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W227 Freitag, den 29. September, abends. 1893. vre»ä«u vi«rb»ljLbrl»«k * Ü0 kL, k«t z« Lm^rl. ävutoobiu ?o»t»u»t»Itau «i»rt»k- M^tieü e »u»ierk»lb 6«, üvutoel»«» " tritt ?o«t- uuä 8temp«Iru»cül>»K Nia»«. Liarotov k^umlusru: 10 kt. ^«NN»aiisu»,»,odNt»r^»r «r ä«a Naum «i.,«r js«»p»lt»a«a 2»il» Ntsi»« stritt iS?k. Vater „Kia8««mät" cli« 2«il« L0 kk. Sei 1»b«Uea- aaci -litsoruoutu eatipr. Xuk»oU«^. ür»eü«lu«ar st^licb «it Xu»a»üm« 6er 8caa- u k'eiert«^« »deo«i». keraiprecN-^aseNIu»»? Kr. 1285. DreMterMmml. Für di« Besaintkeiwng »«rantworUtch: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur« und Runstgeschichte. Ta«4Üwo rcu .»»ülluäixuo-ckn aa>>vLrt»r H. 7^a»: ^kr</rr, Low.ni-iMiulr üo« ttrv-üuvr L»o»d»rU - Leriu» V>«a I.«ip»>x L»»»l L^i»u kr»ikk«n ». U.: //aarrnrtri« », L«rl>a -Visa - U-mdur, kr»^ l.«tp»t« -kr»ailkurr ». H. Hüardia: N«<t. k«rt» Lo»«»» >«rUa-I'r»akiart ». I-uaL« «« <7o., L»rUa: /«kaü<te»ü«»ub, Lr»»I»a: ^>nU L»aaaxr! 17. LcNiKwier, Lail» ». S.. LarcL <L 0o- U«r»o»xekerr LSai^l. Lrpeäitioa 6«, vrerüuer /oaraai». Vrvoüeu, L via^erstr. 20. kerasxrscd -La»cNIu»»: Ur. L2-L. Neuerung der Bestellungen, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abnehmer nicht gewähr leisten können. König!. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Bestellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), fir a»S- WartS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Hlachrichten. Stockholm, 29 September. (Tel. d. Dresdn- Journ.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm II. fiad gestern abend 6 Uhr in Gothenburg rin- getroffen. 8. Leipzig, 2V. September. (Privattel. d. Dresdn. Journ.) Die heutige Hauptversammlung deS Vereins säwßscher Realschullehrrr wählte Dresden als nächstjährigen Versammlungsort. Nom, 2S. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) An Bord de» von Brafilieu zurückgekehrten und im Hafen von Asinara eiugetroffeven Paketbootes „Carlo" find während der überfahrt 144 Todes fälle infolge Cholera vorgrkommen. Gegenwärtig befinden sich 17 Cholrrakranke an Bord. Madrid, 2S. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das Befinden SagastaS hat sich ge bessert; auch in dem Zustand von Martinez Campos ist eine Besserung eiugrtreten. London, 29. September. (Tel. d. Dresdn. Journ) Das Reutersche Bureau meldet aus BuenoS-Lyret, daß die Streitkräfte der Rational regierung di« Aufständischen in Santa Fs nach zweitägigen Kämpfen schlugen. Dresden, 29. September. Die römische Bankangelegenheit und der Rücktritt des Justizministers. EL ist ein peinliches und von der italienischen Presse auch sehr scharf erörtertes Zusammentreffen, daß gleichzeitig mit einer entscheidenden Wendung in dem Prozeß der Römischen Bank der Justizminister seine Entlassung genommen hat. Wie schon bekannt, ist nach endlichem Ablauf der Voruntersuchung von der Anklogekammer in Rom darüber Beschluß gefaßt worden, welche der von der Staatsanwaltschaft ange- klaglen Personen vor Gericht zu stellen seien, und es wurden im ganzen sieben Schuldige bezeichnet, unter deren fünf als Hauptakteure der ganzen Miß wirtschaft in erster Linie stehen: Der Bankdirektor Tan- longo, der Kassierer Cesare Lazzaroni, der Ministerial direktor Monzilli, der staatliche Aussichtsbeamte Zam- marano und der Advokat