Suche löschen...
Dresdner Journal : 04.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-04
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nachrichten aus -en Lau-esteUe«. * Leipzig, L September. Eine in den »Volkithallen" abgehaltene Versammlung der Steinmetzen, die von Vresöver Nachrichten vom 4. September. * Der Vorstand de« Allgemeinen Sächsischen Lehrerverein« giebt bekannt, doch die diesjährige staiuten- gemäßeDelegiertenversammlung Montag,den2ö.Sep tember, hier in Meinhold« Sälen aigehalten »erden soll. Außer geschäftlichen Angelegenheiten sind folgende Geaen- lumdr auf di« Tagesordnung gesetzt worden: Der einheit liche Schreibduktu«; die Stellung oe« Allgemeinen Sächsi schen Lrhrerverein« zu den Allgemeinen deutschen Lehrer- »ersammlungen (Deutschen Lehrertagen): die gewünschte Um schreibung früherer Seminar,eugnifs«: die Wirkung de« Ge- Ützes, die Gehaltsverhaltmsse der Lehrer an den Volka schulen betreffend, vom 4. Mai 1892 u. s w - X. Am nächsten Freitag abend« 7 Uhr findet eine allgemeine Jnnung«versammlung statt. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag über die Kranken-, In validen- und Unfallversicherung und die damit verbundenen Verpflichtungen für die Gewerbtreibenden, Meldewesen rc. (Referent Hr. Schmiegel), ferner über da« Submission«- wesen in Staat und Stadt (Referent Hr. Klempnermeister Lange) und die regierung«seitig geplante Reorganisation de« Handwerkes in Genossenschaften (Referent Hr. Obermeister Kascheck). — In eindringlicher Weise fordert der Vor sitzende de« JnnungsausschusseS mittelst Zirkular« die Mit glieder auf, an dieser Versammlung teilzunehmen. Au« dem Polizeiberichte. Gefunden wurde im Monat August d. I«. von einem Kaufmann in seinem Geschäftslokale auf der Grunaer Straße ein goldener Klemmer; am 1. September vom Dienstmann Lorenz Rothe vor der Ankunftshalle de« Schlesischen Bahn hofes eine goldene Damenremontoir-Savonnettuhr in einem rotledernen Etui; an demselben Tage vom Tischler- gehilfen Max Hörig ein Geldtäschchen mit Geld und einem Trauringe, gezeichnet L. ^V. ä. 13./11. 1888; am 2. d. Mts von der Schneidersehefrau Henriette Schädlich auf der Louisenstraße, Ecke Alaunplatz, eine silberne Eylinderuhr mit Kette; außerdem sind im Monat August d. IS. in den Straßenbahnwagen der Deut schen Straßenbahngesellschaft hierselbst 48 verschiedene Gegenstände, darunter ein Opernglas, fünf Regen- und Sonnenschirme, zwei Spazierstöcke, elf Paar Handschuhe, ein Spitzentuch und verschiedene andere Tücher, drei Schlüssel und zwei Klemmer gefunden worden, welche bei gedachter Direktion, Ostroallee 32 pari, in Empfang ge nommen werden können. — Der am 1. Oktober 1870 in Magdeburg-Buckau geborene Postgehilfe Richard Lüderitz, 1,70 m groß, dunkelblond, mit einem Anflug von dunklem Schnurrbarte, bekleidet mit grauem, weichem Hute, graubraunem Jackette und grauer Hose, ist nach Unterschlagung bedeutender Summen f.lüchtig. — Seit einiger Zeit hat ein Unbekannter mit schwarzem Haar und Schnurrbart, von voller, großer Gestalt, ungefähr 40 bis 45 Jahre alt, vermutlich Lehrer an einer höheren Lehr anstalt, mittelst gefälschter Rezepte größere Quantitäten Morphium und Opium aus einer hiesigen Apotheke sich zu verschaffen gewußt. Vor demselben wird gewarnt. — Vergangenen Sonnabend fand eine Portiersehefrau in dem Treppenflur eines Hauses der Kamenzerstraße einen aus gesetzten Knaben im Alter von ungefähr acht Tagen und nahm denselben an sich. Die aus erstattete Anzeige hin sogleich eingeleiteten kriminalpolizeUrchen Erörter ungen führten heute morgen zur Ermittelung der Mutter des Kindes in einer 25jährigen Fabrikarbei terin