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1:.16 wärtigen Develle eine lange Unterredung und empfing dann den Direktor des Personal- Sainssre sowie den Direktor der allgemeinen Sicherheit, Fournier E- wurde die Frage erwogen, ob der frühere Polizei- dramte Dupas, der durch die Veröffentlichung der Broichüre über Anon die ganze Angelegenheit herauf beschworen ha«, wegen der Enthüllung von Geheim nissen, die sein frühere- Amt betreffen, gerichtlich ver folgt werden könnte. Troy der entgegengesetzten An sicht de- Hrn. Dupuy wurde jedoch zunächst von einer solchen Maßregel Abstand genommen. Auch die Be schlagnahme der Broschüre soll nicht erfolgen; viel mehr will das Kabinett sich in keiner Weise mit dem Verhalten der früher n Ministerien identifizieren. Jedenfalls werden aber die betroffenen ehemaligen Minister nicht verfehlen können, die in der Broschüre enthaltenen Angaben zu widerlegen, wie dies Ribot bereits angelündigt hat. Dieser hat an den „Figaro" telegraphiert: „Ich er suche Sie, mitzuteilen, daß ich, was mich betriff«, dem Berichte deS Hrn. DupaS ein förmliches Dementi entgegensetze, indem ich mir Vorbehalte, alle notwendigen Erklärungen zu geben". Bei den Wahlen wird das Argument, daß die Regierung geflissentlich Alton nicht habe verhaften lassen, eine Rolle spielen. Heute wird telegraphisch gemeldet: Der „Matin" ver öffentlicht ein Interview eines seiner Mitarbeiter mit einem Beamten des Ministeriums des Innern (!), welcher die Angaben Dupas bestätigte, ohne jedoch der Behauptung zuzustimmen, daß Dupas Bef hl er halten hatte, Alton nicht zu verhaften. Die Blätter veröffentlichen ein Intervent Andrieux, in welchem derselbe die ihn betreffenden Angaben DupaS für un begründet erklärt Rom, 9. August Der Sena« stimmte heute in geheimer Abstimmung mit lOO gegen 5>7 Stimmen der Bankenvoilage in der Fassung der Deputierten kammer zu und vertagte sich sodann bis Sonnabend. London, 8. August. Eine von dem liberalen Unionisten Hemy Hobhouse beantragte Klausel, die irische Staatskasse solle dem Reichsschatze Gelder, die einer fremden Macht als Schadloshaltung für un gesetzliche Handlungen der irischen Regierung gezahlt wurden, zurückerstaiten, wurde von der Regierung an genommen. Der Unionist Macartney beantragte eine Klausel zwecks Ausschließung der irischen Re- präsentativpairs aus dem Oberhause und der irischen Abgeoidneten aus dem Unterhause, ausgenommen den Fall, wenn es sich um eine Änderung oder Ergän zung der irischen Verfassung handele. Gladstone be kämpfte, wie die „Voss. Ztg." berichtet, diese Klausel und erinnerte daran, daß die Negierung die Aus schließung der irischen Abgeordneten aus dem Reichs- Parlament niemals zu einer Kab.nett-frage gemacht habe. In der Annahme, daß die Torypartei, unterstützt durch die nachdrücklichen Erklä. ungen der liberalen Unio nisten, die Beibehaltung der irischen Abgeordneten als durchaus unerläßlich betrachte, und mit Beweisen vor den Augen, daß die liberale Partei, sowie das Land im allgemeinen der gleichen Ansicht seien, habe die Negierung sich zur Beibehaltung der Vertreter Ir lands im Reichsparlament verpflichtet. Die weitere Erörterung wurde schließlich vertagt. — 9. August. