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Dresdner Journal : 11.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-11
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 11.09.1893
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W211 vreocko» vi«vt«1jLbrliob H dO kL, d«1 ä«o X»ü«rl. ckvutoobeu ko»t»»>t»lto» vi«rt»l- L^rliol» e ti»rtc; «m«orl»»Ib 6«, ä«ut»cl»«» H«icb«a tritt kost- uack 8b«mpslru»cdlt^ biao«. Liorolov Hummern: 10 kf., Lu^ü»Ll8U»xsr«bükre»r str äsa kaum eiusr jse«p»Iteuen 2«il« trlsiosr gckrikt SO kk. Vvtsr „kio^s^vckt" 6i« 2«il« SO Lt. L«i D»b«Ueil- uocl ÄTerv,^ eutspr. Xuk»vl»l»A. Vn-vdelnear It^Iiei» mit XuivLbms cier 3con- u ksierts^s »dvoäi. ksrvsprscb -Xrwcblus8: blr. 120». Montag, dm 11. September, abends. Dres-mrImmml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. .> L--S> ! 1883. LLS^bm« ec» Lolllloäixvosseo »os^Itrt», l-ot^oiss: F>. Lcanck«tett«e, Now.aisriooLr äss Dresdner Douros.!»; Umodoro Lerlio V»«a l.«jp»i^ L»»,l vr,«l»u?r»LtNu1 ». N.: //au«en^ri»i ct Volker,' Lvrlm - V:»n - 8»mdur^ kr»^ -kr»n>lkllrt ». H.Hüoed,L! Luck. kort» LonÄoo SsrUn - krovttvrl ». U »rutigort: Daub« ct (?<>.,- »«rlio: /nra/»<1e»«ianL,- Lr»»I»u: Lm>/ L'uöatk, Limo^sr. <7. Lc/»us»ter, U»U» ». S.: /. Larct <0 6o. Neraosxederr Läoizl. Lrpeäitiou 6e» vresäosr To mmol», Vr«»aeo, ^viu^srstr. SO. I'orvrprvcN-^oscMu»»: b-r. 128b. Amtlicher Teil. Dresden, 9. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Kronprinzen Wilhelm des Deutschen Reiche- und von Preußen, Kaiserliche und Königliche Hoheit, zum Sekondlieutenant in der Königl. Sächsischen Armee und zwar ü la suite des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" zu ernennen. Dresden, 1 l. September. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern vor mittag nach Schlesien, Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, nach Weinburg gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bureauvorstande bei der Staatseisenbahnverwaltung Ernst Gotthelf Pietsch in Dresden den Titel und Rang eines HofratheS in der IV. Klasse der Hofrang ordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Photographen Ltto Mayer in Dresden das Prädikat „Königlicher Hof Photograph" Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 11. September. Am 9. September waren es 25 Jahre seit dem Tage, an welchem Se. Majestät der König Johann dem damaligen BundeS- feldherrn, Sr. Majestät dem Könige Wilhelm von Preußen, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I., das 2. Grenadierregiment Nr. 101 verliehen hatte. Se. Majestät der König haben diesen Tag nicht vorüber- gehen lassen, ohne Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm, dem gegenwärtigen Chef des Regiments, ein Zeichen der Erinnerung übermitteln zu lassen. Zu diesem Zwecke war der Kriegsminister, General lieutenant v. d. Planitz beauftragt, am 9. September ein Allerhöchstes Handschreiben Sr. Majestät dem Kaiser zu überreichen, worin den Gefühlen der Ver ehrung und der treuen Waffenbrüderschaft, die die preußischen mit den sächsischen Truppen verbinden, Ausdruck verliehen war und in welchem mitgeteilt wurde, daß Se. Majestät der König den Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen zum Sekondlieutenant in der Sächsischen Armee und zwar ä la suite des 2. Grenadierregiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" ernannt habe. Se. Majestät der Kaiser nahmen das betreffende Handschreiben vom Kriegsminister v. d. Planitz bei der Parade in Straßburg vor Beginn des Parade marsches entgegen und sprachen Sich lebhaft erfreut über diesen erneuten Beweis der huldvollen Freund schaft Sr. Majestät des Königs