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Dresdner Journal : 10.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189307100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-10
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1893
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^§157. Montag, den 10. Juli, abends. 1893. »» v-.«4«» 0«rtvl^^ll^k » A«» »» KL. b«t , U«-; <t« ä»ot»ek«, »«eb»« MM kv«t- vuä 8t»»i»«l»»«vUl»U Nu»«. luiiklo» U»ou»»r», 10 kL V« M» K»m» «i»*r «—L«il» bl«»«e SeUriN »0 Nl v»t« „ Lu»,«—<tt" L* 2«1» »0 ?L S« Iyd«U«»- uoä 2tts«r»«at- «»t»pr. Aitt»clU»A. Srxvat»«» DlUv-N »1t 4-uuü»»- ä« 8c»o-«. k«ro»pr»cb - ^o»eUIa»! Ur. INNt» DnslmerÄolMMl. Für di« GesamUest»»- verantwortlich: Hofrat Otto Banck, profeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. -»«»»»« ro» -»tlN»-«n«»Uei> »o»^üet», l^tpuD: Ln»M<i»t«<err, LoLuv'iiouLr <tv« 0re»<I»«r ^ounutt«; »»-« -««n» H»t— I—l »r—1»« «. »! La«e«t«»M <0 ^o-i«r, NsrU>t-Nei«»-»»»b«iA- »NU Nr—K«r1 ».»»«<-»«»: L»«t. ^0««/ »»rt. L.»«« I«rU»-»r.»k1»rt «.»..»«U-vt! 6k, I«rU»: , >r«I«: Labst-,' L«—,«r: 6. Scä»t«r-r, NaU« k «, /. Larot 4 6K Uer»«red«r» KSaiLl. Lrp«aiUoo ö« Or«äo»r ^ouraal». Or««a«o, L viszontr. X). r«nuxr«el»-^»»<:l»lu»«! Ur. 1LV». v. Seydewitz. Götz. Luvst und Wissenschaft. br- Dir Hochverräter in Lübeck.*) Historische LrzShluog v«« Lrust Jon,m«nn. heil zu einer Ergänzung unseres Berichts über den Festakrus am 4. Juli Darin fehlt nämlich die An Maßregel gab in der Sonnabendsitzung der Kammer zwar den Gegnern ruhiger und regelrechter Ent wickelung der Republik wieder einmal einen will kommenen Anlaß zum Sturmlauf gegen daS Mini sterium, aber letzteres benutzte diese Gelegenheit, um seine Festigkeit und sein Geschick in der Verteidigung Loubo», 10. Juli. (Tel. d Dre-dv. Jourv.) Dreitausend Grubeuarbeiter in Korrstosdeau legte« infolge eine« a«arord»rten rSprozen eigen Loh». abzugeS die Arbeit nieder. Lie Bergarbeiter 1« der Graffchaft Nottingham drohe« eveafall» mit eine« Streike. - * Dresden, 10. Juli. Se. König!. Hoheit der Regierung, einschließlich der gegen die Arbeiterbörse Prinz Friedrich August empfing am Sonntag vor- An einem schönen Sowmrrvormittage der Jahres 1383, als gerade die Glocken von den Türmen ihre Klänge recht zur Freude aller Menschen in die warme sonnige Luft hinauStönen ließen, erhob sich in der Stadt Lübeck auf dem St. Marienkirchhofe ein ärger licher Zank. Das heißt, ärgerlich war er nur für die Beteiligten, die öffentlichen Schreiber Johann Beke und Johann Emede, die beiden Hansen, wie sie im VolkSmund zu ihrem Verdruß genannt wurden. Die Zuschauer, die sich um die Kampshähne versammelt hatten, lachten weidlich und vergaßen bei dem un gewohnten Schauspiele zeitweilig ihre Geschäfte Ungewohnt war dieser Streit, weil niemand sich entsinnen konnte, die beiden Schreiber jemals anders als in einer gewissen hochachtung-vollen Freundschaft mit einander rerkehrev gesehen zu hab-n. Niemals hatte der eine versucht, dem anderen Kundschaft abzu- locken, sie hatte« sich vielmehr redlich in die Ler *) Nachdruck verdstea. Nachtrag zu« Afraverfestbericht. Während der Feier de» 350jährigen Bestehens der Fürsten» und Landesschule St. Afra in Meißen sind der Schule von Freunden und ehemaligen Afranern noch mehrere wertvolle Zuwendungen zu teil geworden, die wir in dem Festberichte noch nicht erwähnen konnten. So hat dre