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18S3. Kreitaff, dar 9, Juni, abends. AS 131. DrMmerIMMl Für die Gesamtleiwng verantworllich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte AU» K»ru» 2«ila blor»» S«I«N »0 kk votor äs« 2«U« 50 kt. L« D»b«U«»- lmä ^i8bri»»t» «alipr. /iis»»ki»G. »üt ^r»n»»t>m« cter 8vvn- u. ab^näa, r«n»pr«cd-^u»cb1a»,: dir- 12*5. rm» L»»v»älx«»^en »«««trl», H. L^anrisitett^, 8on»n>»»iooLr äe« Orv-ckoer lourn»!»; --—^"T >*rlt» V>»» I^ipitU >«»«» Ir««l»o kneLklarr » ».! Kaare^tein <« ^rUo-Vi»o-N»o»d<tr^- I^>p»lU rn»LKtant ». ». Hü»ek«>: A/o««/ k»rt» LaaUo» 3«rUa rr»oktvN »- N.- Ilarrz»ri: Z-a«-« «« 6o., S»rU>: /«vai«ckenckant, t L'mU Laäal5,' S»»L»v«r. 6. L»U« ». S-: /. Ztaect ct 6a. UerLusxederr , LSoixl. Lrpeäition 6es vresäoer Zooriull«. vr»»6ea, ^Minxsrstr. 20. kervsprscd -^ll8cblu88: !^r. 1295. AW Vraa-«» 8 Naeb V0 kk., bet tt» leieert. ckeateebeo K»»t»u»t»lte» mimtet M5ev«5 » U»rk, »a—erdLib ä«, «tsateob«» K««5»» tiett koet- uock 8r«illp«tru»edt»8 Su»»». Lü»«lo« Xuillwerll: 10 Lobel. Lippmann. Lunst und Wissenschaft. Gelegenheit, sich in der großartigen Rolle des MargotS Träume. Bon Hermann Heiberg. (Fortsetzung). Dresden, den 7. Juni 1893. Finanz-Ministerium. Für den Minister: vr. Diller. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 7. Juni: „Don Carlos, Jnfant von Spanien" (Hr. Waldeck vom Karlsruher Hoftheater als Gast). Die seit lange gut eingespielte Vorstellung, in der diesmal von unseren älteren Kräften mit ganz be sonderem Nachdruck schauspielerischen Streben- der Philipp des Hrn. Porth hervortrat, bot dem Gaste haben, im nachfolgenden wiedergeben: Nach den Kriegen von 1866 und in der „Nat.-Ztg" ausgrführt, schritten Mächte zu HeereSreformen So auch Neu»-Bork, 8. Juni. (D. B. Hd.) »ei einem Brande in der 43. Straße verbrannten 5 Ein wohner, die im oberen Stockwerk gewohnt hatten und sich nicht «ehr zeitig genug hatten retten k-nven. nichtamtlicher Teil. Prkgrapyischc und telephonische Hlachrichten. Wien, 8. Juni (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser haben heute dem Fürsten und dem Erbprinzen von Montenegro einen halbstündigen Besuch abgestattrt. Wien, 8. Juni. (W. T B.) Bei der heutigen ReichSratSersatzwahl des Großgrundbesitzes von Riederösterreich wurde Baron Doblhoff mit Vs Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Haugwitz erhielt 56 Stimmen. Wien, 8. Juni. (D. B. Hd.) Die ttberschwem- mungsnachrichten aus der Bukowina, Ost- und Westgalizien lauten fortgesetzt sehr trostlos. Au vielen Orten sind ganze Häusergruppen weg- - halb kindlich klang ihre Rede. Aber dieser ernste Unmut machte sie so hinreißend und weckte in Alexander so sehr das Begehren, einen weichen Herzenston aus ihrem Munde zu vernehmen, daß er mit erkünsteltem Unwillen hervorstieß: „Du bist ein rechtes, thörichtes Kind!" Er sah, wie sie den Kopf langsam und zustimmend bewegte; eS stand in ihren Mienen geschrieben: Ja sag'- nur, was ich selbst weiß! Du hast Recht Aber wie soll ich es denn machen? Das weiß ich nicht. Fast dem Weinen war sie nahe. Da erfaßte Alexander ein brennendes Verlangen nach dem holden Kinde. Was sie ihm, wenn sie un befangen gewesen wäre, gewährt haben würde, jetzt aber in der Befangenheit ihm halb in angstvoller Scheu, halb im Trotz weigerte, erschien ihm plötzlich als etwas unerreichbar Glückberauschendes, und um auch ihre Gefühle näher zu erforschen, bediente er sich abermals der LiebeSlist. Er