von hier, welche wohnungslos ist und angegeben hat, sie habe die That nur begangen, weil sie sich nicht anders zu raten und zu helfen gewußt habe. — Seit 31 August d. I. befindet sich in Heidenheim in Württemberg ein Individuum in Verwahrung, welches behauptet, über seine Person nur zu wissen, daß er Adolf Schmidt heiße und aus Kopenhagen herstamme Über sein Vorleben hat er angegeben, daß er seit seiner frühesten Jugend teils im Deutschen Reiche, teils in Österreich mit fahrenden Leuten, in letzterer Zeit allein umhergezogen und auch schon einmal in Österreich in der Gegend von Mähren zivecks Feststellung seiner Persönlichkeit 3 bis 4 Monate resultatlos inhaftiert gewesen sei Der Fest« genommene, welcher mehrfach schon bestraft sein will, hat jedenfalls triftigen Grund, seinen wahren Namen zu ver schweigen. Er ist ungefähr 22 Jahre alt, 1,76 m groß, hat braune, strähnige Haare, hohe Stirn, graue Augen, lange Nase, trägt blonden Schnurr und Kinn bart und macht den Eindruck eines Zuhälters. — Vor 3 Wochen ist ein 11jähriges Mädchen vor Be ginn des Turnunterrichts von einem Schwebereck zu Boden gestürzt. Die Kleine hat dies ihren Eltern ver schwiegen und auch an zwei darauf folgenden Turntagen am Turnunterricht noch teilgenommen. E» haben sich bei ihr jedoch nach und nach heftige Kopfschmerzen eingestellt, sodaß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte, wobei sich ergeben hat, daß sie einen Schädelbruch er litten hatte. — Ein als Fremder hier aufhältlicher stellenloser Reisender hat sich am vergangenen Sonn abend durch Erschießen den Tod gegeben. L. Der am vorgestrigen Abend gefallene, mehrere Stunden anhaltende Regen hat mehrere Festlichkeiten, die für den Sedantag sorgfältig und unter nicht geringem Kostenauswande vorbereitet waren, in ibrer Durchführung teils wesentlich beeinträchtigt, teils vollständig unmöglich gemacht. So mußte z B. eine patriotische Feier, die Hr. Hoflieferant John auf der Waldschlößchenterrasse nicht nur au« Anlaß de« Sedantage«, sondern namentlich auch des auf den 2. September fallenden Geburt«feste« Ihrer Kaiser!, und König!. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August geplant hatte und an der die Kapelle des König!. Hoftheaters zu Neustadt sowie die Zöglinge des Pestalozzistiftes teilnehmen sollten, in der Hauptsache unterbleiben. Hr. John konnte sich nur auf eine glän zend« Beleuchtung de« RestaurationLgebäude«, Abbrennen von bengalischem Feuer, sowie auf die Herstellung reichen Fahnen- und Flaggenschmucke« in den sächsischen, deutschen, schwedischen und toskanischen Farben beschranken - Die unsichere, meist regnerische Witterung der letzten Woche hat die Grummeternte, die stellenweise einen besseren Ertrag erwarten ließ, wie die Heuernte, nicht nur ausgchalten, sondern vielfach auch da« geschnittene Kutter ausgelaugt und geringwertig gemacht. So sehr in Schiffer- kreisen ein langanhaltender Landregen zur Erhöhung de« Elbwafferftande« herdeigesehnt wird, so sehr wünschen die Landwirte der hiesigen Gegend wenigsten« für die nächsten 14 Tage sonnige» Wetter, um da« Futter trocken ein- bringen zu können. Wenn die Ernte de« Grummet« gut von statten geht, werden viele Landwirte die befürchtete Futiernot nicht so schwer empfinden, zumal ein dritter zur Grünfütterung zu verwendender Schnitt oder eine gute Hutung bei einigermaßen günstigem Wetter noch zu er warten sind, wodurch der frühe Verbrauch de« Winter futter« hinausgeschoben wird. etwa 20 Personen besucht war, beschäftigte sich, dem „Leip« Tagebl." zufolge, mit dem in Dre«den au«, gebrochenen Streik der Steinmetzgehilfen Die hiesigen Gehilfen erklärten sich mit