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Dresdner Journal : 31.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-31
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 31.05.1893
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W ec- berichtet, wird das Kabinett üb:r die neuerliche Zu nahme der Agrarverbrechen in Irland interpelliert werden. Innerhalb sechs Wochen kamen allein in der Grafschaft Limmerick sechs derartige Verbrechen vor. — Frage betrifft, so will ConstanS die auS ihr erwachsen- den Gefahren weder geringschätzen, noch übertreiben. In den „Times" beklagt sich ein UnterhauSmitglied über die Eine liberale Politik, sowie eine angemessene Verteil- Anstrengungen der Pfingstferien, gegen welche die Ar- ung^er Steuern soll diesen Gefahren begegnen. beiten im Parlament eine Erholung seien Der kurze Reformprojekte nicht in den Reihen der liberalen Partei, sondern im Lager der Opposition Verwirrung !,«norg«ufen haben. Seitdem zwei dieser Vorlagen der Öffentlichkeit übergebe« wurden, so schreibt die „Pol. Lorr ", sind die Anklagen und Borhersagungen, in welchen sich die Geßner der Regierung bezüglich dieser Angelegenheit ergingen, durch die imponierenden Kundgebungen der öffentlichen Meinung zum Schweigen gebracht worden. Der Zerfall der äußersten Linken kommt dem Liberalismus in Ungarn zu statten; für die parlamentarische Stellung der Regierung!Partei wird jedoch durch diesen Vorgang nicht» geändert. Die durchaus liberal gesinnten Elemente der äußersten Linken haben durch ein getretene Sezession ihre vollständige Aktion« freiheit wirdergewonnen. Diese Spaltung brachte aber auch noch den weiteren Vorteil, daß auch die reaktionären Bestrebungen zuneigenden Mitglieder der bezeichneten Gruppe von emer Bethäligung derartiger Tendenzen vorläufig abgeschreckt wurden. Am schlimmsten sind in der abgrlaufenen ParlamentSzeit diejenigen weg gekommen, die durch persönliche Jntrigueu die Regierungspartei zu verwirren hoffien; diese Elemente finden jetzt weder in der öffentlichen Meinung, noch im Reichstage, weder in der Regierungspartei, noch im Lager der Opposition Gehör. Die Lage hat sich also in einer für die Regierung günstigen Weise ge- klärt und man ist zu der Voraussage berechtigt, daß sie sich noch weiter klären wird. * Pari-, 30. Mai. Tie französische De putiertenkammer hat gestern, wie wir bereits ge meldet haben, einen sehr bemerkenswerten Beschluß gefaßt. Es ward das Amendement des Abgeordneten Bazille angenommen, wonach das Mandat eines De putierten unvereinbar sein soll mit jedem öffentlichen, mit Besoldung verbundenen Amte. Ausgenommen von der „Unvereinbarkeit" sollen nur sein Minister und Unterstaatssekretäre; dann solche Professoren, welche ihren Lehrstuhl entweder im öffentlichen Wett bewerb oder durch Berufung erhalten haben; weiter solche Personen, welche zeitweilige, nicht länger als sechs Monate währende Missionen innehaben. In folge dieses Votums der Kammer werden etwa sechzig Deputierte nicht wiedergewählt werden können, weil sie den großen StaatS- und Eisenbahnverwaltungen angehören. Unter diesen Abgeordneten befinden sich Kasimir Perier, Leon Say und Henry Schneider. In diesem Votum der Kammer erblickt man in Pariser parlamentarischen Kreisen eine Niederlage der Ministerpräsidenten Dupuy und meint, daß seine Stellung nicht unerheblich erschüttert sei. Die Kammer habe dem Ministerpräsidenten, welcher die Zuversicht ausgesprochen habe, daß die nächsten Wahlen unter seiner Präsidentschaft stattfinden würden, eine