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Dresdner Journal : 01.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-01
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 01.09.1893
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rrr o »t» id» » lberg »ichard zarethe -17» -174 VS l und , L. », isewitz :o, 11, 4», ?' >a» «» ten in vekora- 8L ); -r a au« Fra« rack iu «Precht Frau id iu «, 7, », '/.4, o, !, 8, b, 10, 11, s, s, Ische» he« », Lehrer »chen: re-den. r, Be- au mü «stein; !l Ml» Som- VScker- Anna 203. Kreilaq, den I. September, abends. 1883. für vrerck»» vi«rt«iz»krli«.d * Kark *0 kl, bat 4«, LaiMri. äeutsvüeo ?»,t»«»t»lt«n »drliop e Hard; au»»krkali> 6e» <>«-ut»cd«a kmod« InU koat- unni 8t»«p«l»u»cdl»ts dioan. Liurslns Kuruwaru! 10 ks. für äm» L»uio ainar ^„palteoen dibi»« Kedrik »0 kk. Vater ,,Liu8«E»a<tt" äi« 2«l« bv kt. Lai 'kMdalleu- uock oatopr. Lat»vtll«U. ^i-»edelneu: IN^Uoll mit Xuanadw« <tvr 8c»o- u kaiertaz« adenck», k«rn»pr»cp-Xr»»odIa»»! dir. ILdk^ DreMerImmml. Für di« LkianiHeilung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und AunSgeichichlt. i ' " __ ' ec« 4»dU»-ixunx«o »U8«2r1«l />. ^rua</>trtt,r, ^om,a>>«ioiiLr <iv» Vr«»<it>er Journal«; Namdar» »erlm V»«o l^ipriU 8»»»i 8r»»I»u fraaklart ». U.! //aeitirnrtrin <- kodier, N«rUu Vtsa-Nmadarx krajs l^ipriss fraokkarl ». > Hüae««»! /tuck ^/o«e,' kmt» La»«no I«rIm-rr»»KN»r ». U.-»tattG»rt: Daad« ck Oo , ImU«! /nvai«ck«»cka>a:, «-»«!»»: Lotti LaLat^, Laaamor. <7. Lc/<ü««irr, L»U» ». ».: L Larct ck 6o. llerau»»et»err Lvoixl. Lrp«6illoo 6«, Dresdner Journal« Or«»äea, 2vinb«r«tr. LV. kerurprecd -^vrckluis: Ur. ^LVü. L,.« Ämtlicher Teil. Er. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den AmtShauptmann vr. jor. Reinhold Ludwig Laberkorn in Freiberg zum ersten Rathe bei der Kreishauptmannschaft zu Bautzen mit dem Titel und Rang als Geheimer RegierungSrath zu ernennen. Mit Genehmigung Sr. Majestät des König» ist der AmtShauptmann Or.jar. Alexis Anselm Rumpelt in Glauchau zur Amtshauptmannschaft Chemnitz ver setzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, die RegierungSbaumeister Maximilian Theodor Alfred Gallus in Gera und Paul Adolf Emst Georg Feige in Chemnitz zu Bauinspektoren bei der StaatS- eisenbahnverwaltung zu ernennen. Dresden, 1. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den bisherigen Ober inspektor an der LandeSanstalt zu Waldheim Arthur Theobald Vogel zum Direktor der vereinigten LandeS- anstalten zu Hubertusburg zu ernennen. Dresden, l. September. Se. Majestät drr König haben Allergnädigst geruht, dem Bossirer bei der Königlichen Porzellan-Manufaktur zu Meißen, Christian Adolph Kluge, das Albrechtslreuz zu verleihen. Der Allgemeine Deutsche Versicherungs- Verein zu Stuttgart hat den Sitz im Königreich Sachsen von Leipzig nach Dresden verlegt Dresden, am 30. August 1893. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. v. Bosse. G rsdorf. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Cob lenz, 1. September. (Tel. d. DreSdn Journ.) Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin find heute vormittags 10 Uhr eingrtroffen und vnrden von dem Prinzen Albrecht, dem Reichs kanzler Grafen v. Caprivi und der Generalität empfangen. Der Oberbürgermeister Schüller bot den Willkommengrvß dar. Der Kaiser gedachten in Erwiderung dieser Ansprache deS Aufenthaltes der Kaiserin Augusta und der frohen Stunden, welche Er selbst in Codlenz verbracht, und er innerten daran, daß Er Coblenz zum Zeichen deS Wohlwollens als Stätte deS Provinzialvenkmalt für weiland Se. Majestät Kaiser Wilhelm I. be- stimmt hätten; Erhoffe, daß die Stadt daS Denkmal in treuer Obbut halten werde. — Im Schlosse fand später Empfang der Provinzialdehörden statt, worauf daS Frühstück eingenommen wurde. Monza, 1. September. (Tel. d. Dresdn. Journ) Der Prinz von Neapel ist gestern abend ^11 Uhr nach Koblenz abgereist. In der Begleitung des selben befinden sich der General Terzoghi und Kapitän Avogadro. Der König geleitete den Prinzen znm Bahnhof. Buda-Pest. 31. August. (W. T. B.) In 16 Komitaten kamen während deS letzten TagrS 138 Cholerarrkrankungen und 87 Todesfälle vor, die meisten Fälle in den Komitaten Szabolc», Kun- Szolvok und Dzatmar. Rom, 31. August. (W. T B.) Die „Tribuna" meldet, daß in Neapel in den letzten 24 Stunden Luust und Wissenschaft. Lady Sibylle. Erzählung von E. Schroeder. k (Fortsetzung.) Er hatte zehn Jahre in Amerika gelebt, ein Re publikaner unter Republikanern, und wenn er eine Marotte lächerlich fand, so war es das Standes- vorurteil. Im gegenwärtigen Fall nun schien eS ihm doppelt lächerlich, weil e» so jämmerlich harmonierte mit einem schlechten und schlecht sitzenden — er hatte ein Auge für die e Dinge — blaugrauen Kattun fähnchen. „Wehmut Dein Name ist Kattun", dachte er mit Heinrich Heine. „Ich möchte einen Eid darauf ab legen, daß ihr Ahn im Jahre 1066 mit Wilhelm dem Eroberer in das Land gekommen ist und daß die Er innerung an diese Thatsache jetzt den ganzen Reichtum der Familie auSmacht!" Laut sagte er: „Mein Fräulein, ich habe von da oben" — er deutete in der Richtung der Ginster- duscheS — „Ihre Verlegenheit bemerkt und beeile mich nun, Sie auf den Zickzackpfad dort aufmerksam zu machen. Er ist nicht sehr bequem, aber einem stun denlangen Warten doch vielleicht vorzuziehen." Der Ausdruck der Unnahbarkeit in den Zügen der jungen Dame war einem Ausdruck grübelnden Stau nens gewichen. „Mit wem in der Welt hat er Ähn lichkeit?" schien ihr Auge jetzt zu fragen. Auf Wald stedt» Worte entgegnete sie in etwa» reserviertem Tone, aber doch mit einem Lächeln: 7 Personen an Cholera gestorben find. In Lvl- mona sind seit dem Auftreten der Epidemie 86 Er krankungen und 44 Todesfälle gemeldet worden. Vie „Tribuns" erklärt die Nachricht von dem Auftieten der Cholera in Messina für unbe gründet. Nancy, 31. August. (W. T B) Infolge drr jüngsten Ereignisse verließen 3S italienische Ar beiter gestern abend die Stadt und reisten nach Straßburg bez Baben ad. Rotterdam, 31. August. (W T. B.) Heute find 2 neue Erkrankungen an Cholera vorge kommen, ein Todesfall jedoch nicht; 5 Cholera- kranke befinden sich iu Behandlung. In Gorinchem ist eine Person an asiatischer Chole'a gestorben. Madrid, 3l. August. (W. T. B) In der Gendarmerirkasrrne im Pacifico-Viertel explodierte heute eine Petarde. Dieselbe richtete nur mate riellen Schaken an. Zwei verdächtige Persönlich keiten wurden verhaftet. London, 31. August. (W. T. B) Bei einer in GrimSt y gestern verstorbenen Frau ist bakterio- logisch asiatische Cholera als Todesursache fest- gestellt worden. Springfield (Massachusetts), 1. September. (Tel. d. TreSdn. Journ.) 4 Wagen deS Expreß- zuges der Boston-Albrny-Eisenbahn stürzten gestern nachmittag« von einer in Reparatur befindlichen Brücke über den Wefifielkfluß bei Chester herab Die Brücke stürzte ein, al« die Lokomotive, sowie 3 Waggons bereits passiert waren. 