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Dresdner Journal : 22.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-22
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1893
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1893. OS21 Freitaff, den SS. September, abends. vreoä»» viortthLkrttel» * U»»b 99 KL, bat L»i—rl. äouttobuo viors«»- Mzrfiok L Kl»rk; «u»»cry»It> eie» Uvuttvi»«» L«ob«» tritt kost- uo6 3tto»i>sttu»obl»s i»ia»s. Liarola« Huwruvrar 1V kt. L»KÜ»LlUiii>ss»r«dllkr»»r fgi ä« k»oo» «ivor ^o»p»It»ocv 2«ilo Ilieio« ß^rik »9 kt. Votve ,,klo8««u»^t" äi« 2»il» >9 kt. 8« D»b«It«a- ooä 2>K«rr>»Lt2 eottpr. XutteUttG. Kriebeln«»» ^A^ljob mit 9n«»>»t>in« Uvr 8c nn- n. koiertsAS »Uroncln. k«n»prsck-Xo»ekIur»! Kr. 129c». Drrs-nerAmmal. Für di« Gqmnllettung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Runstgeschichtr. Lno^bwe rco Lnlcaockixnnxen »vinürt»» Lvm,o>i»>ovLr 6s« vrsoüoer ^ournul»; Unmdur» >»rli» Vt«o 1«ip»tss >»»«> Lr»«l»o rr»»kturt ». lt.: //aa««»^t«in Vo<//«e, L-elia Visn S»wdur^- kr»^ kruoktUrt «. U. Uüllckon: A7o««,' k»r1» l^>uüo» IirUu-rr»Llreurr ». U-»loll^»rr: /^axt« «S 6'o., k««Uu: /»va/»6cn6ani:, Ur«»I»u: L'm»t Ladat^,' Luu>o>«r: F. S»U« «. >.: Larct -s Lo. llernnsxeder» Löni^I. Lrpeältioo 6«, Oresäoer ^ournnl». Vrviäeo, 2«inzer»tr. 20. r«rn,pr«cfi-^o»olrlu»»: Ur. 1LVL. Aksteüungen auf da- „Dresdner Journal" für da» nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), fir »>S «rtS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. Lönigl. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 22. September. Ihre Majestät die Königin sind heute früh 1 Uhr 25 Min. nach Morawetz in Mähren gereist. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Vachrichtm. Triest, 21. September. (D. B. Hd.) In der Provinz Masta fand ein Cyclon statt, welcher große Verheerungen anrichtete. Biele Häuser find ein- gestürzt, mehrere Personen wurden getötet, viele verwundet. Paris, 22. September. (Tel. d. Dresdn Journ.) Nach Meldungen auS BuenoS-ByrrS haben die Truppen in CorrieuteS einen Auistand bereitet. Auch die Bemannung der im Paranastrome statio nierten Kanonenboote lehnte fich auf. LenS, 22. September. (Tel. d. Dresdn.Journ.) Die streikenden Grubenarbeiter beschlossen, fich gruppenweise nach Anzin zu begeben, um die dort beschäftigten 80tt Bergarbeiter zu zwingen, fich an dem Streik zu beteiligen. Madrid, 2l. September. (D. B. Hd) Die CorteS werden erst im November eröffnet werden. London, 21. September. (D. B. Hd.) In Cornwallis ist ein BergwrrkSschacht zusammen- gestürzt. 30 Bergarbeiter wurden verschüttet; nur 22 konnten gerettet werden. Dresden, 22. September. Frankreichs Politik und Presse. Als ein wichtigster Faktor für die Bemessung der FriedenSauSsichten wird die Haltung der französischen auswärtigen Politik m d der französischen Presse all gemein anerkannt. Es ist unmöglich, den Gang der ersteren von der Stellungnahme der letzteren zu kennen, und es ist zugleich sehr schwer, das Maß des Einflusses der Presse auf die äußere Politik unserer westlichen Nachbaren sicher abzuschätzen; aber eS muß seilen der Friedensfreunde von Zeit zu Zeit immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die in Europa vorhandene eine Kriegspartei in Frankreich und die Organe, die Agitatoren der unruhigen, zur Friedens störung geneigten Elemente in der französischen, namentlich in der Pariser Presse zu suchen sind. Zwar wird von französischen Politikern und Diplomaten, wenigstens nach außen hin, oft mit höchster Gleich giltigkeit