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Freitag, den 2. Juni, abends. -8M. 125. kür vrs»d«r» viortvhüdrlicU 9 Uarlc SO kt, d«t d«o d«ut»ebe» Do»tLo»t»ltsi» vi«rt«D jUu^liet» 3 «urxerti»lb de» deutiebea kstvU« tritt ko»t- und 8tempvl>u»ebl»8 Uiu»u. Liorvlo« Kummern: 10 kt. LukN»ä>8uon»U«KNdrvur ?ür den lt»um eioer xs»p»Iteueu 2«ilo »Ieio«r keUrikt 16 ?k. Vater „^iu^e^luidt" die 2sils 60 kk. Lei DtbeUea- uad 2iUeru»»tr eat«pr. >.ussoll»8- HrsvUelnenr I^UeU mit Xuia^Um« der 8oaa- u koiert»^ »dead», keraeprvcU-XazLdluis: Kr. 1895. DresdnerHMrnnl. Für die Gejamtleilung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Runstgeschichte. ^uuaUme ran ?.nt»i!»dI^nnKen r-viprix: ov. UommissiauLr do« Dresdner ^unrnal»; S»mdur» »crlw Vien l.«ip»^ 0r,«l vr»«I,u ?r»lllcturt ». N.: Lerlm-tVisaHLiadur?- kr«8 l.s>pr>U-k5«u^kua L. II. Itftacdra: ^ud. ^/o«e,- knrt, Loaäoa Lirlm-rraallkurt »H-Stulkzart: Daut« <S (7o,' L»rN»: /nratldendant,' Lrsilru: Dmii /eatatt,' Lmmovr: V. Lctüssier, U»Us L. 3.: d. Darct <s Do. Ueransxiderr Lüoixl. Lrpeditioa de» Dresdner Zouru»!». Dresden, 2«in^erstr. 20. kvrusprecU-^aseldus»; Kr. 1295. 0^6. 5,»«. s^L ^,1S. yir^ »l»n- ^9« «rd») 1,97. Schts« S,44. 4,1b. Kinn- '8 »,» r e»an- 1,1 S. 11,10. 56 r,» sv- US» Amtlicher Teil. Dresden, 2. Juni. Se. Majestät der König haben Sich heute Vormittag 10 Uhr 30 Min. wieder nach Sibyvenort in Schlesien begeben. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zn Sachsen, ist gestern Abend 7 Uhr 40 Min. nach Berlin gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in Ruhestand getretenen Director der LandeSanstalt zu Waldheim, OberregierungSrath Behrisch da- OsfizierSkreuz des AlbrechtSordens zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. -elegrapytsche und telephonische Nachrichten. > 19,18. . 7,4Z. sTs^säi 8. I 34. 7. 6.48. . (S.S4 10,47. 87^1^. lö.iü? ,5 6,20. 10.ZS '. 11,10. 11,34. 1. 4,17. 12. 9,4. io»». und n M»rih- 15. 1,40. ^rbaud«) Berlin, 2. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) ie heutige Frühjahrsparade über taS Garde- corpS verlief bei schönem Wetter auf daS Glänzendste. Die Truppen waren in zwei Treffen ausgestellt. Den Oberbefehl führte der Geuerallieutenant v. Winterfeld. ES erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch, zuerst in Compagnie fronten, sodann in RegimevtSkolonnrn. Bei dem Vorbeimarsch dcS zweiten Garderegiments führten Se. Majestät der Kaiser dasselbe Ihrer Majestät der Kaiserin vor. Unter dem glänzenden Gefolge befanden sich Ihre König!. HoheitenPrinzLeopold von Bayern, Prinz Friedrich August von Sachsen, Prinz-Regent Albrecht von Braunschweig, Herzog Albrecht von Württemberg und der Graf von Turin. An die um11 Uhr be endete Parade schloß sich eine längere Kritik Sr. Majestät des Kaisers an. Gegen 12 Uhr kehrten Se. Majestät der Kaiser an ter Spitze deö 2. GarderegimrnteS in die Stadt zurück. Baris, 1. Jnni. (D. B. Hd.) Die französische Regierung bat beschlossen, wegen deö andauernd guten Gesundheitszustandes der Stadt Hamburg trotz deS vorgekommenln Cholerafallls von Ab- sperrungömaßre^rln abzusehen. Rom, 1. Juni. (W. T. B.) Im Senate er griff der Schatzministcr Grimaldi heute nochmals daü Wort, um iu längerer, mit lebhaftem Beifall aufgenommener Rede für den Entwurf deS Pcn- sionkgesetzcS cinzutrcten. Kunst und Wissenschaft. 4,33. 7,11. lt« Züq« l. Fahren —IV. Kl). nnUen, ,Z0. .ZS? 7^*1 I. 4,9 6,41 -IU. »lagt 0. 