gab sich, als habe ihn ihr Betragen unver söhnlich verletzt Während sie mit zerstreuten Augen die langsamen Bewegungen der Schwäne verfolgte, trat er rasch auf sie zu und sagte mit einem erschrecken den Ernst in der Miene: ,Keb wohl, Thora! Ich gehe jetzt hinauf um meine Sachen zu packen Noch in dieser Stunde ver lasse ich Euer Haus!" Als sei der Blitz herabgefahren und habe sie ge- gesch»r«mt oder von Wasser umgeben. Außerdem wütea noch Hagelstürme. Die Pionierabteilungen find nach den bedrohtesten Puuktru abgegangen. Der LandeSauSschuß beschloß, Unterstützungen für die Notleidenden zu gewähren. Küufkirchen, 8. Juni. (W. T. B.) Den Bergarbeitern wurde der Termin zur Wiederauf nahme der Arbeit bis zum Montag erstreckt Die Meldung, die Arbeiter hätten aus dem AuSlaude Geld erhalten, bestätigt fitz uicht. Eine Deputa tion der Arbeiter begab sich nach Buda Pest, um dem HandelSminister die Forderungen der Arbeiter zu unterbreiten. Triest, 8. Juni. (D. B. Hd.) Infolge drS falschen Gerüchtes, daß Matrosen von zwei griechi schen Kriegsschiffen ein Mädchen geraubt hätten, entstand, wie „Piccolo" meldet, in Taranto eia Aufstand. Wütende Pöbelhaufrn durchzogen die Straßen und insultierten thätlich mehrere griechi sche Offiziere und Matrosen, sowie dort lebende Griechen. Erst spät in der Nacht gelang e-, nachdem 3V Verhaftungen vorgenommen worden waren, die Ruhe wieder herzustellen. Paris, 8. Juai. (D. B. Hd) Der nach AlaiS gesandte Arzt hat Cholera in 4 und Cho- lerine in 13 Fällen festgestellt. Der Maire von AlaiS hat sich vor der Ansteckungsgefahr ge flüchtet. Paris, 8. Juni. (W. T. B.) Der Maler Uhde ist von der 8oeivtü natlouulv clv8 deaax urt8 auf dem Camp de MarS zum Mitglied« er nannt worden. Cette (Südfrankreich), S. Juni. (Tel. d. DreS^n. Journ.) Seit gestern find hier fünf cho- leraartige Todesfälle vorgekommen. Nom, 8. Juni. (W. T. B.) Wie auS par- lamentarischen Kreisen verlautet, beabsichtigt Bar- zilai den Minister Brin über die letzten Erklär- ungcn KalnokyS zu interpellieren. London, 8. Juni. (W. T. B.) DaS Ober- hauS hat die zweite Lesung der Bill betreffend die Konvention zur Unterdrückung deS Spirituosen- haudelS auf der Nordsee angenommen. — Im Uutrrhause erklärte ParlamentSsrkretär Grey, Johnston thue alles, um den Sklavenhandel in dem unter englischem Protektorat stehenden Schire- flußgrbiet zu unterdrücken. Seine Bemühungen nach dieser Richtung hin seien auch jüngst irr einem Falle von Erfolg gekrönt gewesen. London, v. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach einer Meldung deS „Reut. Bur." aus Jedkak vom v. d. MtS. ist in Mekka die Cholera auSgebrochen; eS sollen an einem Tage 60 Per sonen gestorben sein. Kopenhagen, 8. Ium. (D. B. Hd.) Folke- tbingsabgeordneter Lauridsen äußerte in einer Wählcrversammlung in Jydstrup auf Seeland de- züglich deS Militarismus, daß, wenn Dänemark nickt auf die allgemeine Dienstpflicht verzichte, so habe es nur zwei Wege offen, entweder die Ver einigung mit Deutschland, von dem Dänemark ökonomisch abhängig sli, oder die Verminderung des Heeres auf 8—lOOtiO Mann. Washington, 8. Juni. (D. B Hd.) Siam, welches bisher nicht vertreten war, hat eine Ge sandtschaft bei der Union errichtet. New-Aork, 8. Juni. (D. B Hd.) In einer oeheimen Gesellschaft von Chinesen wurde be schlossen» das Lokal einer anderen Gesellschaft in die Luft zu sprengen. Die rechtzeitig benachlich- tigte Polizei fand bei einer Haussuchung eine Menge