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Dresdner Journal : 09.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-09
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 09.06.1893
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ziffer statt der Maximatz'ff«" einer Erhöhung von 90 OVO Mann yleichkäme Die Durchschnittsziffer hat mit der Erhöhung der Friedentpräsenz nicht» zu thun, sie ist lediglich eine Geldfrage: durch sie wird kein Mann mehr «»»gehoben, kein Rekrut mehr eingestellt, kein auggebildeter Mann mehr entlassen. Da« Angebot der freisinnigen Vslk-partei hat — abgesehen davon, daß die Einstellung de» Plu» von 25 000 Rekruten ohne Erhöhung der Friedenspräsenzstärke eine bare Un möglichkeit ist — eine Verstärkung der Armee nicht oder doch nur in ganz minimalem Umfang zur Folge Eine Verjüngung der Armee bezw die Schonung der älteren Jahrgänge wird dadurch überhaupt nicht erreicht, während nach der Regierungsvorlage anstatt früherer 7 Jahrgänge künftig nur rd. 6 . .1« . ... 13 . . 20 - ... 16 . . 24 - ... 20 erforderlich werden. Diese Angaben sprehea für sich selbst. — In der „Nordd. Allg. Zta." lesen wir: Wird eS selbslverstänk lüh in erster Linie Aufgabe der Regierungen bleiben, welche der (Cholera-)konvention bei getreten find und noch weiter beizutreten gesonnen sein dürften, Sorge dafür zu tragen, daß die getroffenen Ver einbarungen strikt durchgeführt werden, so hat e» doch auch da» Publikum und hat e» insbesondere die Presse in Deutschland in der Hand, den Wert de« glücklich Er- reichten je nachdem herabzumindern oder zu steigern. Die Art, wie im vorigen Jahre die Rubrik der Cholera- nachrichten bei un« zu einer ständigen in den Zeitungen gemacht und jeden Tag möglichst zu füllen versucht wurde, konnte nur zu sehr dazu angethan erscheinen, un Aus land« ganz falsche Begriffe über den Grad der Verbreitung der Seuche innerhalb unserer ReichSgrrnzen zu erwecken. Auch ist die Neigung, jeden einzelnen Cholerafall so breit wie möglich zu treten, im Auslande schlechterdings nicht verständlich. Berücksichtigt man, daß insbesondere der Teil des Inhalts unserer Zeitungen auf telegraphischem Wege nach dem Auslande verbreitet wird, welcher unser Ge deihen in irgendwelcher Beziehung als fragwürdig er scheinen lasten kann, so erwächst der Presse und dem Publikum die doppelte Verpflichtung, gerade auch auf dem in Frage stehenden Gebiet die denkbar größte Selbstzucht zu üben und in einer möglichsten Beschränkung diejenige Weisheit zu erkennen, die uns verhältnismäßig leicht schwere Verluste am Nationalvermögen erspart. Diese Weisheit zu üben, sollte umsoweniger schwer fallen, als in der Organisierung der Reichscholerawehr die beste Bürgschaft dafür gegeben ist, daß im Falle des Wiedereinbruchs der Cholera in die Reichsgrenzen alles mobil ist, um den Feind, wo immer er auch austceten möge, so schnell und wirksam wie nur denkbar zu schlagen. München, 8. Juni. Bei prachtvollem Wetter wurde heute mittag die Wanderausstellung der deut schen Landwirtschaftsgesellschaft eröffnet. Alle bayerischen Prinzen, die Prinzessinnen Ludwig und Leopold, der Ministerpräsident Frhr. v Crailsheim, der Minister des Innern Frhr. v. Feilitzsch, der Finanzminister v. Riedel und die Spitzen der Be hörden wohnten der Feier bei. Der Ehrenpräsident Prinz Ludwig hob in einer Ansp'ache hervor, der kleine und mittlere Landbesitz in Bayern überwiege den Latifundienbesitz; der