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Dresdner Journal : 05.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189307051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-05
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1893
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ML dert. Drei Poltzeiagenten wurden dabei verwundet. Später zogen zahlreiche Gruppen über den Boulevard Saint-Michel und diskutierten lebhaft die Vorgänge der letzten Nacht. Die Studenten trugen zumetst Immortellen im Knopfloch. — Gegen H2 Uhr wurde ein Polizeiagent, als eine Gruppe, die sich um einen Arbeiterdepulierten gesammelt hatte, zum Auseinander- gehen veranlassen wollte, von der Menge angegriffen, entwaffnet und ziemlich schwer verwundet. — Seit 2 Uhr nachmittags bewegte sich eine erregte Menschen menge in dichten Mafien den Boulevard Saint-Michel entlang. Der Studentenausschuß hat erneut die Auf forderung an die Studenten gerichtet, sich ruhig zu verhalten. Gegen 2 Uhr 3V Minuten begaben sich die Studenten nach der Charitä. Eine zahllose Menschenmenge durchzog den Boulevard Saint-Ger main und scharte sich um die Zugänge zur Charite. Mehrfach waren die berittenen Schutzleute genötigt, die Menge der Neugierigen, welche die Sicherheits mannschaften mit unbeschreiblichen Verhöhnungen empfingen, auseinanderzutreiben. Vor dem Hospital sammelten sich zahlreiche Vereine mit Emblemen. Eine Deputation der streikenden Droschkenkutscher über brachte einen Kranz und Abgesandte der Barbier gehilfen erschienen mit einem Banner. — Die Zahl der del den gestrigen Tumulten verwundeten Polizisten be trägt über 50, über 150 Manifestanten sowie Neu gierige wurden verwundet, darunter auch der dänische Schriftsteller Hermann Bang, welcher eine Verletzung am Kopfe davontrug. — Um 4 Uhr nachmittag- war die Lage noch unverändert. Ter Verkehr in den Straßen bei der Charite war wegen deS Menschen gewühl- vollständig unterbrochen. Man erwartete vergeben- den Wagen, in welchem wie man sagte, der Leichnam Nuaers nach dem Lyoner Bahnhof ge schafft werden solle. ES wurden fortgesetzt Kränze herbeigebracht. Die Studenten lösten sich ab bei der Ueberwachung der AuSgänge des Hospitals. Gegen 5 Uhr erfolgte ein heftiger Zusammenstoß zwi'chen der Polizei und der Volksmenge. Gegen 20 Per sonen wurden verwundet, davon 10 ziemlich schwer. Die Verwundeten wurden sortgetragen. Zwei Ab teilungen republikanischer Garde stellten sodann die Ruhe wieder her. — Die gesamte Presse hält die durch die Studentenunruhen geschaffene Lage für sehr ernst. Zahlreiche Blätter fahren fort, den Minister präsidenten Dupuy und den Polizeipräfekten Loze tür die Ruhestörungen verantwortlich zu machen; die Polizeipräfektur bedürfe einer gründlichen Reform. Einzelne Blätter greifen Dupuy wegen der gestrigen Rede an, sein Optimismus könne unberechenbare schlimme Folgen haben. — Im Hinblick auf die von der Regierung augekündigte Maßnahme, morgen die Arbeiterbörse zu schließen, falls die Arbeitersyndikate bi- dahiu den gesetzlichen Bedingungen entsprochen haben, werden noch ernstere Tumulte befürchtet. London, 4. Juli. Die Homeruleberatung im englischen Unterhause verliert allmählich an dem In teresse, da- ihr anfänglich weit über Englands