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Dresdner Journal : 08.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-08
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 08.06.1893
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Vellage zu 13« Donnerstag, dm 8. Juni 1893, abends. Dkt§)Ler NiuhrühItL vom 8. Ium. —v. Eststern erdend fand im Eldorado eine zahlreich desuchtt Versammlung von Wählern de« 5 fachfiichen AteichaMgawahltreise« statt, in welcher der Kandidat Hr Stadlrat Wetzlich sich den Anwesenden vorstellte Vor dem Versammlungslokale wurden von Sozialdemokraten und Antisemiten Flugblätter verteilt, in demjenigen der letz teren waren di« Fragen aufgrsührt, welche Hr. vr. Limann in der Tirolw^an mlung gestellt hatte Da» im Verlage der „Deutschen Wacht" erschre ene Flugblatt scheut sich ade, nicht,, die ^chludbemeclung de» Hr» vr. Limann total zu entstellen, indem demselden die Worte unterlegt werden: „So werden Eie also, je nachdem es die Regierung ver- langt, Ihre Meinung ändern" Da» hat Hr. vr. L. nicht gesagt Wenn aber eine Partei zur Unwahrheit und Entstellung von Thatsachen greifen muß, so richtet sie sich und ihre Sache damit selber Hr. Stadtrat Otto Carl eröffnete die Versammlung mit einem be geistert ausgenommenen Hoch auf Kaiser und Reich, aus König und Vaterland und mit einer Ansprache an die Versammlung, in welcher er namentlich im Hinblick auf die in der vorigen Versammlung gestellten Fragen über die Heere»oorlape erklärte: Der Hr. Kandidat werde eintreten für dr« Bewilligung der Ver stärkung unserer Wehrkraft, ohne sein Volum, wie die Reformpanei, abhängig zu machen von der Dickungsfrage oder von der gesetzlichen Festlegung der zweijährigen Dienstzeit Der Hr Kandidat werde aber auch eintreten gegen jere weitere Belastung der minder produktiven Stände. Hierauf erteilte der Vorsitzende dem Hrn. Kandidaten da» Wort. Bevor derselbe seinen Vortrag beginnen konnte, versuchten die anwesenden Sozial demokraten und Antisemiten, indem sie da» Wort ver langten, und mit Hochrufen auf ihre Kandidaten die Ver sammlung zu stören, e» gelang aber dem Vorsitzenden die Ruhe bald wieder herzustellen. Hr. Stadtrat Wetzlich hatte für diese Wahlrede al» Thema „Die Lage de» Mittelstandes" gewählt, und erörterte zu nächst die Notwendigkeit der Einführung de« Befähigungs nachweise», ging auf die Legitimationspfiicht über und führte au», daß dieselbe dem Arbeiter eher zum Segen al» zum Nachteil gediehen sei. Beides sei notwendig, ivenn der Mittelstand erhalten und nicht durch die kapitalistisch« Richtung de« Freisinns und die Verwirrung, welche die sozialdemokratische Agitation in die Massen trage, aufgerieben werden solle. Redner warf sodann einen kurzen Blick auf die Lage der Landwirt schaft, welche für das Gedeihen de« Mittelstand«» nicht« weniger al« gleichgiltig sei, denn habe der Bauer Geld, so habe es die ganze Welt, und fechte die Not den Bauer an, so merke es zuerst der Handwerksmann. Redmr be sprach weiter die Wirkung des Maschinenwesen« aus den wirtschaftlichen OrgarismuS und die mit diesem im engen Zusammenhänge stehende Übermacht de« Kapital«, unter deren Einfluß der Mittelstand proletarisiert werde. Die liberale Gesetzgebung habe den Handwerker- und den Mittelstand der kapitalistischen Übermacht wehrlos über liefert und mehr al« das Maschinenwesen habe die schrankenlose Gewerbefreiheit und die mit ihr in Ver bindung stehenden Gesetze zur Auflösung des Mittelstandes, dieses wichtigen Gliedes des Wirtschaft ichen Körpers bei getragen Die unter dem Einfluß d eser liberalen Gesetz gebung entstandenen Schäden, wie die Abzahlungsgeschäfte, deren Wirkung auf da» Erwerbsleben, selbst