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Dresdner Journal : 19.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-19
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1893
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Lebensweise, welche Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit in Lindau führt, ist gestern durch eine Partie unter brochen worden, die Höchstdieselbe mit den Groß- herzoglichen ToScanischen Herrschaften zum Besuch Ihrer König!. Hoheit der grau Großherzogin von Baden nach der Insel Mainau unternommen hat Die dem Großherzogl. Badischen Hofe gehörige Insel Mainau ist einer der schönsten jener zahl-eichen fürst- lichrn Sonnneisitze, welche an den Gestaden des Boden sees erbaut sind. Dresden, 1!«. August. Der Kaiser!, und König! Österreichisch,Ungarische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf Chotek hat einen mehr wöchigen Urlaub angetreten. Während dieser Zeit wird der Legationssekretär Graf Szocsen die Geschäfte der Gesandtschaft führen. Berlin, 19. August. Se. Majestät der Kaiser nahmen gestern vormittag den Vortrag des geheimen Regierungsrats Scheller, in Vertretung des Chefs des Civilkabinetts, sodann den Vortrag des Generalmajors v. Goßler, an Stelle des Kriegsministers, entgegen und arbeiteten hierauf mit dem Chef des Militürkabi- nettS, General v. Hahnke. — Zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef von Österreich sand gestern mittag um l Uhr im Neuen Palais bei Potsdam ein Tejeuner statt, an welchem außer den zur Zeit hier anwesenden Mitgliedern des Hofes der vorgestern hier eingetroffene Österreichisch-Ungarische Botschafter v Szögyenyi mit den Mitgliedern der österreichisch- unganschen Botschaft, der Reichskanzler Graf v Caprivi, der kommandierende Akmiral Frhr. v d Goltz, die Chefs deS Militär- und Zivilkabinetts. General der Infanterie v. Hahnke und Wirkt. Geh Rai Or. v Lucanus, sowie der Unierstaatssekretär v Rotenhan teilnahmen. Se. Majestät der Kaiser brachten während des Dejeuners ein Hoch auf ,.Se. Majestät den Kaiser Franz Josef, Meinen nächsten Vetter und treuen Alliierten", aus, worauf die Marimkapelle, welche die Tafelmusik spielte, die österreichische Volkshymne an- stmunte. Se. Majestät der Kaiser, Allerhöchstweicher österreichische Uniforni angelegt hatten, faßen Ihrer Majestät der Kaiserin gegenüber. Zur Rechten des Kaisers hatte der Österreichisch-Ungarische Botschafter, zur Linken der Reichskanzler seinen Platz. Nach dem Dejeuner sand Cercle statt, worauf Se Majestät den Österreichisch-Ungarischen Botschafter in eine längere Unterredung zogen. — In der am Donnerstag, den 17. d MtS., unter dem Vorsitz des Kvnigl. Bayerischen Bevoll mächtigten, Gesandten rc. Grasen v Lerchenseld- Kocsering abgehaltenen Plenarsitzung des Bund es - rats wurde dem Entwurf einer Verordnung, be treffend die Ei Hebung eines Zollzuschlags für aus Finnland kommende Waren, die Zustimmung erteilt, und der zollfreie Einlaß der von der Weltausstellung in Chicago zurückgelangenden Güler genehmigt. — Im .Reichsanzeiger" wird ein Erlaß des König!. Preußischen Ministers für Handel und Ge werbe an die König!. Oberpräsidenten veröffentlicht, worin ihnen ^.Vorschläge für die Organisation deS Handwerks, U. Vorschläge für die Regelung des Lehrlingswesens im Handwerk zur gutacht lichen Äußerung miigeteilt werden; zugleich werden diese Vorschläge selbst nebst Erläuterungen veröffentlicht. — Eine Sonderausgabe des „Reichsanzeigers" bringt folgende Lerordnung belrcsjend die Erhebung eines Zollzuschlnges sür aus Finnland kommende Waren Wir Wilhelm, von Golles Gnaden DcMschcr Kaiser, König von Preußen rc. verordnen aus Gruud ke? 8 6 des Zolliarisgesetz s vom 1K. Juli 1878 Reichsgeiekbta t >879 Seite 207) im N-mrn des Rcichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrals, was folgt: 8 I. T'e im 8 > der Verordnung vom 29 Juli 1893 <Ne ch gefetzblatt Seite 229) ausgeführteu Waren unleiliegen, sofern dieselben aus Finnland kommen, bis auf weiteres den das.losl bezeichneten Zolliäh«,. 