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Dresdner Journal : 26.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-26
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1893
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, 000 Frage" eu'erseilL in Wien, andererseits in St. Peters burg findet, besonders scharf zum Ausdrucke kam. Man hätte daher eine, trotz dieses trennenden Gegensatzes beginnende wärmere Gestaltung der österreichiich- r issischen Beziehungen doppelt hoch zu schätzen und man würde es sicher mit Genugthuung begrüßen, wenn die in jenem Sinne verbreiteten Gerüchte und Borau-setzungen durch die Worte der maßgebenden Wiener Politiker Bestätigung fänden. Auf einem anderen Gebiete könnte die bevorstehende parlamentarische Beratung Aufschlüsse liefern, welch.r eine nur im dürftigsten Maße vorhandene Kenntnis der thatsächlichen Verhältnisse ergänzen würden. Wir meinen dies mit Bezug auf den derzeitigen Stand der zwischen Österreich Ungarn und der römischen Kurie schwebenden Fragen. Die Lage ist aber hinsichtlich jener Fragen kaunr eine derartige, daß mau in Wien zu weitgehenden ausklärenden Äußerungen geneigt sein kann. Die allgemeinen Gegensätze, welche die Kurie von den Dreibundmächten trennen, bedürfen keiner neuerlichen besonderen Erörterung und die in Ungarn aufgetauchten Konfliktsanzeichen würden weder durch voreilige Hinweise auf einen unvermeidlichen Kampf, noch durch Andeutungen über eine mögliche, aber heute nicht wahrscheinliche Verständigung beseitigt. Außerdem wachen die Ungarn sorgsam darüber, daß ihre kirchenpolitischen Angelegenheiten ausschließlich der Wirksamkeit der Buda-Pester, nicht der gemeinsamen Wiener Regierung zugewiesen bleiben — ein Anspruch, welchen der Minister deS Äußern, Graf Äalnoky, stets beachtet hat. Auö dem Gesagten ergiebt sich, daß ein bewegter, das allgemeine Interesse kräftig anregender Gesamt verlauf der Wiener DelegationSsession nicht zu gewär tigen ist, insoweit wir die Erörterung der auswärtigen Politik in Betracht ziehen. Effektvolle Zwischenfälle mögen allerdings eintreten, wenn die Jungtschechen das Bedürfnis empfinden, die Zahl ihrer RühmeS- thaten durch neue skandalöse Leistungen zu vervoll ständigen Die Mitglieder dieser Partei ermüden nicht in dem Bestreben, ihr Vaterland vor dem AuS lande bloßzustellen und sie dürften daher auch dies mal die Gelegenheit benützen, um ihren panslawisti schen Gesinnungsgenossen durch Angriffe gegen die Dreibundpolitik eine Freude zu bereiten. Die Er fahrung, daß sie damit nicht Österreich Ungarn, son dern nur sich selbst kompromittieren, geht an den Fausthelden der Prager Landesstube spurlos vorüber und so werden diese vermeintlichen Politiker wohl auch diesmal irgend eine Kraftprobe liefern, welche die große Mehrheit der Delegierten zu entschiedenstem Eintreten für den Dreibund und die heutige Haltung Österreich-Ungarns veranlaßt. Damit werken sie nur bewirken, daß die Volkstümlichkeit der Bundespolitik des Nachbarreiches abermals eine überzeugende Be stätigung findet und daß die Thätigkeit der Delega tionen in verstärktem Maße jener vornehmsten Auf gabe dient, welche in der Kennzeichnung des innigen Zusammenhanges zwischen dem Vorgehen der Regier ung und den Wünschen der Bevölkerung zum Äus drucke gelangt. Lagcsgetchichte. * Berlin, 20. Mai. Se. Majestät der Kaiser erfreuen Sich in Prökelwitz deS besten Wohlbefindens, erledigen dort in gewohnter Weise die laufenden Re gierungsangelegenheiten