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde Macartneys neue Klausel zur Homerulevorlage nach fast sechsstündiger Verhand lung mit LI5> gegen 181 Stimmen verworfen. Im Laute der Erörterung verteidigte Schatzkanzler Har- couit die Beibehaltung der irischen Abgeordneten in wirksamer Weise. „Solle Irland", schloß er, , keine Stimme in Fragen über Flieden oder Krieg haben? Nur durch Beibehaltung der wischen Abgeordneten in Westminster könne man Irland zu einem Bestandteile des britischen Reiches machen. Irland jeder Stimme in Reichsangelegenheiten zu berauben, sei das Prinzip der unionistischen Partei; das sei ihre Idee von einem eigenen Reiche." St. Petersburg, 9. August. Nach amtlichen Beritten sind in der Zeit vom 27. Juni bis l7. Juli Choleraerkrankungen mit epidemischem Charakter vorgekommen in den Kreisen Chotin (Gouvernement Bessarabiens, Verkitscht w, Lipowezk und Taratscha (Gou vernement Kiew), Stadt Kiew, Fatesh (Gouvernement Kursk), Stadt Moskau, Bolchow, Mzensk und Kromsk (Gouvernement Orel) Stadt Orel, in allen Kreisen des Gouvernements Podvlien, vornehmlich in den Kreisen Brazlaw, Haissin und Podolsk, im Kreise Nomoszilsk (Gouvernement Tula), Siadt Tula, in den Kreisen Ananjew und Tiraspol (Gouvernement Cherson), in der Stadt Bielostock, in den Gebiet n von Kuban und der Donkosaken, namentlich in Rostow, und dem Don- bezirk In den Gouvernements Wladimir, Wolhy nien, Woronesh, Wiatka, JekaterinoSlaw, Kaluga, KurSk, Mottau, Mobilem, Mishny, Perm. Twer, Tula, Tobolsk und Tomsk kamen nur vereinzelte Fälle unter Auswanderern und Arrestanten vor, wäh rend die angesessene Bevölkerung unberührt blieb. Ebenso traten bloß einzelne verkächtige Fälle auf in den Gouvernements Kasan, Rjäsan, Ssamara, Ssara- tow, SsimdirSk, Pensa, Baku, Orenburg, Tambow, Stawropol, Ufa, Astrachan, Tschernigow und St. PeterS- bürg. In den übrigen Teilen Rußlands kamen Cho lera oder choleraartige Erkrankungen nicht vor. — Gegenüber den m der europäischen Presse seit gerau mer Zeit verbreiteten Nachrichten über die angeblich seitens der russischen Regierung inS Auge gefaßte Schaffung eines russischen Mittelmeergeschwa ders betont eine der ,Pol. Corr." zugehende Mel dung, daß dieser Ankündigung dis zur Stunde noch keinerlei authentische Bestätigung zuteil geworden sei. Die eiwähnten Nachrichten seien somit lediglich als Gerüchte und Kombinationen anzufehcn. Belgrad, 8. August Nach einer der „Pol Corr." zugehenden Meldung soll das die Mitglieder des ge wesenen Kabinetts Avakumovic belastende Material so gewichtiger Natur sein, daß man in Skuplschina- kreisen die Verurteilung der angeklagten ehemaligen Minister durch den Staatsgerichtshof mit Sicherheit voraussieht. Es mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, daß die Volksvertretung nach d:m Eintritte eines solchen Urteils die Initiative ergreifen werde, um bei der Krone die Begnadigung der gewesenen Minister zu bewirken. Nur bezüglich eines der früheren liberalen Minister, der noch der Behauptung der erwähnten Kreise am schwersten bloßgestellt erscheine, sei es frag lich, ob derselbe in den Begnadigungsantrag der Skupl- schina einbezogen werden wird Kairo, Anfang August. Der Khedive Abbas Pascha darf mit dem ihm bei seiner Rückkehr aus Konstantinopel seitens der Bevölkerung bereiteten Empfange zufrieden sein. Er wurde bei seiner An kunft in den Straßen von der dicht angesammelten Menschenmenge aufs herzlichste begrüßt. Gemeinde behörden und Privatpersonen wetteiferten in fest licher Ausschmückung der Gebäude. Die Teil nahme hieran beschränkte sich keineswegs auf die einheimische Bevölkerung, auch die verschiedenen euro päischen Kolonien, in erster Linie die französische und die griechische, brachten dem heimgekehrten Vize- kö ng ihre Huldigung dar. An vierzigtausend außer halb Alexandriens wohnhafte Personen waren aus diesem Anlässe nach der genannten Stadt gekommen. Nunmehr ist man von allen Seiten bemüht, einiges über das etwaige politische Ergebnis der Konstan tinopeler Reise des Khedive zu erfahren. Und da in den meisten Kreisen, die sich mit der Erörterung dieser