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Dresdner Journal : 11.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189307117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-11
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1893
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M158. 18S3. Dienstag, de» 11. Juli, abends. «d »r.ck«, » It«Sc — re. LtvlloU » Iturk; au—erbiüd s« tritt kott- ,mt 8t.wp«l»«i»<!U», tri»,». tiuo»»»«n,! 10 6«« 8»»» «io«r ^«p»It«oev r«u« SoNri» « re. v»t«r äi« L«l» »o kL v« lUbotlv»- iuut L»N«ro«L»2 «attpr. A»l»otU»E. Rr*«U«i»e»r r»GUo^ »tt L»«»»»« 6« 8e»u u. M«r»pr*el»-A»»e«lv«> Kr. ILBL. DresdnerMmml. Für bi« G«tama«iAin- vorantvortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L»»«n»o V» L»ka,etL»»^a H. Lra^<«tt«', To»mi«»ouLr 6s, vrs«jller ^ounu»!»; >»»0«» I^U» -WU« L«ch»t, I««l «.: «»«««««> <e U»l1» »r», LI»»« »r«uar< ». M.»»-U«! 2Uo-«,- »vt, L—«»» U»rU» Ur»»k^rt «.». »t«U«N: Da--» F <7o , 0»rU»! /nrat»«i«n6ln,t, La-al»; «»»»'«r 0 ScöU«k«-, L»U» ». 0.- Laret «0 0». llei»u»r«verr TOoi^l. Lrpsäitioo 6s» vr«»6oer ^oonuü». vr«<lei», 2»ill8«r»tr. X». r,rv,pr^d -^i>»ctil^,i: Nr. ILVS» . Amtlicher Teil. Dresden, 6. Inti. Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Land- gettchttpräsident Robrtt Otto Hermann Priber und der Erste Staatsanwalt Oberjustizrath Friedrich Her ma«, EsaiaS Häntzschel in Leipzig die ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen OrdenS-Au-zeichnungen, Priber den Königlich Preußischen Rothen Adlerorden II. Klasse, Häntzschel diesen Orden III. Klasse, annehmen und tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vormaligen Gemeindevorstand Karl Heinrich Wsagoer in Cotta das Albrechtskreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische «ud telephonische Hkachrichteu. Breslau, 11. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ) Gestern nachmittag brach in dem russischen Grenz- bahnhofe Gosaowiee bei Kattovitz Feuer aus, welches den rranfitspeichee ergriff und alle darin lagernde« Waren zerstörte. Der Wind trieb die Flamme« auf die in der Nähe stehenden, mit Petroleum und Kaffee argefüllten Güterwagen, wovon 21 verbrannte«. Innsbruck, 10. Juli. (W. T. B.) Heute bade« die Ersatzwahlen für den Tiroler Landtag in den italienischen Landgemeinden stattgefunden. Die frühere« Abgeordnete«, sämtlich Anhänger der Adstivenzpolitik, wurden mit Ausnahme von Linns »iedergewählt, au dessen Stelle Lorenzoni gewählt worden ist. London, 1«. Juli. (W. T. B) Im Unter- Hause erklärte der Parlamentssekretär des Aus- wärtigeu, Trey auf Dänemarks Vorschlag be treffend die Einberufung einer Konferenz zur Be- ratung über de« internationale« Handel mit ge- fälschter Butter habe die Negierung die Antwort erteilt, sie fühle sich nicht berechtigt, die Initiative in dieser Krage zu ergreifen, doch sei sie gern bereit, die weitere» Idee«, die Dänemark anregea dürste, i« Erwägung zu ziehen. London, 1V. Juli. (W.T.B.) De« „Neuter- schen Bureau" wird aus Vae«os-Lyres gemeldet, der Gouverneur Lost« habe iufolge des Dekrets der Nattvnalrrgirruvg 2V6O Gewehre «ud 500606 Patronen abgeliefert und die irregulären Truppen rutlassea, gleichzeitig aber einen Protest gegen diese ihm aufrrlegte Maßnahme an den Kongreß gerichtet. London, 11. Jnli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Professor der lateinischen Sprache au der Universität Oxford, Henry Nettleship, ist hente am Typhus gestorben. London, 11. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ ) Nach einer Meldung des „Reut. Bur." ans A»ck- laud vom 10. Juli hat ein aus Samoa einge- laufeuer Postdampfrr gemeldet, ein Lusammeustoß zwischen den beide« Parteien sei unmittelbar be vorstehend. Mataafa rück« gegen Apia vor, wo selbst zur Zeit die Geschäfte gänzlich eingestellt seien. St. Petersburg, 10. Juli. (D B Hd.) I« „Grashdania" findet sich rin heftiger Artikel gegen den Abschluß etues Handelsvertrag» mit Deutsch- land; Rußland könne deutsche Ware entbehren, aber Dentschlavd habe dringend russisches Getreide nötig. Ferner sei Deutschland für Unterbringung russischer Anleihen überflüssig, mau solle ihm sogar die bereits dort untergrbrachten wieder ent ziehe«. St. Petersburg, 11. J»li. (Tel d. DreSdn. Journ.) Der „Fi«a»-a»»eiaer" veröffentlicht ei» Zolleirkular des Finanzmiuisters, w»»ach die ver- tragsmtßig a» Frankreich gewährten Zollermäßig- «ngn» vom 12. J»li »e«e« Stils an alle» an deren Staate» Europas gegenüber, ausgenommen Österreich Ungarn, Deutschland, Portvgal, Nord amerika und Per«, in Kraft trete« solle«. »«karest, 1«. Jnli. (D.B.Hd) In München ist eia rumänlsches Generalkonsulat errichtet worden. Sofia, 10. Juli. (W. T. B.) Der Priuz Kerdiuaud richtete an de« Mivisterprtfideate« Stambalow ei« Schreibe«, i» welche« er der leb hafteste« Anerkennung des Prinzen und der Prin zessin für die Kundgebungen der Treve und Loya lität aus Anlaß ihrer Bermählnvg Ausdruck giebt, in denen er eine Garantie für die Größe und Zu kunft des Vaterlandes erblicke. Konstantinopel, 11. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ ) Der Sultan »«pfing gestern de» Khedive in Gegenwart des GroßwrsirS und der Hof würdenträger in außerordentlicher Audienz. Rach de« Empfang, welcher deu Charakter größter Herzlichkeit trug, folgte eine halbstündige Privat- audievz. Chicago, 11. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Rach einer Meldung des „Reut. Bur." ist rin unweit der Ausstellung belegenes Lagerhaus ab- gebrannt; iufolge des Dacheinsturzes wurden 20 Fenerwehrleute in die Kla«mm gestürzt. U« gekommen find S Personen, andere wurden durch einen Turmeinsturz zerschmetttert. 60Menschen find verwundet worden. Der Schaden beträgt ei»e halbe Million Dollars. Die Ausstrllungsgebäude sind unbeschädigt geblieben. Dresden, 11. Juli. Die Reise des Khedive. ft Der jetzt regierende Khedive von Ägypten hat in sehr jugendlichem Alter die Bürde de- Herrscher- amtrs auf sich genommen. Der Ehrgeiz, diese Thal- fache durch Ruhe in seinem Wirken wettzumachen, scheint ihm zu fehlen, «ährend jede andere Art de» Ehrgeizes in dem Auftreten diese- Fürsten zur Geltung gelangt. Der Drang, eine große politische Rolle zu spielen, bestimmt iHv zu Versuchen und Be strebungen, bei weichen die gebieterische Macht be stehender Verhältnisse nicht die nötige Berücksichtigung findet. Abba- Pascha scheint von dem Wunsche be seelt zu sein, seinen Namen mit der Bewältigung von Aufgaben zu verknüpfen, die nach nüchternem Urteile überhaupt nicht zu bewältigen sind. Bi-Her mußte er sich aber stet- nur auf die mehr oder weniger deut liche Kundgebung jener Wünsche beschränken, ohne daß ihm irgendwelche greifbare Erfolge beschicken waren. Ein Umschwung in feiner Haltung hat sich zwar schon in dem kurzen Zeiträume feit feinem Regierungkantritte bemerkbar gemacht; doch beweist eben dieser Umschwung, der nun durch