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Dresdner Journal : 15.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-15
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 15.08.1893
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188. Dimitar, da Ui. August, abends. I8»3. IHr vre»äs» viertthskttiob * ZA kt, d«t As» luttset. äsuttvks» visttst» MurUsd e »u—«rl»*tb Ä« üsxttvU«» tt«ü-U« »ritt kott- »ali 8v»«p«I»u»cül»8 kio»«. Lü»«lu» Kuwweror 10 kt. 4>Ir»»4t»ii>,,,«Utl»r»»» FNr ä« Lsum /«»«r dlsi»» »»Unit tv^f. llvttr ,,Livq««u>üt" 6t» L«l» »0 ?L A« Hb«U«o- UL«! L»tt«n>«2t- «attpr. Xnk»»KI«^. ^rseUslnenr LA^li»U Mt Xllnutdws ä«r 8c Lv u. ksierttu» »dsixtt. R«i»pr»eU-^o»od1i»e«r Ur. ILVi» DresdnerIourml. Für bi« Gefarntteitung vsrantwsrttlch: Hofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. 1.»»^»« vc» XL»ü»e>LLLx«-L »o»H<Lrl»r LN/«>U! Z-V Loa»»a>««>oiiLr 6e» Vreuxiucr 6ourL»I»j N»»dt»« H»rU» V»«» I^tPLtU >»»»I >r»»l»» L. N.: //exarr^rtri« A l'v^er, U»rU»-V>««-L»»»d«rq- ?r«L r»tp»t, - kr»LKttrt ». »t. ItSLeU«»: ^u«t. ^«N» L»»«»» »«rllo «. ». St,ttE»N: A , >«Ntt: , >r»»I»u: ^««t Lavatt, L»»»o,»r: 0. <8c/«tt»1«r, L«U« ». » i Loret ct Oo. U«r»L»x»dArr Lviiixl. Lrpeäitioo Le« Vreräver /oorvsl«. Or»«6eo, 2uuili^er»tr. rv. k»rn,pr»ck-Lo»«t>lu»»: Ur. iLÜä. Amtlicher Teil. 'Aekanntnrachung. Dat Ministerium de- Innern hat auf Ansuchen den Vertrieb der Loose der mit der hiesigen Aus stellung sttr Wohnungseinrichtungen und WirthschaftS- gegenstände verbundenen Bertoosung ausgestellter Gegenstände im Bereiche des Königreich» Sachsen unter der Bedingung gestattet, daß die Nummern der gezogenen Gewinne spätesten» acht Tage nach der LooSziehckng im „Dresdner Journal" und in der „Leipziger Zeitung" zu veröffentlichen sind. Dresden, am 5. August 1893. Ministerium des Innern, - zweite Abtheilung. Füt den AbtheilungSdirektor: Häpe. Gebhardt. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Bertin, 15. August. (Tel. d. DreSdn Journ.) Die Herbstparade des Gardecorp» ist glänzend in Anwesenheit Ihrer Majestäten sowie zahlreicher anderer Fürstlichkeiten und fremdländischer Offi ziere Verlaufen. Die Kaiserin wohnten derselben zu Pferde bei Der Kaiser führten der Kaiserin da» erste Garderegiment vor. Sodann erfolgte ein zweimaliger Borbeimarsch der Truppen. De? Kaiser kehrten h erauf an der Spitze der Aahnen- sektion in da» Schloß zurück. Ihre Majestäten wurden vom Publikum begeistert begrüßt. Gotha, 15. August. (Tel. d. DreSdn Journ.) Da» heute ausgrgkbene Bulletin lautet: In dem Befinden de» Herzog» ist keine Änderung ein- getreten. London, 15. August. (Tel. d. DreSdn Journ.) Da» Rrutersche Barrau meldet au» Bueno» Ayre», daß die politiiche Lage dortselbst am gestrigen Abend große Beunruhigung verursachte. Die Polizei und Truppen besetzten verschiedene Stadtteile, gleichzeitig ssmmellen sich an anderen Punkten größere Menschenmaffen ai, deren Haltung beun ruhigend war. Loudon, 15 August. (Tel d. DreSdn. Journ.) Die „Daily New»" melken au» Washington, daß im Senate dortselbst eine kleine Mehrheit für die Abschaffung der Shermannbill vorhanden ist. Dresden, 15. August. Die neueste russische Denkschrift über die Handelsvertrags Verhandlungen. Der russische Finanzminister Witte hat unter dem 11. August eine Denkschrift über die deutsch-russischen Handelsvertragsverhandlungen veröffentlicht, die als Antwort auf diejenige Denkschrift dienen soll, welche der deutsche Reick,skanzler unter dem 25. Juli an den Bundesrat gerichtet hat. Den Inhalt derselben haben wir bereit» in der gestrigen Nummer unseres Blattes mitgeteilt. Zur Aufklärung der Frage bringt die Denkschrift nicht viel neues; immerhin ist sie bezeich nend für den Standpunkt, welchen die russische Regier ung, insbesondere der Finanzminister Witte, in der Angelegenheit einnimmt. Dem Schriftstück wird des halb auch allenthalben in der Presse die gebührende Beachtung geschenkt. Zuerst hat sich mit ihm die „Köln. Ztg.