Sprengstoff und einen unterirdischen Gang vor, welcher bis zu dem bedrohten Lokale reichte. ES wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. WekannLrnachung. DaS Ministerium deS Innern hat 1) der Allgemeinen Weber-Kranken- und Begräbniß- kasse zu Lengefeld, eingeschriebene HülfSkasse, 2) der Freien Kranken- und Begräbnißkasse für Hand werker, Gehülfen und Fabrikarbeiter in Adorf, eingeschriebene HülfSkasse, auf Srund deren beziehentlich revidirten Statutes zu 1) vom 1. November 1884, beziehentlich des 4. Nachtrags zu demselben vom 5. März 1893, zu 2) vom 6. November 1892 bescheinigt, daß diese Kassen, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Kraukenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 genügen. Dresden, am 3. Juni 1893. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Er blickte sie an. Sie aber hielt das Ange gesenkt, troffen, so stand sie da. Und dann öffnete sie den und Röte stieg ihr in Stirn und Wangen. Mund, riß die Kinderaugen auf und starrte ihn an. „Bitte, laß nur solche Sachen, Alexander!" flehte »Bitte, bitte, Alexander!" ?ieß sie mit flehender da- Kind in ungeschickter Befangenheit. Halb altklug, Miene heraus „Weshalb, weshalb? Bin ich schuld? " ' — - — - O, »ch bitte Dich, sprich!" Alexander hatte sich abgiwcndet und schaute seit- DrrSden, 9. Juni. Das russische Heer der Gegenwart. Unter dieser Überschrift bringt die „Nat.-Ztg." in ihrer gestrigen Morgenausgabe einen längeren, „v. 8." gezeichneten, allem Anscheine nach auS der Feder des bekannten Miliiärschriflstellers Generals v. Boguslawski herrührenden Aussatz, der ein schlagender Gegenbeweis gegen die von demokratischer Seite geflissentlich ge förderten Vorurteile ist. welche man bisher hier und da — völlig zu Unrecht — gegen die Schlagfertig keit und den thatsächlichen Bestand der russischen Armee äußerte und den wir als einen Beleg dafür, mit welch' starkem Gegner wir an unserer Ostgrenze zu rechnen Amtlicher Teil. Dresden, 9. Juni. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August ist gestern Nachmittag 4 Uhr 3! Min., von Berlin kommend, hier wie der eingetroffen und zunächst im Taschenberg-Palai- abgestiegen. Sonnabend, den 10. dss. Mts, mittags begiebt Höchstderselbe Sich nach Wachwitz zurück. Se. Majestät der König haben dem Kaufmann, Premierlieutenant d. R Carl Rudolph Mietzsch, in Firma C. W. Mietzsch in Dresden, da- Prädikat .^königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Herzoglich Sachsen-Alten- burgische HofdecorationSmaler Freier zu Leipzig die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Alten burg verliehene goldene Verdienstmedaille des Sachsen- Lruestinischen Hausorden- annehme und trage. NekannLmachung. Die dem Lotteriekollekteur E. G. Kelling zu Königswartha Übertrager» gewesene Agentur der Altersrentenbank ist auf die dasige Eisenbahnstationskasse über- gegangen, auch ist der Eisenbahnstationskasse zu Vommritz eine gleiche Agentur übertragen worden. serve und 5 Jahre in der Reichswehr dienen. Der letz teren wurden auch alle die Leute zugeteilt, welche nicht in das stehende Heer ausgenommen werden konnten. Die Anzahl derselben war eine sehr große. Außerdem wurden »hlreiche organisatorische Änderungen in der Einteilung der Truppen getroffen, die aber, als 1876 der orientalische Krieg ausbrach, noch nicht zur vollständigen Durchführung gkkommen waren. Da nun auch die Taktik der russischen Truppen noch größtenteils auf veralteten