letztere biete bei der Selbst- bewirtschafiung ein vorbildliches Muster. Es sei wünschenswert, daß die Finanzlage der Einzelstaaten eine kräftigere Unterstützung der Landwirtschaft ermög liche, aber Selbsthilfe sei unerläßlich Die kaufmän nische und industrielle Betriebsführung sei den Land wirten dringend anzuempfehlen. Der Prinz schloß mit einem Hoch auf den Prinzi egenten und den Kaiser. Der Minister des Innern begrüste sodann die Ver sammlung im Nomen des Prinzregenten. Außerdem sprachen noch der Präsident des Generalkomitees, der Bürgermeister Borscht und Geheimrat Eydt. Straßburg i. E, 8. Juni. Prinz Alexander zu Hohenlohe hat die Kandidatur für Hagenau ab gelehnt. In seinem an den Bürgermeister Teutsch in Weißenburg gerichteten Schreiben heißt es: „Wenn ich, obgleich bisher eine andere Kandidatur nicht auf gestellt worden ist, mit Bedauern den Gedanken auf- gebc, Ihrem Anträge Folge zu leisten, so geschieht es, weil ich weiß, daß sich im Wahlkreise mehr und mehr die Auffassung verbreitet, daß meine Wahl, wegen meiner Stellung als Sohn de« Statthalters, mehr sei als eine einfache Reichstagswahl. Ich möchte es aber durchaus im Interesse des Landes vermieden sehen, daß dieser Gesichtspunkt die bevorstehende Wahl be herrsche Meine Absicht konnte nur sein, meine Kräfte dem Dienste des Landes zu widmen, nicht aber eine über die Bedeutung einer Reichstagsmahl hinaus- gehende politische Demonstration hervorzurufen. In dem Augenblick, wo meine Kandidatur eine solche nicht i.« >,^ «-ft.'js», n>„st »ck, darauf verzichten der sreUich jem eruaunllchra graphologisches Vermö en in keiner Weise zu überliefern vermochte, weil er es in kein System brachte. — Es ist das unbestreitbare Verdienst des französischen Abbö Michon, die Graphologie dadurch allen Gebildeten zugänglich gemacht zu haben, daß er sie in eine klare, ausführliche und jedermann verständliche Lehre zusammensaßte, wobei freilich nicht verschwiegen werden soll, daß er die Errungenschaften eines Lc.vat.-r und Henze sich in einer Art und Weise aneignete, die sich mit der berühmten gallischen Ritterlichkeit nicht recht in Einklang bringen läßt Was die Graphologie beabsichtigt, ist bereits gesagt worden: sie will drn Menschen aus den Formen seiner Schrift beurteilen. Gegenüber allzu weit gehenden Hoffnungen uno Behauptungen, wie sie selbst Michon und andere ausge sprochen haben, müssen wir durchaus betonen, daß sie in erster Linie und ganz wesentlich nur die Charaktereigen schaften herauisindet; sie kann auch gewisse geistige Neig ungen und Fähigkeiten erkennen und ebenso wirv sich aus einer Schrift ersehen lasten, ob ein Mensch zu der gebil deten oder ungebilreten Klaffe gehört. Dagegen wird in den meisten Fällen da« schöpferische, geistige Vermögen sich nicht nachweisen lassen. Wer der Graphologie wegen dieser Unfähigkeit nur einen geringen Wert beimessen wollte, in der Meinung, die Feststellung de« geistigen Vermögen« und Können« sei doch eigentlich die Hauptsache, der geht ent schieden fehl Denn die geistige produktive Fähigkeit eine» Menschen läßt sich in der Reget mit großer Lüchtigkeit konstatieren, sobald wir einmal mit ihm in Verkehr ge treten find; wa« un« aber selbst bei einem jahrelangen häufigen Verkehr verborgen bleiben kann und so oft ver borgen bleibt, da« find gewiße Charaktereigenschaften Und diese gerade offenbart un» nur zu oft ein einziger Blick in die Schrift. Nun kommt di« Frage: Wie