die plötzlich angetretene Fahrt nach Konstantinopel scharf gekenn zeichnet wird, nur von neuem, wie sehr die ruhige, ernste Erwägung im Naturell de- Khedive vorläufig durch wechselnde Eingebungen zurückgedrängt ist. Als AbbaS Pascha nach dem Ableben seine- Vaters seine Studien in der Wiener Theresianischen Akademie abbrach, um die Leitung Ägyptens zu übernehmen, hegte man in Konstantinopel den lebhaften Wunsch, daß sich der junge Prinz noch vor der Bestallung»- ceremonie nach dem Goldenen Horn begeben möge. AbbaS Pascha ließ diesen Wunsch unerfüllt, und die Thatsache, daß er auch nach der Bestallung die Fahit nach der türkischen Hauptstadt nicht antrat, bewies deutlich, welch geringen Wert er damals auf die wohl wollenden Gesinnungen des Sultans und der Pforte letzte. Zu jener Zeit war die jugendlich kühne Denk weise AbbaS Pascha- noch nicht durch irgend welche unmittelbare Eindrücke der realen Politik eingedämmt. Gewiß war er in dieser Zeit, so wie wohl auch heute von dem Bestreben erfüllt, seinem Volke ein guter Herrscher zu sein und die Verhältnisse in Ägypten nach jeder Richtung bester zu gestalten. Damals scheint ihm aber daS Bild vorgeschwebt zu haben, daß er diesem schönen Bestrehen völlig nach Maßgabe seiner eigenen Auffassung und gänzlich unbeeinflußt von Dritten gerecht werden könne. Seine Haltung zeigte, daß er auch der Pfttte und dem Oberherrn einen solchen Einfluß nicht eiaräumeu wollte. Der EelbständigkeitSdrang de- Khedive mußte aber eine sehr fühlbare Beeinträchtigung erfahren, so bald der junge Herrscher auf dem Boden seine- Heimat lande- die greifbaren Schranken wahrnehmen konnte, welche seinem Wirken gezogen sind. Abba» Pascha vermochte sich nicht darüber zu täuschen, daß seine Pläne bezüglich der Geltendmachung seine» Wüllen- und seiner Anschauungen vor allem im Hinblicke auf di« Stellung England- im Nillande undurchführbar seien. Der von ihm gewagte Versuch, diese Sachlage durch einen entschiedenen Eingriff zu ändern, brachte ihm einen Mißerfolg, welchen der jugendliche Idealist gewiß überaus peinlich empfunden hat So wurde der Umschwung gefördert, der sich offenbar im Geiste Abba» Pascha» seit seiner Ankunft in Ägypten ergeben Hai Der Khedive mochte e» bereuen, daß er an fänglich die beengende Fessel, welche die Entfaltung seine» Wirken- hemmt, in seinem Verhältnisse zu den Machthabern in Konssantinovel gesehen hatte. Lr mußte erkennen, daß du scharf au-geprägte Abhängig- keit von England für ihn weit drückender sei, al- jeue Fessel und diese Erkenntnis hat ihn unzweifelhaft auf die Bahnen gelenkt, welche er nun einschlägt. Als im Gedankenkreise de- Khedive die, wohl auch durch Einflüsterungen der Umgebung genährte Abneigung gegen England in voller Stärke hervortrat, mußten seine Gesinnungen gegenüber dem Sultan eine Änderung er fahren. Auf jene Abneigung mußte sich mit logischer Notwendigkeit der Glaube gründen, daß eine Unter stützung in dem Kampfe gegen den fast unbeschränkten briüschen Einfluß vor alftm in Konstantinopel zu finden sei oder daß doch da- Wohlwollen de» Sultan- selbst dann erforderlich erscheine, wenn die Mithilfe einzelner europäischer Mächte in jenem Kampfe mr- zweifelhaft wäre. So mag bei dem khedive eine Stimmung entstanden sein, die ihn nun dazu bewog, die Fahrt nach dem Goldenen Horn zu unternehmen und diese Reise sogar so plötzlich anzutreten, daß durch die plötzliche Beschleunigung der Abfahrt da- offizielle