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Dresdner Journal : 07.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-07
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1893
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über die Anwesenheit des Kronprinzen von Italien in dm Reichtlanden will sich die russische Presse noch immer nicht beruhigen. Wenigsten» darf man da» au» den heutigen Leitartikeln der „Nowoje Wremja" und der „Peter»berg»kija Wedomosti" schließen, «elche viele Phrasen über den Empfang der russischen Abtte in Frankreich machen und dann ausführen, der Uoltenbesuch komme gerade zu rechter Zeit, die Manöver in Lothringen würden beendet sein, Kaiser Lilhelm werde in Galizien gewesen sein, Europa »crde eine» neuen Beweis der Unerschütterlichkeit de» Dreibundes erhalten haben, einen Beweis demonstra tivster Art! Daher sei e» angebracht, den Dreibund zu erinnern, daß er gegenwärtig nicht die einzige inter- natiöbale Kombination sei, von w-lcher der Gang der euroräischen Ereignisse abhänge. Die innere politische Lage Frankreichs werde sich bi» zum Eintreffen de» russischen Geschwaders wesentlich festigen. Die Stich wahlen hätten dem Ministerium Dupuy die Möglich keit gegeben, die Rolle einer starken Regierung zu spielen, welche im Ramen der Majorität der franzö sischen Nation sprechen und beschließen könne. Da durch würden die Freunde de- Dreibünde» die Mög lichkeit verlieren, die Bedeutung des bevorstehenden historischen Ereignisses zu schmälern. Die auswärtige Presse werde natürlich alle Einzelheiten de» Besuches deS russischen Geschwaders in Toulon verzeichnen. Rußland wünsche von ganzem Herzen, daß die Ge samtheit dieser Einzelheiten den überzeugenden Be weis liefern möchte, daß daS Kronstädter Ereignis von 1891 nicht spurlos vorübergegangen sei, sondern gute Früchte getragen habe und in Zukunst noch tragen werde zur Freude aller wahren Freunde des europäischen Friedens. (B. T) Vresduer Nachrichten vom 7. September. Aus dem Polizeiberichte. In einem auf der hiesigen Haydnstraße befindlichen Neubaue stürzte gestern vormittag ein Malergehilfe durch eigenes V«- schulden eine 12 Stufen lange Treppe herab und erlitt eine starke Gehirnerschütterung. — Flüchtig ge worden ist der am 19. April 1874 in Canth geborene Arbeiter Josef Kaben. Wider ihn ist vom König!. Landgericht zu Breslau wegen Straßenraubes und Mordversuchs die Untersuchungshaft verhängt. — Unterhalb der Alberibrücke auf dem linken Elbufer wurde gestern der Leichnam eines angeschwommenen, 4 dis 5 Monate alten Kindes, an welchem der Kopf fehlte, polizeilich aufgehoben. — Auf der Residenzstraße scheute gestern abend ein Droschkcnpferd und ging mit seinem Gefährt durch Der Führer desselben wollte sich durch Herabspringen in Sicherheit brii.gen, blieb dabei aber an der Droschke hängen und fiel unter dieselbe, so daß die Räder über beide Beine weggingen. Er erlitt hierbei nicht unbedeutende Besetzungen am Kopfe und an Len Beinen. — Gefunden wurde am 31. v MtS. von einer Spediteursehegattin auf der Seestraße ein goldener Trauring, gezeichnet 6 ä. 11./5 1880; am 2. d. Mts von dem Schlosser Julius Wiche aus der Camelien- straße ein goldener Ring mit einem Brillant; am 6. d Mts. von dem Dienstmädchen Dorothea Uhlemann an dec Kreuzkirche ein Sparkassenbuch der Sparkassen- geschäftrstelle zu Dresden, Wilsdruffer Vorstadt, Nr 33887 aus Amalie Auguste Hause lautend, mit 183 M 85 Pf. Rest.