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Dresdner Journal : 08.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-08
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 08.06.1893
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W13N. DomMtag. dm 8. Auni, admdi. 1883. VNr vr«iä«» viertthLdrlici, N U»rll ÜO kL, d«t ä« R»t»»rt. deuttctiso ko,t»o»t»lt»i» virrttt- ANitiO-i Z »o«»erii»Id de» deuttc^e» tritt kott- Ul«i 8tewp«lLo«:i»tts i»ü»»a. 8i»»«loa Kammer»: 10 kt. A»N>»älnu»n»n«düIir«»t VLr de» Lmu» e»»«r ^««p»Ite»e» Leit« Beiuder >0 kk. Unter .,Iüi»x«»»»dt- di» 2«il« bO 8«t ^»beU«» - u»d Hm«rn»»tt sattpr. A»t«!l»ttU. Lr»eN«l»e»r INDU^» mit ^u»»»dm» der Sonn- u ^«iert»^« »ireod». k«»«pr«cd - ^nbcdlo«: Ur. 1L8L. Vres-ntrÄmmml. Für die GrsamUetwng verantwortlich: ^ofrat Dito Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. ro» LntOnälssnnxen »usvirt,, Lr«»d«<rttrr, LomnvEoMr de» Dresdner dourunle, M»»t«r» Derlis Vien l,«iprtx B»»»I Br»»l»» Br»»tt»rt ». N.I Laa«r»>r<r,n <K ^0A/er, Berit» Vie»-U»md»rM kNU L»tp»tss-Br»»LN>r» ». H.Nüil«k»»: L«d. »sm»«, B»rt» Lencko» Berit» Bnmirtart ». IL »tallUirt: 7)a«ü« «B 6o-, Berit»: /ivaiicirndunt:, Ireei»»: Lmit LaLatt,- wureorer 6. Le/tü«ier, Ueli« » 5.: Larct <F 6». Ner»u»8«dert Xvni^l. Lrpeditio» de» vre»doer 1our»»I». Orseden, ^iria^erstr. 20. keruiprsctt -^esetdui»: Ur. IL8K. Jur grf. Weachtung. Diejenigen Bezieher, welche unser Blatt nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der be züglichen Bestellung gleichzeitig die an die Post zu eutrichtendeÜberweisungsgebühr einsenden zu wollen. Dieselbe beträgt im ersten Monat eine» Vierteljahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pfg. Lö«i-l. Expedition -es Dresdner Journals. , -- Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand getretenen Hauptsportel- kasfierer beim Stadtrath zu Dresden, Breyer, da» AlbrechtSkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 8. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) S«. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ist soweit «iederhergrstellt, daß HöchKdersrlbe hente mittag 12 Uhr 11 Min. von hier nach Dresden abreisrn konnte. Paris, 7. Juni. (D. B. Hd.) Vestern fand die Venetalvrrsammlung der Aktionäre drS Suez- kanaK statt, in welcher eine Anzahl Mitglieder d«S LerwaltungSratS gewählt wurden. Ferdinand Leffep» «ar als Vorsitzender deibrhalten worden. De» Bureau war ein Antrag auf Streichung Charles und Victor LeffepS auS dem Ler- waltungSrat zugegangen. ES wurde indes die Diskussion dieses Antrags verweigert. Die be- treffenden Antragsteller wollen nunmehr eine neue Versammlung einberufen. RimrS, 7. Juni. (W. T. B.) Heute ist hier eia Todesfall infolge choleraartiger Erkrankung vorgekommen. Die cholrraartige Epidemie ist avch in AlaiS ausgetreten, wo die Zahl der Sterbe fälle die DurchfchnittSziffer übersteigt. Venedig, 7. Juni. (D. B. Hd.) In der Gegend von Verona ist fast die gesamte Ernte dvrch daS gestrige Hagelwetter zerstört worden; auch »ehrere Menschen sind verunglückt. Lissabon, 7. Juni. (D. B. Hd ) Die Häfen von Bordeaux und Marsrille find amtlich als choleraverdächtig erklärt. Belgrad, 7. Juni. (D. B. Hd.) Bei den drei Nachwahlen in Pozarewatz, Loznica und Lakowa wurden Radikale gewählt. ES gehören somit von 134 Deputierten 123 der radikalen Partei an. Belgrad, 7. Jnni. (W. T. B ) Die für den Auleihedienst in Belgrad domizilierenden aus ländischen Drlegiertcn der Obligationäre werden nunmehr ihrerseits alle Publikationen über die Kaffenangelegenheiten übernehmen; als Delegierter der deutschen und österreichisch ungarischen Obliga tionäre ist der seit Jahren in Belgrad fungierende EharleS Dürrenberger bestätigt worden; seitens der französischen und schweizerischen Obligationäre ist de St. Balmout ernannt worden. Athen, 7. Juni. (W. T. B.) Die offiziöse „AcrvpoliS" teilt mit, eS werde demnächst ein Dekret erscheinen, welches den Abschluß der in Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 6 Juni: „Corneliu» Schut." Oper in drei Aufzügen von Anton Smareglia. Text von Luigi Jllica. (Zum ersten Male ) DaS Hervortreten dieser Leistung voll liebens würdiger, musikalisch anmutiger Schöpferkraft hat bei der vorzüglichen Ausführung unserer Kapelle untn: Leitung des Hrn. Generalmusikdirektor- Schuch im Publikum eine allgemein freudige Erregung hervor gerufen. Gab sich dieselbe äußerlich durch einen vielfachen Hervorruf de- anwesenden Komponisten kund, so wurde sie zugleich bei den Kennern und Musikfreunden inner lich erweckt und genährt durch die Wahrnehmung, daß e- auf diesem Gebiete keiner Zeit, auch der unsrigen nicht an Talenten fehlt, die durch da- glück- liche Betreten einer maßvollen und der sklavischen Nachahmung abgewandten Bahn sich an musikalischen Reformen eine- neuen Kunstgeister beteiligen. Daß dieser Geist auch bei Smareglia und anderen seiner Lande-genossrn der neudeutsche und zwar der Wagner- sche ist, bedarf kaum der Erwähnung. Daneben aber drängt sich wohlthuend al- ein Zeugnis für die Viel gestaltigkeit der schöpferischen Natur die Thatsache hervor, daß durch da- Medium einer fremden Rationalität die Form und Farbe der bekannten Reformen von Temperament und individueller Auf fassung iu Zwischentöne, in neu berührende Stim mungen und überraschende Nervenreize für Ohr und Seele nmgewandclt werden. Die Musik Smareglia» hat e- nach London geführten finauzlelle» Verhandlungen rati fizieren «erde. New-Aork, 8. Juni. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Eine Feuersbrunst äscherte den größten Teil von Fargo in Rorddacota eiu. Dir Brücke der Greet- Northern-Bahn wurde so beschädigt, daß fie un passierbar wurde. Mehrer« Tausend Personen find obdachlos geworden. Der entstandene Schaden beträgt annähernd 2 Millionen Dollars. Dresden, 8. Juni. Stichwahlen gehöre», wenn sie gleichzeitig in größerer Zahl sich nötig machen, bekanntlich zu den unliebsamsten Er scheinungen im parlamentarischen Leben. Dieselben verlängern die durch den Wahlkampf hervorgerufene Aufregung, ja steigern dieselbe womöglich, lassen Handel und Verkehr noch immer nicht zur Ruhe kommen und sind in ihrem AuSgange in der Regel ganz unberechenbar. UnS in Deutschland bedrohen sie dieses Mal noch mit einem besonderen Nachteile, auf den wir auch hier recht nachdrücklich aufmerksam zu machen durch den Ernst der Lage uns gedrungen fühlen. Der leichteren Übersicht halber schicken wir eine kurze Zusammenstellung der maßgebenden gesetz lichen Bestimmungen voraus. Nach Art. 27 und 28 der Reichsverfassung verb. mit 88 l, 9 bis 12 der Geschäftsordnung für den Reichstag kann von der Konstituierung de- neu gewählten Reichstages und von dem Beginne seiner verfassungsmäßigen Wirksamkeit