erkennt man den Charakter eine» Menschen au» der Schrift, mit anderen Worten: wie mich um die» Mandal zu bewerben." — Ob die Wähler nicht dennoch an dieser Kandidatur festhalten werden, ist noch unentschieden. Wien, 8. Juni. Die von mehreren Blättern ge brachte Nachricht von einer Erkrankung des Erz herzogs Albrecht entbehrt, wie da- „W. T. B." jetzt meldet, der Begründung; nach den zur Zeit vorliegenden Meldungen aus Kaschau fühlte sich der Erzherzog bei seiner Ankunft allerdings von der Reise ermüdet, erholte sich aber im Laufe des gestrigen Tages und nahm beute eine Truppeninspizierung vor, nach deren Beendigung er nach der Stadt zurückritt. — Der Heeresausschuß der ungarischen Dele gation setzte in seiner gestrigen Sitzung die Beratung bei Titel 18 des Extraordinariums „Erfordernis für die fortifikatorischen Maßnahmen" fort. Minister präsident Wekerle gab ausführliche Aufklärungen über den Standpunkt der Regierung bezüglich der Be festigungen in Siebenbürgen Im Laufe der Debatte machte Kriegsminister Baron Bauer wiederholt ver trauliche Mitteilungen, worauf der Titel unverändert angenommen wurde. Auf eine Anfrage oeS Del. Alexander HegedüS über die Verhandlungen, betreffend die Schaffung eines neuen MilitärstrafversahrenS, gab Justijminister Szilagyi eine Darstellung der bis- her gepflogentn Beratungen: .Lw Monat Januar des Jahre» 1800 habt er al» Justij minister vom gemeinsamen Kriegtmmifin ein Schriftstück unter dem Titel „Neue Grundzüge zum Entwürfe einer Militär- ftrasprozeßordaung" erhallen, irr habe im Monat Juni des selben Jahre» ausführlich und erschöpfend geantwortet. Am I«) August 1891 Hobe nun der Justitminister die Antwort de- Krirgtmiaistrr- aus diese Zuschrift erhalten, in welcher bereit» eine wesentliche Annäherung enthalten war E» blieben aber noch immer wichtige Differenzen bestehen, und speziell in Betreff von vier Punkten, und zwar bezüglich der Untersuchungshaft, bezüglich der RechtSremedur, in Betreff der rechtskundigen Bettcidigung und der Regelung des öffentlichen Verjährens und schließ lich bezüglich der Durck sührung der Mündlichkeit vor dem obersten Gerichtshöfe. Am 12. Oktober l89l habe er dies bezüglich geantwortet, indem er eie« wefentliche Annäherung der beiderseitigen Standpunkte konstatiert, aber dennoch der An sicht Ausdruck verliehen habe, daß ohne Übereinstimmung in den erwähnten vier Richtungen er eine aus dieser Basis auS- gearbeitete Militässtrafgesetzordnung der Legislative nicht unter breiten könne. Aus diese Note ist bisher noch gar keine Ant wort eingrt'vffen, der Minister habe aber im April oder im Mai 1892 persönlich m t dem Krieg-minist, r konferier» und in Erfahrung gebracht daß die Grundzüge einer neuen Stras- proze; ordnung wieder lommissionellen Beratungen unterzogen werden. Aißrrdem habe er amtlich davon Kenntnis erlangt, daß, sobald dieser neue Entwurf fertiggestelll ist, derfelbe die Grundlage neuer Verhandlungen mit den kompetenten Ministe rien bilden werde. Später habe er auch noa> davon offiziell Kenntnis erhalten, daß drefer Entwurf d-n beiderseitigen Landes- verteidigungSministerien zugestndei wurde, und daß, sowie bisher immer, auch diesmal dieser Entwurf vorerst durch die drei militärischen Ministerien durchberaten und erst dann das Re sultat dieser Verhandlungen den betreffenden Justizministern mitgcteilt werden wird Dem Minister sei auch ferner amtlich mitgcteilt worden, kaß die aus diesen drei