Grenzen hinaus von der politischen Welt entgegen- gebracht wurde. Die sich in ziemlicher Einförmigkeit abspinnenden Debatten fesseln nur noch dann die öffentliche Aufmerksamkeit, wenn sie durch besondere kennzeichnende Bvrfälle ausgezeichnet sind Gladstone hat durch seine drn Schluß der Einzelberatung auf den 27. Juli ansetzende Resolution gewiß in erster Linie erreichen wollen, daß ihm Zeit zur Inangriff nahme seiner sonstigen Reformgesetze bleibt; er hat aber gleichzeitig dem vorbeugen wollen, daß das Interesse der großen Massen des englischen Volke- an der Homerulebill ganz erlahmt, was er fürchten mußte, wenn der Opposition die Gelegenheit, ihre Obstruk tionspolitik fortzusetzen, nicht genommen worden wäre. Jetzt weiß jeder, daß in vier Wochen die Entscheidung fällt, und wenn er auch nicht den Verlauf der einzelnen Debatten verfolgt, so sieht er doch gespannt dem Kom men des Tages entgegen, an dem die große Bill an genommen werden wird. Denn an ihrer Annahme durch da- Unterhaus ist nach den jüngsten Erklärungen Gladstones, daß er die Gestaltung der Klausel 9, de- bedenklichsten Punktes der Vorlage, ganz dem Ermessen der Mehrheit deS Hauses überlassen wolle, kaum noch «in Zweifel. Die gestrige Sitzung brachte wieder in sofern eine Abwechselung, als er zwischen Chamberlain und Dillon zu einem scharfen Wortgefecht kam. Hier über wird der „Boss. Ztg." folgendes mitgeteilt: Im Laufe der gestern im Unterhause fortgesetzten Eiozkl- beratvug der Homerulevmlagc entspann sich bei der Erörterung eine- von dem Unionisten Lord Wolmer zu Klausel fünf ge pellten «mendemenir, der Bizekönig von Irland solle er- i- «rai'-bast Beam'e kür die gehsrige KöniU. Hvy?u der Herzogm-Mull r von Genua, dem Prinj Gema, der Pcmztssin Mathilde, dem Prinz Friedrich August nebst Durchlauchtigster Gemahlin in Meißen ange kommen Die hehen Herrschaften nahmen mit Sr. Majestät dem Könige vereint im kleinen Bankettsaale der Albrecht«- burg da» Diner ein, für welche« 20 Gedecke vorgesehen waren. Al« die Tafel im Saale d.r Sonne aufgehoben war, bewegte sich der ganze Zug der Teilnehmer am Aftanerfeste, einer Aufforderung de« Hrn. Rektor Peter folgend, die Schloßstufen hinauf in den malerischen Hof der AlbrechtSburg, um dem gesamten Köaigl. Hause eine Huldigung darzubringen Hier war ter Schülerchor bereit« versammelt und erfreute die Allerhöchsten Herrschaften durch den Dortrag einiger Lieder und eme« Chore« au« der „Antigone". Diese Huldigung im Burghofe, der die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften auf der Loggia > zwischen Burg und Kemenate beiwohnten, war wohl der Höhepunkt de- ganzen Feste«. Ein wunderbarer Sonnenglanz vergoldete die Türme und Spitzen de« ehrwurdigen Dome« und der gigantischen Burg und K zeigte die Ferne in goldenem Lichte, al« Rektor Peter mit weithin schallender Stimme da« Hoch auf da» geliebte und verehrte sächsische König»hau« au«brachte, und Hunderte von künig»treuen Männern m wichtigen und hervorragenden Stellungen au» allen Teüen de-Lande» stimmten ein und von den Eteinwänden de» herrlichen Platze« klang hundert fach da» Echo diese» nicht endenwollenden begeisterten Jubel« wieder. Den Schluß de- Feste- bilde« ein solenner Ball in der Aula der Fürstenschule und gleichzeitig^ ein Konzert im Zwinger, da« wiederum von der linden Sommernacht de- , günstig! war. Für Mittwoch, den 5 Juli, ist noch ein gemeinsame- Frühstück der Festteilnehmer im Burgkeller geplant. Inkraftsetzung der Beschlüsse de» geheimen Nate», der Reichs- aesetze, sowie der richterlichen C-Uichndunjpn zu ernennen, ein lebhafter Austritt zwischen Chamberlain «ad den irischen Abge ordneten Chamberlain, der den Antrag unterstützte, »achtem Gladstone ihn al» gleichbedeutend mit der Vernichtung der Vorlage bezeichne, Hane, betonte, ein« solche Schutzwehr sei der amerikamschea Verfassung rinverleibt, worum sollt« sie nicht Platz in d«r irischen verjastung finden? -bamberlatn erinnert« sodann an eine von Dillon vor Jahre» gehalten« Rede, in d«r «r sagte, wenn di« irischen Abgeordneten ihr eigene» Par lament haben, würden sie sich der Polizei «ad anderer, die sich dem Po k seindlich gezeigt haben, erinnern. Dillon bestritt uicht, daß er dies« Äußerungen gethan hat, sie wären,hm iade» unter Umständen starker Reizung kurz nach der Metzelei in Michrlttown entschlüpft. Kalten Blute» habe er dies« Sprach« niemals wiederhol'. Chamberlain hob unter dem Beifall der Opposition hervor, daß Dillon seine Rede im Dez«mber 188» hiev, während die Metzelei i« MicheUtown im September tSS7 staNgNuudkn habe. Dillon schweigt. Harrington fragte Chamberlain, wie «» komme, daß er 188« den Irischen Ab» geordneten, die er jetzt al» so unznverlässig verdamme, einen Homenileplan angeboten habe, der leine der Schutzweh en der Vorlage Gladstone» besaß. Chamberlain bestritt die», sein Plan wär« nur aus eine rein »rtlit« Selbstverwaltung hinaus- gelaufen. Echatzkauzler Harcourt erinnerte Chamberlain daran, daß er während der Verhandlung n am „runden Tische" drei Monate nach Dillon» Rede willen» grwesen sei, der irisch,n Legislatur die Kontrolle über die Polizei in eb-n solchem Maße, wie jetzt die Homerulevorlaae diese gewähre, riazuräumeu. Chamberlain pellte die- entschieden in Abrede Der Auftritt endete schließlich mit der Verwerfung de» Amend,ment« mit einer Mehrheit von 84 Stimmen, nachdem noch Balfour warm für dasselbe eingetreten war. Belgrad, 4 Juli. Wie der „Pol. Corr." ge meldet wird, veröffentlicht der„Odjek" ein bemerkens wertes Communiquö über die Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien. DaS offiziöse Organ beruft sich darauf, daß es stet- für eine freundliche, den Interessen der beiden stammverwandten Völker entsprechende Beilegung der hier und da austauchenden Meinungsverschiedenheiten eingetreten sei, und giebt der Hoffnung Ausdruck, daß eS gelingen werde, die gegenseitigen Beziehungen auf ein Terrain zu stellen, daS die vollständige Wahrung der beiderseitigen Interessen gestatten dürfte. Diese direkt vom König!. Ministerium deS Auswärtigen inspirierte Kundgebung hat, wie man versichert, in Belgrader diplomatischen Kreisen den besten Eindruck hervorgebracht. DeS weiteren wird berichtet, daß die in Sofia kurfierenden Gerüchte, betreffend die Abberufung des dortigen Königl. serbischen diplomatischen Agenten und General konsul-, Hrn. Stere, aller Begründung entbehren. Hr. Stere dürfte demnächst seinen Urlaub antreten, den er, wie alljährlich, im Salzkammergut verbringen wird; von seiner Ersetzung auf dem Posten in Sofia durch eine andere Persönlichkeit sei jedoch keine Rede. Deutscher Reichstag. 