und nehmen auch täglich Vor träge entgegen. — Die Börsenenquetekommission wird die Ergebnisse ihrer Beratungen in einem an den Reichs kanzler zu erstattenden Bericht zusammenfassen, zu welchem Zweck für die einzelnen Teile desselben auS der Zahl der Mitglieder der Kommission besondere Referenten bestellt worden sind. — Von einigen Seiten, namentlich auch von Deutschamerikanern, sind, wie bereits erwähnt, Geld mittel zur Verfügung gestellt worden, um unbemittelten jungen Leuten au« gewerblichen Kreisen den Besuch der Weltausstellung in Chicago zu erleichtern und ihnen damit Gelegenheit zu geben, sich in ihrem Fache zu vervollkommnen und die auf der Äusstellung zur Erscheinung kommenden Neuheiten zu studieren. Diese Mittel sind ohne jede Beschränkung auf ein be stimmtes Fach gewährt worden. Wie die „B. P. N." berichten, sind außerdem auch einzelne Summen für gewisse Berufszweige bestimmt worden So hat ein Süddeutscher eine namhafte Summe ausgeworsen, um insbesondere jungen Gerbern die Fahrt nach Chicago und den doetiaen Aufenthalt zu erleichtern. Es wäre Sonnabendvefper in der Kreuzkirche, nachmittags 2 Uhr. I) Pfingstfeier, Fuge für Orgel (O-ckur) von Carl Piutli. 2) „Komm, heiliger Geist", Pfingstmotette von Im. Faißt. 3) „DeS Tages Ahnung zittert durch die Flur", geistliches Lied (ox. l7 Nr. 6) von OSk. Wermann, gesungen von Frl. Marie Götze, Konzertsängerin hier. 4) „Gott ist mein Hirt", Soloquartett für 2 Sopran- und 2 Alt stimmen, gesungen von Frl. M Götze, Frl Elis Nagel, Frl. Marie v Wagner und Frau Bertha Schlegel. 5) „Oomive, all aäjuvanänm ms", sechsstimmige Mo tette von G A. HomiliuS. * Die Tiroler Hauptstadt Innsbruck wird ein öffent liches Kunstwerk erhalten, das nicht nur durch seine eigen artige Schönheit, sondern auch besonder» durch die mancherlei Wandlungen, denen die Bestandteile desselben seit fast drei Jahrhunderten unterworfen waren, allseitiges Interesse erregen wird. Nämlich im Jahre 1627 wurden im Auf trage Erzherzog Leopold« V, des damaligen Landesfürsten von Tirol, zum Zwecke der Herstellung eines Monumental brunnen« durch den Bilvhauer CaSpar Gra» in Inns bruck die Reiterstatue de» Erzherzog« und 10 Figuren, darstellend Nymphen und Tritonen, von dem Erzgießer Heinrich Reinhardt in Bronze gegossen Infolge politischer Wirren kam e« damal», zur Zeit de« dreißigjährigen Kriege«, leider nicht zur Vollendung de« Werke« und die bereit» hergestellten und prächtig gelungenen Figuren wurden nun auf verschiedenen Sockeln und von einander getrennt im ercherwgUchen Hofgarten und teilweise auch vor dem alten Theaie» ausgestellt Gelegentlich de» spanische. Erbtolgekriegt«, al« Kurfürst Mox Emanuel von Bayern in Tirol «infiel, wurden An o 17OS sämt- lich« Brunnenfiguren auf Befehl de« Kurfürsten nach zu wünschen, daß auch für andere bestimmte GewerbS- zweige Geldmittel zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt würden, damit daS deutsche Gewerbe möglichst vielseitigen Nutzen auS der auf der Ausstellung ge borenen Belehrung über die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Technik zieht. — Die „neue Fraktion" deS Herrenhauses war dem „D B. H." zufolge gestern mittag 12 Uhr zu einer Sitzung zurBeratung des Falles Baumbach zusammenberufen. Der Sitzung wohnten u. a. bei Fürst Pleß, Fürst PulbuS, Graf Frankenberg, die Oberbürgermeister Zelle, Boie (Potsdam), Bötticher (Magdeburg), Zweigert (Essen), l)r. Giese (Altona), Schmieding (Dortmunds. Den Vorsitz führte