über den Einfluß der französischen Zeitungen auf die französische Regierung geurteilt, indes ist die damit befolgte Taktik allzu durchsichtig, um nicht überall als handgreifliche Täuschung betrachtet zu werden. Auch jetzt, bei dem bevorstehenden Besuch der russischen Flotte in Toulon, drängt sich die französische Presse wieder mit der sie kennzeichnenden Unbescheidenheit in den Vordergrund der auswärtigen Politik Und was für eine Presse ist es, die sich hier in der ersten Linie zeigt? Der bekannte Aufruf an die Pariser Journalisten, sich über den Kopf der Regierung hinweg an die Spitze Frankreich» zu stellen, um im Namen der zruuäs uutivn dte russischen Freunde zu begrüßen und dabei „dem Lande endlich Gewißheit über das Vorhandensein der Bündnisse» mit Rußland zu verschaffen," ist von den Redakteuren de» „Paris" ausgegangen. Die Regierung wollte gemäß den Wünschen des Zaren den EmpfangSfestlich- keiten alle» aufreizende Beiwerk fernhalten und e» vermeiden, in Toulon und in Paris „Straßenpolitik" (den Ausdruck gebrauchte dieser Tage ein russische» Blatt) zu treiben. Die Redok:eure des „Paris" da gegen wünschten, Frankreich auch bei diesem Anlaß wieder eine recht protzige und herausfordernde Pose einnehmen zu sehen. Der „Pari»" gehört nun, wie dem „Hamb. Corr." au» Paris in einer vortrefflichen Betrachtung über dieses Thema von dem Einwirkungs vermögen der französischen Presse auf die äußere Politik des Landes geschrieben wird, zu den lediglich von Chauvinismus und Skandal sich nährenden Zei tungen der Hauptstadt, und seine Redakteure, die heute an der Spitze de» Festkomitees stehen, sind durchaus die rechten Leute für die von ihnen geleitete Zeitunfl. DaS verhindert jedoch nicht, daß hinter ihnen die ganze Pariser, und hinter dieser wieder die Presse ganz Frankreichs hermarschiert. In der deutschen Presse hat sich inzwischen die durch den „Temps" auS Eitelkeit und zu Reklame zwecken aufgebrachte Teilung der französischen politischen Tageslitteratur in „große, ernsthafte" und „kleine" oder „nicht ernsthafte" Zeitungen eingebürgert, und man hat sich infolgedessen gewöhnt, die Bedeutung der sogenannten „großen, ernsthaften" französischen Blätter zu überschätzen, den Einfluß der „kleinen oder nicht ernsthaften" zu gering anzuschlagen . . . Wie die französische belletristische Litteratur, so ist auch die französische politische Presse die in der Welt am weitesten verbreitete, nicht nur im Publikum, sondern auch in den RedakiionSstuben aller bedeutenderen Blätter außerhalb Frankreichs, und diese internationale Bedeutung der französischen politischen Publizistik wird noch dadurch wesentlich erhöht, daß eine sehr ansehnliche Zahl der internationalen Nachrichten bureaux so gut wie ausschließlich auf französische Quellen angewiesen ist oder in französischem Solde steht. Keine andere Presse übt auf den Stand der öffentlichen Meinung und dam't auf die Beziehungen der einzelnen Völker zu einander einen so großen allgemeinen Einfluß aus als die französische und gerade auf die Hetzereien dieser Presse und ihrer Anhängsel ist zum guten Teil die in allen romanischen und slovischen Ländern, auch in manchen Ländern englischer Zunge gegen Deutschland systematisch unterhaltene wenig freundliche, ja zuweilen unmittelbar feindselige Stimmung zurückzusühren. Vor allem aber ist die Unterscheidung in große, ernsthafte („Temps", „Dobats", „Ropublique fran^aije",, France") und in „kleine oder nicht ernsthafie" (die Sous- und Boulevardblätter) mit der Maßgabe, daß die ersteren vom