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Dresdner Journal : 06.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-06
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 06.06.1893
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Ba»» etwa ei« Widerspruch erhoben wird, so tritt eine Sprzialkommisfion hinzu. Dresden, 6. Juni. Die Befestigung de» St Gotthard. Die Befestigung de» Gotthardpasse» und feiner Umgebung, die feit dem Jahre 1889 mit vielen Kosten und großen! Eifer betrieben worden ist, wird in Bälde vollendet sein, da nur noch einige teil» zur Vertei digung, teils zur Unterkunft von Truppen und Kriegs material dienende Werke fertigzustellen sind. ES ist in letzter Zeit mehrfach die Behauptung erhoben worden — namentlich von italienischen Blät tern —, daß diese Anlagen gegen den Dreibund, vor züglich aber gegen einen etwaigen Angriff von Süden her errichtet seien. Dem gegenüber hat die schwei zerische Militärverwaltung Einspruch erhoben und sich über den Charakter dieser wichtigen Befestigung aus gesprochen. In der bezüglichen Erklärung wird darauf hingewiesen, daß da- in der schweizerischen Hochebene kämpfende Heer in allen Kriegslagen einer sicheren Flanken- und Rückenanlehnung an da- Hochgebirge bedürfe. Die Werke am Gotthard aber bildeten den Kernpunkt für jene Verteidigung und die letzte Zu fluchtsstätte für das Feldheer; namentlich sei hervor zuheben, daß die Befestigung in keiner Beziehung zur allgemeinen Landesverteidigung stehe. Sie diene durchaus nicht in erster Linie zur Verteidigung gegen einen Angriff von Süden, sondern sie bilde den festen Halt für die eidgenössische Feldarmee bei ihren Opera tionen. Man kann von dieser Erklärung wohl sagen, — so führte die „Nordd. Allg. Ztg." der wir das Nach stehende entnehmen, vor einigen Tagen sehr richtig aus — daß sie die Gotthardposition ganz zutreffend charakterisiert. Dieselbe stellt einen zentralen Waffen- platz am Knotenpunkt der großen Straßen dar, die von Süden nach Norden und von Osten nach Westen das Hochgebirge durchschneiden und nach dem Rhein- und Ticinothal einerseits, dem Rhone- und dem Reuß- thal andererseits führen. Damit erhält die Gotthard- befestigung die Bedeutung eines großen Landesreduits, einer strategischen Zitadelle, die, wenn es ihr gelingt, auch einer längeren Einschließung oder Belagerung Stand zu halten, eS der Schweiz ermöglichen würde, an dieser Stelle den Widerstand lange genug, viel- leicht bis zum Ende des Krieges fortzusetzen. Unter der Gotthardbesestigung ist daher nicht nur eine for- tifikatorische Sperrung des Gotthardtunnels und der Gotthardstraße zu verstehen. In das System wird vielmehr der ganze Gebirgsstock einbegriffen, welcher den natürlichen Zentralpunkt der Schweizer Alpen bildet. Als die stärkste der Fronten der Gotthardbefestig- ungen erscheint die gegen Süden gerichtete, diejenige also, welche die Zugänge aus Italien zum Eisenbahn tunnel und zur Paßstraße enthält und die Aufgänge aus dem Ticinothal zum Tunnel der Gotthardbahn, sowie in das Reußthal sperrt. Die Ostgruppe der Gotthardbesestigung östlich von Andermatt beherrscht den Paß, der vom Vorderrheinthal über die Oberalp in das von der Gotthardbahn durchzogene Reußthal führt. Die Westfront der Gotthardbesestigung wird nur durch die Anlage einer Paßsperre an der Furka gebildet. Die hier errichteten Bauten machen gegen das Rhonethal Front und