8 2 Die B stimmung des 8 l findet aus solche Waren keine Anwendung, w Iche vor dem Tage cer Verkündigung der gegenwärtigen Verordnung die finnländische G enze über schlitten haben 8 3. Verordnung tritt sofort in Krrst Urkundlich unter Unserer Höchsleigenhändigen Untershrift uod beigedruekiem Kaiserlichen Infi gel. Gegeben Neues Palais, den l7. August >893 8.- Wilhelm Gias v. Cap.ivi Gleichzeitig mit vorstehender Verordnung wird folgende Bekanntmachung veröffentlicht: . Der Bundesrat hat zur Aussührun i der Kai erlichen b be>-ess^"d die E-debun r Tie Pensionsvolstkherin fand diese ländliche Fest lichkeit — trotz aller Scheußlichkeit der Kostüme — sehr ansprechend Sie erkämpfte uns auch Zu tritt im Hochzeitshause Wir mußten Brau'kuchen esfen, — die reine Mvndsperre — und auf das Wohl der Brautleute Likör trinken. Der Geheime und der poetische „Pomuffel" thaten letzteres mit Vergnügen. Dann zogen wir unter die Linde, allwa die Burscht n ihre Mädchen nach dem Takte schwenkten. Sie walzten wie unsinnig, trotz der afrikanischen Teniperatur. Fräulein Lulu, Wieschen und auch Deine Freundin Hilde haben mitgcwalzl. Ich aber war halbtot Auf dem holprigen Baden ist das Tanzen fo eine Kunst, und wenn ich mich drehen wollte, chassierte der Bauernlümmel noch immer hin und her Dabei schwebt man in Lebens gefahr, wegen der unvermeidlichen Cigarre Lulu verlangte, der Bursche sollte sie aus dem Munde thun. Sie sagte, mir wären auf Brandschäden nicht ver sichert. — Plötzlich sab ich den Geheimen mit Frau Strauch, hist Tu nicht gesehen, loSwirbeln. Der Doktor mochte sich schon ärgern. Dann stuppst mich Wieschen in die Seite, sie ist namenlos naiv, ich fahre herum, da knickt der lange Doktor wie ein R siermesser vor mir zusammen. Erst wollt' ich nicht mit ihm tanzen — er that'S sicher, um sich an der Sirouchin zu rächen — als er mich jedoch so bittend anschaute, nun, da war eS mir leid Ich könnte mich noch ohrfeigen, daß ich ihm so bereitwillig gestattet, seine Windmühler.flügel um meine Taille zu schlagen. Doch geschehene Dinge sind nicht zu ändcrn. Zudem tanzen kann er Man brauchte sich gar nicht so zu quälen, wie zuvor mit diesem „Han» tapp in die ein;- Zollzuschlag- für au- Finnland kommende Waren, folgen des beschlossen: D't zur Anrsühruvg der Verordnung vom 29 Juli d. I- , betreffend die Erhbung eines Zollzufchlagt lüe aus Rußland kommende Wa-en. deich offenen Bestimmungen (ZentralblaN sür da- Deutsche Reich S. 28» ff) finden auf die Bei ordnung vom >7 August d Js., betreffend die Erhebung eines Zollzuschlags für au« Finnland kommende W-reu, mt der Maßgabe sinn gemäße Anw-ndung, vast als äußerster Z iipunkt für die An wendung der Sähe deS allgemeinen Zolltarifs aus Waren, welche di: finni'che Grenze vor dem tS August d Js überschritten haben un» nicht zur Zeit der Verkündigung brr Verordnung vom >7. August d. I« im Zollinland« in «ine vff mli de Nirderlage oder in ein Prirailager mit oder ohne amilichen Mövrrichli.