1. Sitzung vom 4. Juli. Am BundeSrat-tische: v. Boetticher, v. Marschall, Graf Lerchenfeld, v. Maltzahn, Graf Hohenthal. Das Haus ist stark besetzt. In der Verteilung der Plätze ist insofern eine Verschiebung eingetreten, al- die Sozialdemokraten einen Teil der Plätze der süddeutschen Volkspartei, diese einen Teil der Plätze der freisinnigen Partei eingenommen haben, welche letztere einige Plätze an die Nationalliberalen abge geben hat. Auf der rechten Seite hat die Vermehr ung der Antisemiten und der Polen eine Verschiebung der Plätze der beiden letzten Gruppen bi- in die Reihen deS Zentrums hinein zur Folge gehabt. Die Parteiführer haben fast sämtlich ihre alten Plätze be halten. Um 2 Uhr 20 Minuten eröffnete der Abg. Die ben die Sitzung mit folgenden Worten: Nach unserer Geschäftsordnung soll daS älteste Mitglied deS Hauses die Geschäfte führen. Ich bin geboren am 10. De zember 18lO. Sollte sich riemand melden, der frühe ren Datums geboren ist, so werde ich den Vorsitz übernehmen ES meldet sich niemand; ich übernehme den Vorsitz. Nun bitte ich die Abgg Merbach, v. Buol, Kropatscheck und Pieschel, sich als Schrift führer an meine Seite zu setzen. Jetzt wird die Kon stituierung deS Hauses erfolgen, wozu nach der Ge schäftsordnung der Namensaufruf notwendig ist. Der Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 291 Mitgliedern. DaS HauS ist also beschlußfähig. Eingegavgen find 1) Gesetz, betreffend dieFriedenS- präsenzstärke deS deutschen Heeres, nebst Begründung; 2) Vollständig neue- Verzeichnis des al» Eigentum de- Reicher feststehenden Grundbesitze» gemäß dem Bestände vom 1. Oktober 1892. Die Drucklegung der Vorlagen ist verfügt. Nach Schluß der Sitzung wird daS Büreau die Verlosung der Mitglieder in die Abteilungen vorneh ¬ men, welche sich morgen nach der Plenarsitzung konsti tuieren werden. Schluß der Sitzung gegen 3 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr vormittags (Wahl der Präsidenten und Schriftführer). Dresdner Nachrichten vom 5. Juli. - Bon der feiten de- Königl. Finanzministerium» herau-gegebenen, unter der Leitung de« Professor« geh Bergrat vr Eredner in Leipzig bearbeiteten geologischen Spezialkarte de« Königreich« Sachsen ist soeben die Sektion Dre-den Nr 66 erschienen. Der Preis eine« Blatte« nebst den zugehörigen Erläuterungen beträgt 3 M. Die Karte ist nicht nur durch die Kommissionsbuchhandlunq von Wilhelm Engelmann in Leipzig, sondern auch du ich jede andere Buchhandlung zu bezi-hen, insbesondere durch die in Dresden, Leipzig, M ißen, Pirna, Döbeln, Freiberg, Chemnitz, Plauen, Annaberg, Zwickau, Glauchau, Bauyeu, Berlin und Altenburg errichteten Lager, woselbst auch überall ÜbersichtSblätter und Prospekte über die bi« jetzt erschienenen und demnächst zur Veröffentlichung gelangenden Sektionen der geologischen Karte ebenso, wie dre einzelnen Blätter selbst zur Ansicht bereitstehen. * Dre Aushebung derjenigen militärpflichtigen Personen, welche im Aushebungsbezirke DreSden- Stavt I (da» ist link« der Elbe) aufhältlich sind und sich vor der Königl. Oberersatzkommission zu stellen haben, findet in der Zeit vom 8. bi« mit 25 d Mt«. von vor mittag« 