von hoch gebildeten Leuten häufig gar nicht erkannt werde, und der Bauschwindel hätten dem Handwerkerstande tiefe Wunden geschlagen. Ein so zahlreicher Stand aber habe das beste Recht zu verlangen, daß man seine Interessen bester, al« seither geschehen, wahre. Die Erhaltung de» Mittelstände« sei eine Lebensfrage des Staates, denn der Mittelstand sei es gewesen, der die großen siegreichen Schlachten geschlagen und mehr al« einmal die Freiheit gerettet habe Redner kam sodann auf die Beamten zu sprechen, welchen gerade der Handwerker jede Auf- befferung ihrer Lage gönnen wüste, da dieselben ihre Mehr einnahmen nicht kapitalisierten, vielmehr kämen diese dem Gewerbestande zu Gute. Er richtete aber auch die Bitte an die Beamten, von den den Gewerbestand schädigenden Vereinswesen (sogenannte Konsum- und Wiltschaftsvereine) abzusehen, und dem alten guten Worte „Leben und leben lassen" wieder mehr Geltung zu verschaffen Johannes Scherr habe da« Heer als den einzigen festen Wall gegen den Ansturm der Umsturzbestrebungen bezeichnet, ein noch sesterer Damm aber sei ein starker, kräftiger Mittelstand. Einen solchen zu schaffen, sei stet« das Best, eben der konservativen Partei gewesen und der Handwerkerstand dürfe nie vergessen, wie diese für ihn gewirkt habe Man habe ihn (Redner) von konservativer unv christlich sozialer Seite nicht wegen seiner Person, sondern wegen seiner Eigen schaft al« Handwerker die Kandidatur angeboten und wenn ein Dresdner Blatt bedauert habe, daß man nicht einen Mann der Kunst, des Gelehrtenstandes oder der Großindustrie ausgestellt habe, so erinnere er an das Wort Bismarcks: „Wählt Handwerker in den Reichstag!" Ties beklagens wert sei e«, daß zwei Parteien sich m Dresden bekämpf ten, die doch »m Grunde gleiche staatserhaltende Ziele verfolgten. Sollte der Kandidat der einen oder anderen dieser Parteien in die Stichwahl kommen, so möchten die Anhänger beider für ihn mit aller Energie eintr?ten. Beide möchten für die Größe des deutschen VateilandeS eintreten, für die Erstarkung de« Mittelstanoe», durch welche e« unbesiegbar werde und im stände sei, den Weltfrieden unblutig zu erzwingen. Unter lebhaft, m Beifall schloß der Redner, dessen Vortrag (in welchem er u. a. auch er klärte, sein antisemitischer Gegenkandidat, Hr Zimmermann, miste, wie ihm versichert worden sei, nicht« von dem wahrheitswidrigen Flugblatte) von zahlreichen Kund gebungen der Zustimmung und des Mißfallen« je nach der politischen Farbe der Teilnehmer der Versammlung, die sehr verschiedene Elemente enthielt, begleitet worden war. Namentlich waren trotz der an sie ausdrücklich er gangenen Aufforderung zum Fernbleiben die Sozialvemokraten in großer Anzahl anwesend Die Mehrheit der Ver sammlung gab sodann auf Verlangen de« Vor sitzenden ihrer Zustimmung zu den Ausführungen de« Hrn. Kandidaten durch Erheben von den Sitzen Aus druck E« begann nun eine Debatte, deren Gehalt, wie so oft bei diesen Gelegenheiten, empfindlich geringer al» ihre Lauer war. Nach Schluß derselben konnte Hr. Stadtrat Wetzlich nur auf einzelne Fragen ein gehen und versicherte zugleich im allgemeinen, er werd«, wenn gewählt, alle Fragen vom christlich konservativen nnd nationalen Standpunkte au» prüfen und hiernach abstimmen. Hinsichtlich der Judenfrage stehe er auf Grund der Beschlüste der Berliner Tivoli- Versammlung Er verlange vor allem im christlichen Staate eine christlich« Obrigkeit und Schutz vor dem überwuchern de» Judentum« Mrrkwürdig sei e«, daß die Sozialvemo- traten, die so energisch g«en den Kapitalismus vorzugehen voraäden, denn Juden stet» Halt machten Da« sei er- Kärlich, weil die Parteizwecke der Sozialdemokratie ficht- ch von d«n Juden