dem Vorgehen der Dre«dner Kollegen einverstanden und beschlossen, dieselben allwöchentlich mit 5 Prozent de« Verdienste» zu unterstützen De« Ferneren beschloß man, die vom letzten Steinmetz- kongress« vorgeschlagene lose Organisation mit dem Ver- trauenümännersysteme vom 1. Oktober ab auch hier ein- zuführen. * Erimmitschau, 2. September. Heute nachmittag fand, wie da« „Leipz. Tgbl." berichtet, hier die Ent hüllung de« Denkmal« für weiland Se. Majestät Kaiser Wilhelm I. statt. Um 3 Uhr bewegte sich vom Neumarkt au« der Festzmr (an welchem sich di« Militär- vereine, der Reich«treue Verein, da« Gchützenbataillon, die Frnwllllge Feuerwehr, der Turnverein, der Gewerbe verein, der Kaufmännisch« Verein sowie die Männer- gesangvereine beteiligten und in dessen Mitte die Kaiser- lrchen, Königlichen und städtischen Behörden, da« Denk malskomitee und die ersten Knabenklaffen der Schulen sich befanden) nach dem Taubenmarkt, woselbst da« Standbild seine Aufstellung gefunden hat. Nach einem Liedervortrag de« Männergesangverein« hielt Hr. Kommerzienrat Otto Grimm die Weiherede, nach deren Beenvigung unter Kanonendonner die Hülle von dem Standbild« fiel. Die Gewehrabteilungen der Militärvereine präsentierten und die Fahnen senkten sich vor der hehren Gestalt de» ersten Deutschen Kaiser«. Nach dem gemeinschaftlichen Gesang von „Deutschland, Deutschland über alle»" übergab der Redner das Denkmal dem Schutze der städtischen Be hörden und dankte zum Schluß allen denen, die sich um die Errichtung desselben verdient gemacht Namens der Stadt übernahm Bürgermeister Bekmann das Denkmal mit dem Versprechen, es alle Zeit zu pflegen al« ein Zeichen der Erinnerung an jene große Zeit von 187071. Er schloß mit einem Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm II. und den König von Sachsen, in welches die Mcnge jubelnd einstimmte. Am Fuße des Denkmals legten die Vereinsvorstände prachtvolle Lorbeerkränze nieder. Gemeinschaftlicher Gesang schloß die Feier. Von hier aus bewegte sich der Festzug durch die Straßen der Stadt nach dem auf dem Postplatz stehenden Kriegerdenkmal, woselbst im Auftrage der vereinigten König! sächsischen Militär vereine der Vorsteher der „Cavallerie" einen Lorbeerkranz niederlegte. U. Zwönitz, 3. September. Heute nachmittag fand hier im Gasthaus zum „Goldenen Engel" unter Vorsitz des hiesigen Bürgermeister« Zeidler eine sehr zahlreich be suchte Versammlung von Vertrauensmännern statt, um über Ausstellung eine« LandtagSabgeordneten der Ordnungspartti für den 17. städtischen Wahlbezirk zu be raten; es wurde einstimmig die Wiederwahl des bisherigen Vertreters, Hrn. Baumeister Uhlmann in Stollberg, be schlossen. * Olbernhau, 2. September Vorgestern nachmittag fand, dem „Chemn. Tgbl." zufolge, die feierliche Grund steinlegung zu dem hiesigen neuen Amtsgerichts- gebäude statt. Zu dieser Feierlichkeit hatten sich in geordnetem Zuge von der Gerichtsschänke aus unter Vor antritt der Maurer, Zimmerleute und Steinmetzen, sowie des RatSmusikchors die Mitglieder des Gemeinderats, die Spitzen der Behörden, da» Lehrerkollegium, die Bau meister, die Vorstände und Angehörigen hier vertretener Vereine und Innungen auf dem Bauplatze eingefunden. Zunächst stimmte die Sängervereinigung das Lied „Allein Gott m der Höh rc " an, dann begrüßte der Gemeinde vorstand Gessing in einer längeren Ansprache die Erschie nenen und es wurde hierauf die in einer Blechbüchse ver wahrte Urkunde dem Grundstein einverleibt. Nach einem zweiten Gesang erfolgten die üblichen Hammerschläge. Hierauf hielt Pastor Pinder noch eine kurze Rede und sprach das „Vaterunser". Den Schluß der Feier bildete der Gesang