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Dresdner Journal : 17.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-17
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 17.08.1893
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* Hr. Ob rpostdirektor Halke ist vom Urlaub zurück- gekehrt und hat bi« Borstehn „sch ule bei der hiesigen Kaiser! Oberpostdirektion wieder übernommen Lu« dem Polizriberichte. Bor einigen Tagen ver/ unplückte aus dem Futterboden eine« groben Fuhr- geschäft« ein mit Ma»«qurtschen beschäftigter Ar beiter dadurch, daß er in die zum Stillstand gekommene Äialzmaschine, um die Hemmuna«ursache zu ergründen, Hineingriff. Er hatte zwar die Maschine abgestellt, doch den Ausrücker nicht in den Sicherheitshaken eingelegt. Plötzlich schlug der Ausrücker wieder auf da« Schwungrad und zerquetschte dem Lianne zwei Fingerglieder der linken Hand. — Al« am vorgestrigen Nachmittag eine betagte Frau ihren auf der Alaunstraße im Erdgeschoß wohnenden Sohn besuchen wollte, geriet sie an die nicht verschlossene, sondern nur angelehnte Kellerthür. Diese gab nach, die Frkiu stürzte, sich überschlagend, die etwa 10 Stufen zählende Kellertreppe hinab und erlitt dadurch einen doppelten Bruch de« rechten Vorderarme« und verschiedene Quetschwunden im Gesicht und am Knie — Beim Zu machen einer unmittelbar an der Treppe gelegenen Thüre stürzte am 16. d Mt«. in der PorSbergstraße eine 64jährige Handarbeiter«ehefrau die Treppe hinab und erlitt einen Bruch de« rechten Oberschenkels * Im weiteren Verlaufe der VerbandStagSver- Handlungen der Delegierten der deutschen Flerscher- rnnun gen, welche gestern bi« zum 13. Tagesordnungs punkt erledigt wurden, ist beschlossen worden: „Da« Ent gegenkommen der deutschen Leder,ndustriegenoffenschaft an zunehmen, auf eine Verbesserung der Ausschlachtung der Häute gemeinschaftlich hinzuwirken"; „den Vorstand mit Ausarbeitung einer Denkschrift zu beauftragen und diese mit nötiger Begründung an all: diejenigen Städte, in den n Schlachthöfe bestehen oder solche begründet werben, zu schicken, um die kommunale Besteuerung der Schlacht höfe, die als Wohlfahrtseinrichtungen zu bezeichnen sind, abzuwenden"; „eine Petition zu veranlassen, behufs Her beiführung obligatorischer Fleischbeschau sowie einer all» gemeinen staatlichen Viehversicherung"; für thunlichste Ab wendung des Freibankoelkaufs und Herbeiführung eines Gesetzesparagrophen, nach welchem minderwertiges Fleisch in d<n Schlachthöfen nur in völlig gar gekochtem Zustande zum Verkauf zu stellen ist, zu sorgen; „die Erweiterung der Be triebszeit im Fleischergewerbe an Sonn- und Festtagen durch geeignete Petitionen zu erwirken"; „die Herbeiführung von erleichtertem Kon rollverkehr in den Reichsgrenzbezirftn anzu regen" Abgelehnt wurde der Antrag auf Aufhebung der Grenzsperre wegen des Seuchengesetzes. — Heute vormittag wurden die Beratungen wieder ausgenommen. Zunächst berichtete der Vorsitzende Stein über den Stand der schon früher in Aussicht genommenen eigenen BenfS- genossenschast. Da bisher keine Erfolge erzielt werden konnten, beantragte Del. Lammertz-Deutz: „Ander weit bei der zuständigen Amtsstelle dahin vorstellig zu werden, daß den Fleischern die Bildung einer eigenen Berussgenossenschaft gestattet u-d demgemäß deren Aus scheiden aus der Nahrung-mittelmdustrie-Berufsgenossenschaft nachgelassen werde." Dieser Antraq fand einstimmige An nahme Über die Stellung des Verbandes zum Zentral- ausschuß der vereinigten Jnrungsverbände Deutschlands berichtete der Vorsitzende und empfahl, wenn auch nicht engen Anschluß, so doch pekuniäre Unterstützung dieses Ausschusses, da die beantragte Unterstützung desselben durch die Reichsregierung