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Dresdner Journal : 07.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-07
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1893
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208 DomeMa«. de» 7. September, abend« 1893 Dres-MrIMmal gemalt ihren Sieg verhindern, dabei aber durch wirt schaftliche Reformen die Lage der arbeitenden Klassen bessern wollen Zu denen, die außerhalb dieser Lager Generalmajors Frhrn. v. Hausen und des Haupt- Kunst und Wissenschaft. ii kommen deplazierte, nach altem Muster auf schwank gemäß drastische Effekte hinqezeichnete Figur, in deren entsprechender Vorführung sich die kurze Thätigkeit des Hrn. Steffter an unserer Hofbühne konzentriert hat, wurde gestern von Hrn. Gunz gegeben. Der genannte Schauspieler hat für derartige Partieen eine Norm in Haltung, Geberden und Rede, von der zu Gunsten einiger neuer, frischerer Wirkungen abzuweichen er umso weniger gewillt sein dürfte, als er dafür bisher noch immer die Anerkennung eines äußerst genügsamen Publikums gefunden hat. stiller Bündnisentwürfe halten, seit er Minister des Auswärtigen gewesen ist; Burdeau und Bourgeois, Casimir Perier und Cavaignac haben schon angesehene Namen, sind aber doch keine charakteristisch hervor stechende Erscheinungen, welche andauernd die Teil nahme des Publikums zu bewegen im stände sind. Ein Name freilich steht in der Liste der Gewählten, der bereits viel Aussehen erregt hat: Wilson. Nur auf Seitenwegen, versichert man, durch Bestechung könne er gewählt worden sein. Es gehört allerdings viel Kühnheit dazu, sich wählen zu lassen, nachdem man als unehrlicher Ordenshändler entlarvt worden ist. Aber Wilson vertraut seiner Kaltblütigkeil und seiner Kennt nis verborgener Sünden mancher Politiker; er ist „das Panama-Gespenst in der neuen Kammer", und darum hält er sich für unverwundbar. Dresden, 7. September. Nach den Stichwahlen in Frankreich. Die Wahlen in Frankreich sind zu Ende und von allen Seiten ertönt der Ausdruck der Erleichterung, daß ein Zeitabschnitt voll Zügellosigkeit, Erbitterung druck des neuen Parlaments verloren gegangen sind. Unterlegen im Wahlkampfe, werden auch der geschickte Angeber Andrieux, der majestätisch seine Weisheit vortragende Floquet und Clemenceau im Palais Bourbon fehlen. Letzterer, der seine Niederlage in einem ungewöhnlich heftigen Kampfe erlitten hat, war eine der interessantesten Erscheinungen im parlamen tarischen Leben Frankreichs, ein überaus gewandter Redner, aber schließlich kein produktiver Staatsmann. Durch seine Kunst im Neinsagen brachte er eine statt liche Reihe von Ministerien zu Fall, aber er ver möble niemals die von ihm befehdete Politik durch eine bessere zu ersetzen. Einer fruchtbaren Kritik nicht mächt g, wußte er immer nur, in allerdings schlag fertigsten und schärfsten Ausführungen, die Irrtümer und Fehler anderer aufzudccken. Er ist namentlich an der sozialpolitischen Strömung, in der er sich nicht hineinfinden konnte, gescheitert. Mit ihm findet, wie das „Fremdenblatt" treffend betont, der bürgerliche Radikalismus eine Niederlage, ähnlich derjenigen, welche in Deutschland die Partei Eugen Richtcrs lahm gelegt hat, eine Niederlage, die buch den Gang der Zeit bedingt ist. Das Auftreten der Sozialdemokraten hat überall zwei große Lager in Bildung gebracht: An- Hänger oder doch bedingte Freunde der neuen Lehre und andererseits solche, die durch eine starke Staats Lady Sibylle. Erzählung von E. Schroeder. (Fortsetzung.) Für die Gesarnlleitunz verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ve»»5pretii Ltd Vrreckva viortoljLdrjieli * bv kk., det ck«uttol»«o kootunotulteu vrertol- ^rlicd e dlurk; »u»,erduld U« <l«ut»cd«u ltotedo» tritt kott- unä 8tsmp«lruiu!l»>»s Kiuru. Liurolo« Humwsra- 10 kt. ^skasatxallx-UvdUUi-»», M äo» Kuum «iuor ^««pulteueu Loilo kleiner -ekritt 20 kt. llotor „Liogvsuuät" 6ie Teils 00 LL Kei l^delleo- uack TitlerurLtn ent-pr. ^ut«rtü*A. sUgUok mit Xuonnkm« Uer 8c nu- u. udeuä». ^«rurpreck-ituroklus»! dir. 1295. steckend. Selbst Leute von sonst gemessene^ Wesen entfalteten eine verblüffende Freigebigkeit mit äußerst stacheligen Redensarten und verschleierten Drohungen gegen das Ausland, um sich im nächsten Augenblick zugleich noch der Mäßigung vermeintlichen Heraus forderungen gegenüber zu rühmen und sich danach ihre musterhafte Haltung von der „Jndependance Belge" im Namen der auswärtigen Presse mit Lob bescheinigen zu lassen. ES gab Blätter, die eine ge- wisse politische Botheit Deutschlands darin suchten und fanden, daß die deutschen Herbstmanöver und die sich anschließenden Feste gerade in den Ausgang der französischen Wahlperiode fielen, während doch die Herbstmanöver hier wie dort an eine bestimmte Zeit gebunden sind, die Wahlen in der Republik aber gegen das Herkommen in diese Zeit verlegt worden waren. Es war eine Periode, in der die ruhige Überlegung ganz in den Hintergrund trat und das Gedächtnis kaum mehr bis zum Zeitungsblatt von gestern zurückreichte. Jetzt ist sie glücklich überwunden, sagt mit Recht alle Welt in Frankreich Die Wahlergebnisse sind den Lesern bekannt. Sie haben eine Volksvertretung geschaffen, in welcher die starken Persönlichkeiten der vorigen Kammer fehlen oder doch mit verringertem Nimbus wiedererscheinen. Ribot, Rouvier und Hevri Brisson sind auch diesmal gewählt worden, aber alle drei haben ihr staats männisches Ansehen innerhalb des letzten Jahres nicht aufrechterhalten: der erste hatte das Unglück, seine Ministerpräsidentschaft nur wenige Monate behaupten zu können, Rouvier blieb mit einem Teil seines poli tischen Rufes an der Panamasache hängen und Brisson hat in der nämlichen Affaire sein Renomme inS Lagesgejchichte. Dresden, 7. September. Se. Majestät der König haben Metz heule nachmittag ',20 Uhr verlassen und werden, unter Benutzung eines SonderzugeS ab Leipzig, morgen, Freitag, vormittags 10 Uhr 25 Min. in Dresden-Neustadt eintreffen Dresden, 7. September. Se. König!. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg traf gestern nachmittag auf der Rückreise von Mrtz in Chemnitz ein und begab sich von hier aus H7 Uhr abends in Begleitung des Chefs des Generalstades Gefallen thun und in meinem Namen an Worth in Paris telegraphieren." „Mit tausend Freuden! Was soll ich sagen d „Ein Ballkleid für den achtundzwanzigsten dieses Monats — weiter nicht-." „Aber die Farbe, Sibylle?" „Die überlasten wir seinem Geschmack Er hat mein genaues Signalement und weiß besser wie ich, was mir steht." „Sibylle!" „Karsbrooke?" „Wenn wir rosa sagten?" „Es könnte ihn verletzen." „Sibylle, Du hast mir lange keinen Gefallen gethan!" ,Fiegt Dir sehr an diesem?" „Sehr!" „Nun, ich will ihn noch lieber verletzen als Dich. Sagen wir also rosa!" Sie wandte sich lachend von ihm, er rief ihr ein heiteres Lebewohl zu und der Wagen flog davon. Das hatte neckisch, fröhlich und allerliebst ge klungen. DaS stolze Fräulein war ein paar Minuten lang, wenn nicht ein liebendes, so doch rin liebens würdiges Mädchen gewesen. Jetzt suchte sie sich wieder in der