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Dresdner Journal : 10.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-10
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 10.06.1893
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2N13S Sonnabend, den 1v. Juni, abends. 1893. ve»«4«» visrttlMürliek H Sy kt, ixt Lixorl. «iouttoL»» k»«t»»,t»lt«» vi«SK- > Nl»rtl; »o»«rt»»1d ä« Ueotsctx» U«e^a» tritt ?o«t- »»6 8te»p«l»u»oNI»^ Ui»»». Lisxlo» klumillsro: >0 ?k. L»NN»aix»>»iU«N»Nr«»r UMr äsv k*oo» eio«r ^»»p»It«o«-o 2«I» Nt»i»»r koNrilt »0 ks. 0»U-r „1)>o^»»»Ql1t- 6i« 2«l» L0 kt. L«i Ikdoltea- luul XiN^rv»»t» «attpr. Xu/»oN1»H. ^lNbtieN mit Xa»L»Nws Uer 8oiu» v. ksisrtt^« »deoä». karu»pr«<N-Lll»eNlu«: Kr. 1LSL. DreMerIonnmI. Für die Geiamtleitong verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. r»» L»NNi>ck1x»i>xeo »u»^Lrt»r I»tp«iU: H. NoouvixiolLr 6«» Orvsüoer 1our»i»>,z L»»d«>M I«rU» Vt«o r«ip»tU >»xl Nr—l»a kr»Lke«< «. N.! <e t'vAtrr, n«rlt» V»,« -S»wd«rU kr»U L«lp»t^-ter»llkei»r1 ». H. HÜLck»»: ^a««,' V»rtt Lovüo» Lsrltll rr<u»ktarr ». N «t 6o., N«rU»: Znruki<trnttunt, Nr»,I»n: Amit /caüaÄi,' Luutovr: t?. LcNckuiikr, LUI« «. ».: Larct «e Ol». IIpr»u»x«derr Küoixl. Lrpväition 6es Vresävsr ZouriuU«. vrsiüea, Lvio^erotr. 20. ksrQsprscd -Aozctituss: Kr. ILLü. Amtlicher Teil. Dresden, 10. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Nachmittag von Sibyllen ort in der Königl. Billa zu Strehlen wieder eiugetroffcn. Se. Majestät der König haben dem Juwelier Heinrich Mau in Dresden da» Prädikat „Königlicher Hofjvvelier" Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 5. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchschullehrer, Kantor Johann Traugott Heinrich Finsterbusch in Oberpesterwitz da» AlbrechtSkreuz zu verleihen. Die Aachen-Leipziger Versicherungs-Aktien gesellschaft zu Aachen hat neben Leipzig auch Chemnitz zum Sitze im Königreiche Sachsen gewählt. Dresden, am 6. Juni 1893. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Lobel Gersdorf. Nichtamtlicher Teil. Telegrapyisiüe und telephonische Nachrichten. KriedrichSroda, 10. Juui. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da» diesige Kurhaus ist in vergangener Nacht vollständig abgebrannt. Wien, S. Juni. (W. T. B.) Im Budgetau» schaffe der ReichsratSdelegatioa erklärte der Be richterstatter Dumba nach den Ausführungen deS Ministers des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, die Mitglieder deS BudgetauSschuffe» hätten die Worte deS Minister» in keinerlei Weise mißverstanden. ES sei sehr bedauerlich, daß von gewissen Seiten im LnSlande in die Ausführungen deS Minister» Momente hiveininterpretirrt seien, welche von keinem Auschußmitgliede im entferntesten gcahnt worden seien Wien, S. Jnni. (W. T. B) Der Budget- auSschuß der österreichischen Delegation beriet heute über da» HeereSordinariu«. Kriegsminister v. Bauer begründete in längerer vertraulicher Ausführung die Notwendigkeit der infolge de» er forderlichen Ausbaues der Wehrmacht eingestellten Etatöerhöhuugeu. Der Minister bezeichnete alS Grundsatz, welchem er jederzeit folge, die Verwen dung jedes Manr.eS und jekeS Kreuzers für die Vorbereitungen, welche ein Krieg, wann immer derselbe eintreten möge, unausweichlich erheische. Wien, 10. Juni. (Tel. d DreSdn. Journ.) Der Statthalter von Niedcrösterreich verbot die Htinderausfubr aus einigen Bezirken Niederöstcr- rrich» nach Deutschland infolge des Vorkommens von Lungenseuche. Künskirchen, 10. Jnni. (Tel. d. DreSdn. Jvu>. .) Die Bemühungen der Behörden, zwischen den Streikenden und der Bcrgwerksvcrwaltung einen Ausgleich herbe zuführen, sind ergebnislos geblieben. Es werden Ruhestörungen befürchtet. Lemberg, 10. Juui. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Mrtropolit Temdratowitsch, welcher gestern bei seiner Abreise aus Wien auf dem Nordbabn- Hofe von ruthenischen Studenten thätlich anze- griffen wurde, ist hier eingrtroffen und vom Kle rus und den ruthenischen Deputierten feierlich em- psangen worden. Ein Mitglied des LandeSauS- schusseS gab dem vollsten Vertrauen der Ruthenen zu ihrem geistlichen Oderhirten und der Entrüst ung über den brutalen Überfall Ausdruck Buda-Pest, 10. Juni. (Tel d. DreSdn Journ.) Der Erzherzog Albrecht ist gestern nachmittag anS Kaschau hier riugetroffea. Pari», 10. Juui. (Tel. d. DreSdn. Journ> In einer Versammlung hervorragender Bankier» wurde einstimmig ein Antrag angenommen, welcher konstatiert, daß die Privatbanken nicht zur Kate gorie der der neuen Börsensteuer vnterworfeven zn zählen seien Die Versammlung stellte darauf den Wortlant einer in diesem Sinne an den Aivanzminister abzugebevden Erklärung fest. Cette, 10. Juni. (Tel d. DreSdn Journ.) Heute ist bier kein Cholrrafall vorgekommen, rS werden aber au» Kroutignan mehrere derartige Fälle gemeldet. Madrid, 10. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ) Gestern find in Valencia anarchistische Unruhen auSgedrochen. London, S. Juni. (D. B. Hd.) Die Influenza wütet vnter den Marinesoldaten. Da» Spital von Devonport ist überfüllt. London, S. Juni. (W. T B.) DaS Oberhaus genehmigte heute die zweite Lesung der Bill be treffend dir Ausführung de» Abkommens mit Ruß land über den Robbenfang im BehringSmrere. Lord Salisbury sprach sich für die Vorlage auS. London, S. Juni. (W. T. B) Im Unterbaus erklärte der ParlamrntSsrkretär Burton, der Ent wurf einer Konvention über das Swaziland sei bereit» vereinbart, dir Regierung habe aber noch nicht den vollen Wortlaut rrhaltr». Der Gou- verneur di» KaplandeS, Loch, werde die Konvention nicht früher unterzeichne», al» bi» er dazu von der Regierung ermächtigt werde. London, 10. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei der Beratung de» Anträge» auf Amendierung de» Gesetze», betreffend die ländlichen Pachtgütrr vom Jahre 1883, im Unterhause erklärte Gardner, das Gesetz sei nicht schuld an der landwirtschaft lichen Notlage, welcher vielmehr nur dadurch ab- zuhrlfen sei, daß die Landwirtschaft auf eine ge- sunde Basi» gestellt werde, aber nicht durch Schutz- zoll und BimetalliSmuS. London, 10. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Antiparrellit Sexton hat beschlossen, sein Deputierteumandat niederzulegeu. Christianis, S. Juni. (W. T. B.) Da« Storthiug nahm mit 6S gegen 42 Stimmen rine Vorlage an, kurck welche weitere 80000 Kronen für die Polarrxpcdition von I)r. Nansen bewilligt werben. Bukarest, 9. Juni (W T. B) Aus verschie denen Gegenden der Moldau werden neuerlich Überschwemmungen gemeldet. Mehrere Ortschaften stebrn unter Wasser, die Kommunikationen find vielfach unterbrochen. Konstantinopel, 10. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ) Der Sultan empfing heute in Privat- audirnz den Kommerzienrat Mauser, den Erfinder des Mausergewehres, und sprach seine Anerkennung für dessen Arbeit im Interesse der Türkei au». Mauser erhielt den Oömanieorden zweiter Klasse. Athen, 10. Juni. «Tel. d. DceSw. Journ.) In Zante werden neuerdings Erdstöße verspürt. Alexandria, 10 Juni. (Tel.d.DreSdn.Journ.) Nach einer Melkung des „Reut. Bur." befahl der Khedive, die Jacht „Tayoum" Mitte Juni zu einer Reise nach Konstantinopel auszurüsten. Voraussichtlich begiebt sich der Khedive darauf nach der Schweiz. DrrSden, 10. Juni. Das „FriedenSprogramm" des künftigen französischen Ministerpräsidenten. Tie Rtde, welche der ehemalige französische Minister, Hr. ConstanS, am 4. Juni in Toulouse gehalten hat, hat das lebhafteste Interesse in Frankreich wie im AuSlande erregt, das sich nicht nur ans den Inhalt Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Alistadt. — Am 9. Juni: „Faust." (1. Teil.) Tragödie in sechs Akten von Goethe. Unsere Bühne hat im diesjährigen Frühsommer monat das Glück, sich eines lebhafteren Besuches zu erfreuen, al» er gewöhnlich um diese Zeit stattfindet. Auch der „Faust" zeigte ein gutbesetztes Haus und seine Vorführung, in welcher die Erscheinung Frl. Sal dachs al» Gretchen in vielen Hauptscenen der ersten Episoden immer sympathischer zu wirken beginnt, steigert mit Recht die Teilnahme des Publikum- und fördert in natürlicher Schlichtheit die wunderbare Wirkung des unvergänglichen Gedichts Die Rolle deS Faust ist in ihren plötzlich an ein anderstoßenden Grenzen von philosophierendem Alter und leidenschaftlich genießender Jugend in der Schau spielkunst kaum lösbar, da der für den Beginn der Aufgabe gereifte Meister der Rede sich in der zweiten -Hälfte al» Anbeter durch eine steife aber hartnäckige Liebenswürdigkeit meistens ungenießbar zu machen pflegt, ivährend wieder der jugendliche echte Liebhaber- bravo die hundert unsterblichen Verse der ersten Scenen meistens verständnislos herunterdeklamiert. Man kann sich beglückwünschen, wenn er dann und wann einem Schauspieler vergönnt ist, beide Elemente de» FauftbildeS einigermaßen mit einander auszugleichen. Hr. Waldeck, der Gast, war in dieser günstigen Lage und da er, wie schon hier wiederholt beleuchtet wurde, ein sinnvoller, dem Poetischen erschlossener Sprecher ist und Fühlung sür die Leidenschaftlichkeit deS Lieb habers besitzt, so hat man alle Ursache, seinen Faust als eine genugsam befriedigende Ausnahmeerscheinung zu betrachten. Ueberhaupt war dec Künstler das Er gebnis des Gastspiels und kann es auch für unsere Bühne werden. O. B. K Hoftheater. Die Generaldireklion des Königl. Hoftheaters hat auf persönliches Ersuchen von Frl. Malten davon abgesehen, den Tag des 20jährigen Jubiläums ihrer Künstlerlaufbahn bcz. ihre- erst maligen Auftretens hier als Elsa durch eine eigens dafür angesetzte Lohengrinausführung zu feiern. Am Mittwoch, 21. dsS., singt Frl. Malten, deren GcburtS tag zufällig auf diesen Tag fällt, im „HochzeitS- morgen", welcher im Verein mit „Bajazzo" für die hier tagenden deutschen GaS- und Wasscrfachmänner in Scene gehen wird. Margot» Träume. Bon Hirmann Heiberg 4 (Fortsetzung). Alexander-Tante war dagegen kurz in ihrer Rede weise, überging alle» Nebensächliche, war klug, resolut und eine ungewöhnlich begabte und liebenswürdige Frau. Sie ging infolge eine» FußleidenS allezeit an einem Stock, den rire wundervolle goldene Krücke zierte, und schnupfte aus einer Dose von demselben der bedeutungsvollen Rede beschränkt, sondern auch auf mannigfache Nebenumstände erstreckt, die jene Rede