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Dresdner Journal : 21.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-21
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 21.09.1893
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Beilage zu 220 des I Donnerstag, den 21. September 1893, abends Lagesgeschuhte. (Fortsetzung «ul dem Hauptblatte.) und dem Staatssekretär Tarkowich den Roten Adler orden 2 Klasse verliehen. * Pari-, 30. September. Der russische Bot schafter Baron Mohrenheim, dem nunmehr seine Instruktionen zugegangen sind, hat gestern lange mit dem Minister des Auswärtigen Develle kon feriert, worauf der Minister da» Festkomitee der Presse eingeladen hat, heute vormittag seine Mitteil ungen entgegenzunehmen. Wahrscheinlich infolge der Instruktionen, welche Baron Mohrenheim erhalten hat, veröffentlicht der „Figaro" heute an der Spitze des Blattes einen „Frankreich rnd Rußland" betitelten, „ein guter Franzose" unterzeichneten Artikel, in welchem davor gewarnt wird, den franko-russischen Festen einen falschen Charakter zu geben. Der Zar bezwecke mit der Sendung der Flotte lediglich eine friedliche De monstration, so heißt es in dem betreffenden Artikel, und diese laufe Gefahr, durch die beabsichtigten lär menden und übertriebenen Manifestationen eine nicht gewünschte Färbung zu erhalten. Es müsse jedenfalls alles vermieden werden, waS irgendwelche internationale Verwickelungen Hervorrusen könne. So mittelmäßig auch die Beziehungen Frankreichs mit Deutschland und Italien seien, so bestehe doch osfuiell Frieden, das dürfe man nicht vergessen. Weiter heißt es: „Wollen wir den Krieg, so erklären wir ihn, aber machen wir bis dahin die Erhaltung des Friedens nicht zu schwierig, und namentlich danken wir nicht Rußland für seine Freundschaft dadurch, daß wir versuchen, es gegen seinen Wunsch bloßzustellen." Als besonders an stößig wird das beabsichtigte Festbankett von 2500 Per sonen bezeichnet, da niemand für das Ausbleiben von Aus schreitungen garantieren könne. Im allgemeinen würden die Galavorstellungen in den Theatern, Illuminationen, Ausschmückung der Pariser Straßen vollständig ge nügen. Übrigens werde der Großfürst Alexis, trotz dem er sich in Frankreich befinde, weder in Toulon noch in Paris den Festlichkeiten beiwohnen. Schließlich wird hervorgehoben: der ein wenig langsame Gang der Subskriptionen beweise, daß der überlegende Teil des Publikums die angeführten Bedenken teile. Der „Gaulois" bringt gleichzeitig ein offiziöses Tele gramm aus Kopenhagen, wonach der Aufenthalt der Flotte in Toulon auf sechzehn Tage berechnet sei, aber möglicherweise dienstliche Rücksichten dazu nötigen werden, den Aufenthalt abzukürzen-, auch würden die Offiziere (von den Mannschaften ist gar keine Rede) — Wie die „B P. N." schreiben, gewinnt es jetzt den Anschein, daß der bevorstehende russische Flotten besuch de» Hafen» von Toulon und die dadurch her- vorgerufene außerordentliche Steigerung de» Interesses der Franzosen an den Fragen der Mittelmeerpolitik dazu führen dürfte, das alte Projekt der Herstellung einer Kanalverbindung zwischen dem Atlanti schen Ozean und dem Mittelmeere nun endgiltig in Fluß und zur Verwirklichung zu bringen. Die Hochfinanz, die Marine und die Wasserbautechnik ver eint sich, um den Kanalbau praktisch in Angriff zu nehmen DaS als Oauul ries lleux Uvrs bekannte Unternehmen plant die Kanalführung auf einer Linie, welche westlich von Bordeaux aus dem Atlantischen Ozean auStritt und bei Gruisson ins Mittelmeer ein mündet. Die Gesamtlänge beträgt etwa» über LOO stm. Du Ab- meflungSverhältniße les Kanalprofils sind aus L7 Fuß Wasser- tiefe