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MI8Y Sonnabend, den 5. August abends I8!M DresdmrIourml Für bi« S^amUeivm- veranvosrlltch: Hofrat Gtto Banck, j)rofeffor der litteratur- und Kunstaelchichte Ide»vM>pr«>,, e<lr Vre»4o» vivrtestlbrliek Xarlc ^0 kk, b«i äeucicdsu !'o»t»o«t»lt«» vierlst- jl^rUot» U»r^; »u,»«rb»Ib äe» <I>tuttcbeo tritt koit- uaä 8t«mi>elruic>»l»ik bmr». Lloreln« Uuwmsror 10 l'f. L»bllacklxuo»>««daKreut eir äeo üuurn eio«r ^o»p»ltei><>L L«il« blbiu« Lukrik^ LV kk. Oot»- ^kiosse«u><lt" 4i« 2«il« SO Lui r»d«ileo- uo^ ^itscrv»^ eottpr. "r-ekeluvut ^«Aliok mit ^lUQLdiii« Uer 8c uo- o s'MeriLH«! k«ru,pr«ck - «ueckluu»! Ur. 1LVL. «ou^dwe »cu ,znt>ii»«tixui>nv» />. V>,u»it»i< HvmilUi-sloiiür Uc» Orcräuvr dutirmtl»; S»»durU Vertin V>«u I.»!piiH L»»«l Lr»,i»u kr»nlltnri ». ».: ^«a.»e»k<r>n <e S«r!l»-V>«n-L»mdur^ ?r»E l.«iprix-rr«niltn-t «c tl.tiüncken: /»'««/. ue>«e, k»ri« I^»n<inn Lerlin - rrLoirsnrl ». H- «tntlHnrl: D« <t 6o., vsrUn: Lr«»I»u: ^-nii /iuLat^, L»»ood«r: <7. Lc-i^kdtrr, N»ti» ».8.! >/. Harct LÄ. UeruusHedrrt XvoiHl. Lrpeäitiou <te» Vresäovr 7ouru»Ii. Dr«»6eo, 2»inH«rstr. LV. k»rvipr«ck-Lo,c1iIui,: Ur. dLVL. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Gotba, 5. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Hoheit der Herzog ist von eine« leichten Schlaganfall betroffen worden. Jedoch sind die KrankheitSerschrivungen in der Abnahme be griffen, sodaß «ine vollständige Genesung zu er warten steht. Goth«, S. August. «Tel. d. D^Sdn. Journ.) Da- heute morgen um 8 Uhr in Reinbard-brunn au-gegebene Bulletin über da- Befinden Sr. Hoheit de- Herzog- besagt, daß die Besserung andauert; der gleichmäßig ruhige Schlaf in dec Nacht wirkte kräftigend. Die anfangs bestandenen Störungen befinden fich in stetem Rückgänge. Cowe-, 4. August. (W. T. B.) Bei der Segelwettfahrt -wischen den Jachten , Jverna" und „Meteor" siegte die erstere. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm nahm da- Frühstück bei der Königin Viktoria in O-b»rne ein. Rom» 4. August. (W. T. B.) Der heute den Angeklagten in dem Prozesse gegen die Banca Romana mitgrteilte Anklageakt deö General» prokurator- de- Appellation-gericht-hofe- bean tragt bei dem Ayklagesrnate folgeake Angeklagte vor da» Schwurgericht in Rom -u verweisen: Den Gouverneur der Banca Romaua, Bernardo Tan- longo, den Kassierer Cesare Lazzaroni, den Ver- »altung-rat Michele Lazzaroni, Pietro Tanlongo zSohn de» Bernardo Tanlongo), Gaetano Belluccis Srffa, den SrktionSchrf im Ackrrbauminiüerium Antonio Monzilli, den RegierungSkommiffar für Überwachung der Emission-inititute Lorenzo Zam- marano, den Börsenagenten Angelo Mortera sowie die Beamten der Banca Romana Agazzi, Toccafondi und Pari-. Der Senat begann heute die Beratung de- GesetzeotwurfeS über die Emissionsbanken. Burno-- Ayres, 4. August. Wie da- „Reutersche Bureau" meldet, Haden die Radikalen den Angriff auf La Plata verschoben und «ollen dir Stadt zunächst belagrrn. Dresden, 5. August. Zur Nationalitäten-Frage in Ungarn. Die Nativ alitäten-Frage in Ungarn bat neuerdings durch die Hermannstädter Rumänenkonferenz, mit welcher wir uns bereits unlängst an dieser Stelle beschäftigten, neue Nahrung erhalten. Zu dieser für Ungarn so wichtigen Frage geht der Wiener „Presse" aus Buda- Pest ein an Betrachtungen, welche die Sachlage gut kennzeichnen, reicher Bericht zu, den wir deshalb im nachfolgenden wiedergeben. Es ist nicht genug, daß wir mit der Civilehe, mit der Verwaltungsreform, mit der Valutaregulierung und mit vielen anderen wichtigen Dingen zu thun haben — so heißt es in der