-inlage, und an demselben Tage von dem Arbeits- durschen Richard Gersch auf der Augsburger Straße ein schwarzes Lederetui mit verschiedenen ärztlichen In strumenten. * Die Hauptversammlung des Deutschen Ver eins für den Schutz des gewerblichen Eigentums wird am 16. und 17 Oktober dieses Jahres zu Nürn berg stattfinden; die Sitzungen werden in dem Saale des Bayerischen Gewerbemuseums abgehalten. Eine Reihe interessanter Vorträge wird gehalten werden: Ingenieur Pieper Berlin über die Staatenunion, Professor Kohler- Berlin über die Entwickelung des gewerblichen Rechts schutzes in den letzten Jahren, Handelskammersekretär Wunder-Nürnberg über den Warenzeichengesetzentwurf, Handeltkammersekretär HerrUCHemnitz über Musterschutz. — Aus der „Geschwister Philipp-Stiftung" können im kommenden Jahre Unterstützungen von je SO Mark an dreißig verschämte arme Einwohner zur Aus zahlung gelangen, welche hier unterstützungSwohnsitzberech- tigr und mindestens zehn Jahre hier wohnhaft, des säch sischen StaatSunterthanenrechts durch Geburt teilhaftig, der evangelisch-lutherischen oder römisch katholischen Konfession zugethan, unbescholten und wenigstens 60 Jahre alt sind. Gesuche sind bis spätestens den 30. nächsten Monats schriftlich beim Armenamte anzubringen s Der Verband Deutscher Lohnfuhrunter nehmer trat heute vormittag 9 Uhr im festlich ge schmückten Saale des Konzerthauses im Zoologischen Garten zu seinem 6. Verbandstage zusammen Zu Einen der aus allen Teilen de» Reiches erschienenen Ver bau selnesimer bitte bereits gestern abend der Verein Diessner Lioschkenvrsitz« rn Helbig« Etablissement eine BegrüßungssestUchkelt veranstaltet. Die heutige Versamm lung, welcher die Herren Regierungsrat Köttig, sowie Stadt verordneten Killig, Ohm und Hertzsch u. a. m. als Ehrengäste beiwohnten, wurde vom Verbandsvorsitzenden Hrn. Constan tin Weitz-Frankfurt a. Main mit einer Begrüßung und mit einem dreifachen Hoch auf Se Majestät den Kaiser Wilhelm II. und auf Se. Majestät den König von Sachsen eröffne:. Bei Feststellung der Präsenzliste ergab sich die Anwesenheit von 60 Abgeordneten und einzelnen Mit gliedern aus Aachen, Berlin, Breslau, Bremen, Braun schweig, Dresden, Frankfurt a. M, Hamburg, Hannover, Nürnberg, Leipzig, Würzburg u. s. w Dem vom Vor sitzenden erstatteten Berichte über die Thätigkeit des Vor standes zufolge gehören dem Verbände 12 Vereine an. In Lem Berichte wird dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß die Bemühungen des Vorstandes, noch mehr Vereine zum Beitritte zu veranlassen, leider erfolglos geblieben seien. Im übrigen war der Vorstand nach Kräften bestrebt gewesen, die vom letzten Verbandstag gefaßten Beschlüsse zur Ausführung zu bringen. Die Verbandskasse schloß das Vereinsjahr mit einem Kaffenbestand von 943 M. 48 Pf ab. Nach der Berichterstattung de» Schatzmeisters erfolgte die Wahl von drei Rechnungsrevisoren, worauf der Vor sitzende eine längere Denkschrift, das Verhältnis des Droscbkenwesens zu den Aufsichtsbehörden betreffend, zur Verlesung bringen ließ. Die Denkschrift sowohl, wie die zu diesem Gegenstand bestellten Referenten Streu-Berlin, Bakonyi-Aachen und Eckert-Frankfurt a. M