und mit jüdischem Geld« unterstützt würde» Eine Tadakftruer werd« er ablehnen, wenn er sich überzeuge, daß sie da« Gewerbe schädige; den even- tuellen russischen Handelsvertrag würde er ebenfall« von diesem Geirchtspunkte au» beurteilen; hinsichtlich de» Impf- gesetzt«, bemerkte Redner, er ser nicht ganz fest überzeugt vom Nutzen oder von der Unschädlichkeit der Impfung, indessen müsse man in dieser Frag« doch da« Urteil der ärztlichen Autoritäten beachten Er werde überhaupt in gutem konservativen Sinne da« bewährte Alt« zu erhalten aber auch den vernünftigen und wirklichen Fortschritt zu fördern suchen und überall eintreten für die Ehr« d«4 Vaterlandes, für Ordnung und Sitte, für König und Vaterland, für Kaiser und Reich Unter lebhaftem Beifall für den Sprecher schloß der Vorsitzende die Versammlung mit dem Ei suche«, für die Wahl des selben energisch «inzutreten Die anwesenden Antisemiten und Sozialdemokraten verließen unter Hochrufen auf ihre Kandidaten den Saal. * Der Kaufmännische Verein „Hansa" unter» nimmt nächsten Sonntag, den 11. Juni, seinen zweiten diesjährigen Ausflug, und zwar per Bahn nach Mügeln, von da zu Fuß nach Dohna, Großsedlitz (Besuch des Echloßgartens), Pirna, «oselgst Zusammentreffen mit dem dortigen Kreisverein des V-rbande» Deutscher Handlungs gehilfen stattfindet. Die Abfahrt vom Böhmischen Bahn hofe erfolgt 2 Uhr 5 Minuten * Von Meyers Reiiebüchern — Verlag de? Biblio graphischen Institut« zu Lipzig — erschien in 7 Auslage.Die Rhetulande." Da« Nenrrscheinen dieses bewähiten Reise führer« wird in Touriftenkreijen und vom reisenden Publikum au S wärmste begrüßt werden. Die neue Auslage ist gründlich durchgearbritet und giebt beredtes Zeugnis sür di« unermüd- liche Bestreben der Redattion und deren Mitrrbriter, das Buch denkbar givßtrr Vollkommenheit entgegenzusühren. Die neue Aullage ist mit 20 Karten und i» Plänen, sowie mii 6 Panoramen deS Rheins von Mainz bis Koblenz und einem Panorama vom N ederwalddeokmal auSgestattrt; sie hat ungeachtet großer Aus führlichkeit nichts an der Handlichkeit der äußeren Farm ein- gebüßt und auch in Bezug aus den Preis — SM.— keine «enderung erfahren. Bei Ausstellung feinet Reiseplanes wird jeder Tourist in Mehers Reijesüh er einen zuverlässigen Rat geber finden — In dem Berlage von Trowiyfch u Sohn. Berlin, ist Nr. lt ter Zeusch, ist für die sozialen und volkstümlichen Angelegenheiten aus dem Lande „Da- Land" erschienen; da« Heft enthält u a. folgende Aussätze: Die Ausgaben der Land- wirtschasl; Der Zug vom Lande; Wohlfahrtspflege un Dorfe; Dors und Bauernhof, wie sie waren und wie sie fein werden; „Umschau"; „Unter der Dorslmde" u. s. w. -- „Die Schädlinge des Obst- und Weinbaues von Heinrich Frhrn. v. Schilling" betitelt sich ein so den rm Ber lage der König! Hosbuchdruckerei Trowitzfch u. Sohn in Frank furt a. O- erschienenes Werkchen, das für Oost und Wein bauer, sowie sür jeden Eartenbefiter von größtem Interesse sein wird. Auf 2 großen, in Aq rarellsai bendruck ausgesührten Taseln hat der Bersaster in soigsälligster Weise die 45 Haupt- fchädlinge aus dem Insektenreiche, welche alljährlich unseren vaterländischen Obst- und Weinbau heimsuchen, in allen Stadien der Entwickelung anschaulich zur Darstellung gebracht. Die letztere wiro begleitet von einem verständlich geschriebenen Text, in dem die verderbliche Wirksamkeit der einzelnen Schäd linge geschildert und angegeben wird, w e der Lernichtungs- kamps gegen dieselben am wirksamsten aesührt werden kann. Der Pr iS von 1 M. so Ps. sür das Exemplar des Werkes ist müßig zu nennen nnd wird der wkaschen-werien Verbreitung förderlich sein. * Di« JuniauSgabe desMonatsblattes für innere Mission „Bausteine" (Nr. 8vo, Jahrgang XXV, 6; Verlag des Landesvere nS sür innere Mission der evangelisch-lutherischen Kirche im Königreich Eachfeu) enthält salzende Abhandlungen: Kirche uns innere Mission; die sozialpolitische: Gesetze in ihrer Bedeutung sür Familie und Hau« I kP. Zimmermann); Emmaus (Sommerheini sür Sieche und Erholungsbedürftige; Aus der Arbeit an den Strafentlassenen; Aus Briesen einer d,urschen Frau über ih»e Arbeit unter den Notleidenden im Gou urnement Woronesch; Die Mägdeherberge zu Dresden (zu ihrem Jubiläum); BereinSnachrichten. Nachrichten aus -en L'andesteilen. LX Leipzig, 7 Juni Unter dem Vorsitz des Senats präsidenten v Wolff trat beute, wie wir bereits tele graphisch kurz meldeten, der zweite und drüte Strafsenat de« Reichsgericht« zusammen, um gegen sieben Anar chisten wegen Hochverrats (Verbreitung anarchistischer Schriften) zu verhandeln. Die Angeklagten heißen: 1) Blasiu« Grosser, Bergmann aus Sterfling; 2) Heinrich Schürmann, Handelsmann aus Mühlheim; 3) Anton Schönberger, Tischler und Orgelbauer aus Lerben; 4) Gerhard Laniu«, Bergmann aus Beckerath; 5) Michael Müller, Bergmann au« Oberbreisig; 6) Johann Müller, Steinhauer aus Esten; 7) Adalbert Goltz, Bergmann aus Brodin. Als Verteidiger traten auf die Herren Rechts anwälte vr. Klöppel, Haber und Putzler, sämtlich von hier Geladen waren 19 Zeugen und Sachverständige. Vor dem Eintritt in die Tagesordnung beantragte der die Anklage vertretende OberreichSanwalt Teffensorff den Ausschluß der Öffentlichkeit für die ganze Dauer der Ver handlungen. Diesem Anträge wurde stattgegeben. Die Verkündung des Urteil« erfolgt voraussichtlich am Freitag oder Sonnabend. — Mit 31 gegen 25 Stimmen sprachen in ihrer Sitzung heute abend die Stadtv rord- neten nach längerer Debatte Hrn. Theaterdirektor Staege- mann den Pacht der Leipziger Stadttheater auf weitere sieben Jahre zu * Neustadt bei Chemnitz, 6. Juni. Nachdem am 1. Juni der durch das Auftreten verschiedener Kinder krankheiten, insbesondere der Masern, auf vierzehn Tage ausgesetzie Unterricht an hiesiger Schule wieder ausgenommen worden ist, mußte, dem „Chemn Tagedl." zufolge, am heutigen Tage von d«r König!. Bezuksschulinspektion für die fünfte Klasse, weil viele Schüler derselben noch masern krank sind, die Schließung ve« Unterrichts auf weitere acht Tuge angeordnet werden Vermischtes. * Über einen Kronleuchter für das neue Reichs» tagigebäude finden wir m der „Münch. AUg. Ztg." folgende Angaben: Die Firma L. A. Riedinger in Augs burg hat von der ReichStagSbauverwaltungin Berlin den Auftrag erhalten für den Kuppelbau der Wandelhalle de« neuen deutschen ReichStagsgebäude« einen Kronleuchter zu liefern, der wohl der größte aller bi« jetzt existierenden Kronleuchter werden dürste. Er übertrifft an Größe den berühmten Barbarossa-Lüster in Aachen fast um 3*» w, denn er erhält einen Durchmesser von 8 w und wird au«grstattet mit 12 Bogenlampen, sowie mit 250 Glüh- lamp n. Die Form diese» kolossalen Kronleuchter» ist die eine« großen, reich mit Wappen und Figuren geschmückten Reife«, in welch letzterem die Statuen berühmter Staats männer und Helden alter Zeit angebracht werden; seine Aufhängung (in Gestalt der alten Hohenzollernburg) träat die deutsche Kaiserkrone. Entworfen wurde diese« Kunst werk in Wallotschem Geiste von dem Architekten O«kar Dedreux * Als siebenter in dem Distanzmarsch Berlin- Wien traf am Dient tag abend um 6 Uhr 18 Minuten der Zitherlehrer Eduard Keßler au» Petertdorf in Öfter leicht,p. chlksirn beim Floriosdorser Start ein Von den d.ehkl am Ziel« Erschienenen ist Keßler der erste Öster reicher von Geburt Er ist groß, schmächtig, trägt rot- blonden Vollbart und ist 23 Jahre