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Dresdner Journal : 26.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-26
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1893
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Beilage W ^7 US des Dresdner Journals. Freitag, den 26. Mai L8SS, abends. st» -SSSSSS-SWS-SSSSSS-S--—SS-S«--iSS. >MM > c sHlS,-- '.r - - Dresdner Nachricht« vom 26. Mai. 1- Unler Anteilnahme einer nach Hunderten zahlenden Trauerversammlung fand heute mittag auf dem alten Annenfriedhofe die Beerdigung de« in Karlsbad verstör» denen RechlSamvalte«, Justizrat Oe zur. Traugott Al» brecht Wolf statt In der mit Psianzenqruppen und vielen Fächerpalmen geschmückten Friedhosskapelle ruhte der mit kostbaren Blumen bedeckte Sarg, den außer den trauernden Familienglied«'n Deputationen aller jener Körperschaften und Institute umstanden, denen der Ent schlafene seine Kräfte gewidmet hat. Ferner wohnten der Feier zahlreich« Vertreter au» juristischen, finanziellen und industriellen Kreisen, Bergbeamte und Bergleute aus den Bockwaer u >d Ger«dorfer Zechen bei Nachdem der Fried hostchor die Feier mit der Motette: „Selig sind de» Himmelt Erben" eröffnet hatte, hielt Hr. Archidiakonu» 1-ia. tdool Drew» die Gedächtnisrede, in der er da» Leben und Wirken de« Heimgegangenen in da» Licht de« prophetischen Worte« stellt: „Die richtig vor sich gewan- dilt haben, die kommen zum Frieden." Hierauf widmete Hr. Justizrat Hänel namen« dcr sächsischen ArwaltS- kammer dem Heimgegangenen Vorsitzenden warme DankeS- tvorte und rief ihm ein „Habe Dank" in die Ewigkeit nach. Unter Trauergesängen begab sich der Zug an da« Grab, an welchem Gebet und Segen, sowie das Gurlitt- sche Liev „Durch die enge Pforte" die ernste Feier be schlossen — Der Entschlafene hat als Vorsitzender und Mitglied de« AussichttrateS vieler Aktiengesellschaften sein reichen juristische» Wissen, sein Organisationstalent und seinen Scharfblick verwertet. Er galt in allen Kreisen als ein lauterer und biederer Charakter, dem man allerseits mit Vertrauen rntgcgenkam « über die Sonderzüge von Dresden, Leipzig und Chemnitz am 7 und 8. Juni d. I. zum Besuch der 7. Wanderausstellung der Deutschen Land- wirtschaftsgefellschast steht nunmehr näheres sest. Abfahrt aus DreSven-A. 1,25 nachmittag», aus Chemnitz 3.4 nachmittags, auS Leipzig 2,55 nachmittags; in München 6.10, 5,25 und 5,00 vormittags je am 8. und 9. Juni Ankunft. Die Fahrpreise für Hin- und Rück reise noch München bei einer 45 tägigen Giltigkeit über Regersdurg-Hof betragen: von M M. M. II. Kl. 31,80, lll. Kl 1S,»0 galten zu allen und 30,10 36,so 33,8!) 31,20 2»,00 27,SO '.'6,40 24,70 . 44,30, -1,70 60,40 46,70 43,20 40,20 38 80 36,70 34 50 U. Kl 18,00 42,50 20,60 18,80 17,20 16,50 15,40 14,20 fahr- Die Fahrkarten I. ... . . planmäßigen Zügen Ji München werden Umwegs karten verausgabt rach »Nürnberg ü 6,40 M, 4,60 M. und 2,40 M Der Verkauf der Fahrkarten beginnt am 2. Juni, Freigepäck ist ausgeschlossen. Näheres besagen die Anschläge und Fahrkarten-Verkaufsst«llen, in Dresden auch die Ausgabestelle für Fahrscheinhefte. * Zur Einlieferung von Paketen ohne Wert- «ngabe ist in Dresden auch durch die Paketbestell einrichtung der Poft Gelegenheit geboten. Die im Dienste befindlichen Paketbesteller nehmen die Pakete ent weder innerhalb der Häuser selbst, welche sie zum Zwecke der Bestellung bez Abholung betreten, oder an denjenigen Stellen entgegen, wo ihr Fuhrwerk jeweilig hält. Es ist auch gestattet, bei dem Postamle 2 hier Ältst., Annen straße, die Abholung von Paketen aus der Wohnung schriftlich zu bestellen. Für derartige Bestellschreiben oder Bcstellkarten kommt eine Gebühr nicht zur Erh.