politischen Standpunkt aus Beachtung, die letz teren Verachtung verdienen, ganz unberechtigt. Zu treffend ist vielmehr, daß die sogenannten kleinen Zeitungen die öffentliche Meinung in Paris und in den Provinzen weitaus besser wiedergeben und wirk samer leiten als die „großen ernsthaften", die man richtiger auch die wenig gelesenen, langweiligen nennen könnte, daß die „Sou- und Boulevardblätter" mit der von ihnen vertretenen Richtung nicht nur die öffent- licte Meinung in der ganzen Welt erheblich mehr be einflussen als beispielsweise „Temps" und „Dubais", daß sie nicht nur jede französische Regierung, jedes französische Parlament, jede französische Aktion im Innern wie nach außen beherrschen, sondern daß auch die „großen ernsthaften" Zeitungen in dem Strom der kleinen mitschwimmen müssen, wenn sie nicht un patriotisch erscheinen und unpopulär weiden wollen. In den Händen der Sou- und Boulevardblätter, nicht in denen der doktrinären großen Zeitungen liegt das Schicksal Frankreichs und wird gegebenenfalls die Ent scheidung über Krieg und Frieden liegen, soweit Frank reich dabei in Frage kommt. Zur Stütze dieser Auffassung macht der ausge zeichnet unterrichtete Pariser Mitarbeiter des erwähnten Hamburger Blatte- folgendes geltend: Unter den jetzt neugewählten Deputierten befinden sich 35 Berufs journalisten. Hierzu muß man rechnen, daß von den übrigen Abgeordneten noch etwa 15t) dauernd für politische Zeitungen thätig sind. Jedes Ministerium der französischen Republik hat außerdem erfahrungs mäßig mindestens ein Drittel, oft über die Hälfte solcher mehr oder weniger Berufsjournalisten unter seinen Mitgliedern. Wenn aber ein Drittel der Minister, ein Drittel der Abgeordneten und kaum weniger Senatoren entweder aus der Presse hervor gegangen sind, ihr noch thätig angehören oder ihr nach ihrem Rücktritt vom Alkt wieder angehören werden, also von der Presse leben, ihre Laufbahn durch die Presse gemacht haben und itoch weiter machen wollen, so ist es nicht statthaft, wie es von französischen Politikern und Diplomaten gern geschieht, den Einfluß der Presse auf den Gang der öffentlichen Geschäfte leugnen zu wollen. Bei Feststellung des wahren Einflusses der französischen Presse und der Rich tung, in der dieser Einfluß sich bewegt, darf man ferner nicht vergessen, daß, während, was die innere Politik anlaugt, die Zeitungen ziemlich gefügige Werkzeuge in den Händen der mit ihnen innig verwachsenen Minister und angesehenen Abgeord neten sind, die Tinge bezüglich der äußeren Politik wesentlich anders liegen. Hier hat wohl der Minister des Äußern in kritischen Zeitpunkten, wenn er im Namen des Patriotismus sprechen kann, einengewissen Einfluß; aber er ist gleichzeitig bis zu einem sehr bedenklichen Grade selbst der Gefangene der Presfe, die ihrerseits die allgemein befolgte Direktive von Personen erhält, die der Regierung und dem parla mentarischen Getriebe völlig fernstehen, von internatio nalen Wolkenschiebern, von Männern, die auf eine große Korrektur der europäischen Karte oder auf den Umsturz der jetzigen Staatsordnung innerhalb oder -außerhalb Frankreichs rechnen. Solche Männer sind: sozialdemokratische, orleanistische, bonapartistische,elsaß- lothringische, slavophile, dänische, irische Agenten, ita lienische, belgische, spanische, republikanische Agitatoren, sowie französische Fanatiker vom Schlage PanlTerou- ledes, der Juliette Adam u. s. w. Auch ehrgeizige französische Staatsmänner und frondierende aus wärtige Diplomaten haben wiederholt Einfluß durch die französische