8,18*. b«. 2,67. »Festtag«). ZINN- US» 6.10,4S. 14.(11,36 ) 11,4». »P«I Xchl) »p«l »ich« ) V-Nch»»»«' »«v H«is». >-») 9,36 rs 37* 6,24 K. Hoftheater. — Neustadt — „Die Komödie der Irrungen." Lustsviel in drei Akten von Shake speare. (Neu einstudiert.) Nach Holtey'S Bearbeit ung. Vorher: „Sekt". Schwank in einem Aufzuge von A. C. Strahl und G. v. Strantz. (Zum ersten Male.) Die- Shakespearische Lustspiel, daS zu den Arbeiten aus der ersten Zeit des Dichters gehört und in seinem Stoff (wie schon ein ähnliches älteres, wahrscheinlich 1583 zu Windsor gegebenes Stück) aus dem Menaechmi deS PlautuS entnommen wurde, ist hier seit langen Jahren vom Spielplan abgesetzt gewesen. Schröder führte eS am Hamburger Theater 1777 für die deutsche Bühne ein, aber erst durch HolteyS kürzende und sceni- sche Bearbeitung (1851) hat eS an leichter Darstell- barkeit gewonnen und ist an manchen Theatern gern gegeben und auch gern gesehen worden, wenn man nicht nur das seltene Glück hatte, für die Zwillingspaare recht ähnliche Darsteller zu besitzen, sondern wenn auch für die Sklaven lustige und be- wepliche Komiker vorhanden waren. Der leichte StimmungSton des Schwankes muß die Freude am heiteren Kobold Zufall fortwährend aufrecht erhalten, damit auch durch Unwahrscheinlichkeiten und wohlfeile Scherze und Späße die Lust zum Lachen keine Er nüchterung finde. ) Die Besetzung war hier so passend wie möglich gHvählt, Hr. Dettmer und Hr. Franz sür die Söhne Maeon», die Herren Wiene und Swoboda für die London, 1. Juni. (W. T B.) Das Unter baus verwarf rach zweieinbalbstündiger Debatte mit 211 gegen 203 Stimmen einen Antrag Arnold Försters auf Vertagung deS HiuseS. Der Antrag bezweckte, gegen die Steigerung von Verbrechen in grwissln Teilen Irlands zu protestieren und die Regierung zu tadeln, weil sie keine Maßregeln dagegen ergriffe. Der Chefsekretär deS Lordlirute- nantS von Irland, Morley, verteidigte die Regier ung und erklärt.', die agrarischen Verbrechen hätten seit dem Amtsantritte dcS gegenwärtigen Kabinetts abgenommen. — Auf eine Anfrage gab Grey die Erklärung ab, er erachte eS nicht für wünschens wert, von der französischen Regierung über ihr Vorgehen am Mekong Erklärungen zu verlangen, Frankreich habe auch solche bisher nicht offeriert. »r. 10,21. «3 (6,26 ) 6,36 Soun- uv» -. Fdtt»»»-) >6. 23 6,Z6. Bis jetzt hätten die Franzosen noch nicht klar angedrutct, welches Gebiet östlich vom Mekong sie beanspruchten. Im gegenwärtigen Stadium der Frage könne die Regierung nicht sagen, welche Wirkung Frankreichs Vorgehen auf TiamS poli tische oder kommerzielle Unabhängigkeit haben könne. London, 1. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung auS EnniS in Irland wurden auf den Verwalter Moloney vom Gute Rittonan bei Tulla (Grafschaft Clare), als er sich zur Entgegennahme deS Pachtzinses zu den Pächtern unterwegs befand, von beiden Seiten der Straße Gewehrschüsse ab gegeben. Moloney wurde schwer verwundet. Sieben Personen wurden verhaftet, die Thäter find jedoch noch nicht ermittelt. London, 1. Juni. (W. TB.) Bezüglich der ZeitungSmeldungrn über die jüngsten Vorgänge in Uganda erfährt daS „Rrutersche Bureau'', daß es durchaus unwahrscheinlich sei, daß Portal in UgandadasbritischrProtektoratproklamierthätte, da derselbe sich lediglich alS Spezialkommissar, um über die dortige Lage zu berichten, in Uganda be finde. Nach