ß auigenommcn oder in einem Zollkonto angeschrieben waren, der I« Ok'ober d I« festgesetzt wird Verl n, den »8. August >89». Der ReiLSkanzler G-as v Eaprivi. — Dem deutschen Unfallversicherungsgesetze ist auch eine Anzahl ausländischer Eisenbahngesrllschaften unterworfen, welche auf Grund bestehender StaatS- verträge den Betrieb von innerhalb des Deutschen Reichs belegenen, den Grenzverkehr vermittelnden Eiseubahnstrecken pachtweise übernommen haben. In einer Beschwerde, welche gegen eine solche Gesell schaft beim ReichsversicherunqSamt anhängig gemacht wurde, wurden nun die Fragen aufgeworfen, in welchem Umfange da« aus derartigen Strecken zeit weise beschäftigte, nicht im deuifche» Reichsgebiet wohnhafte Perfcnal jener Gesellschaften der deutschen UnfallversicherungSgesetzgebung unterworfen fei und in welcher Weise die für die Versicherung dieses Per sonals zu leistenden Beiträge zu berechnen seien.' DaS Reichsversicherungsamt hat diese Fragen dahin be antwortet, daß das Personal insoweit gegen Unfall versichert fei, als seine Beschäftigung auf den be treffenden Eisenbahnstrkcken statlfindet und daß die Berechnung der Beiträge unter Zugrundelegung der jenigen Lohn- und Gedoltsdeträge zu erfolgen habe, welche auf die Thätigkeit des Personals auf jenen Strecken entfalle. München, 17. August. Tas Staatsministerium des Innern hat, wie der „Fränk. Cur." erfährt, in den jüngsten Tagen wiederum 200000M. der Kreis- rcgierung und dem landwirtschaftlichen Kreislomitee von Mittelfranken zur Linterung der Futternot aus Staatsfonds zur Verfügung gestellt, fodaß nunmehr im ganzen ->00000 M. zu diesem Zwecke für Mittel franken bewilligt wurden. Hiervon sind bereits »ahe- zu 3'0000 M. an Bezirk vereine, Gemeinden und Darlehnskasienvereine als U' verzinsliche Darlehen zur Beschaffung von Rmhfuttev, Heu und Stroh verteilt, während der Rest sür die vom Kreiskomitee bestellten und schon größent ilS gelieferten Krastfutternrrttel und Sämereien bestimmt ist. * Wien, 18. August Das „Fremdenblatt" schreibt: „Die Berliner „Kreuzzeitung" äußert Zweifel an der Neutralität Österreich-Ungarns gegei über der deutsch-russische» Zollfehde und spricht die Be fürchtung au«, daß hier die Hand dazu geboten werden könnte, die russischen Getreideüberschüsse auf Umwegen nach Deutschland zu schaffe». Dem gegenüber muß bemerkt weiden, daß Österreich-Ungarn, wie es bisher stets strengste Loyalriät geübt hat, dieselbe auch weiter hin beobachten wird, und daß unsere Behörden, soweit cs ihnen möglich sein wird, gewiß alles thun werden, um Mißbräuche im Getreideverkehre nach dem Deutschen Reiche nach Kräften zu verhindern." — Der BeznkS- hauplmann von Nadworua meldet vom 16. d. Mts. aus der Gemeinde Delatyn 6 Erkrankungen, 7 Todes fälle, aus der Gemeinde Mikuliczyn 1 Erkrankung, 2 Todesfälle, aus de Gemeinde Dobro ow 2 Todes fälle a» Cholera Aus den übrigen drei Orts- gememden dieses Bezirkes, welche von Cholera er griffen waren, nämlich in Dora, Jamna und Jab- lonica, wird keine Erkrankung und kein Todesfall ge meldet Im polnischen Bezirke Brzesko wure am 16. August unter den am 14. d Mts. aus Delatyn zurückgrkehrten Arbeitern noch eine Choleraerkrankung in der Gemeinde MokrzySka sestgestellt. Alle i» diesem Bezirke Erkrankten sind bisher noch am Leben In der Gemeinde Tulukow, des politischen Bezirkes Sniatyn, kam am 16. August keine neue Erkrankung, jedoch ein Todesfall an Cholera vor. — In Prag baden gestern nicht unerhebliche Ruhestörungen stattgefunden Die Meldungen schreiben denselben einen sozialistischen Charakter zu, aber die Einzelheiten der Vorfälle lassen eher auf tschechisch-nationale Motive schließen. Der Umstand, daß der erste Gegenstand des Angriffes der Tumultu anten die adelige Ressource war, im Zusammenhalt mit den Brandreden junatschechischer