-bung; die selben können in die Briefkasten gelegt oder den bestellen den Voten mitgegeben werden. Für die von den Paket- bestellern aus ihren Bestellungssahrten ringefammelten ge wöhnlichen Pakcle kommt außer dem Porto eine Neben- gebühr von 10 Ps. zur Erhebung, welche im voraus zu entrichten ist Aus dem Polizeibericht. Vor einer Dampfwalze scheuten gestern abend auf der Hamburgerstraße zwei an einen leichten Personenwagen gespannte Pferde. Die Tiere sprangen zur Seite und fuhren den Wagen an einen armstarken Obstdaum an, der abbrach. Dabei stürzte der Wagen um, die Insassen wurden auf das anliegende Feld geschleudert. Verletzungen erlitten sie nicht. Die Pferde kamen gleich darauf an einem nahen Baume zum Stehen. — Oberhalb der Albertbrücke sprang gestern vormittag eine von auswärts gekommene 58 Jahre alte Frau in selbst mörderischer Absicht in die Elbe. Von dem Fischer- meister Weser hier wurde sie gerettet unv danach in das Slav'.krankenhaus gebracht. Dir Frau gab an, eheliche Zer- würsnisse seien die Veranlassung zu ihrer That gewesen. — Gesunden wurde von dem Arbeiter Gottlob Schröder am 23. d. Mts. hier, ein goldener Trauring gez. P W. mit Tatum und Jahreszahl; von dem Schulknaben Arno Staberoh aus Leipzig, am 24. d Mts. auf der Lindenau- straße ein Geldtäschchen mit ungefähr 14 M.; vom Schrei ber Max Glöckner hier, am 24. d. Mts ein Geldtäschchen mit über 4 M.: von der Schneiderin Bertha Knoll, am 24 d. MtS. auf der Residenzstraße eine silberne Damen- Remcntoiruhr mit Kette und zwei Anhängseln, vom städti schen Straßenkehrer Max Seidel, am 26. d. MtS. ein goldener Trauring gez. C T. und Datum und Jahreszahl; von der Handarbeitersehefrau Selma Langer hier, am 26. d Mts ein goldener Trauring ohne Zeichen und von dem Schulknaben Alfred Halsberger, hier, am 25. d. Mts. in einem hiesigen Gartenrestaurant ein Goldstück in Papier «ingeichlagen Le pzlg, Bayer. Bhj 1. Kl. Altenburg .... - DrcSden-Blrstadt . - Freiberg Chemnitz .... - Glauchau . . . . v, Zwickau .... » Re'chenbach i. B . - Plauen i.L , ob Bhf - ' Dieser Tage ist dem Vorsitzenden des Komitees zur Absendung eines Protestes gegen den Antrag, die Auf hebung de» Jesuitengesetzes vom 4. Juli 1872 be treffend , von selten des Bureau» de» Deutschen Reichstag« dieser Protest vom Dezember 1892 mit seinen 41441 Unterschriften au« Dresden und Umgegend mit dem Bemerken zurückgesandt worden, daß derselbe, nachdem die Überweisung an dir Kommission für Petitionen stattgefunden halte, infolge Auslösung de» Reichstags nicht mehr zur Beia:ung und Beschlußfassung gelangt sei Hr. Stadtrat Grabowski hat die Annahme der betreffenden Akten behus« Aufbewahrung im städtischen Archiv zugesagt. ' Auf dem Leipziger Bahnhof kam gestern nach mittag ein Streckenarbeiter, welcher vorübergehend bei der Rnchttelegraphenleitung Dienste leistete, namen« Münch, beim Überschreiten der Hauptgleise zum Fallen; e« wurde rhm von einem im Gang befindlich«» Wagen der linke Arm derartig verletzt, daß die Abnahme desselben ohne Zweifel wird vorgenommc , werden müssen. - Die Straße „Am Viadukt", entlang der Marien- brücke von der Maxstraße nach d«r Wettincrstroße, soll tunachst bi« an die Gasanstalt fortgesührt und da« ehe malige von Buraksch« Grundstück und da» angrenzend« Areal al» Bauland Verwendung finden. Zugleich werden von g ößer« Baut«n au»geführt werden für die Anlage der Mokanten Personenhaltestell« der StaatSdahnen An der Cchützengaffe hat man bereit« mit dem Abbruch von Grund stücken b«huf» Beschaffung einer Straße zur Verbindung der Wettinerftraße mit diese, Haltestelle in d«r Richtung de« Gymnasium» begonnen und in einem Nachbargrund stücke da» Baubureau untergebracht, so daß die Umwand lung an dieser Stelle nunmehr rasch von statten gehen wird. * Da» vom Allgemeinen Deutschen Echulver«i,'n gestern im Linckeschen Bade veranstaltete Gartenfest nahm «inen befriedigenden Vetlaus. Nachdem die Kapelle de» König! Echüpenreaiments Nr 108 ein Konzert ausgesührt hatte, hielt Hr. Prof Oe. Corneliu» Gurlitt eine An sprache. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß der Schulverein unter den Frauen so viele eifrige Anhänger zähle. Die Aufgabe sei ja nicht bloß, Mittel zur Gründung deutscher Schulen nach dem Ausland« zu schicken, sondern namentlich auch die Deutschen daheim national zu erziehen. Der Deutsche solle sein Nationalgefühl wie der Engländer und Franzose pflegen; Aufgabe der Frauen sei eS, da« deutsche Nationalbewußtsein schon in den Kindern zu erziehen. Redner, oft vom Beifall unterbrochen, bracht: zum Schluß ein Hoch auf den Schulverein, als den Pfleger deutschen Nationalbewußtsein» inner- und außerhalb Deutschlands, auS Diese Rede fand im Laufe de» Abends eine Fortsetzung in einer Ansprache de» Hrn. vr. Brix aus Wien, welcher herzliche Grüße aus Österreich brachte Der österreichische wie der deutsche Schulverein haben die große Kulturarbeit, auf dem Boden der Schule und Erziehung das deutsche Volk so beranzudilven, daß es den großen Aufgaben, die ihm die Geschichtenochvorbehalten hat, gewachsen sei. So, wie die Monarchen beivcr Reiche durch enge Bande der Freundschaft verbunden seien, fo werden. w:nn dem Deutschtum Gefahr drohe, auch die Deutschen Oester reichs mit denen de« Reichs Schulter an Schulter käm pfen! — Zwischen diesen Reden brachte der Turnverein für Neu- unv Antonstadt mehrere beachtenswerte Leistungen zur Schau. Eine Abteilung von 16 jungen Mädchen führte einen Stab und einen Gesangreigen in anmutiger Weise auf; die Vorturner schäft leistete im Springen am doppelten Pferde Tüchtiges. Auch die Sänaerschaft betei ligte sich an dem Feste. Unter Leitung des Königl. Musik direktors Jüngst uni des Tonkünstlcrs Müller Reuter brachte dec Julius Otlobund einige Gesangsoorträge zu Gehör. Tas deutsche Lira von Källiwoda wurde mit lrutem Beifall ausgenommen. — Durch Verkauf der Fest schrift „Unsere Vorposten' und den Ertrag einer Lotterie werden vem Schulverein reichliche Mittel für seine Zwecke zugeflossen sein. * Heute vormittag traten im Königl. Belvedere die Vertreter der einzelnen Landesverbände und Ortsgruppen des Allgemeinen Deutschen Schulvereins zur Be sprechung der Vereinsangelegenheiten zusammen. Es sei daraus nur mitzeteilt, daß Geh. Rat Or Böckh-Charlotten- burg den Vorsitz führte und daß Vertreter aus allen deutschen Gauen erschienen waren. Gegen Schluß der Verhandlungen traf auch ein Vertreter der deutschen Burschenschafter, unmittelbar vom Burschenschaststagr in Eisenach kommend, ein. Frankfurt a. M wurde als nächster Versammlungsort bestimm»; dem verdienten Be gründer und 11jährigen Vorsitzenden des Schulvereins, Oberstabsarzt a. D. vr. Falkenstein-Berlin, wurde nach seinem Rücktritte von diesem Amte die Ehrenprösidentschast des Schulvereins verliehen. Hieran schloß sich eine öffentliche Versammlung, zu welcher seitens der Stadt Dresden die Herren Oberbürgermeister vr. Stübel, geh. Hofrat Ackermann und Stadtrat vr. Nake erschienen waren. Ihren dankte Hr geh Nat Vr. Böckh für ihr§ Teilnahme, ebenso den zahlreich erschienenen Deutschen auS Oesterreich Hr Oberbürgermeister vr. Stübel be grüßte den