dem zwischen der britischen Regierung und der ostasrikanischen Gesellschaft getroffenen Abkommen, sollte die letztere Ende März Uganda räumen. Wenn Portal wirklich die britische Flagge in Uganda aufhißte, so sei dies lediglich deshalb geschehen, um zu zeigen» daß Uganda unter bri tischem Einfluß stehe. Auf dem Auswärtigen Amte sei über die Angelegenheit noch kein Telegramm eingetroffen. Loudon, 2. Juni. (Tel d. Dresdn. Journ.) Im Untcrhause sand eine lebhafte Debatte statt infolge eines von Wyndham eingebrachten Amendements zu tz 3 der Homerultbill, welches der irischen Le- giSlatur die Kontrolle über die Polizei entziehen will. Balfour behauptete, die Legislatur röine durch Ausübung einer solchen Kontrolle eine mili tärische Streitkraft schaffen, welche eine Gefahr für England involviere. Gladstone erklärte, daß die irische Legislatur nicht in der Lage sein dürfte, eine solche Streitmacht zu schaffen; er werde an gehöriger Steve ein Amendkment Vorschlägen, welches dies klarmache. Balfour acceptiert diese Erklärung als befriedigend. Southampton, 1. Jnni. (W. T. B.) Der Hamburger Schnelldampfer , Normannia", welcher am letzten Donnerstag 4 Uhr nachmittag- New- st)ork verlassen harte, ist heute früh um S Uhr 2s Minuten bereits vor Southampton eingetroffen und hat damit die schnellste Reise zuruckgeUgt, welche je zwischen New-Uork und Southampton gemacht worden ist. Reisedauer 6 Tage 12 Stunden 20 Minuten. Christiania, 1. Juni. (D. B.Hd.) „Morgen- bladet" schreibt: Dem Präsidenten deS Storthin- ges ist zufolge Verlangen deö Storthinges eine Abschrift des am 10. Mai im Staatsrat geführten Protokolle- übergeben mord n. In Veranlassung des Vertrauensvotums deS Storthingcö für das Ministerium Steen bemerkt die Regierung: „ r ieser Beschluß giebt nach der Auffassung der Staats räte für den Augenblick keine Veranlassung zur Aeußerung oder Maßnahmen von feiten deS Königö". Bezüglich dcS Mißtrauensvotums deS StorthingeS für das Ministerium Staug bemerkt die Regierung, daß die Voraussetzungen, die den König zur Ernennung der jetzigen Staats räte bewogen haben, unverändert andauern, wes halb die Staatsräte unter den jetzigen Ver hältnissen nicht glauben, ihren Abschied verlangen zu müssin, sondern daß sie dem Könige nur »ie vom Storthinge gefaßten Beschlüsse mitzuteileu haben. Bukarest, 1. Juni. (W. T. B.) Die Paria- mentSsession wurde heute mit einer königlichen Botschaft geschlossen, iu welcher dem Parlamente für seine ersprießliche Thätigkrit der Dank aus gesprochen und der dem Thronfolger und seiner Gemahlin bereitete warme Empfaug hervorgehoben wird, welcher beweise, eine wie große Wichtigkeit die Bevölkerung der vom Thronfolger eingegangenen Verbindung beilege. Nrw-Vork, 2. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Nlw-Norker Hcrald" meldet, in Guayaquil habe ein Erdbeben stattgefunten, wobei das Ge fängniS einstürzte. Viele Gefangene wurden unter den Trümmern begraben, andere entkamen. Das HauS des Gouverneurs, daß Stadthaus, sowie viele andere Gebäude wurdm zerstört. Dresden, 2. Juni. Die Bedeutung der Zahl im Zukunftskriege. Eins der hauptsächlichsten Vorbringen der Gegner der Militärvorlage ist die Behauptung, daß es im Kriege weit weniger auf die Menge der Truppen als auf deren Güte und Tüchtigkeit ankomme. Wenn es nun auch außer allem Zweifel steht, daß die mora lische Überlegenheit der einen Armee ihr vor der