^ beschäftigt, welche folgendes auSsührt: Knust und Wissenschaft. K. Hoftheater — Altstadt — Am 14. August: „Der Talisman". Dramatisches Märchen in vier Aufzügen von Ludwig Fulda. Diese Märchendichtung hat den Vorwurf der Länge, der Scenenbreite und vor allem der zu dichten Zu sammensetzung der Motivierungen und Episoden mit Recht hervorgecufen, aber nicht minder begründet wir daS Lob, welches man ihrem liebenswürdigen tendenz iösen Unterhaltungsinhalt, der poetischen Fassung mancher Situationen und der reizenden Führung des gereimten BerseS spendete. Auch wurde schon gesagt, in wie geschmackvoller und zugleich bühnenpraktischer Weise mit phantastischer Anempfindung für den Stoff daS Stück in Scene gesetzt ist und wie seine Wirkung durch eine gut eingespielte Darstellung kräftig gestützt wird. Frl. Politz (Maddalena) und Frl. Baste (Rita) erfreuen unS mit allerliebsten Darbietungen und ebenso sind die Herren Porth, Wiene und Swoboda mit vollem Eifer bei ihren Aufgaben, deren Nötigung, gewandte Berse mit leichter Zunge zu sprechen, sie in bester Manier nachkommen. An Stelle de» Hrn. Drach spielte gestern Hr. Kirch den Omar, verständig und geschickt aber etwas trocken. — Das Hau» war leider nur schwach besucht, eine Erscheinung, die sich seit dem Wiederbeginn der Spielzeit bei fast allen Schauspielvorstellnngen im großen Altstädter Hause gezeigt hat. „Mit Genugthuung können wir zunächst feststellen, daß der von einem Teile der russischen Presse wahr- heitSwidrig erhobene Vorwurf, daß die deutsche Regier ung die Verhandlungen verschleppt habe, hier nicht erhoben wird und auch nach dem Inhalt dieser Denk schrift sich als völlig ungerechtfertigt erweist. Stellt man d^e Zeit der einzelnen Anfragen und Antworten fest, so ergiebt sich nämlich, daß die erste russische Anfrage im November 1891, die erste deutsche Ant wort im Februar 1892, die russische Erwiderung hierauf im Juni 1892, die deutsche Antwort im August, die dritte russische Note im Oktober, die dritte deutsche Antwort im Dezember 1892 erfolgt ist Be rücksichtigt nian einerseits den überaus einfachen Be- amtenorganismuS des russischen absoluten StaateS und andererseits auf deutscher Seite die Notwendig keit steter Rückfragen bei allen Bundesstaaten und der Anhörung zahlreicher Sachverständigen, so wird man, bei gegenseitiaer Abwägung der obigen Fristen, an erkennen müssen, daß die deutschen Antworten stets mit thunlichster Beschleunigung erfolgt sind. Bei ruhiger Erwägung wird man zugestehen müssen, daß der Vorwurf einer absichtlichen Verschleppung der Verhandlungen sinnlos ist, sobald die Aussicht vor handen ist, daß von der Gegenseite ausreichende An erbietungen gemacht werden, welche den Abschluß eines HandelSve träges wahrscheinlich machen Sobald eine solche Wahrscheinlichkeit der Verständigung vorliegt, muß jeder Regierung von selbst am meisten daran liegen, die Verhandlungen zu beschleunigen, damit die Vorteile de» neuen Vertrages baldigst den einzelnen Staaten zu gute kommen. Der Fehler bei den gegen wärtigen Verhandlungen liegt aver eben darin, daß man russischerseilS sich