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Beilage zur Weitzeritz-Zeitung M. 152 "" Sonnabend, am 3^ Juli 1926 92. Jahrgang" ----- - - — --""H»' — Sächsisches. Dresden. Der Haushalkausschuß A stimmte in seiner Sitzung am Donnerstag einer Regierungsvorlage Mr-ss mente und eine große Anzahl Blas-, Schlag-, mechanische und exotische Instrumente Eine weitere Vorlage betrifft die nach- krägliche Einstellung von Mitteln für di- Errichtung des Deut schen Hygienemuseums in Dresden. Unverbindliche barungen haben zu einem Finanzierungsplan geführt, nachdem der Staat Sachsen und das Reich je 2 Millwnen Mark zur Ver- füauna stellen die Stadt Dresden einen Betrag von 1 Million Mark und den Bauplatz. Dieser soll gewonnen werden auf dem von der Stadt Dresden zu erwerbenden, dem Prinzen Johann Georg gehörenden Grundstück an der Albrecht- und Zinzendorf- straße Die früher erörterten Pläne, die Grundstücke des alten botanischen Gartens und des Marstallgebäudes hierfür zu ver wenden sind wegen verschiedener Mängel fallen gelassen worden. Das Palaisgrundstück an der Albrechlstraße besitzt dazu noch den Borkeil der unmittelbaren Verbindung mit den Haupkspiel- und Sportplätzen der Stadt Dresden und bietet Gelegenheit zu jeder Erweiterungsmöglichkeit. Es Ist von unbestreitbarer Bedeutung, daß das Hygienemuseum in Dresden errichtet wird, weil dieses Unternehmen, das überall bei Ausstellungen im Auslande An erkennung und Wertschätzung gefunden hat und zu einem beacht- lichen Mittel der Propaganda für das Deutschtum im Auslande geworden ist, viel Anziehungskraft auszuüben vermag. Auf eine Anfrage des Abg. Or. Blüher (DVP.) über das Schicksal des prinzlichen Grundstückes für den Fall, daß es nach dem Erwerb durch die Stadt Dresden durch das zu erwartende Fürsten - abfindungsgeseh etwa dem Staate zufalle, gibt die Regierung folgende Erklärung ab: Falls das geplante Reichsgeseh dem Lande Sachsen Rechte auf das sogenannte Sekundogenikurgrund- stück Dresden verleihen sollte, wird die Regierung den Verkauf dieses Grundstückes an die Stadt Dresden achten. Sie wird dem gemäß ihre Rechte gegebenenfalls nicht gegen die Stadt und das Grundstück, sondern gegen den Prinzen Johann Georg inbezug auf die ihm von der Stadt gewährte Gegenleistung erheben. Außer dem erklärte die Regierung, daß bis zur Fertigstellung des Museumsneubaues voraussichtlich bis 1928 das Hygienemuseum unentgeltlich im Marstallgebäude verbleiben kann. Die Marstall gebäude gehen dann an den Staat zurück. Auf Antrag des Berichterstatters Abg. Kuntzsch (Dn.) wird beschloßen, demStaats- beikrag von 2 Millionen Mark zuzusiimmen und als 1. Rate 599 990 Mark bei Kap. 13 im Slaatshaushaltplan 1926 einzu stellen. Weiter lagen dem Ausschuß Anträge des Sonder ausschusses für Beamkenfragen zur Beschlußfassung vor. An genommen wurde der Antrag, die Volksschultehrer im Haushalt- . - - " " d 9 im Verhältnis 2 :2 :1 plan 1926/28 auf die Gruppen 7, 8 und zu verteilen. Weitere Anträge, die Schulamksanwärter für die Volksschule mit dem 23. Lebensjahr zur Ständigwcrdung zuzu lassen, wurde dem Rechksausschuß überwiesen. Weitergehende Anträge des Abg. Meckel (SPD.) fanden keine Mehrheit, da gegen wurde ein Antrag Castan (Ä.-Soz.) angenommen, der den Härkeausgleich in der Besoldungsregelung betrifft. Dresdner Brief. werden und -le Nuslandep Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie es vor dem Kriege in den Läden der Pragerstraße herging? Da stand überall ange schrieben, daß fränzösisch oder englisch zumindest gesprochen würde, und einer der Verkäuferinnen mußten diese Sprachen geläufig sein. Ach, und die Dresdner gatten überhaupt nichtsl Und einstmals kam ein älterer Herr in solche», um etwas zu kaufen. Er sah recht dresdnerisch aus, so daß, als er seinen Wunsch ge tan hatte, das eine Verkaufsmädel halblaut zum anderen sagte, aber in englischer Sprache, damit er es nicht verstehen solle: „Be dienst du den schäbigen Kerl?" Der also Benamste hakte es leider doch verstanden und entgegnete, ebenfalls in gutem Englisch: „Danke sehr, der schäbige Kerl wird wo anders kaufen!" Sprach's und verließ den Loden, die beiden törichten Jungfrauen aber werden wohl nicht ohne Rüffel von Seilen des horchenden Chefs