9 Uhr ab im Restaurant „Tivoli", Dre«den-Alt- stadt, Wettinerstraße 12, statt. Den Gestellungspflichtigen wird noch durch eine ihnen vom hiesigen Rate zugehende Ordre der Tag und die Stunde des Erscheinen» bekannt gegeben werden. o Das Nähere über den Sonderzug von Leipzig (Dresdner Bahnhof) und Dresden-Altstadt nach Wien mittelst der Nordwestbahn steht nunmehr fest. Abfahrt von Leipzig am 17. Juli 2 Uhr 15 Min. nachmittags, ab Dresden A 5 Uhr 15 Min. nachmittags, in Tetschen 6 Uhr 40 Min. nachmittags, in Wien am andern Morgen 7 Uhr 24 Min In Tetschen 20 Minuten Aufenthalt Auf den Stationen Leipzig, Wurzen, Oschatz, Riesa, Priste- witz, Dresden A., Pirna, Schandau, Chemnitz, Oederan und Freiberg werden Rückfahrkarten zur beliebigen Be nutzung bis einschließlich 15. August d. I ab Wien giltig, zu gewöhnlichen Personenzügen verkauft, während die Sächsischen Staatsbahnen auch die Schnellzüge zur Heimkehr gestatten. Auf der Nordwestbahnstrecke hat für Schnellzüge Zulösung von Billets (4 Fl. 10 Kr. für II. und 2 Fl. 5 Kr. für Ul. Wagenklasse) stattzufinden Für Rückfahrt zweimalige Fahrtunterbrechung gestattet. Beginn des Verkaufes der Fahrkarten am 12 Juli, Schluß des selben am 16 Juli 6 Uhr abends. Auf allen anderen als den vorgenannten Stationen werden auf vorherige Bestellung Sonderzugtzkarten verabfolgt, Freigepäck ist aus geschlossen. Näheres besagen die Plakate. AuS dem Polizeiberichte. Noch immer ist die Person desjenigen Mannes unbekannt, welcher am 1. Juli v I hier in der Elbe tot ausgefunden worden war. Der Verstorbene, anscheinend Arbeiter, etwa 25—27 Jahre alt und 1,70 m groß, blond, bartlos, war bekleidet mit graumeliertem Jackett, mit dunkler grau und brau kleinkarrierter Hose und ebensolcher Weste, braun wollenem Vorhemd mit lilaem Plüscheinsatz u. a. m. Diese Kleidungsstücke liegen nur noch für kurze Zeit an Polizeiftelle zur Ansicht aus — Bei der Ehefrau eine» hiesigen Baugewerken erschien am 30 vor Mts ein junger Mensch und überreichte einen Zettel, worin sie um sofortige Übersendung von 75 M. an rhren Ehemann zum Zwecke der Ablohnung von Arbeitern ersucht wurde. Infolge der fremden Handschrift Verdacht schöpfend, wies dre Frau den Menschen ab. E» stellte sich sehr bald heraus, daß man hier einen Betrug versucht hatte, denn die Schrift war gefälscht und alle Angaben des Überbringer» erlogen. — Im Monat Juni sind in den Wagen der Deutschen Straßenbahngesellschaft 57 verschiedene Gegenstände, darunter Portemonnaies mit Geldbeträgen bis zu 100 M., 1 goldener Klemmer, 1 Armband, mehrere Schirme, liegen gelassen und von den Verlustträgern bisher nicht zurückverlangt worden — Gefunden wurde um 2. d. Mts. im Konzerthause des Zoologischen Gartens von einem hiesigen Optiker ein Geld täschchen mit über 10 M. samt Anhang; am 29 v. Mts. vom Schulknaben Friedrich Hammermann auf der Wiener Straße eine Cylinderuhr mit Kette und Kapsel; am 3 d. Mts. vom Photographenlehrling Hermann Reichelt auf dem Deck eines Pferdebahnwagen« ein Geldtäschchen mit über 31 M. samt Anhang; am 1. d. MtS. von der Verkäuferin Martha Liebsch in einem Geschäftslokale der König Johannftraße zwei Goldstücke; von dem Buch binder Karl Wünsche hier am 25. v Mt». im Tanzsaale zur „Zentralhalle" am Fischhofplatze