beherrschen eine Strecke weit die sich in demselben zum Paß hinaufziehende Anmarschstraße. Auch eine Nordfront hat die Gott hardposition, aber dieselbe schließt nur das verschanzte Lager, welches den Kern der hier aufgestellten Truppen aufnimmt, landeinwärts ab und hat keine strategische Bedeutung. In neuester Zeit hat die Schweiz sich zu einer Ergänzung der Gotthardbesestigung entschlossen, welche in der gegerwärtigen politischen Lage ihr unabweisbar erschienen ist. Um die Sicherheit des Landes mehr als bisher zu garantieren, lenkte die LandeLverteidig- ungSkommifsion ihre Blicke nach dem Abschnitte der Südgrcnze, dessen Befestigung von jeher als erforder lich betrachtet wurde, und nahm das alte Projekt einer fortifikatorischen Absperrung des Kantons WalliS bei St. Maurice an der Rhone wieder auf. In der hohen militärischen Bedeutung, welche dieser Landes teil als DurchzugSgebiet bei allgemeinen kriegerischen Verwickelungen Haden kann, wurde in der Schweiz von jeher eine Gefahr für die nationale Unabhängig keit erkannt Diese Gefahr einerseits und die Be deutung, welche der Sperrung des RhonethaleS über- hauvt lür die Verteidigung der Westschweiz innewohnt. nur in den Stand geletzt, seine Schuld bei ihm zu tilgen, sondern er verschaffte sich auf diese Weise auch die Möglichkeit, Frau v. Lingen und ihre Tochter in einer Form, welche sie den eigentlichen Geber nicht ahnen ließ, zu unterstützen. Hertha verfertigte nämlich nach seiner Anleitung und durch seine Vermittelung kleine Malereien für ein kunstgewerbliches Magazin und die Bezahlung war — dank der geheimen Mit wirkung Herberts — eine so auskömmliche, daß die beiden Damen vor jeder wirklichen Sorge bewahrt blieben. Trotz dieser verhältnismäßig günstigen Wendung aber wäre gegründete Aussicht auf einen unabsehbaren Brautstand gewesen, wenn nicht schon am ersten Tage nach der Eröffnung der Ausstellung die Kritik wie die öffentliche Meinung Herbert Volkmars „Gastmahl des Plato" für das hervorragendste Werk des ganzen Salons erklärt hätte. Mit einem Schlage war der bis dahin nur von wenigen geschätzte junge Künstler zu einer Berühmtheit geworden, die von allen Seiten umdrängt und umworben wurde — und am Abend des Tages, da ihm zugleich mit der Verleihung der großen goldenen Medaille die Mitteilung geworden war, daß der regierende Herr den Ankauf de» Gemäldes für die staatlichen Sammlungen befohlen habe, gab eS in der Künstlerkneipe von Dimiani ein großartiger Fest, bei dem der Falerner in Strömen floß und bei dem Herbert Volkmar- Ver lobung mit dem Hinzufügen bekannt gemacht wurde, daß ihr in vier Wochen eine ebenso fröhliche Hochzeit folgen werde. Und wie eS verheißen worden war, so geschah eS. — über dem Platze dcS glückstrahlenden jungen haben zu der Erwägung geführt, dort so schnell als möglich mit Befestigungseinrichtungen vorzugehen, für die ein Kredit von 2 Millionen FrcS. im vorigen Sommer bewilligt worden ist ES darf indes als zweifelhaft betrachtet werden, ob die bei St. Maurice projektierten Befestigungsan lagen den an sie zu stellenden Anforderungen ent sprechen und wirklich den Zweck einer das schweizeri sche LandeSverteidigungSsystem ergänzenden Gliedes erfüllen werden. Auch in taktischer Beziehung gilt die Position von St. Maurice als nicht besonders günstig, denn eS fehlt ihr nach der Ansicht kompetenter Beur teiler nicht allein an Verteidigungsfähigkeit, sondern