beklagen hauptsächlich den Mangel einer gewissen gewerblichen Be wegungsfreiheit ander:» Gewerben gegenüber, und daß feiten der Behörden die Vertretung des Lohnfuhrgewerbes bei wichtigen Angelegenheiten (Tarifierung u. dergl) nicht gutachilich g hört werde; sie fordern daher im Jntereff« da Lohnfuhrunternehmer dringend eine Regelung de» Droschkenwrsen» bez. eine Abänderung der AZ 37 und 76 der Gewerbeordnung. Auf Anttag de« Referenten Hrn. Streu gelangte nach längerer Aussprache folgende Reso lutton zur Annahme: „Der 6 VerdandStag der deutschen lohnfuhrunternehmer hat von dem Inhalt und dem Er gebnis der letzten Petition des Vorstandes an den Reichs tag bezüglich der Abänderung der 88 37 und 76 der Reichsgewerbeordnung Kenntnis genommen, spricht sein Be dauern aus, daß dre erbetene Sicherheit für das deutsche Lohnfuhrgewerbe noch nicht zur Feststellung gekommen ist und beschließt in einer erneuten Petition, unter eingehender Begründung den Nachweis zu abringen, daß di« Erweiter ung der vorgenannten Paragraphen ein« dringende Not wendigkeit ist; zugleich wird der Verbandsvorstand ersucht, die «wähnte Denkschrift als Petition dem Reichstag zu unterbreiten." Hr. Tabbert Berlin bringt hinauf folgenden, die Abänderung des EntschätugungSmodus Ivtzoerduchliger Pfade betreffenden Anttag ein, welch« einstimmig an genommen wurde: „Der Verband Stag spricht d«m Vorstand seine Anerkennung für die bisherige Wahrung des Gesamt- interessis des Verbandes aus und sbeaustragt denselben, minder in der Angelegenheit vorliegenden Petition «neut beim Reichstag vorstellig zu werden und zur Unterstützung der selben alle notwendigen Schritte zu unternehmen" — Auf die weiteren Verhandlungen kommen wir morgen zurück. * Gestern abend fand daS zweite große Extra konzert von der Kapelle des König! Schwedischen Husarenregiments „Kronprinz von Schweden" unter Leitung des König!. Musikdirektor« Lieutenant N. Strömberg aus Malmö am hiesigen Orte statt. Tie musikalische Veranstaltung konnte infolge d« gün stigeren, wärmeren Witterung an diesem Abend im Wiener Gatten stattfinden, woselbst sich ein zahlreiches Publikum eingefunden hatte, um die durchweg tüchtigen Darbietungen des genannten Musikcorps anzuhören. Das Programm brachte u a. auch schwedische Volkslieder und Tänze (anangiert von Dille), „Fjeldslaat" (Klänge im Gebirge) von Grieg, 6 BellmannSlied« von Södermann und einen Marsch der finnländischen Reiterei im 30jährigen Kriege, die besonderes Interesse erregten und wie die anderen Nummern der Spielordnung eine sehr lobenswerte Wieder gabe fanden. DaS Zusammenspiel der Kapelle ist vor trefflich, gleichwie jede« einzelne Mitglied derselben bemüht ist, künstlerisch Tüchtiges zu leisten. Ein Besuch der Konzerte dieser Kapelle, die zunächst nur bi« nächsten Sonntag hier zu spielen beabsichligte, voraussichtlich aber noch einige Tage länger am hiesigen Orte verweilen wird, ist den musikliebcnden Kreisen uns«« Stadt angelegentlich zu empfehlen. * In dem Schaufenster des Juweliergeschäftes vom Goldschmiedemeister Hrn Max Kirsch (Dresden-N., Hauptstraße 23) ist gegenwärtig ein Ohrgeschmeide zur Ansicht ausgestellt, das durch seine Größe und Kostbarkeit allgemeines Interesse erregt * Am gestrigen 3. Zlehungstage der Lotterie der Ausstellung für Wohnungseinrichtungen im