Agitatoren i» Schüssel". Gerade vor dcr kunybeflissenen Dorf kapelle hielten wir an. Sie maltraitierten den Schunkel- walzer. Die Klarinette that roch einen Hilfeschrei und der Baß gurgelte einen halben Takt nach, darauf wohlthuende Stille. Ter Toktor sah mich fragend an und wir platzten nun mit Lachen los. Vielleicht nahmen die Künstler unsere Heiterkeit für ein Kompli ment Plötzlich schmetterte dre Trompete über unseren ahnungslosen Häuptern. Ein Bursche schwenkte ms ein gefülltes Schnapsglas entgegen mit dem Ersuchen, Bescheid zu thun, denn man ehre uns nunmehr durch Aufspielen einer „Gesundheit". Schnaps! Ich schauderte Der Toktor flüsterte: „Thun Sie um ollts, als ob Sie tränken. Die Leute sind leicht be leidigt ' Ich legte die Lippen an das Glas, dann gab ich's ihm Er suchte sich genau die Stelle, die ich berührt hatte trank einen Schluck und sagte: „Ihr Wohl!' Dann warf er das Glas zu Boden. Wie findest Du das? Ich bin eigentlich empört. Mein Wohl in Schnaps zu trinken! Während er den Musi kanten Geld gab, lief ich ibm fort, hinüber zu den anderen Damen Bei Großmama setzte es Schelte. Sie sagt: „Laßt den Bauern ihre Kirmes, und den Hunden die Knochen." Heute nun ging ich mit Tante, Fräulein Minchen, ihrem abgeschabten poetischen Verehrer, Wirschen und Lulu in den Wald. Die Strauchin Miß Lurline genannt, vergnügte sich wieder im Wellenbade. Lulu war unausstehlich, denn sie hatte partout nicht mit- wollen Ihre Mutter bestand aber darauf, sie Hobe Ferien, um sich zu erholen, da« tägliche Pinseln rege die Nerven auf Weißt Tu, Hans, ich wittere tei Lulu eine unglückliche Liebe. Ter Geheime, al- Ver den letzten Tagen, deren Hauptgegenstand der Feudal adel war, dann die Vorsichtsmaßregeln zum Schutze de- Deutschen Casino» und de» Deutschen LandeS- theakkrS, zu denen die Prager Polizei sich veranlaßt sah, lassen vermuten, daß die jungtschechische Treiberei mit im Spiele war, wenn auch den Ruhestörern so- zialistischeElementebeigemischtgewesensein mögen. Diese Vermutung wird dadurch unterstützt, daß das jung tschechische Organ die Ruhestörungen al» eine Folge der Erbitterung und Erregung erklärt, welche in den bieltesten Schichten der tschechischen Bevölkerung gegen das herrschens« zentralistische System bestehen. Doß die zur Feier le» Geburt-feste» de- Kaiser» veran staltete Serenade zu der Kundgebung benützt wurde, giebt derselben einen besonder- gehässigen und wider wärtigen Charakter. Da eS zu thätlichen Angriffen auf die Sicherheilsmache kam und auch in dem Ge bäude deS Caroliuenthaler Bezirksgerichte» die Fenster zertrümmert wurden, fo dürfte der Vorfall für die Exzedenten, deren man habhaft wurde, ernste Folgen haben. Bedauerlich ist nur, daß regelmäßig nur die Angtst sieten die Zeche zu bezahlen haben, während die Anstifter sich weit vom Schuß zu haltcn wissen. Pari», 17. August. Das ,Journal de» DobatS" beschäftigt sich mit der „Petite Republique Franzaise", die einen Aufruf abdruckt, welcher zwar nicht unterzeichnet ist. jedoch vermutlich von den Post- und Telegraphenbeamten ausgeht und sich an ihre 70000 Kameraden in Anbetracht der be vorstehenden Wahlen richtet Die Verfasser dieses Manifestes erklären, daß sie „im Interesse der sozia listischen Sache, welche auch die ihrige ist ", han deln. Sie laden alle ihre Kolleg-n ein, an dem Kampfe teilzunehmen, welchen „die Ausgebeuteten aller Klassen gegen die Ausbeuter kämpfen', und zu der Zahl der schamlosesten Ausbeuter rechnen sie natürlich ihre Vorgesetzten und Chefs, den Minister Terrier inbegriffen. Sie sind voller Dankbarkeit gegen die „Petite Republique