erst dann die Rede sein, wenn auf Grund der an den Reichskanzler feiten der Regierungen der Einzelstaaten erstatteten Anzeigen, feststeht, daß durch die nach Maßgabe de- Art. 20 der Reichsverfassung verb. mit den Bestimmungen de» Reichstagswahlgesetzes vom 31. Mai 1869 und de» dazu gehörigen Reglements vollzogenen Wahlen (mittel» aus den abgegebenen giltigen Stimmzetteln erhellen der absoluter Stimmenmehrheit) eine solche Anzahl von Abgeordneten als gewählt hervorgegangen sei — die Prüfung der Ordnung-Mäßigkeit der Wahlen durch den Reichstag vorbehältlich —, daß dadurch mindestens die Mehrheit der gesetzlichen Anzahl der Mit glieder des Reichstags erfüllt wird. Stellt bei der Wahl eine absolute Stimmenmehr heit sich nicht heraus, so hat zwischen den zwei Kan didaten, welche die meisten Stimmen erhalM.hg^v, die entere Wahl — d»e sogenannte Stichwahl — stattzusinden. Dieselbe muß spätestens am fünfzehnten Tage nach der Ermittelung des Ergebnisses der ersten Wahl, mithin spätestens am neunzehnten Tage nach dem Tage der ersten Wahl vor sich gehen (8 12 de» Wahlgesetzes und 83 29, 30 des Regulativ») Nach Artikel 20 der Reich-Verfassung verbunden mit dem Gesetze vom 25. Juni 1873, betreffend die Einführung der Verfassung des Deutschen Reiches in Elsaß- Lothringen, beträgt die gesetzliche Anzahl der Mit glieder de- Reichstage- 397. Die Mehrzahl derselben mithin 199. Wir haben nun bisher den Gedanken zurück gewiesen, es könne die Zahl der bei der ersten Wahl al- gewählt zu erachtenden Mitglieder weniger als 199 betragen, somit die erste Wahl eine beschluß fähige Anzahl von ReichStagSmitgliedern noch nicht ergeben, jedenfalls die Zusammenberufung des neuen Reichstages daher erst später, nach Erfüllung der zur Beschlußfähigkeit des Reichstages erforderlichen Anzahl der gewählten Mitglieder durch Beendigung von offen gebliebenen Stichwahlen, vor sich gehen, da ja, wie an sich klar ist, an Berufung eine- Reichs tages, von dem man voraus wissen würde, daß er nicht beschlußfähig sein würde, nicht gedacht werden kann. dieser Richtung hin in der vorstehenden Oper, die nur die Leidenschaft der Liebe und ihre zerstörende Wirkung auf ungeklärte Geister von krankhafter Lebens- Willkür behandelt, wohl zur bedeutendsten Vertiefung gebracht. Er verdankte daS nicht nur dem poetisch durchhauchten, von Ludwig Hartmann sehr geschickt übertragenen Texte, sondern zumeist der Wärme und empfänglichen Weichheit eines ganz Tönen lebenden Fühlens und Denkens. Hierin liegt cnch der Quellpunkt für den melodi ösen Reichtum des Werke-. Er wird in der Wirk- erst recht hervortreten, wenn sich der Tondichter ent schließt, durch Kürzungen dem schwer verständlichen und etwa- schleppenden Durcheinander de- ersten Akte- eine plastisch klarere Gestalt zu geben. Der in der Rolle CraeSbecke li gende sehr schwäch liche Humor und die lange Namcnreihe be rühmter Maler, die nur Wein trinken und Ge legenheit finden, dabei dos übliche Gewöhnlichste zu sogen, kann ja diesen Akt unmöglich zu einem fesseln den Kulturbilde machen, da das Publikum ohnehin von der ganzen Gesellschaft den in der historischen Überlieferung nicht bedeutenden und auch an sich per sönlich unsympathischen Haupthelden Schut am wenig sten kennt. Die Verwechselung der Tinge, die ern Romanschriftsteller oder Dramendichter kann, aber ein talentierter Poet nicht kann, tritt