Allgemeinen Deutschen Schulverein mit einer Ansprache: sei der Verein doch einer von den wenigen, die nie von ihren eigenen Interessen, sondern immer nur von den Interessen des gesamten Deutschen Vaterlandes sprechen und zwar lediglich von den nationalen In teressen ohne jeden politischen und religiösen Beige schmack DaS wolle etwas sagen in unserer Zeit. Eigentlich sollte eS eines Vereins zur Erhaltung des Deutschtums überhaupt nicht bedürfen; wenn unsere Vorfahren seit Jahrhunderten angelsächsische Zähigkeit uno romaniste Rührigkeit bewiesen hätten, so hätte Deutschland nicht so gewaltige Einbuße erlitten und stände heutzutage ganz anders da. Die Deutschen der Gegenwart bedürften ununterbrochener Anregung ihres NationalbcwußtseinS Darum freue sich der Redner sehr der Bestrebungen des Schulvereins, das Deutschtum hochzuhallen und cs zu kräftigen, wo eS unterzugehen drohe. Möchten diese Bestrebungen besonders von denen gewürdigt werden, denen geholfen werden soll. Die Festschrift „Unsere Vorposten" nenne mit Recht den Schulvereiu „das nationale Gewissen" im deutschen Reiche Möge der Schulvereiy reiche Erfolge zur Ehre und Größe des Vaterlandes erzielen! Die Versammlung nahm diese Ansprache mit lebhaftem Beifall auf. Dann gab Geh. Rat Vr. Böckh einen Geschäftsbericht über das letzte Schulvereinsjahr. Beim Schluß unseres Blattes be gann Hr. Oberstltnt Jähns aus Berlin einen Vortrag über das Thema: „Was ist des Deutschen Vaterland?" -- In wenigen Wochen soll die Loschwitz-Blasewitzer Elbb rücke dem Verkehr übergeben werden Der hellblaue Anstrich, welcher dem Gitterwerk ein freundliches Ansehen verleiht, ist auf Loschwitzer Seite sertiggestellt, während die linke Brückenhälste noch in Arbeit ist; die Zusahrtsrampe ist in Vlasewitz vollendet. Die Einlegung der Pferdebahn geleise in die Fahrbahn des Brückenkörpers wird bereits vorgenommen. Nachrichten aus den Landesteilen. Leipzig, 25. Mai. Nach den in der gestrigen Num mer unseres Blatte» wiedergegebenen Begrüpungswoiten, die Se Excel!enz der Hr. StaatSminister v. Seyvewitz in der ersten Hauptversammlung der 30. all gemeinen deutschen Lehrerversammlung an die Anwesenden richtete, hielt Hr. Oberbürgermeister Or. Georgi rin« Ansprache, in der er namens der Stadt die Versamm lung begrüßte Redner betonte, das beste, wa« die Stadt den Gästen bieten könne, sei der Umstand, daß in und von der Stadt die Aufgabe, der die Anwesenden ihre Lebensarbeit gern widmeten, auf da» höchste geschätzt werde. Anlnüpfend an die im vorigen Jahre veranstaltete Feier de« 100jährigen Jubiläum» der NatSsreischule betonte Hr. Oberbürgermeister, daß in Lc ipzig da» VolkSschulwesen einen Aufschwung genommen habe, auf den die Stadt stolz sein dürfe. Mit d«>n Wunsche, daß die deutsche Volksschule, frei von allen Parteibestrebunoen und Kämpfen, in ihrer lediglich ihrer Aufgabe dienenden Gestaltung, in ihrer au» dem Geiste de« brutschen Volke« gewordenen Grundlage erhalten bleiben möge, schloß Redner seine mit lebhaftem Beifall oufgenommrne Ansprache De« weiter«» bieß Hr. Etadtrat Walter di« Versammlung namen« der hiesigen Schulver waltung wrllkommen. Sodann hielt Hr Direktor Sachse- Leipzig einen Vortrag über „Wesen und Bedeutung drr Volksschule" unv Drakonu« v Criegern über „Da» Ver hältnis zwischen Kirche und Schule". — Die zw-it« Hauptversammlung wurde eröffnet mit dem gemein schaftlichen Gesänge: „Komm, komm du Licht in Gottes pracht". Hieraus hrrlt Hr Krei»schulinspektor Scheerer- Worm» einen Vortrag über. „Die Simultanschule — warum muß sie die Schule der Zukunft sein?" Redner saßte seine Ausführungen in folgende