenträger ver- sammelt. Eine zahlreich vor dem Bahnhofe an wesende Menschenmenge brachte de» Kaiser jubelnde Ovationen dar. Wien, 25. September. (W. T. B.) Der Ge- richt-bezirk Rymanow in der BezirkShauptmann- schäft Sanok in Galizien ist infolge der Aut- dehnung der Cholera im Sinne der Dresdner Be schlüsse als Seuchenherd erklärt worden. Wien, 26. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Wiener Zeitung" zufolge wird durch eiu kaiserliches Handschreiben an den Grafen Taaffe der Reichsrat zvm 10. Oktober eiuberufen. Paris, 26. September. (Tel.d.DreSdn.Journ) Meldungen ouS Santos zufolge dauert daselbst dir Blockade fort. Lille. 26. September. (Tel. d. DreSdn.Journ.) In den Gruben von Auzin wird die Arbeit zur Zeit allenthalben fortgesetzt. Ein Zug der Streikenden nach dru Gruben hat keinen be- merkenc werten Eindruck gemacht. Die Freiheit der Arbeit und die Ruhe sind überall vollständig wiederhrrgestellt. Kunst und Wissenschaft. Lady Sibylle. Erzählung von E. Schroeder. 27 (Fortsetzung.) Angesichts dieser grünen , spöttischen, abscheulichen Augen zu singen, war ihr nicht möglich. „Ich kann nicht," sagte sie hastig, „oder besser, ich dars nicht mehr. Dafür, daß ich Tochter des Hauses bin, habe ich mein kleines Licht schon viel zu lange leuchten lassen." Dagegen ward von allen Seiten protestiert, allein sie lhat eS nicht, sie sang nicht mehr. „ES giebt hier noch ganz andere Leute," erklärte sie, „MrS. Seymour spielt, wie ich höre, wundervoll Klavier." Dar wollte die schöne Frau nicht gelten lassen, aber ihr eigener Gatte strafte sie Lügen. Der Herzog rille, Notenbücher herbeizuschaffen. Waldstedt rückte ihr den Stuhl und schickte sich an, ihr die Blätter zu wenden. Besser bedient konnte man nicht sein. Und sie spielte wirklich wundervoll! ES rieselte und perlte unter ihren Fingern hervor, daß eS einem den Atem nahm, aber sie hielt sich immer an der schimmernden Oberfläche, in die Tiefe de- Gefühls gestattete sie keinen Blick E- war wohl auch keine Tiefe da, an dem Stücke, dem Spiele, wie an der Frau alle- Oberfläche. Sie erntete reichen Beifall mit einem schwierigen Opu» von Ehopin und unternahm etwa- nicht weniger Rom, 25. September. (W. T B) Nach de« neuesten Cholerabulletin find in Palermo 16 Per sonen erkrankt uud 8 gestorben, in Rom ist eine Person unter choleraverdächtigen Erscheinungen erkrankt. Rach offiziellem Ausweise sind in Rom vom 30. Juli bi- 21. September 18 Personen an Cholera rrkrankt und 11 gestorben, Amsterdam, 25. Seplrmber. (W.T.B) In der letzten Woche find in 25 Gemeinden Hollands nur einige vereinzelte Elkrankungs bez. Todes fälle an Cholera vorgekommen. In Rotterdam wurden 5 Erkrankung»- und 3 Todesfälle fest- gestellt; 3 Erkrankte wurden alS geheilt bereits eutlassen. In Amsterdam kam ein Todesfall au Cholera vor. London, 26. September. (Tel. d. DreSdn. Journ) Rach einer Meldung der „Times" auS Philadelphia nahmen zahlreiche Spinner in Mas- sachusetts und New Hampshire die Arbeit auf, da die Arbeiter auf eine LoZnherabsetzung von 10H einginaen. Mehrere Eisenbahnen im Westen haben ebenfalls eine zrhuprozentige Lohuherab- setzung in Aussicht genommen. Auch die Metall arbeiter in Ohio scheiuru geneigt zu sein, eine zehnprozentige Lohnvermiuderung anzunehmen. Nach einer Meldung des „Standard" auS Shanghai antwortete die chinefische Regiernng auf eine gemeinsame Note der Mächte, in der gegen die Behandlung der Fremden in gewissen Tellen Chinas, insbesondere in den unter der Verwaltung Tschaug-tschi-tuugS stehenden Gebieten Einspruch erhoben wird, der Genannte werde degradiert und verabschiedet werden, wenn die Verstöße sich wiedir- holen sollten Christianis, 26. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Unter dem Vorsitze ke.> Königs beschloß der Staatsrat, keine Maßregeln betreffs de» StorthingsbeschluffeS auf Kündigung des gemein samen Konsulatswrsens anzuordncn. Da die Be willigung für daS Konsulatswesen im Budget 18S3V4 nicht gesetzmäßig erfolgte, wird der Posten als nicht bewilligt betrachtet. Die Regierung wird gesetzlich die auf Norwegen fallenden Aus gaben, welche nicht auS der gemeinsamen Konsa- latskaffe gedeckt werden, als unvorhergesehene Aus gaben bestreiten. Rew Aork, 26. September. (Tel d DreSdn. Journ.) Beamte der KansaS^tty, St. Joseph- and Council BluffS-Railway erfuhren, daß Räuber einen Passagterzug anzugreifru drabfichtigte« und schickten daher einen von Reisenden leeren Zug ab, der mit 16 Polizisten besetzt war. Zwei Meiltn von St. Joseph entfernt griffen sechs ver kleidete Räuber den Zug an, es entstand eia leb Hafter Kampf. Drei Räuber wurden getötet, zwei gefangen genommen, während einer entkam. Die Polizisten blieben uuverwundet. Washington, 26. September. (Tel d. DreSdn. Journ.) Im Senat begründete Stcwart einen Antrag auf Versetzung Clevelands in den An klagezustand; Redner griff Cleveland aufs schärfste au und äußerte, man müsse sogleich Einspruch erheben; wenn man Clevelands Aeußeruvgen dez. Gesetzesverletzungen unbeanstandet vorübergehen lasse, würden dieselben zu Präzedenzfällen werden, für die vielleicht kein Heilmittel außer einer Re- volution (!) zu finden sein würde. Dresden, 26. September. Zur Wiedereröffnung de- ungarischen Reichstages. jj Die parlamentarischen Sommerserien, welche in Ungarn nun ihren Abschluß fanden, haben diesmal keinen Stillstand im politischen Leben de« Lande- bezeichnet. Die Vorbereitung neuer Kämpfe wurde während jener Pause von den Gegnern der Regierung eifrigst durchgeführt und dadurch ergab sich auch für die letztere die Notwendigkeit, die Mittel zur Abwehr rechtzeitig in stand zu setzen. Dieses Bestreben beider Teile mußte da- Ergebnis bewirken, daß man schon heute ein allgemeine- Bild der neuerdings bevor stehenden Kämpfe besitzt und daß man auch die In tensität jener Kämpfe bereit- zu beurteilen vermag, obwohl die Feindseligkeiten noch gar nicht begannen. Dabei wird man sich aber vor allem von der Beein flussung durch manche journalistische Parteigänger befreien müssen, welche der Buda-Pester Regierung gute Dienste zu leisten glauben, wenn sie die Gesamt lage im Gebiete der StrphanSkrone stets in den rosigsten Farben schildern. Eine solche Methode bringt im vorliegenden Falle, wie fast immer, mehr Schaden als Vorteil und sie bereitet auch jenen fernstehenden Beo bachtern, welche sich dadurch irreführen lassen, nur Enttäuschungen. Lehen wir von solchen beschönigenden Darstellungen ab, so erkennen wir, daß die ungarische Regierung in der kommenden ParlamentStagung aber mals zu einem großen Kraftaufgebote gegenüber ihren Widersachern genötigt sein wird. Weder auf dem kirchenpolitischen, noch auf dem staatsrechtlichen Kampf platz hat sich während des Sommers eine Entwickelung vollzogen, welche eine Milderung der Gegensätze für die allernächste Zukunft erhoffen läßt und die Haltung der oppositionellen Parteien zeigt auch deutlich, daß eine