abgelehnt worden sei Der bezügliche Antrag Eytel-Düsseldorf fand mit aroßer Mehrheit An nahme und giebt dem Vorstand Ermächtigung, nach Maß gäbe anderer Beitrag leistender Jnnungsoerbände bis zu 500 M Beitrag zu gewähren. Über die Notwendigkeit der Besteuerung der Konsumvereine sprach für den Bezirksverein Thüringen Del. Wiegand.Apolda Beschlossen wurde gemäß des Antrages des Referenten: „Den Vorstand zu er- wächtigen, bei dem Bundes, ate bez. dem Reichstage dahin vorstellig zu werden, daß eine Besteuerung der Konsum vereine eingeführt werde, und zwar sowohl eine staatliche als auch eine kommunale" Referent Bochmann-Bremen beantragte im Auftrage seiner Innung: „Durch den Vorstand dahin zu wirken, daß in öffentlichen Schlacht- Höfen Tierärzte nur dann Anstellung sindm, wenn sie vorher einen praktischen Schlächtereikursus absolviert haben " Ter Antrag fand Annahme Von der Innung zu Staß furt (Re'erent: Holle) wurde berichtet, daß sie durch eine frei gebildete Gesundheitskommission in ihrer Geschäfts führung geschädigt werde, bei der Ctadtvertretung usw keine Hilfe finde und daher ersuche, durch den Verband veschwerdeführend bei den Lberbehörden vorstellig zu werden Einstimmig wurde demgemäß beschlossen. (Die Sitzung dauert fort) * Tie sämtlichen, seit 1877 abgchaltenen deutschen Fleischerverbandstage (in Biemen, Hamburg-Altona, Breslau, Kö.n a Rh, Stuttgart, Magdeburg, Görlitz, Erefeld, Braunschweig, Wiesbaden, Danzig, Schwerin und Mez) waren von einer mehr oder minder ausgedehnten Fachausstellung begleitet Auch Dresdens Innung ha'te un Eentralschlachtmehhofe eine Ausstellung vorbereitet, die in zwei Abteilungen sämtliche Instrumente, Werkzeuge und Maschinen für Hand und Motorenbetrieb für das Fle sckergewerbe, sowie Pro ukte, welcher dasselbe betalt, rorfühn; außervem ist auch vortreffliches Manoni, au gefullr. Gestein vormittag 8 Uhr f-nv ri- Elöffoung dieser Auestcllunq bu'.ch den Ver- banksvorsitzenden Hrn Stein-Lübeck statt, der in seiner Eröffnungsan'prache den gelegentlich des Verbandstages von der Dresdner Innung veranstalteten Vorberatungen ein ehrendes Zeugnis ausstellte und besonders hervorhob, daß zum ersten Male eine deutsche Verbände tagSauSstell- ung auf dem eigenen Grund und Boden, im eigenen Heim einer Innung stattfinde. Die Ausstellung, die von 40 Industriellen und Handelsfirm.n beschickt ist, während die Viehausstellung durch hiesige JnnungSmeister besorgt wurde, führt zunächst sämtliche durch GaSkrastmaschinen be triebene Maschinen und Werkzeuge, so große Wiegemesser u. s. w in Thätigkeit vor Unter den Au- stellung-gegenständen sind hervor.uheben: Eisschränke und Kühlapparate (G Lange- Berlin, Gebrüder Barnewitz, Gebrüder Giese), Wurst- und Fleischteilmaschinen verschiedenster Art, Räuchervorrichtungen, Stand- und Transportöfen, Blasen und Kessel, Konser- vierungswwen und Gewürze, Transportwagen, Fleischer kleidung, Wäsche und Schuhnerk, Papierwaren, Mikros kope und Lupen, getrocknete Darm- und Blasenwaren in üben aschendcr Mannigfaltigkeit. In vorzüglicher Weise sind Chemnitz (Gebrüder Unger, Rob. Biedermann), Wien (Friedrich und Hag«), Mühlhausen, Berlin (A. Ferber, Starr, W. Burmester und Alexanderwerk), Leipzig, Reudnitz und Volkmarsdorf (Max Haack, F. Albrecht, A. Franz, L. Singer), Arnstadt, Kossel, Zwickau, Halberstadt, Han nover, München, Stuttgart, Loschwitz, Braunschweig, Eß lingen und Dresden — letzteres durch 15 Aussteller — ntitreten. Reichhaltige Ausstellungen von Maschinen, Wagen, Schncidewerkzeuaen, Ladenausstattungen rc veranstalteten die hiesige Finns C. Hänselmann, die Firma Emil Leinert und die Großfirma Dick in Eßlingen. Beachtenswerte Artikel in Schwein«- und Rind«därmen, Blasen, Gewürzen