alten Haut zurechtzufinden. „Verzeihen Sie die Unterbrechung, mein Herr'", bat sie, an Waldstedt- Seite weiterschreiter.d, „Sie erinnern sich dessen, was ick Mrs. Sampson beim Abschied sagte, aber ich weiß nicht- mehr davon. Wie war eS doch?"' „Eie sagten: Ein Loch im Kleide ist doch kein Flecken auf der Ehre." „Nun?" „Ist das notwendig?" „Leider. Der Lord Oberrichter trifft auf seiner Rundreise morgen ein und man hat mir die Ehre angethan, mich zum Obmann der Großen Jury zu wählen". „Dann bleibst Du ein paar Tage fort?" „Voraussichtlich. Es giebt allerlei zu thun — als Hauptsache zwei arme Sünder zum Strang zu ver urteilen, vor und nebenher eine ganze Reihe von Ceremonien durchzumachen und zum Schlüsse gar noch ein Bankett". „Ein Bankett nach einer Verurteilung? DaS ist der wioerlichste Leichenschmaus, den ich mir denken kann!" „ES ist noch so eine Sitte aus der guten alten Zeit. Was mich übrigens verdrießt, Sibylle, ist, daß ich nun den Ball verfehlen muß!" „Mich könnte daS freuen an Deiner Stelle, KarS- brooke. Sechs Bälle in vierzehn Tagen und immer dieselben schlechten Tänzer!" „Du vergißt, daß für mich nur die Tänzerinnen in Bettacht kommen — im Grunde genommen nur eine einzige — unvergleichliche!"" , KarSbrooke", lachte sie, „mir scheint, ich habe Dich lange genug aufgehalten — Du möchtest Dich verspäten." „Sibylle"", bat er, die Stimme dämpfend, „Du wirst mich ein bißchen vermissen und mich das nächste Mal entschädigen.'" „O gewiß! Aber da fällt mir ein, da- nächste Mal ist nächste Woche und ich habe noch kein Kleid. Da Du nach Exeter fährst, so könntest Du mir den vc» ankü-äiiluuxcu »usxürt^r Xomta>^»touür «io« OrcuÜLvr ckouiMÜ»; »»»«I vr,»i»o ». s.: Aaaseirtei,» <2 S-rüu-Vi-a-LuudL-L- ». ». »lüüed«»! /tuck. Co.,' L'mit NiLüor sr: 6. AHüsÄer, LM« L. Luret <0 LÄ. Lvoigl. LrprUUioll <!«« Vreräver 1ourv»I«. Lr««<leo, Tviozerstr. 2V. Hrvsxreck-aorckluL»: Ar. ^295. und Verleumdung in allen politischen Kreisen nun mehr abgeschlossen ist. Denn der Höhepunkt der mit Gift und Galle getränkten Redensarten und der wilden Hetze mit Worten war nachgerade schon er reicht und es zeigte sich allenthalben eine bedenkliche Neigung, von den Worten zur That, zur Gewaltthat zu schreiten. Es trat etwas wie eine allgemeine Be griffsverwirrung ein, sagt ein deutsches Blatt, diese Periode kennzeichnend; die üble Laune wurde an mann- im Generalstabt v. Carlowitz nach Annaberg. Nachdem Se Königl. Hoheit heute daselbst dem Manöver der 5. Jnsanteriebrigade Nr. 63 deigewohnt, kehrte Höchstderselbe abends nach Chemnitz zurück Dresden, 7. September. Das am 5. September auSgegebene l^eichSgesetzblatt Nr. 32 enthält als einzigen Gegenstand die Bekanntmachung, betreffend den zweiten Nachttag zu der Vereinbarung erleich ternder Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschlands einerseits und Oesterreichs und Ungarns andererseits. * Berlin» 7. September. Se. Majestät der Kaiser haben Sein Manöverquartier im Schloß Ur- ville unweit Metz aufgeschlagen. Am gestrigen Tage wohnten der Monarch mit den anwesenden Fürstlich keiten rc. den Manövern des 8. gegen das 16. Armee korps bei. — Der Trinkspruch, welchen Se. Majestät der Kaiser am Montag bei der Paradetafel im allgemeinen Militärkasino rn Metz ausbrachten, lautet: „Der gestrige Tag, Meine Herren Benerüle führle uns mit dem größten Teile Ihres Torps zunächst /u der ernsten Stunde teS FeldgotteSdienfteS, in welchem wir unserer Dank dem Lenker der Schlachten auS prachen, daß Er uns bis hierher geiüh t; den Tank daß er uns