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Dresdner Journal : 07.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-07
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 07.06.1893
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rede: „Nach meiner Meinung ist e» besser, wir ver lieren einen Krieg, als daß wir noch einen Groschen für das Militär auSgeben." BrrSlau, 6. Juni. Se. Königl. Hoheit Prinz Georg von Sachsen, Generalinspekteur der II. Armee- inspektton, traf mit dem gestrigen Schnellzug gegen 5 Uhr nachmittags, von Dresden kommend, auf dem Oberschlesischen Bahnhofe in Breslau ein, begab sich, nach Begrüßung der auf dem Bahnhofe anwesenden Offiziere, mit denselben in die Fürstenzimmer und reiste um H6 Uhr mit dem vom Oberschleftschen Bahn hose abgehenden Personenzuge über Camenz nach Neisse weiter. Heute wird Sr. Königl. Hoheit, wie die „Schles. Ztg." berichtet, in Neisse den Besichtigungen des 1., 2. und 3. Bataillons deS Infanterieregiments v. Winterfeldt beiwohnen; um 6 Uhr 33 Min. abends erfolgt die Abreise nach BreSlau, die Ankunft daselbst um 9 Uhr 45 Min. abends. Am 7. Juni wird Se. Königl. Hoheit den Besichtigungen sämtlicher Eskadron» des LeibkürassierregimentS Großer Kurfürst und am 8. Juni des 1., 2. und Füsilierbataillons Grenadier regiments Kronprinz Friedrich Wilhelm beiwohnen und an demselben Tage um 1 Uhr 51 Min. nachmittags nach Sibyllenort reisen. Am 9. Juni bezieht sich Se. Königl. Hoheit von Sibyllen ort nach Oels, trifft dort um 9 Uhr 17 Minuten vormittags ein, wohnt der Besichtigung deS Jäger bataillons Nr. 6 und der 1. und 3. Eska dron deS Dragonerregiments König Friedrich III. bei und reist um 9 Uhr 18 Minuten abends nach BreSlau. Am 10. Juni fährt der Prinz nach Leisewitz, wird dort der Besichtigung der 1, 2. und 5. Eskadron des Husaren» egimentS v Schill beiwohnen und von Ohlau aus um 1 Uhr 47 Minuten nachmittags nach Breslau rurückreisen; die Abreise nach Dresden erfolgt an dem selben Tage um 10 Uhr 24 Minuten abends vom Oberschlesischen Bahnhofe aus. München, 6. Juni. Wie die „Münchener All gemeine Zeitung ' meldet, hat Se. Königl. Hoheit der Prinzregent das DemissionSgesuch des Kriegs ministers Generals v. Safferling in einem huldvollen Schreiben angenommen und den bisherigen Kommandeur der 2. bayerischen Division, General - lieutenant Frhrn v. Asch an seiner Stelle zum Kriegs minister ernannt. Der Prinzregent hat dem General v. Safferlmg das Großkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen und bestimmt, daß v Safferling fortan in der Stellung eines General- odjutanten verbleibe. Straßburg i. C., 0. Juni. Aus dem Wahl kreise Hagenau-Weißenburg ist aus allen Ge meinden eine mit Unterschriften sämtlicher Bürger meister, sowie einer großen Anzahl hochangesehener Wähler aller Stände und Konfessionen bedeckte Adresse an den Sohn des Kaiserlichen Statthalters, den Prinzen Alexander v Hohenlohe, mit der dringenden Bitte gerichtet worden, er möge die Wahl zum Reichstage annehmen. Nach einer aus bester Quelle schöpfenden Nachricht der „Hagenauer Zeitung" scheint die Wahl gesichert, auch wenn der Prinz es ablehnen sollte, als Kandidat aufzutreten. Die Wähler wo'ien den Prinzen auf olle Fälle wählen und damit den Beweis liefern, wie fest ihr Vertrauen zum Fürsten-Statthalter steht. Wien, 6. Juui Se. Majestät der Kaiser »st, begleitet von mehreren Militärattaches, zur In spizierung der Truppen im Brucker Lager eingetrosien. — Die Kronprinzessin Witwe Stefanie tritt morgen abend eine zweimonatliche Reise nach Däne mark, Schweden und Norwegen an. — Im weiteren Verlaufe der Verhandlung des