mächtige Waffe entziehen wollen. Du puy hatte zwar die Vertrauensfrage nicht gestellt, aber trotzden muß er sich durch die Abstimmung getroffen fühlen. Im Hinblick auf die gegenwärtige parlamen tarische Lage, so schreibt hierzu die „Nat. Ztg.", kann eS nicht überraschen, daß der Name der früheren Mi nisters der Innern, Constans, stets con neuem auf taucht. Dieser wird denn auch demnächst in Tou louse sein politisches Programm entwickeln, indem er zunächst ein Gesamtbild der politischen Lage zu ent werfen gedenkt. Diese selbst wird keineswegs als so schwierig bezeichnet werden, wie sie etwa lm Jahre 1877 zur Zeit der Übernahme der Geschäfte durch die Republikaner war. Die Republik ruht nunmehr auf einer festen Grundlage und braucht nicht mehr für ihre Existenz zu kämpfen; vielmehr gelte es jetzt nur, sie zu befestigen und die stets seltener werdenden Widersacher an sich zu ziehen. In religiöser Bezieh ung will Constans zwar die berechtigten Eigenschaften der Republik aufrechterhalten wissen, aber er erachtet e» für gut und weise, kleinliche Verfolgungen zu ver meiden. Die ökonomische und finanzielle Frage wird in der Programmrrde von Toulouse ebenfalls ein gehend erörtert werden; insbesondere soll eine bessere Verteilung der Steuern und eine Revision der Zoll tarife in Vorschlag gebracht werden. Was die soziale — Im „Reichsanzeiger" wird das Gesetz, be treffend die Trsatzverteilung vom 26. Mai 1893 publiziert. — Die Übersicht der GeschäftSthättgkeit der Reichstags in der I. Session der 8. Legislatur periode vom 6. Mai 1890 bi» zum 31. März 1892 ist soeben im Verlaß der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt rn Berlin erschienen und umfaßt 1201 Seiten gr. 4. — Wie die „B. P. N." hören, bietet der au» Hamburg gemeldete vereinzelte Cholerafall zu außer gewöhnlichen sanitären Vorkehrungen der Behörden keinerlei Veranlassung. Dergleichen Einzelerkrankungen sind alljährlich zu verzeichnen, ohne daß sie sich zu besonderer Tragweite entwickelten. Für den Fall eine» epidemischen Auftreten» der Seuche sind selbst verständlich seilen» de» Reiches wie der Einzelstaaten die umfassendsten Vorbeugung»- und EinschränkungSmaß- nahmen getroffen, wie sie dem heutigen Stande der wissen schaftlichen Forschung und praktischen Erfahrung ent sprechen. Ein unmittelbares Einschreiten aber rst zur Zeit nicht in Aussicht genommen. Wenn insbesondere an dem vorgestern erfolgten Zusammentritt der Reichs- cholerakommission von manchen Seiten Bemerkungen geknüpft werden, die ihn in ursächlichen Zusammen hang mit dem Hamburger Cholerafall bringen, so können wir auf Grund zuverlässiger Erkundigungen ver sichern, daß die Einberufung der Kommission bereits vor länger als acht Tagen beschlossene Sache war, als von dem Hamburger Erkrankungsfall noch gar keine Rede sein konnte und daß der Zusammentritt der Kommission den Rahmen der in normalen Zeiten vorgesehenen, periodisch wiederkehrenden Ausübung ihrer ordnungsmäßigen Thätigkeit nicht überschreitet. — Im Reichs amt des Innern trat gestern unter dem Vorsitz de» Staatssekretärs de- ReichSamtS des Innern, Staatsministers v. Boetticher, die ReichS- tagSbaukommission zu einer Sitzung zusammen. Dem Vernehmen nach hat eS sich dabei hauptsächlich um mehrere die künstlerische Ausschmückung de» Ge bäudes betreffende Fragen, namentlich um die Besich tigung von Gemätdeentwürfen für die GlaSfenster, gehandelt. — Wie bereit- gestcrn kurz berichtet, ist von dem Frhrn. v. Huene der „Schles. VolkSztg." eine Er klärung, <i. «1. Groß-Mahlendorf, 