genannten Zuschrift — eS muß auch noch die Nationalitätenfrage auf die Tagesordnung der politischen Diskussion gelangen I Und nachdem die öffentliche Meinung bereits durch die kirchenpolitischen Agitationen aufgeregt erscheint, so ist es kein Wunder, wenn auch der Nationalitäten-Streit unausgesetzt mit der größten Letdenschastlichkcit behan delt wird. Das ist recht bedauerlich, nicht nur wegen der unversöhnlichen Verbitterung im leichtfertig herauf- beschworenen Kampfe, sondern auch darum, weil in folge des auf allen Seiten entfachten Chauvinismus nichts Vernünftiges — am wenigsten aber die so sehr Auust und Wissenschaft. Festspieloorstelluugen in Gotha. IV. Von dem günstigen äußeren Erfolg der zwei PreiS- opern hoben wir die Leser am Tage nach der Auf führung unterrichtet; auch ist schon gesagt worden, daß Umlauft» „Evanthia" als das edlere, mit feineren Kunstmitteln bestrittene Werk angesehen werden muß. DaS Textbuch dieser Oper, vom Komponisten selbst herrührend, verlegt seine Handlung in die Zeit der griechischen Freiheitskämpfe und gewinnt damit einen wirksamen Hintergrund für die dramatische Darstellung, einen der scenischen Motivierung und materiellen Lösung d«S Konflikt» günstigen Boden In der Diktion sorg fältig und gleich der Musik von warmer Empfindung durchdrungen, von edlem Ausdruck getragen bietet es andernteilS seine Charaktere nicht al» lebendige, scharf ausgeprägte Personen dar und verzichtet m t größtem Nachteil auf die Wirkungen de- Kontrastes. Es fehlt nicht der dramatische Zuschnitt einzelner Situationen, aber diese letzteren verschwinden in dem Ganzen ohne außerordentliche Steigerung und charakteristische Gegen sätze. Der angestrengte Wettkampf der beiden Griechen- jünglinge, einander in entsagender, aufopfernder FreundeStreue zu übertreffen, macht da» dramatische Bild monoton; er ermüdet un» durch Seelenstimm ungen, die immer auf dem nämlichen Akkord auS- Ningen, und giebt keiner anziehenden Episode Raum, ohne sich gleichzeitig in «ne manigfaltige äußere Aktion umzusetzen. Jede Figur hat ein sympa thischer Gesicht, aber keine feste Physiognomie, sie erwünschte Ruhe unter den Bürgern eine» und der selben Staate» — dabei herauskommen kann. Der Chauvinismus ist nicht nur immer ein Beweis von Furcht und Schwäche, er ist auch der Feind des ge sunden Menschenverstandes, der Gerechtigkeit, der Billigkeit und der darauf beruhenden Gesetzt. Trotz, Habgier und Herrschsucht sind die leitenden Motive bei allen Nationalitätskämpfen, und wenn gar In teressen oder tägliche Brotfragen im Mäntelchen des PatuotiSmuS dazwischen einherschreiten, dann verhallt jedes Wort der einsichtigen und billig denkenden Menschen, deren patriotischer Wunsch e» ist, daß Men schen, welche auf derselben Scholle geboren sind und dort woh en, Mittel und Wege ausfindig machen müßten, wie sie nebeneinander als ruhige und ver nünftige Staatsbürger leben und wirken könnten. DaS ist ungefähr das Stimmungsbild des Zwiste-, wie sich derselbe seit einigen . ähren in Ungarn heraus» gebildet hat. Daß eS so weit gekommen, hat zum großen Teile das fünfzehnjährige Regime TiSza ver schuldet. Sei eS, daß zu jener Zeit, als sich die Re gierung mit wichtigeren Fragen der inneren Konsoli dierung des Staatswesens zu beschäftigen hatte, sei eS, daß Koloman TiSza nach alter Bihar« Tradition oder auch wegen unzureichender Kenntnis der einschlägigen Faktoren und Verhältnisse der Erledigung der Nationali- täten-Fragcn nicht näher treten wollte — so ist doch Thatsache, daß sowohl Graf Szapary wie Wekrrle in dieser Richtung eine sebr unangenehme, ungeordnete