alt Gleich am ersten Marschtage bekam er wunde Füße, setzte aber trotz heftiger Schmerzen den Marsch mit zäher Ausdauer fort Keßler wiegt gegenwärtig 52 H bg und hat 2 s, während de» Marsche« an Gewicht eingedüßt — Nach eingelangten Nachrichten hat auch der Leipziger Ingenieur in Herrnhut wegen geschwollener Knöchel d«n Marsch aufgegrben E« sind somit nur drei Distanzgänger ausständig, darunter der Grazer Hauptmann und der preußisch« Major; doch fehlen alle Nachrichten über deren Verbleiben * Bon dem Schmuck der Kaiserin Elisabeth ei» zählt der Karlsbader „Sprudel": „Wir meinen nicht den hab«! urgischen Familienschmuck, welcher als Fidei- komnußbesitz von einer Kaiserin aus di« and«re übergeht und in der kaiserlichen Schatzkammer ausbewahit wird, sondern jene Schätze, welche veräußerliche« und vererbliche« Eigentum der jetzige» Kaiserin sind. Da» Tragen dieser Juwelen steht ihr nach Gutdünken frei, während sie, so ost sie Stücke de» Familienschmuckes entlehnt, jedesmal einen Revers untersertigen muß. Dieser Privatschmuck nun, welchtr hauptsächlich au» Geschenken de» Kaisers und fremder Fürstlichkeiten besteht, wurde vor etwa 26 Jahren durch «inen Kammerjuwelier inventiert und geschätzt. Die Juwelen wurden damals auf einen Realwert von zwei einhalb Millionen Gulden geschätzt; der Wert derselben, wenn man die Fassung, die Fm.on und den Schliff in Anschlag bringt, dürfte wohl dre Summe von vier bis fünf Millionen erreichen. Besonder« schön ist eine Perlen schnur aus drei Reihen kostbarster Perlen, welche die Kaiserin nach der Geburt deS Kronprinzen Rudolf von ihrem Gemahl zum Geschenk erhielt und die auf 75000 Gulden geschätzt wurde Heute repräsentieren diese Perlen wohl einen Wert von 300000 Gulden. Es nimmt näm lich der Ertrag der Perlenfischercirn in Ceylon und Mala bar von Jahr zu Jahr ab und die ergiebigen Fundplätze von Eimeo und Tahiti können den gesteigerten Bedarf an Perlen nicht mehr decken. Kaiserin EUsaheth ist heute nicht mehr im Besitzt des ganzen, 1866 mventierten Schatze«; sie hat zahlreiche Schmuckgegenstände im Laufe der Jahre ihren Töchtern und Verwandten zum Geschenke gemacht, doch dürste nur der Juwelenschatz der Kaiserin von Rußland sich mit dem der Kaiserin Elisabeth messen können. * In dec Provinz Lüttich im HaSbengau liegt eine kleine Gemeinde Avernas le Bauduin, die den Be hörden durch den Eigensinn ihrer Einwohner viel zu schaffen wacht Seit drei Jahren giebt es in diesem Orte keinen Gemeinderat mehr und die Bauern weigern sich, einen neuen Gemeinde,at zu wählen Alle Bemühungen der Regielung, die Einwohner zu neue , Wahlen zu be wegen, sind gescheitert, so daß vollständig anarchistische Zu - stänve herrschen. Jetzt ist der Gouverneur, wie man der „Voss. Ztg." schreibt, auf einen neuen Gedanken gekommen; er hat die früheren Gemeinderäle versammeln und ihnen erklären lassen, daß, wenn sie nicht für die Wahl eims neuen Gemeinderates sorgen, die Selbständigkeit der Ge meinde aufgehoben und die Gemeinde mit dem benach barten Orte Beitiee vereinigt würde. Die Gemeinderäte erklärten, daß ihr Mandat erloschen sei und daß nur ein neugcwählter Gemeinderat verhandeln könne. Infolge dieser Antwort wandte sich der Gouverneur an den Gemeinderat von Bertree mit der Anfrage, ob dieser das benachbarte Avernas einverleiden wolle Der Gemeinderat lehn:« diese Einverleibung einstimmig ab, da er mit den Hitzköpfen in Avernas nichts zu thun Halen will. Der Gouverneur hat jetzt den Gemcinderat von Hannut ersucht, Avernas ein zuverleiben; ob er damit aber glücklicher sein wird, ist noch sehr die Frage. * Von vr. A. Voeltzkow, einem jungen Zoologen, ist aus Mojanga (Madagaskar) der Berliner Akademie der