anderen einen gewaltigen Vorsprung giebt, so ist doch anderer seits das zahlenmäßige Übergewicht im modernen Kampfe mehr denn je von entscheidender Bedeutung. Dies wird von der „Köln. Ztg." an der Hand von Erfahrungen, die man in den Schlachten der Jahre 1870/71 gemacht hat, erneut klargelegt. Wenn zur Zeit Friedrichs des Großen und auch in den Befreiungskriegen — so führt das genannte Blatt aus — der Sieg häufig den der Zahl nach schwächeren Heeren zufiel, so hat sich seitdem die Kriegsührung derart geändert, daß eine Gleichstellung mit den früheren Verhältnissen nicht mehr möglich ist. Die Taktik hat sich vollkommen geänd.rt. Der Nah- kampf jener Zeit ist nicht mehr vorhanden. Heutzu tage aber wird der amückende Gegner schon auf Tau fende von Metern von den feindlichen Geschützen be schossen und erleidet auf diese große Entfernung schon namhafte Verluste, die sich mit jedem Schritte vor wärts steigern. Dann beginnt daS feindliche Gewehr feuer zu wirken, immer größer werden die Lücken, welche die feindlichen Geschosse reißen, immer neue Truppeit müssen von hinten vorgeholt werden, um die entstandenen Lücken auszufüllen Endlich hat man sich bis auf etwa ' 00 m an den Feind Hel angemacht, und nun erst beginnt die Hauptaufgabe des TageS, denn nach weiterem Hirten Femrkampfe soll nun zur Entscheidung geschritten werden. Wer jetzt, nachdem die vordersten Truppen beinahe zu Schlacken verbrannt sind, die meisten Reserven noch heran führen kann, wer vor der letzten Entscheidung die größten Truppenmassen zur Umgehung des Feindes verwenden kann, dem wird in den Schlachten der Zu kunft der Sieg zufallen. Daß hierbei die innere Tüchtigkeit des Heeres mit in erster Linie maßgebend ist, das ist selbstverständlich; es würde aber eine Thorheit sein, von Anfang an anzunehmen. daß die sranzösifchen Truppen uns in dieser Hinsicht ohne weiteres sehr nachstchen werden. Wenn wir auch daraus bauen, daß manches im Inneren der französi schen Truppen nicht so ist wie bei uns, so ist doch das eine sicher, daß dem französischen Heere von heute eine große Liebe zum Vaterlande und brennender Durst nach Rache innewohnt. Wenn wir auf dem Schlachtfelde mit Übermacht ankommen wollen, fo müssen wir von Haus aus mit Sklavenzwillinge Die Frauenrollen wurden von Frl. Salbach und Frl. Diakono (Adriana, Luciana) ge fällig gegeben. Vielleicht wird der Winter der Vor stellung eine — geistig wärmere Atmosphäre und wo möglich mehr übermütiges Behagen bringen. Da es sich bei der „Komödie der Irrungen" um Shakespeares kürzestes Stück bandelte, so ging noch „Sekt" als Zugabe voraus. Der Inhalt deS in seiner Lebensmöglichkeit undenkbaren und deshalb um so harmloseren Schwankes ist so einfach einge richtet, daß er für die nachfolgende Darstellung die Genußfähigkeit der Zuschauer nicht erschöpfen konnte, Frl. Ulrich, Frl. Diakono, Hr. Bauer und Hr. Gunz beschäftigten sich in eifrigem Fleiß mit den Hauptrollen dieser Plauderei. O. B. Die Madonna dcS Botticelli. Novelle von Lothar Brenkrndorf. 