Mrnistirien zusammerr- gestellte Fachkommission eben jetzt darüber Beratungen pflegt, und daß auf Basis dieser Grundzüge ein Gesetzentwurf der Strasprozeßordnung auSgrarbeilet wird und sodann den be treffenden Justizministern zugesendct werden soll Es ist also ganz irrig, vorauszusetzen, daß in dieser Rich ung die vorbereitenden Arbeiten ausgesetzt würden oder daß die Angelegenheit selbst bei eite gelegt worden sei. Ter Minister habe stet» seine abweicheidcn Antworten konkret formuliert. Wenn eine Verständigung richt erzielt wurde, ist dies st ts nur auS objektive.. Gründen geschehen, davon aber könne qar nicht die Rede jein daß den Justizministern irgend ein Versäumnis oder auch nur eine Verzögerung zum Vorwurf gemocht werden könne. — Krieg-Minister Baron Bauer be- merkte d e Darstellung de? JustizminifterS entspreche voll kommen dem Thatbeslaudc. Die Schwierigkeiten der Verhand lungen hätten sich insoweit vermehrt, als beschlossen wurde, daß nicht nur das Militärstrafversayren während des Friedens, sondern auch die Bestimmungen jür den Krieg in den Rohmen der Verhantlungcn ausgenommen werden und auch bezüglich dieser eine Vereinbarung erz-elt werden solle und daß weiterhin auch die Frage der Mehrkosten der mit dem neuen Mi'.itär- strasvc'fahren unbedingt verbundenen Bersonalvermehrung während der Verhandlungen ernstlich in Erwägung gezogen werden müsse Nach einer Debatte über die Frage der Publizität in betreff der Ausschußverhandlungen, in welcher Ministerpräsident Wekerle feinen Standpunkt dahin präzisierte, daß diese Verhandlungen der Veröffent lichung nicht im ganzen entzogen werden können, wurde die Diskussion über die Militärjustizfragen be endigt und der Ausschuß nahm die Erklärungen des JustizministcrS zur Kenntnis. Sämtliche übrigen Titel wurden im Sinne der Voranschläge unverändert angenommen und hiermit die Beratung des Heeres Voranschlags beendigt. Präsident Koloman Szell gab im Namen des Ausschusses seinem Dank für die Be mühungen des Kriegsministers Aufdruck, mit welchen derselbe bestrebt war, die Ausschußmitglieder über die Thätigkeit und die Intentionen der Heeresverwaltung und über die Förderung der Wehrmacht zn infar- arbeitet der Graphologe? In erster Linie faßt er ins Auge die charakteristischen Merkmale einer Handschrift Ist die Schrift auffallend groß oder ist sie auffallend klein? Stehen die Buchstaben nahe beieinander oder sind sie weit auseinander gezogen? mit anderen Worten, wird der Raum sparsam benützt oder verschwendet? Ist die Schrift rund oder ist sie eckig und spitzig? Ist sie dick, grob oder ist sie fein? Ist die Schrift aufrecht oder hat sie eine schiefe Lage? Sind die Abstände groß oder sind sie klein? Sind die Einzelbuchstaben einfach oder find sie ge- schnörkelt oder gesucht? Was für spezielle Merkmale zeigen die einzelnen Buchstaben? u. s. w u. s w. Wir sehen, die Beobachtung ist das erste, was dem Grapho logen obliegt, und nun kommen die Schlußfolger ungen. Wählen wir ein sehr einfaches Beispiel, da« jevermann zu beobachten Gelegenheit hatte oder hat. Wird ein ausgemachter Geizhals groß und wüt auseinandergezogen schreiben, oder sind seine Buchstaben klein und eng aneinander gedrängt? Ich gestehe — und ich habe etwa 20000 Hand schriften beurteilt — ich fand noch nie, daß ein Filz oder Geizhals weit auseinandergezogen und groß geschrieben hätte, sagt L. Meyer in der „N Z. A" Da» thut im Gegenteil ein Verschwender, während