28. Mai 1893, zugegangen, welche nunmehr im Wortlaut vorliegt. Sie lautet: .Hinsichtlich der Wahl zrm Reichstag habe ich aus Aajrage geantwortet, daß ich sür Llatz Hatelschwerbt nicht kandidieren wolle. Eine meitergehend e Lrktärung bezüglich der Annahme einer trotzdem etwa siattfindenden Wahl habe ich br» jetzt nach keiner Richtung hin abgegeben. Meine Zurückhaltung beruht einmal aus meinem schon wiederholt auSgesprochenrn Wunsche, mich möglichst von der parlamentarischen Tätigkeit sür immer zurückzuziehen; sie war dann aber auch geleitet von der Hoffnung, durch mein Zu'ücklreten zu einer gegenüber der MilitSrvorlage versöhnlichen Haltung de-Zentrum- und damit zur Unterstützung dieser Sache selbst beizutragen Nachdem nun ab>r der Wahl- ausrus der Z ntrum:sraktion len Widerspruch gegen den von mir aus voller sachlicher Überzeugung gestellten und vertretenen Antrag al» la» Feldzeichen de- Zentrum» in der Wahlschlacht hingestellt hat und ich aus Zentrumskreisen aufgesordert bin, mich näher zu erklären, so speeche ich hiermit offen au-, daß ich mich verpflichtet halten würde, eine aus mich etwa sallende Wahl auzunehmen, um meine Stimme im Reichstag: sür eine Vorlage abzugeben, deren Annahme ich zur Sicherheit de» Vaterlandes sür unbedingt notwendig erachte. Ander» zu Han- dein wäre, nach meiner Ansicht, gewissenlos, und keine Rücksicht nach irgend einer Seite wird mich je bestimmen, gegen mein Gewissen zu handeln Endlich sehe ich mich veranlaßt, zu erklären daß ich mich im Falle meiner Wahl keiner Fraktion anschließen könnte. Ich stehe sest aus den chnstlich konservativen Grundsätzen des alten Zentrums, sehr mich aber durch ten Wahlausrus der Frak ion gehindert, dieser bei,utreten/' Wit«, 30. Mai. Gegen Schluß der Woche werden die Verhandlungen der beiden Finanzminister über die Fortsetzung der Valutareform wieder beginnen. Die Grundlage dieser Verhandlungen werden vier von der österreichischen Regierung ausgearbeitete Gesetz entwürfe bilden: 1) Ein Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der obligatorischen Rechnung in der Kronenwährung; 2) ein Uebereinkommen zwischen Österreich und Üngarn bezüglich der Einführung der obligatorischen Kronenrechnung; 3) ein Gesetzentwurf, betrcffend die Einziehung der Staatsnoten zu Einem Gulden, und 4) ein Gesetzentwurf, betreffend einige Änderungen des Bankstatuts, die infolge der beiden die auch in Deutschland und andertwo gemachten Wahrnehmungen, dahin gehend, daß Arbeitlosigkeit und Arbeitscheu der Reget nach zusammentreffen, und daß da» Gros der Notstaildschreier verschwindet, so bald ihnen die Gelegenheit geboten wird, sich an den in» Leben gerufenen NotstaudSarbeiten zu beteiligen. In Brüffel hatten sich, so schreiben die „B P N", in der Zeit vom 24. Januar bi» 25. Februar im ganzen 2500 „Arbeitlose" al» solche bei der städtischen Behörde gemeldet. Für diese Zahl war au- öffent lichen Mitteln Arbeitsgelegenheit beim Straßen-, Wege- und Kanalbau beschafft worden. Bon den 2500 Manu waren, nach Ausweis ihrer Personal- papiere, 1182, also beinahe die Hülste, bestrafte Per sonen, und zwar durchgängig der schwereren Art, al» Einbrecher, Diebe rc. Der Rest bestand zum weitaus überwiegenden Teile au- Leuten, die keinen Beruf erlernt hatten, sondern nicht» wie ihre Kürperkraft besaßen, also nur zu den allergewöhnlichsten Erdarbeiten zu benutzen waren. Da» Charakteristische ist nun, daß von den ganzen 2500 „Arbeitlosen" sich nicht ganz ein Zehntel zu den städtischen Erdarbeiten stellte und