der eimr von 140 bis Soo Fuß schwankenden Breite an genommen Zweiundzwanzig Doppelschleusen von 600 Fuß Län^e bei 80 Fuß Breite werd n dem Berkehr dienen Bon Bordeaux aus folgt der Kanal etwa 80 üw weit dem linken Garonneufer, ohne sonderlichen Terrainschwierigkriten zu be gegnen. Bei Castet durchs.i t der neue Kanal den allen Kanal — (.'anal äu Uiül — und hat nun ein recht schwierige- Ge lände zu queren, bis er bei Castel Sarrazin die Garonne lreuzi. Bon da geht der Kanal aus der rechten Stromseite weiter bis Toulouse, ohne besondere technische Schwierigkeiten darzubieten Dann kreuzt er d e Ga onne zum zweiten Male an einem Punkte, wo ein doppelter Hafen projektiert ist, wovon einer sür die Zwecke der Kriegsmarine reservirrt blei en soll. Zwischen Toulouse und Narbonne senkt sich der Kanal allmählich dem Mittelmeere zu, welchlt er, an Naurouse, Castelnaudary, Moux, Monlrevon und Narbonne vorbei, btt Gruiston erreicht. Die Besürworter des Baues verlangen eine Konzession aus 88 Jahre und finanzielle Beihilfe des Staates. Brüssel, 20. September. Der auf Wunsch der italienischen Regierung geplant gewesene Zusammen tritt einer Konferenz der Staaten des latei nischen MünzbundeS ist auf unbestimmte Zeit ver tagt worden. Wie dir „Voss. Ztg." mitgeteilt wird, werß man in dortigen leitenden Kreisen, daß diese Konferenz durch die Machenschaften der französischen Regierung, welche Italien Verlegenheiten bereiten wollte und will, zum Scheitern gebracht worden ist, und man trifft kündigen Ereignissen gegenüber geeig nete Vorsichtsmaßnahmen. Für die Sachlage bezeich nend ist ein ersichtlich von Paris aus inspirierter Aufsatz der „Jndep. belge", welcher die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Scheitern der Münzkonferenz ais „auf einen außerordentlich interessanten Zwischen fall der gegenwärtigen internationalen Politik" lenkt. Es wird mit dürren Worten eingestanden, daß Frank reich die von Italien so sehr gewünschte Konferenz verhindert hat, weil der italienische Kronprinz an den deutschen Manöver n in Elsaß-Lolhringen teilgenommen und Italien sich mit der deutschen Politik iventifiziert hat. Italien verliert dadurch Millionen. Die fran zösische Regierung beantworte auf diese „ebenso legale wie friedliche Weise ' das böswillige Vorgehen Italiens. Frankreich soll sogar entschlossen sein, noch weiter zu gehen und den Münzbund zu kündigen, „um seinen transalpinischen Nachbarn einen noch ernsteren Streich Dresdner Nachrichten vom 2l. September. * Wie die Dresdner Bürgerschaft an allen Vorgängen in unserem Erlauchten Königshause un) an allen Gedenk tagen hervorragender Ereignisse, welche dasselbe betreffen, lebhaften und innigen Anteil nimmt, fo ist es auch bei dem bevorstehenden 50 jährigen Militärjubiläum Sr Majestät des Königs der Fall. Ter feit mehreren Jahren hier bestehende Bürgerausschuß zur Veranstaltung patriotischer Kundgebungen hat auch bereits vorbereitende Schritte für die Feier dieses Jubiläums eingclcitet und von maßgebender Seite die Versicherung erhalten, daß Se Majestät der König eine Huldigung der Dresdner Bürgerschaft entgegenzunehmen geruhen würden Es ist nun eine derartige Kundgebung für den Abend des 22. Oktober in Aussicht genommen, an welcher alle Kreise der Bevölkerung teilnehmcn können, und bereits jetzt läßt sich übersehen, daß die Beteiligung eine außerordentlich lebhafte werden wird * Se. Excellenz der Kriegsminister Hr. Generallieutenant Evler v d Planitz ist nach Beenvigunz der Eorps- manöoer bei Leisnig gestern mittag nach Dresden zurück- gekehrt. * Se. Kaiseil. Hoheit der Großfürst Nicolaij Michajlowitsch hat bei seinem gestrigen Aufenthalte