auch an Wegsamkeit. Von einer Befestigung des StraßenzugeS Martigny-DSte noirs hat man bisher, ungeachtet eS an Anregungen dazu nicht gefehlt hat, abgesehen. In richtiger Würdigung dieser Verhält nisse ist man französischerseitS desto mehr bemüht ge wesen, durch die Inangriffnahme von Straßen- und Eisenbahnen nach dem Arvethal und in demselben möglichst viele Verbindungen in der Richtung auf die Linie Chamounix-Martigny zu schaffen. Ein Vordringen auf derselben giebt auch die Möglichkeit, über den St. Bernhardpaß in die Flanke der italienischen Front, d. h. in das Thal der Dora Baltea zu gelangen, auch ist von Martigny aus eine weitere Umgehung über Visp und Brieg nicht ausgeschlossen. Inwieweit daher, wenn man diese Verhältnisse abwägt, die Be festigung der Position von St. Maurice, ohne gleich zeitigen Abschluß der Hinterthür von Martigny, der Landesverteidigung der Schweiz eine wesentliche Er gänzung gewähren und der Gotthardbesestigung einen entsprechenden Abschluß geben kann, muß zunächst dahingestellt bleiben. Lagesgeichichte. * Berlin, 6. Juni. Se. Majestät der Kaiser haben am Sonntag, den 4. d. Mts., mittags Hl Uhr im hiesigen Königl. Schlosse den bisherigen außer- ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Vereinigten Staaten von Amerika, Hrn. William Walter Phelps, in Audienz empfangen und aus dessen Händen das Schreiben des Hrn. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika entgegenzunehmen geruht, durch welches Hr. Phelps von diesem Posten abberufen wird. Unmittelbar darauf hatte der neu- ernannte außerordentliche Gesandte und bevollmäch tigte Minister der Vereinigten Staaten von Amerika, General Theodor Runyon, die Ehre des Empfanges, und geruhten Se. Majestät der Kaiser, das Schreiben des Hrn. Präsidenten der Vereinigten Staaten ent- gegcnzunehmen, durch welches Hr. Theodor Runyon in der gedachten Eigenschaft am hiesigen Allerhöchsten Hofe beglaubigt wird. Beiden Audienzen wohnte der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, wirkliche Ge heime Rat Frhr. v. Marschall bei. — Der Bundesrat faßte in der am Freitag unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten des Staats ministeriums, Staatssekretärs des Innern vr. v. Boetticher, abgehaltenen Plenarsitzung über mehrere Gesuche in Zoll- und Steuerangelegenheiten, sowie über zwei Eingaben, betreffend die Ausführung des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes Beschluß Die Vorlage, betreffend die auf d-r internationalen Sanitätskonferenz zu Dresden am 15. April d Js. unterzeichnete Übereinkunft, wurde dem Ausschüsse für Handel und Verkehr zur Vorberatung überwiesen. — Die „Schlesische Volkszeitung" veröffentlicht folgendes neue Schreiben des Hrn. v. Huene: „Die .Germania" bringt meine Erklärung vom 28. Mai. Sie spricht aus Grund derselben von meiner „bollen Scheidung von der Partei". Duser Auffassung widerspricht die Thalsrche, daß ich Mitglied der Zentrumrsraltion des Abgeordnetenhaus?