und nicht ungefährliche Erbschaft von ihrem Vorgänger übernommen haben. Es ist unter TiSza nicht nur gar nichts geschehen, um die Nationaliiäten-Fragen zu erledigen, eS hat mittlerw.ile hüben und drüben der Chauvinismus Dimensionen angenommen, denen mit den Maßregeln der politischen Klugheit und Mäßigung kauul mehr beizukommen ist. . . . Die Hermannstädter Rumänenkonferen» hat eS dargelegt, wie weit oer Chauvinismus bei diesem Volke schon gediehen ist. Gemäßigte Männer und gute ungarische Patrioten, wie Mocsonyi, Gaal, Ba- besch u. a. haben unter den Rumänen nichts mehr zu sagen; die Raciu und Lucaciu find heute dort die großen Wortführer. Und nachdem man jüngst aus Hermannstadt herübergeschosien, so ist ganz begreiflich, wenn jetzt von magyarischer Leite wieder recht tüchtig hinübergesck offen wird. Dazu kommt noch, daß Ele mente, welche weder der einen, noch der anderen Nationalität angehören, in dem entstandenen Streite tüchtig drauf loS Hetzen, und da müßte vr. Wekerle viel stärker als Kinizsy Pal sein, um den erbitterten Leuten aus beiden Seiten Ruhe, Einsicht und Ge rechtigkeit mit einigem Erfolge predigen zu können. Doß nicht nur Rumänen und Slovaken ihre Federn und Zungen in Chauvinismus vaden, bevor sie schreiben oder reden, daß auch von magyarischer Seite darauf loSgewettert wird, ist nach der Entsteh ung des Zwistes eine ganz natürliche Sache. So ist z. B. erst jüngst ein Or. Geza KosztenSzky, dessen Name den Vollblutmagyaren kaum erraten ließe, mit einer Broschüre hervorgerreten, in welcher er heißt: „Hinweg mit der konventionellen Lüge, daß wir die Völkerstämme in Ungarn nicht ihrer Nationalität be rauben wollen. Ja, wir wollen cs und wir müssen es wollen!", und dann stellt er die Alternative auf, daß entweder der ungarische Staat zu Grunde gehen müsse oder es müssen die Nationalitäten als solche ver nichtet und in Magyaren verwandelt werden. Kosz- tenSzky versichert, daß sehr viele Magyaren so denken wie er und daß zu solchem Aktionsprogramm nicht mehr viel Zeit zu verlieren wäre. . . . Wenn eS einen Lucaciu unter den Rumänen, einen Hurban unter den Slovaken geben kann, so darf sich wohl auch ein KosztenSzky im Namen der magyarischen Chauvinisten zum Worte melden. Es treten unS ungeachtet all' deS ethischen Glanzes menschlich nicht recht nahe, und was der Librettist hier versäumt, hat der Komponist nicht einzuholen vermocht. UmlauftS Musik färbt die Charaktere und Affekte allzu gleichmäßig, hemmt ihr Bemühen um individualisierendes AuSeinanderhalte» der einzelnen Personen mehrfach durch weichlich« Instrumentierung und Modulation, durch den mäßigen dramatischen Wurf dec Rythmen, und schmiegt sich geradezu an die Schwäche der Textes an, wo sie mehr dem einzelnen Wort al- dem Stimmungsinhalt der jeweiligen Situation folgt Auch entb hrt sie durchaus jener melodiösen Fülle und Originalität, jene» kräftig und einfach wirkenden dramatischen Ausdrucks, wodurch w r un mittelbar erwärmt und hingerissen werden. Sie ent hält einige plastische Motive und manche reizende me lodische Ansätze, aber diese Gaben machen noch lange keinen kräftigen Melodiker au». Sie beachtet mit Sorgfalt alle dramatischen Hebungen der Situation, sie ist auch in einzelnen Takten dramatisch schlag- fertig, doch der allgemeine Eindruck geht nicht recht über da- Korrekte, da» richtig und geschickt Gemachte hinaus. Die musikalische Form ist teilweise frei be handelt, insofern m.hrere Scenen ohne scharfe Trenn- ung einander folgen; daneben hat sich der Komponist im Libretto auch verschiedenfache Gelegenheit zu Musik stücken von