Frage befassen, Voreingenommenheit in der einen oder anderen Richtung besteht, ist es nicht zu verwundern, daß völlig entgegengesetzte Gerüchte, solche im Sinne eines nicht zu unterjchätzenden Erfolges und andere, die von völliger Resultatlosigkeit sprechen, gleichzeitig im Umlaufe sind. Die einen kündigen an, daß dank den Bemühungen des Khedive ein nachdrücklicheres Eintreten des Sultans für die ägyptischen Interessen in nächster Zeit zu erwarten sei, die anderen wieder behaupten, daß die Auseinandersetzungen, die zwischen dem Vizekönig und den maßgebenden Persönlichkeiten am Bosporus stattgefunden haben, eher eme un günstigere Gestaltung als eine Verbesserung der Be ziehungen Ägyptens zur Pforte herbelgeführt hätten. Erkundigungen, die der Berichterstatter der „Pol. Corr." einholle, bestätigen jedoch weder die eine noch die andere Darstellung. Aus allen Andeutungen, die dir her hier zu erhallen waren, so wird dem genannten Blatte geschrieben, läßt sich schließen, daß der Sultan sich gegenüber den Wünschen und Ansprüchen des Khedive zu keinerlei Zugeständnissen herbeigelassen hat, welche eine Veränderung der bis herigen Richtungslinie der Psrrie bezüglich Ägyptens bedeuten würden Der Sultan soll vielmehr dem Khedive die Aussichtslosigkeit einer gegen die Eng länder gerichteten Aktion vor Augen geführt und ihn zu geduldigem Ausharren ermahnt haben. Es heißt ferner, daß die Frage auch bei der Begegnung des Vizetönigs mit J-mail Pascha den Gegenstand ein gehender Besprechung gebildet habe und daß die scharfsinnigen Ausführungen seines erfahrenen Groß vaters auf Abbas Pascha einen tiefen Eindruck ge macht hätten. Die Hoffnungen, denen der junge Vize- könig beim Aniritt feiner Reise nach Konstantinopel sich hingegeben haben mag, haben sich somit nicht verwirklicht, eine Änderung seiner Stelluna gegenüber England mit Hilfe der Pforte, wie er sie erträumt haben dürste, ist nicht ringetreten. Immerhin sei aber, wie man betont, die Reise nicht ohne jeden moralischen Erfolg für ihn geblieben, da der Eindruck, den er am Goldenen Horn hinterlassen hat. ein vor züglich-! gewesen sei und er sich persönliche Sym pathien erworben habe. Wasdingtov, 9. August. Der Senat vertagte sich nach einer Sitzung von zehn Minuten auf Antrag der Dcmokraten, welche eine Plenarversamm lung ihrer Partei abhalten wollten, um sich über d»e Sil bersrage zu verständigen, und auf Mit- anirag derjenigen Anhänger der freien Silbcrprägung, welche die Versammlung nicht hindern wollten. Die Republikaner, welche sich der Vertagung widersetzten, wurden in dem Stimmenverhältnis von l zu 2 ge schlagen. Nach der Vertagung deS Senats trat die demokratische Versammlung zusammen und ernannte, ohne einen definitiven Beschluß zu fassen, eine Kom mission von fünf Senatoren, welche einen Entwurf für die zu ergreifenden Maßregeln auSarbeiten und für den Fall, daß die Komnnssionsmitglieder sich hierüber nicht einigen können, einen Bericht für eine später zu berufende Versammlung abfassen soll. Die Debatten zeigten, daß die Anhänger des Silbers sehr zahlreich sind und daß sie sich mit allem Nachdruck der bedingungslosen Abschaffung der Shermanbill widersetzen werden. Man glaubt, daß sie stark genug sind, um die Abschaffung der Bill zu verhindern, sall- sie nicht ein analoges Gesetz durchdringen können. — Eine gemeinsame Versammlung der Anhänger des Silbers in dem Repräsentantenhaus! beschloß, eine Kommission zu ernennen zur Ausarbeitung eines Gesetz entwurfes über die freie Münzprägung, nach welchem die Festsetzung des Verhältnisses von Gold zu Silber dem Beschlusse des Repräsentantenhauses Vorbehalten fein soll. 24 demokratische