Professor Or. Dernburg. Die Debatte war sehr lebhaft. Ein Teil verurteilte ent schieden das Äuftreten des vr. Baumbach und ver- langte den Ausschluß de» I)r. Baumbach oder drohte mit dem Austritt aus der Fraktion. Der andere Teil mißbilligte auch daS Auftreten des De. Baumbach, erblickte aber keinen Verstoß gegen die Fraktion. Der Beschluß wurde vorläufig ausgesetzt — Die Landwirte Westfalens, an der Spitze Frhr. v Schorlemer, erlassen einen Wahlaufruf, welcher die Aufstellung besonderer Kandidaten an kündigt. Im programmatischen Teile deS Aufruss wird gefordert: „Sicherstellung des Friedens durch Erhaltung einer für die Verteidigung unserer Grenzen und zum Schutze des Vaterlandes hinreichend starken Armee." Im Zorn über die Schorlemersche Sezession schreibt die „Germania": Che uns vollendrle Tdalsachen eines andern belehren lassen wir nicht vom sesten Klauben, daß Westfalen auch ferner un erschütterlich an d m Zentrum sesthalten und nicht in eine wirt liche Spaltung und Trennung gegenüber der von den katho lischen Westfalen so hoch gehaltenen Partei einem Mann folgen wiid, der, was jetzt offen gesagt werden muß, schon feit vielen Jahren ein Seguer von Windthorst war und diesem tas Leben so oft verbitterte, einem Manne, der eine Zeitlang von ge wissen Kreisen — wir werden eventuell deutlicher reden — an Stelle Windtholfts, dem gegenüber Schorlemer doch recht klein ist, rum Chef des Zentrums ausersehen war, bi« man sah. d>h Windthorst im katholischen Volk: eine so unzerstötdare Liebe und Verehrung genießt, daß er nicht zu verdrängen war, einem Manne, der jetzt aus dem Boden landwirlschastltcher Interessen, die doch nirg- ndS bester gewahrt worden sind, als im Zentrum, eine Sezession /u erreichen sacht für seine anderen Politischen Austastungen, u. a. auch in b.-treff der militärischen Fragen. Hc. v. Schorlemer ist in fener ja aus ein Herzleiden zurück- zusührenden persönlichen Nervosität und Gereiztheit leider wobt schwerlich zu einer Zurücknahme seiner letzten Leistungen zu beweg-n. Wir setzen aber von der sprichwörtlichen blühe, Besonnenheit und Bewisteuhastigkeit dec westsälijchen Landwirte voraus, daß sie ihm nicht salzen. Stuttgart, 25. Mai Anläßlich des auf die Pfingsttage nach Eßlingen einberufenen 11. Bundes tages des württembergischen KriegerbundeS hat Se. Majestät der König Wilhelm von Württemberg, der durch die BeisetzungSfeierlichkriten in Arolsen an der persönlichen Teilnahme verhindert war, der„Nordd. Allg. Ztg." zufolge, nachstehendes Handschreiben an den Ehrenpräsidenten des KriegerbundeS, Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar Eisenach, gerichtet: „Euer Hoheit! Zu iminem großrn und aufrichtigen Be dauern ist cS mir unmöglich, persönlich, wie es meine bestimmte Absicht war, de> dem Berba dstage des württembergischen KriegerbundeS zu erscheinen. Ich hatte mich gefreut, die au- allen Teilen deS Landes herbeigeströnnen Kameraden willkommen zu heißen und ihmn zum ersten Male als P oteklor ihres Bundes meinen lande-väterlichen Gruß zu cn'dieten. Durch die gemeinsame Erinnerung an die Zeit ruhmvollster Ver gangenheit unseres deutschen Vaterlandes wcß und sühle ich mich eins mit den älteren Kriegen, meinen einstigen Kawpf- g» führten. Im Be trauen aus bcn Geist, der aus dem Borbilde der älteren auf die jüngeren ül-crgegangen ist und sich unter der irpiobten Leitung ihres Ehrenpräsidenten in ihnen jort- eniwickelt hat, bringe ich diesen jüngeren Kameraden meinen herzlichen