Firma B. G. Teubner in Leipzig für die Lehrerbibliothek die Summe von 300 M. gestiftet mit der Bestimmung, daß dafür wiffenschaftnche Werke ihre- Verlag» anaeschafft werden sollen. Die Direk» tion der Königl. Sammlungen für Kunst und Wissen schaft schenkte der Schule einen Gipsabguß der großen Rietschelschen Lessingstatue von dessen Denkmal in Braunschweig, die Stadt Dresden stiftete ein Exemplar des Prachtwerke» „Chronik de- sächsischen Königs hauses und seiner Residenzstadt von 1853—1878", Hr. vr. pbil. Hartwig, Mitglied deS deutschen archäo logischen Instituts in Athen, ein alter Afraner, schenkte der Schule sein großes neue« Werk „Die griechischen Meisterschalen der Blütezeit des strengen rotfigurigen Stil»" (Stuttgart, Epeemann 1893), der Kirchenvorstand der St Afragemeinde aber hatte schon beim DeputationSempfauge in der Aula ein prachtvoll geschnitztes Kruzifix für den Letsaal der Schule ge schenkt. Außerdem stiftete eill «naenannter „pristian» Tirana«" die Summe von 200 M-, von deren Zinsen alljährlich einer der Abiturienten, der Theologie st«, dieren will, Frommels.Herzpostille" als „viaüeuw »pintualo" erhalten soll. Wir benutzen die Gelegen- - Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keitS- und Fachlehrer-Prüfungen betreffend. Die diesjährigen WahlfähigkeitS-Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Kandidaten- Prüfung fchon Ostern 1891 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis und Weihnachten sta'tfinden Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am SV. September, Hilfslehrerinnen dagegen spätestens am 31. Lngust ihre Zulassung-gesuche bei dem BezirkSschulinspektor ihre« Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 (Seite 313 de» Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vorgeschrrebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulrnspektvren die Gesuche mit thvn- lichster Beschleunigung unter Beobachtung von 8 16 der Prüfung! ordnung an den Prüfung-kommissar ad- zngeben find. Diejenigen, welche sich einer Fachlehrer-Prüfung unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der Prüfungsordnung beizu- fügenden Zeugnissen bis spätesten- den 81. August laufende« Jähret, diejenigen, welhe sich der Fachlehrer-Prüfung im Turnen unterwerfen wollen, bis zum 1S. August bei dem BezirkSschulinspektor ihres Wohnorte- anzu- bringev, worauf den Rachsuchenden seiner Zeit »eitere Bescheidung zugehen wird. Dre-den, am 4. Juli 1893. Ministerium des Lustus und öffentlichen Unterrichts. TL-esAtschWe. Dretdeu, 10. Juli. Ihre Majestäten der König und dtz Ktuigin unternahmen mit Ihren Königl. Hoheit»« der Fra« Herzogin-Mutter von Genua, den Prinjlich Georgschen und den Erbprinzlich Meiaing- schea Herrschaften, sowie den Damen und Herren der Hofstaaten am Sonnabend abend einen Ausflug zu Wagen nach Schloß Weesenstein. Dort nahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften den Thee ein und kbrten darauf nach Pillnitz zurück Am gestrigen Sonntage wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin Mutter von Genua dem VormittagSgotterdienste in der Schloßkapelle zu Pill nitz bei. Nachmittags um 5 Uhr fand bei Ihren Königl. Majestäten Familieatafel statt, während sich die Damen und Herren der Hofstaaten zu derselben Zeit zur MarschallStafel vereinigten. Zu der bei Ihren Majestäten heute nachmittag um 5 Uhr im Königl. Schlosse zu Pillnitz stattfindenden