daß diese» Zehntel nicht etwa auS den ungelernten Arbeitern be stand, sondern au» zeitweilig beschäftigung-losenArbeitern der höheren Kategorien, Tischlern, Drechslern, Posa mentierern, Medailleuren u. a. m, ausschließlich Leute mit festem Domizil, Familienväter, welche mit Freuden die Gelegenheit ergriffen, sich auf ehrliche Weise über einige beschäftigungslose Wochen mittelst Schaufel und Spitzhacke hinwegzuhelfen. Die übrigen neun Zehntel, welche sich sofort auS dem Staube machten, al- sie auS Almosenempfängern zu Arbeitempfängern werden sollten, wird wohl außer den sozialdemokratischen Beruf-Hetzern niemand zu den „unverschuldet aufs Pflaster geworfenen Opfern der planlosen kapitalistischen Produktionsweise", sondern zu den arbeitsscheuen Subjekten rechnen, welche überall dabei sind, wo es Auflauf und Tumult zu inscenieren gilt, als eigentliche Kerntruppe der Straßen demagogie. — Zu der kürzlich erfolgten Ausweisung der französischen Deputierten BaSly und Lamendin bringt die „Wes.-Ztg." folgende bemerkenswerte Aus lassung, indem das genannte Blatt schreibt: Diese Ausweisung findet zwar im Lande ungeteilte Billigung „aus Rücksicht auf die nationale Würde", da diese beiden Personen die Anstifter der in Nordstankreich veranstalteten Jagd auf die Belgier gewesen sind, aber es zeigt sich jetzt, daß — und das ist für alle Aus länder wichtig — die Regierung zu derartigen Aus weisungen nicht berechtigt ist. Das Ausländergesetz, welches der Regierung Ausweisungen gestattet, betrifft nur die in Belgien residierenden Ausländer. Die Re gierung beruft sich aus daS — nachweislich längst be- seitigte — Dekret vom Messidor, welches der Regier ung daS Recht giebt, jedem Ausländer, dessen Anwesen heit „beschimpfend und gefahrvoll" ist, den Aufenthalt in Belgien zu verbieten. Die Regierung hat daher auch die beiden Franzosen wohlweislich nicht förmlich ausgewiesen, sondern ihnen nur angedroht, falls sie Belgien nicht verlassen, sie durch Gendarmen über die Grenze zu schaffen. Der Advokat und Deputierte Janson hat von der Kammertribüne herunter die Aus länder aufgefordert, sich künftig diesen Ausweisungen nicht zu fügen, Belgien nicht zu verlassen, sondern den Rechtsweg zu betreten. Der Vorgang wird somit zu einem Ausweisungsgesetz den Anlaß geben. London, 30. Mai. Das englische Unterhaus ist wieder zusammengetreten, um sich zunächst mit dem Budget zu beschäftigen Der ParlamentSsekretär des Auswärtigen Grey teilte mit, die spanische Regierung habe bisher Vorschläge wegen eines Handelsvertrages nicht formuliert, allein der diesseitige Botschafter in Madrid, Sir Drummond Wolff, sei nach London ge kommen, um mit der Regierung über diesen Gegen stand zu konferieren. In der nächsten Sitzung soll die Spezialkebatte über die Homerulevorlage wieder ausgenommen werden. — Wie man der „Rat.-Ztg." angegebenen Gesetze notwendig sind. Brüffel, 30. Mai. Die von der Brüsseler Abriß seiner sechttägigen Ferienunternehmungen Bata Pest, 30. Mai. Blickt man auf den Ver- Stadtverwaltung mit der Verwendung von öffent- giebt tagtäglich eine Reise von 3 bis 6 deutschen lauf der Session des soeben vertagten Reichstage» lichen Mitteln im Interesse der beschäftigungL- Meilen zu Versammlungen, in welchen der Abaeord- zurück, so nimmt man wahr, daß die Regierung alle losen Arbeiter gemachten Erfahrungen, über welche nete al» Redner aufzutreten hatte, oder zur Besich- ihre Bestrebungen, deren Verwirklichung sie inS Auge der Bürgermeister in der GemeindrratSsitzung vom tigung irgend einer