Anteil und mein volles Interesse ert- gegen. Aber nicht nur der Vergangenheit gilt es zu leben, nein, auch im bürgerlichen Berufe, in welchem Stande auch immer der einzelne für sich und die S inen ein- zutreten Hai, gilt eS, die Gesinnungen zu bekunden und zu be- ihäligen, auf denen der Bund der Krieger beruht, aus denen er hervo gegangen ist. Dies: Bedingungen sind: Mu», Über- zeuqungstreue, Achtung vor der Obrigkeit und vor allem Liebe und Treue zu der Fahne, zu der rin sedir einst geschworen und die da» Sinnbild »st der Aufopferung fürs Vaterland, ver Liebe zur engeren und weiteren Heimat. In dieser ernsten Zeit, da Gesrhren von all n Seiten, von außen und innen HauS und Herd bedrohen und darum erhöhte Opfer zur Sicherung und Erhaltung des Deutschen Reiche- wie des all gemeinen Frieden- unabweisbar erscheinen, geziemt eS wohl, sich diese Pflichten, die jedes Mitglied de- Bunde- durch seine Zugehörigkeit zu demselben übernommen hat und zum Ausdruck bringt, zu vergegenwärtigen und sich b.-i solchem seftlichen An laste von neuem als seste Richtschnur de» Leben» und Wirken» ein j.der in seinem Teile in« H.rz zu prägen. Dies- Gesühle, die mich bewegen, Härte ich lieber mündlich meinen alten Kritg-ge führten und jungen Kameraden zu ernster Erwägung und Beherzigung übermittelt; durch die Verhältnisse daran ge hindert, bütr ich Euer Hoheit, sie mit meinem aus tiefstem Herzen kommend n königlichen Gruße ru derer Kenntnis zu bringen. Mit der Versicherung metnrr aufrichtig n Fr und- schasl verbleibe ich Euer Hoheit sreundwilliger Vetter und Neffe Wilhelm." Karlsruhe, 25. Mai. Auf Grund des Artikels 6 der Reich-Verfassung ist von Sr. Äönigl Hoheit dem Großherzog von Baden der Präsident de» Ministerium» der Finanzen Buchenberger zum Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden. Wien, 25 Mai. In der ersten Sitzung der österreichischen Delegationen wurde Fürst Windischgrätz zum Präsidenten gewählt. — In seiner Ansprache führte derselbe nach den einleitenden Dankes- Worten aus: „Die polnische Einsicht lehrt uut, daß die Machtstetung uud da» Aujthen der österreichisch-ungar-schen Monarchie mate rielle Anforderungeu an uns ftelli, welche befriedigt werden müssen. ES wird sich aber die Delegation nicht vethehlcn önuen, daß die Steuerkrast der Bevölkerung zum Teile bereit» in einer Weise angespruut ist, w.lche dir Möglich! ir einer weiteren Eteigeru-g als sraglich erscheinen läßt. Doß die Segnungen te» F-ietrnt dem Reche zu teil werten konnten, ersüllt gewiß rn» alle mit rückhaltlos»! Besrirdigung, und daß der europäische Friede auch ferner er»alten bleibe, drsür er blicken wir in dem Bunde der österreichisch ungarischen Mora-chi« mit den befreundeten Ncchbarmächten die Gewähr." Redner schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser. Zum Vizepräsidenten wurde R. v. Ja worski gewählt. — Die Betrachtungen der meisten Blätter gelten heute den Delegationen, denen über einstimmend ein ruhiger Verlauf vorhergesagt wird. DaS „Fremdenblatt" ist überzeugt, daß auch diesmal die gtwohule einsichtsvolle Vaterlandsliebe die Verhandlungen beh.rriche und die im Interesse der Gesamtmonarchie gestrll rn Anforderungen wieder jene- Verständnis finden weiden, da- die Delegationen seit jeher bekundet haben. In dem Verhallen der Delegation n gelangen die Wünjch« der Bevölkerung zum Aus druck, die eine sriedliche, ruhig uafere Stellung wahrende Politik verlangt So aber stehe e- bekanntlich nicht in allen Ländern