- bin. wie aus der Sitzung des 3l. Mai erkennbar ist Ich hatte geglaubt, daß aus meiner Erklärung hinreichend deutlich hervorseht, daß lediglich der Wahlausrus mit seinem „Feld zeichen" mir den Eintritt in das neu zu wählende Zentrum unmöglich macht, daß ich mich aber auch keiner anderen Partei anschließen kann Die Folgen der durch den Wahlausrus ge schaffenen L'ge können nur dadurch gelinden werden, da» die demnächst zusammentrelende Zentrum?fraktion zu ler alten Gepflogenheit zurücklehrt, indem sie d e statutenmäßige Freiheit der Mitglieder in dem srüberen Umfange anerlennt. Für eine Reihe v»n Wahlkreisen wird die« sicherlich von Bedeuiung sein Ich übergehe die sonstigen Auslassungen der „Germania". Nur gegen die eine muß ich mich wenden, worin dieselbe mir „gouvernementale Neigungen" varwirst. Soll dies bebrüten, daß ich unter Sctädigung der Interessen des Bolles der Re gierung zu liebe gewirki habe, so weise ich den Borwuis mit Entrüstung zurück Das aber erkenne ich offen alS Richtschnur ineines Handelns und insbesondere als Ausfluß meiner katholi schen Anschauung an, daß ich allen den Fragen, in welchen ich sachlich das Vorgehen der Regierung sür richtig Halle, mich freue, dieselbe zu unterstützen und in konserrativem Sinne beizutragen zur Berte digung und Ausrrchterhaltung der Ord- »ung und der Autorität." Paares an der Hochzeitstafel aber hing ein mit Rosen und Myrten umkränzteS Gemälde, dessen besondere Bedeutung die anwesenden Gäste erst kennen lernten, als Doktor Winkler in launigen und doch tiefbewegten Worten seine Geschichte erzählte, um zum Schluffe ein Glas zu leeren auf das Gedächtnis der wackeren Meisters, den die Neuvermählten als den eigentlichen Urheber ihres Glückes betrachten dürften — auf das Gedächtnis des alten Florentiners Sandro Filipept genannt Botticelli. (Ende). SachsenS Bogclwelt. Seit einer Reihe von Jahren ist nicht allein in Deutsch land, sondern auch in allen anderen zivilisierten Ländern die Aufmerksamkeit der Naturforscher und Naturfreunde in ganz besonderem Maße auf die Vögel gelenkt worden. Überall werden gegenwärtig Beobachtungen über die Wan derungen, über den Nutzen und Schaden rc derselben an gestellt und die in dcr Regel innerhalb eines Jahres in einem Lande dadurch gewonnenen Resultate in Form von Jahresberichten der Oeffentlichkeit übergeben Viel wertvolles Material ist auf diese Weise gesammelt worden , über ver schiedene Länder liegt jetzt schon eine ganze Reih« solcher Berichte vor, und e« ist deshalb der Forscher heute schon vielfach im stände, sich von der Vogelwelt diese« oder jene« Lande« ein ziemlich genaue« Bild zu entwerfen Selbst verständlich nimmt auch in dieser Hinsicht Deutschland und speziell unser Sachsen nicht die letzte Stelle ein. Über die Nogelmelt unsere« engeren Vaterlande« sind di« jetzt 6 solche Jahresberichte erschienen; der letzte derselben ent hält nn auf Grund dieser Bericht« und unter Berück sichtigung der vorhandenen Litteratur ausgestellte« Ber- — Die „Freis. Ztg." schreibt: „In den bisherigen Wahlkreisen der freisinnigen Partei sind nunmehr die Kandidatenaufstellungen beendigt. Unter den 66 in Bettacht kommenden Wahlkreisen sind wider spruchslos ausgestellt worden in 46 Wahlkreisen Kandidaten der freisinnigen Volkspartei und in 14 Wahlkreisen Kandidaten der freisinnigen Bereinigung. In 2 Wahlkreisen haben sich die einmütig aufgestellten Kandidaten die Entscheidung über den Anschluß an die eine oder die andere Richtung Vorbehalten. Vier Wahlkreise, nämlich Oldenburg I, Stettin, Wiesbaden und Husum, sind streitig." — Der „Vorwärts" veröffentlicht die lange Liste der sozialdemokratischen Reich»tag»kandida- turen. Danach sind in 380 Wahlkreisen sozialdemo kratische Kandidaten aufgestellt, nur in 17 Kreisen hat man somit von einer solchen Aufstellung Abstand genommen. Diese