15 Personen wurden getötet und 36 verwui det, unter denselben 6 tödlich San Francisco, 31. August. (W T. B.) Lu« Honolulu eingetroffene, vom 24. d. D t«. her- rührende Nachrichten stellen die Existenz einer royalistischen Verschwörung oder irgendwelche Furcht vor einer Sgttatiou drr Royalisten in Ab rede, da man nunmehr eine baldige Entscheidung der Regierung der Bereinigten Staaten erwartet. Dresden, 1. September. Regierung und Parteien in Frankreich nach den Wahlen. Noch immer steht daS Ergebnis drr am 20. August in Frankreich abgehaltenen Wahlen nicht endgiltig fest, denn die am nächsten Sonntag stattfindenden zahl reichen Stichwahlen werden dasselbe noch erheblich beeinflussen. Immerhin aber läßt sich jetzt das Wahl schlachtfeld und tnr voraussichtliche Ausfall der einzelnen Stichwahlen einigermaßen übersehen, so daß man jetzt wenigstens ein annähernd richtiges Bild von dem Ausfall der Wahlen erhalten kann Ein solches entrollt ein Pariser Berichterstatter des „Hamb. Corr/, der diesem Blatte folgendes schreibt: Die nunmehr amtlich richtig gestellte Statistik des ersten Wahlganges, — sie war anfangs äußerst fehler haft,— e giebt, wenn man aus den von den einzelnen Parteien vorgenommenen Berechnungen die Turch- schnittszissern gelten läßt, folgendes Resultat. ES sind gewählt: Monarchisten 54, Ralliierte 20, liberale Altrepublikaner (Opportunisten und Moderierte, so genannte Ministerielle) 230, Radikale und Sozialisten 112. Wirft man dann einen Blick auf daS mutmaß liche Ergebnis der Stich- und Nachwahlen, so läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Sieg von etwa 30 Monarchisten, 10 Ralliierten. 60 liberalen Alt republikanern und 65 Radikal-Sozialisten herauL- rechnen. DaS macht zusammen Monarchisten 84, Rallrierte (konservative Neurepublikaner) 30, bürgerlich- liberaleAltrepublikaner 290, Mitglieder derradckal soz>al- dcmokratischenLinken 177.ES tritt also derFallein,daßeine ,Nicht sehr bequem Halsbrechend scheint er mir — ein Pfad für Matrosen und Seiltänzer." „Der Schein trügt," erwiderte er, „ich habe ihn im steilsten Teile erprobt und kann ihn als voll ständig sicher empfehlen." „Auch für Kinder?" DaS reizende blonde Kleeblatt hatte still und stumm dagestanden und den Fremden betrachtet, anfangs, wie dieser zu seiner Belustigung wahrgenommen, mit mehr vornehmem Mißtrauen wie kindlicher Scheu. Jetzt schien es gewonnen für den Mann und für seinen Vorschlag, wenigsten» rief Dolly: „Tante Sibylle, wir werden nicht fallen — ganz gewiß nicht!" Die Dame ließ den Blick schaudernd an der jähen Wand emporklimmen. „Dolly, ich wage e» nichts murmelte sie. „Sind Sie selber nicht schwindelfrei, mein Fräu leins fragte Waldstedt „Es handelt sich nicht um mich, sondern um die Kinder. Wenn einem von den dreien etwa» zustieße — Nein, nein, mein Herr, eS ist besser, wir warten!" „Bis zum Dunkelwerden?" „Wenn e» sein muß" „Wie Sie wünschen, mein Fräulein?" Er wandte sich mit einer Verbeugung zum Gehen. Da» Kleeblatt erhob ein leise» Wehklagen hinter seinem Rücken Willy und Dolly meinten, sie würden ja nun und nimmer so dumm sein, sich den Hal» zu brechen. Baby schluchzte, bi» zum Dunkelwerden sn sie sicher lich verhungert. Waldstedt war eben am Fuße der Felsen an- geschlossene regierungsfähige Mehrheit in der fran zösischen zweiten Kammer auch diesmal wieder nicht vorhanden sein wird. Die neue Kammer zählt 581 