Fran^aise', deren Chef redakteur, „bei dem ganzen Personal so ungemein ge schäht ist" und der ihr ganze- Vertrauen genießt. Schließlich fordern sie alle Post- und Telegraphen- beamten auf sür die republikanisch sozialistischen Kan- didaten zu stimmen. Wenn dies wahr ist so kenn zeichnet cs eine bedenkliche Gärung in der Verwal tung, deren Chef Hr. Terrier ist. Schon vor einigen Wochen stellte man in derselben beunruhigende Sy np- tome fest. Terrier hatte im Senate in dieser Hinsicht selbst von der , Notwendigkeit äußerster Disziplin" gesprochen, „olme welche der Start seinem Verderben entgegenginge." Wenn die „Petite Republique Fran- zaise" gut unterrichtet ist, so scheint diese „Notwendig keit" in diesem Augenblick schwer b droht z» sein und Hr. Terror dürfte nicht viel Glück mit der Herstellung der Ordnung haben, von welcher er seit einiger Zeit mit so viel Eifir spricht. — Der Baron v. Mohren heim ist gestern, wie der , Figaro" erfährt, von Ver sailles hereingekomme», um dem Minister des Äußern einen Besuch abzustatten. Wir glauben zu wisst», sagt „Fignro", daß gelegentlich des Besuches über die russische Flotte gesprochen worden ist, die sich Mitte September noch Toulon begiebt. Nach der Abfahrt derselben von Toulon begiebt sich Baron v. Mohren- Heim »ach St. Petersburg, wo er vom Kaiser Alexander III. bei dessen Rückkehr von Kop nhrgc» empfangen werden wird. — 19. August. (Voss Ztg) Weder die .latei nische", noch die „proletarische" Brüderlichkeit ver mögen den Brotneid und Haß der französischen Arbeiter gegen ihre italicnrschen Berufsgenossen zu dämpfen. Tie Italiener sind in Frankreich, wie überall, emsige Arbeiter und äußerst bescheiden in ihren Lebensansprüchen; sie finden daher ihr Aus kommen mit Löhnen, die für die an behaglichere Lebens führung gewöhnten französischen Arbeiter unzureichend sind. Zudem sind sie sozialistischen und anarchistischen Umtrieben im allgemeinen nicht leicht zugänglich, schon weil ihnen die Zeit, die ihre der Politik beflissener französischen Berufsgenvssen auf derlei Zwecke auf wenden, viel zu kostbar ist. Darum fällt es auch sehr schwer, sie sür Dwge wie Achtstundentag, Maximal- arbeitszeit u dgl. zu erwärmen; der Italiener arbeitet so lange und so viel, wie nur möglich denn da er gewöhnlich in Akkord arbeitet, bedeutet ihm jede Arbeitsstunde bar Geld. Auf diese Weise bereitet er den französischen Arbeitern einen gefährlichen Wett bewerb und erfreut sich demgemäß eines vollgerüttelten Maßes von Haß, der bereits zu w ederholten Malen, insbesondere rn Maveille und anderen französischen Hafcnstäd'en nr mwaltihät'gcm Ausbruche gekommen ist. Alle bi»berigen Vorfälle dieser Art werten durch die jüngsten Vorgänge >n Aigue» Morte» über boten, wo die französischen Arbeiter au» Wut über diegerin- gen Lohnansprüche der Italiener sich über diese herwarfen und e>n förmliche» Blutbad unter ihnen anrichtetrn. Mit welchen Empfindungen man rn ganz Italien br» ii» kleinste apulische oder romagnolische Nest hinein diese Kunde vernehmen mag, dafür gewährt die Erbitterung einen Maßstab, die seinerzeit die Vorfälle in New- Orlean» überall im Lande aufflammen machten, der maßen, daß dem Kabinett Rudini keine Wahl blieb, al- ohne jede Aussicht auf Erfolg, nur um nicht von dem empörten VolkSgefühl hinweggefegt zu werden, zu den äußersten diplomatlfchen Mitteln zur rtr- zielung einer Sühne zu greifen. Dahin wird e» in dem Falle von AigucS-Morte» voraussichtlich nicht kommen, denn die französischen Behörden haben, wenngleich etwa- verspätet, ihr Möglichstes gethan, den italienffchen Arbeitern Schutz gegen ihre