ein Geldtäschchen mit 6 M samt Anhang; am 4 d. MtS. von einem Fräulein in Blasewitz eine silberne Damenremontoircylinveruhr mit Kette und Anhängseln; vom Schulknabrn Max Fritsche hier, am 2. d. MtS in Blasewitz eine goldene Hals kette mit goldenem Medaillon; von der Schülerin Frieda Reichelt, am 4. d Mts auf ter Holbeinstraße ein Geld täschchen mit ungefähr 4 M samt Anhang; von einem Kaufmann hier, am 3 d. MtS. auf dem Altmarkt« ei» Geldtäschchen mit über 3 M; am 4. d Mts. von der Schülerin Frieda Plaschke, hier, auf der Blumenstraße eine goldene Halskette mit goldenem Kreuz; am 5. d. MtS von Frl Hedwig Backhaus, hier, in einem Vor hause auf der Ammonstraße 1 Geldtäschchen mit über 10 M ; am 3 d. Mt». von der Schriftsetzersehefrau Jenny Schubert im Königl Großen Garten eine goldene Damenremontoiruhr mit Kette, und von einem Eisen händler am 5. d. Mt«. auf der Falkenstraße ein goldener Klemmer. * Die Gründung de« linken Strompfeilers der 4 Elbbrückeist wesentlich schneller von statten gegangen, al» die des rechten Noch vor wenigen Wochen wurde der Caisson auf dem Gerüste montiert und heute schon ruht der Koloß 7 m unter der Stromsohle eingebettet und mit Beton ausgefüllt. Der Hohlraum ist völlig ge schloffen und die mit demselben in Verdmvung gewesenen Maschinen find abgebrochen worden. Die Ausmauerung der Sandsteinquader nimmt einen raschen Fortgang und schon jetzt ragt das Mauerwerk weit über dem Strom spiegel heraus. Inzwischen wird auch an der Erhöhung der Uferpfeiler »eiter gearbeitet und neuerdings aus der Brückenstrecke Trerassenufer-Elbberg eine ganz besondere Rührigkeit entfaltet Zum Transport des Baumaterials hat man vom Elbufer über die LeitunaSdrähte der elektri schen Straßenbahn hinweg «ine Holzbrücke mit Geleisen nach dem Bauplatze am Elbberge aufaeführt, weshalb aus der Strecke des Terrassenufer« vom Gondelhafen bis zum Elbberg das Fahren mit Lastgeschirren nur bis zu emer bestimmten Ladehöhe zulässig ist. * Nachdem nunmehr die Genehmigung »um Betrieb der elektrischen Straßenbahn Schloßplatz Blase witz erteilt worden ist, erfolgt heute nachmittag 6 Uhr vom Schloßplatz aus die offizielle Probefahrt, nach deren voraussichtlich befriedigendem Verlauf morgen früh der öffentliche Betrieb begonnen wird. (Siehe den Fahr plan im Ankündigungsteile ) * Der Allgemeine Hausbesitzerverein zu Dresden begeht am Mittwoch, den 12. d M. in dem Garten und Saale des Lmckeschen Bades sein diesjährige« Sommerfest. Dasselbe nimmt um 4 Uhr seinen An fang. Nachrichten aus -en Landesteiten. -X Leipzig, 4. Juli. Der Stadtrat stimmte in seiner letzten Sitzung im Prinzip der Anlage einer elektrischen Straßenbahn in Leipzig zu. Die Stadt wird die Anlage und den Betrieb der Bahn einer Gesellschaft bez. einem Unternehmer überlassen — Der in Leipzig seinen Sitz habende Sächsische Gastwirtsverband veranstaltet seinen diesjährigen Verbandstag vom 18. bis 21. Juli in Riesa a. E. Zur gleichen Zeit findet in Riesa eine Ausstellung von fachgewerblichen Artikeln statt, die nach den bis jetzt vorliegenden Anmeldungen sehr umfangreich und vielseitig zu werden verspricht. — Ueber die Er richtung einer städtilchen Armenbrotbäckerei hinfelbst wird in seiner nächsten Versammlung das Stadtoerord netenkollegium zu