Kreise sind der 7. und 8. Llegnitzsche, der 3. hannöversche (Bentheim Lingen), 6 Wahl kreise der Provinz Westfalen, 5 der Rheinprovinz und 3 elsaß-lothringische. Im bisher schon durch einen Sozialdemokraten vertretenen 3. Düsseldorfer Wahl- Kei» (Solingen) steht die Person de» sozialdemo kratischen Kandidaten noch nicht fest. Von den ei,- zelnen Kandidaten sind selbstverständlich die meisten Zählkandidaten, da» beweisen die häufig sich wieder- holenden Name«, so kandidiert Schulze-KönigSberg in 13 von den 17 ostpreußischen Wahlkeisen, Jochem- Danzig in 10 von den 13 westpreußischen, v. Vollmar in 4 von den 8 oberbayerischen und in 5 von den 6 niederbayerischen u. s. w. Bebel kandidiert über haupt 15 mal, Liebknecht hingegen nur 2 mal und Singer nur 1 mal, v. Vollmar finden wir in 11, Grillenberger hingegen nur in 2 Wahlkreisen auf gestellt, letztere beide nur in Bayern, wo wiederum Norddeutsche überhaupt nicht kandidieren. Im König reich Sachsen hat man auffallenderweise für jeden Wahlkreis einen besonderen Kandidaten aufgestellt der- gestalt, daß diese Kandidaten mit einer einzigen Aus nahme (dem gleichzeitig in Zittau und in Görlitz auf gestellten Sozialdemokraten Keller-Görlitz) auch in außersächsijchen Wahlkreisen nicht auftreten, somit über haupt nur einmal kandidieren. Die Kandidaten der Sozialdemokratie sind in der Öffentlichkeit zumeist völlig unbekannt, ihr Stand ist nirgends angegeben und die Parteileitung wird dazu auch all.n Grund haben, um den Arbeitern zu verschweigen, daß eS eben nicht StandeSgenossen sind, die sie zu wählen haben, son dern politisch unerfahrene und unbedeutende Leute, die völlig von den wenigen Parteiführern abhängig und deren willenlose Werkzeuge sind Dadurch, daß die Sozial demokraten fast in sämtlichen Wahlkreisen eigene Kan didaten aufgestellt haben, wird selbstverständlich auch die Gesamtzahl der für die Sozialdemokratie abgegebenen Stimmen sich nicht unerheblich steigern. Ein solches Ergebnis, mit dem man sich natürlich nachher gehörig brüsten wird, trügt indessen und ist für Vergleiche unbrauchbar, da einmal die anderen Parteien nicht die gleiche Praxis wie die Sozialdemokratie befolgen und andererseits unter den für die Sozialdemokraten abgegebenen Stimmen sich zahlreiche solcher Leute be finden, die einem momentanen Mißmut durch Ab gäbe eines sogenannten „roten Zettels" Ausdruck geben wollen ohne Sozialdemokraten zu sein. — Wie die europäische Lage den sozialdemo kratischen Wählern dargestellt wird, das mag man aus einem im „Vorwärts" veröffentlichten, „Volk auf gepaßt!" überschriebenen Artikel ersehen, worin es heißt: Kein Russe, kein Franzose bedroht u s, und dir, welche Luch zurusen: Der Russe lommit d.- Franzose komm«! glauben es silber nicht. „Der Krieg mit zwei Fronten", den man alS neuesten Wauwau ersunden hat, ist rrn Phanlasicbild ein Kindermärche», «ine Unmöglichkeit. Der „russische Koloß', mit dem man uns ichrecken will, ist durch uno durch krank und verseucht; die .Riesenarmee" Väterchens lesteht bloß aus dem Papier — das russische Eisenbahnnetz ist so armselig, das russische Wegwesen so jammervoll, die russische Beiwaltung so miserabel, die russischen Soldaten so unwissend und so elcnv vorpflegt, die ruisischeu Osfiziere — mit wenigen Ausnahmen — so mangelhaft gebildet, daß Richlind nicht im stand« ist, eine bedeutende Lrupvcnmacht ins Aukland zu sticken und daß die