von Sachsen aus. Nichtamtlicher Teil. Ketegrapyische und tetepyonische Hkachrichteu. Karlsruhe, 11. September. (Tel. d. Dresdn. Jcurn.) Se. Majestät der Kaiser und der Kron prinz von Italien fuhren heute früh '^10 Uhr nach dem Paradefeld und wurden vom Publikum jubelnd begrüßt. DaS Wetter ist kühl und sonnig. Dresden, 11. September. Die Homerulebill im englischen Oberhause. * Nach einer nur vier Sitzungen umfassenden Debatte hat das englische Oberhaus am letzten Sonn abend die Homerulevorlage mit 419 gegen nur 41 Stimmen der liberalen Regierungsminderheit ab- gelehnt. Die von der unterrichteten englischen Presse angestellten Vorberechnungen des mutmaßlichen Er- Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 9. September: „Fidelio." Oper in zwei Akten. Nach dem Fran zösischen bearbeitet von Treitschke. Musik von Lud wig van Beethoven. (N. e.) Die Wiederaufnahme der Oper, die seit mehreren Jahren hier nicht gegeben worden ist, erwies sich für unsere Bühne längst als eine dringende künstlerische Pflicht, der man schon früher hätte genügen müssen. Denn wenn dieses einzige geniale und tiefbedeutende Werk, das die deutsche Opernproduktion zwischen Mo zarts „Zauberflöte" und Webers „Freischütz" gesetzt hat, infolge seine- Sujet- und der Eigenartigkeit seiner herrlichen Musik—namentlich deren vorherrschend instru mentaler Behandlung der Singstimmen — auch nirgend- ein vielgegebene- Repertoirstück gewesen ist und sein wird, so darf eS feiten- eine- von Respekt vor den höchsten Gebilden klassischer deutscher Tonkunst ge leiteten Theaters doch niemals längere Zeit unbeachtet gelassen werden. Die gestrige Aufführung sah mehrere neue Kräfte thätig, Hrn. Perron als Pizarro, Frl. Bossenberger als Marcelline und Hrn. Scheidemantel als Don Fernando. Ersterer war in seiner Rolle, die vom Säuger so viel fordert und ihm so wenig giebt, sehr lobenswert und würde seine Leistung durch minder forcierte Beton ungen im Dialog noch erhöhen. Frl. Bossenberger hat ihre Partie von Frl. Reuther überkommen; sie führte dem Ganzen ihre frische stimmliche Kraft mit bestem Eindruck zu. Hr Scheidemantel vermochte al- Minister gebnisse- dieser Abstimmung haben sich demnach al- zutreffend erwiesen, und insofern dürfte der Fall nie manden, auch den graoä olä man, der zur Zeit das Ruder der Staatsverwaltung in Großbritannien führt, nicht ausgenommen, sonderlich überrascht haben. Freilich mochte Gladstone bis zu der nun erfolgten Abstimmung im Hause der Lords im stillen die Hoff nung weitergehegt haben, daß es der Einwirkung deS der Homerule günstigen Votums des Unterhauses und des gouvernementalen Einflüsse- auf die versöhnlicheren Gegner dieser Vorlage gelingen werde, ihr ein minder klägliches Schicksal zu bereiten Durch diese Rechnung des greisen Staatsmannes machte indessen ein beträcht licher Teil seiner eigenen Anhänger im Oberhause einen Strich, indem letztere, vor der Verantwortung für ihr zustimmendes Votum im letzten Augenblicke zurückschreckend, ihre Stimme gegen die Zulassung der Homerulevorlage zur zweiten Lesung abgaben. Die Geschichte des englischen Parlamentarismus kennt nicht viele Fälle, in denen eine von der Volks vertretung gutgeheißene Gesetzesvorlage im Oberhause eine fast einstimmige Ablehnung erfahren hat. Die Lords haben die Vorlage abgelehnt, um den auf Los- reißung der Grünen Insel von England abzielenden Plänen entgegenzutretlN und eine Gefährdung der bisherigen Machtstellung des britischen Reiches hint- auzuhalten. Daß sie aber in dieser Frage dem in der Abstimmung des Unterhauses zum Ausdruck ge langten Volkswillen entgegen in einer so entschiedenen und selbstbewußten Weise