geschlossener Form gegeben und nament lich dem Chor eine lohnende Vethätigung ermöglicht Die Rechte der Sinastimmen und de- Orchester» sind nicht unverrückbar festgelegt, denn bald dominieren jene, bald diese». Ohne sich in atemvollen Kantilenen zu sammeln, beharrt der Gesang doch auch nicht im grauen, deklamatoris hen Einerlei, nimmt vielmehr und häufig ist sogar gut, wenn letztere» in solch' exzessiver Weise geschieht, denn dann ist die Rückkehr vom Wahnwitz zur billigen Einsicht auch in diesen Kreisen nicht mehr weit. In der That giebt eS noch genug Ge sinnungsgenossen dieses KoSztenSzky, aber man würde sehr fehl gehen, wollte man anrehmen, daß in maßgebenden politischen Kreisen — und da kann man auch die . Opposition daiunehmen — solche Ideen einer 1848er Blut- und Eisenpolitik al» Axiome der Nationalitäten-Politik angesehen werden. In einem Staate von 17,3 Millionen, in dem eS nach der offiziellen Statistik von 18bO nicht mehr als 7,5 Millionen Magyaren, dagegen 2,6 Millionen Seiko-Kroaten, 2,5 Millionen Rumänen, 2 Millionen Slovaken, 0,2 Millionen Deutsche g ebt, von einem LernichtungSkampfe gegen die Nationalitäten zu reden, da gehört denn doch sehr wenig Verstand, nur sehr viel Vermessenheit dazu Diese Nationalitäten be stehen seit undenklichen Zeiten in Ungarn; sie baden hier ruhig und zufrieden gelebt, ohne daß es ihnen eingefallen wäre, dauernd die Hegemonie der Magyaren oder den allgemein ungarischen Charakter des SiaateS zu negieren. Die Geschichte Ungarns weist Könige, Staatsmänner und Minister auf, die nicht Magyaren waren und die nicht nur ihre Pflichten wie irgend ein Magyar «füllt, sondern auch zur Größe und zum Ruhme Ungarns, des gemeinsamen Vaterlandes, sehr viel beigetragen haben. In der hiesigen Presse sind die am meisten verbreiteten und maßgebendsten Jour nale in deutsch« Sprache geschrieben und ihre Re dakteure sind ebenso gute Patrioten, wie die vom „Magyar Hirlap" und vom „EgyeterteL" — von an deren Erwägungen der inneren, namentlich aber der äußeren Politik nicht zu reden, die so auf der Hand liegen, daß sie nicht erst des Näheren auseinander- geietzt zu werd.n brauchen. Dieses leidenschaftliche Kämpfen und Streiten wäre am Ende begreiflich, ja sogar natürlich, wenn eS sich dabei wirklich um Fragen der Nationalität, nm den Kampf von Rasse gegen Rasse, aus historischen oder politisch ttrritonalen Gründen Hindeln würde Nun weiß aber jedermann bei uns, daß eS in Ungarn schon lange keine ethnisch reinen Nationalitäten mehr giebt, daß gerade viele der Chauvinisten nach der Ab stammung einer ganz anderen Nationalität angehören, als die eS ist, für die sie zu kämpfen vorgeben. U?d f» schrumpft denn dieser Kampf eigentlich zu einem solchen ob einer Sprachenfrage zusammen, der wohl nicht fo vieler Nörgeleien und Hetzen, so vieler Feind seligkeiten und Gewaltthaten wert sein kann. Die Vernünftigen hüben wie drüben sehen wohl ein. daß irgendwie Ruhe urd Ordnung geschafft werden sollte, nur haben die wenigsten von ihnen den Mut, den beiderseitigen Chauvinisten mit Energie und mit der Wahrheit in der Hand gegenüberzutreten Viele sind der Meinung, daß das Ministerium Wekerle im stände wäre, in dieser Richtung einen guten Schritt vorwärts zu machen. Ist es dem Grafen Smpary gelungen «nen mvüus viveaüi mit den Sachsen anzubahnen, so könnte es nach der Meinung vieler dem heutigen Kabinett ge lingen, einen solchen Versuch etwa mit den Ru mänen zu wagen. Hieronyni!, der heutige Minister des Innern, hct ja einmal als Abgeordneter von Hatszeg vor seinen Wählern eine Rede gehalten, in welcher er bei Besprechung