des Liedes „Laß mich dein sein und bleiben." LI. Aus der Oberlaufitz, 2. September. Die Obst ernte hierselbst ist eine überaus reichliche; die Obsthändler zahlen für einen Zentner Fallobst nur 60 Pf. E» wird daher den Obstgärtenbesitzern geraten, Fruchtwein zu fabri zieren, da es sich nicht verlohnt, mit dem Obste den Markt zu besuchen. vermischtes. * Die touristischen Unfälle dieses Sommers sind zahlreicher als sonst. Fast nach jedem schönen Sonntag kommt von da oder dort die Kunde von einem Touristen- unalück, und die Zahl der Opfer, welche die Berge in dieser Saison fordern, mehrt sich von Woche zu Woche. Untersucht man die Umstände, schreibt die „N. Fr. Presse", unter welchen sich diese traurigen Ereignisse vollziehen, so wird man finden, daß kein einziger der Heuer vorge kommenen Unfälle durch Elementarereignisse, denen die menschliche Kraft nicht gewachsen ist, verursacht wurde. Elementare Zwischenfälle — Schneestürme, Orkane, Schnee- und EiSrutschungen oder Brüche — können selbst den ge wiegtesten und vorsichtigsten Touristen in« Verderben stürzen. Aber alle Touristenunfälle des heurigen Jahres ereigneten sich bei günstigem Wetter. Dagegen ist eine Thatsache in die Augen springend: Mehr als je wurden im heurigen Jahre touristische Anfänger, Neulinge in den Bergen, welche ihre ersten Ausflüge unternahmen, von Unsällen betroffen. Die Zahl der Opfer, welche durch leichtsinnige« Wagen auf unbekanntes Terrain, durch jugendliches Himmelanstürmen in den Bergen ihr Leben einbüßten, ist eine erschreckend große. Wenn die Tausmde von jungen Touristen und Alpinisten, deren Heer trotz der vielen Opfer sich alljährlich vergrößert, auf den Rat erfahrener Bergsteiger, langjähriger Besucher der Alpen hören würden, wäre mancher Unfall schon ver hütet worden. Der jüngste Fall — wir haben hierbei die beiden verschollenen Gymnasiasten Pohl und Nitsche im Auge — bietet hierfür ein bezeichnendes Beispiel. Nach der amtlichen Mitteilung der Bezirkshauptmannschast Ad mont an die Eltern der beiden Vermißten ist an dem tragischen Au«gange diese« Autfluae« nicht mehr zu zweifeln. Drei junge hoffnungsvolle Studenten machten in den Ferien ihren ersten Autflua in die Berge Vorerst mußten sie den Widerstand der Eltern besiegen. Sie führten die Billigkeit der Fahrpreise de« Veranügungszuges m» Feld und auch den Umstand, daß der Tamischbachturm, wie e« in den „Führern" heißt, leicht und gcfahrlo« zu ersteigen ist. Endlich haben sie die Erlaubnis der Eltern erlcmgt, uns der Nachtzug entführt di« jungen Alpeafahrer. Av- gefpannt und übermüdet langen sie nach einer im gedrängt vollen Coups schlaflos verbrachten Nacht mit dem ersten Hahnschrei in der LuSgangSstation für ihre Tour an und machen sich nach kurzer Rast an den Aufstieg, an die Be zwingung des Riesen, dessen mächtiges Felsenhaupt noch in Morgennebel eingehüllt ist. Im Anfang geht e« gut, sanft ansteigend gelangen sie an Wiesen und Feldern vor bei zu einem Graben. Sie waren schnell marschiert — denn der Sonntag ist kurz und ein große« Stück Wege« liegt noch vor ihnen Halb au«gepumpt stehen sie plötzlich in dem steinigen Graben, der sich steil auf. wärt« zieht. Keuchend setzen sie den Weg fort, der immer steiniger, immer steiler wird. Sie verirren sich Natürlich, ihre schlaf trunkenen Augen haben die Markierung übersehen — erst nach zweistündigem Umherirren finden sie wieder den Weg. Sie sind übermüdet, aber noch halten zwei von der Partie Schritt — der dritte keucht hinten nach und ist bald am Ende seiner Kräfte an gelangt. Er legt sich auf den feuchten Boden, erklärt, nicht mehr weiter zu können, und bleibt zurück Seine Ge- fährten