der Geizhals mit dem Papier knausert wie mit anderen Dingen. Gerade so zwingend wie hier und durch die Beobachtung bestätigt sind die Schlüffe in anderen Fällen. Der schwächlichen, zarten, widerstandslosen Mtur entspricht eine zarte, schwäch- Uche, dünne Schrift; der energischen, stolzen, selbst- bewundernden, mit starker Initiative begabten, entspricht eine energische, starke Schrift. Der Gutmütige, Wohlwollend« führt eine runde And, der Scharfe, Harte eine spitz«. Der Leichtlebige, Oberflächliche wirft seine Zeilen leicht und wohl auch unordentlich aus» Papier, während der ängstlich« Pedant zögernde Buchstaben malt. Bestimmte, entschlossene Naturen zeigen niemals einen Wechsel Ader, hört man zuweilen fragen, kann nicht die augenblickliche mirren. KriegSmimster Baron Bauer dankte dem Aus schüsse für das freundliche Entgegenkommen und für die dem Heere gegenüber an den Tag gelegte warme Fürsorge. — In der gestern stattgehabten Sitzung des Peti- tion-auSschusses der österreichischen Delegation brachte der Obmann Graf Wodzickt zur Kenntnis, daß von Seite der UniversitätShörer und von Seite der Hörer der Hochschule für Bodenkultur in Wien Peti tionen eingebracht worden sind. Der ReichSkriegS- minister nahm Veranlassung, in informativer Weise bezüglich der in diesen Petitionen enthaltenen Be schwerden Erklärungen abzugeben, die sich im wesent- lichen mit den Mitteilungen an die ungarische Dele gation decken: »Ich muß r», sagt« der Minister, mit Bezug aus die ge pellte Interpellation und mit Bezug aus da- Vorhergejagte dem Ausschüsse überlassen, zu beurteilen, inwiefern« bei allen Studentenverbindungen Loyalität, Eharaktertugenden und MonneSmm gepflegt werden, inwiefern der einzelne immer den Halt uud die Stütze gewinnt, und ob die Sorge der Krieg-- Verwaltung für die Erhaltung einheitlicher Anschauungen über Ehre und Pflicht im Offizier-corp- als eine Verkümmerung eiuzelner derartiger Institutionen anzusehen ist. Ferrier die einzelnen Fragepunkte der gestellten Interpellation betreffend, bemerke ich. daß die Erlässe, so wie ich sie nach ihrem Inhalte und ihrer Begründung dargethan habe, ergangen sind, daß von dem allgemeinen Erlasse des Reichtkriegsministeriun- nichts zurückzunehmen ist, laß dagegen da- von einzelnen Komman danten ergangene Mehr in entsprechender Weise richtiggestellt «erden wird.' Delegierter Or. Kokoschinegg stellte an den Minister die Anfrage, ob die Zugehörigkeit eines Einjährig- Freiwilligen zu einer studentischen Verbindung ein Hindernis bilde, daß derselbe zum Reserveoffizier er nannt werde, war der Minister unter Berufung auf die Bestimmungen des Wehrgesetzes verneinte. — Infolge Hochwassers ist auf den StaatS- bahnstrecken Berhometh Mezebrody, Hadna Kimpolung und Czernowitz Nowosielitza der gesamte Verkehr eingestellt. Auf der Strecke Stanislau-Stryi ist der gesamte Verkehr wieder eröffnet. — In zahl reichen Ortschaften des Stanislauer Bezirkes richtete das Hochwasser große Verheerungen an Die Saaten sind vernichtet, Brücken und Straßen zerstört. Der Regen hat jetzt aufgehört. r^l Paris, 7. Juni. Als Ergänzung zu den beabsichtigten Wahlreformen hat der Abg. Letellier der Kammer einen neuen Vorschlag unterbreitet. Er verlangt die Einführung des Wahlzwanges; die in die Wählerlisten eingetragenen Bürger sollen gehalten sein, an allen Abstimmungen teilzunehrmn. Als Strafe für die Zuwiderhandelnden bringt Letellier ur Vorschlag: nach der