Hoftafel ist der Königl. Preußische Rittmeister Fried rich Graf Hohenau nebst Gemahlin mit Einladung ausgezeichnet worden Ihre Majestäten der König und die Königin werden Allerhöchstsich nächsten Sonntag, den 16. Juli, zum Gebrauche de» Seebades nach bcheveningen in Holland begeben. Der Aufenthalt daselbst ist auf 3 dir 4 Wochen in Aussicht genommen. gerichteten Maßregel und brachte ihr volles Einver ständnis mit der euergifchen Handhabung des Gesetzes zum Ausdruck. Wenn die radikalen OpposttionSblSttcr diesen Er folg de- Ministeriums Dupuy als einen Pyrrhussieg bezeichnen und dem Kabinett den nahe bevorstehenden Sturz twkündigen, so bedeutet dies nur, daß die Radi kalen ihre Bereinsammung bei diesem Anlasse schwer tragen und von der neuen Ordnung der Dinge, die sich mit Hilfe der gemäßigten Elemente in der Kammer vollzogen hatte, keine Förderung ikrer Parteiinteressen zu erwarten haben. So Hal auch Vie am Freitag von den radikalen Deputierten und Pariser Gemeinderäten unter dem Vorsitz de» ehemaligen Ministerpräsidenten Brisson abgehaltene Beratung nicht den von den Extremen gewünschten Verlauf genommen. Man mußte es geschehen lasten, daß in dem gegen da» Vorgehen der Regierung beantragten Manifeste da» Wort „drutMlswent" gestrichen wurde, da sonst die an wesenden Vertreter der gemäßigten Richtungen de» Radikalismus, wie Goblet, diese Protestkundgebung nicht unterschrieben hätten. Diese- Manifest, welche» die zu dieser Beratung nicht zugezogen gewesenen Boulangiften in ihrer Entrüstung hierüber als eine ministerielle Huldigung brandmarken, wird indessen von der radialen Presse al- die Besiegelung de- tiefen Riste» zwischen der Regierung und den Radikalen be zeichnet, und dürfte nicht ohne Einfluß auf die im nächsten Monate zu vollziehenden Kammerwahlen bleibens Hr. Dupuy, der Ministerpräsident, hat gleichwohl keinen Grund, die prophetischen Blicke der radikalen Blätter in die ihm von dieser Seite herbeigewünschte „düstere Zukunft" sich befonder» zu Herzen zu nehmen. Der Dringlichkeitsantrag de» Deputierten Ernst Roche auf Versetzung de» Mmisterpiäsidenten in den An- klaaezustand wurde schon bei der Stellung der Vor frage mit 341 gegen 44 Stimmen abgelehnt, woraus Hr. Dupuy den beruhigenden Schluß ziehen kann, daß die berufene Vertretung de» Lande» in ihrer über wiegenden Mehrheit vorläufig nicht nach seiner Be seitigung vom Ministerpräsidentenposten Verlangen trägt. Mittelung der Rechtsgeschäfte geteilt, zu der deS Lesens und Schreiben» unkundige Personen ihre Hilfe in Anspruch rahmen. Der Marienkirchhof war nämlich zu jener Zeit der HauptversammlungSort für alle die jenigen, welche derartige Geschäfte abzuwickeln hatten. Heute aber war dennoch Brotneid der Grund de» Streite» und zwar ein Brotneid ganz absonderlicher Art. Klüger wäre es jedenfalls von den beiden Schreibern gewesen, sie hätten ihre Angelegenheit unter vier Augen abgemacht und nicht auf öffentlichem Platze Dutzende von Neugierigen durch ihr Gebaren zur Teilnahme an der reichlich mit Schmähworten gespickten Abrechnung eingeladen. Handelte eS sich doch um ein junge» Mädchen, dem beide ihre Neig ung entgegenbrachten, die aber von den Liebhabern nichts wissen wollte und ihnen einen absonderlichen Schabernack gespielt hatte. Sie hatte nämlich von Johann Smede einen Brief an Johann Beke schreiben lasten, in dem sie sich jede Annäherung an ihre Per son verbat