Mitglieder des Repräsen tantenhauses, welche Anhänger des Silbers sind, be schlossen, sich in der Plenarsitzung der Abschaffung der Shermanbill zu widersetzen, falls dieselbe nicht durch ein Gesetz zu Gunsten der freien Münzprägung ersitzt werde. Dresdner Nachrichten vom 10. August. * Se. Durchlaucht Fürst Heinrich IV. j. L. Neuß- Köstritz ist hierselbst eingetroffen und hat m Sendig» Hotel „Europäischer Hof" Wohnung genommen. * Das König!. Pionierbataillon Nr. 12 wird am 11. und 12. d. Mts Gefechtsschießübungen in der Gegend nördlich Groß-Naundorf obhalten. « Der nächste Sonderzug von Dresden nach Berlin mit Anschluß nach Hamburg-Helgoland-Kiel wird Sonn abend, den 19. August d. I., 5 Uhr 5 Min. nachm. von Dresden-Altstadt über Röderau abgefertigt. Die Ankunft in Berlin erfolgt 9 Uhr 32 Min. nachm. Näheres ent halten die Plakate. o Der statistische Bericht über den Betrieb der unter König!, sächsischer Staatsverwaltung stehenden Staats- und Privateisenbahnen mit Nachrichten über den Eisenbahnneubau auf das Jahr 1892 ist soeben erschienen und bietet wiederum eine Fülle interessanten Materiales, welches bei einer mustergiltigen Bearbeitung auch weiteren Kreisen des Wissenswerten vieles bringt. Die Fertig stellung dieser Arbeit geschieht im besonderen im Statisti schen Bureau der König! Generaldirektion der StaatS- bahnen, welches der Leitung des am 1. Oktober d. Js nach 40jähriger Dienstzeit in den Ruhestand tretenden Hrn. Rechnungsrates Ulbricht anvertraut ist. Eine ein gehende Besprechung dieses Berichtes bleibt noch Vor behalten — In Oberseifeisdorf wird morgen in Bereinigung mit der Postagentur daselbst eine mit Fernsprecher ver sehene Telegraphenbetriebsstelle eröffnet * Am 15 dieses Monats ist der dritte Termin der diesjährigen Gemelndeeinkommensteuer fällig und in der Zeit vom 15. August bis mit 5. September d. I. im Stadtsteueramte zu bezahlen Die Bewohner der Vorstadt Strehlen können die Einzahlung am 15. ds«. Mts. vormittags von 9 dis nachmittags 1 Uhr und von nach mittags H4 bis 5 Uhr im vormaligen Strehlener Ge meindeamts, Friedrich August-Platz 45, bewirken. An den übrigen Tagen wird die Bezahlung jedoch nur im Stadlsteueramte H., Kreuzstraße 23, !, angenommen DaS geordnete Mahnverfahren beginnt am 6. September Aus dem Polizeiberichte. In einem am Neu städter Markt gelegenen Geschäft wurden in ver gangener Nacht über 1200 M. mittelst Einbruchs gestohlen. Unter dem Gelve befinden sich 7 Reichs- kaffenscheine zu je 100 M, vi r solche »u 50 M, em 20-Markschew, fürs 5 Martsch-me, ungefähr 200 M. in an Boid de» Dampfer« „Hohenstaufen" zurückkehrenden Frhrn v. Pilsach über die Wirren aus Samoa Pilsach erklärte, die europäischen Kolonisten aus Samoa begünstigten die Annrxion der Inseln durch eine der VertraaSmächte. Die Deutschen hätten die größten Interessen aus dem Spiele stehen, weil die Plantagen gänzlich in deutschen Händen wären. Die W rren seien hauptsächlich dem Um stande zuzuschreiben, daß ^ie Großmächte Malietoa gegen den mächtigeren Mataafa nicht wirksam unterstützt hätten. Zur Durchsühiung de« Berliner iüertrage« mangelten gegenwärtig die nötigen Mittel Gleichwohl sei e« ein Sturm im Theekeffel Blase ein starker Mann ins Feuer unter dem Thee kessel, würde das ganze Ding zu Ende sein. Die Absichten, welche die Mitglieder der Berliner Kon vention bejeellen, seien nicht, daß die Herrschaft auf Samoa in den Händen der Emgeborenen, die Regierung unter der Leitung des Präsidenten des Muniz'palrate« und deS Oberlichter« ruhen Dieser Plan sei auf dem Papier geblieben; die Zentrale des Landes liege thatsächlich in den Händen der Samoaner, dre erwähnten zwei Beamten wären