wie so ost auch hier hervor. Doch ist darüber durch Zusammenziehung und durch das wundervolle Aufsteigen des zweiten und dritten Akte- ohne Schaden des trefflichen Ganzen leicht genug hinwegzukommen. Die Leistungen der Darsteller in Gesang und Spiel verdienen ohne Einschränkung da» wärmste Lob Hr. Leider haben wir uns überzeugen müssen, daß der Fortgang der Wahlbewegung und die Wendung, welche dieselbe nimmt, jenen Gedanken al- in den Bereich müßiger Betrachtungen gehörig nicht mehr erscheinen läßt! Die Zerfahrenheit, welche sich seiten der für die „StaatSerhaltung" eintretenden Wählerschaft — der Ordnung-Parteien —, indem die letzteren im ein zelnen gar mannigfach auseinander gehende Anforderungen unentwegt sesthalten (wie die un heilvollen „Vielkandidaturen" auSweisen), aufgethan hat, legt die Befürchtung eines Ausfalles der ersten Wahlen mit dem vorbezeichneten unzulänglichen Erfolge nahe, zumal da zu den Spaltungen der „alten" Parteien Versuche neuer Parteibildungen ge treten sind, durch welche unter der Losung: „StaatS erhaltung" keineswegs an letzter Stelle die Verfolg ung von Sonderinteressen angestrebt wird. Was aber würde die Folge der von unS al» nicht ausgeschlossen bezeichneten Katastrophe sein? — eine moralische Niederlage Deutschlands, vor welcher wir nicht eindringlich genug warnen können. Alle Welt ist davon erfüllt, daß der Kern punkt der Thätigkeit de» neuen Reichstag- in seiner ersten Session die Militärvorlage, wie sie sich nach dem Anträge von Huene gestaltet, sein wird und sein muß. Tritt der von unS bei der neuesten Wendung der Dinge al- möglich bezeichnete Miß erfolg — durch Stimmenzersplitterung — ein, dann werden unsere Feinde, wir wollen hier nur an das Ausland denken, e- verkünden: Deutschland wolle von der Vermehrung seiner Heeresmacht nichts wissen oder eL sei wirtschaftlichso zurückgekommen, daß e- keine Kräfte für solche Vermehrung mehr habe So hand greiflich unwahr diese Behauptung auch sein würde, sie würde im Auslande nicht nur, nein, auch im In- lande noch viele, nur zu viele gläubige Seelen und geneigte Ohren finden, sie würde noch genug politische Dilettanten antreffen, welche mit verblüffender Urteils losigkeit dieselbe sich aneignen und weiter geben würden. Eine Schädigung unsere- Selbstvertrauens und unserer Zuversicht in Bezug auf eine glückliche Lösung der Krisis, welcher in demselben Verhältnisse eine Steigerung de- Übermutes unserer Gegner ent sprechen würde, wäre das unausbleibliche Er gebnis. — Aber man würde bei dem gedachten Triumpbrufe nicht bleiben, man würde ihn mit ebenso großem Unrecht, aber auch mit der nämlichen unS un günstigen Wirkung zu dem Sicgesgcschrei steigern: „Seht, die Deutschen können nicht einmal 199 Ab geordnete für ein gemeinsames festes Programm ohne weiteres zusammenbringen, sie fangen an, in sich selbst zu zerfallenI Der große Erfolg, der Sieg, fällt uns halb von selbst in den Schoß!" — Sv sieht's auS; schreibt doch der Pariser „Gaulois" unterm 5. Juni: „Die Regierung werde trotz der Wichtigkeit des Cadres- gesetzeS sich enthalten, dessen Diskussion bereits jetzt zu verlangen, aus Besorgnis, gewisse Vorwände zu Gunsten der deutschen Militärvorlage zu liefern. Der Kriegsminister hätte sich mit dem Mi nisterpräsidenten darüber verständigt, die Wahlen des neuen Deutschen Reichstages abzuwarten, bevor zur Lösung