in unserer Stadt den Lepiroptcrologen I)r. Stauoinger in Blasewitz mit Höchstseinem Besuche beehrt Der Groß fürst, selbst ein eifriger Schmrtterlingssammlcr, verweilte gegen 6 Stunden in der Villa des i)r. Staudinger und besichtigte mit lebhaftem Interesse die reichhaltige Samm lung desselben. Gegen Abend fetzte der Großfürst die Reise über Berlin nach St Petersburg fort - Es sei nochmals darauf hingcwiesen, daß übermorgen — Sonnabend, den 23. Leptember d Js — 9 Uhr Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Departement des Krieg». Beamte der Militärverwaltung Durch Verfügung les -striegsministettums. Den k. September 189». Haugk, Hausverwalter - Felcwcbellieutenant — beim Kadetien- corp», aus seinen Antrag unter Gewährung der gesetzlichen Pension verabschiedet. Den IS. September I8SS. Mäge, Rcchnungsrat und Milit -Buthalter zum Kassierer, Dutschmann, Rechnungsrat vom Kriegdzahlamt, zum Milit.- Buchhaller beim Kriegsgahlamt, Graf, Weißbach, Jntendanur-Sekretariats-Assistenten, zu Intendantur- Sekretären, Strödel, Barth, Bureai diäiarien.zuJntend. ntur-Sekretariats- Assistentcn, — ernannt. Mäge, Zahlmeister vom 8. Ins. Regt „Prinz Johann Georg" Nr 107, zum 6. Inf.-Regt. N: 10) „König Wilhelm Ü. von Württemberg", Neuhäufcr, Zahlmeister vom 6. Inj Regt Nr. 105 „König Wilhelm U. von Württemberg", zum 8. Ins.Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Mehlhorn, Zahlmeister vom 1. Feld-Art Regt. Nr. 12, zum 9. Ins-Regt. Nr. ILO, — versetz!. Metzler, Lange, Hauschild, Proviantamts - Aspiranten, zu Prov antamts Assistenten, erstere beim Proviantamt Dresden, letzterer beim Proviantamt Leipzig, — ernannt. Departement der Finanzen. Bei der Postvirwaltung ist ernannt worden: Der Böttchermeister und Hausbesitzer Friedrich Hermann Reuter in Seuslitz als Postagent daselbst. nur gruppenweise nach Paris kommen können. — Die unausbleibliche Ernüchterung der Franzosen aus ihrem Begeisterungstaumel be üglich des Touloner Schiffsbesuches scheint demnach noch rascher eintreten zu sollen, als selbst kaltblütige Beurteiler anzunehmen geneigt waren. Die Deutung, welche die Franzosen dem Gegenbesuche für Kronstadt unterlegten, brachte Rußland in den Schein, es auf einen Friedensbruch abgesehen und sich in den Dienst der französischen Rachepläne gegen Deutschland gestellt zu haben. Eine leise Mahnung, jene für das zarische Selbst gefühl ebenso unerträgliche, wie für die zarische Politik bloßstellende Auffassung fallen zu lassen und sich vor Ausschweifungen der politischen Ein bildungskraft zu hüten, blieb an der Seine unverstanden. Niemand in Frankreich war geneigt, über die Be- deutui g der St. Petersburger „Gerüchte" von einer Ver schiebung des Flotlenbesuchs in Toulon ernstlich nach zudenken. Nun erfolgte, so schreibt hierzu die „Voss. Ztg." nach echt russischem Brauch eine förmliche erste Verwarnung, der bereits erwähnte Artikel des „Grash- danin^, der das Lob der Politik der freien Hand, die keine Bündnisse erstrebe, verkündete und auf die Gefahr eines Eindringens umstürzlerischer Gedanken von Frankreich nach Rußland hinwies. Fast gleichzeitig ließ sich die aus amtlichen russischen Quellen schöpfende „Agence russe" dahin vernehmen, in den Frankreich wohlgesinnten hohen St. Petersburger Kreisen werde aufrichtig der Wunsch geäußert, die Bevölkerung von Toulon und Paris möge ihren Kundgebungen ein ausschließlich friedliches Gepräge verleihen Es hieße die gemeinsamen Interessen ter beiden Völker ver kennen, wollte man bei dem Geschwaderbesuch die Grenzen freundschaftlicher Höflichkeit und gemessener Gastlichkeit überschreiten. In den französischen Kreisen, denen sie