machtlos. Die Mächte, die Malietoa zum König machten, unterstützten ihn nicht gegen Mataafa, dessen Haltung die Organisation der Regierung Malietoas von vornherein vereitelte Ein anderer Umstand, welcher den Präsidenten und den Oberrichter verhinderten Herrscher des Landes zu sein, war, daß die Vertragsmächte die detaillierten Fragen, die in Gemäßheit des Berliner Ver trages an Ort und Stelle von dem Oberrichter hätten ge löst werden sollen, durch ihre Vertreter in Samoa regeln ließen. „Es wird meine Pflicht sein," schloß Pilsach, „den Vertragsmäch.en Vorstellungen zu machen." Wien, 9. August. Die „Wiener Zeitung" ver öffentlicht heute ein Handschreiben Sr. Majestät des Kaisers, durch welche- Feldzeugmeister Baron Merkt mit der provisorischen Leitung des Kriegs ministeriums betraut wird. — Die österreichisch- ungarische Zoll- und Handelskonferenz hat gestern die Beratungen über den mit Rußland abzuschUeßen- ben Handelsvertrag beendet. — Nach neueren Dis positionen ist, wie die „Presse" erfährt, die Einberufung des Reich-rates vorläufig für Anfang Oktober in Aussicht genommen. /x Prag, 9. August Dem Vorgehen des Prager Magistrats in der Straßentafelangelegenheit ist nun von der k. k. Slatthalterel das Ende bereitet worden. Sie hat nämlich in einer an das Magi strat-Präsidium gerichteten Zuschrift vom 7. d. M>s. entschieden, daß die Au-wechsilung der bi-herigen zweisprachigen tschechischen und deutschen Straßen- aufjchristeu durch einsprachige, bloß tschechische Auf schriften sofort einzustellen ist und daß, sobald diese Entscheidung in Rechtskraft erwächst, die Straßen, welche bloß tschechisch bezeichnet wurden, wieder zweisprachig, nämlich tschechisch und deutsch, zu be zeichnen sind. Der Stadlrat, welchem gestern diese Statihaltereienffcheidung mitgeteilt wurde, beschloß, den Rekurs an das k. k Ministerium zu ergreifen, nachdem mehrere Mitglieder des Stadtrats sich sehr eriegt gegen die Entscheidung ausgesprochen hatten. Es war hoch an der Zeit, daß dem Übermut der Prager Gemeindevertretung, die sich in dieser An gelegenheit rücksichtslos über alles Gesetz und lang jährige Gepflogenheit hinaussetzte, eine feste Schranke entgegengesetzt wurde. Die gewohnhntsmäßigen Schreier werden zwar im Stadtverordnelenkollegium bei der Beratung über die Rekursschrist wieder einmal gewal tigen Lärm machen, allein sie müssen sich dem Gesetze fügen. In deutschen Kreisen findet die Statthalterei- entscheidung die dankbarste Anerkennung. Zürich, 9. August. In der heutigen Sitzung des Sozialistenkongresses, welche unter dem Voisitze des englischen Delegierten Hodge staltsand, wurde so fort in die Tagesordnung elngelreten. Nach längerer Debatte wurde ein Antrag der s bweizerischen Gruppe, betreffend die Einführung des Achtstundentages, an genommen. , n diesem Antrag wird eine vollständige gewerkschaftliche und politische Organisation auf natio naler und internationaler Giundlage verlangt. Die sozialistischen Vertreter der verschiedenen Parlamente sollen sich über ein gemeinsames Vorgehen zur inter nationalen Einführung des Achtstundentages durch die Gesetzgebung verständigen. Zu diesem Zwecke soll eine internationale Konferenz der sozialistischen Par- lamentsabgeordneten einberufen werden Die Anträge der französischen Delegierten, die Forderung eines Minimallohnes und die Abschaffung der Akkordarbeit dem Anträge beizufügen, wurde abgelehnt. Sodann wurde zur Beratung der Stellungnahme der Sozial demokratie im Kriegsfälle geschritten. Paris, o August Die jüngste Pariser Skandal affäre Arton-Dupas hat zu lebhaften Erörterungen im französischen Mimsterrate Anlaß geboten Der Konk-i«^^^^ batte mit