dieser ernsten Frage geschritten werde." Wir würden hier hinzufügen. „Lspiouti Kat", wenn es in unserer Zeit überhaupt roch erlaubt wäre, sogenannte lateinische Brocken einzufügen. Wenn wir jetzt, gleichsam in letzter Stunde, an die Wähler, welche sich als „Ordnungsparteien" be zeichnen, den ausdrücklichen Appell richten, die ge fährlichen Vielkandidaturen durch möglichst wei tes gegenseitiges Nachgebeu, durch Kompromisse, die ja ohnedies im konstitutionellen Staattleben keines wegs zu den seltenen Maßnahmen gehören, zu be seitigen, damit Stimmenzersplitterung und Stichwahlen AntheS hat in der Titelrolle das Tüchtigste, daS hier erwartet werden konnte, bewährt. Hr. Scheide mantel verstand eS, bei stimmlichem Maßhalten und LebenStreue im Vortrag die Aufgabe daS CraeSbecke so dankbar wie möglich zu lösen. Daneben hat noch Franz Hals Gelegenheit hervorzutreten, welche Hr. Perron in wohlthuender Weise wahrnahm. Die Gertrud, ein schönes, von Schut ehemals geliebte» Modell, wurde von Frau Schuch nicht bloß gesang»- künstlerisch auSgeführt, sondern auch durch die leichte, graziös unbefangene Haltung dieser geübten Dar stellerin über ihren Stand angenehm hinauSgehoben. Hierin liegt ein Hauptpunkt für die edlere Wirkung de» Ganzen. Frau Wittich hat als Elisabeth so schön ge sungen, wie ich sie, als ein freilich schwacher Besucher der Oper, kaum je gehört; auch Frl. v. Chavanne gestaltete die Aufgabe der Elisabeth mit vielem Geschick. In der Dekoration am Alkmarsee mit dem Land- Häutchen für heimliches Liebesglück hat Hr. Maler Rieck ein bezauberndes Bild für jede- junge Paar hergestrllt. Margot» Träume. Lon Hermann Heiberg 2 (Fortsetzung i Margot hatte bei Alexander- Worten einen Band von Schopenhauer au- der Tasche gelegt, und nach dem sie mit einem raschen, flüchtigen „Danke, e- geht besser I" seine Frage beantwortet hatte, nahm sie da» vermieden werden, so wollen wir auch nicht bei der bloß allgemeinen Mahnung stehen bleiben, wir wollen vielmehr noch einen ganz bestimmt gefaßten Ratschlag hinzufügev, von dem wir meinen, daß er eine der wesentlichsten Ursachen der Vielkandidaturen trifft: Wir bitten die verschiedenen Gruppen — Parteien, Vereine, Versammlungen — die Anforderungen, welche sie an ihre Kandidaten stellen, diesmal nicht mit vielen und mannigfaltigen anderen Wünschen, Vor aussetzungen und Verlangen zu belasten, viel mehr alle- Gewicht darauf zu legen, daß die An nahme der Militärvorlage gesichert erscheine. Man wolle sich hierbei sagen: daß Männer, die klar und patriotisch genug zu denken und zu handeln wissen, um die Lösung der vorliegenden Lebensfrage für daS Reich dadurch herbeizuführen, daß sie sich in Selbst losigkeit und Mäßigung darüber vereinigen, welche Opfer unS al- Gegengabe für den Schutz des Reiche» anzusinnen seien, daß diese Männer später auch über andere Fragen, welche im Vergleich zur Reichs- lebentfrage doch immerhin erheblich leichter wiegen müssen, richtig zu beschließen wissen werden. Wir halten eS für angezeiyh hier noch die Bemerkung zu verlautbaren, daß eS in diesen Beziehungen nicht so wohl darauf ankommt, dem Publikum immer und immer wieder vorzusagen: „was Not thut" — dar über verständigt man sich, soweit eS überhaupt «och einer Verstäudlgung bedarf, recht bald; sondern daß es darauf ankommt, zu sagen: „wie zu helfen". Je schwerer die Aufgabe ist, welche