Ge- werbrhause wurden 3 weitere Hauptgewinne mit den Num mern 7537, 22347 und 43512 gezogen. * Nachdem seit gestern die Temperatur, welche an den vorhergehenden Tagen sich bis auf 6° R. erniedrigt hatte, wieder erheblich gestiegen war, gingen heute kurz nach Mittag in der hiesigen Gegend starke Regengüsse nieder. Hoffentlich folgt denselben nicht wieder ein zu fühlbarer Abschlag der Wärme In diesem Fall müßten sich beispielsweise die bisher guten Aussichten für die Wein ernte verringern, vor allem aber wäre für das Herein bringen des merst schon geschnittenen FutterS eine Reihe trockener, sonniger Tage «wünscht. Vermischtes. * Tie erste Vorstellung. Wie es einem bei der ersten Vorstellung einer selbstkomponierten Oper «gehen kann, davon erzählt der französische Komponist I Mafien« — „Menon", „Werther" und anderer Opern Verfasser — einige hübsche Sachen im „Figaro". Ott der Handlung ist Mailand: ... stu «er», ouro maöstro," sagte mir der Portier des Theaters mit freundlichem Lächeln und einer gewissen Gönnermiene. Also diesen Abepd. Ich steige die Treppe hinab, welche von der Bühne in den kleinen Hos führt, wo die Arbeiter beschäftigt waren, die Dekorationen für meine Erstvorstellung in Ordnung zu bringen. Nur wenige Minuten trennen mich von dem Beginn der Vorstellung; ich hatte Lie letzten Ratschläge gegeben, wie diese oder jene Scene zu stellen, dies od« jenes zu richten sei. Man muß sich einen Begriff von d« Bedeutung einer Erstvorstellung in der Mailänder Skala machen, um meine Angst, ja ich möchte sagen, mein Fieber, zu begreifen. Um diese Stunde war die Bühne nur mit einer schwachen Gasflamme in der «sten Kulisse beleuchtet, der große Zaschauecraum mit seinen neuen Logen rängen und seinem Parterre war in tiefes Dunkel gehüllt. Ein Theaterdiener legte im Orchester die Noten auf die leeren Pulle. „Alles wird in Ordnung sein," hatte « gesagt, al« ich mich entfernte Wenn man die Skala verläßt, be findet man sich auf dem Theaterplatze, zwei Schritte von dem berühmten Cafö Cora, dem Rendezvous d« Mai länder und der Fremden. Wir waren im März, ab« da« Wetter war so herrlich, daß die Gäste im Freien saßen. Man sprach nur von der Erstvorstellung diese« Abends; in Italien ist das Theater das Leben. Ich fühlt« mich in dieser Menge noch vereinsamter. Wer sollte sich für diesen fremden Menschen intercssieren, den niemand kannte? Noch einige Schritte und ich erreichte mein Zimmer im Hotel della bella Venezia, einem älteren Hotel, in dem emst Paganini und LiSzt gewohnt Haden. Kaum hatte ich mein Zimm« betteten, als man an die Thür klopfte. „Ein Besuch!" murmele ich ziemlich verstimmt vor mich hin unv öffne. Ein Herr von feinem Aussehen, mit Lem ersichtlichen Benehmen des modernen Amerikaners, tritt ein, setzt sich und sagt mir kurz: „Ich haben wollen sehen einen Autor vor die Premisre" Ich - lächelte und wußte nicht, ob ich über diese« Zeichen der Sympathie erfreut sein sollte. „Also, Sie interessieren sich sür Musik?" — „dlo!" sagte « gleichgiltig. — „Für das Stück?" — — „Für die Kunst?" — „Ao!" — „Vielleicht," warf ich mit etwa« Schüchternheit ein, „für den Komponisten?" — ,^o", sagte er abermals, „ich haben wollen sehen einen Autor vor die Premiöre." DaS ging mir doch in die Nerven und ich machte e« dem Besuch« begreiflich, der sich darüber