davongekommen sein. Wenn es nun auch jetzt nicht mehr gar so arg ist mit der Ausländeranbetung in Dresden, wie vor zwölf und mehr Jahren, so muß es einen doch Wunder nehmen, wie schnell der patriotische Rausch, der zu Anfang des Krieges plötzlich alles, was an Fremd wort gemahnte, aus unserer Sprache entfernt«, wie schnell dieser sich verflüchtigt hat. Der Franzmann hat in unserem Ansehen gelitten, davon beißt keine Maus 'nen Faden ab! Also schnell nach einem anderen Anbetungsobjekt umgetan! Dos hat sich denn auch in unseren östlichen Rachbarn, in den Russen gefunden. Zu zwei und drei laufen schwarz- oder blaublusige Zünglinge herum, das Haar nach russischer Mode srisiert, malen sich die Augenbrauen schwarz, reichlich dunkle Schatten unter die Augen und kokettieren sogar mit einem Sowjeislern. Und wenn es heißt': „Meine Braut ist eine Russin", geht ein Ah der Bewunderung durch den ganzen Kreis, und das schlichteste Mädel aus Pieschen oder Blasewitz wird für etwas ganz anderes angesehen. Und wenn ein russisches Orchester oder Sänger und Tänzer irgendwo in Dresden austreten, ist die Begeisterung groß, die Urteilslosigkeit noch größer. Das seien Kindereien, meint ihr? Nun, so ganz harmlos ist diese Richtung doch nicht, jedenfalls aber ganz unnötig. Warum nicht mit den Nachbarvölkern sympathisieren? Freilich, das möge jeder nach Belieben tun, wozu ober dann deren Mesen in lächerlichen Aeußcriichkeiien nvchahmcn? Bleibt doch deutsch, ihr jungen Leute, und zieht nicht Freunde und Künstler vor, nur weil sie Russen sind. Dann hat sich aber in Dresden auch die Amcrikasucht recht heransgebildet. Doß Amerika die deutsche Industrie auf vielen Gebieten zu untergraben, auch bei uns den Markt zu be herrschen sucht, ist eine traurige Tatsache, die ober nicht noch mit Freuden unterstützt werden sollte. An allen Kinos die amerikanische Filmreklame! Pat und Patachon beherrschen mit ihren tollen Grotesken, die mehr grob als humorvoll sind, den Film, und auch ernste Filme sind amerikanisch. Und das Publikum locht und jauchzt, weint und freut sich nach ihrem Willen und sieht nicht, wie hohl und albern die meisten dieser Machwerke dem Sinn nach sind. Will man diesen amerikanischen Filmen entgehen, so muß man lange den Kinobesuch meiden. Dann diese von Amerika hertibergebrachte Niggermusik zu unseren Tänzen. Regt sich da nicht dos musikalische Empfinden In den sonst kunsMebenden Deutschen? Ais zuerst der Tango und seine Nachfolger In unseren Tonzsälen Einzug hielten, war «ine Aussrischung recht wohl zu begrüßen, da Musik und Tanz dadurch einmal eine andere Note erhielten. Mas ist daraus ge worden? Ein Schreien, Kreischen, Stampfen. Unsere Musiker geben sich zu solchem rhythmischen Spektakel her und sträuben sich nicht, mit einem zähnefletschenden Nigger um die Wette zu kreischen. Za, es ist wohl etwas übertrieben, aber durchaus charakteristisch, was eine geistreiche Dresdnerin vor kurzem bei solcher Spektakelmusik einer Tanzveranstaltung in einem nahe Dresden gelegenen Kurort äußerte: „Die Leute verstehen ihr , Geschäft noch nicht." Sie mühten Kannibalen hlerhersehen, die j sich verpflichten, in jeder Pause einen der Gäste — aufzufressen! - Eine Sensation, ohne Zweifel! Dresden vermißt die Ausländer sehr, da es früher eine ' Fremdenstadt war, und es wird alles getan, um den Fremdenstrom > wieder nach der schönen und kunstliebenden Stadt zu ziehen. Mögen sie doch kommen, die Fremden aller Zonen, wir wollen sie gastfrei und liebenswürdig empfangen, aber nicht würdelos! Darin liegt der Unterschied! Regina Berthold. Aus -er Neichshauptstadt. Großzügige Umgestaltung des Berliner Zentralfl,»g- ! Hafens. — Bon Theatern und Varietes. — Ter Sprung durch die Schaufensterscheibe. — Die Folgen einer „Berühmtheit". Man darf es ohne Uebertreibnng aussprechen: der Berliner Zentralflughafen hat in der neueren Zeit ! eine Entwicklung erfahren, die selbst die kühnsten Er- s Wartungen übertrifft. Heute schon darf er als der Knotenpunkt des europäischen Luftverkehrs angesehen werden. Dieser gewaltige Aufschwung hat eine vollkommene Umgestaltung des Zentralflughafens notwendig gemacht. Vor allem haben sich „Bahnsteige" für An- und Ab fahrt als nicht mehr länger entbehrlich