ihre Gegenansicht zur Gel tung gebracht haben, beweist, daß sie nicht im ge ringsten darüber im Zweifel waren, das englische Volk in seiner Mehrheit sei hinsichtlich der Tragweite und Bedeutung der von Gladstone erstrebten Auflösung der Union eines Sinnes mit ihnen. Und diese augen scheinlich begründete Überzeugung der englischen Lord« fällt hinsichtlich der künftigen Gestaltung der Dinge schwerer in die Wagschale als die von den liberalen Verfechtern der Homerulebill zur Schau getragene gegenteilige Zuversicht, daß in den Anschauungen der Wählermassen sich seit der Einbringung der Home rulevorlage im Unterhause kein Wandel zu Ungunsten derselben vollzogen habe. Das liberale Kabinett, welches nun in der Wahl der einzuschlagenden Bahn schlüssig werden muß, um doch an dos vorgesteckte Ziel der Versöhnung der Iren zu gelangen, scheint indessen nicht ganz taub gewesen zu sein gegen die aus der entschieden ablehnenden Haltung des Oberhauses an sie ergehenden Mahn ungen. Schon aus der eigenartigen Verteidigung der Homerulevorlage durch Lord Rosebery, der im Kabinett neben Gladstone die einflußreichste Stellung einnimmt, konnte man erkennen, daß die Regierung den ihr vom Obcrhause in der Ablehnung der Vorlage hin geworfenen Fehdehandschuh nicht in der Absicht auf zuheben gedenke, den Kampf gegen das widerspenstige Haus der Lords im Sinne ihrer radikalen Freunde zu beginnen. Wenn sie thatsächlich von der Über zeugung getragen wäre, daß die Mehrheit des eng lischen Volkes nach wie vor in der Homerulefrage hinter ihr stehe, dann würde Lord Rosebery in seiner viel beachteten Rede dem Oberhause gegenüber nicht die entscheidende Stimme in dieser Frage zuerkannt haben. Man kann unmöglich einen Kampf auf Leben und Tod einem Gegner geschworen haben, dessen An sehen und Einfluß man durch derartige Erklärungen zu erhöhen kein Bedenken trägt. Der Wortführer der Regierung hätte im Oberhause in jenem Falle eine weit zuverlässigere Sprache geführt und sich ge hütet, den Lords Anträge zu machen, in welchen sie zu der Übernahme der Vermittlerrolle in dieser Streit frage aufgefordert werden. Auch nach der so nüchtern gehaltenen Befürwortung der Homerulevorlage durch Lord Rosebery bleiben nur repräsentativ zu wirken; musikalisch ist die Auf gabe mit ihren Forderungen an tiefe Stimmlage für keinen Bariton vollkommen lösbar. In der Fidelio- Darstellung zeigte Frau Wittich erneut eingehendes Verständnis dieser außerordentlichen Partie, ein ener gisches Erfassen des Dramatischen, ein intelligent re? es Bemühen um jede ausdrucksvolle Einzelheit der Ge staltung. Ihre Gesangsausführung war tüchtig, warm empfunden im Vortrag, schön gelingend in vielen dramatisch bewegten Äusdrucksaccenten und unter stützt von gutem und durchdachtem Spiel, von verständiger und eindringlicher Dialogbehandlung. Ins gesamt erfreute ihre Wiedergabe der hochherzigen, von innigster Gattenliebe begeisterten Frauengestalt durch sichere künstlerisch beherrschte Gestaltung richtiger und begeistigter Intentionen und durch die im zweiten Akt hervortretende entschiedene Steigerung und Energie des Gefühlsausdrucks. . . Hr. AntheS hat sich schon vor zwei Jahren an der durch ihre Kürze wie durch ihre gesanglichen Schwierigkeiten heiklen Florestan-Rolle versucht; auch heute überragen ihre Ansprüche an Adel der Darstellung und ergreifende Wahrheit des GesangSauSdruckS und der Rede noch sein künstlerisches Vermögen, obwohl ein Fortschreiten namentlich im Mittelteil der großen Arie sich geltend machte. Hr. Decarli ist noch immer ein tüchtiger Vertreter deS Rocco. Die Herren Jensen und Ne- buschka stechen auS dem Ensemble der Gefangenen, deren