Thesen zu, sammen: 1) Die einheitliche und gesunde Entwickelung der deutschen Nation verlangt eine einheitliche nationale Bildung, welche durch eine nationale Schule vermittelt werden muß. Diese darf keine Trennung nach Konfes sionen k-nnen, sondern muß einen simultanen Charakter tragen 2) Wenn auch im Religionsunterrichte der Simul tanschule die Kinder noch nach der Konfession getrennt unterrichtet werden, so müssen doch Auswahl, Anordnung und Bearbeitung de» Lehrstoffe« r ach einheitlichen und gleichen pädagogischen Grundsätzen stattfinden, damit der einheitliche Charakter der Schule gewahrt bleibt An die Stelle des jetzigen dogmatisch-kirchlichen Religionsunterricht», der im dogmatisch-abstracten Katechismus gipfelt, muß ein pädagogischer Religionsunterriät treten, der die biblische Geschichte und di« volkstümliche religiös sittliche National litteratur zur anschaulichen Grundlage hat und daraus die religiös-sittlichen Lehren ableitrt Dieser Religionsunterricht wird vom Lehrer erteilt und steht nur unter Leitung und Aussicht der Schulverwaltungsbeamten Der konfessionelle Unterricht ist Sache d r Kirche und steht unter kirchlicher Leitung und Aussicht. Nach längerer Debatte, an der sich die Herren Heyd-Dill (Weißenstein), Heinrich (Prag), 3Veidenmüller (Riesa), Bauer (Augsburg), Specht (Karls ruhe) Fleck (Dresden), Geyer (Leipzig), Pfeiffer (Gera), Hempcl (Leipzig) und Hentsch (Oschatz) beteiligten, gel mgten die Thesen zur Annahme. Znm Schluß teilten die Herren Mörle-Gera und Clausnitzer Berlin mit, daß der Ausschuß die Verschmelzung der Allgemeinen Deutschen Lehrerver sammlung mit dem Allgemeinen Deutschen Lehrertag warm empfehle; bei der sich anschließenden Abstimmung hierüber wurde die vorgeschlagene Vereinigung sanktioniert. — Die dritte Hauptversammlung leitete der gemein schaftliche Gesang „Ach bleib' mit Deiner Gnade" ein. Hierauf hielt Hr Abg. Rickert-Berlin einen Vortrag über „Die freiwilligen Bildilngsbestrebungenund -Veranstaltungen, und welche Stellung soll die Lehrerschaft dazu einnehmen? ' über ebenoasselbe Thema sprach sodann Hr. Tews-Berlin als Correserent. Beide Redner faßten das von ihnen Gesagte in folgende Thefen zusammen: 1) Volks bildung und Volksgesitlung können durch die Juaend- erziehung und den Jugendunterricht (einschließlich der Fort bildungsschule) allein nicht dauernd sichergestellt werden. 2) Die Fortsetzung der Kulturarbeit im reiferen Alter muß größtenteils der freiwilligen Thäligkeit überlassen bleiben und erfordert entsprechende E nrichtungen. Als solche sind zu bezeichnen: Biidungsvereine, Volksbiblio theken, Volksvorlesungen, öffentliche Vorträge belehrenden Inhalts, Unterrichtskurse für Erwachsene, Volksunter haltungsabende rc 3) Die 30 Allgemeine deutsche Lehrerversammlung empfiehlt der deutschen Lehrerschaft, insbesondere auch den Lehrervereinen, die thatkräftige Unterstützung der freiwilligen Bildungsbestrebunaen und -Veranstaltungen, sowie derjenigen Vereinigungen, welche die Hebung und Vertiefung der Volksbildung zum Ziele haben Diese Thes.n fanden die einstimmige Annahme seitens der Versammlung. Hierauf wurde, da keine weiteren Beratungsgegevstände vorlagen, die dreißigste all gemeine Lehrerversammlung geschlossen. . Vermischtes. "Amphibien. (Schluß) ... Der Herr Rechtsanwalt hatte seine Familie glücklich in die Sommerfrische ge bracht. Die Vorbereitungen zur Reise, das Einpacken, das Abschiednehmen, hunderterlei Beziehungen, welche ab gebrochen, geordnet werden mußten, hatten zum glüälichen Ende geführt, die gnädige Frau mit ihrem Quartett und zwei Dienstboten waren glücklich