Truppcnmacht, welche eS allcnsalls schicken kann, von sehr untergeordneter Ouawät ist. Wir verweisen aus die zwei letzten Türkenkriegr, in denen die russische Kriegsmacht sich nicht einmal der linkischen gewachsen zeigte Und Weiler bedenk- man. daß eine Kriegserklärung Rußlands an Deutichland uno sosort Bundesgenossen brächte, die, ohne daß wir einen Mann zu verwenden brauchten, sür sich allem bei russischen Macht weit übe> legen wären. Abgesehen davon, daß Polen noch nicht tot ist und aus einen Rus von Deutschland sich erheben und dem zarisch'N Rußland sicheres Verderben bereiten würde — sieht uns im Kriegsfälle die gesamte Macht Oster- reichs und der Türkei zur Verfügung. Und das Gleiche gilt von England: dem britischen Weltreich, daS dem rulin zeichnis der im Königreich Sachsen beobachteten Vögel. Aus demselben ergiebt sich, daß 274 Arten daselbst vor gekommen sind. In Deutschland dagegen wurden nach v. Homeyer 357, nach Reichenow 396, in Österreich- Ungarn 398, auf den Britischen Inseln 376, in Belgien 336, in Spanien 339 nach Saunders, 384 nach Areualo, in der Schweiz 356, in Italien 428 nach Salvadori, 443 nach Giglioli, in Griechenland 358, in Japan 381, in China 675 Arten beobachtet. Von den 274 bei uns vorkommenden Alten sind 157 Brutvögel, 117 Gäste; unter den ersteren gehören 48 Alten zu den Stand- und Strichvögeln, 80 Arten sind regelmäßige, 29 unregelmäßige und mehr oder weniger seltene Sommervögel. Die Gäste zerfallen in folgende Unterabteilungen: 14 Arten besuchen uns nur im Winter, 34 berühren unser Vaterland nur auf dem Durchzuge und 69 Arten kommen nur ausnahmsweise vor. Nach den Ordnungen und Familien verteilen sich unsere einheimi schen Vögel in folgender Weise Von den 42 in Deutsch land austretenden Raubvogelarien sind 39 in Sachsen angetroffen wordrn: 2 Geyer —, 24 Falken — und 13 Eulenarien. Die deidtn in Südeuropa rc. heimischen Geyer, der braune und der graue, haben selbstverständlich nur zu fällig unser Vaterland besucht Ein Exemplar der ersteren SpecieS wurde im Juli 1816 bei Gamig in der Näke von Dresden, eins der letzteren im gleichen Jahre bei Zschocher bei Leipzig rrlegt Al« die am häufigsten bei un« brütenden Falken sind der Turmfalke, der Sperber und Mäusebussard zu nennen; stellenweise nistet auch der rote Milan und der Hühnerhabicht, der Wespenbussard und der Baumsalke; noch seltener al« dies« thut dies der schwarze Milan, der Wanderfalke und der Fischadler; der erstere liebt wiche Wälder, welche in der Nähe von Flüssen und stehenden Gewässern liegen; der Wanderfalke, alnchia" di« größere Ausgabe de« Baumfalken, kommt al» regel mäßiger Brutvogel fast r.ur noch in d«r Sächsischen scher, Reich in Aste» und Luropa wachsam die Särne dielet uud feit auf den paffenden Augenblick wartet, um dem räuberische» Doppeladler die Köpfe und Klauen zu stütze», »m Lage, wo Rußland den Krieg gegen uns begönne, würde und müßte England auf unsere Seite treten und England allein ist deu Russe» über und über gewachsen. Verbündet sich Frankreich mit Rußland — wohlan, daun würde die englische Macht sich auch gegen Frankreich wen de» Und was wären die Folgen? Die englische Flotte be herrscht das Weftmeer — sie ist stärker alt die französische, ruf- fische, italienische und deutsch« Flotte zusammengenommeo Der erste Schritt England» wäre, die russische und französische Flotte (auch die italienische — fallt Italien, was