galt, scheinen auch diese Mahnungen nicht verstanden, vielleicht gar nicht vernommen worden zu sein, denn die wenigsten Blätter finden es angezeigt, die Äußerung der „Agence russe" wiederzugeben; der Artikel des „Grashdanin" ist kurzweg totgeschwiegen worden. Eine zweite Verwarnung erwies sich als notwendig, und mrn hat es in St. Petersburg ver standen, sie sehr eindringlich zu machen. Sie wurde nicht mehr an die breiten Massen, an die unverant wortliche, mehr du'ch Antriebe als Erwägungen ge leitete öffentliche Meinung, sondern, wie schon er wähnt, unmittelbar an daS französische Kabinett ge richtet. — Die „St. Petersburger Zeitung" folgert aus dem Umstande, daß der „Nord" gleich in seiner ersten Nummer einen heftigen Ausfall gegen Deutsch land gebracht hatte, der „Nord' könne unmöglich ein offiziöses russisches Organ sein. DaS wird französischen Ohren eben so unangenehm klingen, wie die unsanfte Manier, womit „Nowoje Wremja" ihnen eine andere Illusion raubt. DaS gewiß nicht deutschfreund liche Blatt schreibt: „Er ist ein reiner Zufall, daß der Besuch der russischen E-ladre in Frankreich tun demonstraliv.n Ereignissen in Elsaß- Lothiingen aus dem Fuße falgt Die Zett und der Ort der Ankunst drr russischen Kneg-sch ffe in Frankreich waren viel früher bestimmt worden, al» die Teilnahme der italienischen Erbprinzen an den Manöver» in Mey bekannt geworden war. Wenn die Parise- Regierung die Mitteilung von d r Ent sendung de- russischen Geschwader- nach Toulon zufällig erst am Tuge drr Manöver in Mcy erhalten ha», fo erklärt sich de» dadurch, daß angesichts der in Frankreich h ,»scheuten Stimmung es nicht möglich war, die Envidrrung-vistte länger hinau-zuschiebeu Übersicht man alles bis zum heutigen Tage Ge- schehene und Geschriebene, so wild man mit Vergnügen feststillen können, daß die Touloner Angelegenheit durch die e gene Schuld der Franzosen sich zu einem Ereignis au>zuwachsen droht, an daS nur die Gegner der Republik mit Genugtuung zurückdenken werden —, eine Erkenntnis, die übrigen» auch in einzelnen fran zösischen Köpfen bereit» anfzudämmern beginnt. — DaS seitens des StaatSministeriumS unter dem t 18 d. M. erlassene Reglement über die Ausführung I pc Wahlen zum preußischen Abgeordneten- I hause weicht von den früheren Bestimmungen in I ßnigen Punkte« ab, die nicht durch das neue Wahl- D gksetz bedingt sind. Zunächst sollen die Urwähler zu D einer für die Wahlbeteiligung „möglichst günstigen" D Stunde des Tages zusammenberufen weiden; bisher I hieß es generell um 0 Uhr vormittags. Sodann sollen D bei Beginn der Urwahlen und der Abgeordneten- I wühlen nicht mehr wie bisher die hauptsächlichen Be- I stunmuugen des Gesetzes und des Wahlreglements I und die Namen aller stimmberechtigten Urwähler resp. I Wahlmänner verlesen werden. Die eigentliche Wahl I beginnt sofort mit der Stimmabgabe nach der Reihen- I folge der Wählerliste. — Bei der Abänderung der Gewerbeord- I uung, mit welcher sich der BundeSrat bald nach feinem Wiederzusammentritt beschäftigen dürfte, han del! eS sich einmal um eine Umgestaltung des tz 35. lind zwar soll in den zweiten Absatz desselben unter die daselbst aufgezählten Gewerbe der Handel mit Tcoguen und chemischen Präparaten ausgenommen und ein neuer dritter Absatz geschaffen werden, wodurch die Wiederaufnahme des einmal untersagt gewesenen Ge werbebetriebes möglich gemacht wird. Sodann soll aber auch in Konsequenz dieser Änderung der 8 53 der Gewerbeordnung dahin modifiziert werden, daß der Landeszentralbehörde oder einer anderen von ihr zu bestimmenden Behörde die Vollmacht zur Gestal- I tuug der Wiederaufnahme des Betriebes nach dem ! V.rlauf von