eine ganz falsche Grundlage für die Verhandlungen künstlich ^rufgebaut hat, auf der diese Verhandlungen unmöglich zum Erfolge führen konnten. So wird in der russischen Denkschrift der Satz, obenan gestellt, daß die deutschen Getreidezölle so hoch seien, daß sie 100 Proz. und mehr des russischen Getreidewertes darstellten. Schoa diese Behauptung ist gründlich falsch. Die Zollbelastung des russischen Getreide- bei der Einfuhr nach Deutschland stellt sich in Prozenten der statistischen Warenwerte des Jahre» 1891, also des letzten Jahres, da» der Berechnung zu Grunde gelegt werden kann, für Weizen auf 28, für Roggen auf 31, für Hafer auf 35, für Gerste auf 17, für Mais auf 16, für Bau- und Nutzholz auf 6 Proz. DeS weiteren führt dann die Denkschrift aus, die russische Regierung habe bereits bei Feststellung des russischen Zolltarifs vom 1. Juli 1891 zur Erleichter ung der Verhandlungen auf eine Ermäßigung der Zölle für die wichtigsten deutschen Waren im voraus Bedacht genommen. Schon ein Blick auf diese in der Denkschrift zusammengestellten Ermäßig ungen genügt, um den prohibitiven Charakter aller dieser durchaus unbedeutenden Ermäßigungen zu erkennen. Gleichwohl scheute sich der russische Finanz minister, damals noch Wyschnegradskij, nicht, der deut schen Regierung al» Gegenleistung für die Herab setzung der deutschen Getreide, Holz und Tierzölle, für die Zusicherung der ungehinderten Vieheinfuhr und für die Bindung weiterer deutscher Zölle auf Leinen, Hanf u. s. w. lediglich eine russische Bindung der Prohibitivzölle vom Juli 1891 zuzugestehen. Daß trotz dieser unglaublichen Vorschläge deutscherseits die Verhandlungen weitergeführt und nach und nach weitere russische Nachgiebigkeiten erzielt worden sind, spricht sür den dringenden deutschen Wunsch, einen Zollkrieg vermieden zu sehen, der russischerseilS bereits im Oktober 1892 angedroht worden ist. Noch unglaublicher ist, daß Hr. Witte auch jetzt noch in seiner Denkschrift es nahezu als selbstver ständlich ansieht, daß Deutschland Rußland wenigstens für die Dauer der Verhandlungen die Meistb,günstig »g hätte einräumen müssen, wre es daS Rumänien And Spanien gegenüber gethan habe. Der Unterschied H der Behandlung liegt klar auf der Hand: Deutsch- Mch hatte die dvSudetste Aussicht vom Beginn der Derhaudlmrgen an, mit Rumänien und Spanien auf Bodeu der Meistbegünstigung zu einem beider- MW defriMgeuden Abkoni»« zu gelangen. Wie be- Mchtigt diese Annahme war, ist inzwischen durch den Abschluß der Handel»verträäß mit den beiden Ländern WViefen. Nicht minder «» ist da» bewiesen, daß, wenn Deutschland überhaupt die Aussicht auf ein baldiges Zustandekommen deS Handelsvertrages mit Rußland gehabt hätte, e» sich außerordentlich ver- rechnet haben würde. DaS erufache Anerbieten der Bindung der russischen Prohibitivzölle, das starre Festhalten an der unterschiedlichen Behandlung der Land- und Seeeinfuhr, auf die erst im Anfang Juli 1893 russischerseitS verzichtet worden ist, machte von vornherein einen befriedigenden Ausgang der Ver handlungen um so unwahrscheinlicher, als Rußland schon auS den ersten deutschen Antworten die Über zeugung gewinnen mußte, daß Deutschland die auch »n der Denkschrift erwähnte russische Ansicht von der Unentbehrlichkeit der russischen Getreideeinfuhr für die deutsche Bevölkerung nicht teilte und ebenso wenig gewillt war, die Art de» kleinlichen Marktens und Feilschens mitzumachen, die für Hrn. Witte von der artigen Verhandlungen untrennbar zu sein scheint Wenn schließlich die Denkschrift