solche Milderung von den Urhebern der immer wiederkehrenden Konflikte gar nicht gewünscht wird. Was die kirchenpolitischen Fragen betrifft, so ist die Angriffslust der nichtliberalen Elemente Ungarns heute womöglich noch ausgeprägter wahrzunehmen, al» vor einigen Monaten. Außerhalb Ungarns, ja selbst in den aufgeklärten Kreisen de» Magyarenlandes hat man die Encyklika des Papstes an die ungarischen Bischöfe als eine Kundgebung bezeichnet, welche auf eine beruhigende, versöhnliche Einwirkung bei dem Kleru» abzrelte. Die llltramontanen in Österreich- Ungarn betrachten diese Auffassung aber als eine irrige; sie erblicken in der päpstlichen Encyklika nur den Aufruf zur Sammlung aller Kräfte für die so genannte „Abwehr" gegenüber den Plänen deS Ka binetts. Daß diese Abwehr nicht» andere» bedeutet, al- den Angriff gegen die liberale Stellung eine» Kabinett-, dessen Daseinsberechtigung nur auf brr freiheitlichen ^Grundlage beruht — die» wird weise verschwiegen. Mit derselben Klugheit verhüllt man die Thatsache, daß die gleiche Feindseligkeit jede- andere Ministerium bedrohen würde, welches die im kirchlichen Leben Ungarns herrschenden Mißstände ohne völlig einseitige Berücksichtigung der ultramontanen Ansprüche beseitigen wollte. Die Unklarheit bezüglich deS wahren Standes der Reformaktion der Regierung hat den Gegnern in den verflossenen Monaten daS Spiel noch erleichtert. Dem Kabinett Wekerle haben diejenigen übereifrigen Freunde kaum einen guten Dienst erwiesen, die fast von Woche zu Woche in der letzten Zeit versicherten, daß der Monarch die kirchenpolitischen Vorlagen bereits in ihrem vollen Umfang genehmigt habe — eine Angabe, die dann ebenso regelmäßig wieder entkräftet werden mußte... Aus allem, was über das Schicksal jener Vorlagen bereits von berufener Seite verlautete, ging ja un zweifelhaft hervor, daß der Monarch stets die Absicht hegte, im Falle der Notwendigkeit die Zustimmung zu den Plänen der ungarischen Regierung zu gewähren. Ihm mußte es aber überlassen bleiben, den Zeitpunkt zu wählen, in welchem er diese Notwendigkeit als vor handen, die Möglichkeit einer Verständigung mit der Kurie als ausgeschlossen betrachtet. Die Nächstbetei- ligten, d. h die ungarischen Räte der Krone, haben Schwieriges von Li-zt. Lionel wußte so geschickt zu manövrieren, daß ihm jetzt das Wenden der Noten blätter zufiel. Waldstedt trat vom Flügel zurück, ent deckte Sibylle in ihrer Fensternische und kam, geräusch los neben ihr Platz zu nehmen. Während drüben die Töne brausten, flüsterte er vorwurfsvoll: „ES war grausam, mir das Lied zu verweigern." „Sollte mich nicht wundern," entgegnete sie unter Herzklopfen, „wenn MrS. Seymour auch Stimme hätte Ich will sie hernach fragen, ob —" „Nein, nein," fiel er ins Wort „Wenn sie über haupt singt, so singt sie Sopran." „Nun, und —" „Ich Hobe nun einmal eine Vorliebe für Alt stimmen. AuS den tieferen Tönen, bilde ich mir immer ein, strömt tieferes Gefühl und da- Gefühl spielt beim Vorträge so einer schmucklosen kleinen Ballade doch noch eine ganz andere Rolle wie bei — ja, wa» mag's sein, daS uns die schönen Finger im Augen blicke gerade vorwirbeln-' Achselzuckend wandre er bei den letzten Worten den Kopf in der Richtung de« Flügels. „DaS klingt ja fast spöttisch", staunte sie, „und da drüben schienen Sie mir voll Bewunderung." „Eine Bewunderung von der Ari", nickte er, „wie sie uns unter Umständen auch ein Seiltänzerstückchen abnötigen