begleiteten In letzterer Hinsicht ist zu beachten, daß sie unmittelbar vor Beginn deS eigentlichen Wahl feldzuges gehalten wurde und von allen Parteiblättern als Programmrcde des Führers und Vertreters einer Partei angesehen wurde, die danach strebt, die Stellung einer führenden Regierungspartei einzunehmen. Ferner ist aus dem Umstande, daß der Präsident der franzö sischen Republik, Carnot, in einem warm empfundenen Telegramm Hrn. ConstanS zu dem großen Erfolge seiner Rede beglückwünschte, der Schluß zu ziehen, daß von dem derzeitigen Oberhaupte der französischen Republik selbst die Parteien, die sich zu dem eben verkündeten Programm des von ihm so ausgezeich neten Staatsmannes und Politikers bekennen würden, als diejenige Parteivereinigung angesehen wird, aus deren Mitte, wenn sie nach den Wahlen über die nötige Stimmenzahl verfügen sollte, er das künftige Ministerium zu entnehmen gesonnen ist. Ja, einige Beur teiler dieses großen Tagesereignisses gehen in der Deutung der Tragweite dieser Kundgebung des Präsidenten Carnot noch weiter, indem sie Vorhersagen, daß letzterer in seinem beglückwünschenden Gruße an Constans seinen Wunsch erkennen lassen wollte, die noch tagende Kammer möge ihm rechtzeitig durch einen geeigneten Beschluß die Möglichkeit verschaffen, Hrn. Constans noch vor den Wahlen das Amt des Ministerpräsidenten zu über tragen, damit derselbe seinerseits die Möglichkeit er halte, die Wahlen so zu leiten, daß die seinem Toulouser „RegierungSprogromm" zustimmenden Parteien aus denselben in der Zahlenstärke einer lebensfähigen Regierungsmehrheit hervorgehen. T-e Wahlrede des voraussichtlichen Minister präsidenten ist denn auch thatiächlich geeignet, ihm das Vertrauen aller für das Wohl des Vaterlandes besorg rnzosen wieder zuzuwenden. Sie enthält das Programm einer Regierung, wie sie das durch die so lange anhaltende tiefe Erregung und parlamen tarischen Stürme während der Panamakrisis außer Fassung gebrachte Frankreich gerade gebrauchen kann. Diese Regierung wird die Parteien zu versöhnen und im Lande wieder die langentbehrte Ordnung herzu- stellen trachten. Nach der Ansicht des Redners wünscht Frankreich zur Zeit nichts so sehnlich, als eine feste, gegen jede Zwischenfälle gesicherte Ordnung. Aber diese Ordnung sei unmöglich ohne allgemein anerkannte Autoritäten; man müsse überall die milde, aber zu gleich seste Hand der Regierung herausfühlen. So werde jene gesellschaftliche Ruhe wieder hergestellt werden, die nicht die Freiheit des öffentlichen Ge dankenaustausches ausschließt. Die Republik müsse duldsam sein -, die katholische Kirche habe ihre bisherige feindselige Haltung aufgegeben, die Republik könne ihrem Beispiel folgen, aber der religiöse Frieden dürfe nicht gleichbedeutend sein mit dem Aufgeben der Gr undlagen der republikanischen Staalsverfassung. Ten Gegnern der Republik dürfe man nicht die Für sorge für ihre weitere Erhaltung und Entwickelung anvei trauen, aber sie ausnehnun in die Reihen der Republikaner, das könne nur zum Nutzen der Re publik sein. Tie Eintracht, das Zusammenwirken aller Franzo'en müsse wieder ermöglicht werden. Hinsichtlich der sozialpolitischen Fragen, die er als die wichtigsten Programmpunkte der Negierung bezeichnete, befür wortete er die Versöhnung und einen Ausgleich der Arbeit mit dem Kapital aus Grundlage beiderseitiger Freiheit und unter Aufsicht und Beihilfe des Staates, damit die Arbeitersyndilate in