am Schluffe die Bereitwilligkeit betont, auch schon vor dem 1. Oktober die Beratungen der Sachverständigen beginnen zu lassen, so können wir auch hier nochmals nur wieder holen, was wir schon früher hervorgehoben haben. So lange Hr. Witte nicht einsieht, daß die deutschen Forderungen im wesentlichen ein Mindestmaß dar stellen, ohne deren Annahme ein Vertrag überhaupt nicht zu stände kommen kann, so lange hat auch eine frühere oder spätere Zusammenkunft der Sachverstän digen in Berlin keinen Zweck, weil sie keine Aussicht aus Erfolg in sich birgt. Aus der Denkschrift vom 11. August geht nicht hervor, daß schon jetzt Hr. Witte zur Annahme der deutschen Forderungen bereit ist. Es muß also in Ruhe abgewirtet w-rden, ob die Wirkungen des Zollkrieges für die russische Land wirtschaft bis zum 1 Oktober so weit erkennbar sein werden, daß auch Hr. Witte sich wird entschließen müssen, eine rasche Beendigung des Zollkampfes ein treten zu lassen. Vorläufig trägt er durch seine eigen artigen Kampfmaßregeln in nachdrücklicher Weise dazu bei, den Preis deS russischen Getreides auf den russi schen Märkten noch immer mehr herabzudrücken. In dem er durch die Erhöhung der Lastensteuer die deutschen Schiffe von oen russischen Häfen so viel als möglich ausschließt, vermindert er künstlich das Angebot vonVerfrachiungSräumen und erhöht damit dieFrachlsätze. Will also das russische Getreide auf den auslä idischen Weltmärkten konkurrieren, so muß der Verteu ruug der Frachten notwendig eine Herabdrückung des Getreive- preiseS auf den russischen Märkten entsprechen. Dazu kommen dann die von Hrn. Witte bewirkten Treibe reien des Rubelkurses Je mehr die Staatsgelder be nutzt werden, um den Handelswert des Rubels künst lich in die Höhe zu schrauben, je mehr der Verkehr in Rubelnoien durch künstliche Entziehung des Mate- rials von den deutschen Börsenplätzen erschwert wird, umsomehr läßt sich der solide Kaufmann vom Abschluß von Ge>chäf»en fernhalten, die durch solche künstliche Beeinflussungen des Rubelkucses zu den allergewagtesten werden. Daß damit nicht tue Nachfrage noch russi schem Getreide auf dem Weltmärkte vermehrt wird, liegt auf der Hand, jedenfalls aber wird jetzt deutscher seits nicht» anderes zu thun sein, als mit Ruhe und Geduld abzuwarten, wie sich bis zum I. Oktober die Wirkungen deS aufgedrungenen Zollkampfes Heraus stellen werden. Alle Berichte der Handelskammern, die jetzt nach und nach an die Öffentlichkeit treten, be stätigen übereinstimmend, daß die bisherigen russischen Zollsätze für die deutsche Ausfuhr nach Rußland geradezu vernichtend gewesen sind Nur eine rhcblichr Herab setzung dieser Zölle hat für Deutschland noch Wert. Solange Rußland nicht sich zu dieser erheblichen Herab setzung entschließen kann — und die Denkschrift er giebt, daß Hr. Witte hiervon noch weit entfernt ist —, solange ist ein Ende deS Zollkrieges nicht voraus zusehen." Tagesgclchichte. Dresden, 15. August. Der Präsident de» evan gelisch-lutherischen Landeskonsistoriums v. Zahn hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten. Berlin, 15. August. Se. Majestät der Kaiser trafen gestern früh >48 Uhr mittelst SonderzugeS, von Kiel kommend, hier ein und begaben Sich vom Bahnhof nach dem König!. Schloß. Um 9 Uhr 40 Min. stiegen Se Majestät zu Pferde, um am Großen Stern das nach Berlin verlegte 4 Garde regiment z. F zu begrüßen und dasselbe nach den neuen Kasernemenis zu begleiten. — Zu dem Wechsel im Reichsschatzamt schreibt die „Köln. Zlg": „Gras Posadowsky erfreut sich wegen