und erklärte, daß sie bereit» heimlich einem anderen versprochen sei. Johann Smede hatte diesen Brief pflichtgemäß gegen Bezahlung aufgesetzt, wenn es ihm auch Gewissen-bisse bereitete, daß da» Schreiben zufällig an seinen Schreibgenosten auf dem Marien» kirchhvfr gerichtet war. Andererseits aber freute ihn auch die Abweisung deS nicht zu verachtenden Neben buhler». Doch dle Schöne trieb doppelte» Spiel. Sie ging zu Johann Beke und ließ von diesem ein ähnliche« Schriftstück an Johann Smede abfasten. Heute morgen nun waren die beiden Briese den un glücklichen Empfängern in die Hände gekommen : Wutentbrannt hatte sich Johann b«ed« auf Jo hann Beke gestürzt und ihm die heftigsten Borwürfe Nichtamtlicher Teil. Telegraphische ««d telephonische Nachrichten. Pari«, 10. Juli. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Peytral nahm seine Demission zurück. Der bisherige Polizeipräsident Lozs soll einen diplo matischen Posten erhalte«. Dresden', 10. Juli. Die Lage in Frankreich nach der Unterdrückung de» Pariser StraßenausruhrS. x Dem Ministerium Dupuy fft e» allem Anscheine nach endlich gelungen, den Aufruhr, wrlcher sich eine ganze Woche lang in den Straßen von Pari» ab» Ipiette, zu unterdrücken. Nachdem die Regierung die Erfolglosigkeit der halben Maßregeln, der mit Milde und Nachsicht gepaarten Abwehrversuche eingesehen und sich entschlossen hatte, gegen da» gewaltthätige Vorgehen der Straßenmenge ebenfalls Gewaltmittel zur Anwendung zu bringen, und zu diesem Zwecke eine ungewöhnlich starke Truppenmacht aufgeboten hatte, fand sie sowohl iu der Presse al» auch m der Kammer den zur energischen Unterdrückung deS Sttaßenaufruhr» aufmunternden Rückhalt. Nunmehr fiel eS ihr nicht mehr schwer, die Ordnung wieder- hkrzustellea; sie fand den Mut, die Schließung der Arbeiterbörse in Pari» zu verfügen und auch in an» erkennenswerter Raschheit zur Durchführung zu bringen. Die Arbeiterbörse war eS gewesen, welche den von den Studenten in Scene gesetzten Sttaßenaufruhr fortsHte; und eS konnte niemand mehr darüber im Zweifel sein, daß die Ruhe nicht früher wiederher» gestellt werden könne, bevor nicht dieser Herd unter drückt werden würde, denn die Arbeiterbörse war ge wissermaßen da- Standquartier de» Generalstab», von dem au» alle Anordnungen getroffen und an die UnterbefehlShaber abgeschickt wurden. Bei dieser Ge legenheit verlohnt e» sich, einen Blick auf diese Ein richtung zu werfen. Die Arbeiterbörse war im Jahre 1884 errichtet worden zu dem Behuf«, den Arbeitern die Möglichkeit zu verfchaffen, sich be» Huf» Wahrung ihrer Interessen zu organisieren. Sie stellt eine Vereinigung von Fachgenossenschaften dar, die die gemeinsamen Interessen der Arbertermasten durch Stellenvermittelung, Fortbildung-Unterricht, durch gesellige Zusammenkünfte und Beratung gemeinsamer Augelegenhetten zu fördern hat. Diese Fachgenossen schäften benötigen zu ihrer Bildung und Organ,lation nicht der behördlichen Genehmigung, sondern sie haben nur die Verein-statuten und die Namen der Syndikats mitglieder den Behörden anzuzeigen. Heute sind berert» iu 34 französischen Städten solche Arbeiter börsen errichtet, die inzwischen neben der Förderung der Arbeiterinteressen gemäß den Verein-statuten ihre Hauptthätigkeit auf da» Gebiet der Sozialpolitik ver legt haben. Die Regierung hatte, um von dieser Abschweifung zu unserem Thema zurückzukrhren, zu verlässige