Presse in Sachen der auswärtigen Politik geübt Wenn trotzdem der europäische Friede durch die Machenschaften der französischen Presse noch nicht gestört worden ist, so gebührt das Ver dienst hierfür ausschließlich den Regierungen der anderen interessierten Mächte, die entweder durch ihre riesenhaften Rüstungen die französischen Machthaber in heilsamer Furcht und gebührendem Re spekt erhalten oder durch ihren festen Willen, den Frieden unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, jeden Kriegsvorwand zu beseitigen oder jede politische Konstellation, die zum Kriege hätte führen können, zu verhindern gewußt haben. Lagesgclchichte. Dresden, 22. September. Ihre Majestät die Königin sind heute früh 1 Uhr 25, Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge m Begleitung Sr. Excellenz des Oberhofmeisters Wirkt. Geh. Rat- v. Watzdorf und des HoffräuleinS v. Borries über Brünn noch Morawetz in Mähren geieist und werden daselbst bis Montag, den 25. September, verweilen. Von Morawetz gedenken Ihre Majestät Allerhöchstsich am gedachten Tage über Wien nach Keszthöly am Plattensee in Ungarn zum Besuche des Grafen und der Gräfin FesteticS zu begeben und dort mit Sr. Majestät dem König, Allerhöchstwelcher von den Manövern bez. Kaiserl. Hofjagden in Ungarn kommen, zusammenzutreffen. Beide Majestäten werden etwa drei Tage in Kcszthely verweilen und dann nach Wien reisen, wo ein eintägiger Aufenthalt geplant ist. Anfang Oktober werden Se. Majestät der König zu den Kaiserl. Hofjagden nach Steiermark reisen, während Ihre Majestät die Königin Allerhöchstsich zu mehrwöchigem Besuche Ihrer König!. Hoheit der verwitweten Frau Fürstin von Hohenzollern nach Umkirch im Breisgau begeben. * Berlin, 22. September. Se. Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelcher auch gestern wieder den Manövern bei Güns beiwohnten, sind nachmittags mit dem Kaiser Franz Joseph von Güns nach Mohacs ab- gereist. Im Laufe des heutigen Tages nehmen die Birschjagden in der Donauniederung ihren Anfang, welchen der. Kaiser bis nächsten Montag obzuliegen gedenken — Durch Allerhöchste Kabinettsordre sind neue Gattungsbezeichnungen für Sr. Majestät Kriegs schiffe eingeführt worden: Hiernach gehören zu ken Ponzerlchisfen l. Klasse: „Kurfürst Frielrich Wilhelm", „Brandenburg", „Weißenburg", Wörth". ^Merkmale lOOOO t und darüber ) M Zu den Panzerschiffen II. Klaffe: „König Wilhelm", „Kaiser", „Deutschland'. Merkmale 7500 bis ro ooo t.) Zu den Panzerschiffen lll. Klafse: „Preußen", „Friedrich ter Große", „Baden", „Bayern", „Sachsen „Württemberg", „Oldenburg". (Merkmale 5000 bis 7öco t.) Diese drei Klassen sind , Hochseep'.nzcr". Zu den Panzerschiffen IV. Klasse gehören: „Si-g- sred", „Biowulf", „Frichjos", „Hildebrand", „Heimdall", .8', .1", .V. (Merlmale »900 bis 5000 t.) Zu den Panzer-Kanonenbooten: „Wespe", „Viper". „Biene", „Bücke", „Skorpion", „Basilisk", „Canaeleou", „Krokodil", „Salamander", „Natter", „Hummel", , Brummer", „Bremse". (P erkmale unter 8000 t ) Die Panzerschiffe IV. Klasse u-.d die Panzerkanonenboole sind „Küstenpanzcr". Zu den Kreuzern I. Klasse gehören di- projektierten Panzerkreuzer. (Hauptkaliber mindestens 21 cm Panzerdeck und Sei'enpanzer) Zu den Kreurrrn II. Klasse: .Kaiserin Augusta", „Irene", „Prinzeß Wilhelm". lHaupikaltber mindesten- Id em Panzerdeck) Zu den Kreuzern III. Klass«: „Gefion", ,A:cona", „Alexandrine", „Olga", „Marie", „Sophie", „Freya". Haupt kaliber unter I'> cm Panzerdeck) Zu den Kreuzern IV. Klasse: „Seeadler", „Condor", „Kormoran', „Falk"'. .Bussard", „Schwalbe", „Spe:ber", .k". (Hanptkaliber unter lb cm ohne Panzerdeck Deplacement m n- depens tooo t.) Zu den Kanonenbooten: „Habicht", „Wols", „Iltis', „Hyäne", .Loreley'. (Deplacement unter lvoo t) Zu den Aoifos: „Kaiseradler", „Greif„Blitz', . Pfeil", „Wacht", „Jagd", „Zielen' , „Meteo-", , Comet". Dann kommen Torpedodivisionsboote, ferner Tor pedoboot: u d die Schulschiffe: „Mar.", „Leipzig", „Char lotte", „Stosch", „Stein", „Moltke", „Gncifenau", „B ücher", ,Nixe', „Carola", „Rdein", „Ulan", „Enlle ", , Hay', „Otter" (Schul und Versuchsschiffe). Schiffe zu besonderen Zwecken sind: „Hohenzollern" (Kaiserl.Jaä t , „Pelikan" (Transportichifi), „Möwe", „Na. tiluS" und „Albatros" «Vermessungsschiffe), „Friedrich Carl", „Kron prinz", „Arminivs", , Luise" (Hafenschiffe). — Dcr Kolonialrat trat gestern nachmittag zu einer Plenarsitzung zusammen. Ueber die Frage der Unterbringung, Erziehung und Versorgung befreiter Sklaven wurde folgende Resolution gefaßt: „Der Kolonialist emrfiehlt im Arschluß an Art. 6 and IS der Brüsfelcr Generalatte, sofern eS Nicht möglich ist, die infolge des Anhalten- oder dec Auslösung einrs Sklaventransporles freigewordenen Sklaven in «hr Heimatland zurückzusenden und ihren Familien zurück,«geben, l sür die Erziehung und Unter- bro gung der v rlaflenrn «mder in geeignet erschnnenden An» Kunst und Wissenschaft. Lady Sibylle. Erzählung von E Schroeder. ri (Fortsetzung.) Dies kurze Gespräch, wenn auch in gedämpftem Tone geführt, erreichte doch Sibylles Ohr ES ver ursachte eine kleine Verwirrung rn ihren Gedanken. Sie mußte das Papier zu Hilfe nehmen, so durchaus unmöglich war es ihr, sich auf das Paar zu besinnen, das nun zunächst zu folgen hatte. Ein sanftes Lächeln trennte Mrs. Seymours schwellende Lippen, als Waldstedt vor ihr stand. Mit lässiger Grazie erhob sie sich; ihre herrliche Körperlast müde auf ihn stützend, schmiegte sie ihren Arm in den seinen. ES war ein blendend schöner Arm, ohne Vorbehalt der Bewunderung preisgegeben. Denn nur die allerschmalste Goldspange hielt das schillernde Ge wand über die Schulter zusammen. Der Speisesaal war, wie alle Räume des Schlosses, in erster Linie imposant und prächtig Von den Wänden blickten die Ahnen des HauseS — einzelne schöne Gesichter, ausnahmslos vornehme. Den Ehren platz über dem Kamin behauptete ein Meisterwerk von van Dycks Hand, den Stolz der Familie darstellend, einen Lord KarSbrooke, der, für die Sache des un glücklichen Stuartkönig» kämpfend, in der Blüre seiner Jugend bei Naseby gefallen war Die Simse d«S riesigen BüffettS im Hintergründe des Saale» trugen Humpen, Kannen, Krüge, Schüsseln und Schalen aus gediegenem Gold — ein kost barer Schatz, durch Jahrhunderte gehütet und vermehr«. Die Tafel selbst zeigte nur den Schmuck herrlicher Blumenaufsätze. Küctenchef und Kellermeister warteten am Büfsett, buntröckige Diener hinter den Stühlen der Gäste ihres Amtes. Die Speisen waren ausgesucht. Die Unterhaltung drehte sich, wie in diesem Lande, wo alles Politik treibt, zu erwarten stand, um die neuesten Vorgänge im Unterhaus. Gladstone hatte in einer zweistündigen, glänzenden Rede der Regier ungspartei empfindliche D'Nge gesagt. Man fürchtete eine Wiederkehr seines verhaßten Ministeriums, man erhitzte sich gegen ihn, zieh ihn der Landesverräterei — ja, Mr. Treherne ging so weit, in seinen tiefsten, bebendsten HerzenStönen hervorzugrollen: „Glauben Sie mir, es giedt in der ganzen Geschichte der Mensch heit nur ein einziges Individuum, das ihm gleich- ko umt, und diese» Individuum