seiner um fassenden Kenntnisse, seines VerwaltunqstalenteS, seiner strengen Sachlichkeit und seiner liebenswürdigen Umgangs formen in der ganzen Provinz Posen eine» ausgezeichneten Rufes Und fchon, als in den letzten Tagen der jüngsten Reichstagssitzungen der bisherige Reichsschatzsekretär Frhr. v Maltzahn Gültz sein Abschiedsgesuch eingereicht hatte, wurde von mehreren Seiten die Aufmerksamkeit auf ihn als die zur Nachfolge geeignete Persönlichkeit gelenk' Der Entschluß, aus dem liebgewonnenen, selbständigen Provinzial- dienft zu scheiden und in den Reichsdienst überzutreten, ist ihm nicht leicht geworden. Wenn er schließlich dem an ihn ergangenen Rufe gefolgt ist, so hat er damit sicherlich ein großes Opfer gebracht Er hat es erst gethan, nachdem er sich, als er vor einigen Wochen hier in Berlin war, über die Steuerreformpläne Miquels gründlich unterrichtet und sich mit ihnen einverstanden erklärt hatte Die Vertretung dieser Pläne, dre inzwischen auf der m großer Einigkeit abgeschlossenen Minifteikonserenz in Frankfurt festere Gestalt gewonnen haben, wird bekanntlich im Reichs tag auf Wunsch d'S Reichskanzler« Grasen Caprivi Finanz- Minister Miquel übernehmen. So aewinal Gras Posa, dowSky Zeit, sich in die inneren Geschäfte des Reichs- lchatzamtes einzuarbeiten und sich vor allem rechtzeitig für die Vertretung des ReichShaushaltS im Reichstage vor zubereiten Sein Vorgänger Frhr. v Maltzahn hat nach Kräften mitgewirkt, eine weitgehende Verständigung der Finanzminister der Einzelstaaten über die sür die Durch führung der Rsichsfteuerresorm einzuschlagenden Einzelwege vorzuber-iten und h-rzustellen Er verglich sich noch kürz lich mit einem Landwirt, der beim Abzug von seinem Gute dafür sorge, baß oas seinem Nachfolger zu über gebende Land wohlbestellt sei. So findet ver neue Reichs- schatzsekretär, wenn er am 1. September seine Stellung antrrtt, einen Acker, aus dem die Aussaat im Einklang mit seinen Wünschen auf der Frankfurter Mimsterberarung ausgesät ist." — Amtlicher Nachweisung zufolge sind in der Zeit vom 1. Oktober '892 bis Ende Juli 1893 an Branntwein 2923 103 bl gegen 2 753002 bl im gleichen Zeitraum des Vorjahres hergestelli. Nach Entrichtung der Verbrauchsabgabe wurden 1 >-73 378 bl gegen 1826483 bl in den freien Verkehr übergeführt. Am Schluffe des Rechnungsmonats verblieb in den Lagern und Reinigungsanstalten unter steuerlicher Kontrolle ein Bestand von 609 572 bl. Zürich, 13. August. Gestern und vorgestern hat der Soziallstenkongreß, wie bekannt, üver dle sozialdemokratische Taktik verhandelt. Einzelheiten Indiskrete Enthüllungen au» dem Postkasten zu Haindorf. Bon Frida Storck. 3 (Fortsetzung.) Die Dame erhob sich geräuschwoll mit den Wor ten: „Sie scheinen ein Sozialdemokrat vom reinsten Wasser zu sein, Herr Doktor. Mit solchen Prinzipien streite ich grundsätzlich niemals." Fräulein Hilde ward sogleich auf ihr Zimmer be fohlen. Meine verderbliche Nähe könnte dem Kinde schaden. Vorhin sah ich sie mit einer jungen Malerin und dem Backfisch Wieschen nach dem Walde gehen. Der Kommissar der Geheimpolizei, der auch sommer- frischlert, schien an unserem Scharmützel seinen Tausrndspaß zu haben. Er d'ückte mir anerkennend die Hand. Anfang» habe er mich verkannt, gestand er ein, doch er merke, ich hätte da« Herz auf dem rechten Fleck. Fräulein Minchen, die Tante der Malerin, läßt sich von unserem Dichter die Zeitung vorlesen. Dieser Mann könnte vor Deinen Ordnung liebenden Augen keine Gnade finden. Wenn Fräulein Minchen sich seine» allzu genialen