in den Kreit der vrrrchnnng gezogen werden muß, trotz Dreibund Partei sür Fraulreich ergriffe) in ihre Kritgthäieu einzuschlußeu. die russischen und französischen Küste» zu blockieren. Die russisch« und französische Haudeltflotte wäre im Ru vom Meere weg- gesegt, und dat Weltmeer der deutschen Kriegt- und Handelt« flotte geöffnet. Und da» heißt: ua« Deutschen ist di« Vrot- und riornzusuhc gesichert, und de» Franzosen, die gleich un« ihren Bedarf an Getrerd« nicht im Lande erzeuge» können, ist sie abgeschaitieu Frankreich wäre durch deu Hunger bald aus die Knie geworfen. Wer diefe Lhatsachen sich »ergegeowärtiat und die logischen Schlüffe daran« zieht, kommt zu dem Ergeb nis, daß der „Krieg nach zwei Framen" eine Lhimäre ist. Der K'ieg mit zwei Frcr.t:» ist aber rin Popanz, ein wesen lose« Angstprodukt, da« nur Dummköpfe und Hasenfüße int Bockthorn jagen kann. Drum fort mit der Militärvorlagr! (Wenn man derartige thörichte Ausführungen liest, an die ein so befähigter Kopf, wie Liebknecht eS ist, doch selbst nicht glaubt, so kann man sich des Be dauerns nicht erwehren, daß Mittel und Wege fehlen, zu verhindern, daß die große leichtgläubige und urteilslose Menge durch derartige Unwahrheiten in ihrer Unwissenheit gemißbraucht und in geradezu hoch verräterischer Weise in Sicherheit gewiegt wird, wäh rend wir doch alle Veranlassung haben, den uns von Ost und West drohenden Gefahren gegenüber uns aus das Stärkste zu rüsten. (Anm. d. Red.) Ein zum Einjährigendienst Berechtigter hatte den ihm gewährten Ausstand zum Dienst in einer fremden Armee benutzt Auf Grund der Vorschrift de« Gesetze« vom 9. November 1867, wonach „die nötige moralische Qualifikation" allgemeine Voraussetzung des freiwilligen Heeresdienstes ist, hatte der Reichskanzler angenommen, daß der Betreffende, der vermöge des Abschlusse« einer mehrjährigen Kapitulation es sich unmöglich gemacht hatte, im Falle einer Mobilmachung seinen Pflichten nachzu kommen, im Geiste der Heeresversassung der Vergünstigung des Freiwilligendienstes nicht würdig sei. Es sei rhm daher bei der Meldung zum Diensteintritt der Berechtigungsschein abzunehmen. Zwar enthalte der betreffende Paragraph der Wehrorvnung, der diese Annahme anordne, nur «inen Hinweis auf die Bestimmung, wonach der Berechtigte in folge gerichtlicher Bestrafung die Berechtigung verliere, es sei aber hierbei eben nur an cen Fall gedacht, daß die Berechtigung kraft gesetzlicher Bestimmungen unbedingt ver wirkt ser Für andere Fälle seien feste Normen für die Beurteilung der moralischen Qualifikation des Dienst pflichtigen nicht aufgestellt. Die Ersatzbehörden dritter In stanz hätten also nach freiem Ermessen zu entscheiden, ob beispielsweise wegen eine« sittlich anstößigen Lebenswandels die Entziehung der Berechtigung angezeigt erscheine. Dem entsprechend sei auch bisher verfahren; wenigstens fei hier ein Fall bekannt geworden, in welchem ein Berechtigter, der seitens der Polizei al« „Zuhälter" bezeichnet wurde, vom Einjährigendienst seitens der Ersatzbehörden dritter Instanz ausgeschlossen sei. Wenn der Reichskanzler hier nach eine Änderung der bestehenden Vorschriften nicht als erforderlich ansehe, so möchte er doch empfehlen, bei einer künftigen Revision der Wehrorvnung durch eine anberweite Fassung des H 93 Nr. 9 Zweifeln, wie sie aus Anlaß des angegebenen Falles hervorgetret n sind, vorzubeugen. Ob für gewisse