steiaen aber weiter — man hat sie früher nicht gesehen Nach kurzer Rast geht der Zurückgebliebene dann oergab. Seine dünnbesohlten Schuhe machen den Abstieg unangenehm, der kurze Handstock erweist sich auch al« un brauchbar beim Abstiege, dazu fröstelt e« ihn an allen Gliedern — der leichte Sommeranzug ist für die Nässe und kühle Morgentemperatur in den Bergen nicht ge schaffen. Endlich ist er im Thal« und atmet erleichtert auf. Er hat einsehen gelernt, daß ein Tourist ohne feste Schuhe, ohne einen derben Stock und ohne schützend« Kleidung nicht in die Berge gehen darf. Er hat aber auch einsehen gelernt, daß man nicht ohne Erfahrung oder ohne einen erfahrenen Begleiter in die Berge steigen darf, daß ein kleiner gedruckter Führer und da« betgehestete Markierung«! kärtchen für Neulinge in den Bergen ein ungenügender Ratgeber find. Die Logik dieser Erfahrung und vieler an derer Fälle aber ist, daß e« unverantwortlicher Leichtsinn war, Bergfahrten m solcher Adjustierung und mit unge nügender Vorbereitung zu unternehmen. Ganz abgesehen von der Gefahr des Abstürzen« ist es auch in anderer Beziehung gewagt, in Sommerkleidern in die Berge zu gehen. Ein Regenschauer durchnäßt die leichte Kleidung, welche keinen Schutz bietet gegen den starken Temperaturunterschied zwischen dem Thale und der Spitze eines zweitausend Meter hohen Berges. Wie leicht kann sich ein derart adjustierter „Tourist" eine Lungenentzündung zuziehen. Viele dieser Unglückrfälle ge schehen auch dadurch, daß die Touristen von den gut ge bahnten und gut markierten Wegen abweichen — um ent weder den Weg abzukürzen oder, was schlimmer ist, neue Wege zu finden. Durch die Sorgfalt der touristischen Ver eine erweitert sich das Netz der gut markierten Wege in den Bergen von Jahr zu Jahr. Nach allen Richtungen sind unsere Alpen von einem farbigen Netz von Ariadne- faden durchzogen, und gerade zu jenen Punkten, deren Besuch sich vor allem lohnend und genußreich gestaltet, führen stets zahlreiche bezeichnete Wege. Es ist gar nicht anzunehmen, daß man außerhalb dieser Wege vielleicht noch schönere Punkte antrifft. Darum ist.es ein um so größerer Leichtsinn — vielfach ein freventliche« Spiel mit seinen Kräften und seinem Leben —von der Markierung ab zuweichen. Der Einwirkung touristischer Vereine entzieht es sich allerdings, wenn Nichtmitglieder, wenn junge An fänger ohne die nötige Ausrüstung in die Berge ziehen. Wohl ist aber die Verlockung, in die Berge zu ziehen, durch die touristische Propaganda eine große. Diese sollte verringert werden. Die touristischen Vereine sollten weniger aneifernd und mehr mahnend, speziell jungen Leuten gegen über, auftreten. Vielleicht wird dadurch dem Streben nach den Bergen seitens junger, unerfahrener und nicht genug kräftiger Leute ein Damm gesetzt. * Eine eigenartige Sommerwohnung hatte sich — so schreibt die „Königsberger H.-Z" — ein Bettler zu verschaffen gewußt, der die Ortschaften unserer Umgegend heimgesucht hat. Obgleich die Gendarmen dm ganzen Sommer hindurch auf ihn fahndeten und trotzdem er bettelnd von Ort zu Ort zog, war es nicht möglich, ihn zu fassen. Er war eine allgemein bekannte Person und um seine« originellen Wesens willen besaß er die Sym pathien der meisten Besitzer, sodaß er außer Eßwaren auch oft noch Geld erhielt Kürzlich ritt nun ein Gendarm von Seefeld nach Marienhof und verfolgte hierbei einen am Fuße des Galtgarben sich hinziehenden Nebenweg. Plötzlich fielen ihm zwei Hunde auf, die vor einem dicht- belaubten großen Lindenbaum standen und mit erhobenen Köpfen wütend bellten. Der Beamte umritt den Baum und bemerkte auf der dem Weg entgegengesetzten Seite im