22 (Fortsetzung). Herr Ellinger riß die Augen weit auf und eine verdächtige Röte verbreitete sich über fein feistes Antlitz. „Was heißt das, Herr? — Wie soll ich das verstehen?" „ES heißt, daß Ihre ausgezeichnete Menschen kenntnis noch eine kleine Lücke hatte, wenn Sie glaubten, meines bereitwilligen Zugreifens so unbe dingt gewiß zu sein. — Es ist ganz selbstverständlich, daß ich niemals einem Menschen etwa» von den freundlichen Andeutungen verraten werde, welche Sie mir soeben gemacht; aber dies Versprechen ist leider auch da» einzige, wa» ich thun kann, um Ihnen meine Erkenntlichkeit für Ihre wohlwollende Absicht an den Tag zu legen. — Das Glück, welches Sie mir zugedacht halten, wird schon einem Würdigeren zufallen müssen." Die Röte auf dem Antlitz des Kommerzien rats war noch um eine Schattsirung dunkler ge worden. „WaS? — Sie — Sie — geben mir einen Korb? — Ja, wisfen Sie denn nicht, Herr, daß ich in der Lage bin, meine Tochter mit einer fürstlichen Mitgift auszustalten? — Worauf in aller Welt wollen Sie eigentlich warten, wenn Ihnen auch das noch nicht genug ist, was ich meinem einzigen Kinde mitgeben kann?" Herbert machte eine ungeduldige Bewegung „Unsere Anschauungen sind von Grund auS zu sehr verschieden, als daß wir hoffen dürften, uns in einem fo delikaten Punkte zu verstehen Lassen Sie uns also von weiteren Erörterungen darüber absehen. Bei ihren außerordentlichen Vorzügen wird Fräulein Melanie ohne Zweifel sehr bald in d.r Lage sein, ihre Hand einem Gatten zu reichen, der das damit gewonnene Glück seinem ganzen Werte nach zu wür digen weiß." Wütend hatte der Kommerzienrat nach seinem Hute gegriffen. „Ihre Tröstungen sind sehr überflüssig, mein Herr", polterte er. „Ich hätte auch ohne Ihre wohlgemeinte Versicherung gewußt, daß die Welt nicht bloß aus Narren besteht. — Warten Sie denn ruhig, bis eine Prinzessin aus dem Morgenlande vierspännig bis zu Ihnen unters Dach heraufgefahrrn kommen wird, und unseren Heeren dem Gegner an Zahl überlegen sein, denn nnr dann können wir hoffen, ans den verschie denen Kriegsschauplätzen und auf den verschiedenen Schlachtfeldern die nöligen Truppen vereinigen zu können. ES ist daher geradezu ein Verbrechen am Heere und am gesamten Volke, wenn im gegenwärtigen Wahlkampfe tne Civilmarschälle der Wähler Heere die öffentliche Meinung irreleiten und eine Verstärkung deS Heeres für unnötig erklären. Eine solche Irrlehre würde mit dem kostbaren Blute von vielen Tause. den von Männern, den heutigen Wählern, bezahlt werden müssen. So stark wie möglich, mit größter Übermacht an tun Feind heranzukommen, dies wird, wie im Jahre 1870/71, foauchinZukunftdenRuhmunsererHeerführerausmachcn. Es ist leider im deutschen Volke, abgesehen von den Fachmännern, nicht genügend bekannt mit welch' b.- deutender Übermacht an Zahl die drei eisten Schlachten des Jahres 1870/71 von den Deutschen geschlagen wurden, doch kann man sich in den kriegsgeschichtlichen Einzelschristen, herausgegeben vom Großen General stabe, leicht Rat holen. In der Schlacht bei Weißenburg hatten die Deut schen 44 000 Mann mit 72 Geschützen, wovon die Hälfte inS Feuer kamen, gegen nur 4650 Franzosen mit 18 Geschützen. Bei Wörth hatte Kronprinz Frie drich Wilhelm 89000 Gewehre mit 7700 Säbeln und 342 Geschützen zur Verfügung, von denen gegen die nur 32000 Gewehre, 4800 Säbel, 131 Geschütze der Franzosen 71500 Gewehre, 4200 Säbel und 234 Geschütze, also annähernd die doppelte Anzahl, ins Feuer kamen Etwas geringer war die deutsche Übermacht bei Spiche.n, wo 38400 Deutsche mit 120 Geschützen gegen 24400 Franzosen mit 90 Ge schützen in den Kampf traten. Mit diesen ersten ge wonnenen Schlachten war nicht nur der örtliche Sieg errungen, sondern es wurde auch das moralische Über gewicht über den Feind erreicht, der an