gar nicht wundnte und mir beim Fortgehen wiederholte: „Ich haben wollen sehen eincn Autor vor die Premisre" Die Begegnung hatte mich mehr «regt al« «heitert; ich dachte nur mehr an die herannahende Vorstellung, an die möglichen Vorkommnisse de« Abends Ich hielt es in dem Zimm« nicht läng« auS; «S erschien mir wie «in Käfig, in welchem ich wie «in wilde« Tier, da« ungeduldig auf die Fütterung wartet, hin und h« rannte. Auf d« kleinen Kirche d« Piazza San Fedele schlug e« neun Uhr, die Nacht war hereingebrochen, und ich eilte mit fliegend« Hast in« Theater. Al« ich die Stiege betrat, welche zur Bühne führt, traf ich die im ersten Akte beschäftigten Choristen und Choristinnen, welche in da« Foy« eilten. Alles war lärmend, hastig aufgeregt, und ich ward recht« und link« beiseite gestoßen; trotzdem war es mir durch lie sich jeden Augenblick öffnend« und wird« schließend« Thür möglich, den Verlauf de« ersten Akte« zu beobachten Nach den beiden ersten Bildern wagte ich nicht, mich üb« den Eindruck, welchen mein Werk gemacht hatte, zu vergewissern; ich zog vor, in einem, vielleicht grausamen Zweifel zu bleiben; ich hoffte auf besseres — spät« — im Laufe de« Abends, und rasch verließ ich da« Theater und ging speisen, al« ob ich wegen de« Erfolge« der Oper vollkommen beruhigt wäre Nun beschlichen mich aber doch neue Zweifel. Wie sehr hätte ich gewünscht, daß da« Werk, so französisch in d« Form und im Ausdrucke, diesem außerordentlich musika lischen und feinfühligen Publikum Achtung abgewinnen möge! Freilich hatte ich in dem Kampfe eine glänzende Truppe, ein ausgezeichnete« Orchester zur Unterstützung. Alle diese Bemerkungen ließen mich wieder den Weg zum Theater gewinnen, wo man meine Abwesenheit mit Er staunen bemerkt hatte und mir mitteilte, daß der Erfolg allerding« einen Augenblick zweifelhaft, ab« dann ein voller war und daß der Schluß aus das Beste ausgenommen wurde. Solche Augenblicke entschädigen für alle Auf regungen und Angstgefühle, welche man vorher durchzu machen hat Nach den herzlichen Glückwünschen der Künstler und Freunde trennte ich mich und eilte in mein Hotel zurück, wo ich Depeschen aus Frankreich vorfand, alle mit den herzlichsten Wünschen In diesem Augen blicke klopfte es an meine Thür und es erscheint der Fremde vom Nachmittag Er reicht mir dir Hand und sagt mit freundlichem Lächeln: „Ich haben wollen sehen einen Autor nach die Premiere." Er betonte das Wort „nach". Diesmal war ich natürlich sehr erfreut und wäre ihm beinahe um den Hals gefallen. Er war also einer der Zuschauer, welche dem Erfolge meines Werkes beige wohnt und mitgeklatscht hatten. Natürlich begann ich so fort nach den Einzelheiten zu fragen: wie die Aufnahme der einzelnen Scenen war, welche Nummer ihm am brjten gefallen hätte und ob er an einen dauernden Erfolg glaube Der Mann sah mich erstaunt an und schien mich nicht zu verstehen „Aber Sie waren doch im Theater?" rief ich ihm zu, in Lachen auSbrechend — „Ich, oo", sagte er, „ich lieben nicht die Musik, ich haben wollen sehen einen Autor nach die Premiöre" Und « notierte in sein Hefl: „Die Autoren sind nach d« Premiere gewöhnlich viel vngnügter, als vor derselben " — „Nicht immer", bemcrkte ich Lazu. — „0 50s", sagte er, „wenn es ein Durchfall war." Und er zog sich sehr befriedigt zurück. * Clämenceaus