Europas Im Weiten wie im Osten seien Strömungen, bald stäikrr, bald schwächer bemeikbar, die entg gen dem Willen der eigenen Regierungen, aus Befriedigung na-ionaler L.idenfchaftrn hindrängen. Solche Stivmungen, lange Zeit ungefährlich, können bei dem Zusamm ntreffen gewisfer, ihnen günst-ger Um stande mit einem Male bedenklich werden, und sich für solche Aug-nblicke vorzusehen sei die Ausgabe der Mächte, die sich und dem Erdteile den Frieden erhallen oder, schlimmstenfalls, sich zur Wehr setzen wollen. „Die a'teu, zur Genüge bekannten Gegensätze, d e Europa spalten, sind noch nicht geschwunden, und die ernstliche Friedeatli.br aller Regierungen genügt nicht, sie auS der Welt zu schaffen. Sie möglichst unschädlich zu machen, ist der Zweck, der bei der Schaffung des Dre'buntcS angeftrebt wurde und den dieser Bund der mitteleuropäischen Reiche durch seine, auf rine starke Heerekmacht gestützte Friedens politik zu erreichen hat. Die Kraflevtsaltung Otsterruch- UngarnS, Deutschlands und Italiens ist nach wie vor dir sicherste Flieden-bürgschast, und unter ihrem Schutze kann sich ruhig die innere Entwickelung, kann sich der Kulturfortschrilt allenthalben vollziehen. Zu diesem Fortschrit e tragen alle bei, die dem Vaterlande die unerläßlichen Opser bringen. Die Dele gationen sind es vor allem, denen diese Ausgabe obliegt, und wir begrüßen die Delegierten als die Männer, welche dir beiden Parlamente ausersehen haben, an dem sriedenschirmenden Werke lhätig mitzuwirken." Die „Presse" schließt ihre Erörterung mit den Worten: „DaS beste Kriterium für die heutige Situation der ö ie»reichi- schen Monarchie ist die Tha sache, daß Osterrelch Ungarn auf dem Kontinent rin größere« politisches Arisch n besitzt al- die» schon seit mehre»en Dezennien der Fall gewesen, laß die Arm e anerkannt und gcachet dastehr wie die irgend einer anderen Großmacht, und daß infolgedessen der habsburgischen Monarchie als FriedenSerhalterin wie als krieg-bereitem Blliierlcn eine e sie und maßgebende Stimme im Rate der großen Völker und Straten zukommt. Unter diesim erfreulichen und erhebenden Gesichtepunkte beginnen die Del-gationen ihre Thi tigkert, die einen glatten uno allgemein l »friedigenden Verlauf nehmen möge." — An dem GcsamterfordcrniS des gemeinsamen Staatsvoranschlages partizipiert das gemeinsame Heer mit 127003828 fl., die Marire mit 12477680 st, das außerordentliche Erfordernis für die Truppen des Okkupationsgebietes beträgt 3 610000 fl, d. h. 2000 fl. weniger als im Vorjahre. — Aus der Begründung des ordentlichen Erfordernisses des Kriegs ministeriums ist dem gestrigen telegraphischen Be richte noch folgendes hinzuzufügen: Die das Mehr- ersordernis bedingenden Maßnahmen betreffen eure Vermehrung und Unterhaltung des Bestandes an Offi zieren und Mannschaften der bestehenden Formationen, sowie die Bildung von Neuformationen und eine Ver besserung der Ausrüstung. Die Maßnahmen zur Ver mehrung der Offiziere erfordern 479573 fl., die Stärkung dcs MannschaftS- und des Pferdebestandes 1 244302 fl. Neu ausgestellt werden sollen fahrende Batterien, sowie 2 weitere CadieS für die mobilen Belagerungsbat terien. Sämtliche Hauptleute der Infanterie und der Jäger sollen succesuve beritten gemacht werden. — Das außerordentliche Erfordernis des Kriegs ministeriums im Betrage von 14576565 Fl. wird begründet durch die Komplettierung der Krieg-Vor räte, durch UnterkunftSerfordernlffe und Bauten. Zur Fortsetzung der Beschaffung von