Stamme angebrachte Steigesprossen, und al« er nun zwischen dem Geäst emporblickte, auch einm Menschen, der in einem zwischen zwei Ästm eingerichteten Lehnstuhl" saß und „tafelte". Der Gevdarm merkte sofort, daß er die „Wohnstätte" des lange gesuchten Bettlers gefunden hatte, und gebot ihm, herabzusteigen, was dieser aber nicht that. Der Gendarm zog hierauf den Revolver, und jetzt erst bequemte sich der Mann, aus seiner luftigen Wohnung niederzusteigen, sodaß nun seine Verhaftung erfolgen konnte. Als man die sonderbare Wohnung untersuchte, fand man sie recht sorgfältig hergerichtet; von Brettern war ein Fuß boden hergestellt, ebenso eine dichte Decke, und an drei Seiten waren Äste so dicht durcheinander geflochten, daß weder Sturm noch Regen hier eindringen konnten. In dem „Stuhl" schlief der Mann, und unter ihm befand sich die „Speisekammer", in welcher das erbettelte Brot auf bewahrt wurde. Der Mann hatte unter dem Blätterdach den ganzen Sommer über gewohnt. * Über die Apfelsinenrucht in Palästina enthält der neueste Bericht des englischen Konsul« in Jaffa inter essante Daten. Die Jaffa-Apfelsinen haben sich wegen ihre« au«gezeichneten Geschmack« in den letzten Jahren einen Weltruf erworben. Während diese Frucht vor 18 Jahren nur in Beyrut, Alexandrien und Konstantinopel bekannt war, werden jetzt große Mengen davon nach Europa, Amerika und selbst nach Indien exportiert. Neue Lpfelsinenhaine werden fortwährend angelegt; ihre Zahl beträgt jetzt über 400 gegen 200 vor 15 Jahren Diese Industrie hat auch ihren Einfluß auf die Bevölkerung Jaffa« auSgeübt. Da«selbe hat jetzt 42 000 Bewohner gegen 15 000 vor 12 Jahren An der Industrie sind nur Eingeborene beteiligt. Jeder Apfelsinengarten umfaßt ungefähr einen Flächenraum von 2000 Quadratfuß. Die Bäume sangen im vierten Jahre nach ihrer Pflanzung an zu tragen, jedoch erst nach 7 oder 8 Jahren wird eine einträgliche Ernte abgeworfen. Während dieser Zeit müssen die Gärten fleißig bewässert werden und diese Bewasser- ung bildet den schwersten und arbeittvollsten Teil der Apfel sinenzucht. Statistik und Volkswirtschaft. Aennfport. Baden-Baden, 1. September. Bierter Lag. I. Schwarzwald»Rennen. 2000 M Dip. 900 m. Gr. R. Esterhazys »j. F.-St. Baronin ». Lraig Millar a. d. Sollich 1. Gr D. Festetic» 2j. br. H. Fenegyerek s. Hrn. L. ». Laag.Puchhof» »i. schwbr. St. Alp »rose ». II. Karlsruher Handicap. 5000 M. Dist. 2000 w. Gr. T Festetic« 4j. br.H. Ashford v. Marden a. d. Lhdouia l. Hrn. R Hantel« 5j br. S». Mayenne 2 Hrn. 6. del Banco« a. br. H. kesarto 8. Ul. FremerSderg-Haudicap. 2000 M. Dist. l«00m. Lt v. Lynard« 4j. F.-H. Du do« v. Lraig Millar a. d. Tu«tca t. Frhrn. L. v. Oppenheim« »j schw. St. Lowena 2. Frhrn. v Schrader« «j br. H. The Luckoo, 8. IV. Geru«bach-Haudirap 2000 «. Dist. 1400 m. Hrn. R. Hauttl- dj br. St. Marlon ». Wut»« a. d.La Mig- »ard«, 1. Hrn. Weinberg» 4j F H. Herzbube, 2. Kapt Jo«« 4j. F-Et. Trttsch-Tmtsch, -. V. Lichtenthal - Hürden - Rennen. 3000 M.2»k.Dift »200 m. Hrn. W. MSssinaer» 4j. F.-H Mntuyi ». Marrzt a. d. Miß Rovel, t. Hrn Wohldors» üj. F.-St. The Favorite 2. Lt. v. Lynard« üj. F.-w. Parstmonion« 3. » September. Fünfter Tag. I. Rastatt-Haudicap 5000 M. Für Zweijährige. Dip. 1400 m. Migräne, Alpenrose, Ralub». 8 liefen. Lot. 62:10. II Lur-Berwaltung- Prei». 2000M. Herren-Reiten. Dist. 1400 m. Eyndicu-, rrilsch-Dratsch, Ragyogo. 4liefen. Dot. 27:10. III. Heidelberg-Handicap 10000 M Dist. 2200w. Karin, Cesario, Amethyst. 1» liefen. Dot. 27 :10. IV. Eberstein.Trost-Handicap. 2O00M. Dist. 1000m. Octavia, Aci«, Waldmeister 6 liefen. Tot. »2:10. V. Große Badener Handicap - Steeple» Chase. Union-Llub.PreiS 10000 M. Dist. 6000 m. Hrn. Mack- Paul Pry, Gr. Ric Esterhazy« Jgen, Hrn. H Suermondt- Frondeur. 