und Konservierungsmitteln führten dir hiesige Firma Heinr. Kühn u. Hultzsch, sowie F. W Pieschel - DieSden vor. Alle Au«sttller haben da« beste ihrer Erzeugnisse vor geführt und in praktischer, anschaulicher Weise aufgestellt. Die Ausstellung der benachbart stehenden prächtigen Vieh- pücke erregt desgleichen lebhafte« Interesse. Metzgermeister Niedenführ stellte 15 Nummern, 13 Ochsen, 1 Bullen, 1 Mastkalb (sogenannten Doppelländer) au«, unter diesen 5 Stück echte Scheinfelder Ochsen (Mästung durch die Ökonomie von I. L Bramsch) von 4400 kg Gewicht und ein Mastkald von 137 hg Gewicht; Metzgermeister Lutherer 5 Schecken-Mastochsen bayrischer Rasse (gemästet in der Waldschlößchendrauerei) im Gesamtgewicht von 100 Zentnern aus. Weiter stellten u a au« die Meister Marlin: 2 Ochsen, 1 Bullen, 3 Kälber (Mastvieh der Brauerei in Pirna), Barthel: 2 kleinere Ochsen, Nitsche: 2 Bullen, Starke: 1 Mastochsen, 1 Doppelländer, Hof mann und Matthe« je 1 Maslviebstück Die Ausstellung war von früher Morgenstunde an stark besucht; e« wurden namhafte Abschlüsse bei verschiedenen Firmen bewirkt. — Anläßlich des VerbandStage« haben zahlreiche Hotels und Restaurant», nicht minder sämtliche Häuser hiesiger Fleischer- meister reichlichen Flaggen- und Fahnenschmuck angelegt; da« VerhandlurgSlokal selbst zeigt ebenfalls Festschmuck, gleich wie der Eingang zur Ausstellung durch eine Ehren pforte gekennzeichnet ist. Die Pserdebahnwagen mehrerer Linien tragen Plakate, welche nach dem Sitzungslokal bez. nach der Ausstellung weisen * Nesidenztheater. Der Schwank „Die beiden Champignol" wird nur noch heute am hiesigen Residenz- tkeater zur Aufführung gelangen. — Am nächsten Sonn tag tritt Hr Direktor Fiala in dem Lustspiel „Die Memoiren de« Teufels" als „Robert" auf. * Die seit vergangenem Sonntag in Brauns Hotel austretenden Sänger vom Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe erfreuen sich allgemeiner Anerkennung seitens des Publikums; in der That ist dieselbe wohl verdient, da die Leistungen dieser Sänger durchaus tüch tige sind. Die gut geschulten Stimmen, die künstlerische Vortragsweise sowie die Wahl des Programms verdienen vollen Beifall * Gestern nachmittag in der dritten Stunde wurde die Feuerwehr nach Amalienstraße 11 alarmiert. Daselbst hatte sich unter der Dachschalung angesammelter Ruß entzündet Nach A stündiger Thätigkeit rückte die Feuerwehr wieder ab. — Abends '>.8 Uhr entstand im Grundstück Zwingerstraße 6 in einem Laden durch Pe troleum Feuer, durch das in verschiedener Beziehung Schaden verursacht wurde Beim Eintreffen der Feuer wehr war der Brand bereits gelöscht. — Mit der Umgestaltung der Bahnanlagen werden verschiedene Hindernisse, die den Verkehr zwischen Wilsdruffer Vorstadt und Frredrichstadt hemmten, beseitigt werden. Wie bereits erwähnt, wurde die Stiftsbrücke über die Weißeritz durch Pioniere niedergelegt und bald fällt auch dos Verkehrshindernis zwischen der M x und Friedrichstraße: jene Brücke, die beim Passieren von Zügen nach dem Packhof in die Höhe gezogen werven mußte. Seit vorgestern werden sämtliche nach dem Alt städter Kai und dem Gehege bestimmten Züge auf dem neuen Bahnkörper durch das Gehege am Hafen entlang nach dem Rangierbahnhose geführt und es wurde somit die alte Kohlenbahn entlang der Marienbrücke außer Be trieb gesetzt Dieselbe wird später nur noch, und zwar auf Zeit, zur Beförderung von Kiesmassen zur Ausfüllung des Weißeritzbettes und zur Herbeischaffung des Materials zur Errichtung der Personenhaltestelle an der Wettiner- straße benutzt werden. Wesentliche Umgistaltungen erfährt gegenwärtig auch das Gebiet zwischen der Wettinerstraße bis zur Abzweigung der neuen Weißeritz Am alten