Verhältnisse die Entscheidung über die Entziehung der Berechtigung der Ministerialinstarz (an statt Ersatzbehörde dritter Instanz) im Einvernehmen mit dem Reichskanzler zu übertragen sein möchte, werde eben falls der künftigen Erwägung vorbehalten bleiben müssen. (,,Nordd Allg. Ztg ") Karlsruhe, 5. Juni. Aus Anlaß des gestrigen Verbandstages der Militärvercine und der Enthüllung des Kriegerdenkmal» hielt, wie bereit» telegraphisch berichtet wurde, Se. Königl. Hoheit der Großherzog eine Rede und bemerkte in der Einleitung, er sei jüngst in Heidelberg vielfach mißverstanden worden. Der Groß herzog sagte dann, der gerade Weg sei der beste; daher solle sich jeder fragen, was bei der bevorstehenden Wahl erreicht werden solle ? Eine Verständigung über eine ge nügende Verstärkung des deutschen Heeres angesichts der stärkeren Gegner. Da wolle er Mitteilen, was einst vor langen Jahren der Feldherr Erzherzog Karl von Österreich über den Krieg sagte: „Der Krieg sei das größte Übel, welches einem Staate widerfahren könne; eS müsse daher die Hauptsorge eines Regenten sein, alle immer möglichen Kräfte gleich beim AuSbcuch des Krieges aufzubieten und alles anzuwenden, damit derselbe so kurz als möglich sei und bald auf möglichst günstige Weise ent schieden werde. Ein so großer Zweck könne nur durch große Anstrengungen erreicbt werden." Der Groß- Schweiz vor, und der Fischadler nistet sehr vereinz lt m der an Teichen reichen Lausitz. Außerdem brütet in den wasserreichen und sumpfigen Gegenden die Sumpiweih', in den ebenen feuchten und fruchtbaren Strichen die Korn weihe, während die W'esenweihe eine besondere Vorliebe für größere Wiesenflächen längs der Flüsse und für weit- läufiae Moräste zeigt und al« di» seltenste der einheimischen Weihen angesehen werden muß. Ausnahmsweise Haden in unserem Vaterlande drei andere Raubvogelarten ge brütet, nämlich der im Donaugebiete u. s. w heimische Rotfußsalke (1885 bei Chemnitz), der Nordskandmavien, Island u. s. w. bewohnende Zwergfalle und der stellen weise auch in Deutschland als Brutvogel auftretende Schlangenadler (im Erzgebirge) Während der alljähr lichen Wanderungen treten erklärlicherweise Jnttvivuen aller angeführten Arten häufiger auf und finden sich auch überdies noch andere Arten ein, entweder regelmäßig oder gelegentlich. Da« erstere thut der nordische Zwergfalke und der ebenfalls Nordeuropa und zum Teil Nordasien bewohnende Rauhfußdussard; auch ist zu dieser Zeit der weitverbreitete (und auch hier und da in Deutschland nistende) weißschwänzigeSeeadler keine ganz ungewöhnliche Erscheinung. Gelegentlich besucht un» der in Norddeutschland und in ver schiedenen anderen Ländern al« Brutvogel vorkommende Schreiadler, der in einem großen Teile Europa«, Asien« und Amerika« heimische Stein- und Goladler und die Steppenweihe, al« deren Wohnort Südeuropa un» ein Test Asien« zu betrachten ist. Ausnahmsweise sind außer dem noch folgende Arten bei un« beobachtet worden: von Rordskandiaaoien, Nordrußland rc au« hat der Geyersalke in der kalten Jahre«zeit seine Streifzüge schon b»s nach Sachsen ausgedehnt; au« Südosteuropa, Kleinasien rc. ver fliegt sich bisweilen ein Würgfalke ebenfalls bi» zu un« (je 1 junge« Weibchen dieser Art wurde im Januar und Februar 1892 bei Wurzen geschossen) und hat un« auch schon von den Msttelmeerländern au« der Zwergadler
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