fünf Jahren gewährt wird. — Daß die Besorgnisse wegen Futternot auch I sür Bayern größer waren, als sich infolge der günstigen Witterung der letzten Monate rechtfertigt, ergiebt erfreulicherweise folgende Mitteilung der „Münchener Allgem Ztg.": „Die schöne Herbstwitterung macht einen großen Teil des infolge des trockenen Frühjahrs und Sommers in Aussicht gestandenen ! Futtermangels wieder gut. Besonders im Oberlande ist noch viel Grumt und Klee nicht gemäht, ebenso giebt es überall eine herrliche Herbstweide, welche eS ! den Landwirten ermöglicht, ohne Stallfütterung nicht nur Jungvieh, sondern auch Melkkühe zu erhalten und dadurch viele Tausende Zentner Futter täglich zu er sparen. Bei anhaltend schöner und warmer Witterung mit entsprechender Feuchtigkeit wie bisher gleicht sich der bisherige Minderertrag an Futter in wenigen Wochen derart auS, daß wenigstens in den südlichen Lagen Bayerns von einem Futtermangel nicht mehr gesprochen werden kann, abgesehen davon, daß die Wintersaaten zur Zeit schon aufs schönste ausgehen." Buda-Pcst, 20. September. Dem gestrigen, in d.r Umgebung von Güns abgehaltcnen Manöver wohnten Ihre Majestäten der Kaiser Franz Joseph, der Kaiser Wilhelm II. und Se. Majestät der König von Sachsen, die übrigen Fürstlichkeiten und Erz- Herzöge, die Erzherzogin Maria Theresia, die Herzogin von Braganza, der deutsche Botschafter Prinz Reuß, der Minister des Auswärtigen Graf Kalnoky, der Landesverteidigungsminister Frhr. v. Fejervary sowie ein: äußerst zahlreiche Zuschauermenge bei. Die der Gefechtsübung zu Grunde liegende Idee war, daß die Nordarmee Güns einzunehmen, die Südarmee bis Warnsdorf vorzudringen versucht; der Zusammenstoß beider Armeen erfolgte auf der Straße Güns-Warns- dorf. Um 11 Uhr vormittags war auf der ganzen Schlachtfront rin heftiger Kampf entbrannt, jedoch wuide keine thatsächliche Entscheidung herbeigesührt. Tw erste Armee brach mittags das Gefecht ab und zog sich auf die Höhen östlich von Groß-Warnsdorf zurück. Die zweite Armee begnügte sich mit der Ge winnung eines Abschnittes des Stoberbaches und ging nicht weiter vor. Die beiden Kavalleriedivisionen aliakierten auch gestern, wobei die zweite Division weichen mußte, sonst fand hauptsächlich Infanterie- und Kavallcriekampf statt. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph lenkte zu Anfang des Manövers wieder holt die Aufmerksamkeit Sr. Majestät de« Kaisers Wilhelm II. auf das Vorgehen einzelner Teile der Noro- und der Südarmee, und ritt später den ver schiedenen aufmarschierenden Kolonnen entgegen, um den Aufmarsch und die Gefechtseinleitung in der Nähe zu beobachten, während Se. Majestät der Kaiser Wilhelm II. vom Pferde stieg und das Vorrücken der einzelnen Armeeteile sowie die Entwickelung des Ge fechtes unter Zuhilfenahme von Karte und Fernrohr auf da« aufmerksamste verfolgte. Mit gleichem Jmeesfe beobachteten Se. Majestät der König von Sachsen, der Herzog von Connaught und die übrigen Fürstlichkeiten die Phasen des Manövers. T:e exakte geordnete Durchführung aller Bewegungen erweckte allseitige Befriedigung. DaS gestrige Ma növer war auch um deswillen sehr interessant, da da bei Gelegenheit grboten wurde, den Einfluß der An wendung des rauchschwachen Pulvers auf die GtfechiS- leitung in größerem Umfange zu beobachten. Um 1 Uhr mittags war daS Manöver beendet — Das heutige Manöver, bei welchem sämtliche 12 Divisionen Infanterie und die beiden Divisionen Kavallerie zum Kampfe gelangten, bot ein vollständiges Bild eines großen Treffens, in welchem die Südpartei durch Umgehung des linken Flügels von der Nordpartei geschlagen und zum Rückzüge genötigt wurde. Das