Prinzipien be ruhte, da die Infanterie und Artillerie in der Bewaffnung zurückgeblieben, die Verwendung der Kavallerie auch den Erwartungen nicht entsprach, die strategische Führung die Grenze der Mittelmäßigkeit nicht überschritt, und endlich in der Anlage des Feldzuges der Gegner unterschätzt worden war und man deshalb die Zahl der verwendeten Streit kräfte zu gering bemessen ha te, so wurden den Russen schwere Niederlagen, so am 20. und 30. Juli und am 11. September vor Plewna, und gefährliche Krisen nicht erspart. Rian kann mit Recht behaupten, daß nur das Eingreifen der Rumänen unter dem Fürsten Karl das Miß lingen des Feldzuges verhinderte. Nachdem Plewna gefallen, die russische Hauptarmee über den Balkan gegangen und bis nahe an Konstantinopel herangerückt war, stand sie von dem Angriff auf diese Hauptstadt ab. Ob allein den Drohungen Englands oder auch militärischen Gründen weichend, soll hier nicht unter sucht werden. Auf dem Kongreß von Berlin mußte Ruß land auf einen Teil der durch den Frieden von San Siesano errungenen Vorteile wieder verzichten, von welcher Zeit ab bekanntlich die schon lange im russischen Volke schlummernde Abneigung gegen Deutschland sich verstärkte. Sehr zu Unrecht, denn die Ursache des politischen Miß- ersolges — wenn man die Beschränkung der russischen Fliedensbedlngungen so nennen will — war nicht die deutsche Politik, sondern der Wunsch Rußlands, dem Kampfe mit England eventuell mit Österreich und der Er neuerung desselben mit der Türkei ans dem Wege gehen zu wollen. Von diesem Zeitpur kt ab datiert die fortlaufende Kette von Organifationsmaßregeln, sowie der Vervollständigung der toten Verteidigungs- und der Bemegungsnutkel in Rußland, letztere hauptsächlich bestehend in dem Ausbau und dem Neubau von Festungen und der Anlage von Eisenbahnlinien. Endlich fand von 1879 ein fortwährendes allmähliches Vorschieben von Truppenteilen an die west lichen Grenzen des Reiches statt. Mag man nun diese Konzentration mehr oder weniger bedrohlich finden, That- sache ist, daß dieselbe stattgefunden hat, und daß cs der Logik des „Vorwärts" und der demokratischen Blätter bedarf, um jede Bedrohung in Abrede zu stellen Die organisatorischen Maßregeln der russischen Heeres verwaltung bestanden nun, in kurzem Überblick dargestellt, in folgendem: 1) Wurde durch Erlaß vom 26. Juni 1888 die Dienst pflicht im stehenden Heere auf 5 Jahre, in der Reserve auf 13 Jahre festgesetzt. Den gebildeten Klassen ist eine Verkürzung ihrer Dienstzeit, je nach der erreichten „Bil dungsstufe" gewährt. Dieselbe ist bei ausgehobenen Re kruten und bei Freiwilligen verschieden. Bei letzteren „der ersten Bildungsstufe" kann die Dienstzeit bis auf ein Jahr herabgesetzt werden. Die jährliche Aushebung wurde durch den Erlaß von 1888 auf 250000 Mann fest gesetzt. Schon seit 1881 hatte die Heeresverwaltung je doch, um die Reservisten zahl für den Kriegsfall zu er höhen, zu dem Auskunftsmittel gegriffen, eine, Teil der Rekruten der Infanterie, der fahrenden und Fußartillerie über den Etat einzustellen, um dieselben nach einer Dienst zeit von 9 Monaten wieder zu entlassen. 