Repet'krgrwchrcn und Karabimr für rauchlose- Pulver wird die vierte Rate mit 1400000 Fl verlangt, für die Beschaffung von Brisanzgeschossen für stahlbronzene Belagerungsgeschütze die zweite Rate mit 100000 Fl, für die Umwand lung des Materials der reitenden Batterien für 9 cm- Kaliber die letzte Rate mit >00000 Fl, für die Ver stärkung der Armierung einiger fester Plätze durch Geschütze neuer Konstruktion 300000 Fl., für die Ein führung deS lauchlosen PulvcrS die vierte Rate mit 200000 Fl, für Eisenbahnbrücken 100000 Fl, für transportable Feldbahnmaierialien 400000 Fl, für die Anschaffung tragbarer Zelte 400000 Fl., für fortifi- katorische Maßnahmen werden 1450000 Fl. gefordert, welche Forderung der Neichrkriegsminister mündlich be gründen wird. Für die Stand» serhöhung der Compagnien bei50Jnfanterieregimentern werden 84OOOOFI gefordert. — Nachdem in der Sitzung der Delegationen der Minister Graf Kalnoky da- gemeinsame Budget vor gelegt hatte, wurde der BudgetauSschuß und der Petitionsausschuß gewählt. Die Jungtichechen be schwerten sich auf das Heftigste darüber, daß kein Ver treter deS böhmischen Volkes in den BudgetauSschuß gewählt worden sei und erklärten, sie erblickten darin eine Brüskierung und Ausschließung der ganzen böhmischen Nation, vr. v. Plener erklärte hierauf, r» habe die bestimmte Absicht aller Parteien vorgelegen, mit der jungtschechischen Partei, welche sich durch ihr Benehmen außerhalb der Grenzen des parlamentarischen Anstande- gestellt habe, nicht weiter zu verkehren. Es handele sich nicht um die Ausschließung der böhmischen Volkes; e- müsse zwischen den Führern der Jung tschechen und den guten patriotischen, ordnungsliebenden Elementen des böhmischen Volkes ein Unterschied ge macht werden. Der Zwischenfall war damit erledigt und die Sitzung wurde geschlossen. — Die Leichenfeier für den ehemaligen Minister Ritter v. Schmerling nahm einen überaus würdigen und imposanten Verlauf. Die Einsegnung der Leiche fanv in der Schottenkirche statt Zu derselben waren erschienen: Se. Majestät der Kaiser, mehrere Erzher zöge, die Minister, zahlreiche Hof- und Staatswürden- träger, die Präsidien de- Herrenhauses und des Ab geordnetenhauses, zahlreiche andere Mitglieder beider Häuser und daS Präsidium des Gemeinderates. Von dem Rathause und dem ParlamentSgebäude wehten Trauerflaggen. In den Straßen, welche der Trauer zug passierte, waren die Gasflammen angezündet; eine dichtgedrängte Menge hatte zu beiden Seiten der Straße Aufstellung genommen. Nach der Trauerstier in der Scholtcnkirche erfolgte die Überführung der Leiche nach dem Hietzinger Örtsfriedhof, wo die Bei setzung staltfand. An der Gruft hielten der Vizeprä- sivent Fürst Schönburg im Namen des Herrenhauses und v. Plener im Namen der deutschen Linken An sprachen. — Auf dem Philologenkongreh traten heute vormittag die Sektionen zusammen. Die archäologische Sektion wählte Professor Conze Berlin zum Ehren präsidenten, die englische Seklion wählte Professor Schipper-Wien, die historisch geographische Professor Oberhummer - München zum Vorsitzenden. Darauf wurde die Plenarversammlung durch den Präsidenten Hofrat v Hartel mit der Verlesung der Antwort de» Kaisers auf da- Huldigungstelegramm eröffnet. Die Antwort hebt hervor, der Kaiser werde die Beratungen des Kongresses mit reger Teilnahme und mit dem Wunsche begleiten, daß daraus für Beruf und Wissenschaft ein gemeinsames geistiges Streben und ein wesentlicher, dauernder Gewinn erwachsen