Marken und Kostüme nicht für die Aufmerk samkeit der Regie zeugen, al- charakteristische Er scheinungen, hervor. Vorzüglich waren die Leistungen von Orchester und Chor; ganz herrlich gelang da- große Finale. inzwischen noch jegliche Zweifel hinsichtlich der Unbeug- samkeit des greisen Ministerpräsidenten außer Betracht, aber soviel ergiebt sich doch schon auS der augenblick lichen Lage der Dinge, daß der Premier die Ablehnung der Bill im Oberhause nicht mit der Auflösung deS Parlaments beantworten und das Oberhaus im Wege einer Berufung an da- Volk seinen einschlägigen Plänen fügsamer zu machen versuchen weide. Ein Aufgeben der „letztes Lebensaufgabe" kann man dem Staatsmann, der mit jugendlichem Feuereifer an die Lösung derselben vor erst einem Jahre herangetreten ist, nicht zumuten, und Gladstone wird sicherlich noch Mittel und Wege ausfindig zu machen tuchen, um seinem Ziele, allen Hindernissen und Schwierigkeiten entgegen, näher zu kommen. Lagesgejchichte. Dresden, 11. September. Se. Majestät der König trafen gestern, Sonntag, abend von Moritzburg kom mend in der Villa Strehlen ein und begaben Aller- höchstsich heute früh 6 Uhr 55 Min. mit Sonder zug ab Strehlen nach Schlettau, wo die Ankunft 1411 Uhr erfolgte. Am Bahnhofe Schlettau stiegen Se. Majestät zu Pferde und ritten ins Manöver- gclände, um den Hebungen der 3. Division dir. 32 beizuwohnen. Nach Schluß derselben nahmen der Monarch im Hotel „Museum" in Annaberg Wohnung Im Allerhöchsten Gefolge befinden sich: Se. Exallenz der Oberstallmeistcr Generallieutenant v. Ehrenstein, Generalmajor v. Treitschke, General L la suite Sr. Majestät deS Königs, die Flügeladjutanten Oberst Wilsdorf, Major v Haugk und Major v Criegern, sowie der Leibarzt Generalarzt vr. Jacobi. Se. Ma jestät der König werden morgen abermals dem Ma növer der Z. Division beiwohnen und nachmittags 5 Uhr 40 Min. von Annaberg abreisen. Die An kunft in Strehlen erfolgt abends H9 Uhr. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, hat Sich in Begleitung Höchst- ihrer Hofdame, Freiin v. Gärtner, gestern nachmittag um 5 Uhr zum Besuche Ihrer Königl. Hoheit der verwitweten Frau Fürstin von Hohenzollern nach Weinburg in der Schweiz begeben. Dre-deu, 10. September. Se. Königl. Hoheit dec Prinz Georg ist heute in Seiner Eigenschaft als Generalinspekteur der 2. Armeeinspektion mit dem Schnellzug 10 Uhr 30 Min. vormittags nach Schlesien abgereist. In Höchstseiner Begleitung befinden sich der Major im Generalstabe Frhr. v. Friesen Miltitz und der persönliche Adjutant Major Frhr. v. Müller. Se. Königl. Hoheit nimmt am 10. September in Pörghof beim Grafen v Schweinitz Quartier, wohnt am 11. September dem Manöver der 11. Division zwischen Canth und KönigSzelt bei und begiebt Sich sodann nach Güttmannsdorf bei Reichenbach i. Schles., einem dem Frhrn. v. Selerr und Thoß gehörigen Gute, um von dort aus am 12. September dem Manöver der 12 Division bei Reichenbach beizuwohnen. Die Manöver werden, in Gegenwart des komman dierenden Generals des VI. Armeecorps, General der Artillerie v. Lewinski, durch die betreffenden Divisions kommandeure, Generallieutenant v Lignitz und General lieutenant Müller, geleitet. Als Ehrendienst zu Sr. Königl. Hoheit ist der Major im Generalstabe des VI. Armeecorps v Fabeck befehligt. * Berlin, 11. September. Se. Majestät der Kaiser begaben Sich am Sonnabend früh von Schloß Urville aus über Station Kürzel mit Sonderzug nach Straßburg-Neudorf, wo die Ankunft um 9 Uhr 55 Min. erfolgte. Kurz vorher waren die Fürstlichen Gäste, die Generalität und die fremden Militärattaches von Metz eingetroffen. Auf dem Bahnhofe wurden Se. Majestät von dem