den Besitz größerer Betriebs kapitale gelangen könnten, um auf diese Weise leichter Len Zusammenhang zwischen den verschiedenen volkSwiitschastlichen Interessen zu begreifen. Wenn man außerdem roch der ackerbautreibenden Land bevölkerung einen billigen Kredit beschaffen würde, so könnte man aus diese Weise den allgemeinen Fri den Metall Infolge dieser Eigenschaften und Gewohn heiten nannte Alexander sie ost einen weiblichen Friedrich II. Nur ein hervorrragender Fehler trat bei ihr zu Tage; ihre Lebhaftigkeit, eine gewisse Herrschsucht rissen sie vielfach zu unvorsichtigen Äußerungen hin. Fast täglich faßte sie ihren Neffen unter den Arm und machte ihm, während sie ihre Gänge über den Hof mit ihm antrat, die Meierei, die Ställe und den Gemüsegarten besuchte und überall Umschau hielt, aller lei Konfidenzen. Bei einer dieser vertraulichen Plaudereien eröffnete sie ihm, es sei eigentlich immer ein Liebling-plan von ihr gewesen, daß Margot und er ein Paar würden. Margot und Alexander! Das klinge in der That nicht übel! Alexander bewegte auf diese Rede den Kopf und ei widerte nur kurzhin, er könne noch garnicht an der lei Dinge denken, worauf sie bemerkte, daß sie diese Äußerung auch nur gethan habe, weil ja keine Neigung zwischen ihnen beiden bestehe. Sonst würde sie irgend eine derartige Bemerkung al» unzart unter drückt haben. Und das fand ihr Neffe wiederum sehr richtig bemerkt. Weshalb sollten er und Margot sich nicht bloß mit vetterlicher Liebe begegnen? Sie amü sierten sich vortresflich zusammen. Nichts störte die Harmonie ihres Verkehrs, jeden Tag zu einem Fest tage zu gestalten, bemühten sie sich mit Erfolg. Spa zierritte, Ausflüge zu Wagen, Krokettspielen, Musizieren und allerlei gemeinsame» Thun in den Abendstunden ließen sie kaum merken, wie schnell die Zeit dahinflog. auf dem Gebiete der Arbeit Herstellen, und Frankreich würde dann, im Innern gekräftigt und geordnet, die Freundschaftsbande mit Rußland noch enger knüpfen — zum Wohle der beiden Völker und auch Europas, dessen Friedensruhe es dadurch sicherstellen würde. Das so entwickelte Programm der künftigen Re gierung in Frankreich weist, soweit es auf die inneren Angelegenheiten drS Landes Bezug nimmt, alle Merkmale einer geiunden, friedlichen Politik auf. Aber der den Hinweis auf die zu erstreoende Festig ung der Freundschaftsbande mit Rußland enthaltende Schlußsatz stellt die friedlichen Absichten einer künf tigen Regierung, die sich aus dieses Programm ver pflichten würde, leider wieder in Frage. Um da» Wohl des französischen und russischen Volkes und auch Europa- zu sördern und um die allgemeine Friedens ruhe sicherzustellen, dazu bedarf es nicht erst des ge festigten Freundschaftsverhältnisses zwischen Frankreich und Rußland. Es genügt dazu vollständig, wenn die französische Regierung die Friedensverträge aus dem Jahre 1871 vollinhaltlich, rückhaltslos und offen an erkennt und erklärt, allen Versuchen, das französische Volk durch Hoffnungen auf den Wiedererwerb von Elsaß und Lothringen in die Bahnen der Revanche politik zu drängen, mit Nachdruck entgegentreten zu wollen. Im Gegenteil — der allgemeine Friede wird durch das Bestreben der französischen Regierung, die Freundschaft zu Rußland noch inniger auszugestalten, nur gefährdet, da doch erwiesenermaßen die engen Freundschaftsbande zwischen Rußland und Frankreich lediglich dazu dienen sollen, um jene Hoffnungen, die allerdings nur durch einen erfolgreichen Rachekrieg gegen Deutschland verwirklicht werden können, neu zu beleben und zu bestärken. Diese Erwägungen find cS, die uns die Freude an dem angeblichen Friedenspro gramm der kommenden französischen Regierung verleiden und die überall wohl beachtet werden sollten, ehe man aus demselben gewagte Schlüsse auf die Neubefestigung des allgemeinen Friedens zieht. Tages gclchichk. Dresden, 10. Juni. Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vor träge der Herren Staatsmimster und DepartementS- chefs der Königl. Hofstaaten im Nesidenzschlosse ent gegen. Berlin, 10. Juni. Se. Majestät der Kaiser be sichtigten gestern im Beisein Sr. Königl. Hoheit deS Grafen von Turin auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam das 1. und 3. Gardculanenregiment. Nach Schluß der Exerzitien nahmen die hohen Herrschaften .us Frühstück bei dem Offizicrcoips des 1. Garde ulanenregiments ein. — Der „Rcichtanzeigcr" schreibt: „Obschon die ver bündeten Regierungen für die dem neuen Reichstag zu machende Mllitärvorlage den Antrag des Abg. Frhrn. v. Huene als Grundlage angenommen haben, hört ein Teil der ZentrumSpicsse im Anbalt an den Wahlaufruf des FraktionSvorstandes der Partei nicht auf, seine Angriffe auf die Behauptung zu stützen, es stände jener Antrag im Widerspruche zu den Windt- horstschen Resolutionen von 1890, weil durch seine Annahme die zweijährige Dienstzeit nicht gesetzlich eiu- gesührt, dagegen die allgemeine Wehrpflicht durch- geführt werde. Beide Behauptungen sind falsch. Ein Widerspruch zwischen dem Antrag Huene und den Resolutionen Windthorst existiert nicht. Der Antrag Huene will in Artikel II 8 1 die zweijährige Dienst zeit der Fußtruppen sür so lange gesetzlich sestlegen, als die Kompensationen dafür auf demselben Wege gewährleistet werden. Die Resolutionen Windthorst fordern unter Nr. 4 die verbündeten Regierungen nur auf, die Einführung der gesetzlichen zweijährigen Dienst zeit in Erwägung zu nehmen. Diese Erwägung ist An einem der kommenden Vormittage schloß sich Alexander Margot auf einem Spaziergänge nach dem sogenannten Ebenberge an, einem kleinen Gütchen, dar kaum zwanzig Minuten von Granitzhof entfernt lag, und dessen auf einer Anhöhe erbautes Wohnhaus weit über das Land schaute. „Weißt Du, Alexander, wie Du mir erscheinst?" sagte Margot, während sie nebeneinander herschritten, einen neckenden Ton in ihre Rede legend. „Nun?" „Wie ein zu früh alt gewordener, etwas an der Leber leidender Apollo." „DaS ist ja allerliebst. Margot! Und auS welchen Gründen vergleichst Du mich mit diesem sonst so vollendeten Golt?" „Hm! — Du bist ein Mensch, der eigentlich alle» kann. Du bist im Grunde auch ein Schwärmer für das Schöne und Besondere und deshalb von Natur ein liebenswürdiger Durchgänger, aber schon lange von dem Zuviel angekränkelt, Du hast etwas von einem spöttisch lachenden Philosophen! Nur keine Erregungen und Unbequemlichkeiten!" „Danke für die Komplimente. Aber hältst Du mich in der That sür einen blasierten Menschen oder gar für einen Philister?" „Nein! DaS ist nicht die richtige Bezeichnung. Aber man kann Dir gar nicht nahe kommen Dein Herz ruht wie die alten Nürnberger Uhren in einer Kapsel. Wenn alle lachen, fliegt höchstens ein Miniaturlächeln um Deinen Mund. Wenn alle Welp in Aufregung gerät, zuckst Du die Achseln " „Sehr schön aukgrdrückt, vorzüglich, Margot!"
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