Bellucci-Sessa, der die Be stechung des Deputierten de Zerbi vermittelte; dieser einst hochangesehene Abgeordnete wurde bekanntlich durch einen plötzlichen Tod, dessen Ursache nicht auf geklärt ist, dem Richter entzogen. Die Anklagekammer hat jedoch auch vier Beschuldigte entlastet, und unter « .77 Kunst und Wissenschaft. K. Hofthrater. — Neustadt. — „Eine Palast- revolution", Lustspiel in 4 Akten von Richard Skowronnek. Tie Wiederholungen dieses Stückes, welche in richtiger Erkenntnis von dessen schwacher Wirksamkeit nur in bescheidener Anzahl veranlaßt wurden, haben selbstverständlich eine steigende Anziehungskraft nicht bekunden können. Wohl aber zeigten sie, daß die Darsteller unermüdlich geblieben sind, durch Fleiß für die einzelnen Scenen und Abrundung des Zusammen spiels den Eindruck des Ganzen soviel wie möglich dramatisch aufrecht zu erhalten, was umsomehr not wendig ist, da eS eine« eigentlichen dramatischen Le bens so sehr entbehrt und durch einen Hang des Ver fassers zum Trivialen zu Dehnungen führt, die den Eindruck unwahrscheinlicher Stellen nachteilig aus breiten Als Haltpunkte der Vorstellung bleiben einige, wenn auch nicht wahr und leben-möglich, so doch bühnendankbar entworfene Personen als Stützen des Ganzen übrig; sie bestehen aus Professor Weibrecht, dessen Frau und Redakteur Findeisen, die durch Hrn. Jaffö, Frau Wolff und Hrn. Swoboda zu einer möglichst charakteristischen Herausbildung gebracht und für die Scene mehr und mehr belebend geworden sind. Ihnen schließen sich in zweiter Linie am ersprieß lichsten die recht netten Leistungen in den beiden weib lichen Partien Lili und Florence an, deren Aus führungen in sachgemäßer Weise von Frl. Baste und ihnen zwei vielgenannte Personen: den Neffen des Kassierers, den steinreichen, gesellschaftlich glänzenden Baron Michele Lazzaroni und den Sohn des Bank- direktorS, den Advokaten Pietro Tanlongo Diese beiden Entlastungen (die erstere wegen Mangels eines verbrecherischen ThatbestandeS, die letztere wegen un genügender Jndicien) haben einen sehr ungünstigen Eindruck gemacht. Man erbebt den Einwand, daß bei den nahen und unter allen Umständen verdächtigen Be ziehungen der genannten Personen zu der Bank verwaltung eS jedenfalls richtiger gewesen wäre, die Freisprechung dem öffentlichen Verfahren vor dem Schwurgericht zu überlassen, statt sie durch ein un kontrollierbares Verdikt herbeizuführen. Es sind eben durch so viele Anzeichen eines parteiischen und un lauteren Verfahrens Verdacht und Mißtrauen wach- gerufen worden, daß sofort ter Argwohn auftaucht, es möchten für die Ausscheidung der beiden Faiseurs aus dem Prozeß andere als juristische Gründe maß gebend gewesen sein. Dem Baron Lazzaroni kommt allerdings zu gute, daß die kommerziellen Sachverständigen seine Bezieh ungen zu der Bank für vorwurfsfrei erklärt haben; allein der Staatsanwalt hatte dies nicht anerkannt, und die böse Welt, dargestellt durch die „Tribuna" und andere Blätter, findet es auffällig, daß gerade der Reichste unter den Verdächtigen sich unter den Entlasteten befindet. Schlimmer noch liegt die Sache mit dem Advokaten Pietro Tanlongo Dieser hatte, als sein Vater schon im Gefängnis saß, er selbst aber noch nicht in Untersuchung genommen war, mit dem ersteren eine längere geheime Korrespondenz geführt, die sich besonders auf die Verteidigungsmittel