ersten Enthaltung die An- schlagurg ihres Namens an den Thüren der Bürger meistereien; nach der zweiten eine Geldbuße von 5 Fres , nach der dritten eine solche von 10 Fres, und den Verlust des Wahlrechts für l bis 2 Jahre. Zieht der Betreffende sich nach seiner Wiederaufnahme unter die Wähler drei neue Verurteilungen zu, so ist ihm das Wahlrecht endgiltig zu entziehen. — Als Motiv des Antrags macht Letellier die übergroße Zahl der Enthaltungen bei den Wahlen der letzten Jahre geltend. Die obligatorische Abstimmung würde alle Streitigkeiten über den moralischen Wert eines Wahlresultats ausheben. Die gesetzgebenden Ver sammlungen hätten dann auch nicht mehr ihre Zeit mit den Wahl Prüfungen zu verlieren. Das Gesetz macht jedem Bürger die Annahme des Geschworenen mandats zur Pflicht; warum also nicht auch die An nahme des nicht weniger wichtigen Wählermandats? — Letellier hat sür seine Ideen einige Anhänger angeworben, aber eS sieht nicht danach aus, daß dieselben den Beifall der Mehrheit finden werden. — Im Palais Bourbon trat Henie abeimals der Aus- fchuß für die Rouvier-Vlastosche Angelegen heit zusammen. In feiner letzten Sitzung wies er den Richardfchen Antrag, der Staat habe die 50000 FrcS., welche Rouvier von Vlasto empfangen, an die Panamagefellfchast auszuzahlcn, zurück, nahm aber den Antrag de Martimpreys an, Rouvier persönlich für diese Summe haftbar zu machen. Bei diesem Beschlusse waren nnr 8 Mitglieder zugegen. Heute hatten sich 10 derselben eingefunden. und mit 5 gegen 5 Stimmen wurden die beiden Anträge abgelehnt. Der Ausschuß spaltete sich in 5 republikanische gegen eii e doulangistische und 4 monarchistische Stimmen — Der General Dodds hat sich heute früh vom Premierminister Dupuy verabschiedet. Er reist mit dem Abendzuge nach Bordeaux, um seine dortigen Verwandten zu besuchen; darauf wird er nach Toulon gehen, und anfangs Juli nach Paris zurückkehren, wo dann im Beisein des inzwischen aus Dahomey ange kommenen Obersten Lambinet neue Verhandlungen Stimmung so stark sein, daß sie den Charakter der Schrift verändert? Nein, das geschieht nicht. Wer seine eigene und anderer Handschriften aufmerksam betrachtet, wird zu den Schluffe gelangen, daß man in trüben und heiteren Stunven, im Glück und bei Mißgeschick den gleichen Schriftduktus beibehält. Wohl sinkt m Momenten starker seelischer Zerfallenheit die Schristlime von links nach recht», und ebensowohl steigt sie in freudig zuversichtlicher Stim mung, analog den jeweiligen physischen Bewegungen. (Der Geknickte macht keine ausstrebenden Bewegungen, sondern sinkt in sich zusammen und hat die Neigung, die Arme schlaff d:m Kö>per entlang sinken zu lassen, währenddem der Hoffnungsvolle, der Glückliche, der Sieger sich Höber auf richtet, der Stolze den Kopf in den Nacken wirft, das freudig lewegte Kind hüpft und springt rc. rc) Aber wie schon gesagt, der Schristvuktu» bleibt der nämliche. Der Noble wird nie die Züge des Engherzigen, der Charakter lose die de« Charakterfesten anneymen u s. w, es sei denn, daß in dem betreffenden Charakter wirklich die ent sprechenden Wandlungen vorgegangen. Und damit ist ein weiterer Einwurf gegen die Graphologie nicht nur wider legt, sondern in da» Gegenteil verwandelt, in ein Argu ment, das sehr nachdrücklich für die Richtigkeit dieser Wissenschaft spricht, nämlich der: Viele Menschen schreiben in den verschiedenen Lebensaltern verschieden Natürlich ist dem so, allein