Lampe Gelegentlich einer Be sprechung d« Niederlage Clömenceaus bei d« Stichwahl in Var erzählt das „Journal des Döbats" folgende Anek dote, welche für die Geschicklichkeit des Exdeputierten be zeichnend ist: In der Mitte d« sechzig« Jahre hatte Clö- menceau im tznurtisr I,utro eine kleine Wochenschrift unter dem Namen „Candide" gegründet. Die geharnischte Oppo sition, welche das Blatt dem Kaisertum machte, zog ihm natürlich bald die Ungnade der Regierung zu und eines schönen Abends erschien eine Kommission bei Hrn. Cle menceau, um eine Hausdurchsuchung vorzunehmen. Dies« stellte sich sofort in liebenswürdigst« Weise der Kommis sion zur Verfügung, «griff eine kleine Lampe, die auf dem Kaminsims stand, und leuchtete mit ihr, vor den Beamten einhergehend, bei den 'Nachforschungen Alles Suchen war jedoch vergeblich, man fand nicht ein kleines Stückchen Papier, das für Clemenceau kompromittierend gewesen wäre, und nach einer Stunde entfernte sich die Kommis sion, Entschuldigungen stammelnd Hr. Clemenceau hatte nämlich sehr gestickt seine Vorsichtsmaßregeln getroffen. Alle Schriftstücke, deren Beschlagnahme eventuell zu be fürchten gewesen wäre, waren in dem Fußgeslell eben der Lampe »«steckt, mit welcher Clömenceau selbst bei den Nachforschungen der Polizei geleuchtet hatte * „Seh'n wir uns nicht in dieser Welt, so seh'n wir uns in Bitterfeld" — dies geflügelte Scherzwort, wa« man sich, ost mit kleinen Abänderungen, beim „Lebe wohl" und „Aus Wiedersehen" gern zuruft, wird in dem küizlich erschienenen Merkchen: „Führer durch Bittnfeld und Umgebung" folgendermaßen erklärt: In und bei Bitter feld ist ein KreutungSpunkt mehrerer wichtig« Verkehrs straßen; namentlich gabelt sich am Gasthause „Zur Krone" auf dem Pomselberge, südwestlich der Stabt, die von Leipiig über Delitzsch nach Norden führende Straße, sodaß der eine Zweig nach Dessau und weiter, der andere über Wittenberg nach Berlin u s. w. geht. Vor Erbauung d« Eisenbahnen wurde diese Straße besonders von den Besuchern der Leip ziger Messe benutzt; sie fuhren oder gingen bei der Heim kehr vielfach zusammen, bis eben an der „Krone" bei Bitterfeld die erste Teilung des Stromes stattsand, und umgekehrt fügte cs sich in d« Regel als natürliche Folge des Postlaufs und Reiseverkehrs, daß sie sich bei Besuch Ler nächsten Leipziger Messe an jener Stelle zuerst wieder trafen. Deshalb kam unter ihnen das eingangs angeführte Berschen aus, das durch die „Meßfremden" in alle Gegen den Deutschlands getragen wird. Statistik und Volkswirtschaft. — Line außerottcntliche Genrralvecsammlung der hiesigen «kiienglsillschast Bayerisch Brauhaus brich aß eine weuere Herabiesvng de- Aktienkapital» um 99'00 M. durch Zujam- mrnlrgung von je io Neuaklieu in rinr VorrechlSue, akie * Ju der am 6 September d Z. jiallgehabten Aus- sichlsratSiitzung der Ehemniper Wtrkzeugmasch'nen- sabrik Vorm Joh Zimmermann gelangte der Abschluß pro 1892/93 zur Borlage. Nach Bornahme der üblichen Ab- schreidungen ,c. wurde die Dividende aus 5<K seftgesect — Zwischen der Osttrreichischeu Regierung und der Ver waltung der Aussig-Lrplitzer Eisenbahn haben Verhand lungen wegen einer Herabsetzung der Lokaliarise und Konzes sionen in B-zug aus die verbandStanje stattcesunden Die Verwaltung hat bei dieser Gelegenheil dir Brnehimgung zur