bezog, welche dem Bankdirekior in den häufigen ungesetzlichen Geldforderungen der Minister gegeben waren. In dieser Korrespondenz hatte er den Vater daran erinnert, daß. er selbst in seinem Auftrag an einem bestimmten Datum eine beträchtliche Summe dem Ministerpräsidenten Giolitti zugestellt habe. Diese Korrespondenz war aufgefangen worden und gab na türlich Anlaß zu weiterer Untersuchung, in deren Ver lauf Pietro schließlich durchaus leugnete, seinem Vater diesen Dienst geleistet zu haben, und seine Briefe nur aus dem Bestreben erklärte, seinem Vater Verteidig- ungSmomente an die Hand zu geben. Mißtrauische Leute behaupten nun, daß dieses dem Ministerpräsi denten natürlich sehr erwünschte Leugnen dem jungen Tanlongo die Einstellung des Verfahrens eingebracht haben solle. Derartige Vermutungen mögen kleinlich erscheinen; aber da festgestellt worden ist, daß der Ministerpräsident, der in der Kammer jeden Empfang von Geldern seitens der Bank verneinte, thatsächlich einen Posten von 60000 FrcS erhalten und erst nach jener Erklärung zurückgestellt hatte, ist die öffentliche Meinung zu jedem Mißtrauen berechtigt. Mit diesen peinlichen Eindrücken trifft nun der Rücktritt des JustizmiuisterS Santamaria zusammen, der seit vier zehn Tagen schon in Aussicht stand, aber in dem selben Augenblick erfolgte, in dem die Anklagekammer den besprochenen Beschluß faßte. Daß die Einmisch ung der Verwaltung in die Justiz den Minister zu diesem Entschluß gedrängt hat, unterliegt nach seinen eigenen privaten Äußerungen keinem Zweifel. Man kann bedauern, daß der Minister nicht die Kraft gehabt hat, sich diesen Einmischungen zu widersetzen; aber er »st, wie verlautet, durchaus kein Mann des politischen Lebens und hat darum vorgezogen, seine Hände zu waschen und davonzugehen. Richtiger hat jedenfalls der Unterstaatssekretär Gianturco gehandelt, der dafür sorgte, daß die Staatsanwaltschaft gegen den Beschluß der Anklagekammer an den Kassationshof appellierte, was jedoch nach den gesetzlichen Bestimmungen nur in einem Teil der vorliegenden Fälle Remedur schaffen kann. Frl. Diacono durch muntere technische Gewandheit den Zuschauern hin und wieder eine harmlose An regung bietw. Tas Lustspiel wird keine zweite Spielzeit erreichen und zeigt der Regie im Bunde mit vielen anderen Beispielen, wie vorsichtig man bei der Auswahl von neuesten Lustspielen sein muß, um jene verhängnis vollen Gaben zu meiden, die in ihrem geistigen Wesen lediglich der Makulatur, nicht aber der Literatur an gehören. Strengste Rücksichtslosigkeit gegen Jedermann, doch zugleich größte Rücksichtnahme gegen die Kunst gehört zu den wichtigsten Schutzmitteln, die hierbei behilflich sind. O B Lady Sibylle. Erzählung von E Schroeder. »0 (Fortsetzung.) 12. Kapitel. Sie hatte noch allerlei Weisungen zu geben ge habt und war als die letzte zurückgeblieben. Neben dem Fuhrwerke, das die Speisen hinausbefördert hatte, stand sie jetzt und nahm von einem der Diener ihren Mantel in Empfang. Sie fühlte Waldstedt kommen, mehr als sie ihn sah. Sich nach ihm umzuwenden, wagte sie nicht, denn die fatale Röte, die seine Nähe jedesmal herausbeschwor, brannte ihr schon wieder auf der Wange; sie hatte auch Angst, daß er ihr die unterdrückten Thränen aus den Augen las. ,Zch bitte Sie, nicht auf mich zu warten, mein Herr!" stieß sie nun in unsicherem Tone