Budgetansschusses der österreichischen Delegation legte der Reichs- finanzminister v. Kallay in einer längeren Rede den außerordentlichen volkswirtschaftlichen Aufschwung der occupierten Länder und die damit zusammenhängende Hebung des geistigen Niveaus dar, und hob die Ver mehrung der Gymnasien, Mädchenschulen und Ele mentarschulen hervor, welche auf Wunsch der Be völkerung erfolgt sei. Die letztere bringe hierbei werkthätige Opfer, wie sie überhaupt für die ver bessernde Thätigkeit der Regierung, insbesondere auch auf dem Gebiete der Landwirtschaft ein klares Ver ständnis und ein weitgehendes Vertrauen zeige. Eine Folgeerscheinung des zunehmenden Wohlstandes sei die immer zahlreichere Ablösung der Kmeten, welche die Regierung durch Gewährung von Darlehen nach Möglichkeit fördere. Er veranschlage die Zahl der seit der Occnpation Fieigekauftcn auf 100000 In dividuen. Hierauf wurde der Occupationskredit ohne Debatte unverändert und einstimmig angenommen, ebenko dos Mormebndoet. ein träges Dasein fristete. Er zeigte ihm auch — sein höchster Stolz! — das Werden und Wachsen der von ihm gezüchteten häßlichen Cochinchinahühner. Als sich Alexander von seinem Vater getrennt halte, stieg er dre schön gewundene und mit allerlei prächtigen Schnitzereien versehene Treppe in den oberen Stock deS Hauses hinauf, um nach seiner Schwester zu sehen, die sich an diesem Tage leidend fühlte und beim ersten und zweiten Frühstück nicht erschienen war. Schon auf dem Korridor und vor der Thür schlug ihm ein besonderer Duft entgegen. „Nun Margot?" fragte Alexander eintretend und ihre Hand teilnehmend ergreifend. „Wie geht's heute? Wie der das alle, böse Kopfweh?" Margot lag in ihrem sonnenbeschienenen, Hellen Ge mach aus einem mit altem, geblümtem Stoff bezogenen Sofa. Rings um sie herrschte eine durchsichtige, reizvolle Sauberkeit; nirgends ein Stäubchen, überall anmutige Ordnung, Zierlichkeit nnd schneeweiße Frische. Sie selbst erinnerte in ihrem Gesichtsausdrucke an die be rühmte Vestalin Angelika Kaufmanns, nur war ihr Mund nicht so rätselhaft, sondern ernst und lieblich, und eine auffallende, gleichsam stumme Blässe lag auf ihren seingeschniltenen Wangen. Sie liebte es, sich in besonderer Weise zu kleiden und trug deshalb im Hause dunkle, bis aus die Schultern herabfallende Spitzcnkopstücher und lange, tief und spitz aus geschnittene Kleider, ohne jeden Schmuck (Fons folgt.) Auszeichnungen für englische Journalist, u. Unter den von der Königin Viktoria au» Anlaß ihre» Ge burtstage» am 2. d. Mt». neu ernannten Peer», Ba- — Der heute durch den auswärtigen Aus schuß der ungarischen Delegation angenommene Bericht deS Referenten Falk betont, die Dreibunds politik sei die einzige, welche auf die unbedingte Unterstützung des ungarischen Volkes ohne Partei unterschied rechnen könne. Die begeisterte Aufnahme, welche daS italienische Volk dem deutschen Kaiser paare sowie dem Erzherzoge Rainer bereitet habe, beweise, daß der Dreibund nicht nur eine Allianz der Herrscher, sondern zugleich ein Bündnis der Völker sei. Indem der Bericht die Mitteilungen de» Minister» des Auswärtigen Grafen Kalnoky über dar Verhält nis zu Rußland auf da- Freudigste begrüßt, stellt der selbe fest, die ungarische Delegation habe stets den Standpunkt eingenommen, daß weder engere Bezieh ungen Österreich-Ungarns zu welcher Macht auch immer, noch eine selbstlose Oüentpolitik Österreich- Ungarns daS Zustandekommen eines freundschaftlichen Einvernehmens mit Rußland ausschlösscn. Ter Be richt gedenkt ferner sympathisch des jungen Königs von Serbien sowie der Begründung der Dynastie und der sehr ruhig vollzogenen