7 liefen. Lot 155: 10 Statistik und Volkswirtschaft. — Der neueste Au-wei- der ReichSbank zeigt wesent liche Berändernugen nur in den Wechfelaulagrn, welche um 15 597 000 M. zugenommen haben, und bei dem Melallvorrat der sich um 12 860 000 M. verminderte. Die Lombardforderungen verstärkten sich um 4 819 000 M. Der Notenumlauf nahm um 2b 379 000 M. zu Die steuerfreie Notenreferve verminderte sich unter diesen Umständen um 37 170000 M. und beträgt noch 181130 000 M * Die Betriebseinnahme der 1'ram-ea^o Oompau^o k Oarman^, I-ck. betrug in der mit dem 2. September 1893 zu Ende gegangenen Woche 44 268,34 M. und feit dem 1. Januar 1893 1 023 979,78 M gegen 1447 613,50 M. irr gleichen Zeiträume de« Vorjahre«. — Die Betrieb-einnahme der Straßenbahn Hannover, A.-B., betrug in der ab- gelaufenen Woche 24 722,70 M. und feit dem 1. Januar 1893 722 360,80 M. gegen b77 906,95 M. im gleichen Zeiträume dl« Borjahre». * Die Betrieb-einnahme der Deutfchen Straßenbahn- gesellschast in Dresden betrug in der mit dem 2. September d. I. zu Ende gegangenen Woche: 20453,95 M. und feit dem 1. Januar 1893 597 991,99 M. gegen 434 443,85 M. im gleichen Zeiträume des Borjahres. — Der Erfordernis de- Septemberconpons und der Amortisationen in Osterreich-Ungarn beläuft sich aus 23 800 000 Gulden österr. Währ. Aus die CouponSeinlöfung entfallen hiervon 15,9 Mill. — Die Leipziger Düngerexportgesellschaft be absichtigt ihr Aktienkapital bi- zum Betrage von 1 200 000 M. zu erhöhen. — Über die Berliner Mefse bring' jetzt das „Leipz Lagebl." einen Bericht, nach welchem in der That die Messe sich als eine Ausstellung von Berliner Jndustrieerzeugnifsen dargestellt hat, von Käufern will der Berichterstatter nichts be merkt haben und die Firmen, welche sich an der Ausstellung, deren Zentralpunkt da- Ctlyhotcl bildet, beteiligt haben, hatten aus allen Adreßkarten ihr Meßlokal in Leipzig angegeben. Trotzdem dieser Bersuch als sehlgeschlagen zu betrachten sei, weist da» „Leipz. Tagebl." doch darauf hin, daß nicht- ver säumt werden dürfe, waS geeignet sei die Leipziger Messen zu heben, da es sonst nicht ausgeschlossen sei, daß diese Versuche den Meßverkehr nach Berlin zu ziehen mit besserem Erfolge wiederholt werden könnten. — Aus die seiner Zeit nicht gegen Aktien der Dresdner Bank umgetauschten Aktien der Anglo-Deutschen Bank in Hamburg gelangt jetzt Las LiquldatiouserträgniS zur Aus schüttung; dasselbe beträgt für die Aktien ü 300 M. 310 80 M. für die Aktien ä 1200 M. 1243,20 M. und gelangt vom 12 d. MtS. au bei der Dresdner Bank zur Auszahlung. — Nach Mitteilung der Direktion der Bereinsbrauerei Rixdorf war das Erträgnis des letzten Geschäftsjahres ein befriedige de-, allein die Preise sür Gerste und Hopsen seien im lausenden Jahre so hohe, daß eine größere Dividende sl im Vorjahre nicht zur Verteilung gelangen werde. — In Berücksichtigung des Wunsches Italiens, da- au- dem Lande gezogene Silbergeld aus der freien Zirkulation in den anderen Staaten der lateinischen Münzumo» zurück zuziehen — es handelt sich um Stücke von 2 Lire und darunter — hat der französische Finanzminister eine Erhebung über den Umlauf solcher Münzen bei den öffentliche französischen Kaffen, einschließlich Poft und Eisenbahnen angeordnet Italien wünscht seine Scheidemünze durch eine Maßregel zu vermehren, welche in den anderen Etaaien der lateinischen Union nachteilige Wirk ungen au-üben könnte. Man erinnelt sich, daß schon vor einigen Jahren die Bank von Frankreich italienisches Silber sammelte und nach Italien srndte, e» hat