Statthalter, dem Staatssekretär, dem Hr. Generalmusikdirektor Schuch, der an diesem Tage auf ein Vierteljahrhundert seiner Dirigenten- thätigkeit zurückblickte, hatte die Neueinstudierung mit hingebender Sorgsamkeit vorbereitet und leitete die Aufführung mit schönem Maß in allen Stimmungen und Wendungen der wunderbaren Musik. Vom Publikum beim Eintritt ins Orchester mit lebhaftem Beifall begrüßt, empfing der erste Kapellmeister unserer Oper auch nach den Aktenschlüssen ehrende Kund gebungen der Anwesenden, die eS sich trotz einer ab wehrenden öffentlichen Erklärung nicht nehmen ließen, ihre schmeichelhafte Meinung über des ausgezeichneten Dirigenten hiesige Wirksamkeit darzuthun. Das Hau- war in allen Teilen dicht besetzt. Es wird sich aber erst bei der nächsten Wiederholung der Oper zeigen, ob diesem ungewöhnlich starkem Besuch wirklich eine so allgemeine, lebendig und wahr em pfindende und sich bethätigende Teilnahme des Publikum- an dem Werk zu Grunde gelegen hat. Lady Sibylle. Erzählung von E. Schroeder. 14 (Fortsetzung.) „Du mißverstehst mich. Ich meine, er ist ein freies, ungebundene- Leben gewohnt und bei Euch geht eS steif her, die Etiquette hat das große Wort" „Ja, mein lieber Robert," erwiderte sie in merklich kühlerem Tone, „ändern können wir uns ihm zu Ge fallen von heute auf morgen leider nicht — will er kommen, so muß er mit un- vorliebnrhmen, wie wir MN einmal find." Gouverneur, dem Kommandanten, dem Bezirkspräsi- deuten, dem stellvertretenden Polizeipräsidenten und dem Bürgermeister Back empfangen. Vom Bahnhof begaben Sich Se. Majestät, von der Volksmenge mit lautem Jubel begrüßt, nach dem Polygon, wo Allcr- höchstdieselben die Parade über das XV. Armeecorps, die um All Uhr ihren Anfang nahm, abhielten. Der Großherzog von Baden führte Sr. Majestät dem Kaiser zwe mal sein WürttembergischeS Regiment (daS 126.) vor, wofür Se. Majestät dem Großherzoge durch wiederholten herzlichen Händedruck dankten. Nach dem zweiten Vorbeimarsch ritten Se Majestät zu den auf dem linken Flügel der Tribüne aufgestellten Kriegervereinen und begrüßtcn dieselben huldvollst, einzelne durch Ansprachen auSzeichnend. Hierauf ritten Se. Majestät, an der Spitze der vom 143. Infanterie regimente gestellten Fahnencompagnie in die Stadt ein, unter Glockengeläute und brausenden Jubelrufen der nach vielen Tausenden zählenden Volksmenge. Auf dem Brogliplatz wurden der Kaiser von dem Bürger meister und dem Gemeinderate feierlich empfangen. Auf die begrüßende Ansprache des ersteren erwiderten der Monarch etwa folgendes: „Mein lieber Hr. Bürgermeister! Ich danke Ihnen herz lichst für Ihre freundlichen Worte! Ich bin erfreut, hier Ihren Hemeinderat begrüßen zu können, die Vertretung einer Bürgerschaft, welche Mich heute mit so prächtigem Flaggen- fchmuck und so warmen Rusen empfangen hat Es ihutMir fehr leid, daß Mein Aufenthalt in der „wunderfchönenStadt" diesmal nur fo kurz fein kann, aber durch den Ausfall der württembergiichen Manöver sind die allgemeinen Dispositionen für Meine Reifen fo verändeit worden, daß sie Mir hier keine längere Zeit des Berw,i!ens n ehr gönnen. Meiner Anhäng lichkeit und Liebe für Ihre herrliche Ltadt, dieser Perle der deutschen Lande, hätte eigentlich ein längerer AusenUwlt ent sprochen. Ich habe als Junge schon wie jeder Deutsche ost das Lied „O Stiaßburg, o Straßburg, du wunderschöne S'adt" gesungen u d dabei zu Golt gebetet, daß Straßburg, für bas Ich immer besondere Sympathie empfand, wieder deutsch werden n öge. Dieser Wunsch ist ja nun in der Zwischenzeit glücklich in Erfüllung gegangen, wenn eS Mir selbst auch nicht veigönnt war, dabei milzuwirten. Ich schätze