Verfassungsänderung in Bulgarien, dessen Schicksalen die ungarische Delegation seit Jahren die wärmste Teilnahme zuwende. Der Bericht schließt mit dem Ausdruck der Zustimmung zu der Politik te» Ministers und des Vertrauens sür die Person desselben. — Die Rede de» Grafen Kalnoky im Budget- aurschusse der österreichischen Delegation findet in der Wiener Presse ebenso wie die frühere allgemeine lebhafte Zustimmung. Die „Neue Freie Presse" betont, wenn Lras Kal- no'y sich eingehender als srüher über daS Thema der militä rischen Rüstungen verbreitete, so halte d es zunächst seinen un mittelbaren Grund in der Thatsache, daß in dieser Richtung eine bestimmte Frag- gestellt worden war. Und wenn die Ant- wort aus diese Frage lautete, es wäre eine Illusion, zu glauben, bah eine allgemeine Abrüuung unter den jetzigen Verhältnissen auSsührbar sei so lönne sich schwerlich jemand enttäuscht fühlen. Es sei ja in der That schon «.nug, daß Graf Salnoky die Möglichst t nicht auSschloß, et könne nach und nach vielleicht ein Stillstand zuwege gebracht werden Wenn das frühere Mißtrauen gegenüber dem Dreibünde jetzt in Rußland ge schwunden sei, so dürfe man darin allerdings eine unschätzbare Steigerung d r FncdciiShofsZungen erblicken „Wenn in Ruß land auch nur der erste Schritt dec Etlenntnis geihan ist daß Osterrcich-UngarnS Oiientpolitil unbeschadkt des Wunsches nach sreundschaitlicheu Beziehungen zu Rußland auf gerechten Wegen wandelt, wenn man in St Peteisbura sich dem Gedanken nähert, daß mit dieser Oricnipolitik Österreich-Ungarns ein friedlicher Kocku» viveoüi möglich ist, so wäre es sehr unweife, diesen Prozeß erwachender Einsicht du.ch überflü'sige Besetzung der russischen Empfindlichkeit zu unte, brechen. Lie Gewinnung Rußlands sür daS Jnteresft deS Friedens ist ein großes Ziel, und daß man sich demselben zu nähern scheint ist Lem Grasen Kalnoky hoch anzuiechncn, der ruh'«, nüchtern und besonnen die unerläßlichen Zwecke d r PolilN Oiieereich Ungarns im-luge behält, wahrend er gleichzeitig mit Erfolg das Mißtrauen Ruß lands bekämpft, von dessen völliger Beseitigung die Fortdauer der europäischen Frieders,tuversicht abhängt." Die „Presse" hebt die Ruhe und Entschiedenheit hervor, mit welcher der Minister jenen politischen Optimismus zurück- gewiesen hat, der sich inneihalo der letzten achtundoicrzig Stunden mit xrnstlichen ÄbrüslungShoffnungcn zu beschäftigen beginnt. So ganz ohne Gefahr fei denn die polnische Situation doch noch nicht. „Die mannigfaltigen Aspirationen der Gegner des Dreibundes sind weder durch die Erfüllung »och Lurch die Aus sichtslosigkeit als erledigt zu betrachten Die militärischen Rüstungen dauern fort und sind in dem Sinne nicht ganz ge- sahrloS, als sie zu blutigen Konflikten aneifern oder doch wenig stens verleiten können" — Zu der Rede deS ReichSfinanz- ministers Kallay bemerkt das Blatt, im ganzen zeige sich an diesem Lil^e eine un rmüvlrche Arbeits und Schaffenslust, die kein Gebiet des Volkslebens unberücksichtigt läßt und weder vor d n Kosten, noch vor mühseligen Versuchen zurückschreckt. In dem fast elfjährigen Kallayichen Regime liege eine Summe von Fortschritt und Arbeit aufgespeichert, die wohl ihresgleichen sucht Man brauche nur vergleichsweise die Leistungen dec Eng» jänder oder Franzosen in ihren Übersee scheu Kolonien, nach der Heil, rr der sie entstanden, näher zu untersuchen, um sich zu überzeugen, wieweit die dortigen Erfolg- relat v hinter den Ergebnissen der bosnischen Verwaltung zmückstehen — Die „Wiener Zeitung" publiziert eine Ministerialverordnung, betreffend die Aushebung der Ein- und Durchfuhrverbote für bestimmte Waren