hervor. „Hören Sie nicht, wie die Kinder nach Ihnen rufen?" „Die Kinder sind wohlaufgehoben", antwortete er, Der Schaden, welcher dem öffentlichen Leben Italiens durch Weckung des Mißtrauens gegen die Justiz zugesügt wird, ist unberechenbar. Man konnte — wie auch die „Allg. Ztg", der wir diese ganze Erörterung entnehmen, es seinerzeit gethan — daS hemmende Eingreifen des Hrn Giolitti billigen, so lange eS sich darum handelte, eine störende Einmischung des Parlaments hintanzuhalten und die Freiheit des gerichtlichen BersahrenS zu sichern Jetzt aber haben sich die Verhältnisse so gewendet, daß man von dem Gericht nichts mehr erwartet, daß vielmehr die letzten Hoffnungen auf eine gründliche Heilung tur Schäden an die Thätigkeit der vom Parlament eingesetzten UniersuchungSkommission geknüpft werden. Zugleich wird freilich offen ter Verdacht geäußert, daß auch dieser Kommission ebenso wie den Tribunalen nur eia sehr „gereinigtes" Material zugestellt worden sei, und daß die Hauptschuldigen unter den einfluß reichen Politikern vorher für ihre Sicherheit gesorgt hätten. Alle diese skeptischen Stimmungen haben soeben durch das plötzliche Verschwinden eines der am schwersten Angeschuldigten, des Commendatore Mon- zilli, eine wesentliche Förderung und Unterstützung er fahren. Monz'lli, der seit einiger Zeit vorläufig aus der Haft entlassen worden war — und zwar zur all gemeinen Überraschung, da gerade an seiner Schuld niemand zweifelte —, sollte sich jetzt nach dem Be schluß der Anklogekammer dem Gericht wiederum stellen, er hat aber vorgezogen, eine Reise nach der Schweiz zu unternehmen. Obwohl man bei der großen Sorglosigkeit der italienischen Polizei an vieles sich gewöhnt hat, erscheint dieses Geschehnis doch so ungeheuerlich, daß man sich unwillkürlich daran erinnert, wie unbequem die Verteidigungswelse des Ministerialdirektors Monzilli sehr hochgestellten Personen sein mußte, da er sich von voinherem be strebt zeigte, alle Schuld aus seine Vorgesetzten — die jeweiligen UnterstaatSsekretäre und Minister — abzuwälzen. Ja der Öffentlichkeit der Schwurgerichts wäre dieser VerteidigungSmoduS jedenfalls noch pein licher ausgefallen, als in der Stille der Vorunter suchung. Und so wird vermutlich Hr. Monzilli ebenso lange in der Schweiz bleiben, wie Cornelius Herz in England. Lagesgejchichte. Dresden, 29. September. Das am 27. d. Mts. abgegebene 33. Stück des Reichsgesetzblattes enthält: Bekanntmachung, betreffend die Anwendung vertragsmäßig bestehender Zollbefreiungen und Zolsi ermähigungen auf die spanischen Boden- und Industrie- erzeugnisse. * Berlin, 29. September. Se. Majestät der Kaiser trafen vorgestern abend in Swinemünde ein und gingen sofort an Bord der „Hohenzollern", welche um 11 Uhr in See stach. Heute früh 7 Uhr pas sierte die Jacht in Sicht der Insel Amager und sollte gegen 6 Uhr abends Gothendurg erreichen. Gegen 11 Uhr abends beabsichtigen der Kaiser Sich samt Gefolge auSzuschiffen. — Die Kaiser!, russischen Delegierten zu der hier zusammengetrctenen russisch-deutschen ZoUkon- serenz, Kaiser! russischen Wirk!. Geh. StaatSräte v. Timiniasew, Raffalovitsch, v. Stein und v. Labfin und Staatssekretär Nellis sind zur Teilnahme an den Sitzungen gestern abend auS St. Petersburg hier ein getroffen und haben im Hotel „Reichshof" Wohnung genommen. — Die Verhandlungen des