in drei niedrigen, engen Räumen mit einem Eingang einquartiert; der Herr Gemahl schreite: daheim allein durch die öden, großen Räume und deklamiert: „Dies alles ist mir unterthünig." „Ägyptens König" aber ist gar nicht da, nicht einmal ein bedienender Geist; alle Morgen kommt nur eine räumende Frau, welche die Schlafstube, wenn er ausnahmsweise einmal in der Stadt zu bleiben genötigt ist, in Ordnung bringt und dann verschwindet Den Kaffee zieht der Rechtsanwalt, nachdem er beim ersten Versuch nicht recht ins Klare darüber ge kommen ist, ob ihm die Bedienungsfrau Kaffee oder Thee gekocht hat, vor, in der Konditorei zu nehmen. Er ist zu Mittag in allen Restaurants Berlins herum, läßt sich von bekannten Familien einladen und bekommt alle Tage beim Dessert stets eine krankhafte Sehnsucht nach den Fleisch- töpsen seiner Frau. Nach Tisch eilt er heim, um in der großen, öden Wohnung sein gewohntes Mittagsschläscheu zu halten, das Spersen an dritten Orten hat rhn ganz aus der Ordnung gebracht. Dann macht er Besorgungen. Er hat ein Extra-Notizbüchlein für die Sommerfrische und nullu cki«8 8ivs linea Für heute hat er übernommen, ein halbes Dutzend Rebhühner mit zubringen; dieselben, hatte Frau Rechtsanwalt gehört, sollen bei einem A Stunden vom Bureau entfernten Wildbret- Händler sehr billig sein, dazu sollte er eine Flasche Brön- nersches Jleckwasser packen und ein paar Tafeln Naphtalin, da sich auch dort Motten in den Schränken zeigten. Dann waren die kleinen Briefcouverts ausgeganzen, dann sollte ein neues Geduldspiel „Spinne und Flieg?' in einer be stimmten Spielwaren Handlung zu haben sein, welches fast noch geistvoller als die fidelen Schweinchen für die Kinder in der ländlichen Abgeschiedenheit eine absolute Notwendig keit fei, endlich ein Dutzend Luccaaugen, welche Lottchen so außerordentlich gttn isse und dazu eine Tinktur gegen die Mücken. Herr Rechtsanwalt erfüllt in der den Juristen eigentümlichen Gewissenhaftigkeit alle ihm übertragenen Kommissionen, kaust noch für seine liebe Martha — für sich selbst begehrt das gute Weibchen eben gar nicht« — einen wag-nradgroßen Gartenhut mit weißen und rosa Bändern, zu 2,50 M im Ausverkauf und kommt andert halb Stunden später, als er sich vorgrnommen hatte, mit sieben ungleichen Paketen in seiner Kanzlei an, erhitzt und wider willig sich über die massenhaften Eingänge stürzend, welche der Herr Bureouvorsteher mit devoter Geste vor ihm aus- gebrntet hat. Er arbeitet drei, vier Stunden — nicht ohne sich zwischendurch einmal durch eine vom Diener geholte Echte zu stärken, dann längt er an, auf den Regulator und vergleichend auf feinen kleinen Taschenfahrplan zu blicken. Er hat seiner lieben Martha heute morgen ver sprochen, recht früh zum Abendbrot zu kommen. Sie hat ihm neben anderen Zugmitteln seine Lieblingsspeise, eine Satte Dickemilch zurechtgestellt und die Kinder wollten einmal unter seiner Leitung eine kleine Kahnparti« machen; sie allein wagten die« nicht. Jetzt kommen einigeFreunoe und wollen ihn zu einer gemeinsamen Reste nach dem Grunewald adholen. „Bedauere, ich muß nach meiner Sommerfrische" —. E« thut ihm ernstlich leid. Jetzt bringt ein Eilbote mit roter Tasche einen Rohrpostbrief mit einem Brllet zum Debüt einer hochgefeierten Sängerin. Billet« waren sonst gar nicht mehr erhältlich, da» gegen wärtige ist durch einen Zulall einem Freunde überflüssig ge worden Der Hr Rechtsanwalt sitzt wie ein Tanta»»« mitten in den großstädtischen Abendgenüssen, er darf nicht zugreifen, denn der Abend gehört der zehn Meile» ent fernten Sommerfrische. Er kommt sich vor, wie Hans Helling, halb