Anhaltspunkte dafür erlangt, daß die Pariser Arbeiterbörse zu einem wahren Revolution-- Herde geworden war, von dem au- sich die auf rührerische Arbeiterbewegung nach allen Richtungen de- inneren Frankreich» sortpflanzte. Somit schien eS der Regierung geboten, gegen die Arbeiterbörse vvr- zugehen, und daß sie mit deren Schließung einen richtigen Zug gethan hat, ist zweifellos. Diese gäbe, daß vor dem Schlußgesang Hr. Pastor Winter von St. Afra ein weihevolles Gebet für die Schule gesprochen hat. Schließlich bemerken wir, daß Sonn tag, den 2. Juli, auch in der Stadtkirche zu Meißen beim Gottesdienste der afranischen Jubelfeier in be sonderer Weise gedacht worden ist. Paris, 10. Juli. (Tel. d. Dre-dn. Journ) Ueber die Gründe für die Zurückziehung der Demission seitens deS Hr». Peytral wird ge- meldet: Präsident Carnot ersuchte unter Hinweis auf die politische und gouvernemeatale Lage Peytral auf daS Dringendste, im Amte zu bleiben. In eine« gestern diS 1 Uhr »acht« währenden Minister- rate stellten die Minister Peytral vor, sein Rück tritt würde die Beratung deS «vdgctS, die In- teressen der Republik schädigen und die Demission deS gaurea Kabinetts Hervorrufe«. Außer der anderweitig»» Besetzung der Pariser Polizei- Präfektur wurde eine schleunige Reorganisation der Polizei beschlossen. Kerner beschloß «an der Kam«rr, auf Verlangen sofort Aufklärungen über die allge«eiue Politik und die Krage der geist- der gesetzlichen Ordnung darzulegen. So billigte die ltchea Kongregationen z» gebe«. Carnot kehrte Kammer mit großer Majorität di« Maßnahmen der mittag 11 Uhr im PalaiS am Taschenberg eine Ab ordnung deS Militärverein» „Schützen und Jäger" zu Werdau, dessen Ehrenmitglied Se. Königl. Hoheit seit kurzer Zeit ist. Nachdem Höchstderselbe die Ansprache des Verein-Vorsitzenden in gnädiger Weise erwidert und sich nach den Verhältnissen de- Verein- eingehend erkundigt hatte, nahm Se. Königl Hoheit au» den Händen der Mitglieder die schön auSgestattete Urkunde der Ehrenmitgliedschaft, sowie VereinSzeichen und Sta tuten entgegen. — Nach Entlassung dieser Deputation begab Sich Se. Königl. Hoheit, begleitet vom Hof marschall Frhrn. v. Reltzenstein, nach Braun» Hotel, um daselbst der Eröffnung der 20. Generalversamm lung von Sachsen» MilitärvereinSdund beizuwohnen. — Hr. Hofmarschall Frhr. v. Reitzenstein hat sich mit Urlaub nach Tirol begeben. Berlin, 9. Juli. Se Majestät der Kaiser nahmen gestern vormittag im Neuen Palai» die Vor träge de» Chefs de» Generalstabs der Armee sowie de» Chefs de» Militär kabinetts entgegen und empfingen später den Minister der geistlichen rc. An- gelegenheiten sowie den Chef deS Civilkabinett». Nach mittag- entsprachen Se. Majestät einer Einladung de» Offiziercorps deS Lehr JnfanteriebataillonS zum Diner. Heute vormittag hatten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit ihrer Umgebung dem Gottes dienste in der Friedenikirche zu Potsdam beigewohnt. Mittag» 12 Uhr empfingen Se. Majestät im Reuen PalaiS daS Präsidium des Reichstages in der bei Beginn der ReichStagSsession üblichen Audienz. — In der am Donnerstag, 6. d. M., unter dem Vorsitz de» Vizepräsidenten des StaatSministerium», Staatssekretär» des Innern vr. v. Bo etlicher, ab gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrat» wurde über die Eingabe de» Gründungskomitee» der Pletten- berger Straßenbahn wegen Zulassung der Ausgabe von auf