aus Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Rumänien, sowie die Beschränkung dieser Verbote gegenüber Rußland. * Paris, 6. Juni. Im heutigen Ministerrat teilte der Unterstaatssekretär Delcassv ein Telegramm des Generalgouverneurs von Indo-China, Lanessan, mit, nach welchem die Siamesen sich auf das rechte Ufer des Mekong zurückgezogen haben und der Haupt mann Thoreux freigelassen worden ist. — Der französische Vertreter bei der Gedenkfeier in Palestro, General Fabre, hält sich, wie schon letzt hin erwähnt wurde, noch immer in Oberitalien auf und ist sichtlich beflissen, franzosenfreundliche Stimm ung in Heeres« und Volkskreisen zu erzeugen. Sein Absteigequartier hat er bei der Familie Feroldi in BreScia genommen, bei der er im Jahre 1859 al» Verwundeter Pflege gefunden hatte. Die Wahl diese» Standorte», von dem er seine absichtsvollen AuKflüste macht, ist nicht ungeschickt, denn kaum irgendwo io Italien ist der Haß gegen die Österreicher so lebendig wie in BreScia. Am Sonnabend hat nun, wie die „Boss. Ztg " berichtet, der General auf seinen aus« drücklichen Wunsch in voller Uniform, umgeben von seinem Sohn, dem Lieutenant Fabre, seinem Schwieger sohn, dem Major EL kubier, und zahlreichen Offizieren der Garnison, einem Manöver unter Kommando de» Divisionsgenerals Orero beigewohut und diese Ge legenheit dazu benützt, sich in den schmeichelhaftesten Lobpreisungen der italienischen Truppen zu ergehen. Am Abend veranstaltete ihm zu Ehren der liberale Klub »inen EmpfangSabend, an dem alle Spitzen der militärischen und bürgerlichen Behörden von Brescia teilnahmen. Am Sonntag früh wohnte General Fabre einer Truppenschau bei und ließ sich von der Volksmenge anjubeln, sodann fuhr er nach Magenta, um sich an der Gedenkfeier beim dortigen Beinhause zu beteiligen Die Stadt war mit italienischen und französischen Fahnen geschmückt, abwechselnd wurden der italienische Königsmarsch und die Marseillaise ge spielt. In Rom dürfte man von diesem langen und so gründlich ausgenützten Besuche Fabre» kaum sonder lich erbaut sein. Bern, 5. Juni. Gestern nachmittag trat hier die technische Konferenz für den internationalen Eisenbahntransport zusammen. Dieselbe wurde durch den BundeSrat Zemp eröffnet. Hierauf folgte die Konstituierung und die Festsetzung des BeratungS- reglementS. Außer Italien und Rußland sind alle Verbandsstaaten vertreten. Die deutschen Delegierten sind: Der vortragende Rat im ReichSeisenbahnamt, Geh. Oberregierungsrat vr. Gerstner, der vortragende Rat im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Geh. OberregierungSrat vr. v. d. Leyen, der Vor stand der Verkehrsabteilung bei der Generaldirektion der bayerischen Staalsbohren,Oberregiernngsrat Hauck, sow e das Mitglied des Patentamtes und der preußi schen technischen Deputation für Gewerbe, Regierungs- rat vr. Rösing. Die österreichischen Delegierten sind: der Regierungsrat im Handel; Ministerium, Frhr. v. Buschmann, der Generaldirektionsrat der General- direktion der österreichischen Staatsbahnen, Victor Roell, und der Ministerialvizesekretär im Handels ministerium Ritter v. Rumler. Die Delegierten für Ungarn sind der Rat und Oberinspektor Anton Koeri und der Gewerbeinspektor vr. Alexander Bekessy. Man wählte zum Präsidenten den Bundesrat Zemp und zu Vizepräsidenten den französischen Delegierten Senator George und den deutschen Delegierten Geh. Ober regierungsrat vr. Gerstner. Eme Kommission für Vor beratung von Fragen allgemeiner Natur wurde nieder- gesetzt, welcher für das Deutsche Reich Hauck, für Österreich Roell, sür Ungarn Koeri angehören. Eine zweite Kommission, welcher für das