des bekannten rumäimchcu Memorandums unter anderem bemerkte: daß die Lösung der Nationalitäten-Frage nur aus sozialem und ädmini- stralivem Wege zu erreichen sei. Es steckt viel Wahr heit in diesem von sehr viel Klugheit und Erfahr ungen zeugenden Ausspruche, und es stände daher wohl dafür, wenigstens in dieser Richtung sobald al- möglich einen wohlüberlegten und energischen Versuch zu wagen. einen dem Arioso sich nähernden und von musikali scher Rythmik leicht gebundenen Gang an und macht sich zu verschiedenen Malen mit selbständiger Kraft frei von dem ihn bedrängenden Orchester. Dieses letztere findet seinen Schwerpunkt in leitmotivischen Gestaltungen, die ein entschiedene- Kombinationstalent des Autors fürJnstrumentierung undHarmonie bezeugen. Umlauft stachelt den Jnstrumentalkörp« nirgends zu großem Lärm an, kokettiert nicht mit seltsamen Klang mischungen, hat viele glückliche Einfälle in Modulation und Harmonisierung und beherrscht den polyphonen Satz mit überraschender Sicherheit. Er leitet sein immer gut klingendes Orchester bisweilen in gar zu dicker Flut und nimmt uns dadurch den freien Aus blick, auch verfolgt er das eindringlichste Thema der Oper noch zäher als Wagner d:s LiebeStrankmotiv in .Tristan", mit verblüffender Energre fast bis zur schließlichen EindruckSlosigkeit desselben, doch sein Ge schick, die kurzen Leitmotive immer neu umzubilden, zu gruppieren, sie in selten einmal stockenden Fluß, m ausdrucksvolle Beziehung zu Wort und Situation zu bringen, seine Herrschaft über den harmonischen und instrumentalen Apparat, d^r für diese Funktion des Orchesters aufgeboten wird, seine G staltung oft rei zenden und schönen Tonkolorits erregen und verdienen uns« Interesse und unbeschränkte Anerkennung und nötigen un» auisprechrn, daß wir in dieser Richtung keinen jüngeren deutschen Komponisten mit solcher Sicherheit in den Bahnen von „Tristan und Isolde" wandelu sahen wie Umlauft in der „Evanthia". Die musikalischen Höhepaukte de- Werke« haben wir bereit» in unserem Vorbericht hervorgehoben. Sie sind nicht zahlreich, doch bekunden sie eine wahrhaft Tages geschützte. Dre-den, 5. August. Aus Scheveningen wird berichtet. Ihre Majestäten der König und die Königin haben mit Ihr« Kaiser!, und König! Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha u d den Damen und Herren vom Dienste am I. August einen Ausflug nach Amsterdam unternommen, daselbst im Amstel botel übernachtet und am folgenden Tage mittelst ExtradampfschiffeS die Insel Marken besucht. An letztgedacbtem Ausflüge beteiligten sich auch die meisten der in Scheveningen zur Zeit anw-.senden Prinzen und Prinzessinnen verwandter Höfe Die Abreise Ihrer Majestäten nach Schloß Loo erfolgt Montag, den 7. August d. I-, früh. Dresden, 5. August Im Anschluß an die in Nr. 176 des Blattes enthaltene Mitteilung über die im Ministerium des Innern gepflogenen Verhand lungen über die Mittel zur Abhilfe des Notstandes in der Landwirtschaft, kann bekannt gegeben werden, ?mß der von den Bezirksverbänden an- gemeldete Bedarf an Kraftfuttermitteln durch Ab- tchlüsse mit mehreren sächsischen Firmen nunmehr gedeckt rst. Dresden, 5 August. Das heute herausgegebene 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachien enthält: V rordnung, die Enteignung von Grundeigentum zu Erbauung einer Eisenbahn von Reichenbach nach Mylau be treffend; Verordnung, die Enteignung von Grund eigentum zur Herstellung einer Wagengruppierungs stelle oberhalb Krippen betreffend; Verordnung, die Aufhebung des Untersuchungszwanges für die znr Eisenbahnbefördernng nach den Nordseehäsen