fran zösischen Genossen zu gewähren, und wie gemeldet wird, hat Hr. Dupuy alsbald eine strenge Unter suchung angeordnet und Berichte über die blutigen Vorfälle eingefordert. Dennoch wird e» Hundert tausende in Italien geben, die sich mit Recht fragen werden, was von einer „StammeSbrüderschaft" zu halten sei, die derlei EntsetzenSthaten richt zu ver hindern möge, und die Vorfälle in Aigues Morte» sowie ähnliche in Marseille und anderwärts in Frankreich mit der ungleich günstigeren Lage der italienischen Arbeiter in Deutschland und selbst in dem viel sprachigen Österreich - Ungarn vergleichen werden. Ter italienische Botschafter in Paris, Hr. Reß mann, als eifriger Franzosrnfreund bekannt, wird wohl nur schweren Herzens seine Gänge in die Ministerien des Äußeren und de» Innern gemacht haben; zu derlei Klagen haben seine Amtsgenossen in Berlin und Wien noch nie Anlaß gehabt. Man da>f annehmeu, daß die Pariser Re gierung alle- thun wird, dem beleidigten National- gesühl der Italiener Genugthuung zu gewähren, die Ermordeten von AigueS MorteS aber werden für lange hinaus eindrucksvolle Blutzeugen gegen die Redens arten von der Stimme der Natur fein, welche die italienischen und französischen Herzen einander zu schlagen lasse Geradezu wie eine Verhöhnung der Italiener klingt eine Bekanntmachung, die der Bürger meister von Aigues-Mortes anschlagen ließ. Er teilt darin mit daß die Salinengesellschaft den italienischen Arbeitern alle Arbeit abgenommen hat und die Werk stätten heute wieder eröffnen wird. Gleichzeitig fordert der Bürgermeister die Bevölkerung zur Ruhe, Auf- rcchterhaltung der Ordnung und zur Wiederaufnahme der Arbeit auf, da die französischen Arbeiter Genug thuung erhalten hätten Wofür Genugthuung erhalten — darüber schweigt die Bekanntmachung dieser ant- lichen Person weislich Rom, 16. August. Die Eiörterung, welche in einem Teile der dcutschen Presse durch die Ent hüllungen der „Hamburger Nachrichten" über einen angeblichen Sondervertrag zwischen Italien und Rußland hervorgerusen wurde, ist hier mit leb haftem Staunen ausgenommen worden. Der „Pol. Corr." wird darüber des näheren geschrieben: „Man Hal den e slen diesbezüglichen Auilassuvs.en de- ge- > onnien Blatte- in den hiesigen polnische» Kreifin gar k ine Bediuiung beigem,ssen Sowohl die Regi-rung, wie die parla- menianjchen Kreil: und die Pr ff:, sie alle ging n von der Vorau-ietzu g aus, diß niemand in Europa tieie angeblichen Enthüllungen ernst nehmen, u d daß sür jedermann klar sein werde, Italien könne unmöglicheiweise einen Sondeivertrag mit Ruland abge'chloss n haben. Daher kommt iS, daß die hiesigen oifiqellen Kieije zunächst nicht einmal an eine Widerlegung dieser von vornherein unwahrscheinlichen Nachricht gedacht hrben. Eist a's man hier bemeikie, daß die Mitteilungen der „Hamb. Nach--." die öfientliche Meinung in Deutschland und Österreich- Ungarn beichöstig'n, entschloß man sich dazu, dieselben 'n kale- amischer Weise zu dementieren, woraus sich der Umstand von selbst erk ält dafi da- D menti verhältnismäßig spät ersolgte. Es wäre unrichtig, woll e man sür diese Verspätung irgend welche andere Gründe suchen. Nach d r Stellungnahme der iia'ien scheu Regierung gegenüber der salschen Nachricht haben di; , Hamb. Nachr." ihre ursprünglichen ünthüliungen abge- schwächl und davon g s-rochen, daß es sich nicht um einen Vertrag oder eine Konvention, sondern um eine Verständigung zwischen Italien und Rußland handle Allein auch diese Be hauptung war ebensowenig stichhaltig, und die ge'amte italienische Presse, die ministerielle sowohl al- die oppositionelle, die