öffentlichen Anstalt der Wahl faßte, durchgesetzt hat und daß ihre kirchenpolitischen 8. d. M. Bericht erstattete, bestätigen im allgemeinen kreise». — Gladstone verließ gestern Hawarden, um die Ziffer noch immer nicht auf 100 gebracht ist und weit unter der deutschen, russischen und fran zösischen zurückbleibt. Auch diese 9 Mann per Com pagnie aber sind bisher nur 25 Jnsanterieregimentern zu gute gekommen; wenn man nun im Jahre 1894 fünfzig weitere Regimenter mit der Wohlihal dieser StandeSerhöhung bedenkt, thut man immerhin einen kräftigen Schritt vorwärts. Noch stattlicher nimmt sich die geplante Vermehrung der Feldartillerie auS Die notorische Tüchtigkeit unserer Artillerie kann über ihre ziffermäßige Unterlegenheit nicht mehr hinweg täuschen. Durch die Erhöhung der 14 Batteriebivisio nen auf vermindertem Friedensstande von 2 Geschützen auf den normalen von 4 Geschützen ist etwas gethan worden. Nun aber wird die Geschützzahl durch die Neuaufstellung von 14 Batterien (je 1 für jede der 14 Artilleriebrigaden) im Frieden um 56, im Kriege um 112 Kanonen vermehrt, und die Halbheit der Institution unserer sogenannten (selbständigen) Batterie- divisionen durch die Neubildung von 42 neuen Feld artillerieregimentern beseitigt. Diese anscheinend so große Neuformation wird ohne gewaltige Kosten da durch möglich, daß man von Len bestehenden 14 „CorpSartillerieregimentern" je 1 Batterie ihrer zwei Batteriedivisionen abtrennt, damit zwei selbständige Batteriedivisionen per Brigade von 3 auf 4 Batterien erhöht, die dritte Batteriedivision durch eine der neu aufzustellenden Batterien auf den Stand von 4 Bat terien bringt. Man erhält dadurch 56 Artilleriekörper zu 4 Batterien, welche ebensoviele Feldartillerieregi- menter bilden werden. 1 Ersatzdepot- und 1 Muni- tionSpackcadre gliedern sich diesen Regimentern an, dagegen werden die bisher im losen Zusammenhänge mit den CorpSartillerieregimentern gehaltenen 8 rei tenden Batteriedivisionen von dieser unnatürlichen Fessel gelöst und selbständig gemacht. Die Auslagen für eine so umfangreiche Neugliederung der Feld artillerie sind verhältnismäßig gering; sie beschränken sich auf die Formierung jener 14 neuen Batterien und der 42 neuen Regimentsstäbe. Und auch diese Kosten werden in kleinen Dosen verabreicht, indem man vor läufig die neuen Batterien durch eine Verminderung des Standes der alten Batterien aufstellt und erst allmählich durch Vermehrung der Artillerierekruten diese Abgänge auf den Sollstand bringt. Mit besonderer Genugthuung wird man in der Armee die Vermehrung der Stabsoffiziere, Hauptleute und Subalternoffiziere bei der Infanterie begrüßen. Sie entspringt der unausweichlichen Vorsorge für eine entsprechende Dotierung der Ersatz- und Reserveforma- tionen. Man will bereits im Frieden die Komman danten für das 5. und eventuell auch 6. Bataillon bereit haben, welche im Kriegsfälle ausgestellt werden können; man will auch die Mehrzahl der Compagnie kommandanten mit den berufenen Männern besetzt wissen und durch das thatsächliche Dasein von drei BerufS- subalternoffizieren per Feldcompagnie das Vorherrschen der Reserveoffiziere einschränken. Osterreich-Ungarn hat ja bei der Infanterie fast doppelt soviel Reserve offiziere eingestellt als die weitaus zahlreichere deutsche Armee, ein Mißverhältnis, das sich — unbeschadet der sonstigen Tüchtigkeit der Reserveoffiziere — im Felde schwer rächen kann. Der Berufsoffizier wird ja an militärischer Qualität immer den Kameraden von der Reserve übertreffen — das liegt