Zollbeirats für die Beratungen über den deutsch-russischen Handelsvertrag haben heute nachmittag ihren Abschluß gesunden ES wurde ein Ausschuß eingesetzt, welcher dauernd während der Verhandlungen in Thätigkeit bleiben soll und dem „und daß ich Sie hier allein lasse, Lady Sibylle, können Sie nicht von mir verlangen." Damit begann er, sie sorgsältig in ihren Mantel zu hüllen. „Hier hinten hängt eine Art Kapuze," er wähnte er beiläufig. „Wie wenn wir die über das reizende Hütchen zögen?" Sie hielt ihm still, wie ein Lamm Es nützte nichts, sich ihm zu widersetzen, und im Grunde ging es ihr ja auch gegen den eigenen heißen Herzensdrang. Ein Weilchen — ein kleines Weilchen mit ihm ganz allein zu sein, Süßeres ließ sich ja nicht träumen! Die Übrigen hatten längst das Thal erreicht, als sie die Höhe verließen. Es war arg und ward immer ärger mit dem Unwetter. Blitz und Donner wechselten in kurzen Zwischenräumen miteinander ab und der Sturm peitschte heulend den Regen vor sich her, über daS Meer. Da Sibylle ängstlich bemüht schien, einen Fuß breit Luft zwischen sich und ihrem Begleiter zu lassen, so hatte dieser Mühe, den Schirm über sie zu halten. „Sie werden naß," bedauerte er. „Wenn Sie meinen Arm annehmen wollten?" Der Vorschlag schreckte sie noch ein Stückchen weiter von ihm fort. „Danke!" stammelte sie. „Mir kann die Nässe nicht- mehr anhaben, ich bin jetzt vom Scheitel bi- zur Sohle wasserdicht. Bitte, versuchen Sie, sich selber zu schützen!" „Mit einem Regenschirm?" lachte er. „Da- wäre da» erste Mal, soweit ich mich erinnere. Schließen wir da- unnütze Möbel!" „Nein, nein!" protestierte sie und hatte, bevor er sich dessen versah, ihre Hand in seinen Arm geschoben. „ES ist ja kein Regen, e- ist rin Wolkenbruch! Sie angehvren, von der Landwirtschaft: Graf Kanitz- Podangen, Rittmeister v. Arnim-Güterberg und Ritter gutsbesitzer Reich-Meyken; von der Industrie: Kom merzienrat Möller - Brackwede, Kommerzienrat Vogel- Chemnitz und Oberbergrat Wachler-Berlin; vom Handel: die Herren Handelskammerpräsident Lange- Lübeck, Stadtrat Tesche ndorf-KvnigSbeig und Ponfick- Frankfurt a. M. — In letzter Zeit ist vielfach von Versuchen die Rede gewesen, die Verbreiter unwahrer Gerüchte an der Börse zur Verantwortung zu ziehen; hierzu schreibt die „Voss. Ztg.": „Das Reichsgesetz vom 18. Juli 1884 (Art. 249 d. Ziff. 2 des Handelsgesetz buchs) bedroht mit Gefängnisstrafe bis zu einem Jahre und zugleich mit Geldstrafe bis zu 10 000 M. denjenigen, der in betrügerischer Absicht auf Täusch ung berechnete Mittel anwendet, um auf den Kurs von Aktien einzuwirken. Nach Entscheidung des Reichsgerichts, z. B. vom 19. Mac 1892. bedarf es nur deS Nachweises der Anwendung auf Täuschung berechneter Mittel und der Absicht, sich oder einem anderen einen rechtswidrigen Vorteil zu verschaffen oder andere zu benachteiligen, also nicht auch des Nachweiies des Erfolges der beabsichtigten betrügerischen Einwirkung. Geschieht diese Einwirkung mittelst der Presse, so liegt eine Anwendung de» täuschenden Mittels in der Veröffentlichung der auf Täuschung abzielenden Mitteilung, sofern nicht die Absicht des Täuschenden schon dahin ging, die Redaktion silbst zu täuschen, in welchem Falle die Anwendung schon durch die Mitteilung der auf Täuschung berechneten Mittel an diese vollendet ist. Da trotz alledem an den Börsen falsche