römische u> d die Pruvinzpresse, hat auch diese Nachricht der „Hamb Nachr" mit Entrüstung zurückgewi s n'. ES ist ja vollständig richtig daß die Beziehungen zwischen den russischen und iratienischen Dynastien sehr gute sinv, und ebenso sind die Bez ehungrn zwischen den d-iderseitgen Regier- urgen gute Auch ist eS richtig daß die Reise deS Prinzen von Neapel nach Rutland der Beinn, d'n Hr v «i-rS dem Kö ia Humbert in Mo, za abgestaiiel Vit d'^ lli >,rredun, d s ruisi ch Lt >at-ma"N-a mn n »» d>m. I > r> -nn nien, eidigte, polizeiliche Spürnase, hat sicher auch Wind von dergleichen. Er redet ost in Rätselworlen, und dann ist sie immer furchtbar eifchrocken Also heute mußte sie, ohne Murren, Pomuffels Citale an- hörcn. Fräu'cin Minchen schwamm in Wonne. Ich mutmaße, die Verehrung dieses nihrsamen Jung gesellen ist die erste Huldigung, die je an ihre Reize vergeudet ward. Der späte Erfolg überwältigt sie denn auch bis zur Bewußtlosigkeit. Selbstred-nd langweilten Wieschen und ich uns tüchtig. Der Ge heime schrie, an der Spitze des Zuges, auf Tante Lene ein, wie ein Buchmarder. Öder schreien die nicht? Wieschen, das naive Gör, erzählte mir Schul geschichten, indessen wir beide einen Abhang erklom men. Ans einmal sitzt dcr Doktor, wie ein lebendiges Auirusungszeichen, an der Böschung. Der Punkt, unter dem Strich, war sein dunkler Slrohhut, der, ob seiner eigenen Nichtswürdigkeit geknickt zu seinen Füßen lag. In den gepflegten Händen hielt der Lange ein dickes Buch. Wieschen, ist sehr vorwitzig. Sie nahm das Buch, welches er bei unserem Nahen ins MooS legte und las etwa folgende- laut ab: „Für sachdienlicher hielte ich, wenn Du direkt noch Kuhfchnappel gingst, Dich unverweilt auf- Kranken bett legt« st und Tode- verblichest. Einesteils wäre dann noch vor Advent da» Trauerhalbjahr Deiner geliebten Lenette au« Sie brauchte kein DiSpenS wegen der Aeventzlit einruholen, wenn sie sich, noch vor dieser Zeit, mit ihrem Freund Pelzstiefil trauen lassen wollte" „Unsinn!"' rief der Doktor ärgerlich „Da- ist keine Lektüre für Backfische!" Er trachtete ihr da» Korpus ckelion" zu ent reißen; doch Wieschen verteidig'e den Fund, wie die Löwin ihre Jungen. Sie floh em Ende und la- lacherd: ,Nun wohl. Freund Hein nimmt fein lange» Rasiermesser und schabet meinen überflüssig gewordenen Namen samt anderen Klexen aus ihrem Ehering heraus'. Nun hatte er ihr da» Buch doch ent wunden. Mir kam diese Geschichte bekannt vor. Tante Lene las dieses Buch einmal. ES war ein Band Jean Paul. „Sie scheinen sich ja eifrig mit Ehescheidung auf natürlichstem Wege zu befassen", sagte ich. „DaS Buch gehört wohl Frau Strauch?' Er machte ein reines Schafsgesicht. „Nein, die quält sich nicht mit dcm armen Advokaten Siebenkäs herum", sagte er dann lachend. „Das glaub' ich gern. Sie hat ja auch die Mittel, sich den renommiertesten Anwalt zu nehmen, falls sie ihre Ketten sprengen will", entgegnete ich. Er schwieg betroffen. Wieschen machte nun gleichfall einverdutztes Gesicht. Ich freue mich aber, d rß ich'S ihm gezeigt habe, wie wir über ihn urteilen. Bei Durchlesung finde ich, daß ich gegen Wollen dem Doktor viel Ehre anthat, indem ich seiner so ost erwähnte. Daran hast Du Schuld, Han-. Warum neckst Du mich mit ihm? Im nächsten Briefe er- wähne seiner, bitte, nicht Zum Schlüsse küßt uud grüßt Dich Deine treue Hilde. Haindorf, am 17. Juli. Mein treue-, alte» Mütterchen! Wie sorgcnvoll ist doch Dein guter Herz um Deinen fernen Einzigen! Und ich glaubte Dich gerade durch meinen, fo ausführlichen Bericht erfreut und
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