Kohlenbahnhof wird das alte Flußbett ausgefüllt und gar manche Umwandlung am Bahnkörper dortselbst vor genommen. * Die seit vorgestern aus dem linksufrigcn Pfeiler gerüst der vierten Elbbrücke angebrachten Fahnen in den Deutschen und Sächsischen Farben verkünden die Fertig- stellung auch dieses zweiten Strompfeilers, und schon trifft man Anstalten, auf diesem Pfeiler em gleiches Gattergerüst aufzustellen wie auf dem Neustädter Pfeiler, um eine Holzvcrbindung zwischen den beiden Pfeilern mitten über den Strom zu errichten. Inzwischen wird auch der erste Bogen gewölbt. Nach Fertigstellung dieser Arbeit wird im Interesse des Fährverkehrs der betreffende Straßenkörper tiefer gelegt werden Nachrichten aus den LandestcUcn. Leipzig, 16 August. Mit einem Ausfluge nach Grimma schloß gestern der zehnte Bundestag des Deutschen Radfahrerbundes Aus den Verhandlungen ist zu erwähnen, daß der seitherige Bundespräsident Hindenburg-Magdeburg zum Ehrenpräsident ernannt wurde; zum Präsidenten erwählte man Rechtsanwalt vr. Vogel- Königsberg und als dessen Stellvertreter Weber M-Glad bach Der von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm ll. gestiftete Wanderpreis, der vier Jahre hindurch zu ver teidigen ist, wurde von Beyschlag-Wien gewonnen. — Im Museum für Völkerkunde, das jetzt im ehemaligen KonservatoriumSgebäude untergebracht ist, wurde eine Ausstellung kulturgeschichtlich interessanter Gegenstände aus Birma und Guyana dem öffentlichen Besuche zugänglich gemaät * Jerisau bei Glauchau, 15. August Die Masern haben hier, wir das „Ehemn. Tagebl" berichtet, so zu genommen, daß es notwendig geworden ist, die Schule für die nächsten 14 Tage zu schließen. ll Hartenstein i Erzgeb , 16 August Im hiesigen Orte, der Vaterstadt des Dichteis Paul Flemming, hegt man den Plan, demselben ein Denkmal zu errichten, wozu bereits gegen 2000 M Beiträge gesammelt worden sind. Diese Summe reicht noch nicht aus zu einer würdigen, wenn auch möglichst einfachen Ausführung diese» Vorhabens. Der Ortsausschuß für Errichtung eine» solchen Denkmals, gebildet durch die Herren Bürgermeister Forberg, Pfarrer Goldhan, Schuldirektor Krövel und Kaufmann Jacobi, wendet sich daher unter ministerieller Zustimmung an die evangelischen Schulen des Vaterlandes mit der herzlichen Bitte, durch Veranstaltung einer Pfennigsammlung unter den Schulkindern zur Verwirk lichung des Vorhabens mit beitragen zu woll-n und giebt sich der Hoffnung hm, diese Bitte werde bei der Sächsischen Lehrerschaft «in willige» Ohr und eine hilfreiche Hand finden, zumal die Wiege de» Dichter» in einem sächsischen Schulhause stand und seine bekanntesten und schönsten Lieder in allen Volksschulen unsere» Vaterlandes eine traute Heim- und Pflegestätte gefunden haben. * Aus dem Vogtlands, 16 August. Die Sozial demokraten entfallen bereits aus Anlaß der bevor stehenden Landtagswahlen große Thätigkeit. In den letzten Tagen hielten dieselben, dem ,Se«pz Tagebl." zufolge, öffentliche Parteiversammlungen in Treuen und in Falkenstein ab, wobei über die B.deutung der Landtags wahlen referiert wurde In Treuen bezeichnete u. a. der sozialdemokratische LandtagSabgeordnete Goldstein aus Zwickau al« Hauptforderungen der Sozialdemokratie die Einführung de» allgemeinen gleichen Wahlrecht« für Land tag und Gemeinde, Unentgeltlichkeit des Schulunterricht« und der Lehrmittel, Aufhebung der Gesindeordnung, Be seitigung de« Gesetze» über da« Verein«- und Versamm- lung-recht und Steuerfreiheit für ein Einkommen bi» zu 600 M Vermischtes. * Einiges aus dem neuen, noch unveröffentlichten Werke des Grafen Tolstoi, ist von einem Korre spondenten de» „Daily Chronicle" im Manuskript gelesen worden. Er ist der Meinung, daß