kann." „Da- müßte Wr-. Seymour ahnen!" „Sie werden mich doch nicht verraten?" So plauderten sie leise werter in ihrem versteckten Winkel, bi- die Großmutter kam und seinen Arm begehrte. „Ich merke wohl, Sie hören doch nicht zu', sagte sie, nicht sonderlich bemüht, ihre Stimme zu dämpfen, „und ich selber halte es auch nicht länger aus. Zu meiner Zeit war Melodie in den Musikstücken, heut zutage ist nur noch Lärm darin. Kommen Sie, ich führe Cie ein bißchen im Hause herum und zeige Ihnen die Raritäten." Damit waren sie fort und bis zum Abendgebet ließen sie sich nicht wieder blicken. Sibylle blieb die Mühe, die Gäste zu unterhalten. Mrs. Seymour er leichterte ihr die Sache so lange, bi« sie sich am Schlüsse eine- TonwerkeS durch einen Rundblick über zeugt hatte, daß jemand unter ihrem Auditorium fehlte. Da erklärte sie sich erschöpft, stand auf und streckte sich wieder auf ihr Sofa. Lionel setzte sich auf ein Schemelchen zu ihren Füßen. Lord Elkington ließ sich» angelegen sein, einen kleinen Kreis mit allerlei Hofklatsch zu unterhalten. Die übrigen Herren sprachen über Politik, die Damen über Toilette. E» war sterbenslangweilig. Nur mit unter kam durch die lange Flucht der Gemächer der Klang einer Stimme, eines lebensfrohen Lachen». Wa» es wohl war, da» ihn lachen machte, und wenn sie ihm doch hätte in» Gesicht sehen können dabei! * * In einem niederen Sessel vor ihrem Kaminfeuer saß Sibylle. Alle Ereignisse de» Abends spiegelten sich wieder in der Glut und leben-froh lachte ibr Waldstedt» Antlitz darau- entgegen. E- ward ihr so seltsam dabei. Da» Herz wollte ihr au- der Brust vor Freude und zog sich doch wieder bange in sich selbst zusammen , «ch!" seufzte sie. „Wer doch auch schön sein die- richtig gewürdigt und sie haben erkannt, daß e- für sie von höchstem Werte sein muß, wenn der all- fällige Kampf erst beginnt, nachdem der strenggläubige Monarch und mit ihm auch die nüchtern urteilenden Katholiken Ungarn- zur Überzeugung von der Not wendigkeit de» KonflitteS gelangten. Demnach erscheint un- die Thatsache, daß die Prüfung der Vorlagen seitens des Souverän« einen langen Zeitraum bean sprucht, nicht al» ein ungünstiges Anzeichen für die Regierung, sondern nur al» ein neuer Beleg für die gewissenhafte Pflichterfüllung und die Friedensliebe Kaiser Franz Josephs und zugleich als Anhaltspunkt sür die Annahme, daß die ungarische Regierung der rückhaltslosen Unterstützung des Monarchen sicher sein wird, wenn sie den schweren Kampf gegen die vom Vatikan geleiteten Ultramontanen wirklich ausfechten muß. Auf dem Gebiete der sogenannten „staatsrechtlichen" Fragen ist insofern eine neue Lage geschaffen, als die Gegner deS Dualismus in seiner heutigen Form durch die unzweideutigen und scharfen Kundgebungen der Krone darüber belehrt sein können, wie sehr ihr Treiben von dem erhabensten Freunde und Förderer Ungarns mißbilligt wird. Wir glauben aber, daß diejenigen einer Täuschung huldigen, die auf einen raschen, unmittelbaren Effekt jener Kundgebungen deS Herrschers hoffen. DaS Bemühen der „staatsrecht lichen Opposition" wird zunächst darauf gerichtet sein, daß sie den Glauben zu erwecken sucht, das Kabinett Wekerle habe den König zu jenen Äußerungen be stimmt und die letzteren seien daher nur als neue Beweise der „Unduldsamkeit" der Regierung zu be trachten. Diese VerdrehungSbestrebungen, die schon jetzt in gekünstelten Auslassungen der oppositionellen Presse zu Tage treten, werden aber bei