Straßburg als eine der besten deutschen Städte und bin über zeugt, daß auch die Straßburger in der Wiedervereinigung mit dem Deutschen Reiche sich wohl sühlen. Ich habe da- so recht das letzte Mal empfunden, als Ich ganz umrwartet hierher gekommen wa>. Als Ich da vom Polygon zurücklitt und tue Straßen in der kurzen Zeil so schön geichmückl sand, und den herilichen Jubel des Empfanges dörle, da habe Ich Mich aufrichtig gefreut. Wenn Ich auch jetzt nicht länger bleiben kann, fo hoffe Ich dafür spä er desto öfter Gelegen heit zu finden, ohne Ucberraschung länge e Zett hier zu weilen. Ich fühle Mich wohl unter Ihrer Bevölkerung, deshalb habe Ich Mir hier in der Näbe auch ein Jagdgebiet eingerichtet. Das wird Mich fchon wi der hierhtiführen. Nochmals besten Dank lieber Hr. Bürgermeister, auch dem G meinderat und ter ganzen Bevölkerung ür den tchönen Empfang " Um 143 Uhr nachmittags reisten Se. Majestät der Kaiser mit dem Kronprinzen von Italien und dem Großherzvge von Baden, welche beim Elnzuge in Straßburg Sr. Majestät zur Seite geritten waren, in Begleitung des Statthalters, Fürsten zu Hohenlohe, von dem reichgeschwückten Hauptbahnhofe unter stür mischen Abschiedsrusen der Bevölkerung nach Metz zurück. Daselbst fand abends im allgemeinen Militär kasino in Metz Paradetafel für die Generäle und Stabsoffiziere deS XV. AimeccorpS statt, welche zu diesem Zweck nachmittags mit Sonderzug von Straßburg nach Metz gekommen waren. Bei derselben brachten der Kaster folgenden Trinkjpruch aus: .Bon ganzem Herzen wüufche Ich kein XV. Armeccorps und feinem Führer zum heut'gen Tage G!ück. Das XV. Armee- oorpS hat eine ganz vorzügliche Parade vor Mir geleistet und da- Lob, das Ich dem Corps auf Lem Paradefeld erteilt habe kann Ich hier nur wiederholen Die TetailauSblldung, die das Corp- in der heutigen Parade gezeigt hat, beweist Mir, wie eifrig, angespannt und hingrbend die H rren in allen Waffen gearbeitet haben, sie beweist Mir, dcß das Corps die Anhänglichkeit an die allen Traditionen nach wie vor iu sich wach und lebendig erhält, angeregt duich dat einstige Lob Meines dahingefchiedenen Herrn Großvaters, angeregt durch die Ziele und Wege, die er uns Solvalen vorgejchnebrn und vorgelebt Hal, vor allem aber auch angeregt durch den Platz, ,Du begreifst, Sibylle, daß ich ihn nicht gerne zu feiner Qual hler gefesselt haben möchte." „Zu seiner Qual: Um Gotteswillen nicht," sagte sie, den Kops sehr hoch hebend. „Betrachten wir die Sache als erledigt!" „Nein, nein — noch nicht als erledigt! Ich werde ihn einen kleinen Einblick in die Verhältnisse thun lassen und sehen —" ,Ob er sich nicht abschrecken läßt?" vollendete Sibylle in spöttischem Tone. „Thue das, lieber Freund. Ich fahre mittlerweile nach Hause — es ist nachgerade die höä sie Zeit geworden — schicke Dir von dort aus den Wagen zurück und gebe dem Groom eine foimelle Einladung an Herrn Waldstedt mit. Er kann dann damit machen, was er will." „Emen Augenblick, Sibylle!" rief er, als sie die Peitsche heben wollte. „Wen erwartet Ihr morgen?" „Den Herzog von jBangor und seine Mutter — Lord und Lady Elkington — Mr. und MrS. Tre- herne —" Lauter in Ehren ergraute Häupter I" „Der Herzog ist in meinem Alter." „Ich rede von den Damen." „Ah so! Da hätten wir noch Miß Treherne —" „Na, wenn die nicht vierzig Jahre auf dem Rücken hat —" „MrS. Seymour —" „War? Die fcböne — die berühmte — die neueste Passion eine- Prinzen?!" .Leider. Sie ist f.'hr gegen meinen Wunsch auf die Liste der Einzuladenden gekommen I" „Ader Sibylle, eS trifft sich ja herrlich! Sie ist die Frau, ihm die Zeit zu vertreiben!"
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