dasselbe in Rußland verboten werden wird. Im 12. und letzten Kapitel de» Buche» erzählt Tolstoi, daß er am 29 September v. I. in einem der Distrikte reiste, in denen die Hungersnot herrschte. Er bemerkte die Ankunft eines Schnellzuge«, welcher einen General und eine kleine Abteilung Sol daten enthielt. Sie waren auf ihrem Weg nach Tula begriffen, um einige Bauern zu b. strafen, die es gewagt hatten, sich der Schinälervna ihrer Rechte seitens eine» jungen, a^r einflußreichen Grundbesitzer« zu widersetzen. Graf Tolstoi giebt die folgende realistische Beschreibung der Art und Weise, wie bei dieser Gelegenheit die Ge rechtigkeit gehandhabt wurde — nicht, wie er sagt, al» ein außerordentliche» Beispiel, sondern weil eS da» einzige ist, mit dem er gesetzlich bekannt geworden. — „Al« alle« vorbereitet war, befahl der Generalgouverneur, daß der erste der zwölf Bauern, w lche der Grundbesitzer als die Rädelsführer der Revolte bezeichnet hatte, vor- geführt werde Diese« erste Opfer war ein Familien vater, ungefähr vierzig Jahre alt, besten Rechtschaffen- heit sprichwörtlich war und der sich der Achtung seiner Mitbürger im höchsten Grade erfreute E« wurde ihm befohlen, sich auszulleiden und seinen Platz auf der Bank einzunehmen. Der Bauer bat nicht um Gnade; er wußte, daß dies unnütz sein würde Er bekreuzte sich schweigend unv legte sich hin Zwei Polizisten eiltm vorwärts, um ihn auf seinem Platze zu halten. Ein gelehrter Medikus stand nahe bei, um im Falle der Not Hilfe zu leisten. Die beiden Verbrecher, Lie mit der Ausführung oer Strafe beauftragt waren, spuckten sich zuerst in die Hände, knallten dann mit ihren Peitschen, und begannen ihr Werk Es ergab sich, daß die Bank zu klein war und es war schwer, den gequälten, sich windenden Menschen ruhig zu halten. Der Generalgouverneur befahl, daß eine andere Bank ge bracht werde. Unterdessen stand das arme gemißhandelte Geschöpf mit finsteren Blicken, zuckender Unterlippe und zitternden nackten Beinen da. Als die zweite Bank ge bracht wurde, band man den Armen noch einmal darauf und die Henker nahmen ihr Werk wieder auf. Mit jedem Augenblicke wurden die Wunden schrecklicher, dem Rücken, den Seiten und Beinen des gefolterten Wesens entströmte Blut und nach jedem Schlag stieß der Gequälte einen Seufzer aus, den er vergeben« zu ersticken veisuchte. Und aus der Menge, welche umherstand, erscholl das Geschluchze der Frauen, Mütter, Kinder und Verwandten d s Ge marterten uns das Gewins l derjenigen, deren eine gleiche Strafe wart-.tr. — Der General gouverneur zählte an seinen Fingern die Zahl der Schläge und rauchte kaltblütig seine Zigarette Nachdem mehr als künftig Schläge erteilt worden, hörte der Bauer auf zu seufzen oder sich zu bewegen und der gelehrte Hr Doktor, welcher seiie Dienste und seine Weisheit dem Distrikt hospital zur Verfügung gestellt, kam herbei, fühlte den Puls des Gefolterten, bückte sich, um zu lauschen, ob das Herz noch schlüge, und benachrichtigte den Repräsentanten der kaiserlichen Autorität, daß das Opfer bewußtlos und daß eine fernere Bestrafung feinem Leben gefährlich sein würde. — Aber der Generalgouvecneur, trunkener denn je durch die ihm verliehene Machtvollkommenheit geworden, wurde beim Anblick von Blut wilv: er befahl, mit der Strafe sorrzufahren Ter Folterprozeß nahm seinen Fort gang bis der 70. Schlag gefallen war — 70 schien aus unbekannten Gründen die heilige Zahl zu sein, unter der es eine Beleidigung der Gerechtiqkeit wäre, aufzuhören. — Dann nahm er seine Zigarette aus dem Munde und sagte ruhig und gelassen: Genug! Führe den Nächsten her! * Wunderbarer Sport. Ein Sport, aus den sich nicht jedei mann versteht, gelangte, wie der „Figaro" schieibt, gelegentlich