möge. Paris, 24. Mai. Die Ausweisung der beiden französischen Abgeordneten Barly und La- mendin aus Brüssel hat die sozialistische Gesellschaft in große Aufregung versetzt. Die „Dobats" be merken hierzu: „Wenn wir gut untenichtet sind, Io wurde diese Maßregel dmch die Rolle verarlaßt, welche Ba-Iy und Lameudin vor mehreren Monaten bei den Ereignissen »in PaS de Calais gr- ipielt haben. Tie französischen Arbeiter wollt n bekanntlich ihr« belgischen Kameraden aus den Werkstätten, in welchen sie ihr Brot verdienten, vertreibe«. Man hat nicht vergessen, welchen Ouälrreieu die Belgier bei dieser Gelegenheit au-gesrtzt waren. Anstatt aitt d e Beith vichtigung der Gemüter drnzu- ardeiten, nahmen BaSly und Lameudin sür die französischen Aibeitrr, ihre Wähler, Partei. Eie hatten vielleicht diesen Vv'sall vergessen, aber in Brüssel erinnerte man sich an dru- selben; uud man muß wohl gestehen, daß -hre Lu-weisung au« Belgi n eine weniger harte und unbillige Maßregel ist, al- es die Vertreibung der belgqch n Arbeiter auS dem P>S de Lalai» gewesen wär«. Etwa« wechselseitig« Dukdsamktlt ist, w:r die Herren jetzt s Yen, gute Politik." Ähnlich urteilt der „Tempi", indem dieses Blatt u. a. folgende- schreibt: München entführt, von wo sie jedoch, noch diesem un freiwilligen Ausfluge der Nymphen und Meergötter durch Reklamation der österreichischen Regierung nach zwei Jahren wieder an die tirolische Landeshauptstadt Inns bruck abgeliesert werden mußten. Fast ein ganze« Jahr hundert ruhten nun die Herrschaften aus Bronze auf ihren Postamenten im Hofgarten, von wo sie im Kriegs- jahre 1809 entfernt und geborgen wurden, um jedoch 1810 ihre Plätze wieder einzunehmen. Sechzehn Jahre später wurde die Reiterstatue de» Erzherzogs auf dem Platze vor dem heutigen Stadttheater ausgestellt, wo sie auf einem viel zu großen Sockel di» in die neueste Zeit verblieb und bezüglich ihre» unförmlichen Pnstamente» die Kritik eine» jeden Kunstfreundes herauSsorderte. Die übrigen Bronzefiguren waren seit jener Zeit im Schlöffe Ambras m einem Magazin oder dergleichen unter- gebracht und schienen dort der gänzlichen Vergessenheit anheimzufallen. So hatte e» also den Anschein, al» ob da» halbvollendete Werk de« kunstsinnnigen Erzherzog» Leopold sür immer unausgeführt bleiben sollte, um so mehr, al« auch die besonders schön gegossene Brunnen schale gegen Schluß de« vorigen Jahrhundert« verkauft worden war, um au« dem Erlös derselben im Hofgarten hölzerne Zäune und Bänke anfertigen zu kaffen. Schließlich ist aber doch noch eine W-mdung in anderem Sinne «in- getretcn. Vor drei Jahren verfaßten nämlich Architekt Joh Deininger und Bilvhauer Heinrich Fuß in Jndbruck da«Projekt zu einem Monumentalbrunnen, bei welchem jene Kunstwerke au« Bronze ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß Anwendung finden sollten, und im letzten Winter beschloß der Gemeinderat von Innsbruck, welchem vom k. u k Oderhofmeisteramte zu d,efem Zwecke die Bronzefiguren überlasten wurden, die Ausführung diele« Prostkte« Dit zchnköpstge Familie der Trilonen und Nymphen und der zierlichen Meer lindlein wurde nun also au« ihrem Verließe wieder hervor- getolt, an« Licht der Sonne und nach langer Treruurna an dem Marm orbaffin und der Säule de» Monumental Zur hundertjährigen Ertäätni-feier der Araulnktrche zu Dresden. Morgen vor 150 Jahren, am 27. Mai 1743 befand sich nach vielen Mühen und Sorgen der Rat der Stadt Dresden endlich in der glücklichen Lage, den kupfervergol