Nachrichten in Umlauf gesetzt werden, um die Kursbewegung zu beeinflussen, so hat, wie wir erfahren, die Börjenenquetekommission auch darüber beraten, durch welche Maßregeln diesem Un wesen, sowie der bewußten Irreleitung des Publikums durch die Presse, dem schädlichen Reklamewesen, wirk samer gesteuert werden könnte, und ob die, wie oben erwähnt, hinsichtlich der Aktien gegebenen Strafbestim mungen auch auf andere Papiere und selbst auf den Warenhandel auLzudehnen seien." — Ter ,Fieichsanzeiper" schreibt: Im Laufe des vorigen Jahres ist in verschierenen Tagesblättern sowie in Stteuschristen gegen die im UnterrrchtSgebrauch der jüdischen Schulen befindlichen Lehrbücher die Anklage erhoben worden, daß sie Lehren enthielten, welch« unser sittliche«, wirtschaftliches und staatliches Leben gefährdeten. Man hat daran die Frage geknüpft, ob denn dre preußische UnierrichlSverwaltung dem jüdischen Religionsunterricht ausreichende Aufmerksamkeit zuwende und ob sie mit dem Inhalt der betreffenden Bücher bekannt sei. Der Unter richtsminister hat daraus Veranlassung genommen, die sämtlichen zur Zeit im Unterrichtsgebrauche befindlichen oder sonst etwa noch in Bettacht kommenden jüdischen Religionsbücher einzufordern. Die bezügliche Sammlung umfaßt 551 Bücher, und zwar sind sie dem Inhalt nach: 1) Unterrichtsbücher. a) sür Erlernung der hebräischen Sprache 40 Exemplare, k) für biblisch- und jüdisch - geschichtlichen Unterricht 1SL , c) iürRrligionSlehre(ÜalechiSmen,Lpluch- bücher, Bibeikunden- L34 . ä) sür den deutschen Unterricht (Lesebuch sür Volksschulen) 2 - 2) Erbauungsbücher. -r Tie heilige Schrift ganz oder Teile derselben (deutsch hebräisch oderhcbräisch- deutjch) 2t Exemplare, d) Gebitbücher Hebräisch - deutsch und deutsch hebräisch) 47 - o) Kesangbuch (deutsch) l - 3) Sonstige Schristen (keine Schulbücher) 4Z - Sämtliche Bücher sind einem theologisch und päda gogisch hervorragend gebildeten Schulaufsichtsbeamten zur Begutachtung zugegangen Derselbe saßt das Ergebnis seiner sehr eingehenden Prüfung dahin zusammen, daß eine der in der Presse gegen die jüdischen Religwns- würden im Nu durchnäßt sein — sich zu Tode er kälten!" Er lachte wieder. „Tas hat keine Gefahr, aber es ist besser so. Es hat nun doch einigermaßen den Anschein, als ob Sie mir vergeben hätten " „Vergeben?" stieß sie erschrocken hervor. Ihre Hand machte Miene, ihm zu entschlüpfen, aber er ließ sie nicht. „Ja, vergeben", wiederholte er, „dcnn daß ich irgend etwas gesündigt habe, ist klar. Worin jedoch meine Misiethat besteht, darüber zerbreche ich mir vergebens den Kopf. Kommen Sie mir zu Hilfe, Lady Sibylle!" „Ich — ich weiß nicht, wovon Sie reden!" „Aber ich weiß, daß Sie mir eine ganze Stunde lang gezürnt haben " „Sie irren!" „In solchen Dingen irrt man sich nicht" „Ich — war schlechter Laune." „Ohne Grund? Das sieht Ihnen nicht ähnlich." „Wenn — wenn mich nun jemand geärgert hätte?" ,Zemand anderer?" „Ja." „Dann hätten Sie doch mich armen Kerl Ihren Zorn nicht entgelten lassen?" „Wer weiß?" „Rein, nein! Solcher Ungerechtigkeit sind Sie gar nicht fähig!" Sie schwieg und er dachte bei sich: „Jemand anderer könnte allenfalls Cherubim gewesen sein, denn Wa der dem koketten Frauenzimmer in Gegenwart ihrrs vertrauensseligen Gatten alle» in die Augen zu blicken wagte, war nicht darnach, seine Braut zu ergötzen.