dem Minister des Aus- hocyst anmutige ^vyuen, graziös unv piagnanl tu der Melodik, interessant rn Len harmonischen Kombinationen, außerordentlich fein, pikant und mit wohlklingender orchestraler Gestaliung ausgearbeitet. Die angenehme Wirkung dieser Charaklersiücke erhöht sich, weil sie sich ohne Prätension und Gesuchtheit geben. Das zahlreiche Publikum von gestern teilte übrigens untere gute Meinung von den Godardschen Miniaturen durch aus nicht, es verhielt sich sehr kühl gegen die Kom position und auch gegen deren lobenswerte Wieder- aabe seitens der trefflich disziplinierten Kapelle. Wärmer wurde eine Nelockia rowuutieu von Buon- giorno ausgenommen, obwohl die Melodie weder neu noch besonders edel ist und im orchestralen Vortrag nach jener Methode gesteigert wird, vermittels welcher moderne Komponisten aus einem Schäferlied einen pomphaften Siegesmarsch zu entwickeln im stände sind . . . Das monumentale Hauptstück im Pro gramm bildete Beethovens OmoII-Symphonie. -g. Der Mondkratrr „Mösting Längst waren die Astronomen darüber einig, daß die Be stimmung der Mondbahn durch Beobachtung des un regelmäßigen und ir folge der Irradiation schwer bestimmbaren Mondrandes tiner Verbesserung bedürfe. — Es beobachtete deshalb seit Dezember 1891, wie I. Franz in dem vor kurzem auSgegebenen 33. Jahr gange der „Schriften der physikalisch-ökonomischen Ge sellschaft zu Königsberg in Preußen" mitteilt, die dortige Sternwarte den Krater „Mösting ä", der nahe der Mitte der Mondscheibe hell und scharf hervortlitt, zur Bahnbestimmung. Kaum war dies bekannt ge worden, so rahm die Lick- Sternwarte auf dem Mount Hamilton in Kalifornien zur genaueren Ausmessung der Mondgebilde in Bezug auf den erwähnten Krater Mit ihrem 36zölligen Fernrohre, dem größten zur Zeit vorhandenen, Photographien des Mondes von 14 cm Durchmesser auf und übersandte sie der Königs berger Sternwarte als Glasnegative. Abgesehen von der Hierdurch ermöglichten genaueren Bestimmung des „Mösting gegen die Randpunkte wird auch eine bisher nicht thunliche Festlegung anderer Mondkrater durchführbar, sodain läßt es sich durch Vergleichung von solchen Moudaufnahmen ermitteln, wie weit der Mond nach der Erde zu verlängert ist. — Der Vor gang silbst 'giebt ein nachahmenswertes Beispiel von internationalem, selbstlosem Zusammengehen bei ge meinsamer Arbeit zur Förderung der Wissenschaft; auch zeigt er, wie die deutsche astronomische Thürig- leit, obwohl sie nur über recht unzureichende Instru mente verfügt, im Auslande gewürdigt wird. Die Größe der Meereswellen. Über die Größe der Meereswellen herrschen noch sehr abweichende Ansichten und namentlich fehlt es in volkstümlichen Schriften nicht an großen Übertreibungen Es ist daher von Wichtigkeit, die genaueren Beobachtungen kennen zu lernen, die ein jün gerer deutscher Hydograph, vr. G Schott, angestellt hat (Festschrift F v Richthofen, dargebracht von seinen Schülern, Berlin 1893, S. 235 bi« 266). Dieselben sind 1891 bis 1892 auf einer Reise angestellt worden, welche Schott auf Bremer Segelschiffen zum Zwecke hydrographischer und maritim-meteorologischer Studien anstellte unv beschäftigen sich nur m t den Wellen auf hoher offener See über tiefem Waffer; Messungen von Wellen in der Nähe von Land sind der vielfach veränderten Bedingungen wegen, denen die letzteren unterliegen, ausgeschlossen. Wa« die An der Beobachtung betrifft, so verdient hervorgehobcn zu werden, daß die Höhen der Wellen nicht bloß durch möglichst zuverlässige, unmittelbare Schätzung der seitwärts vorübergehenden Wellen nach dem Augenschein festgestellt wurden, sondern auch durch ein äußerst empfindliches Aneroid - barometer, welches eine Ablesung ter zweiten Dezimale deS Millimeters gestattete Die auf letzterem Wege ge wonnenen Werte bedürfen allerdings einer Korrektion, sie sind im allgemeinen für die Wellenhöhen der Windseen niedriger, für die Dünunaen höher als bei gewöhnlicher Sä ätzung. Es rührt die« hauptsächlich daher, daß ein Schiff im Wrllenthal und Wellenkamm verschieden tief im Waffer liegt, tiefer im Kamm als im Thal, sodann aber ist man auch geneigt, die Höhendrmensionen der Dünung zu unter schätzen, da dieselbe fl che Formen zeigt, wäbrend der steil aufgerichtete Kamm der schweren Windsee höher erscheint, al« er wirklich ist. Die aus zahlreichen Beobachtungen abgeleiteten mittleren Werte waren folgende: Bei einer mäßig guten bis frischen Paffatbrile und entsprechendem Seegang betrug die Periode der Wellen 4,8 Sek, die Wellenlänge (Abstand von Kamm zu Kamm) 35 m und für die Geschwindigkeit in der Sekunde 7,5 m; letzterer Wert ergiebt für die Stunde 27 dm, eine Geschwindig keit, welche die weitaus größte Zahl unterer Dampfer nicht überschreitet — Bei steifer, leicht stü Mischer Brise ergab sich für die Perioke der Wellen 7st Sek, für ihre Länge etwa 80 m, für die Geschwindigkeit 11 bis 12 m in der Sekunde. — Bei Sturm steigern sich die Zahlen ent sprechend auf 9 Sek (Periode), 120 blS 130 m (Länge) und 14 bis 15 Sek (Geschwindigkeit). — Eine unter dem gewaltigen Druck orkanartiger Stürme zu stände ge kommene Dünung zeigte aber, daß in außerordentlichen Fällen Wellenperioden »on 15 Sek, Wellenlängen von 350 m und Geschwindigkeiten ron 24 m in der Se kunde wohl vorkommen. Letzterer Wert, 86 dm in der Stund«, entspricht der Geschwindigkeit eine» Schnellzuge« auf freier Strecke. « Hieraus ergiebt sich, daß Wellen von mehr als etwa 18 Sek. Periode, von mehr al« 500 m Länge und einer Geschwindigkeit über 28 m in der Sekunde kaum vor kommen dürsten und daß die Richtigkeit aller darüber hin- ausgehenden Angaben starkem Zweifel unterliegen muß Was die Höhe der Wellen anlangt, so bewegen sich die bei orkanartigen Stürmen (B. Sek 11) beobachteten Mo ximalzahlen zwischen 9 una 13 m. Dies läßt schließen, daß bei vollem Orkan Wellen von mchr als 18 w kaum vorkommen dürften und daß eine wirkliche Höhe von 15 m schon eine ganz außerordentliche ist. Eine steife Brise wirb nur Wellen von etwa 5 m Höhe auswerfen. Bezüglich des Verhältnisses zwischen Wellengrschwindigkeit und Wind geschwindigkeit ergab sich, daß in allen Fällen die Fort- pflaozungSgeschwindigkeit der Wellen kleiner war als die Windgeschwindigkeit. Das Verhältnis zwischen beiden war im Mittel — 1:1,32 Nur in scheinbarem Widerspruch hiermit steht die von altersher viel angeführte „Dünung vor dem Sturme", welche nach gewöhnlicher Auffassung schneller als der Wind vor dem letzteren herläuft und die Schiffe warnt. Nach Bärgen ist vielmehr diese Erschein ung eine Wirkung von Cyklonen, in denen die Waldbahn keine geradlinige, sondern eine gekrümmte ist. Während nun die erzeugte Welle in der Tangente an die Wind- bahn fortschrettet, geht der Wind selbst einen ganz an- dereren Weg. Es ist deshalb nicht ganz richtig, Vie Fort pflanzungsgeschwindigkeit der Wellen mit der Geschwindig keit dc» Winke» zu vergleichen, sie muß vielmehr mit der Fortbewegung de« Sturmzrntrums in Vergleich gebracht werven und diese wird immer kleiner sein, als die Ge schwindigkeit der Wellen. — Die« ist wohl die treffendste Deutung dieser Etscheinung, denn wenn thatsächlich die Fortpflanzung«geschwindigkett der Wellen größer wäre, al» diejenige de« Winde«, so müßte man vor jedem Sturme Dünungen beobachten und die» ist curchau« nicht der Fall. (vr. Petzold im „GlobuS" )