Namen lautenden Aktien zum Nennwerte von 200 M , über die Gesuche der „Hanseatischen Land-, Minen- und Handelsgesellschaft für Deutsch- Südwestaftika" zu Hamburg und des Innung-- verbandeS „Bund deutscher Steinsetzerinuungen" mit dem Sitz zu Berlin um Verleihung der Korporation-- rechte, endlich über da» RekurSgefuch eines Reichs beamten gegen seine zwangsweise Versetzung in den Ruhestand Beschluß gefaßt Der Entwurf eine» Anhangs zu den Bestimmungen wegen Ausführung des Gesetzes vom 19. Mai 1891, betteffeud die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Handfeuer waffen, wurde dem Ausschuß für Handel und Verkehr überwiesen. Mit dem Vorschläge des Reichskanzlers, betreffend eine veränderte Einrichtung der QuittungS- karten für die JnvaliditätL- und Altersversicherung, er klärte sich die Versammlung einverstanden. — Gestern hielten die vereinigten Ausschüsse des BundeLratS für Zoll- und Sieuerwesen und für Handel und Verkehr eine Sitzung ab. — Ungefähr 30 Sekretäre deutscher HandelS- und Gewerbekammern wurden am Sonntag gegen Mittag vom Fürsten Bismarck in FriedrichSruh empfangen. Über diesen Besuch wird uns von einem der Teilnehmer berichtet: vr. Stegemann-Oppeln hielt eine kurze Begrüßungsansprache und hob hervor, daß eS der deutsche JvealismuS sei, der hier die vereine, die sonst für materielle Interessen zu wirkcn hätten. Der Fürst, der recht wohl aussah, dankte in längerer Rede und ermahnte zur Einigkeit aller produktiven Stände, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, die auf einander angewiesen seien, wie er an der Hand reicher trkffender Beispiele bewies. Bei der Frühstückstafel, zu der er hierauf ein'ud, saßen dem Fürst gegenüber vr. Stegemann-Oppeln, vr. Gensel Leipzig und Ernst Lcherendcrg - Elberfeld, sowie die Damen des Hauses, die Fürstin, die sich wieder völlig erholt bat, Frau über sein unfreundliches, aller Tradition hoyusprechen- deS Verfahren entgegengeschlrudert. Dieser antwortete nicht weniger gereizt, sein Geg ner habe sich ja desselben Vergehens schuldig gemacht. Ein Wort gab das andere und eS fehlte nicht mehr viel daran, daß eS zu Thätlichkeiten kam, als sich durch die Umstehenden ein Mann hindurchdrängle und die Streitenden von einander trennte. „Schämt Ihr Euch garnicht, am Hellen Bormitlage hier öffentliche- Ärgernis zu erregen," rief er. „Habt Ihr denn nichts Besseres zu than, al- Euch gegen seitig zum Gespött der Leute zu machen « Um wa» handelt e» sich denn eigentlich«" Betreten wichen die beiden Schreiber zurück. An ihrer Stelle antwortete einer der Zuschauer: „Sie zanken sich um ein Frauenzimmer, das von ihnen beiden nicht- wissen will." Die Umstehenden lachten und gingen ihrer Wege, da d.» Schauspiel beendet war. Der Frieden-stifter aber runzelte finster die Stirn: „Überall steckt rin Weib dazwischen," sagte er vor sich hin und setzte laut hinzu: »Kommt beide mit mir, ich will Euch Arbeit geben." Damit wandte er sich und schritt die Mengstraße hinab. Doch nur Johann Smede folgte ihm, Johann Beke schüttelte den Kopf: „Ich will mit Heinrich Paicrnostermaker nicht» zu thun haben. Der Mann ist mir unheimlich!" Nach wenigen Schritten hatten Pateraostermaker und sein Begleiter de» Erstgenannten Hau» erreicht. Der Hau»herr erstieg de« Schreiber voran die kurze, von der geräumigen Diele in fein Arbeit-gemach führende Treppe.
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