Wissenschaften eine Mitteilung zugegangen, die auch manches für weitere Kreise Bemerkenswerte enthält. So dürste eS wenig bekannt sein, daß das Krokodil einen unter der Wasseilinie beginnenden, landwärts gerichteten und sich langsam hebenden Gang von etwa 10—15 w Länge zu graben pflegt Das Ende les Ganges ist etwas verbreitert, sodaß sich das Tier bequem darin umdrehen kann Hier stößt e« 2 — 3 Öffnungen durch die Decke, wahrscheinlich der Luftzufuhr wegen. Nach Aussage der Eingeborenen dient dieser Gang als Aufenthaltsort zum ungestörten Verspeisen der Beute, und diese Ansicht wird dadurch wahrscheinlich gemacht, daß man Knochen und andere Überreste von Tieren darin findet. Die Ein geborenen wissen die Gänge geschickt aufzufinden und be nutzen sie zum Einfangen der Krokodile Sie treiben da» Tier durch große« Geschrei, Wersen mit Steinen, Schießen u. s. w. in seinen Zufluchtsort, verrammeln Vann den Gang eine Strecke vor dem durch die Luftlöcher deutlich brzeichncten Ende mit Hilfe von Baumstämmen und graben da« Krokodil aus Wie bereits siüher mitgeleilt, legt das weibliche Krokodil seine Eier in selbstgegrabene Höhlungen am Strande und bedeckt sie mit Sand Nach Voeltzkow schläft daZ Krokodil nachts auf dem 'Neste, was freilich von Emin Pascha und vr Stuhlmann bestritte r worden ist. Jedenfalls aber Haden die interessanten Beobachtungen Voeltzkow- zu dem Schluffe geführt, daß zur Zeit, wo das Ausschlüpfen der Jungen bevorsteht, die Mutter den Sand von den Eiern schaufelt, und daß sie das Signal zum Beginnen dieser Arbeit durch Töne erhält, die innerhalb der Eier erzeugt werden. Es scheint, daß die Jungen ohne Hilse der Mutter die auf den Eiern lastende Sandschicht nicht durch ¬ brechen können. Denn al« Voeltzkow zwei Nester mit Zäunen umgab, fand er später, daß die Eier de» einen Nestes sich wenig entwickelt hatten und abgestorben waren; bei dem zweiten war das Muttertier mehrmals zurück- aekehrt und hatte den Zaun zerstört, der dann durch einen stärkeren ersetzt wurde. Eines Tage« aber waren in diesem Neste die Jungen auSgeschlüpft und verschwunden; wahr scheinlich hatte in diesem Falle die Lockerheit des Sandes, den man mehrfach aufgegraben hatte, um zu seh«n, wie weit die Entwickelung der Eier vorgeschritten sei, da« Aus kommen der Tiere begünstigt Da« Muttertier hatte unter dem Zaune eine tiefe Rinne gegraben, ohne jedoch zu dem Neste gelangen zu können, vermutlich aber die Jungen in Empfang penommrn und zum Wasser geleitet. Seit langer Zeit war Voeltzkow von den Eingeborenen au!« bestimm teste versichert worden, daß d e Krokodile zwei paar Augen besäßen; da» zweite Paar befände sich an der Unterseite de« Kopfe«, so daß da» Tier also gleichzeitig nach oben und nach unten sehen könnte. Al« der Gelehrte nun «ne« Tage» die Gelegenheit wahrnahm, jene Eingeborenen auf- zufordern, ihm an einem eben erlegten Krokodil da» zweite Paar Augen zu zeigen, wiesen sie »hm richtig ein Gebilde vor, daß für einen Unerfahrenen etwa« Augenähnliche« an sich hat Au« je ein«m Schlitze ^on 4 cm Länge an den Hinteren Rindern de« Unterkiefer« stülpt sich nämlich bei leisem Drucke ein schwärzlich gefärbter kegelsönniger Fort satz von 5 ww Hohe herau«, der schief abgestutzt ist und an seiner Spitze ein kreisförmige« weiße« Gedilde Mit schwarzem Zentrum trägt E« ist, wie sich später herau«- stellte, ein Moschus absonderad«« Organ, und der schwarze Punkt in der Mitte stellt den Au«führung»gang des selben dar („Voss Ztg") Statistik und Volkswirtschaft. — Der vorliegend« B-schäftSbericht der Lh«mnitzer Wirk - warenmaschinrnsabrik (Schüben u Salzei) kann mit teilen, daß die im vorige» Beschäst-btrichte au«geipiochrnen Hoffnungen aus