Deutsche Reich v. d Leyen, für Österreich Buschmann und für Ungarn Bekessy angehören, soll die Revision des Annexes 1 zum internationalen Eisenbahnfrachtrecht betreffend die bedingungsweise zur Beförderung zugelassenen Güter vorbereiten. London, 0. Juni. Im Lause der gestrigen Einzelberatuug der Homerulevorlage im Unterhause veranlaßte ein von dem Konservativen Gerald Balfour gestellter Antrag, der irischen Legis latur die Befugnis zur Ernennung von Richtern zu verwehren, eine bemerkenswerte Erörterung. Gladstone und der Generalfiskal bekämpften den Antrag, weil er die irische Legislatur verhindern würde, die über trieben große Anzahl von Richtern in Irland herab- zumindcrn. Nachdem Balfour seinen Antrag derartig abgeändert hatte, daß nur die Art der Ernennung von Richtern der irischen Legislatur vo.enthalten werden solle, erklärte Gladstone, die Negierung nehme keinen Anstand, in die Vorlage die ausdrückliche Bestimmung einzuschalten, daß die Ernennung der Richter in Irland nach wie vor der Krone unter Ver antwortlichkeit der Vollzugsregierung Vorbehalten bleiben solle, aber der irischen Legislatur dürfe nicht die Be fugnis entzogen werden, praktische Verbesserungen in der Anstellung von Richtern vorzunehmen Der An trag wurde schließlich mit 291 gegen 255 Stimmen verworfen. — Der Parlamenttsekretär des Aus wärtigen, Grey, teilte mit, daß die Regierung be schlossen habe, ein Konsulat in Dar-el Baida Marokko) und ein von demselben ressortierendeS Vizekonsulat in Mogador zu errichten. Für die beiden Posten seien Personen gewählt, die Erfahrung und LandeSkenntni» besitzen. — Bezüglich der Cholera erklärte Grey, am 27. Mai sei in Hamburg ein LhokratodeSfall vor gekommen. Der Fall fei ein vereinzelter gewesen, dessen Ursprung unbekannt sei. Sonstige cholera- verdächtige Fälle seien in Hamburg nicht vorhanden. Die Cholera in der Bretagne habe keinen epidemischen Charakter. — Au» den letzten Abstimmungen im Unter hause kann man schließen, daß die Regierungsmehrheit im englischen Unterhause im Abnehmen begriffen ist. Wie der „Standard" in Erfahrung gebracht hat, ist der Unmut der Radikalen über da» Unvermögen der Re gierung, die Einzelberatung der Homerulevorlage zu be schleunigen, so groß, daß sie aufhören wollen, regelmäßig und in voller Zahl den Sitzungen beizuwohnrn. Thatsächlich hat sich bereit» der Radikale Saunder» mit einer ganz unzulänglichen Begründung von deu Abstimmungen zurückgezogen, seinem Beispiele haben die Abgeordneten Reed und Bolton Folge geleistet; dadurch ist, da Mellor al» Vorsitzender nicht mit stimmt und zwei liberale Sitze erledigt sind, die ministerielle Mehrheit auf 37 Stimmen zurückgegangen. Gladstone hält jedoch an der Hoffnung fest, »ach Er ledigung der Klausel IX werde die Opposition er lahmen. — Aus Dublin wird der „Boss. Ztg." folgende» gemeldet: Der Gemeinderat verwarf gestern nach erregter Erörterung einen Antrag, der Königin und dem Thronfolgerpaar anläßlich der Vermählung de» Herzogs von Mark eine Glückwunschadresse zu über reichen und nahm folgenden Antrag an: Obwohl die Gelegenheit der Vermählung des Herzog- auftichtige gute Wünsche unter den Mitgliedern de» Gemeinde rates und den Bürgern Dublins veranlasse, obwohl zugegeben werden müsse, daß die gegenwärtige Re gierung der Königin sich bestreb', einigermaßen die Übel verflossener Generationen gut zu machen, so sei doch die Zeit noch nicht erschienen, wo der Ge meinderat von Dublin der Königl. Familie eine Glück wunschadresse überreichen könne. Sobald dem Wunsche des Jrenvolkes nach einem nationalen Parlament stattgegeben sein werde, dürften Glückwunschadressen von