des Kongresses Ler „Französischen Gesellschaft für Fortschritt in den Wissenschaften" in Besancon zur Vorführung. Die dortigen Ärzte gaben den Teilnehnern ein Bankett und beim Dessert ergötzte vr. Schiff aus Gens die Anwesenden mit einem Kunst stück, welches er nicht ost macht, das ihm aber mit bei spielloser Sicherheit gelingt. Er spielte die Marseillaise . . . mit seinen Beinmuskeln. Um dieses Kraststück auszu- sühren, kontrahiert Hr Schiff diese Muskeln in einem gewissen Rhythmus; bei jeder Kontraktion ergiebt sich hierbei ein Ton, den man auf 2 bis 3 m Entfernung deutlich ver nehmen kann und so läßt sich eine Melodie kombinieren. Or. Schiff ist wahrscheinlicherweise der einzige in der Welt, der dieses gesellschaftliche Talent besitzt (Mit Vor behalt! D. Red) * Des Zauberers Rache. Ein Ungar, der der Vorstellung emeS amerikanischen Zauberkünstlers beigewohnt hatte, sprach nach Beendigung derselben im Cass laut und heftig gegen den Künstler und meinte, dir ungarischen Zauberkünstler seien viel bedeutender. Der Amerikaner, der zusällig zugegen war, verständigte sich schnell mit dem Kellner, trat dann zu dem Ungarn und sagte: ,Zch bin der Zauberer, von dem Sie eben sprachen. Sie halten mich für unbedeutender, als die ungarischen Taschenspieler, weil ich weniger durch die Hand, als durch Benutzung der wunderbaren Kräfte der Natur zu wirken versuche. Aber ich kann, wenn ich will, viel größere Tricks au»sühren, als einer der setzt lebenden Kollegen, ich kann das Unmögliche wahr machen. So z. B werde ich Ihnen sogleich, ohne alle Vorbereitung, eine Ohrfeige geben, und der hinter Ihnen sitzende Kellner soll vor Schmerz laut aufschreien, während Sie selbst nichts davon empfinden!" — „Das wollen wir sehen!" erwiderte der erstaunte Ungar Als er und der Kellner sich vorschriftsmäßig plaziert hatten, machte der Amerikaner die Umstehenden noch einmal darauf aufmerksam, daß er durchaus nicht vorbereitet sei, und ver setzte hieraus dem Ungarn eine derbe Oarseige. Sogleich sprang dec Kellner hinter ihm auf, hielt sich die Backe und schrie laut vor Schmerz Der Ungar aber sprang eben falls sogleich auf und ries freudigen Tone» der Gesellschaft zu: „Hob ich gleich g'fagt, daß Zauderer nix versteht! Hob' ich Ohrfeigen auch g'spürt!' Statistik mld Volkswirtschaft. — Lon einem Freunde in Rußland wird der „Post" folgende Schilderung der jetzt aus den russischen Zoll- ämiern bestehenden Zustände gegeben Die russischen Zoll ämter verfahren zur Zeit nach nicht weniger al» vier veisch,ebenen Tarifen ES ist eme solche Unsicherheit und Berwirrung «ingetreten, daß die kausleuie soft nicht« mehr verzollen. Man verlangt auch bei nichtdrutschen AuSganaS- häsen, wie z B Marseille. Konstanimovel und englische» Häfen Ursprungszeugnisse über Sasse«. Reis, Ci roaea. Kakao rc. und «rft nach mehrmaligem Depeschieren wurde dies sür Thee als umgänglich entschieden. Dagegen genügt es wieder nicht, wenn sdr di« seit längerer Zeit unterwegs gewesencn Wareu nach »täglich« Zeugnisse beigegeben werde», sondern man verlangt dieselben al« gieichzemg mit der Lersendung ausgestellt. Die Berechnung sür deutsche Waren ersnlgt aus der Basis von zo bv resp. Sd , B Rb. 1 4- »0 Kop. plo, LV Sh gleich «L Kov, Sa 1,V5 Rb. Die Formalitäten der Ver zollung wachsen täglich, ohne daß dabei eine Bevorzuguug irgend einer Provenienz ftaitsände Im allgemeinen glaubt man an die UnmSglichteit längerer Dauer düse« Zollkriege», sowie der dadurch h rvorgerusenen Zustände — Die Leipziger Pserdeeisenbahu - «ltiengesell- schast zahl» sür »8SS/V3 ein« Dividend« von 6 H aus die PrioritSt«allien und von S Sh auf di« Stammaktien — Die diesjährige Generalversammlung de» inter nationalen