geholfen und diese- schöne Glück Erde, dereinst Demschland gehörig dem Deutschen Reich wieder einverleibt hat. Sodann zogen w r hin zu d-m Deulmal Kaiser Wilhelm-. Die ernst n Blicke der Mann schaften zeigte», wie lies ergriffen sie von dem Momente waren: vor uns die allen Hören mit ihren Festen gen Himmel ragend und ringsherum ein blutd-düngter historischer Boden. Am heutigen Lage hat da- XVI Armeecorp» seinen Ehren tag gefeiert indem eS aus die eurige, unermüdliche FrieSeiS- arveit in der Parade seine Krone setz e. Ich wünsche Ihnen, Me-n lieber Bras Haeseler, Glück zu dem h-ntigen Tage und »anle Ahnen und dem gesamten ArmcecoipS für den hin gebenden Eiser und Fleiß, den Sie daran gewandt haben, um zu dem schönen Ergebnisse zu kommen. Sir haben die Ehre gehabt, nicht nur Meine Zufriedenheit sich zu erwerben; da- Lorps hat vor den Augeu Durchlauchtigster Lettern von Mir vorbeidefilieren dürsen, darunter zwei Heerführer, denen e- vergönnt war, unter dem Oberbeiehl- Reines hoch tilgen H-rrn «roßva ers den Fetdmarjchallstab vor dem Feinde sich zu erwerben, das Herrlichste, was einem Soldaten blühen kann Indem Ich sür die ersolgreiche Arbeit dem CorpS Meine vollne Anerkennung und Meinen Kaiserlichen Dank auSsprcche, ergreift Ich zu gleicher Ze t die Belegenheit, dem Torps Meine besordcre Zufriedenheit zu erkenne» zu geben; und um auch unter den Lothringern ein Regiment zu haben, welches in unmittelbarer Berb ndung mit Meiner Person steht, eri äre Ich Mich hiermit zum Lh?s de- allerjüagNen Regi ments Meiner Armee, d.S 115 , welche- am heutigen Tage besonder» s.ut bestanden hat. Sie mögen daran- erkennen, daß da- XVI Torps, welche- die Ehre hat, die Wachl an der -renze der Marken zu halten, Meinem Herzen nicht weiter steht wie jede- andere. Ich erhebe Mein Glas und trinke aus daS Wobl des Kommandierenden und der sämtlichen Truppen des XVI Armcccorps. Hurra! — nochmals Hurra! — zum dri teu Male Hnrra!' Der kommandierende General des XV!. Armeecorps, Graf v. Haeseler, erwiderte hierauf: . Eurer Kai erl. und Königl. Majestät XVl. Armcecorps hat heute den höchsten Lodn erhalten, den ein Soldat erhalten kann, die Anerkennung seines Kaise-s und Königs Tieser Anerkenn ung würdig zu bleiben, w:rd das Bestreb!n des XVl Armee- corp», jedes einzelnen, vom General bis zum Gemeinen, sein, im Friesen und im Kriege! Unsere Wünsche gipfeln in dem Rus: Se Majestät, unser Allergnädizster Ka ser und Kön g, Er l be hoch! Hurra! — Huna! — Hurra!' — Der Trinkspruch, welchen Se. Majestät der Kaiser am Dienstag bei der Festtafel für di: Civil- behörden in Metz auSbrachten, lautet: „Mein heutiger Trinklpruch grlr den Reichsla den und von den Re'chslaaden den Lothringern. M inen wärmsten und herzlichsten Dank sage Ich den Lothringern sür die warme und freundliche Aus:ahme. die sie Mir gewährt haben. Rauschender Jubel, freudige Eesichter freuvig be wegte Worte sind Mir entgegengebracht, und zu herrlicbem Darike verpflichten Mich dieselben. Ich iche aus den Ovationen, auS der Feste» ftimmung der Bevölkerung von Metz sowohl, wie auch der der La dbcvölterung, d e Be stätigung, daß Lothringen sich wohl im Reiche fühlt Bor den Augen der hiesigen Einwohner zieht em Stück der deutschen Gr'ßc, Ler deutschen Einheit vorvei Das Haust Nichtamtlicher Teil. Ueltgrap-ifche und telephonische Nachrichten. Saßnitz, 7. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Infolge Kentern- eine- Boote- de- rorpedoschulschiffe- „Blücher" find drei Matrosen ertrunken. Das Torpedoschiff „Blücher" fuhr, mit den Leichen an Bord, nach Kiel. Wien, 6. September. (D. B. Hd.) Nachdem neuerdings in Wien wieder verschiedene verdächtige Erkrankungen vorgekommen find, beschloß der Bürgermeister, am Sonnabend die im vorigen Jahre gebildete große Cholerakommission eiuzu- berufen. Lemberg, 6. September. (D. B. Hd.) In Cicszouow, wo Manöver stattfinden, ist gestern unter den Mannschaften ein Cholerafall vor- gekommen. Buda-Pest, 6. September. (D.B.Hd.) Die Ortschaften Pnrrbach bei Oedenburg und Murany bei Nagy-Rocze find durch Feuersbrunst teilweise zerstört worden. Der Schaden ist sehr bedeutend. LeedS, 6. Srpt.mber. (W. T. B.) AuS Farnley werden schwere Ausschreitungen gemeldet. Lie Streikenden mißhandelten den Grubrndirektor mit Stockschlägen. Auch ein anderer Mann wurde schwer verwundet. Die Polizei zerstreute die Menge, wobei ein Polizeiagrnt ver- wundet wurde. Nach zahlreichen Ortschaften von Derbyshire, Nottingham und Aorkshire, in denen Ausschreitungen befürchtet werden, find Polizei- Verstärkungen und Militär entsandt. Stockholm, 6. September. (D.B.Hd.) DaS Königl. Kommerzkollegium verfügte, daß alle mit Auswanderern auS russischen, südlich von der Finnischen Bucht belegenen Häfen ankommende Schiffe nach einem Observitionsplatze zu ver- legen, die Auswanderer einer ärztlichen Unter suchung zu unterwerfen und die Landung erst nach fünf Beobachtungstagen zu gestatten sei. Sofia, 0. September. (D. B Hd.) Auf Ver fügung der obersten Sanität-wache ist die türkisch- bulgarische Laude-grenze für Reisende nur bei Hrbitschow und Kotscherivowo, die Seegrenze nur bei Barna und Bürge- geöffnet. Dir Reisenden zu Wasser und zu Lande müssen sich einer acht tägigen Quarantäne unterwerfen. Konstantinopel, 6. September. (W. T. B.) Der GrsundhritSrat hat beschlossen, deu Schiffs- patenten die Bemerkung hinzuzufüg-m, daß in der Irrenanstalt zu Skutari cholrraähnliche Fälle vorgrkommen find, von denen mehrere tödlich ver- liefen. In allen Häfen der Türkei unterliegen Provenienzen auS Konstantinopel einer 2tstündigen Beobachtung. New-Avrk, 6. September. (D. B. Hd.) In der Nähe von BateSville (Jndiania) fand ein Zu sammenstoß zwischen einem Güterzuge und einem von Chicago nach Cincinnati bestimmten Schnell zuge statt. Zwölf Personen wurden getötet, 4V schwer verletzt. In dem Güterzuge waren vier Preiöochsen, welche, als sie befreit waren, wütend vor Schrecken, das Bahnpersonal angriffen und mehrere andere Personen verwundeten. K. Hoktheater. — Altstadt. — Am 6. September: „Nach Madrid"'. Lustspiel in vier Akten von Wilhelm Wolff. Das Stück hat auf unserem Theater eine stattliche Reihe von Vorführungen und in jeder derselben die lebhafte Anteilnahme unseres Publikums gefunden. Auch gestern wurde eS mit freundlichstem Beifall aus genommen; eS unterhielt und ergötzte die Zuschauer sichtlich und bewährte sich mit der Kraft, die ein feineres litterarischeS Streben und ein gewählter Ton dem Ganzen verleihen. Wolffs Lustspiel, das bei schwächlicher Motivierung durch die namentlich in den mittleren Akten geschickte scenische Gestaltung und die nette Führung de- Dialog» mehr an spricht, als viele andere neueste Bühnenarbeiten, wird überdies in seiner Wirkung durch eine höchst vortreffliche Darstellung gestützt, innerhalb deren Frl. Ulrich als spirituelle Meisterin des Kon versationston- den Mittelpunkt behauptet. Ihr Spiel in der Rolle der inlriguanten Baronin v. Fliffungen ist bewunderungswürdig in der vollen Frische ihrer Laune. Wie sie den Dialog nuanciert, die Rede ab bricht, wieder anknüpft, w>e