Abgeordnete. Erst 291 würde somit die Mehrheit bedeuten. Aber vorausgesetzt, daß sich diese Zahl wirklich zusammenfindet, ja, daß sie selbst ziemlich er heblich überstiegen wird, so bleibt doch die Thatsache bestehen, daß die sogenannte Regierungspartei nicht« weniger als eine geschlossene, gleiche Ziele verfolgende, einheitlich geführte oder führbare Fraktion bildet. Bon dem allgemeinen Ergebnis der Wahlen ist noch zu bemerken, daß, soweit eine Verschiebung der Parteien stattgefunden hat, diese einen abermaligen Abmarsch nach links bedeutet. Die Ralliierten und Monarchisten, zusammen als Klerikalkonservative ge nommen, kehren schwächer zurück, als sie ausgezogen sind. Die Mittelparteien haben ungefähr nach links verloren was sie von rechts gewannen; nur die ver einigten Radikalsozialisten haben Fortschritte zu ver zeichnen. Es haben sich die Ralliierten auf Kosten der monarchischen Rechten gebildet; Mittelparteien und Radikale haben den Ralliierten eine Anzahl Man date abgenommen, bevor diese sie noch besaßen, und die Radikalsozialisten haben sich auf Kosten aller anderen Parteien verstärkt Hr. Dupuy, welcher eine Mehrheit der Mittelparteien. unabhängig von den Ralliierten linerseits und den Radikalen anderer seits, schaffen wollte, hat sein Wort nickt einzulösen vermocht. Der Papst, der nicht nur die Republik auS kirchlich-opportunistischen Gründen anerkannt, sondern sich direkt für die Bildung einer großen konservativ- republikanischen Partei engagiert hatte, hat sich somit getäuscht Die Klarheit der Parteiverhältnisse wird ferner noch dadurch wesentlich beeinträchtigt, daß eine Menge Abgeordneter sich unter falscher Flagge zur Wahl ge stellt hrt: Sozialisten sind als Radikale, Radikale und konservative Neurepublikaner als bürgerlich-liberale Alt republikaner, Monarchisten alsRalliiertegewähltworden. Daß namentlich die sogenannte Regierungspartei aus den heterogensten Elementen besteht, ist bereits er wähnt. Ihre Flügel setzen sich aus verkappten Radi kalen und verschämten Konservativen zusammen, die sich vielfach unter die offizielle Kandidatur geflüchtet haben, um überhaupt g wählt zu werden. Von einer Parteiorganisation, von einer ParteidiSziplin, wie etwa bei deutschen oder englischen ParlamentSpartkien, ist keine Rede Ein weiteres Charakteristikum der gegenwärtigen Wahlen ist, daß die Mehrzahl der an gesehensten Parlamentarier nicht oder mit knapper Not wiedergewählt wurde, während d:r neue Nach- schub, mit vielleich: einziger Ausnahme des Akade mikers Melchior de Vogüe, bestenfalls der Mittelmäßig keit ai gehölt. Diese Thatsache erklärt sich aus dem Umstande, daß die herrschende Demokratie in Frank reich keine Autoritäten auskommen läßt, kein Verdienst anerkennt. Um die Parteiverhältuisse ganz zutreffend beurteilen zu können, muß al o abgewartet werden, bis die ersten Abstimmungen stattgefunden haben. Bis jetzt läßt sich, wie erwähnt, nur sagen, daß der Traum von cimr hoirogenen Regierungsmehrheit sich nrcht erfüllt hat, und daß gleichzeitig erwiesen ist, daß Frankreich weniger reaktionär, allerdings auch weniger revolutionär ist, als vor den Wahlen angenommen wurde. Um nun zu den einzelnen Parteien überzugehen, so haben die vereinigten Radikalen und Sozialisten nicht nur an Stimmen gewonnen, sondern es werden diese Parteien auch in der neuen Kammer min destens denselben Einfluß auf die Entschließungen der Regierung beibehalten, den sie in der letzten Legislaturperiode