beschließen haben — Der vor kurzem Heimgegangene Hr S tavtrat Scharf hat dem kunst gewerblichen Museum em Kapital von 100000 M testa mentarisch vermacht. Statistik und Volkswirtschaft. — Dem BeschäftSi reicht de» Ezporlmusterlager» Stuttgart zufolge war das verflossene Geschäsisjahr ein be- sriedlgeadr». Die Zahlen der Säufer iowie der Au'träge br- wegten sich w«iter in steigender Richtung. Dieselben stellten sich aus 298 gegen 24» im Vorjahre, bez 1712 gegen »838 im Vorjahre. Dir Zahl der Vertreter dc» Exporimußerlager» im europäischen Auslande bei lägt »0: neu angeftellt wurden Ver treter in Belgrad und Scfia Wie auch in früheren Jahre« erzielten die Agenturen zu Athen und Leirut die besten Lr- trägniije. Die Hamburger Zweiganftall entwickelte sich trotz der durch die Choleraepidemie verursachten Verkehrsstockung gunst-g. — Tie Bedürfnisse de» Halbjadrsabschlusie» kommen in dem gestern veroffentliuten Ausweise der ReichSbanl iu siaijer Lese zum Ausdruck namemlich dürsten zum Zwecke ron oehaitszahluvgen von s iien de» Reiche» und der Cmzel- staaten und zum Zwecke von Dividendenzahlungen durch d e Baak krerse große Beträge entnommen worden sein, wie au» der Ver minderung der Giroguthaben um 5S70üvu0 M und der dcr- selben entsprechenden Abnahme des Merallbenande» um 58807 000 M hervorgeh». Aus letzteren dürfte auch di« Silber- baisse ihren Einfluß auSgrübt haben, durch welche sich der Wert de» noch vorhandenen Silber» wesentlich reduziert Die Wechset- anlagrn hoben um 7S87»rvo M, die Lombardfordeiungen um 83 983 000 M. zugenomme«, wobei die Silderbewegung und die Ultimoliqaidation mit eir>gewirkt haben dürsten Der Roten umlaus hat sich um »S8 578vco M. vermehrt, derselbe umsaßt »09997«»00 M. und die steuersrrie Rotenreserve, welche in der vo igen Woche noch rund 228 liXillioaen M betrug, ist auf 39 Millionen M zurückgegangen — Im ersten Halbjahr 189» stellten sich die Gesamt einnahmen der „Kette', Deutsche CldschrssahrtSgesrll- schast, an Frachten und Schlepplohn aus >944182 M. gegen »948887 M im entsprechend, n Zeiträume de» Vorjahre». Margot- Träum«. Bou Hermann Heiberg. 25 (Fortsetzung). „Statt mit der Natur zu leben", fuhr Luisella fort, „im engeren Zusammenhänge mit ihr unser Glück zu suchen, in ihrem Angesicht Trost und an ihrem Busen Heilung zu finden, schließen wir un- von ihr ab. Wir setzen, wo immer e» möglich, an ihre Stelle da« Künstliche, Unnatürliche und mühen un- krampfhaft ab, immer neue Bedürfnisse und immer neue Befriedigung-mittel für dieselben au-findig zu machen. Da- Bestrebe«, zu schaffen, zu bilden, zu erneuern, entlehnten wir dem Betspiel der Mutter Erde, vergessen aber, daß selbst sie nur Vollendete- und Dauernde» schafft, indem sie die Dinge sich langsam entwickeln läßt." „Du hast recht," entgegnete Alexander. „Wir sind Treibhauspflanzen und kränkeln, weil wir uni von Luft und Licht absperren, unseren Körper allzusehr verwöhnen, unseren Geist überladen, in thörichtem Wettstreit unsere Kraft verzehren. Unsere Sucht, alle« ergründen zu wollen, macht un» unglücklich Die Natur versagte un- mit ihrer barmherzigen Weisheit den Blick in die Zukunft. Wir aber werden nicht ruhen, bi- wir den Zeitpunkt de- Weltuntergänge» festgkstellt haben, und mit diesem furchtbaren