aber keinen Weg nach Frankreich zurückgesunden. Einige Parifer Zeitungen protestieren bereit- gegen jede Maßregel, die Italien in seinen Münz schwierigkeiten Hilse leistet, so lange las Land dem Dreibund angehöre. — Nach einer Mitteilung aus Verwaltungs kreisen der Mainzer Hofbrauerei Schösserhof - Dreikönigshof, deren Dividendrnschcin Ende diese- Monats abgetrennt wird, dürste der Abschluß sür das abgelaufene Geschäftsjahr ein sehr befriedigender werden. Die MonatSabschlüffe bieten für die Beurteilung de- Ertrages einen Anhalt und ergaben fortgesetzt höhere Gewinne als im Vorjahre. Im August war der Absatz 686 bl höher als im Vorjahre. Der Gesamtabsatz stellte sich aus rund 95 000 dl, d. i. 14 000 dl mehr als im Vorjahre. — Die Culmbacher Exportbierbrauerei (Rizzi) er zielte im August d. I. einen Mehrabsatz von 1037 bl. — Die Einnahmen der Außig-Teplitzer Eisenbahn betrugen im August d. Js. 429312 Gulden gegen 396 209 Gulden im August 1892 mehr 33108 Gulden. — Seit 1-Junuar wurden vereinnahmt 3 637 248 Gulden gegen 3 504 194 Gulden im entsprechenden Zeiträume des Vorjahres mehr 133 144 Gulden * Die Österreichische RordwestdampsschissahrtS- gesellschast vereinnahmte im August 1893 an Frachten 288912 Marl, an Schkvplohn 149 446 M.; sei I. Januar an Frachten 1 452 324 M, an Schlepplohn 948 289 M. — In einem dem britischen auswärtigen Amte z igegangenen Berichte aus den Bereinigten Staate« von Nordamerika wird daraus ausmerksam gemacht, daß der Goldabsluß au-denselben nicht allein Folge der Shermanakte sei, sondern daß der Bedarf Österreich-Ungarns, die passive Handelsbilanz, der Goldexvort durch reisende Amerikaner und durch die Goldversendungen aus ländischer Dienstboten und Arbeiter, sowie der Chinesen in Be tracht zu ziehen seien. Der frühere SchatzamtSsekretär Foster hat die Goldentziehnngen, welche aus diesem Wege erfolgen, auf jährlich 150 Millionen Dollar- taxiert. — Bom englifchrn Geldmärkte berichtet der Londoner „Economift": Dir Letter der Bank von Lnlaud haben, indem sie den Diskontsatz von 5 aufrecht erhielten, mit weiser Mäßigung gehandelt. Die Reserve der Bank hat sich auf 16 Millionen Psd.Sterl. gehoben. Gold strömt von außerhalb wieder zu und die Anforderungen der Bereinigten Staaten von Nordamerika hoben für jetzt aufgehörtt ES ist jedoch nicht ab- zufehen, wenn dieselben wieder hervortreten und in welchem Umfange sie sich geltend mache» werden. E- kann fein, daß die bisherigen Verschiffungen sich als genügend erweisen. Beträcht liche Summen find erforderlich für die Bewegung der Ernte, aber mit der gesicherten Aussicht aus die Aushebung der Shermanakte ist da» Vertraue» in die Stabilität der Münz- verhältniffe zurückgckedrt und das in Kapttalistrnkreisen seither aufgefpeicherte und znrückgehaltene Bargeld fließt den Kaoälen d»S Verkehr- wieder zu Der Mechanismus de» Bankwesen», wrlcher durch die Krist» anßer Thätigkeit gesetzt war, beginnt wieder zu arbeiten und da der allgemeine Verkehr sehr be- schräukt ist, so ist e» möglich, daß weüere Goldimporte für die Eintebcdnnnffse nicht nottoeadia werden. Aus der anderen Seite aber si»d diese Bedürfnisse dringend und können nicht ans di« naturgemäß sich langsam vollziehend« Vermehrung de» Geldumlauf- im Lande warten, außerdem dürste die erwartete Aufhebung der EHermanakte zu starken Käufen amerikanischer Popirre in Europa und somit zu Goldabflüsse» Anlaß geben. Bei der noch immer unsicheren Lage der Verhältnisse hat die Bank allen Grund, die Vorsicht nicht anßer acht zu lassen. L» ist nnr z» bedauern, daß sie vom offenen Markte nicht besser unterstützt wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)