Erhöhung drs Aktirnkapital« nachgesucht. Dieselbe soll in der Weise ersotgen, daß der Nominalbetrag d« Aktien durch eine aus den Erträgnissen der Lesellscha t zu leistende Einlage von »00 aus bo« Bulben herausgeletzt wird, ferner sollen die noch im Besitz der Besellschast befindlichen llüüo Aktien ebensalls aus «IO » uldcn nominal gebracht und begeben werden Aus diese soll den Aktionären ein VezugSrrcht eiigrräumt werden. D e Angelegenheit liegt dem Ministerium zur Beschlußfassung vor. eine Ent'cheidung wird m nahe Aufsicht gestellt. Gegen wäitig befinden sich 82632.0 »ulden Aktien der Aussig- Leplit« Eisenbahn im Umlauf Wenn da« Aktienkapital in angegebener Weise erhöht wird jo wird r« den Betrag von 18107500 Bulden rr-eichen. Die aus den im ganzen 7ll6«,72 Bulden betragenden Reserven zu leistende Nachzahlung aus die Aktien würde 5132800 Bulden in Anspruch nehmen — Ausj das ZinSerträgn's österreichisch ungari scher Werte übt da« jetzt in Hflerreich - Ungarn bestehende Boldagio einen ungünstigen Einfluß ou', weiter es ver- PSrttlich macht, daß diese Papiere in ziemlich parken Beträgen nach ihrem Heimatlande zuiückwandern Österreich-Ungarn hat ein Kapital von 2700 Millionen Gulden in Bold zu verzinsen, wodurch ein Betrag von etwa IO«- Millionen Gultnn Gold oder 124 Millionen Gulden Papier erfordert wiid Wenn man nun ein Loldagio von sH, über die Relation anuimml, (dasselbe stellte sich zeitweise noch höher) so bedeutet das Agio z B sür bie ldstencichische Südbahn eine Mehran gäbe von 750 oOr fl. oder 2 Fic». pro Aktie Die Vorteile der dmch den italieni schen Handelsvertrag erzielten Mehreinnahmen gehen dadurch zum Teil veiloren Die Erfordernisse sür die Priori äten- coupons hat die G.sellschast noch zu nicderigerem Agio gedeckt, aber bei einer Gelamidividtnde bie t-vo und >89l se 4 Fres, 1892 nur 3 FrcS betragen hat. könnte die- Mehrsorderms in- solge de« Agio- doch >nS Gewicht stellen Bei der StaotSbahn dürste das Agio I Frc« vom diesjährigen Erträgnis in An spruch nehmen Wenn dennoch eine höhere Dividende verteilt werden kann, so ist die- auf dir von den Prioritäten- besitz«» zngelassene langsam re Amortisation zurückzuiühren. Bei der Aussig - Teplitzer Eisenbahn ist das Mehr- erforderms 2« vor Bulden d i. l Gulden pro Aktie, bei der Böhmischen Rordbahn ca 40 <00 Gulden — Gulden pro Aktie, bei der alpinen Montangesellschast 25 000 Gulden. Bei den SlaatSpapieren war die Verzinsung der Kronenrrnten 6,80 M, dieselbe vermindert sich durch die Verschlechterung der österreichischen Valuta aus 6,48 M , die der österreichischen Papierrrnte ging leit Festsetzung der Relation von 7,14 M. aus 6,8vM zurück. Wenn einöfterttichisch-ungarischrSUnternehmen im vorigen Jahre 10 fl. Dividende ertrug und auch sür dar lausende Jahr ro fl verleiten kann, so hat sich da« Erträgnis doch um etwa 1 M. vermindert weil 10 fl richt mehr 17 M, sondern etwa noch 16 M wert sind Line Erhöhung dec Dividende dcr Kreditanstalt von 15 auf 18 Gulden würde sür den deutschen Besitzer nur eine solche von 25 au< 29 M be deuten. — Noch den« Gewinn, welchen d>e Aktiensärbcrei Münchberg im ersten Halbjahre 1893 erzielt bat, glaubt man eine Dividende von 6 Proz. in Aussicht nehmen zu dürfen. — Die Kohlenpioduktion Frankreichs betrug während des vctflvssinen Haj jahrcs 1893 im Tepartcment Pa« de Calais 48 4t84 I, gegen 4782395 t im gleichen Zettraume des Voijahres, im Departement Nord 2 403 584 r, ge en 2370639 t, zuiammeu 72O77k8 t gegen 7I53O»4 t. Dresden, 7. September. Auf dem heutigen Kleiu- viehwarkte waren aust-r 970 Kälbern und 760 Land- schweinen auch 250 ungarische Bako.