Programm umgeftoßen ward. Ter eben erwähnte Umstand hat sicherlich dazu beigetragen, daß die weitgehenden Gerüchte über die nächsten Pläne de» jugendlichen Herrscher» neue Nah rung erhielten. Man versichert, Abbas Pascha wolle in Konstantinopel eine politische Äktion erörtern, welche die Befreiung de» Nillandes von dem britischen Ein flüsse bezwecken würde. Man erzählt ferner, daß er mehreren kontinentalen Höfen Besuche abstatten werde, um diese Aktion vorzudereiten und d^m Wohlwollen der betreffenden Mächte zu empfehlen. Gegenüber all diesen Angaben bewahrt man gerade dort, wo die selben einen beunruhigenden Eindruck bewirken könnten, die äußerste Gelassenheit. Die englischen Staats männer vermieden bisher jede Kundgebung, welche auf jene Gerüchte Bezug haben würde. Im Parlament ist kein Wort gefallen, da- eine solche Kundgebung des Kabinetts Hervorrufen konnte, und die feinfühlige britische Presse beobachtete vorläufig die gleiche Zurück- Haltung. Man weiß eben in London sehr genau, daß di» besagten Nachrichten über die Reise de» Khedive bis t«r Stunde insgesamt unbeglaubigt sind und daß dieselben von journalistischen Handlangern verbreitet werde«, deren Bestreben stet» dahi« zielt, die Auf merksamkeit der öffentlichen Meinung auf Hemmnisse zu lenken, welche angeblich der Politik der FriedenS- mächte erwachsen. Die Betreffenden entfalten diesmal erhöhie Rührigkeit, weil sie sich der Hoffnung hin- geben, die für Augei blick-eindrücke leicht zugänglichen politischen Kreise Konstantinopels beeinflussen zu können und die Richtung de» journalistischen Vorstoßes ist auch dadurch gekennzeichnet, daß schon vor der neuesten Gestaltung desselben aus den gleichen Quellen un- wahre Nachrichten verbreitet wurden, die gerade in der türkischen Hauptstadt eine gewisse Empfänglichkeit Hervorrufen sollten. Den Leuten, welche diese Geschäfte besorgen, er weist man in London nicht die Ehre besonderer Be achtung. Man wartet an der Themse in aller Ruhe den Zeitpunkt ab, zu welchem die Bedeutung der Reise de» Khedive anderweit gekennzeichnet sein wird, als durch Zeitungsnachrichten zweifelhaften Ur sprunges. Ergiebt eS sich aus den Thatsachen, daß Abbas Pascha in Konstantinopel oder anderwärt» Schritte unternimmt, welche zur Gefährdung der briti schen Stellung in Ägypten führen sollen, so wird die Kraft und Entschiedenheit der englischen Politik mit vollem Nachdrucke zur Geltung gelangen und zwar sicherlich mit der Billigung jener Mächte, welche in jener Stellung eine Bürgschaft für die Fortdauer de- Friedens erblicken. Abda» Pascha würde sich einer schweren Täuschung hingeben, wenn er nicht mit der Gewißheit einer solchen Entwickelung rechnet. Nur er selbst hätte alle Nachteile zu tragen, wenn er wirk lich mit seiner Fahrt nach Konstantinopel jene über aus kühnen Hoffnungen verknüpfen wollte, die ihm von zweideutigen Parteigängern in der Presse zu- geschrieben werden. Ein Urteil über die Frage, ob der jugendliche Herrscher solche Erwartungen hegt, ist heute unzulässig. Die Wahrscheinlichkeit spricht aber dafür, daß dieselben in jednn Falle rasch schwinden werden, wenn AbbaS Pascha mit den ernst und nüch tern urteilenden türkischen Staatsmännern in unmittel- baren Verkehr tritt. Tagesgejchichte. Dresden, 11. Juli. AvS den im vorigen Monat vom Ministerium de» Innern mit Vertretern de» LaudeSkulturratS »nd der iM^wrrtschaftttcheu Krer-- vereine gepflogenen Verhandlungen über den