Manöver endete nach 1 Uhr. Die Majestäten und Fürstlichkeiten kehrten um H3 Uhr nach GünS zurück. — Dem heutigen, in GünS stattgehabten Hofdiner wohnten die Majestäten und deren Gefolge sowie die hier anwesenden Mitglieder der deutschen Botschaft bei Im ganzen waren 67 Einladungen ergangen — Ce. Majestät der Kaiser Wilhelm II. haben dem Ministerpräsidenten ve. Wekerle daS Großkreuz des Rcten Adlerordens, dem Minister u later« Grafen Tisza den Roten Adlerorden I. Klasse, dem Minister i des Innern Hieronymi den Kronenorden l. Klasse, 1 dem Obergespan Rado den Kronenorden 2. Klasse, , dem Bizegespan Karolyi den Kronenorden 3. Klasse j werden daß er die Bedeutung der Drohung verstehe und sie im gehörigen Geiste behandele. Wir hoffen aufrichtig, die Ab sicht werde, wenn sie jemals ernstlich gehegt wurde, aufgegeben werden, aber wir fürchten sehr, daß die in Vorbereitung befind lichen französisch.russischen Bankette und Reden nicht dazu beitrage» werden, die öffentliche Meinung Europa» zu beruhigen." Rio de Janeiro, 20. September. Wie einem Londoner Bankhause mitgeteilt wurde, erließ Admiral Mello ein Ultimatum an die Behörden von Rio de Janeiro, welches erklärt, falls die Stadt nicht sofort kapituliere, würde er dieselbe durch ein Bombardement unterwerfen, gegen welches die bis herige Beschießung ein reines Kinderspiel sein werde. Eine gewaltige Furcht herrsche in Rio; viele Kauf leute und andere Einwohner flüchten ins Innere; drei rebellische Kriegsschiffe, welche nach Beschießung der Forts die Reede von Rio am Sonnabend verließen, kamen in SantoS an und landeten Truppen, welche sich nach hartnäckigem Kampfe mit der Besatzung des Zollamtes bemächtigten Das dort stationierte Kanonen boot, sowie die Kriegsschiffe in Rio Grande do Sul schlossen sich der revolutionären Bewegung an. Der Sturz der Regierung scheint nunmehr unvermeidlich zu sein. zu spielen." Dieser Erguß, welcher den französischen Verdruß voll zum Ausdruck bringt, läßt an Feindlich keit gegen Italien nichts zu wünschen übrig, wenn aber Frankreich den lateinischen Münzbund kündigt, so thut eS in Wahrheit diesen Schritt nicht allein deshalb, um Italiens Finanzlage zu erschweren, son dern anch aus dem Grunde, weil der Münzbund auf seiner gegenwärtigen Grundlage nur sehr schwer noch länger aufrechterhalten werden kann. Rom, 20. September. Der ,Pol. Corr." wird gemeldet, daß der König von Italien in seinem und der Königin Namen die wärmsten Danksagungen auf telegraphischem Wege für den Empfang des Prinzen von Neapel an Se. Majestät den Deutschen Kaiser, an den König von Württemberg und an den Gioßhcrzog von Baden gerichtet hat. London, 20. September. Die Schaffung eines russischen Mittelmeecgeschwaders erhält begreif licherweise die öffentliche Meinung in England an dauernd in Beunruhigung. Nachdem der vereinzelte Versuch eines Londoner Blattes, den Dreibund vor die Bresche zu stellen, sich als Fehlgriff erwiesen Hit, räumt die englische Presse jetzt unumwunden ein, daß es ganz allein Englands Aufgabe sei, der dro henden militärischen Gleichgewichtsstörung im Mittel ländischen Meere entgegenzuwirken. In einer Aus einandersetzung mit deutschen Zeitungen giebt die „St. James-Gaz." zu, daß die bevorstehenden Touloner Kundgebungen nicht sowohl gegen den Drei bund, als gegen England gerichtet sind. Obgleich das Ergebnis die er Kundgebungen oder der Polink, auf die sie Hinweisen, England schließlich in engere Be ziehungen zum Dreibund bringcn könne, so feien dre Gedankt» der Engländer jetzt doch mehr mit der eigenen Seemachtstellung, als mit allgemeinen Betrach tungen über europäischen Frieden und europäisches Gleichgewicht