deten Knopf und da« eiserne Kreuz auf di« Laterne seiner Frauenkirche setzen zu lasten Man vollendete hiermit ein Werk, da« nunmehr ein Wahrzeichen für die sächsische Resieenz, ein Hauptcharaktenstikon in ihrer Silhouette werden sollte, ein Gotte-Hau«, da« weit über di« Grenzen der engeren Heimat binau« bekannt und berühmt ge- worden, und da« in der Geschichte der Architektur de« 18. Jahrhundert« eine hervorragende Stellung ernzunehmen berechligt ist Anderthalb Jahrhunderte hindurch steht der Pol« Kuppelbau da, fest und unerschüttert von der Zetten Laus, unverührt von den Wetter- und Kriege«pürmen, die darüber brunnen« vereinigt, über welchen auf entsprechend au»- xeführtem Postamente die Reiterstatue Leopolds V. thronen wird. Unter der letzteren schießen au« Löwen köpfen die Wasserstrahlen auf leichtgeformte, von Putti« getragene Muschelschalen und aus denselben in da» Bassin hernieder, an welchem die waflerspmdenden Tritonen und Nymphen ihre» El'mente» sich freuen werden. Der Leopoldbi unnen wird nun aber — den be wegten Schicksalen d-rse« Kunstwerke» entsprechend — auch jetzt nicht sofort auf seinem künftigen Standplatz« vor den Innsbrucker Stadtsälen ausgestellt, sondern er ist bestimmt, eine d«r interessantesten unter den vielen Sehen-Würdig keiten der Tiroler Landesausstellung zu bilden, rn deren Haupthalle zur Eröffnungsfeier am 1b. Juni zum ersten Male die vom Ingenieur Franz S«if zur AuSsühru» g gebrachten Wasserkünste de« vor bald drcrhundert Jahren begonnenen Brunnens spielen rverden hinbrausten, al« ein redende« Zeugnr« für da« Unrecht und den Unverstand, sür die Kleinmütigkeit und Gehässig keit, welche der Vollendung de« Ganzen immer wieder von neuem hemmend entgegengetreten waren. Anderthalb Jahr hunderte hindurch giebt diese» Meisterwerk de« protestan tischen Kirchenbaue« Tausenden und Abertausenden von Menschen Kund« von dem unermüdlichen, energischen und zielbewußten Vorgehen, von dem künstlerischen und tech nischen Können seine» Erbauer«, de« Dresdner Rat«- zimmermeister» Georg Bähr». Dieser Tag hat nun der König!. Hofverlags buchhandlung von Wilh. Baensch, Dresden, Gelegenheit gegeben, die völlige Fertigstellung einer schon lange vorbereiteten Monographie über die Frauenkirche zu be wirken. Sie hat damit nicht nur einem begreiflichen Wunsche vieler, sich am GedächtnStage mit di«srm Baue einmal eingehender zu beschäftigen, sondern auch einem langgefühlten Bedürfnis der Fachleute Rechnung getragen. Denn wo» wir bisher an Beschreibungen über die Dresdner Frauenkirche besaßen, war bei den fehlenden Plänen und den dadurch hervorgerufenen Trugschlüssen nicht genügend, um die Entwickelung derselben in ihren einzelnen Phasen richtig würdigen zu können „Die Frauenkirche zu Dre«den, Geschichte ihrer Entstehung von Georg Bähr» frühesten Entwürfen an bi» zur Vollendung nach dem Tode de» Erbauers von Or Jean Lom» Sponsel." Dresden, 1893. 4 Lfg. 24 Tafrln. In diesrm Werke, über besten beide ersten Lieferungen ich an dieser Stelle vor kurzem berichtete, schildert der Verfasser die Entstehung und Erbauung der Kirch«, die Veränderungen, welche di« Planung mehrfach erfahren hat, und die vielen äußeren Schwn-rmknte»,, gegen die der Baumeister zu kämpfen hatte, in eingeHenker Weise Denn — wa« da« letzter« anlangt — mrt der Errichtung der Frauenkirche ist eine förmliche Leiden «geschützte ihre« Erbauer» auf« engste «rknüpft Wahrlich, ei« ander«
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