auch der Charakter ist in einer steten Umwandelung begriffen. Wir sind heute nicht vollständig, die wir vor einem Jahre waren, und in einem Jahre werden wir nicht mehr sein, die wir heute find, denn Leben heißt: Umwandelung E» ist wohl überflüssig, auf den Nutzen der Graphologie hinzuweisen, au« dem einfachen Grunds weil sie dem Kenner und aufmerksamen Beobachter einen Spiegel de« eigenen ,Jch" und der Mitmenschen hinhält, dessen verräterische Deutlichkeit von einem unschätzbaren Werle ist. Beiläufig bemerkt, leistet die über die Einrichtung dieser Kolonie gepflogen werde» sollen. Die letzten Berichte aus Dahomey spreche» von Vorpostengefechten zwischen den Franzosen und den Anhängern BehanzinS. Die Lage des letztere» wäre demnach doch nicht so verzweifelt, wie man e» behauptete. — Die jüngst entdeckte angebliche Anar chistenverschwörung hat sich den Gegnern des Polizei präfekten Loze zur Freude endgiltig als nicht bestehend er- wiesen. Die Teilnehmer sind der Reihe nach iu Freiheit gesetzt worden, zunächst Lövaille und Bonbon, jetzt auch Spannagel und Marchand. Hinter Schloß und Riegel bleibt nur Vinchon, der Besitzer des Grund stückes in LevalloiS, auf welchem die Kiste mit Sprengbomben gefunden wurde. Ihm wird Schuld gegeben, daß er die Polizei hinter« Licht geführt habe, um sie lächerlich zu machen. * Pari-, 8. Juni. Die vom „Figaro" gebrachte Nachricht, der Präsident Car not habe gestern einen neuerlichen Anfall seine« Leberleidens gehabt, wird von angeblich gutunterrichteter Seite, einer Mitteilung des „Reut. Bur.", zufolge für unbegründet erklärt mit dem Hinzufügen, daß der Gesundheitszustand CaruotS sich sortdauernd bessere. Carnot habe gestern eine» Spaziergang gemacht und mehrere Personen empfangen. — In dem heutigen Ministerrat teilte der Unter- staatssekretär für die Kolonien, Delcassö, eine Depesche aus Grand Bassam (Guineaküste) mit, wonach in dem Gebiete von Thiassale am Lahouflusse völlige Ruhe hergestellt ist und der als Landeshäuptling eingesetzte zweite König Fatouaka die Herrschaft Frankreich« an erkannt hat. — Der Kassationshof yat heute die Verhandlungen über die von den Leitern der Panama- gesellschaft und dem Ingenieur Eiffel gegen das Urteil des Appellhofes eingelegte Berufung begonnen. Fontane und Eiffel hatten sich heute vormittag dem Gerichte gestellt, während Cottu nicht erschienen war. Der Gerichtshof verkündete, daß die Berufung Cottur hierdurch die Rechtskraft verloren habe. Die Verhand lungen werden drei Tage dauern. — Wie verlautet, wird der gegenwärtige Botschafter in St. PeterL- durg Gras Moutebello den Botschasterposten in London übernehmen. Den Botschafterposten in St. Peters burg würde Laboulaye, welcher diesen Posten bereit« früher.bekleidete, wieder einnehmen. Die diesbezüglichen Ernennungen würde» nächsten Sonnabend unterzeichnet werden. — Wie dem „Reut. Bur." gemeldet wird, soll der Eingangszoll für rohes Petroleum auf 9 FrcS. und für raffiniertes Petroleum auf 12,50 FrcS. herab- gesctzt werden. Sodann würde Rußland als Gcge- konzcssion für die Ermäßigung der französischen Petro leumzölle die Zollsätze auf etwa 00 Artikel, «amentlich auf Modewaren Kleider, Weine. Wollstoffe und Musik instrumente herabschen. * Madrid, 7. Juni. Die Konservativen in der spanischen Deputicrtenkammer beschlossen, wie die „Nat. Zia." milteilt, bei der Beratung des Bud gets in der Obstruktionspolitik zu bchirrcn, um die Abstimmung am 3O.