gehabt haben. Bei den Sozial demokraten ist drr Internationalismus mehr zurück-, der Kollektivismus oder Kommunismus mehr hervor- aetreten. Die Vorgänge von Aigue» Mortes und Nancy sind sür den Internationalismus ein Schlag ins Gesicht. Die französische Sozialdemokratie bekennt sich immer entschlossener zu der Idee der Verstaatlichung mehr oder weniger aller Erwerbsbranchen, aber sie wird nie wirklich international werden. Der Haß gegen alles Fremde und gegen alle Fremden, der bei fortwährend erhöhten Lebensansprüchen und erschwerter Lebens haltung stets von neuem geschürte Brotneid, der natürlich vorhandene chauvinistische Patriotismus ver schärfen sich vielmehr derart, daß die französische sozial demokratische Partei nur eine eminent französische sein kann. Aber als solche hat sie durch die diesmaligen Wahlen parlamentarisch Stellung ge nommen und wird zukünftig in Frankreich auch als par lamentarische Partei mehr und mehr mitsprechen Wenn sie dabei nicht so augenfällig wächst, wie in Deutsch land, so hat daS seinen Grund hauptsächlich darin, daß der Radikalismus, ohne seinen Namen zu ändern, lle täeto die Geschäfte Les Sozialismus mit besorgt. Die scheinbare Spaltung, die bei den Radikalen ein getreten ist und welche diese Partei in einen sich mehr zum Sozialismus bekennenden linken und in einen den Sozialdemokraten nur verschämt Vorspann lei stenden rechten Flügel trennt, wird, weil sich diesem rechten Flügel der Radikalen nicht wenige Elemente der sogenannten Regierungspartei anschließen werden — wenigstens bei einzelnen Abstimmungen anschließen werden — nur zur Verstärkung des Gesamtgewichts der Radikalen und durch diese zur Verstärkung des Gewichtes der Sozialdemokraten führen Was die liberale cUtrepublikanijche Partei, die Fraktion der Opportunisten und Moderierten, die so genannte Regierungrgruppe anlmgt, so ist auch in dieser, der die Einheit dec Anschauung und der Führ ung fehlen, eine Scheidung in drei Teile deutlich be- meikbar. Links stehen die zum Radikalismus Nei genden; diejenigcn welche um keinen Preis mit den konservativen Neurepublikanern (den Ralliierten) zusam mengehen und unter allen Umständen demokratische, mehr oder weniger radikale Politik machen wollen. Als ihren Führer darf man nach wie vor den jetzigen Minister präsidenten, Hrn. Dupuy, betrachten. In der Mitte haben wir Constan» mit den früheren Opportunisten, den einstigen Anhängern Gambettas, den Freunden Ferrys, hinter sich, und auf dem richten Flügel de'^ bürgerlich liberalen Allrepublikaner stehen, sich an die Ralliierten anlehnend, die Freunde Cavaignacs und Jounarts. Davon, welche dieser Gruppen in der Re gierungspartei die Oberhand gewinnt, ob die Dupuyjche, zum Radikalismus neigende Linke oder der von Cavc-ignac-Jounart geführte frerkonservative rechte Flügel, — mit anderen Worten: ob sich die neue Rc- gierungsmehrhelt bilden wird mit Hilse der Radikalen oder der Konservativen, wird der Gang der französi schen Politik in den nächsten Jahren adhängen. Will man in diesem Punkt eine Wahrscheinlichkeitsrechnung anstellen, so scheint sich zu ergeben, daß bald die eine, bald die andere Kombination die Oberhand gewinnen wird. Gelingt es hierbei Constans, sich ans Ruder zu bringen und in der Leitung der Geschäfte zu be haupten, so wird die Wage sich wenigstens mehr den Konservativen als den Radikalen zuneigen. Der Mißerfolg der Ralliierten ist hauptsächlich dmi Einfluß