gegen wärtigen Stand der landwirtschaftlichen Verhältnisse im Königreich Sachsen ist zu entnehmen gewesen, daß sich die meisten Gegenden de» Lande» einem Notstände in der Landwirtschaft gegenüber befinden, welcher ein Eingreifen der StaatSregierung geboten erscheinen läßt. Die unmitklbare Unterstützung des Staate» in der Form barer Unterstützungen an die bedürftigen Biehbesitzer ist al» unthunlich erschienen. Sie soll vielmehr dergestalt erfolgen, daß da» Ministerium de» Innern den Bezug großer Mengen von Kraftfutter und Streumateriol vermittelt und diese an die Be dürftigen zum Kosienpreise entweder gegen bare Be zahlung oder da notig, unter Gestundung der Zahlung abgegeben werden. Die Ausführung der hierzu erforderlichen Maßnahmen ist den Bezirksverbänden übertragen worden, welche zunächst zu erörtern haben, ob und in welchem Umfange in dem Bezirke ein Not stand herrscht. Wird ein solcher festgestellt, so sollen durch den Bezirksausschuß oder eine zu dem Zwecke besonder» zu bildende Kommission, oie der Unter stützung bedürftigen Biehbesitzer, sowie der Bedarf der selben an Kraftfutter beziehungsweise an Streumaterial, soweit solcher au» den Staatswaldungen nicht gedeckt Kunst und Wissenschast. Die Hochverräter in Lübeck. Histsrisch« LrzShluog «»» Ernst Jungmann. 2 (Fortsetzung.) Eine kurze Spanne Zeit schwankte er, dann schloß er mit raschem Entschluß die Thür und setzte sich zu dem Mädchen auf die Brüstung. Nach Austausch einiger nichtssagender Redensarten sagte er plötzlich: „Jungfrau Mane seht mich einmal genau an." Sie betrachtete ihn aufmerksam: ,Lch finde nichts Besonderer an Euch " „Nejn, daS war es auch nicht, was ich meinte. Ich wollte nur Ture Ansicht hören, ob ich ein Mann sei, der nach Eurer Meinung bei Frauen Wohlgefallen zu erregen vermag." ,Lhr seid stattlich von Au-sehen und Euer Haar beginnt kaum zu ergrauen. Weshalb sollten Euch die Frauen nicht gern sehen?" Die schlicht gegebene Antwort behagte ihm nicht recht. Er hatte eine wärmere Sprache erwartet. Doch konnte auch jungfräuliche Schamhaftigkeit ihre Zunge binden. ^Jungfrau Marie", hob er wieder an, „verleiht die Frage einem Manne, der ein häufiger Gast in dem Hause Eure» Vater» ist. Aber ich möchte wohl wissen, wie der autsehen muß, an dem Ihr ein solche« Gefallen finden könntet, daß Ihr ihn zum Gemahl haben möchtet." ' DaS Mädchen errötete. Sie dachte in diesem Augenblick an den Sohn de- Bürgermeister» Perseval, dessen Namen der Vater in letzter Zeit ihr gegenüber auffällig oft genannt hatte Gottschalk Perseval, der stattliche junge Mann, dem da» Barett auf dem Lockenkopfe prächtig zu Gesichte stand, war ganz nach ihrem Geschmack. Sie hütete sich aber, diesem Ge danken Ausdruck zu geben. Heinrich deutete ihr Erröten und Schweigen in seinem Sinne Er ergriff die Hand des widerstreben den Mädchen» und fragte: „Marie, darf ich bei Eurem Vater um Eure Hand anhalten?" Die Jungfrau sah ihn mit einem Blicke an, der ihr Erstaunen deutlich wiederspiegelte. „E« ist nicht hübsch von Euch, einen solchen Scherz mit mir zu treiben", sagte sie dann in gemessenem Tone. „Und weshalb haltet Ihr meine Worte für Scherz? Seht, lange genug komme ich schon in diese» Hau». Ihr kennt mich und ich kenne Euch genau. Ost habe ich Euere Reize und Eueren häuslichen, arbeitsamen Sinn bewundert. Wenn Ihr mir ein klein wenig Zuneigung entgegenbringt, so will ich noch heute mit Euerem Vater sprechen!" Marie hatte sich