in der Natur der Sache und muß von jedem Einsichtsvollen zu- gestanden werden. Die für die Feldbatterien der Artillerie gefordette höhere Zahl der Berufsoffiziere bedarf noch weniger der Erklärung und Motivierung. DaS sind ungefähr die Hauptpunkte des neuen Kriegsbudgets; die übrigen bedeuten nur eine Fort setzung bereits begonnener und bewilligter oder neben sächlicher Maßnahmen. Das rauchfreie Pulver hat bereits so weit Terrain gewonnen, daß eS im nächsten Jahre bei sämtlichen Übungen zur Verwendung kommen wird. Die Neubewaffnung der Armee ist nahezu vollendet und der Ausbau der Gesamtwehrmacht schreitet, wie man sieht, in konsequenter Arbeit immer weiter vor. Tages gejchichk Dresden, 31. Mai. Das am 29. d. MtS. herauS- aegebene 20. Stück des Reichsgesetzblattes ent hält: Gesetz, betreffend die Ersatzverteitung, Bekannt machung, betreffend Ergänzung und Berichtigung der dem internationalen Übereinkommen über den Eisen bahnfrachtverkehr beigefügten Liste. Berlin, 31. Ptai. Die vereinigten Ausschüsse des BundeSratL für Handel und Verkehr und für Justiz - wesen hielten gestern eine Sitzung. fast für einen Moment weni täuschung zusammen. Lr warf sich auf da» Ruhebet' da» seinem halbvollendeten „Gastmahl de» Plato irrtümliche waren, und ich betrachte e» al» «eine wie die wenn ein wuchtiger Faustschlag ihn mitten vor Stirn getroffen hätte. „Ein Verlobungsgeschenk?" wiederholte er gesagt, zwar sehr amüsiert hat, der Ihnen aber doch leicht ernste Unannehmlichkeiten zuziehen könnte, wenn Sie fich's etwa einfallen ließen, ihm auch anderswo Ausdruck zu geben. — Ich befinde mich weder auf Schleichwegen, noch ist mir'- darum zu thun, irgend welche unlauteren Zwecke zu erreichen. Daß ich aber mechanisch. „ES wäre also im Ernst Ihre Absicht, Fräulein v. Lingen zu — zu heiraten?" „Allerdings! — Und was ist es, daS Sie daran so besonder» interessiert?" Al» hätte er tue letzte Frage nicht gehört, trat Herbert noch um einen Schritt näher auf ihn zu. „DaS heißt: Sie haben den Wunsch, sich um die junge Dame zu bewerben, und daS wiedererlangte Madonnenbild soll Ihren Antrag unterstützen?" ,Lch weiß nickt recht, wie ich dazu komme, Ihnen auf dergleichen indiskrete Fragen Rede zu stehen; aber damit wir endlich einmal zu Ende kommen, erkläre tch Ihnen hiermit kurz und bündig: Fräulein zu sagen ist. Jede» weuere Won wäre «ne Beteivig- ung, die ich nicht dulden könnte." „Ich habe in der That kein Interesse an der Fort setzung einer Unterhaltung, die auch Ihnen nur wenig Vergnügen zu bereiten scheint. — In zwei Stunden also — sagten Sie — und bei dem Kunsthändler Steinitz?" „Ja! — Er wird auch, wie ich hoffe, den Damen gegenüber die Verantwortung für da» veränderte Aus sehen de- Bildes übernehmen. Es bedeutet ja keine Verschlechterung" Die üblichen Verabschiedung-Phrasen noch; dann hatte der Rittmeister mit dem ganzen Stolz einer Sieger- da- Atelier verlassen und bi» au» dem ersten Stockwerk herauf vernahm Herbert seinen knarrenden Tritt. Lange stand er da, unter düster zusammen gezogenen Brauen hervor auf die Thür starrend, durch die der Räuber seine- Glücke- sich entfernt hatie. Dann stieß er ein bittere» Lachen au» und trat in entschlossener Haltung an den alten Schreibtisch, am dem er schon seine ersten Schularbeiten angefertigi und seine ersten Gedichte gereimt hatte. Mit festen Zügen schrieb er da die beiden kurzen Billet», welche seine Verfügungen über Botticelli» Madonnenbild er hielten und von denen eine» an Doktor Winkler, dat andere aber an Steinitz gerichtet