üer, sowie 232 Hammelund 17 Rind r o'er in Summa 2229 Schlachtstücke zum Berkaus gestellt. Überstände vom letzten Hauptmarlle waren diesmal nicht vorhanden Sowohl Kälber als Schweine hatten guten Gcschäitkgang zu verzeichnen. Tas Kilo Kalbfleisch wurde, je »ach Güte bei Stücke, mit IO" dis 125 Pfennigen bezahlt, während der Zentner Schlachtgewicht ron Landschweinen eng lischer Kreuzung «0 bis 63 M und vor gering re» Sorten 5« bis 59 M kostete Der Zentner lebendes Gewicht von den fremden Landschweinen erzielte ohne Vergütung von Tara 48 bis 51 M Tie im au?gejchlachtcten Zustande angebotenen ungarischen Balonier galten 4>i bs 50 M pro 5o Kilo Scblachtgewicht, indeß der Zentner lebendes Gewicht von der selben Fettviehsorte bei Bewilligung von 40 bis 50 Pfund Tara pro Stück 44 bis 47 M kostete, »er Umax in Rlndein und Hammeln war zu Montag-Preisen ein belang oser. * Neueste Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer der Hamburg Amerikaniichen Pakelsahriaktiengeiell' schast. Postdampser „Bauwwall" ist am 4 September 12 Uhr mittags von Hamburg und Antwerpen in Movtreal aa- grkomm-n Postdampser , Pclaria", von Montreal kommend, Hal am 5 Sepiemb r 12 Uhr mittags von Newcastle die Reise nach Hamburg fortgesetzt. P.stdampser .,Italia", von New- Bork nach Stettin b stimmt, ist am 5 September ll Uhr mor gens in Kopenhagen aiigelowmen Postdampser .Borussia" ist am 4 Srptrmber ven Hamburg und Haere in Et TdomaS angrkommen. Postdampsir „Russia", von Baltimore nach Hamburg zurückkehrend, hat am 5. September 8 Uhr morgens Lizard passiert Telegraphische Nachrichten. Mainz, 7. Scptembcr. (Tel. d TreSdn Journ.) Da« KreiSamt macht bekannt, da« Rheinwaffer sei al« verseucht zu betrachten: die Badeanstalten find infolgrdtffen geschlossen, das Ltraßengirßen mit Rhriuwaffer untersagt und Lie Waschbrücken find entfernt worden. kussisvke 8 « 1883Oolilsnleiks übernehmt» zum Jncosio bez. zur Konvertierung in kussisvke 4 <> OvIilsnIeilHv und bittcn um Einreichung der Stücke mit CouponSbogen 2589 HLeksistke ka»k^e8eU8ek»ft. WaisenhäuSstlaße S. Markt 14. Markt 10. ' kj5len^Verk2lls.vvo 6sbmefL^oll3NljeL-0ig3l.LSu,l^l!le 30-150 o vifekt'txerogene ttsvZaZ-OmMtea, tMie / proben vverci^ Abgegeben! ß4iecit-ig5se 6ro5>0-?rei^e^ Zim Lrftkk des kkhrkrtöchtkrhtims Les Hächs. genius: likliriultteli» »u« «Ne» cke» Moritzstraß« l«, l. Sebffuet täglich von V-« Ubr. 2558 Gasthaus „Zum Lromptterslhlößchen" Z)res-en. Lltbemährre« bürgerliche» Easthnu« 1. Range«. 50 Zimmer mit guten Betten von 125 M answätt« ohne Berechnung von Lich« und Service. Srötztk der Reside«;. « Besitzer A. Reidehelz. Zum Verkauf steht eia Rappwallach, 7jährig l,76 hoch, in der Front geritten. Nähere« beim Wachtmeister d« Militär- Skeitunstalt. 2559 Unterzeichnet« nimmt die über den EtaatSbahndiättst Herrn Uuga Sen» ausgesprochenen vrrdächtigougrn ul« völlig grundlos hiermit zurück und bedauert d r- sildeu. Vrrsden, 7. September 189». »596 W.
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