seinem tollen Siegesübermut gewaltig einbüßte und jetzt schon das Vertrauen zur Heeresleitung vcrlor. In der Schlacht bei Beaumont am 30. August hatten die Deutschen 61500 Grwchre mit 6100 Säbeln und 276 Geschützen zur Verfügung, von welchen zum Entscheidungskampf eingesetzt wurden 29900 Gewehre mit 222 Geschützen gegen 29700 Franzosen mit 210 Geschützen. In der Schlacht von Sedan aber waren auf deutscher Seite zur Stelle 133500 Gewehre, 21300 Säbel, 700 Ge schütze, während dis Franzosen auf engem Schlachtfelde dicht zusammengedrängt 90000 Mann, 408 Geschütze vereinigt hatten. In den Schlachten um Metz war die Übermacht an Zahl allerdings auf Seite der Franzosen, denn es kämpften in der Schlacht bei Colombcy-Nouilly am 14. August auf deutscher Seite 30500 Gewehre mit 150 Geschützen gegen 50000 Franzosen mit 206 Ge schützen. In der Schlacht bsi Mars la-Tour kämpften den ErtscheidungSknnpf 47000 Deutsche mit 222 Geschützen gegen 85000 Franzosen mit 432 Ge schützen. In beiden Schlachten aber, in welchen auf feiten der Deutschen noch zahlreiche Reserven zur Ver fügung standen, war der Sieg nur dadurch möglich, daß der innere Gehalt der deutschen Truppen dem der französischen, welche durch die Niederlagen der französischen Heere im Elsaß schon heftig bnührt waren, weit überlegen war. Das ungünstige Zahlen- verhältnis aber erforderte auf deutscher Seus auch ungemeine Aufopferung der Truppen und hierdurch Verluste, die nahezu doppelt so groß waren als die der Franzosen, denn während der Verlust der Deutschen bei Colombey-Nouilly 222 Offiziere und 4550 Mann -- 7,6 Proz der an der Schlacht beteiligten Trappen betragen hat, war der der Franzosen nur 2700 Mann — 3,79 Proz., bei Ma.s-la-Tonr aber verloren wir 720 Offiziere und 15000 Mann — 22,3 Proz., die Franzosen nur 13 Proz. ihrer Stärke. vergessen Sie ja nicht, mich alsdann zu Ihrer Hochzeit einzuladen! — Guten Morgen I" Er warf die Thür hinter sich zu, daß die Kalk- stückchen von der Decke fielen, und Herbert war nicht frei von der Befürchtung, daß er auf der Treppe vom Schlage gerührt werden könnte. Aber er hörte wenige Minuten später den gleichmäßigen Hufschlag der beiden Traber und daS leichte Rollen des Coupes, welches die stille Straße hinabfuhr — und nun lachte er wirk lich, lachte laut auf, bitter und verächtlich, wie er noch nie über die Schwächen und Thorheiten eines Mit menschen gelacht hatte. Dann ergriff er seinen Hut, drückte ihn tief in die Stirn und stürzte davon, weil eS ihm mit einem Mal war, als ob die Decke des Ate liers auf ihn herabzustürzen und ihn zu zermalmen drohte. In den einsamen Baumgängen des großen Stadt- parkeS suchte er Ruhe und Fassung wieder zu finden; aber das Chaos schmerzlicher und zorniger Gedanken, die iu seinem fieberheißen Kopfe wirbelten, wollte sich nicht lösen und klären, der Sturz auS der stolzen Höhe seiner Illusionen war ein zu jäher und gewal tiger gewesen — die grausame Ernüchterung war zu plötzlich über ihn gekommen, als daß sein gereiztes Ne.vensystem sich so schnell wieder auf einen ruhigen Ton hätte stimmen lassen. Alles um ihn her erschien ihm widerwärtig, schal und leer, die Natur wie die Menschen, und eS dünkte ihn mit einem Male un säglich närrisch, daß er kämpfte und entbehrte — daß er gewissermaßen sein Herzblut vergeudete sür einen bloßen Wahn; denn er zweifelte nicht mehr im geringsten, daß auch daS Phantom deS Ruhmes ihm