war. Al» er den letzte« Strich gethan, rief er seine Aufwärterin und schickte sie mit den Briefen fort. Dann jedoch brach. Hau» bereit» verlassen, da meine künftige Gattin sich selbstverständlich nicht eine Stunde länger in ab hängiger Stellung befinden durste, und wenn die Ver lobung nicht sofort, sondern erst in einigen Wochen öffentlich bekannt gemacht werden wird, so geschieht die» au» besonderen Gründen, deren Mitteilung Sie mir vielleicht großmütig erlassen werden." Herbert hatte sich von jeher nur schlecht auf die Kunst verstanden, Empfindungen, die ihn mächtig be wegten, vor fremden Blicken zu verheimlichen, und so hatten die kalten grauen Augen de» Rittmeister» auf seinem Antlitz alle» gelesen, wa» während dieser niederschmetternden Mitteilungen in seinem Innern vorging Und e» war eiwa» von dem triumphierenden Behagen eine» siegreichen Nebenbuhler» in der Art, wie er seine Worte wählte, und in dem überlegenen Lächeln, mit welchrm er sie begleitete. Al» er geendet hatte, blieb e» ein paar Minuten lang still; denn Herbert hatte ihm jetzt den Rücken gewandt und war an da» breite Fenster getreten, um die Gardinen vor demselben zusammenzuziehen, al» ob die Fülle von goldenem Sonnenschnn, die da» Atelier durchflutete, ihm plötzlich lästig geworden fei. Al» er sich dann dem Rittmeister wieder zukehrtr, war sein Gesicht ruhiger geworden. „Ihre Mitteilungen, mein Herr, geben der Sache bereit war, für jene» Bild jede beliebige Summe zu zahlen, erklärt sich wohl einleuchtend au» der That- fache, daß dasselbe bestimmt ist, da» VerlobungS- geschenk für meine Braut, Fräulein Hertha v. Lingen, zu bilden. — Wünschen Sie Ihren vorigen Herzens ergüssen jetzt vielleicht noch etwa» Weiteres hinzu- zufügen?" Herbert stand seinem Nebenbuhler gegenüber, Pflicht, Sie wegen jenen VerdacyleS um Entschuldig ung zu bitten." „Machen Sie sich keine Umstände", fiel ihm der Rittmeister in- Wort „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen; denn Sie haben mich gar nicht be leidigt. Und ich darf wokl annehmen, daß wir uns nun gegenseitig nicht» besonder» Interessante» mehr mitzuteilen haben." Er machte eine Bewegung, al» ob er zur Thür gehen wollte; Herbert aber hielt ihn zurück, indem er sagte: * „Dat Bild ist zu Ihrer Verfügung. In etwa zwei Stunden werd« Sie eS gegen Erstattung des von mir gezahlte« Betrage» im GrschäftSlokal de» Kunsthändler» Steinitz in Empfang nehmen können — allerdings nur unter einer bestimmten Bedingung." „Sie lautet?" „Niemand — am wenigsten aber Fräulein von Lingen — darf erfahren, daß ich der Käufer d«S Gemälde» gewesen bin. Ich verlange Ihr Ehrenwort al» Bürgschaft dafür, daß Sie dnse meine Forderung erfüllen werden." ,Jch sehe zwar nicht ein, weshalb Sie sich durch aus um die gebührende Anerkennung für Ihre Menschen freundliche Handlung bringen wollen; aber da- ist am Ende Ihre eigene Sache und geht mich weiter nicht« an. Also «rein Wort darauf, daß ich schiveigen werde! — Und was im übrigen den Rückkaufspreis für da» Gemälde anbetrifft, so werd« Sie eS hoffentlich mir überlassen —" „Nichts überlaste ich Ihnen!" fiel ihm Herbert mit blitzend« Ange» m di« Rede „Ich habe Ihn« in Bezug auf diese Angelegenheit alle» gesagt, was darüber „Doch wohl noch nicht ganz! — Möchte Sie, v. Lingen ist seit heute morgen unter Zustimmung ehe ich gehe, aus bloßer Gefälligkeit noch über einen ihrer Mutter meine Braut. Sie hat da» Ellingersche Nein« Irrtum aufNären, der mich persönlich, wie
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