sie die Antworten de- GegnerS herau-lockt und ihm damit diplomatisch Fes seln anzulegen sacht — all' diese Kunst, die sie mimisch wunderbar untermalt, nimmt jeden Empfänglichen mit bezauberndem Eindruck gefangen und bleibt auch nicht ohne Anregung für die Milspielenden. — De» Frhr. v Ballenstedt, die in der Stimmung des Ganzen voll- Bei diesem Blick erst erinnerte sich Waldstedt an Dollys Geplauder unten am Strande. Belustigt und neugierig wandte er den Kopf ein bißchen, um zu er spähen, ob „Tante Sibylle" den „Onkel Karsbrooke" nicht am Ende auch „schrecklich gern leiden'" möge. ES hatte jedoch nicht den Anschein. Sie lächelte ihm zwar entgegen, aber nicht der leiseste Reflex einer Herzensflamme glühte auf ihrer Wange. Wissen konnte man trotz alledem nicht. Solch ein stolzes Fräulein hatte natürlich seine Gefühle unter doppeltem Verschluß. AIS sie, beim Wagen angelangt, stehen blieb, trat er ein bißchen absrit» zu den Kindern. Hören mußte er trotzdem, war gesprochen wurde. „Wohin, Karsbrooke?" fragte sie. „Nach Exeter, Sibylle". Die Stimme'dk- Ant wortenden klang hart und doch nicht unsympathisch. intelligenter Finanzmann, Meline ist berühmt durch die Höhe der Schutzzölle, die er beantragt und durchgesetzt hat; Lockroy schwankt romantisch zwischen Wanken gebracht. Constans thront auf einem Sitze -Radikalismus und Sozialismus, Flourens läßt sich im Senat und Ferry ist tot, weiterhin zwei hervor- für einen Mann voll diplomatischer Geheimnisse uno ragende Männer, die für den physiognomischen Aus ¬ stehen, gehört der bürgerliche Radikalismus, von dem die Arbeiter und die Bürger gleich wenig erwarten und der daher von beiden Seiten eingeengt wird. Die emsige Aufgabe, die ihm bleibt, stets an die Rechte de- Individuum- zu erinnern, diese Aufgabe hat er gerade in Frankreich anderen überlassen. Clemenceau und seioe Partei sind nicht liberal, sondern unduldsam; sie find im Geiste Nachfolger der alten Jakobiner, dir fie verehren, und möchten die Staatsgewalt dazu v.r- wenden, eisen Offensivkrieg gegen die Kirche zu führen. So wird e- auch erklärlich, daß sich nicht nur die Sozialisten, sondern auch Klerikale gegen die Wahl ClömenceanS gestemmt und sie um so sicherer vereitelt haben, al- persönliche Feindseligkeiten und Verleum dungen in der Hetze gegen Clemenceau ihnen treffliche Beihilfe boten. Bemerkenswert aber ist, daß mit dieser Niederlage des Führers eine solche der radikalen Partei überhaupt sich verbindet. Was von der letzteren in die Kammer zurückgekehrt ist und sich dort nicht zur Mitwirkung als linker Flügel der Gemäßigten bequemt, da» wird an Stelle des bisherigen Bormanne- einen anderen, zum Bündnis mit den Sozialisten bereiten Leiter finden, wahr scheinlich Goblet, den einstigen Ministerpräsidenten, der gewöhnt ist, seine Gedanken unerschrocken in Worte und auch in Thaten umzuletzen. . . . Endlich vermißt man unter den Neugewählten noch den Bonapartisten Cassagnac, den Meister der Zwischenrufe, in denen er seinen derb schlagfertigen Witz erschöpfte, und den glänzendsten Redner deS letzten Hauses, den Konjeivativen de Mun. Jener wird seine Witze und Anzüglichkeiten fortan in der Presse zum Vortrag bringen, aber er und der christlich soziale Graf werden gewiß noch einmal in die Kammer zurückkehre». Die im Hause Verbliebenen sind nicht so fesselnde Persönlichkeiten wie diejenigen, welche es verlassen mußten. Leon Say, so charakterisiert das schon ge nannte Wiener Blatt die Gruppe der ersteren, ist ein
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