Anzuges erbarmte, fehlende Knöpfe ersetzte und defekte Wäsche ausbesserte, so würde er sie als segenfpendende Fee andichten. Das Fenster nach dem Garten ist geöffnet. Sonnenschein flutet herein und Stimmen au» der Laube dringen herauf. Arnold stehen die Schweiß perlen auf der Stirn, denn unten hört er seinen Bruder mit de» Wirte» Buben im Hofe tollen, und er soll weiter deklinieren Blütenduftige Gommerluft umfächelt mich und eine Compagnie Fliegen surrt im Sonnenschein Wo viel Licht, da ist auch viel Schatten. Unter dem Baum vor dem Fenster streitet meine AmtSschwester mit Arnolds Mutter über Päda gogik. Frau StrauhS Stimme wird durch die ans Durchdnngen geübte meiner Kollegin übertönt. Sie verlangt, die kleinen Sträuche sollen sich bei Tische schweigend mit dem zucrteilten Mahl begnügen. Mütter sind allesamt schwach, sie finden die Reden ihrer Sprößlinge originell, war bei den Strauchs auch zutrifft. Speziell in den Ferien sollen diese Buben volle Freiheit haben. Mein Herz stimmt der liebenden Mutter bei, wenngleich sich mein schulmeister lich Gewissen auf seiten der Kollegin schlagen muß. Willi vertraute mir in kindlicher Offenheit: daheim bei Papa gäbe es viel Schelte und fürchterliche „Wichse". Doch diese harmlosen Erlebnisse können Tich schließlich nicht lange interessieren. Zudem ist dieses Aktenstück der längste Brief, den «ch jemalen ab- gefewgt Mrt dem innigen Wunsche, baldige und gute Nach richten von Dir zu erhalten, bin ich Dein Tich herzlichliebender Sohn Kurt. Haindorf, den 9. Juli Meine gute, treue Elise! Deine lieben Zeilen haben mich erfreut und ge- tröstet Ich wußte ja schon ohnehin, wie gern Du jede» Opfer für meine Gesundheit bringst Ach, wenn e» doch in Wirklichkeit helfen wollte! Bi» heute huste ich noch sehr viel. Ter Arzt, den ich hier zu Rate zog, meint, die Gebirgsluft wäre immer ein bißchen scharf, man müsse sich daia.r erst gewöqmn. Sonst fehlt es mir ja an nichts. Den Rotwein trinke ich nun auch, weil Du meinst, diese Ausgabe noch auf dringen zu können. Die Flasche kostet 1,50 Mark und ist nicht besonders. Wenn Du kannst, so schicke mir lieber ein Kistchen Wein her. Doch nur wenn es Deine Kasse wirklich erlaubt. Ich sorge mich sehr, liebe Elise, daß Du und die Kinder Euch allzusehr behelfen müßt Weide mir nur nicht auch krank! Daß sich der Herr GerichiSrat so freundlich nach meinem Ergehen umgehört hat, thut mir sehr wohl. Es ist mir ein Beweis, daß ich mir im Dienste seine Zufriedenheit erworben und meine Schuldigkeit gethan habe. Wie gern wollte ich von früh dis spät ar beiten, wäre ich wieder ein gesunder kräftiger Mann. Der liebe Golt wird mir ja helfen, ich hoffe auf ihn. — Tie Leute hier sind recht freundlich. Es sind meist vornehme Herrschaften, von denen man kaum erwarten kann, daß sie unsereinen beachten Sogar ein Hauptmann und eine Professorin sind hier. Mein Studennachbar, ein junger Lehrer, ist mir der liebste. Mit ihm mache ich manchen Spaziergang, er ist überhaupt sehr teilnehmend. Damen sind da in großer Anzahl. Erst wollt' ich nicht mit am Tische essen. Die Wirtin macht sich aber nicht gern Mühe mit doppel tem Anrichten; es ist ihr lieber ich gebe mit hin. Weil daS Wetter so schön ist, essen wir im Garten, in der überdeckten Hütte Was die Speisen betrifft, so werde ich sehr verwöhnt. So fein hab' ich mein Lebtage nicht g speist. Mache mir auch alle Tage Vorwürfe, weil Du, liebe Elise, Dich so einfach eia- richtest. Ach, wäre lch erst gesund! Wie gut soll
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