ist — Juda» Jschariot!" Dies schien der streng konservativen Gesellschaft nicht zuviel gesagt. Waldstedt aber sühlte sich veranlaßt, verstohlen nach Sibyllen hinübeizuschauen. Er wußte nicht, warum er erwartete, gerade auf ihrem Gesichte ein Lächeln zu finden, doch al» er e» fand, befriedigte eS ihn und er lächelte auch. Darüber stieg ihr ein Schimmer von Rot in die Wangen, ein Schimmer so zart und blaß, al» wäre e» nur der Rflex ihre» reizenden Kleides. Allein er wirkte in einer Weise, daß Wald stedt nun wiederholt Hinsehen mußte. Wie diese» Rot, da- bleibend war, das wundervolle Weiß ihrer Haut zur Geltung brachte und in wa» für einem neuen Lichte eS da» ganze Antlitz zeigte! Die Züge erschienen wie in feinsten Alabaster gemeißelt, und die stillen, grauen Augen strahlten und leuchteten wie Sterne. Möglich, daß der willkommene Kontrast mit dem fatalen Antlitz an seiner Seite Waldstedts Urteil beeinflußte, jedenfalls aber gelangte er plötzlich zu dem Schluffe: „Ein Narr, wer sie nicht schön findet!" Die alte Gräfin wandte sich an den Herzog, ihren Nachbar, mit den Worten: „Sie haben die große Tour gemacht, Lionel, sicherlich wissen Sie un» ein interessanteres Thema, als diesen langweiligen Gladstone". Antinous schaute schon seit Beginn der Tafel so schwermütig drein, wie nur er konnte Er fand das Geschick, das ihn seines Ranges wegen verurteilte, immer und überall die vertrockneten Mumien zu Tische zu führen, sehr hart. „Thema — ich? Ach nein!" seufzte er. „Aber Lionel!" staunte Lady Mildred. „Sie kommen doch direkt aus Palästina und Ägypten!" AntinouS sah die Sprecherin an. Sie war noch leidlich hübsch, aber sie hatte nebelgraue Augen. AuS solchem Born ließ sich keine Begeisterung schöpfen. „Sie könnten uns wenigstens sagen, was für heilige Stätten Sie besucht haben außer Jerusalem", meinte die Gräfin. „Lionel!" bat vom anderen Ende der Tafel her die Stimme der Herzogin Mutter. Irgendein boshafter Franzose behauptet: „Eine britische Aristokratin ist nur allein echt mit einer Habichtsnase und einem rorspringenden Gebiß." Mit diesen beiden Merkmalen konnte die Mutter des An tinouS aufwarten und wie aufwarten! Man faßte gar nicht, wie sie zu dem ivealschönen Sohn gekommen war. Doch der Körper ist Nebensache, wenn nur die Seele keine häßlichen Vorsprünge hat, und die war bei ihr so glattweg langweilig und so gut, daß nie mand ihr widerstehen konnte, am allerwenigsten ihr Sohn. „Heilige Stätten? — DaS Tote Meer!" entsann er sich. „Das Rote," korrigierte die Mutter sanft. Antinous schüttelte den Kopf. „Lionel, Du mußt Dich erinnern, daß die Israeliten durch das Rote Meer gegangen sind!" Antinous zuckte die Achseln. „Ich bitte Dich, Lionel! Im zweiten Buch Moses, im vierzehnten Kapitel, steht eS ja klar und deutlich zu lesend „Am Ende ist am Toten Meere auch etwas pas siert," bemerkte lächelns Sibylle. „Sodom und Gomorrha," erinnerte Antinous. Die Herzogin fiel beinahe vom Stuhl vor Ent setzen. „Lionel!", rief sie außer sich, „das nennst Du heilige Stätten?" Antinous schwieg einigermaßen verblüfft. (Fortsetzung folgt.) K. Hoftheater. In der zu Dienstag, den 26. d. MtS., angesetzten Vorstellung von Nicolais „Lustigen Weiber" nimmt Frl. Laura Friedmann als „Frau Fluth" Abschied von der hiesigen Hofbühne, welcher sie als eines der begabtesten, fleißigsten und zuverlässigsten Mitglieder seit dem Jahre 1883 angehört. Choleiaerperimente au Menschen. Wie man sich erinnert, hat unlängst Professor Pettenkofer in
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