1887 betrug dieses „Ecgänzungskontingent' 45000 Mann. Dasselbe dürfte sich nach der 1888 erfolgten Verkürzung der Dienstzeit auf etwa 30000 Mann herabgemindert haben. Dies ist die Einrichtung, welche die „Freisinnige Zeitung" veranlaßte, der Welt zu verkünden, daß ein Teil der rus sischen Soldaten nicht einmal ein Jahr diene. In Wahr heit sind diese Leute mit unserer Ersatzreserve zu ver gleichen, welche aber, wie bekannt, alles in allem nur 20 Wochen übt. Die russische Aushebung beziffert sich seit 1889 inkl. der unter besonderen Organifationsgesetzen stehenden Finländer und eingerechnet etwa 5000 einjäh rige und zweijährige Freiwillige, auf jährlich 264 300 Mann, wobei jedoch 14000 Mann aus Flotte und Grenzwache — die jetzt auch unter den Militärkommandos steht — einbegriffen sind. Die Reichswehr besteht aus allen Leuten vom 21. bis vollendeten 43. Lebensjahre, welche nicht zum stehenden Heere und zur Reserve gehören. Sre umfaßt sonach im 1 Aufgebot — nicht nur die im stehenden Heere, sondern auch die ungeheure Masse derjenigen Leute, welche überzählig blieben, nn 2. Aufgebot die wegen häuslicher Verhältnisse vom Dienst Befreiten und die nicht völlig Kriegs- brauchbaren. Seit 1890 halt das 1. Aufgebot Übungen ab und sind Cadres der Reichswehr gebildet worden. DaS 1. Aufgebot dient auch zur Verstärkung der Feldarmee; aus den übrigen Mannschaften werden bei der Mobil machung besondere Truppenteile gebildet, vorzüglich zu BcsatzungSzwccken. Die Kasakenheere (seit etwa 18 Jahren schreibt man in der Müitarlitteratur „Kasak" für „Kosak") haben eine besondere Organisation und teilen sich in „Dienststand" uno „Heereswehr" Die Dienstzeit im ersteren beträgt 20 Jahre, in der letzteren so lange der Mann wehrfähig bleibt. Das ganze russische Ersatz- und Ergänzungswesen ist ein durchaus wohl durchdachtes und dem Zivilisation? grade des Volkes angepaßtes DaS System, die Tauer der Dienstzeit nach Bildungsstufen zu bemessen, dürste vor unserem Einjährig-Freiwilligen-Lystem mancherlei voraushaben. 2) Bekanntlich ist von einer gleichmäßigen gesellschaft- lichcn und wissenschaftlichen Bildung im russischen Offizier corps nicht die Rede. Die Garde, die sogenannten Spezial waffen und einzelne bevorzugte Regimenter, vorzüglich der Kavallerie, sind den Osfiziercn der Masse der Armee in Bildung und Erziehung weit überlegen. Die Kadetten anstalten dienen zur Vorbereitung sür die „Krieg? schulen", aus denen die Offiziere erster Kategorie — um uns so auszudrücken — hervorgehen. Die „Junkerschulen" sollen schlecht beanlagten Kadetten und Mannschaften aus der Truppe die Möglichkeit gewähren, sich die für einen Sub- alternosfizicr für nötig erachteten Schul- und militärischen Kenntnisse zu erwerben. Besondere höhere Anstalten sind: eine Generalstabs-, eine Artillerie-' und eine Jngenieur- akademie. Nun hat sich die russische Regierung nicht ohne Erfolg bemüht, den Bildungsgrad des Offiziercorps zu heben. Die Anzahl der aus den Kriegsschulen hervor- gegangenen Offiziere hat sich im Verhältnis zu den aus den Junkerschulen in die Armee treten den beoeutend gehoben. Das russische Neserveosfiziercorps muß man als weit unter dem unserigen stehend erachten Weder in wissenschaftlicher Beziehung noch in militärischer Tüchtigkeit, auch nicht in der Neigung zum Waffendienste kann sich dasselbe mit dem unserigen vergleichen. Auch hier strebt die Regierung aber nach möglichster Abhilfe. Die bezüglichen Maßregeln zu nennen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Marquis Posa zu zeigen. Sie steht auf dem idealsten Gebiete der Darstellungskunst, in ihrer geistigen Hoheit, begeisterungSvollen Selbstlosigkeit und Vornehmheit der Seele vereinsamt und sür die meisten tüchtigen Schauspieler fast unnahbar. Dies blieb sie auch in der