den Gegnern auch nicht im ersten Augenblick einen Eindruck Hervor rufen und sie dürsten binnen kürzerer oder längerer Zeit sogar im oppositionellen Lager selbst wirkungSlo- dleiben. Früher oder später wird man auch dort — vielleicht angesichts neuer Thatsachen — erkennen müssen, daß man sich da- Wohlwollen deS Monarchen verscherzte, und diese Erkenntnis wird dann sicherlich zu heilsamer Ernüchterung führen. Vorläufig aber hat man darauf zu zählen, daß auch die „staats rechtliche Opposition" den Angriff gegen die Regierung fortsetzen wird. Demnach ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzu- nehwen, daß die ungarische Regierung auch in der neuen Tagung zu einem energischen Auftreten gegen über ihren Widersachern genötigt sein dürste und daß die Entwickelung im Parlament an manchem Tage infolge der Heftigkeit der Opposition neuerdings ein kritisches Gepräge erhalten wird. Ohne jede beschöni gende Täuschung kann man aber behaupten, daß die Angriffe der Opposition aussichtslose sein müssen, wenn sich nicht völlig unvorhergesehene Zwischenfälle ergeben. Dafür spricht nicht nur die numerische Schwäche der oppositionellen Parteien, sondern auch die Schwäche, Armut und Einseitigkeit der von ihnen vertretenen Programme. Wenn das Streben einer parlamentarischen Minderheit aber durch solche tief wurzelnde Urfachen zu einem vorweg vergeblichen ge stempelt wird, so muß jener Zerfall platzgreifen, dessen erste Anzeichen bereits im Lager der magyari schen Regierungsgegner wahrnehmbar sind. Im Hin blicke auf diese Momente darf man die Stellung de- Kabinett- Wekerle immerhin als eine vorteilhafte und gefestigte betrachten. Tagesgelchichte. Dresden, 28. September. DaS heute zur.Aus gabe gelangte 13. Stück des Gesetz- und Ver ordnungsblatt es für das Königreich Sachsen könnte!" und in sehnsüchtigem Verlangen sprang sie auf und trat vor ihren Spiegel hin. Lange fchaute sie hinein, aber Altgewohntes in einem günstigeren Licht zu sehen, wollte ihr nicht ge lingen — eher sah sie es noch in einem ungünstigeren. Schön hatte sie sich nie finden können, aber diesen und jenen Vorzug hatte sie ihrer Gestalt und ihrem Antlitz doch im Stillen zuerkannt — heute ließ sie keinen gelten. „Es war alles Eitelkeit," murmelte sie „Schön S — Schön sieht man auS, wenn man MrS. Seymour ist! Aber," setzte sie mit einem triumphierenden Augen blitz hinzu, „er bewundert sie ja nicht!' Diese seltsame Gedankenverbindung machte sie hinter her erröten. Verwirrt wandte sie sich vom Spiegel, gesenkten Hauptes ging sie ein paar Mal im Zimmer auf und ab. Plötzlich war sie vor einem Schränkchen nieder gekauert und hatte eS geöffnet. Sie bewahrte allerlei teure Andenken aus der Kinderzeit darin Bunt genug schienen sie durcheinander geworfen, aber für sie war Ordnung in dem EhaoS. Zwischen dem Märchen buch, daS ihr da- Liebste gewesen, und der Puppe, mit der sie am längsten gespielt, zog sie hervor, Wa ste suchte — eine kteine Mappe mit Papierskizzen, die Robert ihr auf flehentliche- Bitten abgetreten hatte, vor langer Zeit, in ihren Puppenjahren noch, als er, au» Amerika zurückgekehrt, sich um Mildred beworben hotte. Die Skizzen waren nicht von ihm, sondern ron seinem teuersten Freund, Richard Waldstedt, auf den Mildred damals im Stillen eifersüchtig gewesen und von dessen hal-brechenden Reiterkünsten und ver wegenen Abenteuern fie, die kleine Sibylle, nie genug
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