allen irischen Köi Perschaften überreicht werden. * St. Petersburg, 6. Juni. Nach einer Mel dung der „St. Petersb. Ztg." bat sich der Gesund heitszustand des Hrn v Giers insoweit gebessert, daß Hr. v. Giers wieder an den Arbeiten deS Ministeriums des Auswärtigen teilnimmt; aber be friedigend ist sein Gesundheitszustand immer noch nicht, denn die Füße sind noch gelähmt. Ein längerer Herbst- oder Winteraufenthalt im Auslande wird wieder notwendig sein und es wird dann Hr. v. Giers wieder durch Schischkin vertreten werden. In letzterem, der kein solcher Deutschenhasser sein soll, wie man anfangs meinen wollte, erblicken viele Giers' einstigen Nachfolger. Andere hingegen halten daran fest, die meisten Aussichten für das Portefeuille deS Auswär tigen habe wieder der Botschafter Fürst Lobanow- RostowSki. — DaS „Journal de St. Petersbourg" bespricht die Erklärungen des Grafen Kalnoky in dem Ausschüsse für Auswärtige Angelegenheiten der ungarischen Delegation nnd hebt hervor, die öffentliche Meinung werde mit Befriedigung die Ausführungen Kalnokys begrüßen, die so ganz dazu geeignet seien, zu beruhigen, indem sie Aufklärung geben über die Grundlagen der gegenwärtigen politischen Situation. — Der Vizepräsident der Akademie der Wissen schaften, Jakow Karlowitsch Grot, ein hervorragender Kenner der slawischen und skandinavischen Litteratur, ist gestorben. Washington, 6 Juni Wie aus London gemeldet wird, soll gestern der Präsident Cleveland einem Be richterstatter gegenüber geäußert Haden, er werde den Kongreß zu einer außerordentlichen Sitzung nicht vor dem 1. September, aber auch nicht nach dem 15. Sep tember einberufen. Die Hauptaufgabe des Kongresses werde es sein, eine geordnete Finanzlage zu schaffen. Urnötiger Beunruhigung brauche man sich nicht hin- zugeben, da man in die großen Hilfsquellen deS Landes unbegrenztes Vertrauen setzen dürse. Chicago, 6. Juni. Gestern hat der deutsche Reichskommissar Geh. Regierungsrat Wermuth den Krupp-Pavillon eröffnet und in der bei diesem Anlaß gehaltenen Rede die patriotischen Gesinnungen Krupps hervorgehoben. Dresdner Nachrichten vom 7. Juni. o Im Bereiche der sächsischen Ctsotsfiahnen rrar vor- ern allerorten ein rrae? Let,»- In Dreien bemnn ronet» und Rittern befinden sich acht Vertreter der englischen Journalistik, eine Erscheinung, die bei uns in Deutschland nicht wohl denkbar ist. In erster Reihe ist zu i ennen der Hauptredakleur der Daily News, der nunmehrige Sir John Robinson, einer der angesehensten und hervorragendsten Publizisten Eng lands. Er steht im 65. Lebensjahre und ist seit 1846 als Journalist thätig. Er wurde rasch bekannt und fungierte bald als Herausgeber des Evening Ex preß, eines Blattes, das zu den Daily News gehörte. Im Jahre 1868 wurde er Manager der Daily News selbst, die damals noch zu den Penny-Blättern ge hörten, sich aber unter Robinsons Redaktion zu einem der hervorragendsten Blätter London- und zum leitenden Organ der liberalen Partei empor- hoben. Eine der erfolgreichsten Leistungen Robin son» war die Organisierung der Berichterstattung für die Daily New» während des deutsch franzö sischen Krieges, zu welchem Zwecke er eine Anzahl ausgezeichneter Korrespondenten aussendete. Mit dieser Berichterstattung verband er ein große» humanitäre» Werk, indem er zur Unterstützung der durch den Krieg schwer betroffenen Landleute im nordwestlichen Frankreich durch Sammlungen einen Fond» von 20 000 Pfd. Sterl, aufbrachte und diese Summe ver teilte, ohne dafür einen Pfennig an Kosten zu be rechnen Im Jahre 1887 wurde Robinson Heraus geber der Daily News, behielt aber die Stelle al» Manager dcS Blattes