TransportversicherungSverbande« wird iu den Tagen vom t». di« 1». September in Salzburg stattfind«». — Die Dresdner Bank, welche an den mexikanlsche» Finanzverhältnifsrn durch das von ihr seinerzeit mit de« Londoner Hause Seligman emittierte Tehuantepec-Anlehe» interessiert ist, geht behus« Wahrung der von ihr vertretener» Interessen gemeinsam mit den Emittenten der «prozentigen Etaa Sanleihen vor und entsendet demnächst einen Delegierte» nach Mexiko, um die Fortschritt« de« Laues der Bahnlinie und deren noch sür 1893 zu ermattende Fertigstellung zu prüsen. — Sus ergangene Ansroge an den Piäsidenten der Republik hat dieser einer Berliner Firma telegraphisch die Antwort erteil», dag die Überweisung von 35 Prozent der Zolleinnahmrn sür den Dienst der beiden mexikanischen Staatsanleihen nach wie vor regelmäßig stattfindet, da» aber diese Quote der Zoll- einnahmen insolge der durch den Silberrückgang eingetretrneu Entwertung naturgemäß weniger al- in srüheren Jahren auSmach«. — Der erhöhte Zollsatz, der in Finnland erhoben wird, hat zur Folge gehabt, daß die Aufträge, welche Deutsche, namentlich Berliner Fabrikanten von finnischen Häusern hatten, mit denen, wie der „Loasektionär' mitteilt, große und ange nehme Verbindungen seit vielen Jahren unterhalten wurden, abbestellt worden sird. — Am i. September d I wird in Gotha eine von der ReichSbankstelle inErsurtabhängige neue ReichSbantnebeo- stelle mit Kasseneinrichtung und beschränktem Giroverkehr er- Sffne» werden. — Die Kölnische UnsallverlicherungSgrsellschast hat in ihrem Bestreben, den Wünschen des Publikums nach Möglichkeit gerecht zu werden, sich bereit erklärt, auch die dem einzelnen obliegende Hajtbarkeit sür Sachbeschädigung mit zu übernehmen. Demgemäß giwährt sie im Anschluß an die Haftpflichtversicherung dem Versicherungsnehmer auch gegen diejenigen Enlschäoigungsanspcüche Schutz, welche aus der Be schädigung fremden Eigentums durch Exvlosion oder Sprengung, oder durch Fuhrwerksbeirreb u. s. w. hergeleüet werden können. Die Höhe dieser Entschädigung richtet sich nach dem Umsang de« nUternehmen». * Der Bussichtsrat der Aktiengesellschaft Görlitzer Maschinrnbauanstalt und Eisengießerei in Görlitz beschloß in seiner letzten Sitzung, den Aktionären — unter Bei behaltung der bisher üblichen Abschreibungssätze — die Ver teilung einer Dividende von 7 für da« mit dem 30. Juni d. I. abgelaufene Geschäftsjahr zum Vorschlag zu bringen, im Vorjahre betrug die Divioende 8 — Der WestsSIische Drahtinduftrievereia beantragt sür das verflossene Geschäftsjahr wiederum 8 Dividende bei gleichen Absch-eibungen wie »m Vorjahre. — Die Firma Kathreiners Malz kasseesabriken (Wilhelm u. Biougier) in München ist von den bisherigen In habern in eine Gesellschaft mit beschi änkler Stiftung umgewandelt norden Das Stammkapital beirag» I Million Mark, dessen Erhöhung aus 2 Millionen Mark im Gesellschaslsoertrag bereits vorgesehen ist. Die leitenden Persönlichkeiien der Österreichischen Kreditanstalt sollen im Verlause dieser Woche wieder in Wien eintreff.n, um die Finanzierung der Stadtbahn vorzu- bereiten. Es wird sich um die Ausgabe von e wa 35 Millionen Gulden Titres handeln, welch-r Betrag jedoch nicht aus einmal aufgelegt werden foll. -elbstoerständlich befindet sich dre An gelegenheit noch im Siadium der Lorarbci'en. — Nach dem offiziellen Ausweis ergab d-r Außenhandel Österreich-Ungarns im ersten Halbjahr, abgesehen von der Edftmetallbewegung folgendes Resulalt: Einfuhr: Ausfuhr: I8S3 1892 1893 1892 Millionen fl. 33r,8 308,2 379,5 33S.2. Es ergiebt sich so ach eine Aktivbilarz von 46 7 Millionen fl. gegen 3l Millionen fl. im BorShr«. Im Edelmetallve-kehr wurden t37,s M illionen fl. Gold e ngesührt gegen 7,65 Mill. Gulden im Vorjahre. Dor münd, 17 August. (Piivaitel d DreSdn. Jour») Ter „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" zisolge schlägt der Aus- sichtSial der Harpener U«rgbaugejeUscha,t eine Dividende von 5 Pioz. vor. Dresden, I» August (Fischmarktbericht d - Hoilieieranlen Gotthold Janl, Breitestraße 19 und Flemmiaq- straße 6.) Während der letzten Tage waren die Zusudren vor zugsweise in Sch.