Mensch, halb Dämon, oder wie Melu sine, welche sich allnächtlich in ta« Fischweib ver wandelt. Eben hat er sämtliche Versuchungen über wunden, alle Anordnungen zurückgelaffen und steht mit seinen sieben Kolli» zum Fortgehen bereit, al« eine Klientin erscheint, welche sich notorisch niemals unter zwei Stunden bescheidet Er will sie an seinen Bureauvorsteher weisen, sie bitten, morgen wiederzukommen : umsonst Die Sache ist dringend, sie sitzt bereits und hat ihre "Papiere weit über den Tisch ausgebreitet In nervöser Aufregung sendet er eine Depesche an sein« Frau, nicht mit dem Abendbrot aus ihn zu warten. Die Dame aber übertrifft sich beute selbst, die Schreiber sind bereit» alle gegangen, der Bureauvorsteher schraubt die Lampen herunter und sie sitzt noch immer. Der Hr Rechtsanwalt hat zwar in seiner Aufregung von der ganzen Angelegenheit kein Wort be griffen, aber die Höflichkeit erfordert doch, daß er aushält. Als sie endlich mit der Ankündigung geht, daß sie heute nur eine Art vorbereitend:! allgemeiner Übersicht gegeben habe, der nächstens eine detailiertere Ausführung folgen solle, ist es bereits 10,35 und er fährt zur Bahn, in der sicheren Überzeugung, zum letzten Zuge nicht mehr zurecht zu kommen Er täuschte sich nicht, aber es giebt glück licherweise noch einen allerletzten, der eine Stunde später abfährt. 12,18 ist er am Ankunftsort. Eingeschlafea wäre er bald über die Station hinausgefahren, aber er springt durch die vom Schaffner eiligst geöffnete Thür, selbstverständlich mit Zurücklassung der gekauften sieben Sachen, welche die Reise fort setzen Es ist pech dunkel. Das Dampfboot geht nicht mehr, keiner der Seinigen hat ihn empfangen, obwohl er depeschiert hat, daß er verspätet komme und er stiefelt ziemlich miß gestimmt eine Viertelstunde über die aufgeweichte Chaussee, alle Augenblicke an einen Baumstamm oder Zaun an stoßend. Endlich steht er vor der Villa. Er kommt sich vor, ausgesperrt wie Heinrich IV. vor Canossa und dann auch wieder wie Richard III.; denn alle Hunde der Villen kolonie haben der nächtlich vorübertastenden Gestalt nach gebellt Nach längerem Klingeln wird Licht, das Haus wird lebendig. Madame erscheint im Nachtkleide. Innige« Bedauern, man wäre zu sechs verschiedenen Zügen am Bahnhofe gewesen und hatte nicht mehr an das Wieder kommen geglaubt Die Depesche wcr natürlich, da die Station leinen Nachtdienst hat, nicht bestellt worden Hungrig geht der abgehetzte Mann zu Bett, das Abend brot haben die Kinder aus Verzweiflung aufgegessen und selbst die satte dicke Milch verschwand unter ihrem Schmerz um den nicht anoekommenen Vater. Aber die mitgebrachten Sachen — die opferbereite Gemahlin ist bereit, noch nächtlich ein paar Rebhühnchen zu braten Prosit Mahlzeit, die sieben Sachen befinden sich augenblicklich aus dem Wege von Brandenburg nach Magdeburg und die Rebhühner werde» auf die nachgesandte Depesche, eine» Tages mit einem Kaut tt<>ut ins Haus fliegen, der schon nicht mehr schön ist. Aber morgen früh! Das Wetter ist köstlich, besonder» erfrischend in den Vormittagsstunden. Wir wollen mit de» Kindern einen Ausflug machen und auk der und der Höhe, wo cs so vortreffliche Butter und so herrlichen Schinken cicbt, unser Frühstück einnehmen. Frommer Wui'sch! Morgen früh um 10 Uhr ist Hr Rechtsanwalt wieder Großstädter, er hat mehrere Termine, die er nicht versäumen darf. Früh, ehe die Kinder, welche ihre Lang- schläserei in der schönen Nairn mit »»geschwächten Mittel» fortsetzen, aus dem Bette sind, muß Hr Rechtsanwalt auf den Weg. Eilig stürzt er noch sein Frühstück hinunter, giebt den druselnden Kleinen