bestimmten Wiederkäuer und Schweine betreffen''; Bekannt machung, eine Anleihe der Stadtgemcinde Wurzen betreffend; Verordnung, die Enteignung von Grund eigentum für Erweiterung der Eisenbahnstationsanlagen in Radeberg betreffend; Verordnung, die Bekannt machung der Prüfungsordnung für die bei der Ver waltung der Staaisschulden ang stellten Bureaubeamien betreffend. * Berlin, 5 August. Se Majestät der Kaiser werden Sonntag abend oder Montag früh von Cowes aus die Rückreise nach Deutschland antrelen — Ter Bundesrat hat dem „Reichsanzeiger"' zufolge in seiner Sitzung vom 20. Juli d. I. be schlossen, dem Z 2 der Bestimmungen üdcr die Tara als letzten Absatz folgendes hinzuzufügen: „Bei der Einfuhr von Tafel- (Fenster-) und Spiegelglas der Tarifnummer 106 in unverpacktem Zustande oder in anderer als handelsüblicher Verpackung ist das zoll pflichtige Gewicht in der Weise zu ermitteln, daß zu dem Eigengewicht des Glases 67 Proz. dieses Gewichts zugeschlagen werden. Als hundclrüdlich: Verpackung im Smne dieser Bestimmung sind nur Kisten und Bretterverschläge nebst dem dazu gehörigen Strch oder sonstigem weichen Packmatertal zu verstehen, welche geeignet sind, auch bei längerer Dauer des Transpoils und bei Benutzung jedes gebräuchlichen Transport mittels das Glas vor Ze-brechen zu schützen." — Von kaufmännischer Seile wird die „Nordd. Allg. Ztg" darauf aufmerksam gemacht, daß es ein Irrtum sei, anzunehmen, die vor den von russijcher und dann von deutscher Seite erfolgten Zolleihöhunzen ab geschlossenen LieserungSzeschäfte für Getreide könnten unter Berufung auf vis» usor rückgängig gemacht werden. Diese Geschäfte werden im Welthandel für Getreide auf Grund des Fo>mularS der h-onckou eorn traü« ussociatrou resp. nach deren Bedingungen ab- gejchlossrn, und diese enthalten als einzigen Auf- hebungSgrund des Lieferung-Vertrages nur folgende Klausel: Llruulü shipmeut be preventeck dz- i ro- bibitiov ok export, hlookuüe, or hostilities. tbis 6<w- schaffensfreudige Begeisterung des Komponisten und lass.n uns von seinem Talent, obwohl dessen drama tische Artung in dieser ersten Oper nicht ganz über zeugend dokumentiert ist, immerhin noch bedeutsamere Gaben erwarten. Wenn auch „Evanthia", aus die reine Musikerfindung hin betrachtet, keine stark; Schöpfung darstelll und vermöge ihres mäßigen Ge halts an schönen und neuen musikalischen, namentlich melodiösen Ideen eine dauernde Wirkung nicht er zielen wird, so stimmen doch der angewandte künstlerische Ernst und Fleiß und die Vornehmheit der Intentionen, die sich von dem Modczug dcr heutigen Opern produktion und von dem stark realistischen Darbiet ungen nachhänzenden Geschmack des Publikum- unab hängig machen, und die gewählte, saubere und feine Faktur für dieselbe sehr günstig und dürften eS rechtfertigen, daß unsere größeren Bühnen sich d.S Werke- liebevoll annehmen. In der rühmlich gelingenden Aufführung der Oper waren vorwiegend Dresdner Künstler beschäftigt, Frl. Malten, die Herren Scheidemantel, AntheS und Nebuschka. Sie alle haben ihr bestes Können für dieselbe eingesetzt und dafür den enthusiastischen Bei fall der Hörer wie jetzt das einmütige Lob der Fach kritik empfangen. Hr Generalmusikdirektor Schuch hatte da» Werk musterhaft einstudiert und leitete die Vorstellung in einer bewundernswürdig elastischen und b:gcistigten Weise, mit herrlichem Schwung und zu gleich mit feinsinn gster Beachtung aller Nuancm. Die scenische Einrichtung, von Hrn. Direktor Lüpjchütz besorgt, macht eine lebendige Wirkung; nur in zwei Mafsrnscenen ergab sich k.in vollkommen plastisches Bild.