beschäftigt. Das Blatt fährt dann fort: , Der Engländer glaubt suis und fest an die Überlegenheit der briliscken Marine über alle Flotten drr Welt Er weiß nick«, daß Frankreich fast eberso viel Eeld jür seine Ma ine ausgr bt, irre wir selbst, und Rußland halb so viel Er ahn» nicht, daß da- scanzösiichc Geschwader im Mitielimer schon jetzt gröst> r ist als unseies Man darf solche Fragen n cht von ter Hand weisen. Für uns ist ta» Mittelmeer das wichtigste Meer der Welt. Wenn die Flotie der einen der beiden halb ver bündeten und uns Haid feindlichen Mäch e noch durch Schiffe der anderen Macht verstärkt wud, so wüide eS an Narrhit grenzen, wenn wir diese Lage gleichgittig betrachte» wollten. Abgesehen von allen Befürcht ngen einer nahm euiopälschen Katastrophe ist es gewiß, daß die vollständi.e V.rdunkclung unserer Macht im Miiielme.r sehr ernste Mittungen aus unseie inteinat onile Stellung und Politik und begend r» aus unsere diplomatischen Beziehungen zu Frankirich halben kann. Man hat nicht gut reden,mit Frankreich an irxenv einem Thore am wertsten in Äzypicn. dem Thor: z r unieren indischen Besitzungen, mit halbgefülltem Köcher Herau-fnkerang und Troy würden die Folgen sein, w nn wir uej re Flotte in jenem umstrittenen Meere nicht erhöhten' Eine nicht minder ernste Sprache führt heute bcr „Standard", der am Schluffe feines Leitartikels über die europäische Lage schreibt: „Denn die sranzüsische Regierung Ruß'and wirklich eine ständige Ftoitenpaiion im M t:elmeerc angrdoten hat, dann ist e» unmöglich, daß England nicht brdrutsame Vorsicht-maßregeln rrgreise gegen dir Drohung, die ein solche» Übereinkommen im »esolge haben würde. Bon Lord Rosebery kann erwartet 20 Mm. vormittags ein Sonderzug von Dresden- Neustadt nach Zittau-Reichenberg abzelasfen wird. Von Zittau nach Reichenberg sind Personenzüge zu be nützen. Es werden auch in Klotzsche, Langebrück, Rade berg, Arnsdorf, Großharthau und Blfchosswerda Rück fahrkarten ,u ermäßigten Preisen aucgegeben, welche b s mit 1 Oktober d. I» Giltigkeit zur Rückfahrt über Oberoderwitz oder Warnsvorf-Wüken.-Putzkau Haden. Bei diesen kann aus Fahrkarten nach Zittau die Fahrt zwei- ml und bei solchen nach Reichenberg dieselbe zwischen Zittau Reichenberg und bei der Rückfahrt j: einmal unler- biochcn werden gegen die übliche Bescheinigung In Zittau erfolgt die Ankunft am 23. September 12 Uhr 10 Min. nachmittag«. * Am 1. Oktober d. I« sind die nach Höhe von drei Pfennigen sür die Beitragseinheit auf das Jahr zu er hebenden Brandverslcherungsbeiträqe für den zweiten Termin 18S3 zahlbar Die Versicheiten haben daher die Beiträge sür die Gebäudeversicherung sowohl, als auch die Beiträge für die Versicherung industrieller und landwirtschaftlicher Betrieb-gegenstände (srciwiülae Ver sicherung) für den zweiten Termin 1893 mit 1', Pf. für jede Einheit in der Zeit vom 2. bis mit 9. Oktober d. Js. »m Stadipeuelamte einzuzablen. Für die Grund stücke der Vorstadt Strehlen können diese Beiträge am 2 Oktober d I». auch im vormaligen Strehlener Ge» meindeamte, Fricrrich-Augustplatz Nr. »5, von vormittag« 9 bis nachmittag- I Uhr und von nachmitta gs ',4 bi« 5 Uhr entrichtet weiden An den übrigen Tagen kann die Bezahlung jedoch nur im Stadlsteueramte X (Kreuz straße 23, I) erfolgen Nach dem 9 Oktober d IS. de- g'nnt da» geordnete Beitreibung-verfahren. — Die Postanentur mit Telegraphenbettieb auf der Bastei (Sächsische Schwei») wird mit Ende dieses Monat» geschlossen An Stelle derselben tritt bi» 30. Aprrl nächsten Jahrcs eine Post, und Telegraphenhilf»stelle Mrt Fernsprechbetrieb in Wirksamkeit.
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