zuzuschreiben, den der auS den Reihen der Radikalen hervorgegangene Premierminister und Mi nister dcs Innern, Dupuy, auf die Wahlen geübt hat. Außerdem aber ist Frankreich noch inmläen einer sehr accentuierten liberalen Strömung. Es war also nur natürlich, daß die von dem Klerus und den Monarchisten aus ihrem Bann entlassenen Wähler massen nicht konservativ, sondern, wenn schon einmal republikanisch, dann auch gleich liberal, selbst radikal wählten. Die erwähnte Einmischung des Papstes hat gelangt, da stand die junge Dame plötzlich wieder neben ihm. „Hat es wirklich keine Gefahr?" fragte sie. „Wirklich nicht/ antwortete er, dem tiefernsten Blick ihrer grauen Augen ruh g begegnend. Sie zögerte noch einen Moment, dann winkte sie die Kinder Heron. „ES ist eine so schwere Verant wortung", murmelte sie. „Wenn Sie es wünschen, so werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, die kleinen Damen eine noch der anderen hinauszutrogen," schlug er vor. Ihr Gesicht nahm seinen allervornehmsten Au» druck an. „Dreimal an der fürchterlichen Wand hinauf und hinunter?" rief sie aus. „Mein Herr, ich hoffe, Sie trauen mir nicht zu, daß ich Ihre Güte in solcher Weise mißbrauchen würce?" „Sie überschätzen das Wagestück und die Mühe," entgegnete er lächelnd, „aber wie Sie wollen. Ich nehme also mit Jhrcr Erlaubnis das kleinste Fräulein auf den Arm, da» zweite an die Hand —" Dolly beeilte sich, ihr Pfötchen darzureichen, Baby versackte sich dunkelerrötend hinter Tante Sibylle. „DaS Kind wird Ihnen nicht lästig fallen?" fragte diese. „Durchaus nicht", antwortete er. „Geh, Baby," mahnte sie. Baby schüttelte ihr glühende» Köpfchen in schüch terner Verneinung, Dolly streckte verlangend die Arme empor. „Du bist viel schwerer! ' rief Milly. „Nur rin paar Pf-md", erklärte Dolly. „Auf rin paar Pfund mehr oder weniger kommt e» mir nicht an," versicherte Waldstedt und hob sie lachend empor. Dunn f^ßte lr Millys Hund, diese griff rückwärts nach der Rechten des Schwesterchens' das sich mit der Linken ängstlich an die Tante klam werte. So ging es im Gänsemarsch, ohne zu strau cheln, den Berg hinan. Dolly hielt den Blick unausgksetzt auf Waldstedts stolzes Profil gerichtet. Er gefiel ihr mit jedem Augenblicke besser, man sah es ihr an. Auf halbem Wege hob sie leise die Hand und streichelte ihm ver- suchsweis ein bißchen die Haare Wie er lächelte, lächelte sie auch. Oben angelangt, beugte sie sich un versehens vor und berührte mit ihren Rosenblattlippen seine Wang«, dann aber ward sie glühend rot und machte, daß sie ihm vom Arm kam. Spott und Ge kicher der Schwestern empfing sie, aber sie schüttelte trotzig ihre goldene Mähne und grollte: „Ihr seid dumm und ich mag ihn gern leiden!" Man stand jetzt am Rande einer von Dornhecken eingefaßten Bergwiese, auf der zwischen goldgelben Ginsterbüschen Schafe weideten. Da», was man eben vollbracht hatte, fah sich von hier an wie ein Seil- tänzerstückchen. Die Höhe der Felsenmauer schien ver doppelt, der Pfad, den man hinangeklommen, kaum handbreit. Da» Fräulein wandte sich schaudernd von dem Anblicke und rief ha'b im Vorwurf, halb in Be wunderung: „Sie sind ein kühner Mann, mein Herr, daß Sie so ruhig sagen konnten: „ES hat keine Gefahr." ,,E« hatte in Wahrheit keine," entgegnete er, , da wir die Kinder an drr Hand führten und da ich mich auf Sie, mein Fräulein so gut verlassen konnte wie auf mich selber."
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