inzwischen gefaßt. Ruhig er- widerte sie: „Sprecht nicht mit meinem Vater, denn ich würde lieber in» Wasser gehen, al» Euch heiraten." Er erblaßte und erhob sich. „Lieber in» Wasser gehen? Wa» soll da» heißen?" Seine Augen funkelten dabei im Zorn. ,.Ja", wiederholte sie langsam, „lieber in» Wasser gehen, denn mir mmut vor Luch." Dabei streckte sie wie abwehrend die Hände gegen ihn au». „So", zischte e» von seinen Lippen, „bin ich denn wie ein Verbrecher, daß Ihr mir so etwa» zu sagen wagt?" Er fühlte, daß er die Selbstbeherrschung verloren hatte und die Besinnung kam ihm wieder. Sein Gesicht nahm den gewohnten ruhigen Au-druk an: ,Zcb werde dennoch mit Eurem Vater reden Wenn er seine Einwilligung giebt, kommt e» auf Euren Willen ja nicht an. Schon manche ist ungern in die Ehe gegangen und wurde doch bald kirre und eine gute Hausfrau. Auch Euren Trotz würde ich zu beugen verstehen." Ein leiser Aufschrei der Erleichterung kam aus ihrem Munde, der Vater öffnete soeben die Thür. „Dott steht er," sagte Matte, „nun fragt ihn selbst " Heinrich wandte sich zu dem Eintretenden ,Zhr kennt meine Verhältnisse. Deshalb brauche ich Euch keine langen Auseinandersetzungen zu machen, wenn ich Euch um die Hand Euerer Tochter bitte. Gebt mir Matte zum Weibe." Der alte Swerting sah zweifelnd auf die beiden, als traute er seinen Ohren nicht recht. Die Haltung der Tochter jedoch zeigte ihm deutlich genug, wie die Sachen standen „Lieber Paternostermaker," sagte er, „ich habe Euch stet» gern in meinem Hause gesehen, weil Ihr ein weitgereister, erfahrener Mann leid und Ture Worte gut zu setzen versteht. Über Eure heutige Rede aber muß ich mich schier verwundern. Ist sie ein Scherz gewesen, so war derselbe schlecht gewählt. Sprecht Ihr aber im Ernst, so scheint Eure Erfahrung Euch gänzlich i« Stich zu lassen. Daß Ihr mehr als doppelt so alt seid wie meine Tochter, rechne ich Euch nicht zum Schaden an, denn das thut in meinen Augcn nichts. Aber die Maid au» einem der ersten Geschlechter der Stadt kann niemals — Ihr wißt e» selbst zu gut — dem Sohne eine» Handwerkers die Hand zum Ehebunde reichen, selbst wenn dieser ein so tüchtiger Kerl geworden ist wie Ihr. Also laßt solche Gedanken fahren und ängstigt mein Kind nicht mit unziemlichen Redensarten." Heinrich Hötte die Rede an, ohne mit der Wimper zu zucken, obgleich sein Stolz tödlich getroffen war und seine Pläne bei dieser Absage wie eine Seifen blase zerplatzten. „ES wird Euch noch gereuen," sagte er in drohen dem Tone und schritt ohne Gruß zur Thür hinaus. Während des kurzen Weges nach Hause reiste iu ihm der Gedanke an Rache Ja, er wollte sich an diesen hochmütigen Menschen rächen, denen er an Thatkraft und Energie weit überlegen war. Sie sollten fühlen, daß man die Hand eine- Heinrich Paternostermaker nicht umsonst zurückstößt. Und er wußte auch schon, wie er diesen Swerting und seine ganze Sippschaft treffen wollte. Nicht umsonst hatte er jahrelang in seinem Innern die verschiedensten Pläne erwogen. Ging e- nicht mit den Geschlechtern, nun gut, dann sollte eS gegen sie gehen. Än Zünd stoff gebrach e- nicht in der Stadt Lübeck. Es hieß nur die rechte Zeit abwarten. Und da- konnte und wollte er. Eine zweite Niederlage wie die heutige sollte ihm nicht noch einmal zu teil «erden! 2 An einem der nächsten Tage ritt Heinrich nach Rönnau, wo er einen Hof besaß Der Zufall wollte,
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