ebenangedeuteten Beziehung für Hrn. Waldeck und die von ihm »ersuchte Aus führung erreichte daher richt den wünschens werten geistigen Glanz der vom Dichter ge träumten Wirkung, die auf der deutschen Bühne dereinst ab und zu (am schönsten bisher von Emil Devrient, sehr vorzüglich vom ver- stoi denen Dettmer) in'- Leben gerufen ward. Wo bei diesem Mangel an Verklärung in kleinerer allge mein humanistischer Intention der talentvolle Schau spieler darzudicien vermochte, war immerhin al- Mittel für die Wiedergabe anderer wichtiger Gestalten eines klassischen Drama- vielversprechend und bedeutsam genug durch Ausbildung fesselnder lebendiger Rede und durch vortrefflich wirkungsvolle Steigerung de- scenischen Effekts. O. B Nach Alexanders fragenden Worten löste Thora die Blumen au- ihrem Haar und warf sie beiseite. „Du hast Recht!" sagte sie, „lehre mich, was ich thun soll, damit ich Dir gefalle." „Damit Du mir gefällst, Thora?' Ihre unschul dige Sprache, aber auch ihr Werden riß Alexander fort. Er trat ihr näher, umfaßte sie und wollte einen Kuß aus ihre Wange drücken. Aber „O nein, nein! Nicht doch! da- schickt sich nicht!" rief das Kind fast drohend und wich mit stolzer Gebärde zurück. X. Von diesem Augenblick an war Thora wie ver wandelt. Diese eine unvorsichtige Regung Alexanders hatte sie belehrt, daß sie bisher ihm gegenüber nicht den rechten Ton gefunden hatte; in diesem Moment war sie sich bewußt geworden, daß sie ihn liebe, und daß es unweiblich se», diese Liebe an den Tag zu legen. Sie gingen zusammen durch den weitläufigen, von Tannen umstandenen Garten und gelangten an einen Teich, auf dem vier Schwäne langsam und majestätisch einherschwammen Er fragte viel unterweg-, aber sie antwortete entweder nur mit nein und ja oder neigte stumm den Kopf. »Höre, Thora!" Hub Alexander an. „WaS hast Du plötzlich? Hat'- Dich so sehr erzürnt, daß ich Dir, meiner Cousine, einen Kuß rauben wollte?" wärts in die dunklen Tannen. Und da fühlte er, daß sie neben ihm stand, nach seiner Hand tastete, ja diese mit ihren Lippen demütig berührte, und endlich leidenschaftlich küßte. Er aber that, obgleich es wie Feuer durch seine Adern floß, nicht, was er gewollt, und wonach er so namenlos verlangt hatte. Er schloß sie nicht in seine Arme, sondern faßte mit beiden Händen ihren Mädchenkopf, drückte ihn sanft, berührte mit seinen Lippen ihren blonden Scheitel und flüsterte: „Nein, ich gehe nicht, meine liebe Thora! Und nun ist alle- gut!" Da flog's wie Heller Sonnenschein über ihr liebes, unschuldiges Gesicht. * * * Der große Gutshof log unter alten Tannen, die zwar einen herrlichen Anblick gewährten, dem Ganzen aber einen etwas düsteren Anstrich gaben. Selbst die Allee, welche auf den norddeutschen Gütern die An fahrt zum Hose bildet und meist au« Linden, Buchen, ' Eichen oder Pappeln besteht, wie- hier nur Nadelholz auf. DaS Herrenhaus stammte aus dem vorigen Jahrhundert und war ein etwa- verbaute-, aber schönes, schloßartiges Gebäude mit einer hohen Mittelfront und zwei Flügeln. Zur Linken de» Hause- ein unregelmäßiger, mit vielen herrlichen Bäumen besetzter, weitläufiger Garten, welcher in ein 1870, so wirb alle europäischen Rußland DaS Gesetz vom 13. Januar 1874 erklärte die allgemeine Wehrpflicht als Grundlage der russischen Hecresverfassung. Jeder Ruffe war zu einer Dienstpflicht von 20 Jah ren, beginnend vom 20. Lebensjahre an, verbunden. Er sollte 6 Jahre im aktiven Heere, 9 Jahre in der Re