bei. Er machte da» Blatt zum journalistischen Repräsentanten de» englischen Libera- li-mu» und verschaffte demselben durch seine ehren hafte und ritterliche Kampfweise auch dir Achtung der Gegner. Bei der Leitung eine» so großen Blatte» fand Robinson in früheren Jahren noch Zeit, Lonkoner Korrespondenzen für amerikanische Blätter, namentlich sür den „Boston Advertiser" und die „Chicaqoer Tribune" zu schreiben und ein Buch über Stenographie herauszugeben. Den Ritterstand erhielten noch John Leng, der Eigentümer und Herausgeber des „Dundee Advertiser" und das älteste Mitglied der schottischen Presse, in der er seit 42 Jahren thätig ist, und Hugh Gilzean Reid, der als Herausgeber einer Anzahl angesehener nordenglischer Tages- und Wochenblätter seit 1888 Präsident der nationalen Association der englischen Journalisten ist; ferner Edward R. Russel, der Herausgeber der „Liver pool Daily Post", der seine parlamentarische Lauf bahn als Vertreter von Glasgow aufgab, um sich ganz dem journalistischen Dienste sür die Sache de» Liberalismus zu widmen, und dobei auch al» Kritiker über Litteratur und Kunst großes Ansehen genießt; endlich ein künstlerischer Vertreter der Journalistik, nämlich John Tenniel, der durch seine politischen Karikaturen sür den „Punch" berühmt geworden ist und eines der großen FreLkobilder in Westminster- Hall gemalt hat. Unter den neu ernannten Baro net- befinden sich William Jame- Ingram, einer der Herausgeber der „Jllustrated London NewL", und I)r. Charle- Cameron, zugleich Arzt, Natur forscher und Journalist. Er hielt sich, al- er zum Zwecke feiner medizinischen Studien Europa bereiste, auch in Wien auf, gab viele populäre naturwissenschaftliche und medizinische Bücher heraus und war zehn Jahre lang Herausgeber der „North Britisch Daily Mail". Journalistisch thätig ist endlich auch der zum Peer ernannte Nationalökonom Sir Thomas Henry Farrer, der seine volkswirtschaftlichen Artikel in den „Daily News" zu veröffentlichen pflegt. Zukunftsblicke von Alexander DumaS Zu den zahlreichen Ratgebern, welche seit einiger Zeit die französische Jugend auf den rechten Weg der Zukunft zu leiten suchen, zu de Vogu?, Lavisse, Aulard und Emile Zola hat sich nun auch Al DnmaS gesellt. In einem an den „GauloiS" gerichteten Briefe behandelt er die künftigen Geschicke der Menschheit und tritt dabei der Zolaschen Theorie entgegen, daß daS wahre Glück nur in der Arbeit zu finden sei Von den Ideen Duma» mögen folgende Sätze des Briefes eine Vorstellung gebcn: ,Tre Menschheit verzichtet darauf, in da» ewige Weltgeheimnis einzudringen. Sie ist zu den Reli gionen gegangen, die ihr nicht- bewiesen haben, deun sie waren verschiedener Art; sie hat sich an die Philo- fophen gewandt, von denen sie nicht- erlernte, denn diese widersprachen einander. Sie wird jetzt versuchen, sich selber zu helfen, mit ihrem einfachen Instinkt und ge funden Verstände, und da sie auf der Welt ist, ohne zu wissen, wie, noch warum, so wird sie sich bemühen, mit den Mitteln, welche die Erde ihr liefert, glücklich zu sein." DumaS stellt eine Ära allgemeinen Frieden» und all gemeiner Liebe in Aussicht. In den jetzigen Völkerstreitig' ketten sieht er nur die letzten Zuckungen eine» Systems, da» sich auSgelebt hat. „Die Verständigung ist un vermeidlich und wird in kürzerer Zeit erfolgen al» man glaubt. Ist e», weil ich Kalo die Erde verlassen werde und weil da» Leuchten, da» ich schon unter de» Horizont sehe, mein Auge blendet? — mir scheint, daß unsere Welt sich der Erfüllung de» Worte» nähert: „Liebt euch untereinander!" ohne sich übrigen»
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