eine günstigere Entwickelung in dem am »l. Mörz abgelausenrn Geschäftsjahre sich „füllt haben, irwem größere Aufträge dem Unternehmen namentl ch iu der zweiten Hälite dr« Zahle« vove Beschäftigung gewährten. Indes,, n war e« nicht möglich, Preise zu erlangen welche der vervessertrn Konstruktion der Maschinen der Gesellschaft besser entsprochen Hütten Der Gejamtumjitz betrug 392 2K2 26 M. gegen 234077,3t M im Vorjahre. Den erzielten Nutzen tchreidt die Beiwatiuag den vrrbefferten Fabnkation-einrichtungen zu. Die an den Bau größerer WUlmPchinen geknü sten Erwartungen hrben sich verwirklicht, da d eselbeu vollen Beifall gesunden und reichliche Auitiäge g bracht haben. Für neue Maschinen rc. wurden 18 369,72 M. verbucht. Aus einen flachen Kulierwirk- ftuhl mit Vorrichtung zu schnellem Wech el zwischen glatter und Lausmajchenware hat die Fabrik ein Patent erhalten und bereit« mehr al« hundert Maschinen dieser Art gelies:rt. In da« n ue Geschäftsjahr trat da« Unternehmen mit einem Bestand an Aufträgen im Betrage von 260 000 M. ein Der im ver- flaslrnenen Jahre erzielte Gewinn beträgt KV 823.5» M, so daß zuzüglich des vorjährigen Saldo« 66 954,32 M. zur Beifügung stehen. Hiervon sollen 25 467,66 M al» Abschreibungen ver wendet, 867«,»» M. dem Rejeiv'sond zugewie'en, 2 74,33 M. Tantiemen an den AusjichlSrat und 8333,43 M. olS solche au Dir'kiion und Beam'e gewährt unv 3t«wo M als 6 Pro«. Dividende an die Aktionäre verteilt werden, während der Rest mit 5004, M auf neue Rechnung übertiagen wird. — Da« französische Finanzministerium hat jetzt den Bericht über den auswärtigen Handel Frankreichs im erftrn Quartal d. I. veröffentlicht; hierin sprechen sich, wie der „Monte Economiquc" hervsrhcbt, die nachteiligen Folgen de« neuen französischen Zolltarifs deutlich auS. Die Waren- einsuhr, welche im ersten Quartal 1892 1 138 940 000 M be tragen hatte, ging im entsprechenden Zeiträume 1893 auf 707 840 UVV M. zurück. Hierunter befinden sich Nahrungs mittel im Betia:e vor nahezu 200 Millionen Mark, woraus sich ergiebt, welche großen Läuse an Getreide im vorigen Jahre bewirkt worden sind, der Rest der Verminderung entfällt auf Rohmaterialien sür industrielle Zwrcke und aui seltne Waren. Aus die Ausfuhr hat dagegen der neue Zolltarif einen un günstigen Einfluß niMt auSgeübt, die elbr weist einen Betrag von 647 960 000 M. gegen 622 760 000 M. im ersten Quartal 1892 auf; vermindert hat sich die Ausfuhr von Nahrungs mitteln, während die Ausfuhr von Jndustrieerzeugnissen von 30Ü390OO0 M. auf 34k 380 003 M. also um 40 08^000 M. gestiegen iü. — Die Vetriebsergebnisse der Braunkohle nabbau- gefellschaft „Friedensgrube" in Meuselwitz waren im verflossenen Gesa äftsjahre wie dir vorliegende Beucht kon statiert befriedigende Die Gesamisördcrung dec drei Schächte der Gesellschaft betrug 30S749 (im Boijavre 286 48>) Hunte, wofür 80493,64 ;76606,73) M. Löhne gezahlt wurden Dec Erlö.' au» dem Berkaus der Kohle einschließlich 73 2S9 ;7OO18) ZentnerBriquette- betrug einschließlich ker Fuhrlöhne 316636,01 M gegen 229638.60 M im Vorjahre. Wesentliche Neuan lagen waren nicht erforderlich während die Passiven sich v r- minderten intern drr 18000 M. betragende Rest e nrr ur sprünglich ans 100000 M sich belausenden mit k zu ver zinsenden Schul» getilat und auf eine 4 Schuld -i45b,t3M. abgezahll wurden. Die letztere beträgt noch 2S2085,6» M. Nach Abschreibung von 14 762 M verbleibt ein Reingewi-n von 78 641.8S M geg'N 78 776,10 im Vorjahre, welch r wie folgt Verwendung finden soll: Rescrvesond 3 932 06 M , Gra tifikation an Beamte und Arbeiter 2 KOO M 3 Zinsen auf die Forderung de« Haupt JäubigerS 8 012,57 M, an die Aktionäre als Dividende 83 098,3 > M, zur Ergänzueg der Schuldverzinsung aus 4 «ß 2 670,86 M, Abzahlung 29427,45 M., Tantiemen 6 677,49 M., weitere Dividende mit 73 M. pro Aktie IK088 M, Vortrag aus neue Rechnung 492,82 M. Dre Besamtdividende beträgt 38 M auf jede zusammengelegte Aktie. — Der ,N. Z.' zufolge ist ein Beriretcr der National bank nach Griechenland obgeieist, um die Jmettssen der deutschen Gläubiger zu wahren. — Über den Boldbergbau in Transvaal wird nach dem Jahresbericht der W twaierkrandlr Bcrgbaukammec sür 1892 berichtet, daß eS in Transvaal 14 verschiedene Golddistrikte giebt, welche sich von Malmani im Westen bis De Kaap im Osten und von Klerksdorp im Süden bis nach Klein Lrnba im Norden auSdehnen. Das nördlichste Areal ist das ausgedehnteste. Ter älteste Fundort ist der Aoutpansberg, der jüngste der Wit- watereberg bei Pretoria. Was die Ausbeute betrifft, jo steht Witwatersrand in er^er Reihe mit jährlich 1210868 Unzen gegenüber 6 anderen Distrikten, De Kaap, rqsenbu g, »lein- Letaba, Kleiksdorp und Poschesslrom, Malmani und Marabaftad, die nur 114 525 Unzen zus mme» produzierten Es ist un möglich, vorherzusagen, welche Erfolge das aujgewendete Kav'tal und die Arbeit sür die Ei twickelung der letzteren Distrikte haben wcrdcn; sollte aber daS nächste halbe Jahrzehnt auch nur Halo so viel erzielen, als die letzten sünf Jahre in Wilw'te srend geli.sert haben, so wird sich die Ausbeute um 6 Millwrin Unzen erhöhen, abgesehen von diesem großen Zen- tralpui ktc Der Bericht konstatiert, daß Transvaal jetzt in der Reihe ter BoldprodultionSIänker der Welt, nach Amerika und Australien die dritte Steve einnehme Gegen 1891 hat sich die Ausbeute um 48t 630 Unzen erhöht, was aus die allgemeine Entwickelung drr Berg > erksindustrie zurückgesühit wird, welche mit zahlreicheren und besseren Anlagen und Maschinen arbeitet. Die Einnahmen der Minenbesitzer lausen mit der erhöhten Pro duktion parallel, wenn sie auch nicht überall ir gleichem L:r- hältnisse steh.-n Die von den BergwerkSuntcrnehmungen 1892 gezahüen Dividenden belrugen 811864 Pfo. S erl. * Buda-Pest, 7. Juni. Amtlicher SaatcnstandS- bericht vom 1. Juni und Ernleschätzung. Der eiugetretene Landregen übte iine außero denilich gute Wülung aus Trotz dem wird der heurige Ertrag keireswegs zusrikdenstelleiid Der zu erwartende Ertrag des Wenens wird aus 28 703 196 Meter- zrntr.er geschätzt (definitives Resultat des VorjahnS 38 6kl 729 Meier-eniner', der Ertrag des Roggens aus 9 821040 (m vorigen Jahre 11 626 52»), der Ertrag dr» HaserS aus 86303357 (im vorigen Jabre 9 817 862). Die Aussichten für die Repr- erme find ungünstig, vom Weinrep« sind KO htz zu Grunde gegangen. ElbsechiffahrtSbrricht. Vom 28 Mai bi- mit 3. Juni d.J. passierten da- Kö. igl Hauptzollamt Schandau lS8, mit Schwejel- kieS, Schlemmkreide, Harz, Baumwolle, Braunkohlen, Sand-, Basalt- und Ziegelsteinen u. a. m. beladene Fahrzeuge. — Vom 1. Januar bi- mit 3 Juni d. I sind inSaelamt 375» beladene Fahrzeuge beim König!. Hauptzollamte Schandau zur Absertigung gelangt. Keneratversarnrnlungen. 17. Juni, nachmittags 6 Uhr: Loschwitzer Wasserwerk. Lolchwitz, Rathaus. 20. Juni, vormittags H1I Uhr: Deutsche Thonröhren- und Ehamottesabrik Münsürbrrg, Geschäft-lokal. 22. Juni, nachmittag» 4 Uhr: Dre»dnrr kausmannschaft. Ostraallee 9. 26. Juni, vormittag» 1l Uhr: Dre»buer Aktien Eichoriev- uud Kafseesurrogatfabril Dre»ben, Stadt Eotha. 2» Juui, vormittag» II Uhr: Zittau Reichenberger Eisenbahn. Zittau, Saal drr rhemaligrn Societät Sächsische Mä-er. Bad Elster. Bi» mit « Juni 74l Parteien mit 1087 Persoven. Warmbad bei Wolkenstein. B>» « Juni »1k Parteien »it 17 l Personen.
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