erwiesen. Außer dem wird in Zukunft eine völlige Trennung von Publi kum und Betriebsführung wegen des großen Verkehrs umfanges durchgeführt werden. Die Arbeiten sind be reits in Gang. Bereits in absehbarer Zeit soll die neugestaltete Flughafenanlage den Vertretern der städti schen und staatlichen Behörde im Betriebe gezeigt wer den. Mit Ankunft des Sommers haben die Berliner Theater, um dem Publikum endlich wieder etwas mehr ' Zuneigung für das Theater einzuflößen — denn der i letzte Winter war eine Katastrophe schlimmster Sorte - — die Eintrittspreise um ein Wesentliches ermäßigt. Die — Gagen freilich auch! Die Freude am Theater < sucht man vor allem auch durch Darbietung von meist ! nur lustigen Stücken neu anzustacheln. Wenn das Ber- i liner Publikum seit langen Monaten tatsächlich sehr - theaterfaul geworden ist, dann lag das in erster Linie an dem von den Direktionen endlich erkannten Uebel der schwer gepfefferten Preise. Unter solchen Umstän den war der Besuch einer Vorstellung für den gewöhn lichen Sterblichen fast ein ausgesprochener Luxus. In zweiter Linie sprach aber auch sehr viel eiye große Minderwertigkeit der Stücke mit, die mit der Zeit auch dem ziemlich dickfelligen Berliner auf die Nerven siel. Heute kann man mit den Theaterprogrammen der Neichshauptstadt im allgemeinen zufrieden sein, innner- hin aber unter dem Gesichtswinkel betrachtet, daß in den Sommermonaten erfahrungsgemäß nicht das Aus erlesenste über die Bretter zu gehen pflegt. Man be kommt heute bereits Plätze von fünfzig Pfennig bis vier Mark, Sätze also, die auch der Minderbemittelte ohne große Entbehrung zu erstreiten vermag. Auch die Varietes der Reichshauptstadt buhlen nach wie vor durch alle erdenklichen Sensationen um die Gunst des Publikums. Eines dieser Unternehmen bringt jetzt als besondere Ueberraschung in seinem Juli programm einen „richtiggehenden^ Sprung durch eine Schaufensterscheibe. Der Artist, ein junger Berliner, ist lediglich mit einer Lederkappe, mit einer Autobrille und mit Lederhandschuhen bekleidet, während der Ober körper nackt bleibt. Der junge Mann springt durch die 2,60 mal 1,80 Meter große Scheibe, ohne jsich im mindesten zu verletzen. Dis neue Sensation be weist wieder einmal, wie sehr die Nerven der Berliner Varietebesucher verwöhnt worden sind. Der Hauptmagnet aber für den Weltstädter ist in diesen Monaten das „Jriene", namentlich jetzt, da! die Witterung sich endlich zu besseren Manieren bs- quemt hat. Einer der beliebtesten Ausflugsorte für den Berliner war von jeher Straußberg, das vor einiger Zett durch das entsetzliche Verbrechen an der Gräfin Lambsdorff leider zu einer sehr traurigen Be rühmtheit in der Welt gelangt ist. Die Folge dieser Berühmtheit bekommt Straußberg freilich in diesen Wochen recht bitter zu spüren. Während sonst in Jahren der Straußberger See mindestens seine 10 000 Besucher angelockt hat, ist in diesem Jahre die Be sucherzahl ganz auffallend niedrig. Man wird Heuer in den Sommermonaten nach den seitherigen Beobach tungen aus etwa höchstens 4000 Personen rechnen dür- ssn, — ein bezeichnendes Beispiel, wie ungeheuer schwer ein Verbrecher einem Orte schaden kann. Die Angst ist, namentlich bei den weiblichen Ausflüglern, wohl deshalb sehr groß, weil es bisher trotz aller erdenk lichen Anstrengungen immer noch nicht gelang, des Mordbuben habhaft zu werden. Der Schaden, den Straußberg erleidet, ist umso bedauerlicher, als die In haber von Sommerlokalen in diesem Jahre ja ohne weiteres recht trübe Erfahrungen durch die Schuld des Wetters gemacht haben. (s.) OdererksMok kvivksEättt bringt den verehr!. Vereinen, Touristen usw. seine behagl. Lokali täten in empf. Erinnerung. Groß. Saal. Stallung f. 56 Pferde. Eig. Schlächterei. Tel. Dippoldisw. 63. Reinh. Pretzsch. o»tk°k VdvrkrLUvlläorl b. Dippoldiswalde. Sommerfrische in schöner waldreicher Um gebung. Eigene Fleischerei. Telephon 228. Karl Flemming. »viilsmvkk« Milk.imHochw. Gut.Mitkagst.,eig.Fleischerei, Eisk. '/-Stunde von u. z. Talsperre Malter, eine Std. von Dippoldisw. A. May. Oss« Nantt, lstitrüalM angenehmer Aufenthalt, schöner schattiger Garten, Spezialität: ff. Kuchen und Schlagsahne. 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