-Juni zn verhindern. Das Mi nisterium Sagasta befindet sich in einer sehr mißlichen Lage. Vor einiger Zeit wurde von seiten der Re publikaner in tun Cortes ebensalls die Obstruktion«. Politik in Scene gesetzt. Damals sollte verhindert werden, daß die Vorlage über die Vertagung der Ge- meinderatswahlen vor dem sür diese gesetzlich fest stehenden Termine durchberaten würde. Dem liberalen Ministerium gelang es jedoch, trotz dieser Politik, die zu mehr als vierundzwanzigstündigen Sitzungen führte, zum Ziele zu gelange». Es wird sich nun zeigen, ob die Konservativen eher im stände sind, das Mi nisterium zu stürzen. Eine Kombination, die bei Be ratungen zwischen dem konservativen Führer Canovas del Castillo und dem Leiter des gegenwärtigen Kabinetts Sagasta, sowie den Ministern der Finanzen, de» Krieges und der Justiz, Gos Gayon, General Azcar raga und Jsasa vorbereitet werden war muß dem nach als gescheitert gelten. Hiernach sollten die kon servativen Mitglieder der Deputierlcukammer sich bereit erkläre», alltäglich jüns Stunden von den sechs der parlamentarischen Debatten der Diskussion des Bridgets und der Ergänzungsvorlagcn zu widmen, in denen jedoch die Regierung hinsichtlich der Modalität der geplanten Reform Zugeständnisse machen sollte, ohne daß aber die Ziffer der beabsichtigte» Erspar nisse eine Verminderung erführe. Was diese Re formen selbst betrifft, so schlägt der Kriegsminister unter anderem vor, die aktive Armee auf dem Friedens fuße von 92000 auf 80lX)0 Mann zu reduzieren. Dagegen verlangt der Marineminister wie in den früheren Jahren einen Effektivbestand von 7000 Mann. (Fortsetzung führ in der ersien Beila ' Graphologie natürlich auch bei oer Untersuchuna gefatschter Handschriften und dergleichen die wichtigsten Dienste: I» dieser Beziehung thaten Henze und Michon manchen guten Griff. Der Gedanke ist sür manchen unangenehm, e» möchte, da die Graphologie durch Michon lehr- und lern bar geworden ist, sich sozusagen ein ganzes Heer oo« Seelenspionen und Chalakterspitzeln heranbilden. Diese Befürchtung ist irrig und die Erfahrung lehrt das Gegen teil. — Die Kenntnis der einzelnen Zeichen kann sich wohl jeder aneignen, aber die Gabe, ein richtige» Urteil abzugeben, ein graphologisches Porträt zu zeichnen, ist nur wenigen verliehen. Ganz abgesehen davon, daß auch hier nur der Fleiß und die Durcharbeitung eine« großen Material» — unv beide» ist nicht jedermann» Sache — zum Ziele führt, ist eS ein angeborenes Talent, sozusagen die Witterung für die Art und Beschaffenheit einer Schrift und dafür, was sie offenbart, ein unerläßliche», aber, wie die Erfahrung lehrt, kein häufiges Vorkommen. * Sonnabendvesper in der Kreuzkirche, nach mittags 2 Uhc: 1) Tonstück sür Orgel zb' ckur) vo« Niel« W. Gade; 2) „Selig, die zu dem Abendmahl« des Lammes berufen sind", Motette von Adam Hiller (1728 — 1804); 3) , Jerusalem, die du lötest die Pro pheten", Arie für Sopran aus „PauluS" von MendelS- sohn-Bartholdy, gesungen von Frl. Dorothea Schmidt, Konzertsängerin (Schülerin von Julius Stockhausen) auS Frankfurt am Main.; 4) „Aus starkem Fittiche schwinget sich der Adler stolz", Sopranarie mit vorausgehendem Rezitativ auS der „Schöpfung" von Jos. Haydn, gesungen von Frl. D Schmidt; 5) „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth", Mo tette nach dem 84. Psalm für zwei Chöre und Solo stimmen von Moritz Hauptmann.
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