Geschenk der Wissenschaft wird dann da» Endziel unserer ge waltsam erstrebten Misere erreicht sein. Erfreue« wir un» deshalb, so lange uv- da- Dasein beschieden, an heiteren Bildern und genießen wir, wa» un» Vor sehung oder Zufall bieten." Beide Mädchen pflichteten bei. Sie standen unter dem Zauber, den die Natur auf sie ausüb e, und dieser schuf in ihnen Empfindungen besonderer Art. Da« Leben erschien ihnen herrlich und liebenswert und die Zukunft sah sie freundllch lächelnd an. Nach zweistündiger Fahrt machte Alexander in dem Badeorte Halt, den sie bereit» im Sommer be- sucht hatten. In einem Wirt»hause am Markte wurde angehalten. Ein kleiner Junge, der sogleich herbeigeeilt war, führte die dampfenden Tiere auf den Hof, und Alexander trat mit seinen Damen in die Wirt-stube, um eine Erfrischung einzunehmen. Später machten sie einen Spaziergang an den Strand der Ostsee und ließen da» herrliche Bild, welche- sich ihnen dort bot, auf sich wirken. Rings um schneebedeckte, vom Spätsonnenschein beleuchtete, wie Silber glitzernde Ufer, und die See tiefblau, und ihr Hauch so erfrischend und lebenweckend! Bor ihnen dehnte sich der Strand in einsamer Leblosigkeit au- und nur die schäumenden Wellen der blauen Flut umkosten ruhelo» da» lanage streckte Ufer: Und zur Linken da» Städtchen mit seinen farbigen Dächern und der kleine Hafen mit Schiffen und schau- kelnden Booten, Männer in Seemann-jacken, Rasseln von Ketten, die in den Schiff»tSrper hinabtauchie», und ein zeitweilige- „Ohoi!" das zu Alexander und den Damen herüderklang „Uyd nun wird» Zeit!" mahnte dieser, nach der Uhr schauend. „Wir Haden reichlich anderthalb Stun den zurück. Gehen wir!* Luisella und Margot hängten sich fröhlich an seinen Arm, und die erstere sprach den Wunsch au-, später, wenn sie verheiratet fein würden, einmal den Ort auf längere Zeit zu besuchen. „Diesen und hundert andere, meine geliebie Lui- sella!" entgegnete Alexander. ..Jedes Jahr wollen wir ein Stück der schönen Welt genießen. Ja, genie ßen wollen wir unser Dasein!" Da» Mädchen drückte bei diesen Worten strahlend seine Hand und auch Margots Antlitz verklärte sich in der Erwartung der kommenden Dinge. Al» sie von neuem über die Landstraße dahiu- flogen, bat Luisella wieder um die Zügel, und Ale xander kam bereitwillig ihrem Wunsche nach. „Halte den Rotstich» ein wenig kurz, Luisella!" bat er. „Nun, da e» nach Hause geht, ist er unruhig Vorgestern konnte ich ihn kaum bändigen. So, so ist » gut." Und lustig trabten die Tiere dahin. Als sie etwa noch eine halbe Stunde bi- Berg- höhe zu fahren hatten, gelangten sie an eine Brücke und Alexander forderte Luisella auf, ihm jetzt lieber die Zügel zurückzugeben. Aber sie lachte und schüttelte den Kops. ,Jch werde den Tollkopf schon regieren!" rief sie, ohne sich umzuschauen, faßte die Leine fester und ließ die Tiere etwa» langsamer gehen. In diesem Augenblick kam in rascher Fahrt ein Wagen die sich jenseit- der Brücke ziemlich steil hebende und eine Biegung machende Landstraße herab. Der Kutscher hatte offenbar seine Pferde nicht in voller Gewalt, und Alexander, die- bemerkend, rief rasch und laut seiner Braut zu: „Bieg recht» ab, Luisella!" (Fvrlsetzun, fatal.)
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