unseren lieben Stam- meSgenofsen gestellt wird, uni so dringender ist die Veranlassung, sich von einem der altgermanischeu Erb übel, der Absonderungsleidenschaft, frei zu machen. Ehre dem alten Arndt, dem edeln und ersten Patrioten, der in der That „ein Rückgrat" hatte; er rief iu schwerer, unserem Volke beschiedener Prüf ung-zeit auS: „Ol Herr im Himmel sieh darein U»d laß uns einig, einig feint" Wir rufeu'S mit ihm auch heute wieder! Dre»den, Anfang Juni 1893. Klemm (Sachsen). Tagesgeschichte. * Berlin, 8. Juni. Se. Majestät der Kaiser besichtigten gestern mit Sr. König!. Hoheit dem Grafen von Turin auf dem T.mpelhofer Felde das Garde- Kürassier- und das 2. Garde-Ulanenregiment. Nach Schluß der Uebungen ritten die Hohen Herren an der Spitze der Kürassiere, nach der Kaserne in der Ale- xandrinenstraße, wo das Frühstück mit den Offizieren des Regiments eingenommen wurde. Se. Majestät der Kaiser haben dem Hilfsrat im ReichSmarineamt, Admiralitätsrat Rottok den Cha rakter als Wirklicher Admiralitätsrat verliehen. Oberst Pulkowski, ä la ouita des Westfälischen Fußartillerieregiments Nr. 7 und Inspekteur der 3. Artillerie-Depotinspektion erhielt das Komthurkreuz 2. Klasse deS König!. Sächs. AlbrechtSordens. Die veieinigten Ausschüsse de- Bundesrats für da- Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwescn, und für Rechnungswesen und die vereinigten Aurschüsse für Zoll- und Steuer- Wesen und für Handel und Verkehr hielten gestern Sitzungen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt an hervor ragender Stelle: „Die „Hamburger Nachrichten" und die „Freisinnige Zeitung" vertreten in längeren, fast gleichzeitig erschienenen Leitartikeln die Anschauung, daß die Regierung zwar formell berechtigt sei, den Reichstag im Falle einer abermaligen Verwerfung der Militärvorlage zum zweiten Male anfzulösen, i Buch von neuem wieder auf und sagte, die Seite, auf der sie gelesen, von neuem suchend. „Höre, was Schopenhauer hier sagt, Alexander!" Und dann Hub sie an, laut zu lesen: „Mit den Mädchen hat eS die Natur auf das, waS man im dramatischen Sinne einen Effekt nennt, abgesehen, in dem sie dieselben auf wenige Jahre mit überreicher Schönheit, Reiz und Fülle auSstattete, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich während jener Jahre der Phantasie eines Manne» sich in dem Maße bemächtigen können, daß er ganz hingerissen wird, die Sorge für sie auf zeitlebens in irgend einer Form ehrlich zu übernehmen, zu welchem Schritte ihn zu vermögen die bloße vernünftige Über legung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur da- Weib eben, wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren eS zur Sicherung seine- Dasein- bedarf, wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist." „Sehr richtig," sagte Alexander, nachdem Margot geendet batte. „Aber warum liest Du mir diese trübe Schopenhauersche Weisheit vor?' Margot zog die Mundwinkel Alexander ver mochte nicht zu unterscheiden, ob's ein Lächeln war oder schmerzliche Bewegung. „Ich fand darin eine Bestätigung dessen, wa» man täglich zu sehen Gelegen heit hat und weil mich de- Philosophen Worte so sehr beschäftigten, la» ich sie auch Dir vor," antwortete sie in einem zufolge Alexander» Einwand fast etwa» verdrossenen Ton. „Sonst verband ich keine Absicht damit."
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