-llfischen und Kabeljaus sehr ansehnliche und da auch die Nachfrage hierin andauernd eine bedeutende blieb, so war auch jederzeit ein schlanker Absatz zu vrrzeichnen. Gold- butten wurden namentlich an der dänischen Küste reichlich er- beutkt, indes Rotzungen nur wenig gefangen wurden, weshalb auch die Preise in letztbezeichnetcr Fischsotte sich hochftellten. Tie Zufuhr in SteinbutUn genügte dem Bedarf. Seezungeu b'.iebkn knapp und teuer. Tie rerschiebeuen Lach-sotten waren gesucht, doch sind hierin d e Preise steigende. Lebende Karpfen hauen befriedigenden Umsatz und Schleien sowie Bale erfreuten sich regen Zuspruchs. Lebende Forellen dagegen begegneten schwächerer Nachfrage Lebende Hechte fehlen immer noch; geschlagene Hechte glngen flott ab Stettiner Hech e, die im Preise fallen, blieben gern gekauft. Lebende Hummer stellen sich andauernd knapp und teuer. Die Ware «st übrigens infolge der Schälzeit meist unschön und deshala auch die Nachfrage nur gerrrrg. In lebenden Krebsen fehlten rujsijche gänzlich. Die zweite Lchälzeit dauert Heuer ungewöhnlich lang, aus welchem Grunde hierin vor Ende der Woche Zufuhren nicht zu ermatten sind. I« Edelkrebfen war klein« Ware h nreichend aus Lager und nr großer Ware konnte der Bedarf ged ckt werdeu, da »er Umsatz durch hohe Notierung sehr ersch rett wird. Di- Preise im Eurzelverkaus waren nachsteh:»» o er zeichn te. Es loteten pro Psund in Psennigen: Ryeintachs? 2>> b,S 250, Elblrchse 150 bis 20u, Sitberlachse l>0 dr> 200 Ostender Setzungen 18« d S 200, Ostender Sleindun:n 120 biS 140, Seezander 10« bis 120, große Sletiiner Zander 120 bis 140, kleine der gleichen 100 bis 12a, Stettiner Hechle 90. Norderneyer Kabeljau 40 bis «0, Norderneyc: Schellfische 30 bi» eo, dänische Schell fische 20 bis 30, srischer Wels lOo, Rotzuugeu 60 biS 8o, Go dbuttcn 40 d's 56, lebende Schieren 120 bit 130, Aale 180 b'S 200. Obnlausitzer Karpfen 9V bis 100. Lebende Forellen wurden je nach Größe, mir 80 Psennigen bis 4 M. vro Glück und lebtt.de Hummer mir 2 80 dis 3 M. pro halbe« Kilo bezahlt, indes das Schock kleiner Krebse 2,40 bis 4 M, jene« von mittilgroßen 6 bis 10 M und von großen 12 di« 2 t M galt. * Neueste Nachrichten über die Bew-qungen der Tampser der Hamburg Amerikaniichen Paketsahrtaktienqesell- schast. Postdampser „Wieland" v n Hamburg nach New- ?)ork bestimmt, ist am 15. August 1 Uhr nachmittags von Havre weitergegang»n. Postdampser, Flandria" ist am 14. August von Hamburg in Colon cngrkommen. Postdampser „Gellert" von New Kork noch Hamburg zurückkehreud Hal am 15 August 9 Uhr morgens L'zaro passiert Postdampser „Saxonia", von Westindien nach Hamburg zurückkehrend, ist um 15 August 6 Uhr morgens in Havre angekommen. Postdampser „Russt»„ hat am 15. August 11 Uhr vormittag- von Philadelphia die Reise nach Bolttmore sottgejetzt Postdampser „Grimm", vou Himburg nach Montreal bestimmt, ist am 15. August 4 Uhr nachmittags von Antwerp«« we tcrgegangen. EmgesaMes. Abendkurs, f. v 10 bi« 12 Gewerbetreibende. Prosp. grat. Spr. nnd 5 bi- 7 Uhr. i H Lispeln. Für den Hierort länge- "n Kursus für Sprachgestörte werden Anmeld. König ' Joh.-Ttr. 21,11. entgegengenom. Dir. au« Berlin. Heilung aller, selbst veralt. Fälle. Amtl. bestät. Tarant.
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