in ihren Betten einen flüch tigen Kuß und eilt, von seiner treuen Ariadne im Morgen kostüm begleitet, zur Dampsschifflandestelle. Sie steckt ihm noch rasch einen neuen Zettel mit Kommissionen in die Rocktasche, giebt ihm einen eiligen Abschiedskuß auf die Lippen und patsch, patsch sitzt der Frosch im Wasser, dre Amphibie im flüssigen Element, um wenige Minuten später Eisenbahn, eine Stunde daraus Pferdebahnpasfagier und Spreeathener zu sein. Beneidenswertes Mittelding, nicht Fisch, nicht Fleisch. Aber die Amphibien werden eine« Tage» aussterben, sie werden Landtiere werden oder Flossen bekommen und mit den Fischen um die Wette schwimmen. Ernes Tages wird auch dcr Hr Rechtsanwalt auswachstn vor Ärger, und enlweder seine Familie hübsch bei sich in der Stadt halten oder sein Geschäft auf geben, sich eine Villa kaufen und mit jenen zusammen sommerfrischeln. * Der Wettkampf der Lastträger in der Pariser Ma schinenhalle, über die wir gestern berichteten, ist heute zum Ab schluß gekommen. Ter Sieger ivar Soustcre, der um '/,12 Ühr seine 100 lcw zurückgelegt hatte. Aber in welchem Zustande kam er am Ziele an! 10 Minuten hin durch konnte man glauben, daß er den Geist aufgeben werde. Seit Mitternacht schon war sein Gang ein sehr schwankender gewesen. Er marschierte, wie bewußtlos, Mit keuchender Brust. Im letzten Augenblick schien er, kaum 200 m vom Zielpfahl entfernt, zusammenzubrechen. Man setzte ihn auf einen Stuhl, gab ihm Champagner und Kaffee zu trinken; er stöhnte: „Laßt mich! ich bin tot." Aber der Anblick eines Nebenbuhlers, der den Lauf sort- setzte und an ihm vorüberging, gab ihm plötzlich neue Kräfte. Er raffte seinen 100 lc^ schweren Sack auf, warf diese Last selber auf seine Schulter und lief im Schnell schritt nicht nur bis zum Ziele, sondern noch 200 m über dasselbe hinaus, worauf er den Umstehenden in die Arme fiel. In den letzten Stunden hatte er sich, von der Hitze gepeinigt, die Kleider stückweise vom Leibe gerissen. Man trug ihn in seine Kabine, und nach einer Abwaschung «ar er im stände, sich anzukleiden und den Wagen auszusuchen, der ihn zu einem Badehause führte. Der erste der kon kurrierenden Neger, Ahivi, hatte schon gestern abend '/,12 Uhr seinen Laus vollendet, aber er trug nur 50 dß. — Auch in Pari» ist man der Ansicht, daß nun doch der Augenblick gekommen sei, gegen solche barbarischen Spiele entschieden zu protestieren * Eine der vornehmsten Opiumhöhlen, die der Madame Goldie Smith zu NewUork, wurve dieser Tage von der Polizei aufgehoben Vierzehn Männer, lauter Ge- schästtleute, Künstler und Journalisten mit gut klingenden Namen, welche die Polizei geheim hält, wurden rerhaftet. Außerdem fielen der Polizei auch Madame Goldie selbst, rin schöne« Weib, und drei andere schöne junge Frauen in die Hände. Ausstattungen für die Opiumrauchrr im Werte von 15000 Dollar« wurden mit Beschlag belegt. Von der „Höhle" selbst, wie si« bei der Überrumpelung gefun den wurde, giebt eia Eingeweihter folgende Schilderung: Ein junge! Weib in orientalischer Kleidung, mit verschleier tem Gesicht, von dem nur dte großen schwarzen Augen sichtbar sind, hebt den schweren, seidenen Vorhang, welcher da« Empfangszimmer von dem Korridor trennt, und läßt den Besucher sich mit auf dcr Brust gekreuzten Händen tief verneigend eintretcn Der Fuß sinkt tief in die weichen persischen Teppiche Lautlose Stille herrscht in dem großen) hohen Zimmer. Da» Tageslicht ist durch schwere Vorhänge am Eindringen verhindert Anstatt der Tapeten bedecken koftbrre, künstlerisch geraffte Tücher die Wänve.
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